Survival: härter als ich dachte.

  • Auf Wunsch von Waldschrat möchte ich hier mal kurz von meinen gescheiterten Survivalaktionen erzählen und gerne einen Anlass zum Lächeln geben. Und vielleicht lernt ja auch jemand daraus und gibt mir ein paar Hinweise und Tipps.


    Im Sommer 2009 oder 10 machte ich mich mit einem Freund voller Selbstvertrauen nach ein Paar Nehberg-büchern, Dual-survival-folgen und übungen zu meinem ersten Survivalwochenende auf.
    Gemäß dem Motto "ganz oder gar nicht" gingen wir aufs Ganze.
    Ausrüstung:
    -Kurze Hose
    -T-shirt
    -Messer
    -Topf
    -Feuerstein, Stahl und Zunder


    So gingen wir barfuß in den Wald mit dem Ziel durch ein Bachbett zu waten, Wasser und Nahrung zu beschaffen und einen Unterschlupf zu errichten und die Nacht zu verbringen.


    Wir platschten durchs Wasser und den ersten Frosch ließen wir liegen (davon wirds sicher noch viele geben). Gegen Mittag kochten wir uns Wasser ab und machten uns eine tolle Kräutersuppe. Ich war sehr hungrig und die Suppe war sehr klein, aber ich schwöre, dass noch 4 Leute davon satt geworden wären.
    Ohne Salz war diese Suppe so ekelig, dass nach 2 Bissen mein Hunger vorbei war.


    So gestärkt ging es weiter ich bekam wieder Hunger und die Natur meinte es gut mit uns und wir sammelten 8 Weinbergschnecken. Mmmmh "la couisine francais" Am Nachmittag erreichten wir dann eine geeignete Stelle für unser Nachtlager. Wir bauten ein Holzgestell, legten etwas Laub und Frarn darauf und freuten uns über unser Eigenheim. Danach wollten wir uns an die Zubereitung unserer Delikatesse machen. Das Feuermachen mit Feuerstein und Stahl konnte ich und es klappte gut und so warfen wir bald unsere Schnecken ins kochende Wasser als es zu regnen begann. Wie erwartet gaben die Schnecken noch viel Schleim ab und wir pulten sie aus den Häusern und befreiten sie von den Därmen und dem Schleim und kochten sie in neuem Wasser, welches auch wieder schleimig wurde. Eins kann ich euch sagen: eine Delikatesse war es nicht! Aber der Hunger treibts rein und der Ekel runter. Echt! Ich habe 6 gegessen und mein Freund eine. Die letzte opferten wir Odin. Der fühlte sich dadurch aber scheinbar beleidigt (sehr verständlich) und schickte uns nach wochenlanger Dürre ein Gewitter. Uns so mussten wir bald feststellen, dass unser toller Unterschlupf doch nicht so dicht war. Komplett durchnässt besaßen wir aber immerhin noch so viel Stolz die 8 km bei regen und Nacht barfuß nachhause zu gehen. Meine Füße waren noch 4 Tage rot und geschwollen und ich dachte: Ist Survival ein Scheiß und sind wir unfähig........


    Lehren: es ist schwerer als man denkt! Die Nahrung ist schwer zu finden und schmeckt sauekelig. Außerdem kannten wir viel zu wenig essbare Pflanzen.
    Wir wussten: Ein geeigneter Unterschlupf muss anders aussehen.


