Das europäische Stromversorgungssystem im Umbruch

  • Herbert Saurugg und ich, wir haben unsere Gedanken zusammengefasst und stellen sie zur Diskussion. Ich finde, die Mitglieder dieses Forums sollten sich daran auch beteiligen können. Daher poste ich das Dokument im Anhang und bin auf die Reaktion gespannt. 🤔

    Vielen Dank für das Dokument. Habs schonmal überflogen. Sehr Interessant, viele Details.

  • Wieviele Leser habt ihr und wie lange hat man Zeit für ein Feedback?

    Habe eine Weile hier nur ein Smartphone und hab mal nur das Kapitel über Speicher gelesen und hätte da schon Anmerkungen.


    Grundsätzlich: Was ist der Zweck der Ausarbeitung? Geht es darum, die Thesen von Herrn Saurugg als Energieexperten "ein Blackout in den nächsten 5 Jahren ist zu erwarten" zu stützen oder um "neutrale Information"?

    Ist seine Tätigkeit zu dem Thema ehrenamtlich oder von kommerziellen Interessen mitgeprägt?


    Beispiel: Batteriespeicher hätten nur Prototypenstatus (sinngemäß). Tatsächlich sind Batteriespeicher in der PRL längst etabliert und von hoher Marktrelevanz.

    Man braucht von Batteriespeichern für ein System mit fast 100% EE Strom in DE auch nicht mehrere TWh an Kapazität, sondern vielleicht um die 200-300GWh. Dunkelflauten deckt man mit Gaskraftwerken ab. Zur Dimension hat die FZ Jülich eine Studie mit Wetterdaten aus 37 Jahren.


    Beide Technologien sind in der erforderlichen Dimension realisierbar und auch bezahlbar.


    Blackouts gab es schon immer und wird es auch in Zukunft geben. Es sind halt unvorhersagbare und meist zufällige Ereignisse. Niemand kann seriös einen Blackout prognostizieren.


    Und ja, darauf sollte eine Gesellschaft sich vorbereiten, die Energiewende sollte man nicht als Verursacher darstellen, sondern ausarbeiten, wie sie zur Lösung beitragen kann.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    2 Mal editiert, zuletzt von Cephalotus ()

  • Danke für die Fragen! Wir verteilen den Text möglichst breit und versuchen viele mit den Inhalten zu erreichen. Es geht um unabhängige Information, darum Ängste abzubauen, berechtigte und notwendige Sorge zu erzeugen um dadurch zur Vorsorge anzuregen. Diesem Ziel diente übrigens auch die These mit den 5 Jahren. Da bin ich durchaus nicht 100% einig mit Herbert, was ich z. B. auch in meinem Buch formuliert habe. Für mich ist ein Blackout ein zwar wahrscheinliches aber nicht exakt vorhersagbares Ereignis. Es ist ein mögliches Szenario mit großen Folgen und Schäden, die eine Rückkehr zum Status quo ante, zum vorherigen Normalzustand unmöglich machen. Zum Verständnis: ein Szenario ist eine von vielen möglichen Zukünften und keine Prognose. Deshalb lässt es auch keine eindeutige Aussage zu Beginn, Verlauf und beispielsweise Verhalten sozialer Gruppen zu.

    Auf jeden Fall bin ich mit Herbert Saurugg einer Meinung, dass zahlreiche aktuelle Entwicklungen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass aus dem Risiko eines Blackout Realität wird. Darum der Artikel.

    Wir sind uns auch einig, dass keiner den genauen Verlauf eines Blackout Szenarios von Anfang bis Ende beschreiben kann. Aber es gibt ausreichend wissenschaftlich abgesicherte Beiträge, die alle dazu führen, dass es für uns unverantwortlich wäre, nicht zu Warnen, nicht zu Informieren, nicht zu Erklären.

