Frage (historisch): Marschenfieber

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  • Die Malaria Tertiana gab es in Deutschland und Mitteleuropa ja schon in sehr häufiger Ausprägung in der Vergangenheit:


    Marschenfieber – Wikipedia


    Durch die Trockenlegung von Mooren und Sümpfen, Flussbegradigungen etc. wurden die Brutgebieter der Mücken ja quasi eliminiert, dadurch ist die Krankheit bei uns nahezu in Vergessenheit geraten.


    Heute gibt es ja wieder mannigfaltige Bestrebungen dem Klimawandel entgegen zu wirken, unter anderem durch Renaturierung von Mooren und Sümpfen zur natürlichen CO2-Speicherung und zur Wasseraufnahme, Flüsse werden weirder in ihren ursprünglichen Lauf gebracht ohne Uferbefestigungen um Überschwemmungen zu reduzieren etc.


    Hat jemand von euch eine Studie, die eine Übersicht gibt welche Konsequenzen damit verbunden sind was eventuell zurückkehrende Krankheiten anbelangt, die insbesondere durch Mücken übertragen werden. Gerade mit den steigenden Temperaturen und dann ggf. ansteigenden Zahlen von stehenden oder langsam fließenden Gewässern die Brutmöglichkeiten für die Mücken darstellen.


    Ich würde mir bei dem Thema gerne eine eigene Einschätzung bilden können, welche Wechselwirkungen zwischen Renaturierung und Krankheitserregern bestehen und wie sich das auswirken könnte. Dazu finde ich im Netz aber keine aussagekräftigen Publikationen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Mit der Datenlage zu Marschenfieber kenne ich mich leider nicht aus.

    Erweitere doch mal deine Suche um das Stichwort "Flughafen-Malaria". Hat zwar nur indirekt mit deiner Fragestellung zu tun, aber bei einigen Publikationen wird auch die Klimaerwärmung und deren Folgen bei der Verbreitung und Einschleppung von Malaria beleuchtet.


    Für diejenigen, die damit nichts anfangen können: Es gibt Fälle von Malaria, die ausschließlich auf Einschleppung von mit Malaria infizierten Mücken zurückgeführt werden. Das Spannende daran ist, dass nicht etwa das Flugzeugpersonal und/oder Passagiere bereits mit Malaria infiziert sind, sondern dass es Flughafenpersonal erwischt. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert ist aber vereinfacht gesagt mit einem Sechser im Lotto vergleichbar. Noch, denn wenn die klimatischen Bedingungen sich günstiger gestalten, wird es wenigstens zu einen oder gar einen zweiten Zyklus an Nachbrut geben, die ihr Unwesen treiben können. Und wenn die von Baerti beschriebene Renaturierung der Moore und Flüsse massiv vorangetrieben wird, wäre die Umgebung internationaler Flughäfen zuerst interessant zu beleuchten.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Da muss man sich schon sehr genau mit der Biologie der Überträger (Mücken, aber nicht nur) beschäftigen. Diese ist im Detail sehr kompliziert und bei jeder Art anders. Dies ist ein Hauptforschungsgebiet der Tropeninstitute und die Aussage Renaturierung -> mehr Sümpfe -> mehr Krankeiten ist so generell nicht richtig.


    Ein Hauptproblem besteht derzeit mit der asiatischen Tigermücke. Diese kann sich vor allem im Siedlungsgebiet vermehren. Früher waren nicht überdachte Altreifenlager ein ganz übles Vermehrungsgebiet für solche Viecher, aber auch Schrottplätze, vernachlässigte Baumateriallager, Schrebergartenareale, Viehtränken und so weiter kommen in Frage.

    Zur Bekämpfung ist es wichtig, dass man in den Gärten und Vorgärten keine Wasserpfützen hat, wie sie sich in Untertellern von Zierpflanzen usw. bilden. Regenwassertonnen sollten mückensicher abgedeckt werden, schon um die lästigen gewöhnlichen Steckmücken nicht zu züchten.

    Interessant in Bezug zum Thema ist es, wie die Amerikaner damals vor dem Bau des Panamakanals zuerst die Mückenplage zurückdrängen konnten, was eine Voraussetzung für die Vollendung des Projekts war.

  • Am Rhein (KABS) und auch an Teilen des Chiemsee-Ufers wird großflächig BTI-Granulat (Bacillus thuringiensis israelensis) ausgebracht.

    Bedingt durch diverse Naturschutzvereine gabs in einzelnen Chiemsee-Anrainer-Ortschaften Proteste, in deren Folge diese Ortschaften von der Ausbringung ausgenommen wurden - dafür beklagt dort nun das Gastgewerbe massive Umsatzeinbrüche, weil die Gäste Abends nicht mehr im freien sitzen können/wollen :person_shrugging:

    Interessant in Bezug zum Thema ist es, wie die Amerikaner damals vor dem Bau des Panamakanals zuerst die Mückenplage zurückdrängen konnten, was eine Voraussetzung für die Vollendung des Projekts war.

