...Du beruflich für andere Menschen verantwortlich bist und eine Krise ausbricht

  • Angeregt durch eine Diskussion in einem Vorstellungsbeitrag möchte ich mal einen Gedanken aufgreifen der mich schon lange beschäftigt.


    Was tut man, wenn man einen Beruf hat bei dem andere Menschen von einem Abhängig sind und sich die Zivilisation um einen herum langsam auflöst? Das ist jetzt ein bisschen überspitzt formuliert beschreibt aber mein Problem.


    Es geht um Menschen die direkt oder indirekt beruflich für andere Menschen verantwortlich sind also z.B. Krankenhauspersonal, Menschen die im Justizvollzug arbeiten, Altenpflegekräfte aber auch im technisch bzw. logistischen Bereich, Lokführer, Personal in Kraftwerken... diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.


    Ein weiteres Problem stell auch die Tatsache da, dass viele Berufsgruppen dienstverpflichtet werden können wenn Notstandsgesetze oder Kriegsrecht herrschen.


    Mein Problem ist die Frage, wann gehe ich noch zur Arbeit? Wie lange bleibe ich auf meinem Posten wenn keiner mehr kommt oder die Kollegen sich verabschieden? Wann rette ich meine eigene Haut? Also die Abwägung meine Schutzbefohlenen vs Ich & meine Familie Freunde.


    Versteht mich nicht falsch, dies soll kein Aufruf zum egoistischen Abhauen sein. Wäre ich so drauf würde ich mir diese Frage nicht stellen sondern wäre einfach weg, wenn es um mich herum düster wir. Mir sind meine Mitmenschen und meine Schutzbefohlenen sehr wichtig, sonst würde ich mir diese Frage nicht stellen aber alles hat seine Grenzen.


    Ich beschreibe das mal an meinem konkreten Beispiel:
    Ich war bis letztes Jahr auf einer Intensivstation tätig, 16 Betten, 4-10 Beatmungspatienten, schwerstkranke Menschen, Unmengen Medikamente + Technik. Recht dünner Personalschlüssel (5-6 Pflegekräfte + 1 Arzt), bei einem Totalausfall der Elektrik wäre es teilweise nicht möglich gewesen alle beatmeten Patienten manuell zu beatmen. natürlich gibt es Notstromaggregate aber wie lange gibt es dafür Benzin wenn es z.B. einen großen Stromausfall gibt? Wie lange kommen die Kollegen noch zur Arbeit, wie lange bleiben die die zur Zeit des Crashs da sind? Man kann so eine Station nicht unter widrigen Außenbedingungen (fragliche Stromversorgung, zu wenig Personal, mangelnde Versorgung mit Wasser/Medikamenten...) nicht lange betreiben.
    Die eigentliche Frage ist aber natürlich auch, wann stelle ich bewusst meine Bedürfnisse über die eines schwerstkranken Menschen? Man kann das nicht schwarz/weiß sehen es gibt Grauzonen.
    Wenn ich stur da bleibe und bis zur Erschöpfung Dienst mache stehe ich irgendwann alleine auf einer Station mit Menschen die ich nicht versorgen kann und kann mir jeden Gedanken über Preppen eh sparen. Auf der anderen Seite ist es natürlich unglaublich hart zu sagen, ich muss gehen, ich kann nicht mehr für Euch sorgen...


    Ich könnte das jetzt noch ewig ausführen, will es aber erst mal so stehen lassen. Ich denke meine ersten Gedanken sind rübergekommen.
    Ich kann mir vorstellen, dass viele von Euch in ähnlichen Situationen stecken, daher würde ich gerne mal Gedanken und Ideen zu dem Thema sammeln.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Bevor es zu einem kompletten Zusammenbruch kommt, wird es erst freiwillige Hilfe geben und danach Zwangsrekrutierungen für die betroffenen Bereiche.

    Beim Elbhochwasser 2002 bildete sich hier in München z.B. spontan eine Initiative aus Freiwilligen, die Geld sammelte und dann mit mitgeführtem Gerät, über mehrere Wochen von Freitag bis Sonntag, in einer von dortigen Behörden zugewiesenen sächsischen Gemeinde die Kräfte vor Ort unterstütze. Solange man selber Reserven hat, hilft man dem Nachbarn noch auf freiwilliger Basis.


    Reichen freiwillige Kräfte nicht mehr aus, wird man wie in der DDR das bisher ungenutze Arbeitskräftepotential zwangsaktivieren. Dann arbeiten heute Arbeitslose, Schüler und Studenten nicht mehr in virtuellen Welten vor dem Bildschirm, sondern in der Realität. Manche heutige Einschätzung der "Arbeitsunfähigkeit" wird dann vom Amtsarzt neu bewertet werden. Eventuell kommt es auch wie damals zu vorab einzuholende "Auslandsreisegenehmigungen".


    Wie im Krieg wird es immer mehr Druck auf die Bevölkerung geben, gegen die Bedrohung (Feindbild ist dann schon aufgebaut) solidarisch zusammen zu stehen. Und erst wenn dieser staatliche Druck zerfällt, landen wir in den Clan-Strukturen in denen dann entschieden wird, wem ein Stadtviertel gehört und wer in der dortigen Infrastruktur versorgt wird. Wenn Du ein "Blauer" bist, darfst Du im "roten" Krankenhaus die dann dort nur noch vorhandenen "roten" Patienten sowieso nicht mehr behandeln.