    Im Bewusstsein unserer Schwächen stellen wir das nicht - wie leider andere es tun - als unumstößliche Wahrheit hin, sondern sehen es als Anregung und Beitrag zu einer breiten Information und Diskussion.

    Daher habe ich den Text auch in dieses Forum gestellt, weil ich hier bisher sowohl gewisse (Vor-) Kenntnisse als auch Offenheit und Neugier gefunden habe, sich mit unbequemen Fragen zu beschäftigen.

  • Cephalotus .... die Energiewende sollte man nicht als Verursacher darstellen, sondern ausarbeiten, wie sie zur Lösung beitragen kann.


    Grundsätzlich einverstanden.

    Für mich ist es wesentlich, zu unterscheiden: nicht Wind-, Solar und andere Erneuerbare Energien sind "Verursacher". Der verzögerte Netzausbau, das nicht abgestimmte Ersetzen von konventionellen mit erneuerbaren Energiequellen, die politisch und wirtschaftlich motivierte Abhängigkeit von scheinbar billigen ausländischen Energiequellen, das Ankündigen von Alternativen (Speicher, Power to X, usw) ohne ausreichende und rechtzeitige Umsetzung, das Verschieben der Stromerzeugung von oben nach unten ohne gleichzeitige Ertüchtigung der Verteilnetze - das sind nur einige Schlagworte, die zum Themenkomplex Erneuerbare Energien gehören und die Versorgungssicherheit gefährden. Das kann man bei den Übertragungsnetzbetreibern auch nachlesen.

    Das ist also kein Bashing von EE, das soll auch nicht vor den klimarelevanten EE abraten!

    Es führt nur eben dazu, dass es nicht mehr selbstverständlich ist und auf absehbare Zeit bleibt, dass Strom aus der Steckdose, Wasser aus dem Hahn, Lebensmittel vom Discounter und anderes just in time von Amazon kommt.

  • Cephalotus ... Blackouts gab es schon immer und wird es auch in Zukunft geben. Es sind halt unvorhersagbare und meist zufällige Ereignisse. Niemand kann seriös einen Blackout prognostizieren.


    Es hat in Europa noch keinen echten Blackout gegeben. Wir hatten es nur mit mehr oder weniger großen Stromausfällen zu tun. Das ist ja eines der Probleme: die Menschen glauben, daß wäre alles nicht so schlimm und unsere Katastrophenschutz- Mechanismen und - Kräfte würden das regeln. Diese sind aber optimiert auf Naturkatastrophen und schwere Unglücksfälle. Die verlaufen grundsätzlich anders als ein Blackout Szenario.

  • Der zerfall des entso-e Verbundes nach Abschaltung einer Leitung über die Ems gilt als transnationaler Blackout.


    Sowas wird vermtl auch wieder passieren können, das liegt dann aber nicht daran, dass irgendwo ne Leitung fehlt, zu wenig Wind weht oder ein AKW ausfällt. Das sind unplanbate und unprogonstizierbare Ereignisse.


    Stromnetze sind idR robust, das sieht man sehr gut an der Ukraine.


    Für einen großen Blackout braucht es schon ein ganz spezielles und krasses Ereignis, das die Infrastruktur in halb Europa beschädigt. Mir fehlt jede Phantasie mir vorzustellen, wie so ein Ereignis ein Stromsystem basierend auf Wind, Solar, Gas und Speichern krasser treffen soll als ein Stromsystem basierend auf Kohle, AKW und Gas. ( für CH, Ö und SkNdinavien jeweils noch mit Wasserkraft).

    Selbst Putin tät sich vermtl schwerer, Solarkraftwerke in austeichender Zahl zu zerstören als Staudämme oder AKW.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Interessant ist der Hinweis der Studie auf den Umstand, daß in D ca 1200 Großtransformatoren im Einsatz sind.

    Davon ist die ca Hälfte , ca 500 STück älter als 60 Jahre und sollten eigentlich aus Altersgründen ausgetauscht werden.

