Strom-Selbstversorger werden wohl künftig zahlen müssen...

  • Zitat von Thomas;153919

    Bei Photovoltaik jedenfalls beträgt die energetische Amortisationszeit wenige Jahre.


    Energetische und ökologische Äquivalenz sind nicht das selbe. Wenn der für die Erzeugung notwendige Strom 5x so viel Dreck in die Umwelt bläst wie der heimische Strommix ist auch die ökologische Amrortisaionszeit 5x so lang.



    Der Vergleich mit Kühlschrank & Co hinkt übrigens ziemlich, da diese Geräte üblicherweise in jedem Haushalt sowieso vorhanden sind und die Erzeugung eines A+++-Gerätes ziemlich genau so viel Energie verschlingt wie die eines Kategorie D-Gerätes.



    Die PV-Anlage rentiert sich übrigens auch noch, wenn man etwas Steuer draufschlägt: Eine kWh PV-Strom bringt dzt. 12,69 ct/kWh und rechnet sich mit dieser Vergütung.
    Strom aus dem Netz kostet ca. 24 ct/kWh. Das sind satte 89% Differenz, also eine Menge Spielraum für eine Steuer, ohne die Branche noch mehr zu killen, als das durch die Regierung nicht ohnehin durch ihren Schlingerkurs schon getan hat.



    Soweit ich weiß existiert in der Schweiz bei Mieten übrigens ein ähnliches System: Eigentümer von Wohnungen und Häusern, die ihr Objekt selbst bewohnen müssen die Steuer für die dafür theoretisch erzielbare Miete trotzdem abführen.
    Korrigiert mich bitte, wenn diese Info falsch ist...



    Zitat von Thomas;153919

    Ich möchte gar nichts, aber WENN man die Stromanschlüsse aus sozialen Gründen subventionieren will, sollten die Kosten auf alle verteilt werden und nicht nur auf die Solaranlagenbetreiber.



    Was aber zu einem hohen Anteil verursachergerecht wäre.
    Aber das will ja keiner hören. Sollen doch die anderen zahlen... :Sagenichtsmehr:


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Zitat von Kreutzner;153937

    ...wir sind nicht verpflichtet, Fernwärme zu beziehen.

    Das stimmt auch nur bedingt.
    In Linz z.B. herrscht bei Fernwärme Anschlusspflicht (mit wenigen Ausnahmen).
    Man muss den Anschluss zwar nicht benutzen. Aber wenn man schon mal 20.000 Euro für einen Anschluss hingeblättert hat...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Maresi;153941

    ...
    Soweit ich weiß existiert in der Schweiz bei Mieten übrigens ein ähnliches System: Eigentümer von Wohnungen und Häusern, die ihr Objekt selbst bewohnen müssen die Steuer für die dafür theoretisch erzielbare Miete trotzdem abführen.
    Korrigiert mich bitte, wenn diese Info falsch ist...
    ...


    Erstens liegt dieser Mietwert weit unter dem Marktmietwert und zweitens kann man alle Hypotheken Zinsen 100% so lange man will von der Steuer abziehen sowie alle Unterhaltskosten. In der Summe ziehen die meisten bedeutend mehr ab als sie der Mietwert kostet. Hat am Schluss den Effekt das alle Immobilienbesitzer weit mehr verschuldet sind als in den umliegenden Ländern.


    Alle Versuche über Steuern das Verhalten von Menschen zu steuern haben meistens mehr unwerwünschte Nebenwirkung als sie Gutes schaffen.



    Bei dem obigen Beispiel gibt es nicht einen nachvollziehenden Grund warum der Staat den PV Insellösung Bürger abzoken muss.


    Wenn jemand einspeisen will, muss er die Infrastruktur und den Zeitgemässen Preis kriegen, umgekehrt wenn er Strom beziehen will muss er auch einen angemessenen Preis bezahlen. Wenn man das Marktgerecht machen würde, würde kein Hahn danach krähen das es ungerecht ist aber vielleicht würden es weniger machen.


    Das Problem an unserer sozialisierten Gesellschaft ist das der Staat alles versucht zu lenken um uns zu unserem zb grünen Glück zu zwingen. Was am Schluss raus kommt, ist diejenigen die wirklich das System weniger belasten wollen werden bestraft. Einfach krank, aber die überzeugten Etatisten werden so etwas nie verstehen.


    Aber wir schreiben ja den Engländern vor 5 l pro Klospülung zu benutzen um Wasser im Süden zu sparen, was die Engländer nicht verstehen, die ja nun wirklich keinen Wassermangel haben. Aber es wird durchgezogen weil es gut ist und überhaupt.


    Moléson

  • Wie immer gibt es leider auch Auswüchse.
    Die Länder des deutschen Sprachraumes sowie die EU neigen prinzipiell dazu, vieles zu Regulieren (was prinzipiell gut ist), und leider sehr oft dazu, überzuregulieren (was schlecht ist).
    Man bekommt vermutlich nicht das Eine, ohne das Andere bis zu einem Grad mitzu"heiraten".


    Ich möchte z.B. nicht in dem sehr unregulierten China wohnen, wo ich nicht einmal weiß, ob die Babymilch mein Kind nicht umbringt oder verkrüppelt...


