Wie sehen uns „Ur-Survival-Menschen?“

  • Hallo Survival-Mitglieder,



    diese Information muss ich loswerden…!!!



    Wie so mancher weiß, lebe ich seit Jahren mit meiner lieben burmesischen Frau in Thailand zusammen.



    Wie erlebt sie meine „Survival-, Outdoor und Selbstversorger-Bestrebungen…?




    Sie sagt mir folgendes:

    „Ich verstehe Euch Europäer nicht!

    Ihr habt Straßenbahnen und wollt den Dschungel zu Fuß durchqueren!

    Wir hingegen wünschten, wir hätten eine Straßenbahn und müssten uns nicht jeden Tag durch den Dschungel quälen…!!!


    Verkehrte Welt,… aber so ist es….


    Gruß Jörg

  • Wir leben im Winter und wünschen den Sommer.
    Viele Menschen sehnen sich nach dem was sie im Moment gerade nicht haben. Ich denke es ist erstrebenswert - sonst hätten wir ja alles und wären erst wieder unglücklich.


    Ich denke sehr oft darüber nach, meinem "Wohlstand" den Rücken zuzukehren. Andererseits will ich sicher nicht dauerhaft auf das bisschen Luxus der zivilisierten Welt verzichten.
    Es ist teilweise ein Traum zu leben wie du lebst. Deswegen würde ich aber nicht dauerhaft auf mein Auto, meine Wohnung, meinen großen Fernseher, mein Notebook oder Handy verzichten.


    Und: "Downgrade" ist immer leichter als "Upgrade". Damit will ich sagen, dass wir (Mitteleuropäer) meistens die Wahl haben wie wir leben. Ein Burmese aber vermutlich nur sehr schwer wählen kann.


    (Ich hoffe mich verständlich ausgedrückt zu haben *g*)


    Lg

  • Hallo Cabell,

    die meisten Menschen leben nur nach ihren imaginären Bedürfnissen, ohne zu wissen, was wirklich wichtig im Leben ist!

    Auch ich bin diesem Irrsein über Jahre hinweg verfallen, sonst hätte ich nicht alles aufgegeben…!!!

    (Aber unter dem Strich habe ich viel mehr zurück bekommen, als ich je unter der gierigen Geld-Fuchtel hätte erträumen können..!!!)


    Ist es lebenswichtig einen 2 x 1,5 Meter Flachbildschirm zu Hause zu haben, eine ultimative Geschirrspülmaschine mit Bakterienvernichtung, eine Revox-Anlage mit 50 Kg Plattenteller für „guten Sound“, 3 Luxus-Urlaube im Jahr mit Sicherheitspersonal oder 2-3 Highclass Autos und 4 Laptops…???



    Ich gestehe offen ein, wir sind nicht reich an Geld, aber wir sind reich an Leben!



    Die Realität ist, dass jeder erst dann aufwacht, wenn er genau diese Dinge nicht mehr besitzen kann, die er unablässig begiert, weil sie für ihn „heilig“ sind und für ihn die absolute Lebensqualität bedeuten…!

    Alles kommt zu seiner Zeit…..


    Die Uhr läuft…!

    Gruß Jörg

    PS: Wir haben keine Angst, weil wir nichts zu verlieren haben, aber ethisch und spirituel nur gewinnen können...!!!

  • Auch wenn hier etwas die "sei zufrieden mit dem was du hast"-Philosophie durchschwingt, glaube ich dass die Menschheit sich immer nur entwickeln konnte, WEIL Menschen nicht zufrieden waren mit dem Ist-Zustand. Klar könnten wir mit Pflug und Pferd die Felder bestellen, aber irgendwann sehnt sich der Mensch nach einem Traktor.


    Die wenigsten Aussteiger Typen wollen einen echten Rückschritt. Sie sehnen sich danach mit einem 300 Euro Messer am Gürtel und nem 350 Euro Rucksack durch den Dschungel zu rennen. Im Kopf dabei immer die Dusche am Ende der Tour.

  • Zufriedenheit hat für mich etwas mit dem Wort Frieden zu tun-und seit dem ich überlege was ich wirklich "brauche"...habe ich schon etwas mehr Frieden.
    Fernsehen hab ich abgeschafft ,Smartphone -brauch ich nicht...ebenso ein teures Auto um aller Welt meinen"Erfolg" zu demonstrieren.
    Die Werbung(z.B.) will uns Dinge anpreisen, die wir nach genauer Betrachtung der Notwendigkeit nicht brauchen ...die aber Sozialstatus vermitteln.
    Solange man in einer geistigen Hierarchie des Konsumes lebt ist es schwer sich dem zu entziehen.
    Segen wie auch Fluch.Für die Wunder der Konsumgesellschaft zahlt man eben leider auch den Preis des ...ich nenne es mal de-naturierten Lebens(Streß,Burnout etc.)
    Wohl dem ,der einen Zwischenweg zwischen Armut ohne Luxus und krank machendem Luxus findet.