    Das ist mit so ein Grund warum es in Spannungsregionen so schnell bergab geht. Der Arzt kann nicht mehr in sein Krankenhaus und das Krankenhaus hat nicht mehr genug Ärzte. Das kann man auf alle Lebensbereiche (z.B. Äcker/Bauern) übertragen.

  • Hallo Frequenzkatastrophe,


    danke für Deinen Beitrag, darüber sollten wir uns alle Gedanken machen. Meiner Meinung nach ist der oft beklagte Egosimus schlicht einem überbordenden Staat geschuldet. Wenn Übervater Staat mir 50% meines Einkommens in Form von Einkommenssteuern, Verbrauchssteuern und "Sozial"abgaben wegnimmt, dann soll er sich gefälligst kümmern... Obstbäume schneidet man gelegentlich zurück, damit sie reichere Früchte tragen, wäre vielleicht auch für Staaten eine gute Idee.


    Ich bin der festen Überzeugung, dass im Notfall die Situation völlig anders ausieht und neben Plünderern - die wird es auch geben - ein Heer von freiwilligen Helfern bereit steht, die ihre Ressourcen und Fähigkeiten anderen zur Verfügung stellen.


    Ich bleibe mal beim Beispiel Deines Krankenhauses. Du könntest Freiwillige rekrutieren. Du musst sie nur ansprechen. Wie? Amateurfunk oder CB-Funk könnten Mittel dazu sein. Du wirst dann allerdings das Problem haben, dass Du Deine Intensivstation mit willigen aber unbedarften Laienhelfern betreiben musst, deren medizinisches Wissen nicht viel über einen EH-Kurs hinausgeht. Vielleicht solltest Du Dir darüber Gedanken machen - Crashkurs in Intensivmedizin.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo FK,


    ich kann Deine Gefühlslage einigermassen nachempfinden, war ich doch während meines Studiums jahrelang als angelernter Pflegehelfer (ex Zivi) als "Springer" querbeet auf allen Stationen (bis auf Wochenbett) in einer kleinen Kreisklinik im Einsatz. Auch kenne ich die Situationen mit 45 Patienten auf einer für 36 Betten ausgelegten Station und dann der Ankündigung kurz vor Mitternacht, dass noch 3 bis 4 alkoholisierte Personen nach einer Schlägerei zur Beobachtung dabehalten würden... Oder Wochenenddienst Spätschicht alleine mit einer 17jährigen Schwesternschülerin im 2. Ausbildungsjahr auf einer Inneren Station... Ist immer gut gegangen und zeigt mir, dass auch schon Mitte der 90er Jahre der Personalschlüssel in der Pflege besch...eiden war. Ich hab aber auch erlebt, dass gerade das Pflegepersonal in ernsten Lagen absolut über sich hinauswächst, unaufgefordert aus dem "frei" zur Arbeit kommt und absolut konzentriert am Patienten arbeitet. Im Gegensatz zu den eher am Schreibtisch tätigen Oberärzt/innen der Inneren, die ich zwei Mal bei Reanimationsnotfällen auf der Normalstation sowohl mit der Situation als auch mit dem Equipment ("Verdammt, weiss jemand, wie der Defi...") überfordert waren. Und auch den blutjungen unerfahrenen Stationsarzt, der mit den Worten "Sie wissen besser, was er braucht" dem erfahrenen stationsleitenden Pfleger bei der medikamentösen Notfalltherapie den Vortritt lässt. Wenn es drauf ankommt, funktionieren die Pflegeteams IMO hervorragend.


    Was wird in Krankenhäusern passieren, wenn eine Krise eintritt? Man wird versuchen, soviele Patienten, wie möglich, nach Hause zu entlassen. Und zwar rigoros. Da gibt es kein tagelanes Warten eines Schlaganfallpatienten auf einen Rehaplatz. Alle, die Familie haben und nicht am Beatmungsgerät hängen, werden als erstes heimgeschickt. Ein Gipsbein kann man auch zuhause hochlagern und den Verbandswechsel nach einer grossen Bauch-OP bekommt auch die Gemeindeschwester zusammen mit dem Hausarzt hin.


    Geschätzte 50% der Patienten, würde ich sagen, könnten heimgeschickt werden, ohne dass sie dadurch in Lebensgefahr geraten. Dass ihre Heilung dann nicht optimal verläuft, sei dahingestellt.


    Wie es in einem Krankenhaus in einem Krisengebiet aussieht, kann man immer wieder aus dem TV erahnen, wenn mal wieder aus Libyen, Syrien oder dem Libanon berichtet wird.


    Sollte es sich "nur" um einen Stromausfall handeln, dann sollte ein vorausschauender Klinikdirektor entsprechend vorgesorgt haben. Notstromaggregate und Treibstoff für zunächst einige Tage. Dann eine unverzügliche vorranginge Belieferung mit Treibstoff und ggf. mobilen Netz-Ersatz-Anlagen. Und wenn das aus bestimmten Gründen nicht möglich sein sollte: Verlegung der Patienten in andere Regionen mit Strom. Last but not least hat auch das Militär dutzende mobiler Feldkrankenhäuser, die zwar provisorisch aussehen, aber durchaus ganzjährig nutzbar und monatelang oder länger betreibbar sind. Das Zeugs funktioniert nicht nur am Hindukusch.


    Grüsse


    Tom

  • Da wir die Diskussion ja gerade schon woanders angefangen haben, gebe ich hier auch mal meinen Senf dazu...