    Und wir machten weiter! Ich lernte essbare Wildplanzen, brachte mir Fallenbau bei (Dank an Johannes Vogel mit seinen Videos) und wir beide lernten das Feuerbohren. Mein Freund machte Feuersteinklingen und brannte einen Topf aus einem Stück Holz aus. Und wir schauten beide weiter Fleißig "Dual Survival"


    Und nun besser vorbereitet machten wir uns diesen Sommer zum nächsten Survivalabenteuer auf.
    Die Ausrüstung:
    -Lange Hose
    -Wanderstiefel
    -Hemd
    -Mütze
    -Moramesser
    -Topf
    -Zunder
    -Fotoausrüstung


    Dieses Mal ging es an einen See. Wir wollten Nahrung finden einen Unterschlupf bauen und zwei Übernachtungen durchhalten und das Abenteuer natürlich auch filmen.
    Mit leerem Magen ging es morgens wieder los. Wir wanderten die letzten 4 km zum See durch den Wald um schon mal Nahrung zu suchen. Und ich ging wieder am ersten frosch vorbei!!!( davon wirds sicher noch viele geben) Aber was war das in der Ferne dort: Pferde. LECKER!
    Aber es sollte ja nur ein Training sein..... Also aß ich Kiefernkambrium (das Zeug unter der Rinde) und ich fragte mich was man daran essen soll das sind nur zähe Fasern?!?
    Am See angekommen fanden wir auch bald einen wirklich geeigneten Wohnort mit Trinkwasser, und Baumaterial in der Nähe. Wir bauten eine tolle Hütte, mit Bodenisolierung und regendichtem Dach aus Laub, Farn und Rinde aber die Seitenwände blieben aus Bequemlichkeit und Dummheit an den untersten 10 cm offen. Es ist Sommer und mein Freund meinte: die Kälte wird nicht das Problem werden. Und obwohl ich es eigentlich anders wusste glaubte ich ihm das.
    Essen wollten wir vor allem die tollen wurzelsprossen von Schilf (lecker Spagetti) aber nachdem wir die ersten Halme ausgegraben hatten mussten wir feststellen, das unser Schilf diese Sprossen nicht besaß. Und so scheiterte die Grundernährung. Ein Regen zog auf und wir wollten schnell Feuer machen. Da wir aber im Wald waren, es schon später Nachmittag war und die Luft feucht scheiterte unser Feuerbohren, so das wir einen Feuerstein suchen mussten und mit unseren Messern und dem mitgebrachten Zunder das Feuer entfachten. Wir fanden einen Bowistenpilz und ich ging um den See auf Nahrungssuche. Ich sammelte essbare Pflanzen und Diestelwurzeln aber glücklich war ich nicht. Und dann sah ich ihn meinen Laubfrosch. Ich packte meinen Speer und pirschte mich an. Ich zweifelte einen kleinen Moment, aber der Hunger siegte. Mit einer instinktiven Präzision schlug ich mit dem Speerschaft auf den Frosch, traf und betäubte ihn. Ich tötete ihn und nahm ihn aus um ihn später zu häuten und zu kochen.
    Der Frosch schmeckte sogar echt lecker aber die anderen Sachen waren ohne Salz wieder wirklich ekelig und uns war klar, dass wir mit dem was wir gefunden hatten nicht annährend unseren Energiebedarf decken konnten. So gingen wir irgendwann schlafen und mussten feststellen, das durch den Bodenspaält in den Wänden unserer Behausung der Wind pfiff. Wir hatten auch kein Laub zum zudecken mit in den Unterschlupf gebracht, aber nun war es dunkel und zu spät und nass und wir entschlossen uns nach einer Stunde frieren es abzubrechen. Wir ließen uns abholen und ich dachte: Survival ist echt Scheiße.


    Lehren:
    - Wir sind nicht in der Lage in und von der Natur zu leben.
    - Es ist echt hart die Motivation zu behalten und die Willenskraft aufzubringen um hart gegen sich selbst zu sein.
    - Es ist sehr schwierig ausreichend Nahrung zu finden(und die Enten und Fische im See lachten uns aus und waren sooo unerreichbar).
    - Ein Unterschlupf muss winddicht sein. Ich bin mir sicher, das mein nächster Unterschlupf auch funktioniern würde.
    - Ich werde das nächste mal nicht so extrem rangehen und lieber nicht ganz so harte, aber dafür erfolgreichere Survivalaktionen machen.