    In produziert man laut der STudie pro Jahr 2-4 solcher Großtransfomatoren.

    Steht nicht in der Studie , aber wenn es keine Produktionssteigerung gibt , dauert der Austausch der 60 Jährigen gute 100 Jahre.


    Un bezüglich Putin hatte ich irgendwo gelesen, daß die Ukraine trotz der Angrifef auf die Stromversorgung relativ gut durch den letzten Winter gekommen ist,weil sie vor schon 2022 angefangen hatten , das alte Netz aus Sowjetzeiten , das teilweise aus Verteidigungsgründen mehrfach vorhanden war ,

    zu moderniesieren. Dabei haben sie zB ein Menge alter Trafos ausgebaut, die sie gücklicherweise noch nicht verschrottet hatten und so als

    Ersatz für beschädigte Teile wieder einbauen konnten.


    Ansonsten fand ich den Hinweis auf "ausgetrocknete Elektrolytkondensatoren" interessant. Werden in der IT und Gebäudetechnik verwendet,

    und zwar hauptsächlich in Anlagen die nie abgestellt werden. Das Austrocknen ist Folge eines längeren Wegbleibens von Strom .

    Mal schauen wo die Teile überall verbaut sind. Und in der Studie dann der Hinweis: solange die elektronische Kommunikationswege ausgefallen sind,

    kann man diese Teile niergendwo bestellen.

  • Ich verfolge wirklich alle Stromausfälle in Europa. Es gab noch keinen Blackout nach meiner Definition. Bisher waren es alles maximal Großstörungen, die von den Übertragungsnetzbetreibern bewältigt werden konnten und nicht zu den bei einem Blackout-Szenario erwarteten Folgen führten.

    Unsere unterschiedliche Sichtweise, Cephalotus, liegt daran, dass es keine allgemein gültige Definition von Blackout gibt.


    Die Aussage "sowas wird vermtl auch wieder passieren können, ..." ist zwar nicht falsch, wirkt in meinen Augen aber verniedlichend.


    Beispiele für Großstörungen:

    Als im November 2006 das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Pearl“ in Papenburg (Niedersachsen) von Bord ging und dafür eine Hochspannungsleitung über die Ems abgeschaltet werden musste, kam es wegen schlechter Planung zu einem großflächigen Ausfall, der sich innerhalb von Sekunden über West- und Südeuropa bis nach Marokko ausbreitete.


    Die (schlecht) geplante Abschaltung einer Hochspannungsleitung führte zu einer Überlastung und damit zu einem (ungeplanten) automatischen Ausfall großer Teile des europäischen Stromnetzes. In der Folge waren bis zu zehn Millionen Haushalte in Europa von Stromausfällen betroffen. Diese dauerten jedoch nirgendwo länger als zwei Stunden.


    Weitere Ereignisse:


    Das „klassische“, immer wieder zitierte Ereignis von 2005 im Münsterland:, 24. – 27.11.2005. Am 25. November 2005 waren Teile des Münsterlandes von der Stromversorgung abgeschnitten. Ein dicker Eispanzer hatte sich um die Leiterseile gelegt. Dadurch knickten 82 Strommasten um. Betroffen waren Holz-, Beton- und Stahlmasten. Betroffen waren Masten unterschiedlichen Alters, die jüngsten waren etwa 10 Jahre alt. Inspektionen hatten zuletzt in den Jahren 2002 bis 2004 stattgefunden. Bis zu 250.000 Menschen vier Tage ohne Strom


    19.01.2019 An diesem Donnerstag soll das europäische Stromnetz gegen 21.00 Uhr am Rande eines Totalausfalls gestanden haben. Die Netzfrequenz fiel gegen 21:02 Uhr von den üblichen 50 Hertz auf 49,789 Hz - den niedrigsten Wert seit dem großflächigen Stromausfall 2006. Der europaweit koordinierte Notfallplan konnte das Stromnetz innerhalb weniger Minuten wieder stabilisieren. Die regelmäßig vorgehaltene Regelleistung war zu diesem Zeitpunkt bereits für mehrere Minuten zu 100 Prozent ausgelastet. Nur durch das sofortige automatische Abschalten von im Notfallplan definierten Großverbrauchern in Frankreich und das Zuschalten weiterer Erzeuger in Deutschland konnte die kritische Situation in weniger als einer Minute entschärft und Schlimmeres verhindert werden.



