Aufrufe zur Kriegsvorbereitung in europäischen Ländern

  • Mir wäre schon recht, wenn der Bevölkerungsschutz aka Zivilschutz auf Länder-/Kreis- und kommunaler Ebene mal etwas in die Hufe kommen würde. Es müssen ja nicht gleich alle Tiefgaragen in Luftschutzräume konvertiert werden, aber es sollten zumindest mal die "Blackout-Hausaufgaben" fertig gemacht werden. Da hapert es ja auch noch an allen Enden und Ecken.

    Beispiel unsere Kommune:

    - Notstromeinspeisung am Wasserwerk: check. Stromaggregat am Wasserwerk: check. Übung: Fehlanzeige. Kraftstoffbevorratung: unklar.

    - Notstromeinspeisung an den Pumpstationen des Abwassersystems und an den Feuerwehrgerätehäusern: check.

    - Vorhaltung von Stromaggregaten hierfür: Fehlanzeige. Die wurden zwar im Herbst 2023 bestellt, haben aber Lieferzeiten. Sollen im Lauf des Jahres 2024 geliefert werden. Bevorratung Kraftstoff: unklar.

    - Planung für Notfalltreffpunkt und Notfallmeldestellen: check. Ein umfangreicher Notfallplan wurde erarbeitet und beschlossen. Ist also in Kraft.

    - Vorbereitung Umsetzung Notfalltreffpunkt und Notfallmeldestellen: Fehlanzeige. Es gab noch keine Übung hierzu, nicht mal eine diskrete trockene Stabsübung. 60% des Verwaltungspersonals wohnt außerorts, wäre bei einem Kommunikationsausfall/Blackout erst mal gar nicht erreichbar, müssten sich selbst alarmieren. Das ist denen glaube ich, gar nicht bewusst: 1h Stromausfall --> Abfahrt zum Arbeitsplatz und melden.


    Beispiel DRK Kreisverband:

    - Notfallplan für das Vorgehen bei Flächenlage Stromausfall ausgearbeitet: check

    - Übung und "Realitätscheck": Fehlanzeige. Die Bereitschaften sind angewiesen, ihre Unterkunft und ein Einsatzfahrzeug bei einem Blackout nach 1h personell 24/7 mit je zwei Kräften zu besetzen "bis zum Ende der Lage". Meine Bereitschaft besteht aus 14 Aktiven. Für eine 8h-Schicht bräuchte ich also 4 Kräfte, im Dreischichtmodell also 12 Kräfte pro 24h-Tag. Wird eng. vor allem, wenn es mal wieder länger dauert.


    Die Vorbereitung auf einen flächigen Stromausfall oder gar Blackout ist eine gute Übung, für mögliche Szenarien bei einer kriegerischen Bedrohungslage. Denn Energie- und andere kritische Infrastruktur dürfte eines der ersten Ziele sein, das geht auch bequem mit Drohnen oder anderen Flugkörpern aus der Distanz. Und wenn man den Westen nur mit Nadelstichen verunsichern will und Zwietracht säen möchte: dann verübt man einen Angriff auf ein großes Umspannwerk und lässt es wie einen Anschlag aussehen, meinetwegen von "Bauern, denen es reicht" oder irgend eine andere erfundene Story.


    Aktuell blockieren 300 Traktoren die Zufahrten zum Rheinmetall-Standort in Unterlüß. Damit wäre erwiesen, dass sich Leute spottbillig über Memepics und Social-Media-Kampagnen so instrumentalisieren lassen, dass es eine direkte militärische Auswirkung hat, bzw. auf die Abwehrfähigkeit unseres Staates.

    Olaf Scholz in Unterlüß: Zufahrt zu geplanter Rheinmetall-Fabrik von Demonstranten blockiert
    In Unterlüß will Rheinmetall bald Munition herstellen. Kanzler Scholz ist zum Spatenstich gekommen – und viele Demonstranten auch: Bauern fordern weiter…
    www.spiegel.de


    Meine Meinung: 6 Monate U-Haft für alle Beteiligten an der Traktorblockade in Unterlüß. §89a StGB (Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat) Wir lassen uns da von einem zunehmend außer Kontrolle geratenen Trecker-Mob an der Nase herumführen.

    Einmal editiert, zuletzt von tomduly ()

  • ... 60% des Verwaltungspersonals wohnt außerorts, ...


    ... 8h-Schicht ...

    Ja, ich kenne das Arbeitszeitgesetz. Dennoch bin ich der Meinung, dass ein 12-Stunden-Takt mehr Sinn macht. Es wird weniger Zeit für die Fahrten verschwendet.