    Mein Survivalfreund ist mitlerweile nach Taiwan gezogen und macht dort Jungelsurvival und ich bin in Potsdam und habe große Lust hier Survival zu machen.
    Wer also Lust auf solche Aktionen hat und aus dem Raum Berlin kommt sollte sich mal bei mir melden.


    Dann bin ich mal gespannt auf eure Antworten.


    Ach so: ein Film unserer Aktion ist leider nicht entstanden.

  • Holger, danke!


    Lange nicht mehr so beim Lesen geschmunzelt, obwohl es für Euch ja wirklich üble Bedingungen waren. Ich zolle Euch großen Respekt, das ihr das so Rehbergmäßig eisern zumindest versucht und ja auch weitgehend durchgezogen habt.


    Damit habt ihr trotz vermeintlichem Misserfolg mir und wohl auch den Meisten hier schon einiges voraus.


    Das "abholen lassen" kenne ich allerdings aus anderen Situationen auch. Wir Weicheier sind einfach zu dünnhäutig geworden. Von wegen Evolution :face_with_rolling_eyes:



    Ich freue mich auf weitere Beiträge ähnlicher Art.


    Viele Grüße


    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Das alles kommt mir aber extrem bekannt vor...:peinlich:


    Ach ja ich habe da eine schnucklige Ecke in Sachen Anhalt gefunden wo man mal was machen könnte... :Gut:


    PS


    Feldmaus ist ebenfalls nicht zu empfehlen :crying_face:

  • Vorausschickend erstmal Respekt für Euren Eifer es ganz minimalistisch zu probieren.


    Aber warum fangt Ihr nicht spielerisch mit mehr Ausrüstung an?
    Den Schwierigkeitsgrad bei weiteren Unternehmungen zu steigern fällt dann eher leichter.


    Ich meine damit: erstmal einige Tage im 2-Mann-Zelt übernachten, warme Kleidung und mitgebrachte Verpflegung als Reserve zu haben, wenn die Versorgung aus der Natur nicht so klappt, damit die Stimmung gehalten werden kann.
    Wir haben nun mal kein wärmendes Fell und die Anspruchslosigkeit einer Ratte. Ich glaube selbst darin ausgebildete Soldaten würden nicht gern freiwillig ihre Überlebenswoche privat in der Freizeit nachspielen wollen.

  • Großartig Holger! Mit Deiner Erfahrung bist Du vielen, hier im Forum (incl. mir), um Meilen voraus. Weiter so! Und nicht vergessen: Berichte darüber!
    Gruß AND

  • Danke für die offenen und ehrlichen Worte.


    Zitat von Holger;86757

    Lehren:
    - Wir sind nicht in der Lage in und von der Natur zu leben.


    Wer hat´s uns denn beigebracht ? Eben. Was haben wir in der Schule sinnvolles gelernt, ausser uns sportlich zu betätigen ?


    Sich alles selber beibringen zu müssen, mit den alten Gewohnheiten konfrontiert zu werden, dem Phlegmatismus unserer Zivilisation, den ungeübten Muskeln, dem Wohlfühltemperatur- und Sauberkeitsbedürfnis, dem fehlenden Naturwissen ... wir sind nicht auf ein Überleben in der Natur vorbereitet. Zu dieser Erkenntnis gelange ich offen gesagt, ohne Regenwürmer auf dem Teller zu haben. In einer bestimmten paradisischen Umgebung mit üppigem Nahrungsangebot an Obst, Fisch usw. würde wir - davon bin ich überzeugt - mit wenig Werkzeug und etwas KnowHow sehr gut und lange überleben können. Wie Robinson Crusoe. :)


    Sobald aber das Wetter extrem ist, die Ausrüstung fehlt und die einfachsten Fehler gemacht werden (Lagerstandort, Aufbewahrung und Sicherung der Vorräte vor Wildtieren, Wetterschutz) oder deinen ...