    Solange ich im Dienst bin, habe ich meine "Befehle" und "Aufgaben" zu erfüllen. wer wegläuft disqualifiziert sich selbst. Bei den meisten Stellen ist eine Gefahrenzulage bereits mit in das Gehalt/die Bezüge/den Sold mit eingerechnet. dafür verpflichtet man sich ja schließlich. Wenn ich einen lauen Job wollte, könnte ich mit H4 zu Hause bleiben und auf den Weltuntergang warten. Da dies aber wohl von niemand hier das Ziel ist, stellt sich mir eher die Frage, was mache ich, wenn ich nicht gerade im Dienst bin und wie bereite ich mich darauf vor, meinen Dienst auch unter widrigen Umständen wieder aufnehmen zu können. Bei mir würde die Dienstpflicht aufhören, wenn ich dadurch meine eigene Gesundheit unwiederbringlich zerstören würde. Für diesen Fall sieht aber auch der Gesetzgeber vor, dass ich meinen Dienst verweigern darf.


    In deinem obigen Beispiel wäre meine Grenze erreicht, wenn du quasi die nachfolgende Schicht auch noch übernommen hast, weil die nachfolgenden Dienste nicht zum Dienst kommen konnten. Bis dahin sollte der Dienstherr/Auftraggeber/Chef eine Lösung gefunden haben, wie es weitergeht. Denn das gehört zu seiner Aufgabe! In einem Krisenfall sollte man sich auch auf andere verlassen können und Verantwortung und Entscheidungen an die zuständigen Stellen abgeben können. Hat wohl jeder schon gehört: Melden macht frei, belastet andere - Wenn es nicht meine Aufgabe ist, die Entscheidung zu treffen, dann muss ich mich (gerade im Krisenfall) nicht damit auseinandersetzen, sondern kann meine Kräfte für meine ordinären Aufgaben verwenden.
    Bei einem längerfristigen Stromausfall in einem Krankenhaus wird nicht ein Pfleger/Schwester die Entscheidung treffen, sondern der leitende Arzt, wann und welche Geräte abzuschalten sind. Ebenso in allen anderen Bereichen, der Leiter entscheidet und trägt die Verantwortung. Sollte ich selbst Leiter sein, muss ich natürlich abwägen, was wichtig ist und wie ich mich danach dafür verantworten kann und muss. In den meisten Fällen habe ich dann solche Entscheidungen aber entweder schonmal durchgespielt oder muss mir halt eine Liste mit positiven und negativen Punkten machen, dann evt. gewichten und eine Entscheidung treffen. Aber an den betreffenden Stellen ist nur das dann die Aufgabe. Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen. Damit verdienen manche Leute Geld. Ob das einfach oder schwer verdientes Geld ist, kommt auf die Situation an und auf die Entscheidungen, die zu treffen sind.

  • Zitat von Joker09;132768

    In deinem obigen Beispiel wäre meine Grenze erreicht, wenn du quasi die nachfolgende Schicht auch noch übernommen hast, weil die nachfolgenden Dienste nicht zum Dienst kommen konnten. Bis dahin sollte der Dienstherr/Auftraggeber/Chef eine Lösung gefunden haben, wie es weitergeht. Denn das gehört zu seiner Aufgabe!


    Ich kenne das eigentlich nur so, dass man die Stellung hält und den Auftrag weiter ausführt, solange es die eigene Durchhaltefähigkeit her gibt. Im Katastrophenfall operierst Du bis entweder der Ersatz da ist, oder es dem Patienten besser geht, wenn Du ihn nicht mehr anfasst. Ob das jetzt nach 36 oder 72 Stunden der Fall ist entscheidet die Lage, aber nicht Deine Einschätzung der "Grenze".


    Das ist genau der Unterschied zum heutigen Normalfall, in dem Du "entscheiden" kannst wann Du nicht mehr "mitmachen" willst und einem Katastrophenfall, in dem man Dich mehr oder weniger offen zu mitmachen zwingt.

  • Zitat

    Ich kenne das eigentlich nur so, dass man die Stellung hält und den Auftrag weiter ausführt, solange es die eigene Durchhaltefähigkeit her gibt. Im Katastrophenfall operierst Du bis entweder der Ersatz da ist, oder es dem Patienten besser geht, wenn Du ihn nicht mehr anfasst. Ob das jetzt nach 36 oder 72 Stunden der Fall ist entscheidet die Lage, aber nicht Deine Einschätzung der "Grenze".


    Das ist eine Frage des Einzelfalls. Hilfst du jemandem damit, wenn du 72 Stunden durchhälst und danach selbst Hilfe brauchst mehr, als wenn du nach 16 Stunden Dienst gehst, dich ausruhst und danach weitermachst? Ich lasse mal den Fall außen vor, dass kaum jemand nach mehr als 16 Stunden noch in der Lage ist in einer Ausnahmesituation richtige und überlegte Entscheidungen zu treffen. Außerdem geht es hier wohl um allgemeine Krisen, die jeden betreffen und nicht nur deine Patienten. Wer kocht für dich das Essen, wenn keiner mehr da ist, willst du anderen solange helfen, bis dir niemand mehr helfen kann?



    Zitat

    Das ist genau der Unterschied zum heutigen Normalfall, in dem Du "entscheiden" kannst wann Du nicht mehr "mitmachen" willst und einem Katastrophenfall, in dem man Dich mehr oder weniger offen zu mitmachen zwingt.


    Das beziehe ich eher auf die Frage, nach dem ich helfe anderen, oder ich helfe mir selbst. Die ursprüngliche Fragestellung kommt aus dem Thread nach dem AKW GAU, gehe ich zum Dienst oder mach ich selbst den Schuh um mich zu schützen.