    Dass viele EU-Normen grober Unfug sind (vom Glühbirnenverbot über die aktuell diskutierte Wassersparverordnung bis hin zu Schnullerkettennorm) ist mir auch klar und ich bin nicht unbedingt ein Freund davon.
    Dafür genieße ich es, jederzeit und überall (relativ) bedenkenlos Einkaufen zu können, ohne ständig ein Chemielabor mitschleppen zu müssen...
    Nicht umsonst geben z.B. chinesische Mütter ein kleines Vermögen aus, um sich deutsche Babymilch nach China schicken zu lassen.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Maresi;153941

    Energetische und ökologische Äquivalenz sind nicht das selbe. Wenn der für die Erzeugung notwendige Strom 5x so viel Dreck in die Umwelt bläst wie der heimische Strommix ist auch die ökologische Amrortisaionszeit 5x so lang.


    Die Umweltbelastungen sind doch u. U. völlig verschiedenartig, wie will man da was vergleichen? In Bayern haben wir viel Atomstrom, klar kann man den als sauber definieren ... aber nur solange nichts passiert und solange man nicht über die Endlagerung nachdenkt.


    Zitat von Maresi;153941

    Der Vergleich mit Kühlschrank & Co hinkt übrigens ziemlich, da diese Geräte üblicherweise in jedem Haushalt sowieso vorhanden sind und die Erzeugung eines A+++-Gerätes ziemlich genau so viel Energie verschlingt wie die eines Kategorie D-Gerätes.


    Es ging um Investitionen zur Energieeinsparung. Der alte Kühlschrank wird dabei nur ersetzt, weil man ein A+++ Gerät will, sonst würde der noch jahrelang weiterlaufen.


    Zitat von Maresi;153941

    Die PV-Anlage rentiert sich übrigens auch noch, wenn man etwas Steuer draufschlägt: Eine kWh PV-Strom bringt dzt. 12,69 ct/kWh und rechnet sich mit dieser Vergütung.


    Das stimmt vielleicht für Einspeiseanlagen mit Eigenverbrauch, nicht aber für inselbetriebsfähige Anlagen mit Speicher und Sinuswechselrichter, die aus "Survivalsicht" halt die sinnvolleren sind. Mit einer Eigenverbrauchsanlage kann man bei Stromausfall nämlich genau gar nichts anfangen. Die Technik von Inselanlagen ist deutlich teurer und vor allem kann man einen großen Teil des möglichen Ertrags nicht nutzen, wenn im Sommer die Batterien schon am Vormittag voll sind. Das ganze rechnet sich im Vergleich zum Netzstrom höchstens knapp. Wenn da noch was draufgeschlagen wird, kann man solche Anlagen vergessen.


    Wie gesagt, ich werde meine Anlage stilllegen, wenn eine solche Abgabe wirklich kommt. Ich brauche tagsüber so gut wie keinen Strom und muss alles speichern. Wenn ich dafür dann auch noch zahlen muss, schone ich lieber die Batterien für den Notfall und beziehe wieder alles vom Netz.


    Zitat von Maresi;153941


    Was aber zu einem hohen Anteil verursachergerecht wäre.
    Aber das will ja keiner hören. Sollen doch die anderen zahlen...


    Ich habe einfach meine Schwierigkeiten damit, dass die bloße Nicht-Nutzung oder Weniger-Nutzung eines Angebots hier als "Verursachung" angesehen wird. Es gibt doch keine Verpflichtung, einen Stromanschluss zu haben, geschweige denn eine bestimmte Strommenge abzunehmen. Wo soll das hinführen, wenn man schon ein schlechtes Gewissen haben muss, nur weil man weniger Strom abnimmt als der Durchschnitt?


    Dann müsste man auch die Nicht-Nutzer von Straßennetzen, Bahnnetzen, Mobilfunknetzen und was weiß ich alles zu Sonderabgaben heranziehen, diese "verursachen" dann ebenfalls höhere Kosten für die Nutzer der jeweiligen Systeme.


    Und zahlen sollen nicht "die anderen", sondern wir alle gerecht verteilt entsprechend der Leistungsfähigkeit, wie es bei Steuern und Sozialabgaben eben üblich ist. Es gibt nun mal kein Anrecht auf eine niedrige Anschlußgebühr - wenn man eine entsprechende Subventionierung will, ist das im Endeffekt eine Sozialleistung.

  • Das Thema Eigenverbrauch mit Speicher betrifft die Netzgesamtkosten bei "Haushaltsanlagen" überhaupt nicht. Im Winter wird der Strom sicherlich nicht in relevanter Menge aus einer kleinen PV-Anlage kommen, dann gibt es Wind-, Biogas-, Kohle- oder Atom-Strom. Damit muss das Netz (wie früher) auf die Verbrauchsspitze am 1.Weihnachtsfeiertag ausgerichtet sein.



    Aber auch im Kraftwerksbereich tut sich was
    Früher gab es nachts einen weitgehend konstanten Verbrauch. so ab 1 Uhr waren es nur noch Standby- und Kühl-Geräte und ab 6 fingen dann die Kaffeemaschinen an.


    Heute verlagert sich das mehr in einen progressiven Verbrauch. Um 1 Uhr sind immernoch nur Standby- und Kühl-Geräte und nach und nach werden alle Akku-Systeme abgeschaltet, weil sie ihre Entnahmegrenze erreicht haben.