    Zitat von Holger;86757

    Und obwohl ich es eigentlich anders wusste glaubte ich ihm das.


    ...hat der Mensch einfach die schlechtere Karte. Deutschland ist andererseits keine freie Natur, sondern bietet lediglich Nischen, wo man so tun kann als ob: freies Campieren und Jagd nicht erlaubt, dichte Besiedlung mit Eigentumsgrenzen, Vorschriften und Gesetzeshütern. Wie soll man da Überleben lernen wie es unsere Vorfahren kannten ?


    Trotzdem: im Ernstfall würden wir Menschen mit wenig auskommen, vom Speck zehren. Und unser Gehirn benutzen, das dann vielleicht auf verschüttete Kenntnisse zurückgreift, die man in einer Rubrik hier im Forum gelesen hat. Es vorher zu tun und sich praktisch und schrittweise vorzubereiten, zumindest der eigenen Unzulänglichkeiten bewusst werden als Motivationshilfe, sollte uns mitten in der Zivilisation möglich sein. In der Vorzeit waren wir schließlich nicht an einen Bürostuhl gefesselt, mussten uns um die Kehrwoche oder den Lohnsteuerjahresausgleich kümmern, hätten andererseits nie soviel Eigentum und Wohlstand anhäufen können, um davon mitten in der erwartbaren Lebensspanne mit "Arbeit und Beruf" aufhören zu können, um satt und sauber unserem Ende entgegenzusehen. Abgesehen von der Lebensqualität in unserem modernen Gesundheitssystem. In der Steinzeit wäre ich vom Alter her schon fast tot. Ist so. Will ich deshalb so leben, Survival machen, um mich meines "wahren Alters" mehr tot als lebendig zu fühlen ? :face_with_rolling_eyes:


    Im Grund haben wir alle die Chance auszusteigen, wir sind mobil und in der Lage genügend Geld für ein Leben abseits der Zivilisation zu beschaffen. Leben wie zur Steinzeit will ich dort jedenfalls nicht. Survival ist für mich keine Vision für den Alltag oder lustiger Urlaub. Nicht Endziel, sondern eine Zwischenphase zu einem besseren Leben als nacktes Überleben.


    Letzte Fragen zu


    Zitat von Holger;86757

    Und wir schauten beide weiter Fleißig "Dual Survival"


    Auf der Kamera oder wie muss ich mir das vorstellen ?
    Wie viele Tage hat euer Experiment insgesamt gedauert ?

  • Danke danke fürs Lob. Ja, ein bisschen können wir ja schon, aber fürs Überleben reichts halt noch lange nicht.


    Zitat

    Aber warum fangt Ihr nicht spielerisch mit mehr Ausrüstung an?
    Den Schwierigkeitsgrad bei weiteren Unternehmungen zu steigern fällt dann eher leichter.


    Das habe ich für die Zukunft auch vor. Zumindest Nahrung will ich mitnehmen. Zudem habe ich mir mittlerweile auch ein Survivalkit und eine "Abenteuerausrüstung" zugelegt


    @ Crusoe
    Nein, So leben möchte ich auch nicht! Auf keinen Fall. Aber das Wissen, dass ich es im Notfall könnte würde mir gefallen. Und es ist ja auch interessant und spannend an seine Grenzen zu gehen. Letztlich lernt man unseren Luxus durch solche Aktionen auch mehr zu schätzen und lernt Respekt vor unseren Vorfahren deren Alltag härter war und die uns den Luxus erarbeitet und vererbt haben.


    Ich finde es aber auch erstrebenswert zb auf Reisen in der Lage zu sein sich zu einem Teil aus der Natur ernähren zu können und somit nicht so viel Nahrung mitschleppen zu müssen.


    Zur Dauer unserer Experimente: Wir sind jedesmal am ersten Tag gescheitert.
    Naja und die Survivalserien haben wir natürlich nicht während der Aktion auf der Kamera sondern an langen Abenden auf dem Sofa angeschaut, ausgewertet und großspurig behauptet: Das können wir auch.

