JT-RAD01 - Geigerzähler

Zitat von rand00m

Scheint auch unter dem Namen FNIRSI GC-01 bekannt zu sein. Keine Ahnung, welcher von welchem der Klon ist

Beide. Dropshipping Produkt von Alibaba

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Im Geigerzählerforum wurde das Gerät mal besprochen.

Bei Amazon USA fand ich diese Rezension interessant:

"Rezension aus den Vereinigten Staaten vom 3. Januar 2024

The good:

The case is robust and the display and buttons are easy to read and use. The lithium battery is easily replaced by the user if necessary.

The GM tube is easily swapped with a J321 tube if desired.

The bad:

The manufacturer recently changed from the J321 GM tube to smaller GM tube, which decreases the sensitivity, to what appears to be similar to an HH442 or J613 tube (but a little shorter). These use a solid metal cathode and so are insensitive to beta radiation.

There is no audible click, but is easily modified to provide a click upon detection.

The USB connector is used for recharging only. There is no data logging available through the port."

Bei elektronik-labor.de hat einer das Gerät mal aufgeschraubt, scheint noch eines mit dem J321-Zählrohr gewesen zu sein.

Meine Einschätzung: you get what you pay for. Ein gutes GM-Zählrohr wie das LND712, das im Gamma-Scout verbaut ist, kostet alleine im Einkauf in Stückzahlen schon gute 50 € netto.

Alle Strahlungsdetektoren haben eine gewisse herstellungsbedingte Schwankung in der Messempfindlichkeit/Genauigkeit. Seriöse Hersteller kalibrieren ihre Strahlungsmesser, z.B. in dem die fertig montierten Geräte über einen festgelegten Zeitraum zusammen mit geeichten sehr genauen Strahlungsmessern am gleichen Ort vor sich hin messen z.B. über 12-72h. Dabei werden die Messwerte aller Geräte einschließlich der Referenz-Messgeräte mit Zeitstempel aufgezeichnet. Dann kann zu verschiedenen Strahlungsbedingungen die Abweichung der produzierten Geräte im Vergleich mit den Referenzen erkennen. Über eine Kalibrationssoftware ermittlet man dann individuelle Korrekturfaktoren für jedes einzelene Gerät und muss diese dann in die Firmware einspielen.

Verschärfend kommt hinzu, dass die Ungenauigkeit nicht nur individuell bei jedem Strahlungsdetektor anders ist, sie hängt auch von der Strahlungsintensität ab. Misst man nur Hintergrundstrahlung merkt man das erst gar nicht, misst man aber aktive Strahler, dann driftet die Genauigkeit weit auseinander. D.h. man muss jedem Messgerät nicht nur einen einzelnen Korrekturwert einspeichern, sondern eine Korrektur-Kurve (bzw. Korrekturwert-Tabelle).

Schließlich kommt noch dazu, dass Geiger-Müller-Zählrohre eine Totzeit haben, d.h. nach dem Durchgang eines Strahlungsteilchens, das einen Lawinenentladung ausgelöst hat, dauert es einen Moment, bis sich dieser Ladungskanal wieder abgebaut hat. Während dieser Zeit "hört" das Zählrohr nichts, d.h. Strahlungsereignisse in dieser Phase werden nicht gemessen /d.h. es wird ein zu niedriger Wert angezeigt). Gute Zählrohre haben eine sehr kurze Totzeit und liefern dann auch bei höheren Dosen eine verlässliche Messung.

Zu guter Letzt: will man eine Dosis. bzw. Dosisleistung messen und anzeigen, muss man wissen, was man für ein Isotop vor dem Sensor hat. Das kann man auch mit einem GM-Zählrohr machen, muss es aber auf das passende Isotop kalibrieren bzw. hat man bei gute Geräten eine umschaltbare Kalibrierung z.B. auf Cs-237, Co-60 oder Am-241.

Die Anzeige von Sievert auf einem einfachen Geigerzähler ist daher in der Regel unseriös. Denn Sievert (Sv) ist eine gewichtete Dosisleistungsmessung, ohne Gewichtung gibt man die Dosisleistung in Gry (Gy) an. Die Wichtungsfaktoren berücksichtigen die Energie und die Schädlichkeit unterschiedlicher Strahlungsarten auf biologisches Gewebe und werden mit der gemessenen Dosisleistung multipliziert. Wenn ich aber nicht weiss, was ich messe, kann auch auch keine Wichtung vornehmen.

Um Nuklide bzw. Strahlungsquellen identifizieren zu können, braucht man ein Spektrometer, das über einen größeren Bereich das Energiespektrum eines radioaktiven Zerfalls messen kann. Jedes Nuklid hat ein charakteristisches Zerfallsspektrum.