    Silverdragon:
    bitte zitiere doch den ganzen Absatz, es geht nämlich in dem Absatz um etwas ganz anderes, als dein Ausschnitt darstellt. Mir geht es darin um das Abgeben von Verantwortung an die Stellen, die mit der Entscheidung beauftragt sind und nicht um ich entscheide, wann ich mitmachen will und wann nicht.

  • Hallo im (sehr interessanten) Thema:winke:


    @Frequenzkatasrophe
    wir/ich habe(n) ein "ähnliches" Problem.


    Nämlich das der Personenbeförderung.
    Genauer gesagt die Beförderung von Kranken und hilfebedürftigen Menschen aus dem Umland in die Kliniken zur Dialyse, Bestrahlung, Onkologie usw. in die nächstgelegene Stadt. Die überwiegende Teil dieser Personen ist idR. alleinstehend, hat selbst kein Auto, ist alt und gebrechlich oder alles zusammen...


    Also fixe Auftragsfahrten die mit den Krankenkassen der Versicherten abgerechnet werden.


    Gerade in diesem Bereich wäre es notwendig die nötige Versorgung mit Benzin sicherzustellen.


    Hierbei reden wir von einem geschätzten Aufkommen von ca. 130Liter Benzin pro Woche und Fahrzeug, also ca. 520Liter Benzin für alle Fahrzeugen.
    Klar werden in einem SHTF-Fall Krankentransporte Vorrang haben, jedoch wäre dies auf Notarzt usw. beschränkt...
    520Liter Benzin um alles halbwegs am laufen zu halten... Das wären eine Menge Kanister:anxious_face_with_sweat:


    Bei fehlender Versorgung mit Benzin oder den nötigen finanziellen Rücklagen um diesen bezahlen zu können wäre schnell Ende mit den Beförderungen und die Menschen müssten selber zusehen wie sie in die Krankenhäuser kommen.


    Als Dienstleister und Unternehmer müsste man den Verlust in Kauf nehmen und versuchen diesen finanziell zu überbrücken bzw. die Fahrzeuge vorübergehend stillzulegen.
    Jedoch ist beides eigentlich nicht möglich... alles was bleiben würde, wäre den Betrieb vorübergehend einzustellen womit die Menschen auf sich selbst gestellt wären.


    Dies müsste dann komplett von anderer Stelle übernommen werden denn die Unternehmer könnten dies nicht überbrücken.


    In einer Kleinstadt reden wir hier von ca. 40-50 Fahrzeugen.


    Keiner hat soviel Benzin Zuhause und die wenigsten könnten das ganze auf Dauer finanziell tragen.


    Also Personen weiterhin zu den Krankenhäusern fahren solange der Sprit reicht und irgendwann sagen: "wenn du jetzt nicht gleich hier bleibst kommst du morgen nicht mehr zu deiner Lebenswichtigen Versorgung!?


    Dann sitzen die Leute im Krankenhaus und die Spirale geht weiter:fearful_face: Ist dann das Personal noch da!?


    MFG
    :staun:

    Die größte Verwundbarkeit ist die Unwissenheit. Sun Tzu »Die Kunst des Krieges«

  • Zitat von 200680G60510;132775

    Hallo im (sehr interessanten) Thema:winke:


    @Frequenzkatasrophe
    wir/ich habe(n) ein "ähnliches" Problem.


    Nämlich das der Personenbeförderung.
    Genauer gesagt die Beförderung von Kranken und hilfebedürftigen Menschen aus dem Umland in die Kliniken zur Dialyse, Bestrahlung, Onkologie usw. in die nächstgelegene Stadt. Die überwiegende Teil dieser Personen ist idR. alleinstehend, hat selbst kein Auto, ist alt und gebrechlich oder alles zusammen...


    Auch hier gilt: Es wird täglich dutzendfach von A nach B gefahren, allein oder zu zweit. Mitfahrgelegenheiten für Deine Patienten gäbe es also genug, man muss sie nur finden. Ich würde Plätze in meinem Auto anbieten, da könnte man sogar relativ problemlos (Rampe vorausgesetzt) hinten zwei Rollstuhlfahrer nebst Untersatz reinstellen. Nur weiss ich davon? Ich würde Hilfe anbieten, habe aber keine Idee, wer sie benötigt. Das zeigt einmal wieder, wie wichtig in einem Notfall das Thema Kommunikation ist und zwar Kommunikation, die nicht nur wie ein Mobiltelefon "Punkt zu Punkt" funktioniert, sondern Kommunikation, die einen Anruf "CQ- An alle" zulässt.


    Entschuldigung, dass ich schon wieder für den Amateurfunk missioniert habe,:)



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo zusammen.
    Aus meiner Sicht hängt es wirklich vom jeweiligen Szenario und seinen Folgen ab, ob ein längeres Fernbleiben von seinem Arbeitsplatz zu vertreten ist.
    Solange man weiß wie es um die Familie oder Personen die einem nahestehen bestellt ist, kann das ganze ruhiger angegangen werden. Wenn seine Lieben in Sicherheit sind und auf die gepreppten Vorräte zugreifen können, sollte man eigentlich seinen wichtigen wie von Frequenzkatastrophe beschriebenen Tätigkeiten nachkommen. So können die Folgen einer Katastrophe wenigstens im Kleinen etwas minimiert werden.
    Anders liegt es aber wenn der Wohnort sehr weit weg vom Arbeitsort ist und es keinerlei Nachricht gibt, wie es daheim aussieht! In einem solchen Fall wäre meine Priorität die Familie!
    LG Einzelgänger

    [HR][/HR] Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Danke schon mal für das Feedback!