    Noch ist das vernachlässigbar, aber wenn die Anzahl der Eigenverbrauchsanlagen steigt ist das was anderes.
    Und Politiker werden von mehr Leuten verflucht, wenn sie mit solchen Ideen noch warten, bis es viele betrifft. Besser man fängt früh an mit dem belasten von wenigen, dann weiß jeder neue Eigenverbraucher schon was auf ihn zukommt.




    Ist zwar ein wenig Offtopic, aber hat schon mal einer geprüft, ob es sich rechnet Nachtstrom aus dem Netz zu nehmen und sich die "Eigenverbrauchsreserve" für den Bereich "Ende-Nachtstrom"<->"Ausreichend Sonnenstrom" aufzusparen??

    sagt der Sven

  • In Spanien ist diese Sache wohl auch deswegen entstanden, weil die Regierung ihren Bürgern überhaupt einen subventionierten Strompreis verschafft hat:
    http://derstandard.at/13813722…n-drohen-Millionenstrafen
    "Weil die spanische Regierung den Energieerzeugern den Unterschied zwischen ihren Erzeugungskosten und den regulierten Preisen ersetzt, schuldet sie den Stromkonzernen mittlerweile 26 Milliarden Euro." Zitat Ende.


    Spanien versucht nun eben krampfhaft diese Milliardenschuld nicht noch größer werden zu lassen.


    Ebenso aus obiger Quelle:
    "Ausgenommen sind lediglich weitab der Zivilisation gelegene Gebäude, bei denen der Anschluss zu teuer käme.


    Um zu verhindern, dass Solarpaneele heimlich installiert werden, droht Betreibern nicht angemeldeter Anlagen eine Geldstrafe zwischen sechs und dreißig Millionen Euro. Der Strafrahmen war ursprünglich für Unternehmen angelegt, soll aber auch für Privatpersonen gelten. Eine Verordnung, die noch im November beschlossen werden soll, wird Inspektoren des Industrie- und Energieministeriums erlauben, Privatwohnungen zu Kontrollzwecken ohne Durchsuchungsbefehl zu betreten."
    Zitat Ende


    Die Förderung zu streichen halte ich für eine richtige Maßnahme.
    Die Photovoltaik-Spekulanten hier und anderswo hätten wissen müssen, dass ein System, das sich nur mit Steuergeld-Subvention rechnet eben einfach nicht konkurrenzfähig ist. Aber obendrein noch eine Steuer auf Solaranlagen zu verlangen ist schon dreist.

  • Zitat von Thomas;153977

    Die Umweltbelastungen sind doch u. U. völlig verschiedenartig, wie will man da was vergleichen? In Bayern haben wir viel Atomstrom, klar kann man den als sauber definieren ... aber nur solange nichts passiert und solange man nicht über die Endlagerung nachdenkt.


    Die Chinesen haben auch Atomstrom. Sogar mehr als vier mal so viel in Deutschland (geplant oder aktiv, aktuell immer noch mehr aktiv als in Deutschland). Und im Gegensatz zu China ist der Atomausstieg in Deutschland (so Gott will) ja in zehn Jahren erledigt!
    Warum ist das nicht vergleichbar?
    Neben den AKWs haben die Chinesen noch richtige Dreckschleudern - Kohlekraftwerke, die nicht nur ein mehrfaches an CO2/kWh emittieren, sondern auch noch jede Menge Dreck und Feinstaub in die Umgebung blasen...



    Was die Kühlschränke, Energiesparlampen usf. betrifft: Da stehe ich vor der Wahl: Kaufe ich mir ein Gerät der Klasse X oder der Klasse Y. Da lautet - im Gegensatz zur PV-Anlage - die Frage nicht: Kaufe ich mir einen oder oder doch keinen Kühlschrank oder ein Leuchtmittel...
    Daher hinkt der Vergleich!


    Inselbetriebfähige Anlagen sehe ich übrigens als klassisches Beispiel, dass die Besteuerung absolut Verursachergerecht ist und sehr wohl Sinn macht: Entweder du hast dein eigenes Inselnetz, das 24/7 (auch in den dunklen Wintertagen) autark fährt. Dann verursachst du dem Netz keine Kosten (wirst allerdingsauf lange Sicht immer teurer sein als ein klassischer Netzanschluss, da die Reinvestitionen dort wesentlich seltener sind bzw. sich im Normalfall auf wesentlich mehr Abnehmer verteilen. Für dein Inselsystem hingegen musst du alle paar Jahre neue Akkus besorgen (selbst die besten und teuersten halten nur ca. 3.000 Ladezyklen aus), der Wechselrichter wird dich alle 15 Jahre mal im Stich lassen, und die Solarzellen halten im Schnitt auch nur halb so lange wie eine Freileitung oder ein Erdkabel.


    Zitat von Thomas;153977


    Ich habe einfach meine Schwierigkeiten damit, dass die bloße Nicht-Nutzung oder Weniger-Nutzung eines Angebots hier als "Verursachung" angesehen wird. Es gibt doch keine Verpflichtung, einen Stromanschluss zu haben, geschweige denn eine bestimmte Strommenge abzunehmen. Wo soll das hinführen, wenn man schon ein schlechtes Gewissen haben muss, nur weil man weniger Strom abnimmt als der Durchschnitt?


    Dann müsste man auch die Nicht-Nutzer von Straßennetzen, Bahnnetzen, Mobilfunknetzen und was weiß ich alles zu Sonderabgaben heranziehen, diese "verursachen" dann ebenfalls höhere Kosten für die Nutzer der jeweiligen Systeme.


