Sind Antidepressiva wirklich wirksam?

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  • Interessant. Das war mir nicht bekannt, dass es keine klaren Nachweise für eine Wirksamkeit über den Placebo-Effekt hinaus gibt

    Alleine aufgrund der Datenlage aus klinischen Studien scheint man bisher also keine klare Aussage zur Effektivität von Antidepressiva treffen zu können.

    Sind Antidepressiva wirklich wirksam?
    Antidepressiva sind eines der meistverschriebenen Psychopharmaka. Trotzdem wird ihre Wirksamkeit immer wieder angezweifelt. Was weiß man sicher?
    www.quarks.de

  • Dass von den interessierten Firmen, welche die Forschung ja finanzieren, nur Studien mit positivem Wirkungsnachweis publiziert werden, ist ein grosses Problem der Forschung. Statistisch gesehen entspricht es einer Poat-Stratifizierung der Datengrundlage, die Aussage wird damit auf eine Teilmenge von Probanden eingeschränkt, natürlich ohne dass das so gesagt wird.


    Bei Depressionen scheint mir wichtig, dass die Betroffenen sich als Patienten mit einer Krankheit sehen und nicht als selbst schuld an ihrem bloss eingebildeten Leiden. Die Abgrenzung einer Depression gegen Charakterschwäche (Weichei, kein Druchhaltevermögen, gibt immer gleich auf, kann nichts usw.) ist schwierig.

  • Bei Depressionen scheint mir wichtig, dass die Betroffenen sich als Patienten mit einer Krankheit sehen und nicht als selbst schuld an ihrem bloss eingebildeten Leiden

    Meinen Erfahrungen nach ist das nicht das Problem. Viel wichtiger wäre, dass das Umfeld das auch als solches erkennt und akzeptiert. Es ist in der Gesellschaft noch nicht ganz durchgedrungen, und die mesten Leute stehen dem hilflos gegenüber. Wenn du Schnupfen hast, rät dir jeder zum Inhalieren,... wozu auch immer. Diese Krankheit/Diagnose in all ihren Abstufungen ist aber äußerlich im Regelfall kaum oder nur schwierig erkennbar wenn man den Menschen nicht sehr gut kennt. Aber das ist gar nicht das Thema...

    Ich bin kein Mediziner und kann keine Studie vorlegen. Ich kann nur aus meinen Erfahrungen in meinem näheren Umfeld und von Erzählungen mir sehr nahe stehender Menschen berichten. Dieses Zeug wirkt. Ganz fix. Aber: man muss aufpassen. Teilweise machen die sogar abhängig. Pulver führen ja kein Gespräch mit dir oder therapieren dich in dem sie auf dich eingehen! Die machen was im Körper. Nehmen Einfluss auf Körperfunktionen. Und nicht jede Pulver wirkt bei jedem gleich gut. Manchmal gar nicht. Fix ist: in dem Bereich ist noch viel Forschungsarbeit zu tun.

  • Meinen Erfahrungen nach ist das nicht das Problem. Viel wichtiger wäre, dass das Umfeld das auch als solches erkennt und akzeptiert. Es ist in der Gesellschaft noch nicht ganz durchgedrungen, und die mesten Leute stehen dem hilflos gegenüber.

    Da bin ich voll bei dir.


    Ergänzend muss ich allerdings einwerfen, dass Antidepressiva im Zweifelsfall auch zu verabreicht werden KÖNNEN, weil der verordnende Arzt die Anamnese nicht gründlich durchgeführt hat.


    In den USA ist es zum Beispiel zwingend erforderlich, vor der Verordnung von Antidepressiva eine bipolare Störung auszuschließen (bei einer Prävalenz von 5-10% je nach Datenlage macht das absolut Sinn) und eine bipolare Störung kann depressive Episoden haben, die sich aber signifikant unterscheiden von einer Depression. Hier Antidepressiva zu verabreichen hilft, schießt aber leider nur schneller übers Ziel hinaus als man gucken und gegensteuern kann. Ergo: Antidepressivum wirkt nicht erwartungsgemäß.


    Dann gibt es noch die depressiven Verstimmungen aufgrund von Übergewicht. Klingt bescheuert, aber das Fettgewebe kann in vielerlei Hinsicht hier hormonell aktiv sein. Und dadurch leider auch zu einer Depression führen.