    2 Sachen an Waldschrat, erstens in nem Crashkurs Intensivmedizin habe ich leider mehr Übung als mir lieb ist (Aushilfen, unqualifiziertes Hilfspersonal... gehören leider auf vielen Intensivstationen zum Alltag wenn es auf dem Dienstplan eng wird), zweitens wenn Du so weiter machst gehen meine nächsten Semesterferien wohl ernsthaft mal für das Thema Amateurfunk drauf...


    So, zurück zum eigentliche Thema, ich hab diese bei mir etwas eingestaubten Überlegungen (bin seit 1/2 Jahr Student und zZt nicht aktiv im KH tätig) noch mal ein wenig hin und her überlegt und mir auch über Eure Beiträge Gedanken gemacht.


    Ich glaube die Frage, was passiert wenn ich im Dienst bin und ein SHTF Moment eintritt ist ganz gut durchdacht wurden. Mein Fazit ist weitermachen so lange es geht, den Eigenschutz hatte ich in meinen Überlegungen bis zu Euren Beiträgen gar nicht so stark im Blickwinkel, jetzt schon.
    Ich persönlich muss leider feststellen, dass es mit der KatSchutz Planung der meisten Kliniken ziemlich düster aussieht, zumindest bei denen die ich näher kenne. Für so ein Szenario sind die Mitarbeiter völlig unzureichend vorbereitet, leider auch was Brandschutz angeht, aber das ist ein anderes Thema.


    Aber wie siehts aus, wenn ich gerade nicht aktiv im Dienst bin, bereite ich eher meine Eigensicherung vor oder spurte ich auf die Arbeit um die Kollegen zu unterstützen?
    Ich tendiere zu der Variante zuerst kurz meinen eigenen Kram zu regeln (hat man als Prepper ja eh schon etwas im Vorfeld) und dann anderen zu helfen wo es geht.


    Was mich noch sehr interessieren ist wie es den anderen außer mir (Intensivstation) und 200680G60510 (Patiententransport) geht? Was sind Eure Probleme, Überlegungen; Lösungsansätze?

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Was ich in so einer Situation machen würde, hinge natürlich ganz von den Umständen ab.


    Meine Klinik ist 100 km entfernt. Wenn ich zu Hause wäre beim Eintritt eines Desasters und nicht mehr hinkomme, dann würde im meine Hilfe am Heimatort in entsprechenden Einrichtungen anbieten. Meine Liebste würde ich gleich mitschleppen, die hat ihr Leben mit der Organisation anderer Leute verdient. Da hätte sie auf jeden Fall ein passendes Arbeitsfeld.


    Wenn ich in der Klinik wäre, würde ich dort bleiben. Da unser Zufluchtsort in der Nähe liegt, würden wir uns dort treffen. Ist das nicht möglich, muss sie sich zu Hause durchschlagen. Sie war im Krieg schon einmal komplett ausgebombt und findet, dass ich mit den Vorbereitungen übertreibe. "Nach der Evakuierung hatten wir nur unsere Kleider am Leib, sonst nichts". Daher gehe ich davon aus, dass sie auch mit widrigen Verhältnissen zurecht käme, zumal wir ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn haben.


    Das Ganze würde natürlich sehr unschön werden. Im Krankenhaus würden schnell viele sterben, die von stromunterstützter Hilfe abhängig sind. Dann die, die von regelmäßigen Medikamenten abhängig sind. Bei uns gibt es nur einen Vorrat von 3 Tagen. Viel Glück :Sagenichtsmehr:


    Sollte ich an die Grenze meiner Kräfte kommen, ja, dann muss ich mich ausruhen. Ich würde meinem Naturell entsprechend zwar schon ein bisschen mehr an andere denken als an mich, aber dann doch auch Rücksicht auf mich selbst nehmen.

  • Zitat von Joker09;132774

    Die ursprüngliche Fragestellung kommt aus dem Thread nach dem AKW GAU, gehe ich zum Dienst oder mach ich selbst den Schuh um mich zu schützen.
    Mir geht es darin um das Abgeben von Verantwortung an die Stellen, die mit der Entscheidung beauftragt sind und nicht um ich entscheide, wann ich mitmachen will und wann nicht.


    99,9% aller Fluchtbewegungen weltweit haben nichts mit Kernenergie zu tun. Warum wird eigentlich immer das 1 Promille diskutiert? Das Promille wo Dich der Geigerzähler auf der Flucht ganz leicht ausbremsen kann und Du wie in kaum einem anderen Fall auf behördliche Unterstützung zur Dekontamination angewiesen bist? Es tut den Diskussionen immer gut wenn man dieses Promille ausklammert und sich an den 99,9% Alltagsrealität orientiert.


    2011 haben mehr Griechen ihren Wohnort ins Ausland verlegt als Japaner die wegen Fukushima flüchten mussten.


    Was mich an Deinen Ausführungen stört ist dieser "Melden macht frei"- und "nach 16 Stunden kann ich nicht mehr"-Ansatz. 16 Stunden macht jeder Bauer während der normalen Erntezeit über mehrere Tage. Und wenn die Kuh bis 3 Uhr morgens kalbt fragt auch niemand ob Du bereits um 5 Uhr aufgestanden bist. Danach kannst Du auch nicht mehr bis Mittag ausschlafen, weil das Vieh um 6 Uhr wieder versorgt werden muss.