    In den FWD steht da vermutlich etwas anderes, ich sehe das jedoch pragmatisch und wäre froh wenn das Personal am Einsatzort erscheint.

    Bei 8-Stunden-Schichten wird der ein oder andere sagen: "Das tue ich mit nicht an."

    Auch den Treibstoffverbrauch würde ich nicht außer Acht lassen, auf den ÖPNV kann man in schwierigen Situationen eher nicht setzen.

  • Herzhaus : das ist richtig, nachts dürfte vermutlich auch eine (Ruf-)Bereitschaft ausreichen, dann hätte man nur tagsüber eine aktive Schicht und nachts ist auf dem Land eh nicht soviel los. Aber man muss alarmierbar sein, denn im Zweifelsfall müssen Bereitschaften den Regelrettungsdienst ergänzen oder sogar ersetzen. Ist jetzt schon so, dass bei einer komplexeren Lage (z.B. schneebedingte Häufung von Unfällen oder Schneebruch von Bäumen an 10 Stellen gleichzeitig) uns die integrierte Leitstelle die Führung der Einsätze unserer örtlichen Feuerwehr überträgt. Auch bei einem größeren Anfall von Verletzten (Evakuierung Schule oder Produktionshalle) bekommen wir "auf der Alb" vom DRK-Kreisverband die klare Ansage: die erste Stunde seid ihr auf Euch allein gestellt. Bei einem Blackout oder Infrastruktur-Angriff würde ich davon ausgehen, dass dieser Satz dann abgeändert wird in "bis auf Weiteres seid ihr auf Euch allein gestellt." Das preisen wir zumindest in unserer Katastrophenplanung "Blackout" ein.


    Der Treibstoff-Verbrauch durch Schichtwechsel-Fahrten ist natürlich ein Thema, unsere Kräfte wohnen aber überwiegend am Ort, an dem auch die Unterkunft und Einsatzfahrzeuge stehen oder sie wohnen in den Teilorten max. 5km entfernt, das geht auch mit dem Fahrrad.

  • Zitat

    Dennoch bin ich der Meinung, dass ein 12-Stunden-Takt mehr Sinn macht.

    Wir machens so, dass die höheren Kader 12h Schichten machen, wobei die Mannschaft und tieferen Kader 8h Schichten belegen.

    So ist eine Überlappung sichergestellt und es erfolgt nicht gleichzeitig ein Wechsel aller Kader und Mannschaft.

  • "Und so stellt sich zunehmend die Frage, ob sich die Europäische Union auf einen Krieg mit Russland vorbereiten muss. Wir sprechen heute mit Oberst Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer darüber, wie gut Europa gerüstet ist und was zu tun ist, um von Putins Armee nicht überrollt zu werden"


    Muss sich Europa für einen Krieg mit Russland rüsten?
    Jetzt anhören: Putins Drohgebärden gegen die EU werden heftiger. Was geschehen muss, um die Armee des Kremls in die Schranken zu weisen
    www.derstandard.de

  • Zitat

    Was der Ukrainekrieg gezeigt hat
    Dass es einen Vorlauf gibt.

    2014 kams überraschend im Donbas.


    2022 hat ein Monat vorher schon hat sich die ÖBH Presseabteilung sich auf einen Krieg vorbereitet und mit diversen Offizieren sich auf Youtube und Presse Arbeit verständigt. 2022 gabs nebst Reisner noch einige andere Sprecher welche diverse Themen durchgekaut haben.


    2022 hat ein DE-BND Chef nix gewusst und musste vom KSK/GSG9 aus Kyiv "geborgen" werden.



    Zitat

    Als Beispiel: Wir haben ungefähr ein halbes Jahr vorher gewusst, dass Russland die Ukraine angreifen wird.

    Das ist schonmal eine markige Aussage an sich.



    Zitat

    Was passiert, wenn man weiß, dass es zu einem Angriff auf Österreich kommen wird
    Dann gibt es zwei Ebenen. Mit der ersten Ebene ist das Heer gemeint, das sich zu diesem Zeitpunkt in den Kasernen befindet. Also alle Grundwehrdiener, die das vierte Ausbildungsmonat abgeschlossen haben.


    Die Praxis aus der Historie widerspricht dem:


    1990 bei der yugo-Krise sind in Bad-Radkersburg SPz & JaPz aus meiner Garnison gestanden. Die GWD waren nach 1-2 Wochen schon Feldverwendugnsfähig.

    3 Schichten = 1. Schicht mit scharfer Waffe Schützenlöcher ausheben und besetzen - 2. Schicht im Rückwärtigen Raum Ausbildung (Waffe zerlegen, Exerzieren, ABA) - 3. Schicht hat geschlafen.