  • Fällt mir noch dazu ein:
    Mit so wenig Ausrüstung hättet Ihr viel mehr arbeiten müssen:Cool:
    Nämlich um eine ausreichend wetterdichte Übernachtungsstelle zu schaffen.
    Da bleibt nicht viel Zeit, um Essen zu suchen.
    Ich glaube, es wäre für den ersten Tag angesagt, alle Mann einzuteilen für Bau von Unterkunft und Abgrasen der Umgebung nach passendem Baumaterial. Nebenbei muss jeder die Augen offenhalten, wo es Essbares geben könnte.
    Ist Unterkunft und Feuerstelle eingerichtet, kann man gemeinsam das Problem der Nahrungsbeschaffung vor Ort analysieren und zu einer möglichst allseits anerkannten Vorgehensweise kommen.
    Ich würde jedem raten, Schnecken und Kleingetier zu sammeln auch wenn er selber das nicht essen will. Andere wollen es schon oder es könnte als Köder oder anderes dienen.
    Jeder verfügbare Sammler soll sein Suchgebiet zugeteilt bekommen, daß nicht manche wo rumrennen wo schon andere nicht fündig wurden oder abgegrast haben. Mittags dann Auswertung und Lagebesprechung. Eventuell gibt es eine gute Stelle, wo aber mehr Leute als nur einer gebraucht werden. Keiner latscht leer zum Lager zurück, sondern trägt soviel wie geht an Brenn- und Abdichtmaterial mit.
    Dazu wäre es gut, wenn jeder etliche leere Plastiksäcke und ev. atmungsaktive Leinensäcke für empfindlichere Nahrungsmittel dabei hat.

  • Für mich ist das Ergebnis wenig überraschend. Ich selbst traue mir nicht zu, ohne nennenswerte Ausrüstung in so einer Lage dauerhaft im Wald zu überleben.


    Das Fazit lautet für mich, möglichst solche Situationen zu vermeiden, also eher nicht versuchen in den Wald zu kommen (Nahrungssuche in meiner Stadt und sei es in den Mülltonnen dürfte am Anfang einer Krise deutlich einfacher und ergiebiger sein) und wenn es schon in den Wald gehen muss dann bitteschön auch mit Rucksack und zumindest einer minimalen Ausrüstung und dann sobald als möglich auch wieder raus.


    Ich vermute, dass für unkundige wie mich das Pflanzen, Pilze und Kleintieressen in der Bilanz eher negativ sein sollte durch den Zeit- und Kalorienbedarf bei der Suche und die große Gefahr, sich auch noch Verdauungsprobleme einzuhandeln. Also entweder Kartoffeln und Mais vom Acker oder irgendwie versuchen, an richtiges Fleisch oder Fisch ranzukommen statt Kambrium kauen, Ameisen rösten und Brennesselsuppe löffeln. Evtl kann ich mir noch Insekten vorstellen, wenn die in gewisser Dichte auftreten. Und dass Salz in solchen Situationen nicht schadet sollte man auch nicht vergessen...


    Sollte mich ein Unglück unveorbereitet in den Wald verschlagen würde ich keine Zeit mit Nahrungssuche verbringen, sondern damit, möglichst schnell vorwärts zu kommen. Die Evolution hat den Menschen so konstruiert, dass er eine ganze Weile ohne Nahrung überleben kann und trotzdem noch laufen kann.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;86812

    Ich vermute, dass für unkundige wie mich das Pflanzen, Pilze und Kleintieressen in der Bilanz eher negativ sein sollte


    versuchen, an richtiges Fleisch oder Fisch ranzukommen


    Das seh ich auch so. In einer echten Überlebenssituation wo man sich nicht mehr an Gesetze halten müsste, würde ich nicht ohne meinen Bogen und ausreichend Pfeile in den Wald gehen. Allerdings ist es in unseren Breiten zu Recht nicht möglich solche Situationen zu üben.
    In alten Zeiten und selbst nach Erfindung des Ackerbaus war der erfolgreiche Jäger einer der angesehensten Leute in der Gemeinschaft. Besonders zu Zeiten als ungeschickte Leute mangels Schiessprügel noch nicht Jäger sein konnten.