    Und gerade im Katastrophenfall wird das bürokratische "Melden macht frei" was ja immer mit einem "und jetzt warte ich mal, wie es weiter geht" verbunden ist, umso schlechter funktionieren, je ausgeprägter die Katastrophe ist.

  • Zitat von Silverdragon;132790

    99,9% aller Fluchtbewegungen weltweit haben nichts mit Kernenergie zu tun. Warum wird eigentlich immer das 1 Promille diskutiert? Das Promille wo Dich der Geigerzähler auf der Flucht ganz leicht ausbremsen kann und Du wie in kaum einem anderen Fall auf behördliche Unterstützung zur Dekontamination angewiesen bist? Es tut den Diskussionen immer gut wenn man dieses Promille ausklammert und sich an den 99,9% Alltagsrealität orientiert.



    Hallo Silverdragon.


    ich gebe Dir absolut recht, was die Eintretensswahrsheinlichkeit in EU-Land + CH angeht. Vergesst es. Dekontamination? In den meisten Fällen reicht eine gründliche Dusche mit reichlich Wasser und Seife, Entsorgung der eventuell kontaminierten Klamotten plus Vorsicht bei der Nahrungsaufnahme. In Spezialfällen sind Kaliumiodid oder Eisen(III)hexacyanoferrat und andere Medikamente angesagt, aber das sind keine Themen, mit denen wir uns hier realistisch plagen müssen.


    Bakanntlich hatte der Gallierhäuptling Majestix Angst davor, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte,,,


    Strahlende Grüsse:)


    matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo Zusammen,


    Frage: Gibt es in A und D keine Zivilschutzorganisation?


    In der CH sind praktisch alle Männer entweder (noch) bei der Armee oder beim Zivilschutz (auch die Untauglichen) eingeteilt. Frauen und Leute ohne CH-Pass freiwillig.


    Ich z.B. würde in einem solchen Fall eingezogen (Behandlungs- und Pflegeassistenz). Natürlich kann ich niemals eine Pflegefachkraft ersetzten, aber sicher entlasten. (Ist in einigen Spitälern bei Grippeepidemien schon vorgekommen).


    Dasselbe bei Feuerwehr, Versorgung etc.


    Weiter: Würde nicht irgendwann eine Triage, so brutal sie auch ist, zum Zuge kommen? Gegebenenfalls mit aktiver Sterbehilfe? Wurde uns beim Ablauf, bzw. Aufbau der Sanitätsstellen so gelehrt.


    Ich denke, wie jemand reagieren wird (Eigenschutz oder Altruismus) hängt doch sehr von der Persönlichkeit ab. Einige werden sicher verschwinden, andere gehen an ihre Grenzen ohne Rücksicht auf sich selbst (und ihre Gesundheit).


    Ich habe mal erste Hilfe geleistet bei einer Arteriellen Blutung. Ich habe zwar daran gedacht, dass es besser wäre Handschuhe zu organisieren, da diese aber nicht unmittelbar greifbar waren habe ich den Gedanken sofort wieder verworfen. Obwohl ich wusste das er Hepatitis C positiv war.


    Grüsse, Gresli

  • Der Zivilschutz ist in Österreich auf sehr viele Bereiche aufgeteilt und verschiedene Organisationen sind damit beauftragt. Neben der "First Line", die Freiwilligen Feuerwehren, Rettungsdienste (Rotes Kreuz, Arbeiter Samariter Bund, Malteser, Johanniter,...) stellen, wird in größeren Schadenslagen (Bei uns in den letzten Jahren: größere Lawinenunglücke, Hochwasserkatastrophen,..) das österreichische Bundesheer zum Assistenzeinsatz gerufen.


    In Österreich ist das Feuerwehrwesen bis auf 6 Berufsfeuerwehren in den größeren Landeshauptstätten komplett freiwillig aufgestellt (es gibt auch freiwillige Feuerwehren in den Städten wo es Berufsfeuerwehren gibt). Auch der Rettungsdienst ist personell hauptsächlich ehrenamtlich besetzt. Nur mit Hauptberuflichen Kräften wäre ein absoluter Mindestnotdienst aufrecht zu erhalten.


    Die einzigen, die man also wirklich und tatsächlich "einberufen" kann sind die Soldaten des Bundesheeres. Die anderen Organisationen nehmen die Zivilschutzaufgaben zwar wahr, im Falle des Falles bin ich mir auch sicher, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben mit großem Engagement erfüllen werden, eine Zwangsverpflichtung gibt es hier aber eigentlich nicht.


    Ich selber bin in leitender Position für den Katastrophenschutz und das Großunfallwesen in meinem Bezirk (ich glaube bei euch heist das Kanton bzw. Landkreis) ehrenamtlich tätig und habe mir genau diese Frage selber schon desöfteren gestellt: "Wie lange bin ich in meiner Funktion tätig und wann ist der Zeitpunkt erreicht an dem ich für mich selbst sage "Alle Mann von Bord - ich schau jetzt mal auf mich und meine Leute".


