Zitat von Stefan;88080
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Als ich deine technische Leistung vorhin "Tonne" oder "Grab" genannt habe, war das nicht abschätzig auf die Konstruktion bezogen, sondern eine Interpretation auf ein für mich subjektives Szenario a la Metro 2033 (Wer das Buch und gleichnamiges Computerspiel nicht kennt: Oberfläche der Erde umbewohnbar verstrahlt, wenige Menschen überleben im Moskauer U-Bahn Netz).
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Das Schlimmste in diesem Fall wäre die totale Kontamination der Erdoberfläche. Ohne Schutzanzug wäre es unmöglich, den Bunker zu verlassen. Es ist die Situation "U-Boot liegt auf dem Meeresgrund und taucht niemals wieder auf" eingetreten.
Hallo Stefan,
mir liegt nichts ferner, als die Wirkung von Kernwaffen zu verniedlichen, wer kennt nicht die Bilder von Hiroshima? Aber ein Szenario `a la Metro 2033 mit dauerhafter Verseuchung der Erdoberfläche oder weiter Teile von ihr ist unrealistisch, weil Kernwaffen ein wenig anders funktionieren als Reaktoren. Es sei nur daran erinnert, wie schnell Hiroshima wieder aufgebaut und bewohnt wurde und wie es nach 25 Jahren noch heute in Tschernobyl aussieht.
Die Physik dahinter ist grob skizziert die folgende: Auch in einem Kernreaktor entstehen im laufenden Betrieb jede Menge extrem kurzlebige (d.h. im Umkehrschluss extrem stark strahlende) Nuklide. Sie zerfallen allerdings schneller, als sie im Betrieb im Bereich der Kritikalität gebildet werden. Sollte der Druckbehälter platzen, ist von diesen hoch aktiven Nukliden nur ein sehr geringes Inventar vorhanden, dagegen ein erhebliches Inventar von Nukliden mit mittlerer Halbwertszeit wie 137Cs und 90Sr, weil diese durch den Betrieb an der Kritikalitätsgrenze angereichert werden..
Ganz anders bei einer Kernwaffe die vielfach überkritisch ist und in des sich der Spaltprozess im Nano- bis Microsekundenbereich abspielt. Anreicherung von "mittellebigen" Nukliden mit Halbwertszeiten im Bereich einiger Jahrzehnte, die für eine nachhaltige Verseuchung des Bodens sorgen können, findet nicht statt. Dafür wird unmittelbar und in grossen Mengen ein ganzer Cocktail von teils extrem kurzlebigen (= sehr stark strahlenden) Nukliden wie z.B. 140Ba, 141Ce, 131I, 95Zr, 95Nb im Fallout freigesetzt, die bei ungeschützten Personen schwerste bis tödliche Strahlenschäden verursachen können, die aber bereits nach wenigen Tagen bis Wochen zerfallen sind. Die Umgebungsradioaktivität durch den Fallout ausserhalb der "heissen" Gegend um den ground zero ist nach der Luftexplosion einer Fissionsbombe in 10 Tagen auf etwa 10%, nach hundert Tagen auf unter 1% gesunken.
Der Bereich um das Explosionszentrum, wo tödliche Gamma- und Neutronendosen entstehen, ist auch bei Bomben der Grössenordnung 1 MT auf < 10 km um den ground zero beschränkt. In einem Bereich von10 ... 40 km bestehen recht gute Überlebenschancen, wenn man sich nur die ersten 2-4 Wochen vor der Aufnahme von Radionukliden (Inhalation, Ingestion) oder vor der Wirkung einer ziemlich ekligen Betastrahlung nebst der begleitenden Gammastrahlung schützen kann. Hier können 50 cm Beton oder Erdreich tatsächlich Wunder wirken. Anschliessend kann man sich, Schutzausrüstung vorausgesetzt, relativ gefahrlos absetzen.
Fusionsbomben sind bezüglich Fallout noch um einiges gutmütiger, den meisten Dreck macht die als Initialzünder benötigte Fissionsbombe, der Fusionsprozess läuft bezüglich strahlender Rückstände ziemlich sauber ab.
Das Märchen von der Fähigkeit zur mehrfachen Vernichtung aller Menschen auf der Erde ist deshalb eines, weil es tödliche Explosionsenergie pro Nase mit der Anzahl der Nasen multipliziert.
genauso könnte ich rechnen: Eine grosskalibrige Pistolenpatrone reicht, um einen Menschen zu töten. Sie enthält ein knappes Gramm Treibladungsmittel.
1g x 7 Milliarden Menschen = 7.000 Tonnen. Also kann ich mit 7.000 Tonnen Schiesspulver, etwa 250 LKW-Ladungen, die Menschheit ausrotten. Kann ich natürlich nicht.
Basecamp USA hat mit seinen Vorbereitungen beste Chancen, sofern er nicht gerade einen Nahtreffer abkriegt. Er wird in seinem Bunker Wochen verbringen müssen, aber ganz sicher keine Jahre.
Ich muss meine oben gemachten Aussagen allerdings dahingehend einschränken, dass ihnen die Annahme einer bezüglich der Explosionshöhe auf maximale Waffenwirkung durch Druckwelle und thermische Strahlung gewählte Höhe zu Grunde liegt. Wenn man eine deutlich niedrigere Höhe oder gar eine Bodenexplosion annimmt, sinkt der Wirkungsradius der Waffe dramatisch, innerhalb des Wirkungsradius kommt es aber zu Neutronenaktivierung, d.h. freigesetzte Neutronen können vorher nicht radioaktive Materialien im Zielgebiet durch Neutroneneinfang in radioaktive Isotope umwandeln, die durch den Feuerball hochgerissen und als Fallout verteilt werden. Dieses Prinzip wurde in der Cobaltbombe zur höchstmöglichen Perversion getrieben, eine Fusionsbombe mit einem Mantel aus nicht radioaktivem 59Co, das durch Neutroneneinfang zu dem ziemlich üblen Beta- und Gammastrahler 60Co mit einer HWZ von 5 Jahren verwandelt und zum Zweck einer nachhaltigen Kontamination grossflächig verteilt wird. Allerdings haben nach meinem Wissen nach Ende des kalten Kriegs alle Atommächte solche Waffen verschrottet.
Viele Grüsse
Matthias