    Ich schätze ,jeder hätte seine Idee von einem glücklicheren Leben...nur die Verwirklichung hängt; eben auch von äußeren Gegebenheiten ab.

  • Wünsche deiner lieben Frau einen lieben Gruß aus dem guten alten Europa.


    Ich kann gut nachvollziehen das sie nicht verstehen kann sich freiwillig in den "Busch" zu wagen.


    In der Welt in den wir (ich schreibe einmal für viele Europäer) leben haben wir ein Maximum an vermeidlichen "Wohlstand" und "Sicherheit" erreicht.


    Es ist richtig das hier niemand hungern und frieren muss, wenn er die Hilfe annimmt die Angeboten wird und er willens ist sein Leben zu verbessern.


    Aber um welchen Preis?


    In den Jahrhunderten der Industrialisierung haben viele schlicht vergessen wie man sich einfach selbst hilft. Es gibt viele Gesetze die befolgt werden müssen, die das Leben auf engen Raum zu regeln.


    Das entfachen eines Lagerfeuers ist reglementiert. Das Jagen ohne Jagdschein oder das Fischen ohne Fischerschein ist absolut untersagt. Der Besitz einer Schusswaffe ja selbst das führen eines Messers über 12cm sind ohne Erlaubnis nicht gestattet.


    Dies geht sogar so weit, (das schreibe ich mal für uns deutsche im Speziellen :winking_face: das wir immer bevor wir irgend etwas machen wollen erst fragen ob dies das oder jenes verboten ist....


    Dies führt dazu das viele Europäer nicht mehr in der Lage sind irgend ein Tier zu jagen zu schlachten ein Feuer zu entfachen und es zu zubereiten. (An dieser Stelle lacht bestimmt deine Frau, das ist lustig wenn es nicht so traurig währe).


    Ich komme vom Land und habe einige Großstädter kennen gelernt, die nicht einmal wussten wie eine Kartoffelpflanze ausschaut... An dieser Stelle könnte ich einige Anekdoten schreiben... aber dass würde den Rahmen des Beitrags sprengen.


    Warum wir freiwillig in den Busch gehen?


    Ich denke das es unser Erbe ist das uns ruft. Gerade wir Männer wollen wissen ob wir da draußen zurecht kommen und ob wir unsere Familie auch ohne Job im Büro oder in der Industrie ernähren können...


    Und da kommen wir zu einem wichtigen Punkt.


    Familie:


    Über Jahre gab es Menschen in unserer Kultur die meinten das Familie unmodern währe. Ich Menschen die meinten das sie allein zurecht kommen würden.


    Unsere Politiker verwendeten das Wort Familie als Worthülse genau so wie viele Männer "Ich liebe dich" als Worthülse verwenden um an ihr Ziel zu kommen.


    Die Erfahrung lehrt: Das solche Menschen allein und einsam sterben! Solche Leute werden nach Monaten ihres Ablebens in ihrer Wohnung gefunden.


    Ich persönlich will im Bett umsorgt von meinen Kindern und Kindeskindern mit der Gewissheit gehen, das ich etwas gutes in meinem Leben erreicht habe.

    Nun bin ich etwas abgeschweift und ich wollte eigentlich noch mehr aus meinem bisschen Erfahrung schreiben. Aber ich denke das reicht erst einmal zum Thema.

  • Zitat von Survival-Asia;97556



    Ist es lebenswichtig einen 2 x 1,5 Meter Flachbildschirm zu Hause zu haben, eine ultimative Geschirrspülmaschine mit Bakterienvernichtung, eine Revox-Anlage mit 50 Kg Plattenteller für „guten Sound“, 3 Luxus-Urlaube im Jahr mit Sicherheitspersonal oder 2-3 Highclass Autos und 4 Laptops…???


    Hallo Jörg!


    Absolut unwichtig - unterm Strich
    Allerdings gibt es viele Dinge die einfach angenehm sind. Und da sprech ich nicht unbedingt von Sicherheitspersonal oder 2-3 Highclass Autos und 4 Notebooks.
    Ich persönlich habe gar kein Sicherheitspersonal (wozu auch, passe auch mich selbst auf), Autos und Notebook hab ich nur eines.


    Es sind eher so Dinge wie nach einem arbeitsintensiven Tag sich in den Sessel zu lehnen und gute Musik hören oder einen flachen Film zu schauen. Oder morgens eine Dusche zu haben aus der warmes Wasser läuft.


    Ich habe eine kleine Tochter (5,5 Jahre) der ich das Leben bei solchen Dingen gerne leichter mache. Es wäre für alle mühsam, wenn wir morgens erst Wasser kochen müssen damit wir uns waschen können, oder dann 1 Stunde zu Fuß in den Kindergarten/Schule gehen müssen.