  • WRW : Wissen, Ressourcen, Werkzeug



    Davon hängt alles ab. Nicht der Stärkste überlebt, sondern der, der sich am besten anpasst. Was ihr gewagt hat braucht Mut und Entschlusskraft. Ich zolle euch meinen Respekt. Ich habe während langer Zeit meine Fertigkeiten beim Feuermachen und im Biwakbau trainiert, ohne jemals ein Survival Wochenende durchzuführen. Dabei habe ich die Unterschlüpfe so sorgfältig gebaut, dass sie dazu getaugt hätten. Wenn das Klima wieder besser wird, möchte ich es jedoch wagen. Jedoch werde ich eine Packung mitnehmen, die auch die Eventualität des Scheiterns berücksichtigt. Ich werde also nebst meinen Bushcraft Tools ein kleines Zelt, Isomatte und Schlafsack mit mir nehmen. Wenn mein Unterschlupf also scheitert, kann ich mich in die "industrielle" Festung zurückziehen und es am Tag darauf besser machen. So kann ich länger vor Ort bleiben und meine Fertigkeiten trainieren, habe aber dennoch einen Ort für den Rückzug mit dabei. Wenn also meine Laubhütte oder mein Tipi durchnässt wird, krieche ich ins Zelt und verbessere am Tag darauf den Survival Unterstand. Dadurch spezialisiere ich mich und komme irgendwann an den Punkt, wo ich nach und nach an Ausrüstung abbauen kann.


    Meine minimale Ausrüstung sieht momentan so aus:


    Zunderbeutel (grob und Fein), Ledertasche mit: Feuerstahl, Magnesiumfeuerstahl, Taschenmesser, Taschenlampe, Messerschärfer, 6Kantschlüssel. Machete mit Rückensäge 46cm, SOS Outdoorknife, Beil, Petflasche, Metalltasse.


    Und selbst bei einem kurzen Training kann ich alles davon einsetzen. Bis vor kurzem hätte ich nicht geglaubt, wie hilfreich z.b. eine Machete sein kann, besonders, wenn sie noch eine Sägeseite hat.



    WRW und stets gutes Gelingen


    Stefan

  • Als erstes: RESPEKT Holger!
    Gibt nicht viele die das einfach mal so ausprobieren wollen!
    Und vor allem dann auch noch den Mut haben zu zugeben das sie gescheitert sind!


    Ohne Dir nahe treten zu wollen, aber das hört sich genau so an, wie die ganzen Leute, die die Serien um Bear Grylls oder Survival-Duo geschaut haben und dann meinen, das ist alles gar nicht so schwer...!
    Durch Deinen Bericht merkt man sehr schnell, wie viel Wissen uns in der weichen Zivilisation verloren gegangen ist.
    Da Du auch um Tips gebeten hast, hab ich hier noch was für Dich... habe das irgend wann irgend wo mal gehört, gelesen oder sonst wie aufgeschnappt...
    Regel der 3:


    Du kannst...


    3 Minuten ohne Luft
    3 Stunden ohne Wärme
    3 Tage ohne Wasser
    3 Wochen ohne Essen
    3 Monate ohne Menschen


    auskommen.


    Das ist so eine Faustregel, die man der Reihe nach abarbeiten kann.