    Und zahlen sollen nicht "die anderen", sondern wir alle gerecht verteilt entsprechend der Leistungsfähigkeit, wie es bei Steuern und Sozialabgaben eben üblich ist. Es gibt nun mal kein Anrecht auf eine niedrige Anschlußgebühr - wenn man eine entsprechende Subventionierung will, ist das im Endeffekt eine Sozialleistung.


    Es gibt bisher keine Anschlusspflicht, weil es dieses Thema bis vor kurzem so gut wie nicht gegeben hat. Üblicherweise will ja ein jeder Konsument ans Stromnetz angeschlossen werden. Aber wie das Beispiel Spanien zeigt kann es ab einer gewissen Größenordung von weitgehend autarken Anschlüssen zu einem Kollaps des Gesamtsystems kommen.


    Viele möchten das billige, von anderen (z.B. den oftmals verunglimpften Sozialschmarotzern) bezalte Stromnetz benützen, wenn die (aus Kostengründen) klein dimensionierte Anlage gerade mal nicht genügend Strom liefert. Und genau das ist das beste Argument für die Besteuerung solcher Anlagen: Um der Rosinenpickerei Einhalt zu gebieten!
    Auch wenn du das wahrscheinlich nicht gerne hören willst, aber darauf läuft es doch letztendlich hinaus...


    Bei der Müllentsorgung hast du ja auch keine Wahlpflicht bzw. wird dir eine Mindest"abnahme" vorgeschrieben: bei uns z.B. kannst du zwischen zwei- vier- oder sechswöchiger Entleerung deiner Tonne wählen. Und das war´s.
    Vor Jahren hat mal ein Rentner dagegen geklagt weil er selbst nur wenig Restmüll verursachte (also zu großen Teilen nur Biomüll, Papier, Glas oder recycling-Verpackung). Das bisschen Restmüll hat er dann in öffentlichen Mistkübeln entsorgt.
    Das Gericht hat allerdings seine Klage abgewiesen, da ja die Müllgebühren u.a. auch die gelbe Tonne und die öffentliche Müllentsorgung (z.B. auch das, was oft nach einem McDrive-Besuch im Straßengraben landet) mit finanziert.
    Zumindest in diesem Fall wurde also festgestellt, dass die Nicht-Nutzung bzw. Weniger-Nutzung sehr wohl eine "Verursachung" darstellt und daher die Mindest-Abnahme (zumindest deren Bezahlung) gerechtfertigt ist...



    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Maresi;154016

    ...


    Viele möchten das billige, von anderen (z.B. den oftmals verunglimpften Sozialschmarotzern) bezalte Stromnetz benützen, wenn die (aus Kostengründen) klein dimensionierte Anlage gerade mal nicht genügend Strom liefert. Und genau das ist das beste Argument für die Besteuerung solcher Anlagen: Um der Rosinenpickerei Einhalt zu gebieten!
    ...


    Da muss man gar nichts besteuern sondern einfach den Markt machen lassen. Je nach Tagezeit und Jahreszeit den entsprechenden Tarif anwenden. Der zu kurz dimensionnierter PV Insel Besitzer zahlt dann halt Nachts im Winter 2 Euro pro KW. Derjenigen der keine PV hat zahlt auch diese 2 Euro in der kritischen Zeit, dafür aber 0.001 Cent Mittags im August wenn man nicht weiss wo hin mit der Energie. Und umegekehrt für die Einspeisung.
    Kostenwahrheit, jeder kann machen wie er will und am Schluss wird man plötzlich festellen das lauter kleine PV Besitzer anfangen werden Speicherkapazitäten aus zu bauen um diesen nicht teuer kaufen zu müssen und Verbraucher in den kritischen Zeiten Strom zu spaaren.


    Aber so etwas geht gar nicht, Vater staat muss lenken, besteuern und verbieten um am Schluss wie in Spanien die Besitzer dazu zu bringen PV Anlagen ab zu bauen.


    Moléson

  • Zitat von moleson;154031

    Da muss man gar nichts besteuern sondern einfach den Markt machen lassen. Je nach Tagezeit und Jahreszeit den entsprechenden Tarif anwenden. Der zu kurz dimensionnierter PV Insel Besitzer zahlt dann halt Nachts im Winter 2 Euro pro KW. Derjenigen der keine PV hat zahlt auch diese 2 Euro in der kritischen Zeit, dafür aber 0.001 Cent Mittags im August wenn man nicht weiss wo hin mit der Energie. Und umegekehrt für die Einspeisung.
    Kostenwahrheit, jeder kann machen wie er will und am Schluss wird man plötzlich festellen das lauter kleine PV Besitzer anfangen werden Speicherkapazitäten aus zu bauen um diesen nicht teuer kaufen zu müssen und Verbraucher in den kritischen Zeiten Strom zu spaaren.


    Aber so etwas geht gar nicht, Vater staat muss lenken, besteuern und verbieten um am Schluss wie in Spanien die Besitzer dazu zu bringen PV Anlagen ab zu bauen.


    Moléson


    Das würde zwar das Problem der Kostenverlagerung lösen, aber ich sehe da spontan keine "übersichtliche" Tarifstruktur.