    Und hier ist ein "Downgrade" einfach leichter. Mal ein Wochenende zurück schalten. Angeln gehen (mach ich nicht wirklich) und im Zelt schlafen (mach ich schon). Oder mal ein Wochenende auf einer Hütte ohne Strom und Fließwasser zu verbringen - einfach mit dem Wissen, dass man wieder zurück in die Zivilisation kann.


    Dass man mit deiner Erfahrung reich an spirituellen Dingen wird ist klar - ich denke auch, dass hier von uns viele dort hin wollen, und da nehme ich mich absolut nicht aus. Aber bis es so weit ist, hätt ich noch gern etwas Luxus (sind ja dann doch nur "normale" Dinge und keine 3 Autos und ne Yacht) :)

  • Passt hier vielleicht rein:


    http://www.waldwissen.net/lern…naturentfremdung/index_DE


    Die Kinder lernen in der Schule über den Waldkauz, haben aber selbst nie einen in der freien Wildbahn gehört, usw.


    Auch schön sichtbar die Übernahme der Verreglementierung. Die Frage ist, ob die Verreglementierung der Versuch ist, Dinge wie Littering in den Griff zu bekommen oder ob Littering die "Widerstandsreaktion" ist, weil man immer weniger darf.


    Das ist die beste Beschreibung des Experiments, das in vielen Gesellschaften läuft:


    http://www.geo.de/GEO/mensch/64781.html?p=1


    Klar, früher, als die Vorstellungen der Eltern noch näher beieinander waren, war keineswegs alles besser. Aber manchmal erstaunt es mich schon, wie die Welten und Erfahrungsbereiche zwischen Familien heute enorm auseinanderklaffen. Wie ein Hügel im Mittelland, ca. 100m höher als der Talboden, der von meinem 2.5-jährigen Sohn ohne Murren und mit Rucksack "bestiegen" wird, von anderen Eltern als wahnsinnig hoch beschrieben wird, als würden ihre armen Kinderlein das kaum schaffen (aber die Kinder sagen das selbst gar nicht), wenn die Kindergärtnerin sie in der Waldwoche jeden Tag da hochlaufen lässt (sofern die Eltern nicht Taxi spielen). Nur so eines von vielen Beispielen.


    Bei allen auch bedenklichen Entwicklungen unserer Gesellschaft, das Beste ist immer noch, dass wir die Freiheiten haben, ob wir bei diesen Entwicklungen mitmachen oder nicht.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hallo Foris


    Eine Gute Ausgangsfrage. Warum ist es der Wunsch eines Menschen, sich unter grosser Anstrengung in der Natur zu behaupten, wo man doch so bereichernde Errungenschaften wie Fernsehen, Kredite und modernste Transportsysteme hat? Wer möchte schon auf Antibiotika im Fleisch verzichten? Wer mag nicht einen grossen Schuss Aspartam in seinem allmorgendlichen Energy Drink? Warum auf Pommes verzichten, welche selbst an der frischen Luft nicht zu faulen beginnen? Alles gute Fragen.


    Das Europa der gemässigten Zone bietet all diesen Luxus. Innerhalb dieses gut überwachten Lebensraumes wird es euch und mir jeden Tag gestattet, zur Arbeit zu gehen, damit der Vorgesetzte eures Vorgesetzten seinen Reichtum ausbauen kann. Dafür erhalten wir ein Paar Krümel dieses Kapitals, welche wir dafür ausgeben, um konservierte und veränderte Nahrung, Luxusgüter zur puren Unterhaltung, Fahrzeuge für den Arbeitsweg und Kosten an die Regierung zu finanzieren. Unter dem Strich kommen wir soweit damit klar, um in Würde unser Überleben in der gemässigten Zone der alten Welt zu fristen, ehe wir sang und klanglos sterben und vergessen werden. Was ist daran also auszusetzen?


    Ihr könnt den Zynismus und Sarkasmus bestimmt in den vorausgehenden Zeilen herauslesen. Bei all dem Luxus verzichten wir zum Wohle der Gemeinschaft (Politiker und Manager) auf eine wesentliche Tatsache: echte Freiheit. Ich lebe in der Schweiz. In diesem Land, dem ich während über zehn Jahren im Militär gedient habe, ist ausnahmslos alles verboten und es kommen jeden Tag neue Verbote hinzu. Ich werde nun einige Punkte auflisten, welche in meinem Land gelten, aber in Burma wohl kaum:


    In der Schweiz ist man ein Verbrecher wenn man:


    - Ausserhalb eines konstenpflichtigen Zeltplatzes ein Nachtlager errichtet.


    - Eine Spielzeugwaffe besitzt.