    Man muss es sehr vom Szenario abhängig machen und ganz ehrlich: ich habe meine Position ja nicht nur für "Friede-Freude-Eierkuchen" Zeiten übernommen sondern bin auch in Krisenzeiten (und vor allem in denen) darin gefordert für die Menschen das bestmögliche zu leisten. Nicht zu vergessen ist dabei natürlich auch mein persönlicher Zugang zu Informationen und Lagemeldungen die Krise oder Katastrophe betreffend aus erster Hand. Ich erfahre gewisse Lageänderungen vielleicht schon Stunden bevor diese in den Medien publik werden und kann dementsprechend (ich weiss klingt jetzt sehr egoistisch) meinen Liebsten indirekte Tipps geben, dass sie Ihre Wohngegend vielleicht verlassen sollten. Ich habe mir da mit meiner Familie auch Codewörter ausgemacht, damit ich meiner Schweigepflicht entsprechend keine Informationen ungesichert weitergebe. Aber wenn ich (Hausnummer) sage "SHTF" dann weiss mein Gegenüber dass es jetzt wohl das beste ist sein BOB zu nehmen und Fersengeld zu geben.


    Nicht unerheblich ist auch die Infrastruktur auf die ich Zugriff habe und vor allem die Versorgung mit Lebensmitteln für die Einsatzkräfte.


    Ich konnte mir die oben gestellte Frage noch nicht zu hundertprozent beantworten, werde diesen Interessanten Thread jedoch aufmerksam verfolgen!

    acta, non verba - viribus unitis

  • Zitat von Gresli;132794

    Hallo Zusammen,


    Frage: Gibt es in A und D keine Zivilschutzorganisation?


    Hallo Gresli,


    in D das THW (Technisches Hilfswerk), vielfach werden Zivilschutzaufgaben auch von den Freiwilligen Feuerwehren wahrgenommen, wenn es dick kommt, die Bundeswehr.

    Zitat von Gresli;132794

    In der CH sind praktisch alle Männer entweder (noch) bei der Armee oder beim Zivilschutz (auch die Untauglichen) eingeteilt. Frauen und Leute ohne CH-Pass freiwillig.


    Das haben wir in D ja gerade (leider) abgeschafft. Was ich eigentlich schade finde, weil ich nämlich Wehrdienst oder Zivildienst als einen Dienst an der Gesellschaft ansehe, die mir z.B. eine gute Schul- und Universitätsausbildung ermöglicht hat.

    Zitat von Gresli;132794

    Ich z.B. würde in einem solchen Fall eingezogen (Behandlungs- und Pflegeassistenz). Natürlich kann ich niemals eine Pflegefachkraft ersetzten, aber sicher entlasten. (Ist in einigen Spitälern bei Grippeepidemien schon vorgekommen).


    Das ist in D - Notstandsgesetze - nicht viel anders. Wenn der Notstand ausgerufen wird, können gefragte Spezialisten dienstverpflichtet werden.

    Zitat von Gresli;132794

    Weiter: Würde nicht irgendwann eine Triage, so brutal sie auch ist, zum Zuge kommen? Gegebenenfalls mit aktiver Sterbehilfe? Wurde uns beim Ablauf, bzw. Aufbau der Sanitätsstellen so gelehrt.


    Ja, was willst Du tun? Der Sinn einer Triage ist letztlich, möglichst viel Lebensjahre zu retten. Du lässt die Leute liegen, die auch ohne Behandlung überleben werden, wenn auch vielleicht mit Schmerzen. Du lässt die Leute liegen, deren Überleben selbst mit Intensivmedizin unsicher ist. Du konzentrierts Deine begrenzten Mittel und Dein begrenztes Personal auf die Leute, die ohne Behandlung nicht aber mit Behandlung sehr sicher überleben werden.


    Ich war mal Ersthelfer bei einem ziemlich üblen Autounfall. Was habe ich getan? Ich habe Triage getrieben. Ich habe z.T. protestierende Leichtverletzte ignoriert und mich um einen bewusstlosen Schwerverletzten gekümmert - Ohne jedes schlechte Gewissen.



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Silverdragon;132790

    99,9% aller Fluchtbewegungen weltweit haben nichts mit Kernenergie zu tun. Warum wird eigentlich immer das 1 Promille diskutiert?
    Es tut den Diskussionen immer gut wenn man dieses Promille ausklammert und sich an den 99,9% Alltagsrealität orientiert.


    Weil es hier um Survival und Preparedness geht, oder nicht?


    Zitat

    2011 haben mehr Griechen ihren Wohnort ins Ausland verlegt als Japaner die wegen Fukushima flüchten mussten.


    Von den Griechen brauchten 95% keine S&P Kenntnisse, weil die einfach mit ihrer Amex den Flug zur Verwandtschaft bezahlt haben. Von denen ist keiner in einer wirklichen S&P Situation gewesen, sondern es sind lediglich wirtschaftliche Entscheidungen, so wie jedes Jahr Deutsche in alle Welt abwandern und aus aller Welt Menschen nach Deutschland umziehen, um hier zu leben und zu arbeiten. Ist aber ne ganz andere Diskussion.


    Zitat


    Was mich an Deinen Ausführungen stört ist dieser "Melden macht frei"- und "nach 16 Stunden kann ich nicht mehr"-Ansatz. 16 Stunden macht jeder Bauer während der normalen Erntezeit über mehrere Tage. Und wenn die Kuh bis 3 Uhr morgens kalbt fragt auch niemand ob Du bereits um 5 Uhr aufgestanden bist. Danach kannst Du auch nicht mehr bis Mittag ausschlafen, weil das Vieh um 6 Uhr wieder versorgt werden muss.