    Und bevor Antidepressiva überhaupt eine messbare Veränderung der Symptome zeigen, vergehen in der Regel MINDESTENS 2 Bus 4 Wochen. Die Zeit und Geduld müssen Arzt, Patient und Umfeld des Patienten aber auch erstmal aufbringen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

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  • Und bevor Antidepressiva überhaupt eine messbare Veränderung der Symptome zeigen, vergehen in der Regel MINDESTENS 2 Bus 4 Wochen. Die Zeit und Geduld müssen Arzt, Patient und Umfeld des Patienten aber auch erstmal aufbringen.

    Und wie lange muss i.d.R. therapiert werden?

    Klar, jeder Fall ist anders, aber vielleicht gibts ja eine Faustregel?

    Oder müssen Betroffene die Medis über Jahre einnehmen?

  • Und wie lange muss i.d.R. therapiert werden?

    Hängt von der Diagnose ab. Zwischen einigen Monaten, bis eine medikamentöse Stabilisierung erreicht wurde und eine psychotherapeutische Behandlung bzw. Aufarbeitung überhaupt erst beginnen kann, über mehrere Jahre bis lebenslang ist alles möglich. Eine Faustregel gibt es bestimmt nicht. Bin ja kein. medizinischer Psychotherapeut, sondern nur Betroffener. Mittelbar und unmittelbar.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Mir halfen Adaptogene wie Eleuthero und insbesondere Rhodiola rosea wenns akut wurde. Ob Placebo oder nicht kann ich nicht genau sagen.

  • 2021 habe ich Antidepressiva bekommen wegen einen ziemlich heftigen Burnout, ich hatte damals eine schlimme depressive Episode und wollte allem ein ende setzen bevor der endgültige Zusammenbruch mich "Zwangsentschleunigt" hat.


    Mir wurden Antidepressiva verschrieben, es dauert mehrere Wochen bis sich eine Wirkung zeigt (Muss angereichert werden im Körper).

    Nach ca. 8 Wochen habe ich mich aber wieder entschieden es wieder schleichend abzusetzen.


    Wirkung: Ich hatte keine schlechten Gedanken mehr gehabt und fühlte mich auch nicht mehr unglücklich... ABER, ich habe auch fast keine Glücksgefühle mehr empfunden bzw. war sehr Antriebslos. Einige Sachen haben mir wesentlich weniger Spass gemacht (Gutes Essen, meine Hobbys, Körperliche Ertüchtigung mit meiner Exfrau).


    Was mir stattdessen geholfen hat: Verantwortung übernehmen und der Realität ins Auge sehen, ich habe mich bis anhin immer als Opfer der Bösen Welt gesehen und das ich doch ein armer Tropf bin. Seit dem hat sich mein Leben um 180 Grad gekehrt...


    • Mir ging es nicht schlecht bei der Arbeit, weil der Arbeitgeber schlecht war und zu viel wollte, Ich habe mich nicht genug gewehrt und nein gesagt.
    • Mir ging es nicht schlecht, weil meine Exfrau mir nicht gut tat. Ich habe mich entschieden so weiter zu leben und wollte keine Entscheidungen treffen die unbequeme Konsequenzen haben.
    • Mir ging es nicht schlecht, weil mir jemand verboten hat Sachen zu machen die mir spass machen. Ich habe darauf verzichtet um nicht diskutieren zu müssen.
  • Wirkung: Ich hatte keine schlechten Gedanken mehr gehabt und fühlte mich auch nicht mehr unglücklich... ABER, ich habe auch fast keine Glücksgefühle mehr empfunden bzw. war sehr Antriebslos. Einige Sachen haben mir wesentlich weniger Spass gemacht (Gutes Essen, meine Hobbys, Körperliche Ertüchtigung mit meiner Exfrau).

    Du berichtest exakt, was mir viele User der typischen Antidepressiva berichten. Im Prinzip dämpfen sie alles. Du wirst seelisch auf einen Flatliner gelimited, dazu bist du halt auch weniger depressiv, aber auch nicht mehr so glücklich. Das kann eine temporäre und lebensrettende Zwischenlösung sein. Ich habe dazu persönlich eine andere Ansicht, die ich aber nur auf mich anwende - ich fasse das Zeug nicht an.