    1969 bei der Tschechenkrise ist in meiner Garnison immer eine Schicht mit Munition am LKW rumgesessen, Marschbereit, eine Schicht hat geübt, eine Schicht hat geschlafen. Da waren auch die "neuen" GWD auf den LKW's.





    13k Berufssoldaten + 4k GWD + Miliz = 55k Insgesamt.

    38k Miliz nach Adam Riise



    Zitat

    Da man muss unterscheiden. Es gibt jene, die zur Miliz gehören. Also alle, die in den vergangenen sechs Jahren ihren Grundwehrdienst absolviert haben, gehören dazu, ob sie wollen oder nicht.

    Das ist mir neu. Das mit den 6 Jahren == Miliz.


    Zitat

    Dann gibt es jene, die gesagt haben, ich möchte quasi nebenberuflich beim Heer weitermachen und melde mich immer wieder zu den Übungen

    Das ist für mich die eigentliche "Miliz".


    Zitat

    Und dann noch jene, die verpflichtet wurden zu Übungen.

    Beorderte Übungen sind aktuell kein Thema, frag mich warum er das als Beispiel bringt.

  • Sehr gut geschriebenes Paper, das klar aufzeigt, wie Russland unsere westliche Perzeption beeinflusst, damit hier gedacht wird, der Krieg wäre entweder für Russland ein gegebenes Recht oder für die Ukraine ungewinnbar.


    Ich muss auf den O-Text verweisen und nein, ich übersetze ihn nicht.


    Institute for the Study of War


    Fakt: Der Krieg ist für den Westen gewinnbar und ihn zu gewinnen wäre Voraussetzung gegen eine kontinuierliche russische Expansionspolitik.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Das ist mir neu. Das mit den 6 Jahren == Miliz.

    Das war mir auch neu. Glaube nicht, dass das so festgeschrieben steht. Würde aber in der Praxis durchaus Sinn machen die frischesten Abrüster wieder zu aktivieren.


    Mal sehen ob der Bundesheerbauer für all diese Aussagen auf Twitter gechallenget wird.

  • Würde aber in der Praxis durchaus Sinn machen die frischesten Abrüster wieder zu aktivieren.

    Ich hab nachn Abrüsten dann mit einem "echten" Reservisten gesprochen, der noch einen versiegelten Brief mit Codewörtern hatte.

    Also ORF1 und Ö3 aufdrehen, Brief lesen und seine Codewörter vergleichen. Bei Übereinstimmung war das der Mobilisierungsbefehl um in die Garnison am Zettel einrücken.


    Der war noch pre-2005 Miliz-Destruktions-Reform. Mit der Milizreform 2005 hat der dann seinen Brief aufgemacht und mal gelesen, bevor er Ihn entsorgt hat. Da ist auch das Konzept mitgestorben mit der Reform.

  • Also ORF1 und Ö3 aufdrehen, Brief lesen und seine Codewörter vergleichen. Bei Übereinstimmung war das der Mobilisierungsbefehl um in die Garnison am Zettel einrücken.

    Warum brauchte es dafür Codewörter?

  • Warum brauchte es dafür Codewörter?

    Na wenn du quasi "Seriennummern" durchsagst, kannst du als Ministerium noch steuern wer wohin beordert wird.



    Wenn du im Spannungsfall schon die Info hast deinen Brief zu öffnen, oder merkst im Fernsehen/Radio gibts durchsagen mit MOB-Befehlen die alle paar Stunden wiederholt werden,... dann schaust du auf deinen Brief, ob du auch beordert wurdest, und welche Zielgarnison du einrücken sollst.


    Dann kann man das phasenweise Staffeln und auch noch Ausweich Sammelplätze und Treffpunkte welche keine Garnison sind kommunizieren.


    Was ist wenn deine Garnison überlaufen ist vom Feind, dann schick ich die Truppe zu anderen Treffpunkten, wo der MobUO und Mob-Goldhamster warten.


    "Damals" hatten ja alle, alles zuhause rumliegen, bis auf das stg77. Die gingen da schon uniformiert aus dem Haus und waren unbewaffnet aber "im Dienst".


    Bei jeder MOB-Übung konnte man ein neues "aktuelles" Set an Mob-Briefen austeilen und die Briefe aktualisieren.

  • Was ist wenn deine Garnison überlaufen ist vom Feind, dann schick ich die Truppe zu anderen Treffpunkten, wo der MobUO und Mob-Goldhamster warten.

    Danke, hatte das zu einfach gedacht. Im Sinne von jeder von Jahrgang 1990 bis 1996 rückt dort ein wo er GWD abgeleistet hat.