    Entweder du hast 4 Tageszeitzonen (Nachts teuer, vormittags normal, nachmittags geschenkt, abends normal) + 4 Jahreszeittarife (Winter alles +15%, Frühling normal, Sommer alles -15%, Herbst normal)


    Oder du machst es hochtechnisch mit Einzelerfassung für jeden Kunden und verrätst ihm erst nach dem Verbrauch der kWh was sie gekostet hat...


    Ich bin von beidem kein Freund, gut auch nicht von der aktuellen "Planung" aber noch haben wir ja weder Regierung noch einen wirklichen Plan :peinlich:


    Und dann muss man noch dazurechnen, wie der Stromexport sich auf die Preise auswirkt, wenn die Franzosen in einem heißen Sommer ihre AKWs nicht gekühlt bekommen und in Standby fahren müssen...

    sagt der Sven

  • Hallo Maresi,


    deine Argumente sind ja alle schön und gut und auch durchaus nachvollziehbar. Man muss allerdings dabei ziemlich aufpassen, dass man sich nicht vor den Karren der einen oder anderen lobby spannen lässt.


    @All


    Sicher verursacht das Aufbauen und Instandhalten einer "öffentlichen" Stromversorgungs-Infrastruktur Kosten. Ich schreibe "öffentlich" bewusst in Anführungszeichen, weil diese Infrastruktur vom Kraftwerk bis zum Zähler im Privathaushalt bis vor wenigen Jahrzehnten tatsächlich noch im Eigentum des Staates waren. Dann kam in D die gewaltige Privatisierungswelle in den 1990er Jahren, als klamme Landesregierungen und die Bundesregierung anfingen, ihr Tafelsilber zu verkaufen, um Schuldenlöcher zu stopfen. Gleichzeitig zog sich der Staat immer mehr aus der Verantwortung als Grundversorger für seine Bürger zurück. Das Bundesland Baden-Württemberg verkaufte seine Mehrheitsanteile an den Energieversorgern EVS und Badenwerk und ging dann sogar so dreist vor, dass es die fetten Einmal-Einnahmen aus diesem Infrastrukturverkauf in einer Landesstiftung parkte, um es vor dem Zugriff der Steuerbehörden zu schützen (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...der Staat vermeidet bewusst Steuereinnahmen). Aber das ist ein anderes Thema.


    So nun hat der Staat also seine Strom-Grundversorgerpflicht abgestreift und überlässt es einigen wenigen, gewinnorientierten und börsennotierten Grosskonzernen, diese (lästige) Pflicht zu erfüllen. Die Konzerne sind nur an einer Kennzahl interessiert: EBIT. Um die Einnahmen zu maximieren, werden natürlich alle Mittel und Wege genutzt, auch die massive und zur Zeit leider sehr erfolgreiche Lobbyarbeit in der Gesetzgebung.


    Wer sich an den Stromausfall im Münsterland 2005 erinnert, dort sind Überlandleitungen kollabiert, die teilweise 100 Jahre(!) alt waren. Es kann mir also keiner was erzählen, die Netzbetreiber investierten ruhelos Tag und Nacht jeden Cent in ihre topmodernen Superstromverteilnetze. Das Gegenteil ist der Fall, immer wieder müssen staatliche Stellen und Kraftwerksbetreiber die Netzbetreiber antreiben, die Infrastruktur nicht einfach so verfallen zu lassen. Freunde von mir in der Altmark können ein Lied von der Avacon singen, die ist dort berüchtigt für ihre bald monatlichen Zeitungsinserate "Stromabschaltung am 5. Dezember von 7-19 Uhr in den Gemeinden A, B und C. Grund: Wartungsarbeiten" Sowas erlaubten sich staatliche Grundversorger in der Regel nicht. Eine ganztägige Stromabschaltung ganzer Ortschaften war tabu, wurden mobile Aggregate an Ortsnetztrafos geklemmt und nur in absoluten Notfällen waren Totalabschaltungen denkbar. Heute wird zum Äste zurückschneiden an den Leitungen durch den Wald mal eben den ganzen Tag der Strom abgestellt.
    Und was sich der Netzbetreiber Tennet in Bezug auf die Anschlüsse der Offshore-Windparks an Frechheiten leistet, zeigt, dass diese privatwirtschaftlichen Unternehmen niemals in Vorleistung gehen, sondern knallhart profitorientiert operieren, auf Kosten der Allgemeinheit.


    Nun eine Verfolgung von privaten PV-Stromerzeugern von der Stange zu brechen, mit der Argumentation, jeder müsse sich am Aufwand der allgemeinen Grundversorgung nunmal beteiligen, ist einfach nur dreist.


    Nochmal: die durchschnittliche private PV-Anlage hat vielleicht 4-5kWp und kann damit grob 4.000kWh pro Jahr erzeugen. Davon kann ein konventioneller durchschnittlicher Privathaushalt ohne Stromspeicher vielleicht 10-20% direkt selbst verbrauchen, also 400 bis 800kWh. Der Rest wird entweder eingespeist und irgendwie vergütet oder er wird nicht eingespeist und damit erst gar nicht vom PV-Dach abgerufen. Selbst mit den derzeitigen Stromspeichermöglichkeiten kann man die EV-Quote auf vielleicht 40% anheben, mehr ist dann aber auch schon eher Wunschdenken der Anbieter oder setzt spezielle Haushaltsgeräte voraus, die sich passend zum Tagesgang der Sonne und des Ladezustands des Speichers optimiert betreiben lassen. Die grosse Masse der privaten PV-Stromproduzenten hat aber nach wie vor keine Speicher oder PV-optimierte Elektroverbraucher. Diese Leute haben sich nur aus Geldgier eine Anlage aufs Dach gesetzt, um die üppige garantierte Einspeisevergütung einzukassieren, schlicht ein Renditemodell zur Vermögensplanung. Diese Rendite-PVler machen gerade alle eine schmerzhafte Bauchlandung durch, weil die Garantievergütung nach und nach zusammengestrichen wird, was auch dringend notwendig war.