    Ernestinovo (vierte und zweitschwerste Großstörung im europäischen Raum)


    Am 8. Januar 2021 um 14:05 Uhr MEZ wurde die Synchronzone Kontinentaleuropas aufgrund des Ausfalls mehrerer Übertragungsnetzelemente innerhalb kürzester Zeit in zwei Teile geteilt (System Split / Systemaufspaltung). Im kroatischen Umspannwerk Ernestinovo kam es zu einer automatischen Abschaltung eines 400-kV-Sammelschienenkopplers. Eine automatische Sicherung flog einfach heraus. Die Folge war eine Überlastung von 13 weiteren Knotenpunkten in Südosteuropa. Bildlich gesprochen staute sich die erzeugte Energie, weil sie nicht mehr abfließen konnte. Dies führte zu einer Entkopplung (Trennung) der beiden Sammelschienen im Umspannwerk Ernestinovo, was wiederum zu einer Trennung der Stromflüsse von Nordwest nach Südost in diesem Umspannwerk führte. Das Auslösen der Sicherung führte automatisch zum Auslösen weiterer Sicherungen, um die Stabilität des Gesamtnetzes zu gewährleisten. Eine der Sicherungen trennte das gesamteuropäische Stromnetz in zwei Teile (Nordwest; Südost). Alles automatisch. In Ernestinovo wurde der Stromfluss von Südosten (von Ugljevik in Bosnien-Herzegowina und Sremska Mitrovica in Serbien) nach Nordwesten (nach Zerjavinec in Kroatien und Pecs in Ungarn) unterbrochen. Für solche Situationen gibt es vorbereitete Szenarien. In Frankreich und Italien wurden Verbraucher vom Netz getrennt, weil die Frequenz im nordwestlichen Bereich zu niedrig war (zu wenig Strom verfügbar). Solche Maßnahmen sind mit großen Stromabnehmern (Großkunden) vertraglich vereinbart. Durch die dadurch erreichte Einsparung von Abnahmemengen bei industriellen Verbrauchern in den beiden Ländern (insgesamt ca. 1,7 GW) konnte die Frequenzabweichung reduziert werden. Zusätzlich wurden 420 MW bzw. 60 MW Unterstützungsleistung aus den nordischen (Skandinavien, Nordic) bzw. britischen Synchrongebieten automatisch eingespeist. Auch dies ist eine für solche Fälle vorgeplante Maßnahme. Das bedeutet, dass es in diesen Gebieten Kraftwerke gab, die schnell „hochgefahren“ werden konnten, um mehr Strom als geplant zu produzieren. Dazu sind zum Beispiel Gaskraftwerke oder Wasserkraftwerke in der Lage. Diese Gegenmaßnahmen führten dazu, dass bereits um 14:09 MEZ die Frequenzabweichung vom Sollwert von 50 Hz im Bereich Nordwest auf nur noch etwa 0,1 Hz reduziert werden konnte.


    24.07.2021Bei einem Waldbrand an der französisch-spanischen Grenze soll ein Löschflugzeug seine Ladung direkt über einer 400-KV-Höchstspannungsleitung abgeworfen und dadurch einen Kurzschluss verursacht haben. Dadurch kam es zu einem Frequenzabfall, der eine Kaskade auslöste und zu Abschaltungen des Übertragungsnetzes in Spanien und Portugal führte (5. Großstörung im europäischen Raum). Mehrere hunderttausend Kunden (Spanien ca. 2,35 GW, Portugal ca. 1 GW) wurden abgeschaltet, um einen Kollaps zu verhindern.