    In Deinem Fall also folgendermaßen:
    Luft ist genug da, kann man also abhaken...
    Wärme ist zZ auch da, allerdings ist es Tag, also muss man für die Nacht vorsorgen und einen Unterschlupf bauen + Wärmequelle (Feuer, Brennholz, (Laub-)Decke,...)...
    Wasser scheint es ja auch in der Nähe (Frosch) gegeben zu haben...
    Essen ist erst mal irrelevant, da du wahrscheinlich ein wohlgenährter Westeuropäer bist... kann man sich später / am nächsten Tag drum kümmern...
    Einen weiteren Menschen hast ja auch dabei... wobei ich den letzten Punkt eher optional sehe. Manch einer braucht Menschen und Andere sind froh erst mal für ein halbes Jahr Ruhe zu haben... Wobei halt die Psychologen meist der Meinung sind, das andere Menschen einen halt moralisch unterstützen und wenn man längere Zeit ohne auskommen muss, man einfach wunderlich wird...


    Noch so am Rande: wenn du anfängst auf Pflanzen rum zu kauen, such dir welche, die du auf jedenfall sicher identifizieren kannst!
    Das grüne Zeug kann echt megagiftig sein! Also erst mal ganz einfache raus suchen, so was wie Brennnessel, Löwenzahn, Giersch usw.
    Die Pflanzen laufen auch nicht weg und sind meist sehr einfach zu ernten.


    Dieser Satz:"in einer echten Überlebenssituation..." tja, da ist halt alles ein wenig anders und ich hätte dann auch keine Probleme damit die wohlgenährten Stockenten in meinen Magen wandern zu lassen, aber wir sind hier erstens in einem "zivilisierten Land" wo es viele Gesetze gibt und zweitens darf man nicht vergessen, das es halt auch Lebewesen sind und man die halt nicht einfach so zum Spaß töten sollte.
    Dafür, das du die Schnecken dann zum Großteil auch wirklich gegessen hast, kann ich dir nur noch ein mal sagen:"Sehr gut gemacht!"


    Ein generelles:"Hut ab vor Dir und Deinem Freund! Laßt euch nicht unterkriegen!"

  • Hallo zusammen,


    also unser letztes Überlebenstraining war hier:


    [ATTACH=CONFIG]6740[/ATTACH]



    Dort sind dann die Männer auf die "Pirsch" gegangen, während wir unsere Frauen in den Wald geschickt haben zum sammeln.


    [ATTACH=CONFIG]6741[/ATTACH]


    Gefunden haben wir das:


    [ATTACH=CONFIG]6742[/ATTACH]


    zwischenzeitlich kamen unsere Frauen mit reicher Beute aus dem Wald zurück und unser italienischer Chefkock konnte daraus etwas zaubern...


    [ATTACH=CONFIG]6743[/ATTACH]


    und unser "Überlensmahl" sah dann so aus:


    [ATTACH=CONFIG]6744[/ATTACH]


    Nach der ganzen "Anstrengung" mussten wir est mal schlafen ...



    [ATTACH=CONFIG]6745[/ATTACH]



    Also ich verstehe überhaupt nicht, warum ihr Schnecken, Regenwürmer und sonstwas zu Euch nehmt.... Ihr müsst nur an den richtigen Stellen suchen :winking_face::winking_face::winking_face:



    Beste Grüße,


    Udo (DL 8 WP)



    Also ich finde den Mut mit "nichts" in den Wald zu gehen ausgesprochen gut !




    .

  • Udo... ernsthaft... lass den Mist mit den Bildern!


    Nun hab ich nen Mordshunger!!!!


    und das um diiieeee Uhrzeit... dammich dammich dammich... naja... nennen wir es mal "potentielle Muskeln"... :popcorn:

  • Na, dann musst Du wohl Deinen Kaumuskeln was zu tun geben :winking_face:


    Hast Du nicht noch irgendwo ein EPA eingelagert für schlechte Zeiten ?


    Dann probiers doch mal, wies schmeckt....


    Guten Appetit + Gruss,


    Udo (DL 8 WP)

  • Besser, viel viel besser als EPAs... ich habe mir vor einer Stunde ein paar Kransekaken gebacken!