    Gleichzeitig hat man die technischen Vorschriften nachgezogen, was das Steuern der Einspeiser betrifft. Neue PV-Anlagen, die einspeisen wollen, müssen längst fernsteuerbar sein, d.h. das Stromnetz kann die Menge der Einspeisung der PV-Anlagen individuell abschwächen oder ganz unterbinden, wenn das Netz hier und da gerade keinen Bedarf hat. Bestandsanlagen ab einer bestimmten Leistung müssen nachgerüstet werden. Das funktioniert nach dem recht alten Prinzip der Rundsteuerempfänger bei Elektronachtspeicherheizungen (die nachts von den nicht ausgelasteten Grundlastkraftwerken aus der Ferne eingeschaltet werden, um überschüssigen Strom aufzunehmen). Heute schaltet man eben bei zuviel Stromangebot die PV-Anlagen ferngesteuert vom Netz. D.h. von einer Netzüberlastung durch die privaten PV-Anlagen kann überhaupt gar keine Rede sein. Das ist pures Lobbyistengeschwätz.


    Dann hat man aktiv und bewusst den Eigenverbrauch bei PV-Anlagen gefördert und somit die Voraussetzungen für einen "Speichermarkt" geschaffen. Durch eine Vielzahl dezentraler Speicher senkt man einerseits die Netzlast zwischen Haushalten mit Speicher und dem Netz - sowohl beim Strombezug, als auch beim Einspeisen. Ausserdem beruhigt sich das Stromnetz deutlich bei überregionalen Schwankungen (die berühmte Wolke, die sich am Augustsommertag vor die Sonne schiebt und die PV-Leistung einer ganzen Region von 100 auf 5% reduziert).
    D.h. dezentrale Stromspeicher sind aus technischer Sicht in Bezug auf Versorgungssicherheit und Stromnetzentlastung absolut willkommen.


    Zu den Stromtarifen für Privathaushalte. Hier herrscht seitens der Stromanbieter reichlich Freiheit, was die Tarifgestaltung angeht. Der eine Tarif hat einen hohen Grundpreis und niedrigere kWh-Sätze, der andere einen sehr günstigen Grundpreis, dafür hohe kWh-Sätze.


    Kommunale Armenunterkünfte(!) haben heute schon Münzautomaten, d.h. Grundpreis ist null und die Bezugskosten sind komplett auf die verbrauchten kWhs umgelegt.
    In jüngster Zeit diskutiert man sogar die Einführung von Prepaid-Tarifen in D, wie sie in England, Asien und Südamerika schon lange üblich sind. Da steckt man eine Guthabenkarte in den Stromzähler und wenn das Guthaben aufgebraucht ist, dann muss sich der Kunde an der Tankstelle oder sonstwo halt eine neu Guthabenkarte kaufen.


    Strom ist heutzutage (leider) ein kommerzielles Produkt, das man nach Vorstellung der Stromkonzerne gefälligst bei ihnen einzukaufen hat. Dazu nutzen sie auch ihre quasi Monopolstellung aus. Die Preise sind so kalkuliert, dass am Ende des Tages der Konzern einen Gewinn macht, Abgaben, Steuern, Umlagen kommen für den Endkunden dann noch oben drauf. Das hat nichts aber auch gar nichts mit Solidarität unter Stromverbrauchern zu tun, das ist den Stromlieferanten vollkommen egal.


    So. Und wenn sich nun durch gewisse Entwicklungen (Technik, Kostenspirale, sinkende Haushaltseinkommen, Energiesparbemühungen) eine Änderung des Verbraucherverhaltens ergibt, also ein Rückgang des Haushaltsstromverbrauchs oder des Tagesgangs beim Strombezug, dann müssen sich die Stromproduzenten entsprechend drauf einstellen und gegebenenfalls ihre Produkte/Tarife anpassen. Was sie ja auch tun: bis in die 1970er Jahre hinein war der klassische Privathaushalt durch eine nicht berufstätige Hausfrau und Mutter gekennzeichnet, die millionenfach zwischen 11 und 13 Uhr zuverlässig planbar den Elektroherd anstellte, um die Familie zu bekochen und am Wochenende einen Sonntagskuchen buk. Heute ist der Singelhaushalt auf dem Vormarsch, die Hausfrau ist ausgestorben, werktags wird in Städten kaum noch in den Wohnungen gekocht, weil gar keiner da ist: die Erwachsenen berufstätig, die Kinder in der Ganztagesbetreuung. Eigentlich müssten die Hochspannungsleitungen aus den 1970ern heute jeden Mittag schlaff durchhängen und die Dampfturbinen in den Kraftwerken mangels Last aufheulen.
    Die Entwicklung im Stromsektor läuft doch ganz analog zum Telekommunikationssektor ab: vor 30 Jahren musste man sein Telefon von der Post mieten und zahlte landesweit einheitliche Tarife. Heute gibt es tausende unterschiedlicher Tarife - für jeden Verbrauchstyp passende. Warum sollte es das nun nicht auch für den Strommarkt geben, wenn man ihn eh schon komplett privatisiert hat?