  • Die Studie beschreibt meiner Ansicht nach recht ausführlich aus welchen strukturellen Veränderungen das Black-out Risiko in Folge der Eingriffe in den Strommarkt und des Ausstiegs aus den fossilien Energien bei der Stromerzeugung zunehmen . Das ist jetzt offensichtlich eine neue Qualität .

  • Die in Kapitel 4.1.10 eingeführte Idee der Energiezellen finde ich sehr gut. Also Stromerzeugungs-, Verteilungs- und Verbrauchs-Einheiten auf lokaler Ebene. Das kann man ja beliebig rauf- und runterskalieren:

    Die einfachste Variante ist die Solarleuchte im Vorgarten. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind solarbetriebene Straßenlaternen mittlerweile - im ländlichen Raum - Standard. Auf Autobahnen findet man ebenfalls immer mehr solcher autarker Insellösungen: solarbetriebene elektronische Verkehrsschilder, Stauwarner etc. die über eine eigene PV-Energieversorgung und Batteriespeicher verfügen und damit rund um die Uhr ihre Funktion erfüllen.

    Oder auch drahtlose Sensor-Netze, die auf stromsparenden Techniken beruhen (6LOWPAN oder LoraWAN z.B.). Damit können völlig autarke Sensornetze gebaut werden, die z.B. Pegelstände an Gewässern oder Betriebszustände an abgelegenen Pumpstationen überwachen und per Mesh-Netzwerk über eine Kette ähnlicher Sensorknoten an eine Leitstelle übermitteln können.


    Auch solare Balkonkraftwerke, die derzeit einen starken Boom erleben, kann man zu den Energiezellen zählen. Auch wenn sie netzgeführt sind und bei einem Netzausfall zunächst nutzlos sind, entlasten sie das Netz dennoch auf Endverbraucher-Ebene. Mein kleines 300W-BKW deckt mittlerweile 10% unseres Haushaltsstrombedarfs ab. Ich werde 2024 auf ein 800W BKW wechseln, dann bin ich rechnerisch bei über 25% unseres Jahresstromverbrauchs, den ich lokal erzeuge und verbrauche. In dem man leistungsintensive Gerätschaften in die Tageszeit mit dem stärksten Sonnenlicht betreibt (Waschmaschine, Spülmaschine, Akkuladegeräte für E-Bikes etc.), kann man auch bei Abwesenheit einen Großteil des BKW-Stroms selbst nutzen.


    Perspektivisch würde ich im privaten Sektor auch E-Autos an der heimischen Wallbox unterm PV-Dach als sinnvolle Energiezelle einstufen - allerdings wird diese Form der Selbstversorgung mit eigenem Strom auch längerfristig ein Privileg einer (betuchten) Minderheit bleiben, es setzt neben einer leistungsfähigen PV-Anlage auf dem Dach eines Eigenheims auch ein Vehicle-to-X-fähiges E-Auto voraus und entsprechende Umschalt- und Wechselrichtertechnik in Haus.


    Eine ebenfalls interessante Variante sind E-Autos mit einem 230V-Anschluss für Verbraucher an Bord haben (Ford Lightning Pickups z.B., aber auch Hyundai Iqoniq). Diese Autos können z.B. für Handwerker oder Einsatzkräfte Strom bereitstellen, in den USA nutzen auch viele Bürger, die aus medizinischen Gründen auf Strom angewiesen sind, die AC-Steckdose ihres E-Autos, um bei einer power outage ihren Sauerstoffkonzentrator, CPAP, Insulinkühlschrank oder was auch immer damit vorübergehend zu versorgen. In einem Blackout-Fall könnte man mit solchen E-Autos elektrische Energie in größerer Menge dort "holen", wo es noch eine Lademöglichkeit gibt und mit der vollen Batterie dann z.B. eine Dialyse-Praxis provisorisch versorgen. Und mit 70kWh in einer E-Auto-Batterie lässt sich durchaus was anfangen.