    Die werden jetzt sterben müssen! Naja, zumindest einige...

  • Hallo Holger,


    Danke für diesen herrlichen Beitrag !
    Ich bin leider für mich sehr pessimistisch, was echtes Survival angeht, zum einen, weil ich ein sehr großes Wärmebedürfnis habe und in D für mich nur wenige Tage angenehme Temperaturen haben, und besonders wegen der Nahrungsbeschaffung, die in unserem überbevölkerten aber größtenteils wildarmen Land ein echtes Problem darstellt. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die regelmässig essen müssen. Dann aber ordentlich.
    Von Brennesseln wird man wunderbar satt, und es gibt sie 7/8 Monate bei uns. Im Sommer kommt man vielleicht auch an Regenwürmer heran. Jagen von wilden Tieren ist schwierig, und bei der Vorstellung, dass im Falle von leeren Geschäften alle Hungernden hinter den Tieren her sein werden, vereinfacht die Situation nicht unbedingt. Vermutlich werden auch in "anderen Zeiten" Wilderer nicht nett behandelt werden.
    Ich habe heute versucht, einen verirrten Hahn einzufangen. Er kann noch nicht richtig fliegen... trotzdem hat es nur mit Hilfe eines zweiten Menschen, viel Zeit und einer Begrenzung aus Zaun und Pferdestall geklappt, ihn einzufangen, obwohl ich flott durch Büsche gekrochen bin und einen Hechtsprung auf den Misthaufen gemacht habe, wonach ich interessant aussah und den Guten immer noch nicht hatte.
    Ich kenne einige Pilze, die gibt es allerdings auch immer nur ein paar Wochen im Jahr, ausreichend Niederschlag vorausgesetzt. Weinbergschnecken stehen ja unter Naturschutz, wir haben mal überlegt, sie zu züchten, um das zu umgehen... aber sie so liebgewonnen, dass wir sie immer vom Weg in die Wiesen setzen, damit sie nicht überfahren werden. Im Notfall würde ich sie sicher essen, aber nach ein paar Wochen würden sie alle sein und es gäbe nie wieder Schnecken...
    Zum draußen übernachten empfehle ich Schlafsack mit Biwaksack, ist zwar keine tolle Hütte, aber immerhin warm und trocken :winking_face:

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Hallo,


    bin auch tief beeindruckt! Das Lagerbauen, warm schlafen und sich aufwaermen koennen halte ich fuer besonders wichtig, so kann man es notfalls lange ohne bzw. sehr wenig Nahrung aushalten.


    LG, Heidi

  • Erstmal vielen Dank für eure Beiträge und Tipps.
    Ja, die Nahrungsversorgung stellt bei uns ein echtes Problem dar. Daher bin ich momentan fleißig dabei essbare Pflanzen kennen zu lernen und auszuprobieren. Und ich bin dabei immerwieder überrascht, dass man fast alles essen kann. Das Problem ist dabei, das nur sehr wenige Wildpflanzen ausreichend Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette besitzen weswegen man auf tierische Nahrung schwer verzichten kann.
    Ich mache grad den Fischereischein und im nächsten Jahr will ich mich mal mehr im primitiven Fischen sowie Muschel und Krebsfang versuchen. Mal schaun wie da so meine Erfolge sind.
    Was das 3 Wochen ohne Nahrung angeht: Ich würde ja gerne mal etwas fasten, aber da ich mich sowieso an der Grenze zum Untergewicht befinde, habe ich da schiss Muskeln statt Fettreserven abzubauen.
    Zudem: In der Theorie hält man das ja durch, aber mein freund hat eine Zweitagesbergwanderung ohne Nahrung gemacht und er sagte, das er sich am 2. tag total ausgelaugt fühlte und absolut keine Power für nichts hatte. Da frage ich mich schon ein bisschen in wie weit man nach einer Woche ohne Essen noch in der Lage ist zu jagen oder Nahrung zu sammeln.


    Gut Nacht!