    Und der Witz vom Solidaritätsgedanken der Stromverbraucher: auch Telekommunikation ist ein Grundrecht. Ich habe aber noch nie davon gehört, dass jemand, der keinen Festnetzanschluss bei der Telekom möchte, dafür dann mit einer Umlage bestraft wird, weil er ausschliesslich über sein Mobiltelefon mit einem Vertrag bei einem privatwirtschaftlichen Anbieter telefoniert. Weil ja durch seine egoistische Weigerung, die Grundgebühren für einen Festnetzanschluss zu bezahlen, die umzulegenden Infrastrukturkosten für die verbliebenen Festnetzbenutzer ja nach dieser Logik steigen müssten. Genauso wenig wird der Prepaid-Mobiltelefonierer dafür bestraft, dass er seinem Provider nicht monatlich einen Solidaritäts-Obulus für die Infrastrukturkosten der Vertragskunden gibt.


    Es ist schlicht albern und naiv, nun im Stromnetz einen Solidaritätszuschlag von PV-Anlagenbesitzern zu fordern, nur weil sie die Möglichkeit haben, weniger Strom zu verbrauchen, als andere. Oder sie als Besserverdienende zu diffamieren und so zu versuchen, Keile in die Gesellschaft zu treiben. Auch der städtische Wohnungsmieter kann sich ein paar "Guerilla-PV-Module" an den Balkon klemmen und damit das Tempo seines Stromzählers drosseln. In den Niederlanden seit langem legal und akzeptiert. Nur in D probt man seitens der Stromkonzerne den Generalaufstand und schart sich sofort eine treue Gefolgschaft um sich, die die "Argumente" der Versorger unreflektiert nachplappert. A propos: ein UN Offizier befiehlt einem holländischen und einem deutschen UNO-Soldaten "Jump!" - der Deutsche fragt sofort zackig zurück "How high?", der Holländer "Why?"


    Die vollkommen privatisierte Strom- und Verteilnetzindustrie in D (und anderswo) hat alle Freiheiten, ihre Tarife frei zu gestalten. Sie kann sogar in ihren Anschlussbedingungen bestimmter Tarife und Regionen PV- oder Wind-Einspeisung verbieten (machen manche kleineren Netze, wenn ihnen dazu die Infrastruktur fehlt). Sie kann teure Wenigverbraucher-Tarife und billigste Grossverbraucher-Tarife anbieten. Sie kann Stromkontingente verschenken oder Grundgebühren als Lockmittel über Monate oder Jahre erlassen. Sie bietet Vorkasse-Modelle an ("Schutz vor Preiserhöhungen") und auch immer mehr Prepaid-Tarife, ganz ohne Grundgebühr. Und wenn nun immer mehr PV-Eigenverbraucher auftreten, vielleicht sogar mit eigenen Speichern, dann wird sie garantiert auf die Idee kommen, diesen Haushalten ein "Winterstrom"-Paket zu verkaufen, bei dem der im Winter bezogene Strom deutlich teurer ist, so dass der Stromkonzern dennoch seinen Schnitt macht, der Kunde dafür aber "Stromsicherheit" auch im dunklen Winter hat.


    Auch könnte man, sobald man sich an das Thema "Direktvermarktung" bei PV-Einspeisung herantraut, darüber nachdenken, dass die kleinen dezentralen Stromproduzenten auch so etwas wie Zulieferer sein könnten und nicht nur Feinde der Stromkonzerne, speziell die Betreiber von Stromspeichern. Z.B. bei der begehrten "Regelenergie", die innerhalb von Minuten bei Netzschwankungen bereit gestellt werden muss, um Frequenz und Spannung konstant zu halten. Die wird bislang vor allem von grossen Notstromaggregaten geliefert, deren Besitzer sich auf diese Weise etwas dazu verdienen, weil die Aggregate, solange kein Stromausfall passiert, nur teures totes Kapital sind. Diese NSAs der Minutenreserve werden dann ferngesteuert von den Verteilnetz-Leitstellen hochgefahren, die eingespeisten kWhs hochwertig vergütet - übrigens ganz ohne Umlagemodell oder gesetzliche Garantievergütung.


    Da die privaten Einspeise-PV-Anlagen ohnehin nun mehr oder weniger allesamt vom Abnehmer des eingespeisten Stoms geregelt werden können, könnte man genauso den Stromspeicher "anzapfen". Das kann man ja über eine automatische "Strombörse" machen: PV-Speicherbetreiber, die bereit sind, Speicherstrom abzugeben, tragen sich ein und wenn das Netz ein paar KWh Regelenergie braucht, kann man sich eine "Verkaufen!"-Schwelle definieren, ab der man bereit ist, seinen Speicherinhalt dem Netz zu verkaufen. Könnte man auch mit einem Punktesystem machen: wer bei dringendem Bedarf 1kWh abgibt, darf bei geringer Netzauslastung 2kWh umsonst aus dem Netz holen.