    - Eisenbahngleise überschreitet.


    - Einen Apfel von einem Baum nimmt, der einem nicht gehört.


    - Eine Zigarette raucht.


    - Wenig verdient und den ständig steigenden obligatorischen Kosten nicht mehr nachkommen kann.


    - Patriot ist.


    - Einen Einbrecher kampfunfähig macht.


    - einen Millimeter neben einem Fussgängerstreifen die Strasse überquert.


    - eine Meinung äussert, welche nicht der Definition der angeordneten Mehrheit entspricht.


    - einen Fisch fängt, tötet und isst, ohne über die kostenpflichtige Ausbildung zu verfügen


    - ein Wildtier fängt, tötet und isst, ohne über die kostenpflichtige Ausbildung zu verfügen


    . einen Baum fällt, ohne über die kostenpflichtige Ausbildung zu verfügen.


    - arm ist.


    - ein Chamäleon ohne Genehmigung hält.


    - Im Halteverbot einer Katze den Vortritt lässt.



    Viele von uns und viele andere sehen vor lauter Vorschriften und Verboten die Freiheit nicht mehr. Kein wunder, dass sie sich wünschen, auf einer einsamen Insel zu stranden. Es ist nicht einfach und fordert einiges an Wissen, aber eines jeden Abends kann man behaupten, sein Leben selbst, abseits von aufgezwungenen Regeln, gemeistert oder versagt zu haben. Ich selbst habe mir diesen Abend den Pizza Kurier ins Haus bestellt und würde diese Option der Nahrungsbeschaffung wohl vermissen, aber wie kann man Freiheit erleben, wenn jeder Schritt den ich tue, reglementiert ist und bei einer Verletzung zu gnadenloser Verfolgung führt?


    In Burma interessiert es keine Sau, wenn ich mein Leben riskiere und zwischen den Lanzenottern (falls die dort vorkommen) am Boden eines Waldes übernachten will. Bestimmt gibt es Regeln, den Regeln sind dazu da, Gelder zu denen zu fördern, welche bereits viel Geld besitzen. Im Gegenzug dazu versichert man dem "Arbeiter", dass er in Frieden und Freiheit leben kann - sofern er seine Lebenskraft dafür investiert, andere Superreiche noch reicher zu machen und ohne Ansprüche zu sterben.



    Ganz ehrlich? Ich verstehe die Aussteiger.




    Stets guten Ausstieg


    Stefan

  • Hallo Stefan!


    Teilweise stimme ich dir in deinen Bedenken zu.


    Aber überleg mal, wo unsere Zivilisation wäre, wenn es diese Regeln nicht gäbe?
    - Wenn jeder jedes Tier erlegen kann: Gäbe es dann noch Fleisch im Supermarkt? Wäre sicher gestellt, dass jedes Tier das ich schlachte gesund ist?
    - Wenn ich einen Einbrecher kampfunfähig machen kann: Käme so etwas ohne sich tatsächlich wehren zu müssen nicht der ausgeübten Selbstjustiz gleich? Wäre es denn gut, wenn jeder ungestraft einen Einbrecher umlegt? Wo sind hier die Grenzen zu ziehen was in einem gesunden Verhältnis zum vorliegendem Verbrechen steht?
    - Wenn du überall campieren darfst: Vielleicht wirst du dann umgelegt da es der Grundbesitzer als Einbruch sieht?


    Ich denke dass unsere Zivilisation nur mit diesen Gesetzten funktioniert! Wir, die gelegentlich oder etwas öfter "ausbrechen" wollen, und manche das auch wirklich machen (siehe Jörg), stehen im Allgemeinen in der absoluten Minderheit. Und das ist vermutlich gut so!


    So, und nun geh ich meinen 16 Meter Fernseher einschalten :)

  • Hallo Stefan


    Ich zittiere jetzt nicht jede Deiner Aussagen ....., das würde mir zu weit führen.


    Aber ich denke da gehst Du doch ein wenig zu weit mit Deinen negativen Aussagen.


    Wenn Du der Meinung bist in der CH ist alles verboten, dann rede mal mit unseren Freunden aus D!


    Oder warum machst Du denn nicht das selbe wie Jörg?


    Ich weiss meine Fragen sind provokativ ........, aber so verdammt schlecht ist es bei uns nicht.


    Logisch wenn Du wilderst oder anderer Leute Fische fängst ist ja klar, oder einen fremden Baum fällst auch.


    Ich scheine nicht alles verstanden zu haben.


    Viele Grüsse, Ernst

  • Zur Ausgangsfrage fallen mir Debatten mit meinem indigenen-affinen und m.u.w. esoterisch angehauchten Freundeskreis ein:


    Da haben sie Kontakt zu Schamanen aufgenommen und sind in den Dschungel gereist, um von diesen zu lernen und berichteten von deren Bedauern, daß viele junge Indigene von dem "alten Wissen" nichts mehr wissen wollen.
    Klar bedauern die das, auch weil es Autoritäts- und Machtverlust bedeutet.
    Da werden die Esopilger gern als "neue Büffel" zur Statusfestigung eingespannt...