Fazit: die bunten "informativen" Displays dieser Strahlungsmessgeräte wie dem JT-RAD01 zeigen zwar was an, aber mehr als die "counts per second" (cps) Messung sollte man nicht ernst nehmen, weder die angezeigte Dosisleistung noch die kumulierte Dosis. Und man sollte bedenken, dass höhere Strahlungswerte das Zählrohr irgendwann in die Sättigung treiben und es dann nicht mehr das misst, was auf es einstrahlt, sondern nur einen Teil davon. So ein einfacher Geigerzähler ist quasi wie ein "Phasenprüfer" zur Spannungsmessung, aber bei weitem kein genaues Multimeter, auch wenn das bunte detailreiche Display das suggeriert.

Berufsbedingt hatte ich ne zeitlang mit einem namhaften Hersteller von Strahlungsmessern zu tun. Bei mir zuhause stapeln seither sich auch die entsprechenden Geräte: Gamma-Scout, FAG IM7001, RAM II und noch ein paar andere. Ein kleines (Gamma-)Spektrometer habe ich mir vor ein paar Jahren auch mal zugelegt:

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erkennt so ein Gerät wenigstens dass es in der Sättigung ist und piept dann laut? Für mich würde reichen wenn eine Fallunterscheidung zwischen unbedenklich, nur kurz mit Schutzkleidung raus oder gar nicht raus möglich wäre. Also wenn man wegen Fallout im Keller sitzt. Aber das sollte dann schon zuverlässig funktionieren.

Zitat von huizhaecka

erkennt so ein Gerät wenigstens dass es in der Sättigung ist und piept dann laut?

Nö. Wäre aber ein interessanter Ansatz. Beim Gamma-Scout hat ein engagierte Hobby-"Radiologe" mal festgestellt, dass ab 100 Impulsen pro Sekunde die Hochspannungsregelung in die Knie geht, d.h. da kommt noch ein weiterer Ungenauigkeits-Faktor dazu.

Bei der bei uns üblichen Hintergrundstrahlung knackst ein normaler Geigerzähler alle paar Sekunden mal. Wenn der mal in schnelles Rattern übergeht, dann ist was im Busch und mir wären exakte Messwerte erstmal egal. Da würde ich erst mal schauen, was los ist und zumindest Fenster zumachen/Wohnraumlüftung abschalten und ggf. schauen, dass ich Land gewinne. Je nachdem, wo mein Geigerzähler grade misst.

Zitat von tomduly

[..] Beim Gamma-Scout hat ein engagierte Hobby-"Radiologe" mal festgestellt, dass ab 100 Impulsen pro Sekunde die Hochspannungsregelung in die Knie geht, d.h. da kommt noch ein weiterer Ungenauigkeits-Faktor dazu. [..]

Hast du dazu einmal eine Referenz? Ich hatte überlegt mehr Geld für ein besseres!? Gerät auszugeben ... bei so einem Fehler müsste ich weiter suchen ... Danke!

Zitat von Arno007

bei so einem Fehler müsste ich weiter suchen

Das ist nicht unbedingt ein "Fehler". Der Gamma-Scout verwendet ein patentiertes Konzept zur Erzeugung der Hochspannung, die das Zählrohr zum Betrieb benötigt. Diese Spannungserzeugung ist so effektiv, dass der Gamma-Scout mit einer fest eingelöteten Batterie (LithiumThionyl) locker 10 Jahre im Dauerbetrieb bei mitteleuropäischer Umgebungsstrahlung arbeitet. Tatsächlich reicht die Batterie bei ausgeschaltetem Piepser rechnerisch sogar über 18 Jahre. Mit dem GS-Modell "Alert" kann man sich eine Art Rauchmelder-Funktion schaffen. Man stellt eine Warnschwelle ein und legt das Gerät auf den Schrank. Wird irgendwann die Schwelle überschritten, piepst es los. Das macht den nun auch schon ein paar Jahrzehnte alten Gamma-Scout nach wie vor einzigartig. Herkömmliche Hochspannungskonzepte bei Geigerzählern sind nicht auf Energieeffizienz getrimmt und man hat ein Gerät mit leeren Akkus oder ausgelaufener Batterie, wenn man es nach einiger Zeit aus der Schublade holt.

Der Einbruch der Hochspannungserzeugung bei zu hohen Impulsraten tritt beim GS dann auf, wenn man ein "überempfindliches" Zählrohr mit sehr großer Messfläche nimmt, z.B. ein "Pancake-Zählrohr". Das liefert dann schon bei vergleichsweise wenigen radioaktiven Zerfällen hohe Detektionsraten. Mit dem serienmäßig verbauten LND712 sollte das kein Problem sein. Es gibt aber Bastler, die den Gamma-Scout auf ein extern anschließbares Zählrohr umbauen.

Ich mag einerseits den Gamma-Scout, weil das Messprinzip und die gesamte Elektronik schon vor Jahren mit viel Sachverstand umgesetzt wurden und weil die verwendeten Komponenten hochwertig sind. Auch gibt sich der Hersteller Mühe, die Geräte vor Auslieferung abzugleichen, damit sie nicht wilde Hausnummern messen. Die Chinesen machen sich diese Mühe nicht, weil sie wissen, dass die meisten ihrer Käufer eh nur ein Strahlungsmessgerät kaufen werden und gar keine Vergleichsmöglichkeit haben. Der Gadget-Faktor ist halt nicht so hoch wie bei den neueren Geräten aus Fernost mit quietschbunten OLED-Displays und BT-Schnittstelle.