    Ein Bauer ist auch bei einer komplizierten Geburt auf dem Hof nicht in einer S&P Ausnahmesituation. Die Kuh ist im Stall und man sieht zu was passiert oder entscheidet ob man einen Tierarzt braucht und leistet vielleicht in der letzten halben Stunde der Geburt wirkliche Hilfe für die Kuh. 16 Stunden auf nem Trecker sitzen ist auch ne wirklich anstrengende Arbeit, die mit nem Pfleger auf ne Intensivstation vergleichbar ist, wenn drum herum ein SHTF-Szenario seinen Lauf nimmt.


    Zitat


    Und gerade im Katastrophenfall wird das bürokratische "Melden macht frei" was ja immer mit einem "und jetzt warte ich mal, wie es weiter geht" verbunden ist, umso schlechter funktionieren, je ausgeprägter die Katastrophe ist.


    Das Gegenteil ist der Fall. Wenn jeder anfängt, einfach wilde Entscheidungen zu treffen, die vielleicht auch andere Bereiche einer Organisation betreffen, dann sorgt er damit nur für Unmut, Ärger und Mehrarbeit bei anderen. Gerade in Bereichen, wo es eine klare Aufgabenverteilung gibt (Bund, ÖD etc.). Wenn bei einem Hochwasser jemand am Deich steht und sagt wir entlasten den Deich hier, indem wir woanders eine Wiese überspülen lassen, hat er vielleicht nicht alle bedacht, was in einem Krisenstab vorher abgeklärt wird und schwupps hat man den Salat, dann ist der Deich evt. verloren. Über Verantwortung in so einer Situation braucht man dann nicht mehr diskutieren.

  • Hatten wir dieses Thema nicht schonmal? Egal.


    Ich arbeite im Altersheim. Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Bewohner und das Pflegepersonal mit Material zu versorgen, also Wäsche, Bettwäsche, Handtücher, Sondennahrung, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Inkontinenzvorlagen etc. Zudem helfe ich auch immer wieder mal in der Pflege aus.


    Der Vorteil bei mir ist, dass ich direkt neben meiner Arbeitsstelle wohne. Handgestoppte 4,5 min vom Abschliessen der Wohnungstür bis zum Einloggen an der Stechuhr. Wir haben eine eigene Küche; sind also nicht auf einen Caterer angewiesen, wie z.B. alle Schulen und Kita der Stadt.
    Trinkwasser und Material sind für 1 Monat vorhanden. Bettwäsche und Handtücher reichen normal nur 2-3 Tage. Medikamente werden von der Apothekefür jeden Bewohner gestellt/vorsortiert und als Wochenpackung im Blister geliefert. Wie lang die Küche hinkommt, weiß ich nicht. Ich tippe aber auch da auf einen monatsweisen oder 14-tägigen Bestellzyklus.


    Da mir jetzt kein Szenario einfällt, das ohne jegliche Vorwarnung eintritt und den sofortigen, totalen Zusammenbruch der gesellschaftlichen Strukturen bewirkt, würde ich auf jeden Fall meine Arbeitszeit normal runterreiten und mich dann orientieren. Wenn die Bewohner abends alle wieder in den Betten liegen, kann ich mich um mich selbst und meine Familie/Freunde kümmern; erste Verhaltensregeln und Vorgehensweisen absprechen und so.


    Dann würde ich, solange mir selbst keine unmittelbare Gefahr droht, weiterarbeiten. Tag für Tag; bis es keine Arbeit mehr für mich gibt, wenn ihr versteht.


    Ich bin halt in der Situation, nicht automatisch im 3-Schicht-Betrieb arbeiten zu müssen. Somit bleibt mir schon noch die Zeit, mich auch täglich um meine Bedürfnisse zu kümmern. Das erleichtert einem manche Entscheidung deutlich.


    lg
    melusine

  • Zitat von Gresli;132794


    Frage: Gibt es in A und D keine Zivilschutzorganisation?
    In der CH sind praktisch alle Männer entweder (noch) bei der Armee oder beim Zivilschutz (auch die Untauglichen) eingeteilt. Frauen und Leute ohne CH-Pass freiwillig.
    Ich z.B. würde in einem solchen Fall eingezogen (Behandlungs- und Pflegeassistenz). Natürlich kann ich niemals eine Pflegefachkraft ersetzten, aber sicher entlasten. (Ist in einigen Spitälern bei Grippeepidemien schon vorgekommen).


    Es gibt genug Freiwillige in den verschiedenen Organisationen, aber ohne jemandem zu nahe zu treten, ist der Stand der Ausbildung bei vielen Freiwilligen unzureichend. Natürlich ist erstmal helfen gut, aber spätestens am dritten Tag reichen einfache Hilfen nicht aus. Dann fehlen nämlich Fachkräfte und da wird an der Ausbildung bei Freiwilligen gespart.

    Zitat


    Arteriellen Blutung. Ich habe zwar daran gedacht, dass es besser wäre Handschuhe zu organisieren, da diese aber nicht unmittelbar greifbar waren habe ich den Gedanken sofort wieder verworfen. Obwohl ich wusste das er Hepatitis C positiv war.


    Solange man selbst keine offenen Wunden an den Händen hat, ist eine Ansteckung nicht sehr wahrscheinlich, bei uns (in einer JVA) hat man zwar auch immer Einweghandschuhe in der Hosentasche und Einwegbeatmungsmasken "am Mann", aber wenn es drauf ankommt habe ich fast immer gesehen, dass die Leute auch ohne erstmal anpacken und danach merken, dass ein Handgriff gereicht hätte um sämtliche Vorsichtsmassnahmen anzuwenden. Halt das übliche, wenn man zum ersten Mal in einer Extremsituation ist.