    Dabei haben junge Indigene das gleiche Recht auf Zugang zu wissenschaftlicher Bildung und freier Entfaltung ihrer Persönlichkeit wie alle Menschen.
    Sie können und müssen in die Lage versetzt werden, selbst zu entscheiden, was gut und richtig für sie ist.
    Beispielsweise könnten die Yanomami ohne Wasserflugzeuge und Internet ihr Stammesgebiet nicht gegen Übergriffe verteidigen.


    Auf meine Frage, ob es nicht eine Form von Arroganz ist, als "Besserwestler" daherzukommen und die jungen Indigenen in die althergebrachte Mystik zurückschubsen zu wollen, damit die eigenen romantischen Idealvorstellungen nicht zerstört werden, wurde mit empörter Abwehr reagiert...


    Andererseits werden krasse Menschenrechtsverletzungen wie etwa grausame Beschneidungen von den ach so sensiblen Esopilgern beschönigt, weil sie doch zur "Tradition" gehören...

  • Aye, Ihr habt soweit ja auch recht.


    Ich denke aber, dass ihr auch wisst, dass ich meinen Beitrag etwas überspitzt formuliert habe. Natürlich geht es uns in Europa ganz gut (sonst könnte ich nicht des späten Abends in ein Forum posten, sondern müsste weiter Brennesselspinat kochen, damit ich morgen etwas zu essen habe). Das ausnahmslos alles verboten sein soll, war ebenfalls überspitzt, da in unserer Lande wirklich (zu) viele Verbote existieren, sowohl in Deutschland, als auch in der Schweiz (und in anderen Staaten Europas wohl auch, wenn nicht noch schärfer).


    Bestimmt sichern diese Grundregeln unser Zusammenleben, aber es mangelt zuweilen einfach an Augenmass und die Bürokratie greift selbst bei Bagatellen mit aller härte durch. Gelegentlich hat man in unserer Lande einfach das Gefühl, benachteiligt zu sein, was mich darauf zu sprechen bringt, was cabell schon angesprochen hat: Das "Zerwirken" (verzeiht mir, das Wort geht mir nicht mehr aus dem Kopf) von Einbrechern.


    Selbstjustiz ist eine üble Sache, zugegeben. Nicht selten kommt es in Drittstaaten zu Lynchmorden an einzelnen durch einen aufgebrachten Pöbel. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um das für meine Verhältnisse klar zu stellen: Wenn mich jemand auf der Strasse überfällt und Geld will, dann gebe ich es ihm und lasse es nicht zu einer Eskalation kommen. Ich habe zwei Kinder und es wäre nicht ratsam, wenn ich mich für diese wenigen Mücken verletzten oder töten liesse. Dringt allerdings jemand in meine Wohnung ein, ist es nicht mehr die Gefahr für mich selbst, sondern eine Bedrohung für eine Frau, zwei Kinder und mich. Ich schätze unsere Gesetze, aber in so einer Situation werde ich IMMER mein Recht auf Notwehr nutzen. Das ist keine Selbstjustiz, sondern eine Angstreaktion. Wenn ihr der Meinung seid, es ist besser, bei der Vergewaltigung der Frau und der Ermordung der Kinder zuzusehen, damit der bürokratisch gesetzliche Ablauf gewährleistet ist, dann soll es so sein, aber ich denke, ihr wisst es ebenfalls besser. Geht es um einem selbst, ist der Raum für Kompromisse grösser. Geht es aber um das Wohlergehen und Leben der Familie - und das beschwöre ich - achte ich keine Gesetze und keine Form der Moral.


    Nun ist nicht jeder Einbrecher auch gleich ein Mörder und Vergewaltiger, aber in hektischen Situationen lohnt sich eine Risikobewertung nicht und ich für meinen Teil werde mein Recht auf Notwehr wahrnehmen. Ich werde es sogar wahrnehmen müssen. Jeder, der selbst Kinder hat, wird das verstehen. Danach folgt eben jenes, was ich erwähnt habe: Man wird verteufelt, juristisch zum Mörder gemacht, von seiner Familie, die man nur beschütze wollte getrennt und ins Gefängnis gesteckt. Wenn jemand in meinem Vorgarten campiert, werde ich ihn übrigens ansprechen und nicht gleich zerwirken. Meine Ansichten mögen gefestigt sein, aber ich bin ein verantwortungsvoller Mensch und auch stark diplomatisch.


    In der Schweiz gibt es nach langjährigen Studien von Gerichtsfällen leider tendenziell einen enorm hohen Täterschutz, der noch über den Rechten der Opfer steht.