Andererseits halte ich den Gamma-Scout für äußerst unpraktisch im rauhen Einsatz. Einmal aus 30cm fallen lassen und das Zählrohr ist zebrochen. Das Gehäuse ist aus eher hartem ABS, die USB-Schnittstelle ist hinter einer zerbrechlich wirkenden Abdeckplatte verborgen, bei der man jedesmal Angst haben muss, dass die Rastnasen abbrechen. Hat man den Deckel abgemacht, schaut man direkt ins ungeschützte Gehäuseinnere. Das gleiche bei der an sich cleveren Schwenkblende vor dem Zählrohr-Endfenster: schwenkt man sie auf "offen", um neben Beta- und Gamma- auch Alphastrahlung messen zu können, schaut man ebenfalls ins komplett offenliegende Innere. Wetterfest ist anders.

Und gerade wenn man Alphastrahler messen will (z.B. auf Lebensmitteln wie Salat), muss man quasi auf unter 1mm Abstand zwischen ZR-Endfenster und Probe. Dabei ist das Risiko sehr hoch, zumindest das Geräteinnere mit strahlenden Partikeln zu kontaminieren oder sogar das nur hauchdünne Endfenster des Zählrohrs zu zerbrechen.

Das Mindeste was man beim Einsatz "draußen" mit dem Gamma-Scout machen muss, ist ihn in eine dünne Plastiktüte zu stecken, um Kontaminationen zu vermeiden. Dann ist es aber vorbei mit der Messung von Alphastrahlung, weil die nicht durch die Tüte kommt.

Ab und zu taucht bei Ebay und Kleinanzeigen die Strahlungs-Mess-Ausrüstung des niederländischen Militärs auf. Das System IM7001 stammt vom deutschen Hersteller FAG Kugelfischer und ist eine modernisierte Version des bei der BW und anderen Armeen weit verbreiteten Geigerzählers SV500 von Frieseke&Höpfner. Allerdings muss man für ein komplettes Set des IM7001 mittlerweile gut 500 Euro hinlegen, während man für den SV500 aktuell mindestens 150 Euro zahlt. Man muss halt beachten, dass die Geräte um die 30 Jahre alt sind und Zählrohre mit den Jahren unempfindlicher werden, je mehr Impulse sie gezählt haben. Aber sowohl IM7001 als auch SV500 sind in meinen Augen die Referenz, was Einsatztauglichkeit betrifft.

In der OpenSource-Szene gibt es auch gute Ansätze, zumal es seit Fukushima auch wieder gute Strahlungssensoren auf dem Markt gibt, z.B. großflächige PIN-Dioden mit vorgeschaltetem Szintillator-Kristall. Hervorheben möchte ich das Projekt "SzintiGeigerle" von opengeiger.de

Wow danke! Mit einer so ausführlichen Beschreibung habe ich nicht gerechnet!!

Für mich kommt dann der Gammascout in keiner Ausführung in Frage ... finde auch wichtig, dass nicht nur Hausnummern bei einem konkreten Einsatz wie bei den Chinanböllern gemessen werden ...

Gerade habe ich noch einen anderen Thread hier gesehen bei dem anscheinend verschiedene Zähler verglichen werden ... lese mich da einmal ein ...

Danke nochmals + MFG!

Zitat von rand00m

Kennt das Teil schon jemand? Hat es jemand hier im Forum schon getestet?

Empfehlung?

Ich habe es mir jetzt mal im Internet angeschaut. Baugleich gibt es die bei ebay für 46 Euro incl. Versand aus De, direk aus China auch in der Preislage.

Hat Dein Geräte noch den 100h-Bug?

Wofür willst Du es einsetzten?

Zitat von rand00m

Welchen Bug? Bitte um Info und Links. Ich hab bis jetzt noch keine Bugs erkannt oder entdeckt.

Wenn der Stundenzähler für die Gesammtdosis die von 99 Stunden überschreitet, stürzt das Teil ab.

Abhilfe: im Menü rechtzeit zurücksetzten (aus Geigerzaehlerforum Beitrg #78) .

Damit wäre das Teil für eine Umweltüberwachung, wie sie tomduly weiter oben erwähnt hatte, nutzlos.

Der Akku hält ja nur 10 Stunden, aber man könnte das Teil dauerhaft an einen USB-Neutzteil laufen.

Zitat von rand00m

Da sind ja die GQ/GMC Teile weit besser, da die eine Datenschnittstelle integriert haben.

Eine Datenschnittstelle braucht es dafür nicht.

Schwellwert einstellen, USB-Netzteil drann und irgendwo hinlegen.

Wenn es dann Alarm gibt, ist was in Busch.

Es muß ja nicht immer gleich eine Smart-Home-Lösung sein.

Die ganzen schönen Meßstation im Internet sind ohne funktionieren Internetzugang leider nutzlos.