    Das CDC hat dazu einen Artikel:

    CDC - Malaria - About Malaria - History - The Panama Canal

    Es wurde ein integriertes Programm zur Stechmückenbekämpfung initiiert, das sieben grundlegende Programme umfasste, die strikt durchgesetzt wurden. Diese waren, in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:

    1. Entwässerung: Alle Tümpel im Umkreis von 200 m um alle Dörfer und 100 m um alle Einzelhäuser wurden entwässert. Bevorzugt wurde die Entwässerung im Untergrund, gefolgt von Betongräben. Schließlich wurden offene Gräben angelegt. Bezahlte Inspektoren sorgten dafür, dass die Gräben frei von Verstopfungen blieben.
    2. Mähen von Gestrüpp und Gras: In einem Umkreis von 200 Metern um die Dörfer und 100 Metern um die einzelnen Häuser wurde alles Gestrüpp und Gras auf weniger als einen Meter Höhe geschnitten und gepflegt. Der Grund dafür war, dass Moskitos keine offenen Flächen über 100 m überqueren würden.
    3. Ölen: Wenn eine Entwässerung entlang der grasbewachsenen Ränder von Teichen und Sümpfen nicht möglich war, wurde Öl hinzugefügt, um Mückenlarven abzutöten.
    4. Larvenbekämpfung: Wenn das Einölen nicht ausreichte, wurde ein Larvaciding durchgeführt. Zu dieser Zeit gab es noch keine kommerziellen Insektizide. Joseph Augustin LePrince, leitender Gesundheitsinspektor der Kanalzone, entwickelte eine Larvazid-Mischung aus Karbolsäure, Harz und Natronlauge, die in großen Mengen ausgebracht wurde.
    5. Prophylaktisches Chinin: Chinin wurde allen Arbeitern entlang der Baustelle in 21 Apotheken kostenlos zur Verfügung gestellt. Außerdem befanden sich Chininspender auf allen Hotel- und Speisetischen. Im Durchschnitt nahm die Hälfte der Arbeitskräfte täglich eine prophylaktische Dosis Chinin ein.
    6. Vorsorgeuntersuchungen: Nach dem großen Erfolg in Havanna wurden alle Regierungsgebäude und -quartiere gegen Stechmücken abgeschirmt.
    7. Tötung erwachsener Stechmücken: Da die Mücken nach dem Fressen in der Regel im Zelt oder im Haus blieben, wurden Sammler beauftragt, die erwachsenen Mücken, die tagsüber in den Häusern blieben, einzusammeln. Dies erwies sich als sehr wirksam. Die in den Zelten gesammelten Stechmücken wurden von Dr. Samuel T. Darling, dem Leiter des Labors des Gesundheitsamtes, untersucht. Die Kosten für die Tötung erwachsener Mücken beliefen sich auf 3,50 $ pro Kopf und Jahr für die gesamte Bevölkerung des Streifens.

    Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

    Speziell die Renaturierung wird uns da sicher wieder vor Probleme stellen, immerhin war die Malaria auch bereits in den Jahrhunderten vor dem Klimawandel am Rhein präsent:

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    Nachtrag:


    Hier noch ein "offener" Link zur diesjährigen Situation in Seebruck am Chiemsee:

    Stechmücken am Chiemsee: Werden sie zur Plage?
    Stechmückenschwärme, die über Restaurantgäste herfallen: Gastronomen beschweren sich über ungewöhnlich viele Blutsauger am Chiemsee. Doch ob wirklich mehr…
    www.br.de

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

    Einmal editiert, zuletzt von Lunatiks () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Zu bedenken wäre auch, das die ersten Überträgermücken für Malaria mittlerweile auch in Städten vorkommen.

    Früher war Malaria typisch auf dem Land verbreitet da die Überträgermücken sauberes Wasser zur Vermehrung benötigten. Seit etwa 2 Jahren haben sich die ersten Überträgermücken angepasst. Zumindest in Indien bzw. Bangladesch und Kenia soll es erste Malaria in bis dahin sicheren Städten gegeben haben.


    Dengue Fieber trat dieses Jahr auch schon am Gardasee auf. Dürfte also nur eine Frage der Zeit sein bis es auch Vorkommen in Deutschland gibt.


    Die Behörden haben mit etwas Glück einen lokalen Verbreitungsatlas bezüglich Tigermücken online.

    Etwa 5 Minuten von mir entfernt gibt es bekannte Vorkommen.


    Ein Moskitonetz dürfte in den kommenden Jahren fürs Schlafzimmer sicher eine Überlegung wert sein.