    Das wollte ich mit diesem "Verbot der Notwehr" eigentlich zum Ausdruck bringen.



    Ich gehe hier von einer "was wäre wenn" Situation aus. Natürlich geht es uns gut, im vergleich zu vielen Völkern der Erde, welche unter unserem Überfluss zu leiden haben.


    Was den Supermarkt betrifft ist es ebenfalls klar: In den Augen des Einzelhandels sind wir nur unsere Geldbörse wert. Ich arbeite selbst seit über zehn Jahren im Einzelhandel und weiss, dass es dem Konsumenten mehrheitlich nur noch auf den Preis ankommt. Die Leute würden Tonnenweise Seulent Grün essen, solange es nur billig ist. Und die Leute sind zufrieden mit dem mittelmässigen.




    Wahrlich, verdammt schlecht ist es nicht bei uns. Aber so verdammt gut ist es auch nicht. Man hat sich einfach daran gewöhnt aufzustehen, und gegen seinen eigenen Willen zu Handeln. Die CEO's freut das natürlich. Sie profitieren, wir arbeiten ihren Schuldenberg ab. Fair?



    Wohl kaum.



    Stefan

  • Und genau hier verweicht die Grenze zwischen Selbstjustiz und Notwehr. Wenn bei mir jemand einbricht und mein Leben oder das meiner Familie bedroht, setze ich mich zur Wehr.
    Kommt es hier zur Tötung des Einbrechers, muss ich mit Konsequenzen rechnen. Und das ist gut so!
    Es muss geprüft werden, ob hier tatsächlich Notwehr statt fand, oder eben nicht.
    Es könnte genauso gut ein Obdachloser sein der sich irgendwie Zutritt ins Haus verschafft hat, ich den umlege und dann behaupte, er hätte mein Leben bedroht.


    Gleiches lässt sich einfach auf das Grundstück ausweiten. Es gibt manche Staaten, wo jeder Bürger mehrfach bewaffnet ist und das Recht hat zu Schießen, wenn sein Grundstück unerlaubterweise betreten wird (so fasse ich das zumindest auf).
    Wenn dir in diesem Fall der jenige der das Grundstück betritt, nichts böses will, sondern nur sein Zelt aufschlägt und der Besitzer dann den Camper abknallt, und richterlich auch noch Recht bekommt, hört sich alles Gute und Böse auf.
    Hier bin ich froh, in einer gesetzesgeregelten Welt zu leben

  • Zitat von Survival-Asia;97548

    burmesischen Frau in Thailand

    Sie sagt mir folgendes:
    [B]„Ich verstehe Euch Europäer nicht!
    Ihr habt Straßenbahnen und wollt den Dschungel zu Fuß durchqueren!
    Wir hingegen wünschten, wir hätten eine Straßenbahn und müssten uns nicht jeden Tag durch den Dschungel quälen…!!![/B


    Erzähl ihr von den nordamerikanischen Indianervölkern. Vor 300 Jahren hätten die auch nicht geglaubt, daß die meisten ihrer Nachkommen eines Tages alkoholabhängig in Reservaten rumhängen würden und nicht mehr auf die Jagd gehen oder ihre alte Kultur vergessen haben.
    Ähnlich sind wir Europäer, die wir auch eine lange erdgebundene Vorgeschichte haben und bemerkt haben, daß wir uns zu weit davon entfernt haben. Daher unsere Sehnsucht nach einem einfacheren Leben ohne moderne Annehmlichkeiten.
    Das ist der eine Aspekt, der andere ist der:
    wir sind fähig bei optimalen Bedingungen alle modernen technischen und gesellschaftlichen Annehmlichkeiten zu erschaffen, aber wissen, daß dies unter suboptimalen (und wahrscheinlich bald eintretenden) Bedingungen nicht möglich sein wird und daher ein vorübergehendes Zurückschalten auf archaische Lebensweisen auch mit selbstauferlegten Härten notwendig sein wird. Vorausschauende Menschen bedenken und üben das schon jetzt. Das kann sogar Spaß machen, wenn man weiss, daß jederzeit wieder in den Normal-Alltags-Modus zurückgeschaltet werden kann und man das Selbstvertrauen gewinnt, auch ohne neuzeitliche Kram gut leben oder überleben zu können, wenn es Unvorbereitete nicht mehr können.
    Bestimmt gibt es auch alte thailändische Gebräuche die nicht unbedingt in die moderne Welt passen. Trotzdem lieben es viele Thais, z.B. altüberlieferte vielleicht aufwändigere Essenszubereitungen zu machen, weil sie das als etwas altes Archaisches schätzen. Bei uns in Europa wird man ausgelacht, wenn man mit überladenem Fahrrad oder mit Eselsgespann im Dorf aufläuft. In vielen Ländern der Welt ist das eine ganz normale Sache. Niemand würde dort die Hälfte seines Monatslohns für einen PKW samt Erhaltungskosten hinlegen und dafür auf seine Kinder verzichten. Was ist eigentlich bedauerlicher?