    Ein Ziel einer "reformierten Energiewende" sollte in der Tat die dezentrale Energiegewinnung, -speicherung und -versorgung sein. Aus Gründen der Ressourcen-Effizienz sind da meiner Meinung nach Quartierslösungen, die z.B. ein ganzes Wohngebiet der Gewerbegebiet abdecken, gegenüber kleinteiligen Einfamilienhaus-Lösungen vorzuziehen. Also lieber eine zentrale Energiestation pro Straße, die für Strom und Wärme sorgt, als 250 einzelne Lösungen jeweils mit Stromspeicher, Heizraum usw. Eine Chance hierfür sehe ich bei den nun verstärkt ins Rampenlicht kommenden Nahwärmenetzen.

  • Die Studie beschreibt meiner Ansicht nach recht ausführlich aus welchen strukturellen Veränderungen das Black-out Risiko in Folge der Eingriffe in den Strommarkt und des Ausstiegs aus den fossilien Energien bei der Stromerzeugung zunehmen . Das ist jetzt offensichtlich eine neue Qualität .

    Dieses Dokument ist keine Studie.


    Den Fußnoten zufolge ist es eine Zusammenfassung der bisherigen Saurugg-Newsletter und Artikel. "Saurugg" kommt 105 Mal im Dokument vor. Zumeist wegen der Links auf seine eigene Website.


    Nichts für ungut Drachenkoenig aber ich stehe Blackout-Propheten wie Saurugg sehr kritisch gegenüber und er nutzt dieses Dokument wieder mal offensiv, um sich Aufträge als Redner zu sichern. Siehe Verweis letzte Seite:

    Zitat

    Er betreibt dazu einen umfangreichen Fachblog unter http://www.saurugg.net und unterstützt Kommunen, Unternehmen und Organisationen bei einer
    ganzheitlichen Blackout-Vorsorg

    Hier haben wir im Forum schon mal die wissenschaftlichen Hintergründe eines Blackouts beleuchtet:


    Ben


    Da wurde auch auf die 428-Seitige Studie der JKU Linz verwiesen und deren Blackout-Simulator


    Fazit: Es ist unseriös Aussagen zu tätigen wie, dass ein Blackout in den nächsten 5 Jahren eintreten wird. Das ist reine Panikmache. Vgl Startseite von Saurugg's Website:

    Was passiert, wenn wie zu erwarten, es binnen der nächsten fünf Jahre zu einem Blackout kommen sollte?

    "wie zu erwarten" impliziert eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit, die sich faktisch nicht belegen lässt.


    Und diese postfaktische Aussage tätigt er seit vielen Jahren.

    Herbert Saurugg ist sich im Gespräch mit Stefan Magnet sicher: Ein Blackout wird in den nächsten 5 Jahren ganz Europa lahmlegen

    Solche Aussagen disqualifizieren ihn leider für jegliche sachliche Debatte. Es erweckt nämlich den Eindruck, dass er die "Blackout-Angst" hoch halten will, um für Vorträge und Reden gebucht zu werden.


    Schade, denn das Thema kann man auch ohne Angstmache behandeln.

  • Danke Ben für Deine Kritik. Zu dem Versuch einer zeitlichen Festlegung eines Szenarios habe ich mich schon ausführlich geäußert. Da sind wir uns einig.

    Über die Frage, ob man mit seiner geistigen Arbeit Geld verdienen darf, will ich nicht diskutieren.

    Leider haben wir in Deutschland niemanden vergleichbares, der versucht das komplexe Thema aktuell, sachlich und verständlich in gleicher Weise wie Herbert Saurugg zu beschreiben.