    Verantwortung übernehmen und der Realität ins Auge sehen, ich habe mich bis anhin immer als Opfer der Bösen Welt gesehen und das ich doch ein armer Tropf bin. Seit dem hat sich mein Leben um 180 Grad gekehrt... .. .. ...

    Sehr gute Strategie. :) Meinen Glückwunsch.

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Du berichtest exakt, was mir viele User der typischen Antidepressiva berichten. Im Prinzip dämpfen sie alles. Du wirst seelisch auf einen Flatliner gelimited, dazu bist du halt auch weniger depressiv, aber auch nicht mehr so glücklich. Das kann eine temporäre und lebensrettende Zwischenlösung sein.

    Das Thema Antidepressiva sehe ich mittlerweile seit ein paar Jahren ziemlich zwiegespalten. 🤷

    Ja, in der Hinsicht bin ich fast schon dankbar, dass in meinen 20ern/30ern die Therapeuten psychologische Psychotherapeuten waren und keine medizinischen. Denn bei meinem Krankheitsbild wären Antidepressiva fatal bis tödlich fatal gewesen.


    Der Punkt: bei einer bipolaren Störung sind die normalen Phasen für die Umgebung eben normal. Die manischen Episoden werden von der Umgebung bestenfalls als "boah, hat der aber eine Energie" oder "wie kreativ der doch ist!" oder ähnliches beschrieben. Und vom Betroffenen werden diese Episoden sowieso schon mal gar nicht als krankhaft wahrgenommen. Da braucht man dem Betroffenen schon mal gar nicht mit kommen, einen Therapeuten aufzusuchen.


    Während die depressiven Episoden sich in ihren Symptomen gegenüber einer "regulären" Depression geringfügig unterscheiden: letzterer kommt abends nicht zur Ruhe, weil sich die Gedanken drehen und keine Ende finden. Ich hingegen hatte hingegen in meinen depressiven Episoden nie das Problem, abends einzuschlafen. Mein Geist war viel zu erschöpft, um irgendwas noch kreisen zu lassen. Dafür hat es am nächsten Morgen dann Stunden gedauert, um überhaupt mal einen Fuß aus dem Bett zu halten.


    Bei einer Prävalenz von mindestens 5%, je nach Quellenlage auch bis zu 10%, ist eine bipolare Störung erstaunlich wenig bekannte Erkrankung in der Bevölkerung und auch bei Ärzten (allen voran den Hausärzten) eine viel zu selten bedachte Erkrankung. Zumindest in Deutschland. In den USA sehen die Leitlinien seit mindestens 10 oder gar 20 Jahren vor, dass VOR der Verordnung von Antidepressiva ZWINGEND das Vorliegen einer bipolaren Störung ausgeschlossen werden muss. Die deutschen Therapeuten sind da in ihrer Anamnese weniger präzise scheint es mir. Jedenfalls jene, denen ich über den Weg lief.


    Und selbst mein letzter Therapeut, medizinischer Psychotherapeut, ist anfänglich in dieselbe Falle getappt bei mir und erst nachdem wir nach einigen Wochen aufgrund eines Tipps eines Freundes, der mich seit über 20 Jahren kennt, hatten wir die Anamnese noch mal neu aufgerollt und er via Differentialdiagnose quasi "auf Verdacht" Lithium verordnet. Nach gut zwei Monaten fing sich der Zustand an zu stabilisieren. Und nach gut einem dreiviertel Jahr sah er sich spätestens in seiner Diagnose bestätigt. Und dieser Therapeut war ein Arzt vor dem Ende seiner Laufbahn mit seinem Erstkontakt mit der bipolaren Störung in seiner Facharztausbildung. Und selbst er hatte mit mir eine harte Nuss vor sich! Da nehme ich es den übrigen Psychologen, psychologischen Psychotherapeuten und Hausärzten überhaupt nicht krumm, dass ich erst 30 Jahre und eine halbhährige schwere Depression bedurfte, bis mal jemand "endlich" die richtige Diagnose stellte.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)