  • Stefan hat geschrieben:

    Zitat

    Bestimmt gibt es Regeln, den Regeln sind dazu da, Gelder zu denen zu fördern, welche bereits viel Geld besitzen. Im Gegenzug dazu versichert man dem "Arbeiter", dass er in Frieden und Freiheit leben kann - sofern er seine Lebenskraft dafür investiert, andere Superreiche noch reicher zu machen und ohne Ansprüche zu sterben.




    Genau so ist es!

    Wenn ich eine Prozentzahl nennen müsste, um meine Hauptgründe darzulegen, die mich dazu bewogen haben, mein Leben in Deutschland aufzugeben, um in Thailand als selbständiger Unternehmer mein Glück zu versuchen, …

    …so würde ich sagen, dass 95% aus den Gründen bestehen, die Du beschrieben hast!!!

    Ich habe mehr als 20 Jahre in Deutschland gearbeitet…und bin zu nixxx gekommen! Das Geld, das ich verdiente, reichte zum Leben, aber nicht darüber hinaus!

    Freilich hätte ich mich auch in Deutschland gerne selbständig gemacht, aber mit was für einem nicht vorhandenen Grundkapital?

    Und wenn ich mir Dokumentationen im Internet ansehe, in denen zu sehen sind, wie in Deutschland die Leiharbeiter mit 4,90 Euro Stundenlohn überleben müssen, um am Monatsende bettelnd zum Arbeitsamt zu laufen, um ihren Knechtlohn aufstocken zu lassen, dann sage ich mir, Gott sei Dank muss ich mir das nicht mehr antun!!!



    Arbeit lohnt sich wieder..?!



    [ATTACH=CONFIG]7977[/ATTACH]


    Ich könnte noch vieles mehr schreiben, aber ich lass’ das jetzt mal…


    Gruß Jörg

  • Hi!

    Um vll. wieder auf den Initialpost zurückzukommen:
    Auch ich bin froh, dass wir Straßenbahnen haben! Auch wenn ich sie eher selten benutze (da sie kaum schneller sind als ich zu Fuß und ich auch die Bewegung nicht scheue) ist es doch ab und zu gut, wenn sie da sind: Wenn ich z.B. nicht verschwitzt ankommen will, viel zu tragen habe, mir den Knöchel verknackst habe usf. Von Alten, Gebrechlichen u.ä. ganz zu schweigen.
    Wie schon Sigmund Freud feststellte ist der Mensch nicht dazu eingerichtet, einen Zustand dauerhaft genießen zu können sondern lediglich den Kontrast. Er wird also langfristig immer (zumindest latent) unzufrieden sein. Wir sehen das ja aktuell an der hohen Rate psychisch kranker Menschen in der westlichen Welt. Obwohl die Lebensbedingungen bei uns üblicherweise relativ gut sind (sogar ein Hartz IV-Empfänger lebt allen Unkenrufen zum Trotz besser als 50% der Weltbevölkerung) steigt die Anzahl der Erkrankungen von Jahr zu Jahr an – eben weil es uns gut geht! Und viele der langfristig Gesunden sind halt diejenigen, die sich die Abwechslung z.B. im Urlaub holen, indem sie eine Dschungeltour o.ä. machen. Oder gleich ganz aussteigen. Oder irgend eine Schattierung dazwischen.

    LG,

    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Verzeiht, wenn ich etwas hart formuliere, aber diese Sozialneid-Argumentation ist doch albern.