    Die von Dir zitierte Studie ist von 2015. Seitdem gibt es viel Neues. Das lesen aber, wenn überhaupt, nur Experten. Oft ist es auch nur für die verständlich.

    Nach Deiner Kritik an den Fundstellen von Herbert Saurugg traue ich mich fast nicht auf die vielen in meinem Buch zu verweisen 🤪 Auch ich habe versucht, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen. Nun fühle ich mich von Deiner Kritik auch getroffen. Du gehst dabei nur wenig auf die Inhalte ein. Auf die kommt es Herbert und mir aber in erster Linie an.

    Wie gesagt, dennoch Danke, ich werde sicher mit Herbert Saurugg auch Deine Argumentation diskutieren!

  • Nun fühle ich mich von Deiner Kritik auch getroffen. Du gehst dabei nur wenig auf die Inhalte ein. Auf die kommt es Herbert und mir aber in erster Linie an.

    Verstehe ich, aber euch und besonders Herrn Saurugg muss klar sein, dass dies ein emotionales Thema ist.


    Man spricht bewusst die Ängste der Menschen an und hier ist es besonders wichtig die sachliche Ebene nicht zu verlassen, sonst sind die besten Inhalte nicht vernünftig zu vermitteln.


    Herr Saurugg hat ja mittels seinem Verein versucht seiner Tätigkeit einen noblen Anstrich zu geben. Das gelingt nur bedingt, wenn man sich gleichzeitig hinstellt und mit Populismen aufs Thema hinweisen will.


    Inhaltlich kann ich die Daten im Dokument nicht bewerten, weil mir das Fachwissen dazu fehlt und ich nicht die Zeit dafür aufbringen will jede Behauptung nachzuprüfen. Da gibt es hier im Forum Experten wie Cephalotus die das können.


    Ein großflächiger und mehrere Tage anhaltender Blackout wird ohne Zweifel eine große Herausforderung sein und Menschen werden dabei zu Schaden kommen. Vor allem Plünderungen im städtischen Raum wird es geben. Aber gerade die Plünderungen sind tatsächlich eher nachrangig, weil die Ware versichert ist.


    Wichtig ist, dass möglichst viele Menschen sich selbst versorgen können.


    Denn das Szenario ist ehrlich gesagt nebensächlich. In fast allen Szenarien musst du die Grundbedürfnisse abdecken. Trinken, Essen, Wärme, usw.


    In der Realität wirst du aber nur über Jahrzehnte hinweg Menschen zu mehr Krisenvorsorge bewegen können.


    Denn alleine die letzten Krisen wie Pandemie, Ukraine Krieg, Energiekrise und co zeigen leider, dass Menschen hier nicht sehr beweglich sind und sich viel zu sehr auf den Staat verlassen wollen.


    Das ist leider ein zweischneidiges Schwert. Behauptet man (faktenbasiert) der Staat kann nicht alle sofort unterstützen und retten wird man als Staatsfeind hingestellt.


    Behauptet man der Staat wird sich schon kümmern, handelt man nicht eigenverantwortlich und ist bei Hinweis auf die Gefahren alarmistisch.


    In anderen Ländern wie Finnland oder Japan hat man die letzten Jahrzehnte Menschen zu Krisenvorsorge erzogen. Bei uns stehen wir noch am Anfang.

  • Verstehe ich, aber euch und besonders Herrn Saurugg muss klar sein, dass dies ein emotionales Thema ist.


    Man spricht bewusst die Ängste der Menschen an und hier ist es besonders wichtig die sachliche Ebene nicht zu verlassen, sonst sind die besten Inhalte nicht vernünftig zu vermitteln.