    Klar gibt es Menschen, die sich bereichern an der Arbeitskraft anderer. Aber war das jemals anders? Ich würde sagen, dem gemeinen Arbeiter geht es heute in Deutschland (vielleicht sogar den meisten Ländern) besser als vor der Industrialisierung. Früher hatten die einfachen Menschen keine Toilettenspülung, keine medizinische Versorgung, keinen Sozialstaat und keine Plasmafernseher. Heute ist zumindest in D-A-CH JEDER gesichert, dass er weder verhungert noch auf der Straße leben muss, es kann sich auch fast jeder täglich Fleisch beim Discounter kaufen. Das ist für mich ein gewaltiger Fortschritt. Klar kann man jammern, dass andere immer reicher werden. Na und? Wer baut denn die Mercedes Sportwagen? Wer bekommt Arbeitsplätze im Golfclub oder im Nobelrestaurant? Wer kauft sich Kleidung vom deutschen Hersteller und nicht aus China von Kik? Jeder Reiche Mensch verkonsumiert auch, schafft dadurch Arbeitsplätze und lässt das Geld nicht unterm Bett verschimmeln. Und selbst wenn er es nur auf die Bank legt, dann hat die Bank Geld, welches sie (zugegeben gegen Zinsen) verleihen kann, damit andere sich selbstständig machen können oder ihr Geschäft vergrößern. Kommunismus hat noch nie funktioniert und Reichen-Bashing ist einfach kurzsichtig. Es gab schon immer Reiche, wer hat denn die Schlösser gebaut und die ganzen Kirchen, das waren keine Gemeinschaftsaktionen von Kommunen. Doch die Lebensumstände der "Armen" haben sich im Vergleich zu damals drastisch verbessert und sind heute um ein vielfaches besser als in Nicht-Industrieländern. Das muss man doch mal sehen in dieser Sozialneiddebatte. Ich hab das Gefühl es reicht manchen noch nicht, dass jeder sich Arbeiter sein Aldi-Steak kaufen kann, sondern wir brauchen Porsche Cayenne für jeden und 3 Mal Strandurlaub im Jahr für den Schweißer am Fließband.


    Zum Blick von außen auf uns. Es gibt für uns so viele Selbstverständlichkeiten (fließend Wasser usw), dass der Blick aus dem Ausland einige Perversitäten in unserem Denken offenbart. Gerade die, die alles haben, sehnen sich nach einfachen Dingen. Aber das ist doch ganz natürlich, jeder Mensch gewöhnt sich an seine Lebensumstände, ist dann aber schnell nicht mehr zufrieden damit.


    Die Regulierungswut ist denke ich eine typisch Deutsche Sache und wir fahren gut damit. Es gibt zwar auch hier viele viele unsinnige verkomplizierende Reguarlien, die es nicht bräuchte, aber im Großen und Ganzen sind wir erfolgreich. Mancher Freigeist mag sich ärgern, dass er nicht einfach einen Apfel vom Baum des Nachbarn essen darf, der Nachbar ist aber sicher froh darüber, dass nicht jeden Tag ein anderer seine Äpfel isst und er am Ende einen leeren Baum hat. Doch es wird langsam immer mehr vorgeschrieben und bald zu viel.


    Ich bin in einem Verein, in dem wir uns regelmäßig über schriftlich fixierte Regeln unseres Zusammenlebens streiten. Die Juristen wollen alles aufgeschrieben haben, am besten für jeden einzelnen Fall ein eigener Passus in der Satzung. Andere argumentieren mit dem gesunden Menschenverstand und wollen weniger Regeln. Hier kommt wohl der Kern des Problems ins Spiel. Ich sehe ein Schwinden dieses selbstständigen Denkens in unseren Industrieländern. Die Menschen verlieren Fähigkeiten, Werte (Religion) und die eigene mündige Meinung. Sie konsumieren Meinungen und lassen andere für sie arbeiten. Deshalb haben sie oft das Gespür für richtig und falsch verloren. Sie erwarten, dass sie gesagt bekommen, was zu tun ist oder dass jemand anderes es für sie tut. Die EU hätte gern solche Arbeitsdrohnen, die je nach Gesellschaftsschicht von BILD oder SPIEGEL Online gesagt bekommen, was sie zu denken haben. Gesetze schreiben die Krümmung der Bananen vor und die Betroffenheitskeule kümmert sich um unliebsame Kritiker.


    Von außen sieht das Leben im "Westen" sicher sehr seltsam aus. Zur Arbeit gehen und danach das Geld für unnötiges Zeug konsumieren. Das Denken wird von ein paar "Journalisten", die bei Wikipedia ihre Recherche betreiben, gesteuert. Das Herzblut wird in den Wettstreit von 22 überbezahlten Männern gesteckt, die eine Schweineblase über eine Wiese kicken. Komische Zivilisation, aber immernoch besser als an Seuchen zu sterben, zu verhungern, Kindstot und eine geringe Lebenserwartung zu haben. Wenn unser Leben so schlecht ist, wieso haben wir dann hier so unglaublich viele Flüchtlinge?

  • Hallo Jörg,


    nee lass ruhig laufen, ich lese sowas mit Interesse - vor allem Deine und weitere Beweggründe.
    Könnte auch durchaus sein, dass es nicht nur mir so geht und Du damit vielleicht gar andere animierst ebenfalls auszusteigen...


    Grüße

  • Hallo Largo,


    also ich gehe mit Dir größtenteils konform, den Passus allerdings i welchem Du Werte und dahinter in Klammern Religion nennst, sprich dem geneigten Leser als größter, bester und wichtigster Wert überhaupt impliziert wird entgegne ich aufs Schärfste.


    my 2 cents


    Zitat aus dem Weltnetz:


    "What I've said:
    I don't believe in god.


    What they understood:
    I have anal sex with the devil!"