    :gut:

    Das ist gar nicht so einfach. Ja, es ist ein emotionales Thema. Warum? Weil uns in Deutschland eine angemessene Risikokommunikation fehlt. Die gibt es in Österreich! Man kann über Stil und Formen diskutieren. Aber, da haben wir noch dicke Bretter zu bohren. Ein Großteil der bundesdeutschen Kommunikation über das Thema Blackout wird einerseits von der Partei mit dem A (wie Angst) im Namen, aber auch Politikern der C-Parteien bestimmt (die es instrumentalisieren mit der Aussage, ohne Atom droht ein Blackout) andererseits von Verschwurblern und Rechtspopulisten. Da habe ich es schwer, mit Sachinformation dagegenzuhalten.

    Du sprichst mögliche Plünderungen an. Das wird in Österreich offen diskutiert. In Deutschland ist es selbst in Fachkreisen ein Tabuthema.


    Ängste! Mein Credo ist: Information hilft, Ängste in Sorge zu verwandeln. Dann ist es immer noch ein gutes Stück Arbeit, aus der Sorge Handlung zu erzeugen, nämlich Vorsorge.

    • Angst ist ein Gefühl, das wir haben, weil uns die Welt unheimlich und unkontrollierbar erscheint, weil wir uns dem Geschehen ohnmächtig ausgeliefert fühlen, weil wir unklare Befürchtungen über zukünftige Entwicklungen und mögliche negative Folgen der Gegenwart haben.
    • Sorge hat zwei Bedeutungen. Besorgt sein bedeutet aufgrund einer Befürchtung unruhig zu werden. Man sorgt sich um ein bedrohtes Gut, um einen Menschen, um sich selbst. Aus diesem „sich Sorgen machen“ ergibt sich die zweite Bedeutung: Sorge als Tätigkeit, das bedrohte Gut, den Menschen, sich selbst schützen zu wollen, sich um Abhilfe zu bemühen.
    • Vorsorge bedeutet, dem Anlass einer Befürchtung zuvorzukommen, etwas vorauszusehen, Vorkehrungen zu treffen, um sich gegen das Eintreten des Ereignisses abzusichern. Im zeitlichen Raum bedeutet Vorsorge die bewusste, vorausschauende Sorge, die Vorwegnahme der Sorge, bevor sie Wirklichkeit wird.


    Mit allen anderen Aussagen in Deinem Post kann ich mich sehr gut anfreunden. Nuancen gibt es immer. Und das ist gut so!


    Noch ein Gedanke zu Deinem Satz "In der Realität wirst du aber nur über Jahrzehnte hinweg Menschen zu mehr Krisenvorsorge bewegen können."

    Die Gesellschaft für Krisenvorsorge (das ist der Verein mit dem Herbert Saurugg nach Deiner Meinung versucht seiner Tätigkeit einen noblen Anstrich zu geben) beschränkt sich nicht nur auf das Individuum. Die Menschen zu Vorsorge zu bewegen reicht nicht. Daher gibt es zahlreiche Initiativen, z.B. mit dem Lebensmittelhandel, mit systemrelevanten Gruppen (z.B. Kita, Schulen), mit Betrieben und Behörden, mit Kommunen und anderen Verwaltungsebenen. Jede muss anders informiert, motiviert, animiert, bei der Stange gehalten werden.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn wir das in Deutschland auf all diesen Ebenen schon erreicht hätten! Meine Sorge ist, dass uns eben nicht Jahrzehnte bleiben, das aufzuholen, was wir aufgegeben haben (Stichwort Friedensdividende und Zivilschutz).


    Also nochmal: Danke für Deine Kritik. Der Dank geht auch an all die anderen, die sich aktiv beteiligen oder auch nur mitlesen. Ich bin sicher, wir haben ein gemeinsames Ziel. Uns selbst vorzubereiten, sachlich zu kommunizieren, zu informieren, Komplexes wo möglich zu erklären. Wenn ich im Forum die vielen unterschiedlichen Themenbereiche sehe, erkenne ich, wie dick die Bretterwand ist. Da zählt zuletzt jedes "Loch".