    Aber dazu braucht es keine Solidaritäts-Umlage-Geschichten oder die Kriminalisierung von PV-Anlagen-Betreibern.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von Maresi;154016

    Viele möchten das billige, von anderen (z.B. den oftmals verunglimpften Sozialschmarotzern) bezalte Stromnetz benützen, wenn die (aus Kostengründen) klein dimensionierte Anlage gerade mal nicht genügend Strom liefert. Und genau das ist das beste Argument für die Besteuerung solcher Anlagen: Um der Rosinenpickerei Einhalt zu gebieten!
    Auch wenn du das wahrscheinlich nicht gerne hören willst, aber darauf läuft es doch letztendlich hinaus...


    Die Diskussion dreht sich doch im Kreis.


    Ich bin jederzeit bereit, einen höheren Preis für den Stromanschluß zu zahlen, der die Kosten des Netzbetriebs abdeckt.


    Ich bin auch bereit, auf den Netzanschluss zu verzichten, wenn man Stromkunden mit wenig Verbrauch nicht haben will.


    Ich bin jedoch nicht bereit, verbrauchsabhängige Abgaben für den selbst erzeugten Strom zu zahlen, weil hier kein Sachzusammenhang besteht. Den E-Werken entstehen keine höheren Kosten, wenn ich mehr Strom erzeuge und direkt wieder verbrauche. Dies wirkt sich netzseitig in keiner Weise aus.

  • Zitat von tomduly;154044

    eine Änderung des Verbraucherverhaltens ergibt, also ein Rückgang des Haushaltsstromverbrauchs


    Ich glaube nicht, daß wir 1980 mehr Strom im Durchschnittshaushalt verbraten haben als jetzt 2013.


    Die paar Leutchen mit ihren blauen Glasplatten am Dach, wieviel % des Gesamtstromverbrauchs können die überhaupt sinnvoll produzieren? Gerade weil es ja fast keine wirklichen Selbstversorger gibt, daran erkennt man doch, daß es keine vollwertige Stromversorgung ist. Die könnten sonst ja ihren Stromabschluß stilllegen und abklemmen. Keine Grundgebühr und aus, ist aber nicht.
    Es geht doch nur darum, mit seinen Platten auf dem Dach, das bisschen Strom ins Netz zu verkaufen und die Allgemeinheit muss das mit überhöhten Tarifen abkaufen, obwohl 90% davon sowieso zu Zeiten eingespeist wird, wo die Grundlast-Infrastruktur funktioniert.


    Wie schon 2x erwähnt: ich bin auch dagegen, daß man Photovoltaikbetreiber besteuert, aber dafür, daß endlich die Subventionierung durch die Allgemeinheit aufhört!


    Stellt euch vor, ich komme daher und hänge meinen privaten Eisenbahnwaggon an einen Deutsche-Bahn-Zug dran und verkaufe die Fahrkarte 50% teurer, aber die Bahn gibt meinen Fahrgästen 60% Subvention, damit sie in meinem Waggon mitfahren. Das ist doch irr. Nichts anderes macht man mit Subvention von Photovoltaik.

  • Hallo,

    Zitat von Luftikus;154051

    Die paar Leutchen mit ihren blauen Glasplatten am Dach, wieviel % des Gesamtstromverbrauchs können die überhaupt sinnvoll produzieren?


    ganz so unbedeutend ist der PV-Anteil nicht mehr... Deswegen sind ja alle auch in Aufruhr, 30GW Kraftwerksleistung in Bürgerhand, das geht doch nicht. Immerhin ist der PV-Anteil an der gesamten Stromproduktion in D >5% und der Anteil von Windrädern knapp unter 10%. D.h. 15% "konzernfreier" Strom, das ist schon heftig für einen Kohle- oder Atomkraftwerksbetreiber, das ist durchaus nennenswerte Konkurrenz, deshalb die Gegenwehr.


    Grüsse


    Tom

  • Ich hab zu PV und Windkraft mal eine allgemein-technische Frage.


    Nehmen wir mal an Westeuropa verzankt sich mit Russland, so dass über einen so langen Zeitraum kein Gas mehr geliefert wird bis auch die unterirdischen Gasspeicher geleert sind. Gaskraftwerke müssen also runtergefahren und abgeschaltet werden. Wie sieht es dann mit der weiteren Stromgewinnung aus? AKW`s sind/werden gemäß 13. Änderung des Atomgesetzes abgeschaltet und die können wenn es so weit kommen sollte auch nicht mal locker vom Hocker wieder in Betrieb genommen werden. Zeitrahmen zur Abschaltung der verbliebenen 9 AKW`s ist:


    2015: Kernkraftwerk Grafenrheinfeld
    2017: Kernkraftwerk Gundremmingen Block B
    2019: Kernkraftwerk Philippsburg Block II
    2021: Kernkraftwerke Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen Block C
    2022: Kernkraftwerke Isar Block II, Neckarwestheim Block II und Emsland


    Somit ist eine Grundlast in einem Szenario Atomkraft durch polit. Entscheidung weg und Gas durch sonstige Widrigkeiten weg nur noch durch Kohlekraftwerke möglich. Und halt die erneuerbaren Energien.


    Ich sehe die erneuerbaren Energien und somit auch PV wie auch die Kohlekraftwerke als die einzige Rückversicherung im Krisenfall aus eigenen Recourcen bzw. aus der Umwelt Strom zu produzieren.


    Hat einer von euch eine Ahnung wie viel Strom am %ualen Stromverbrauchsanteil diese beiden Techniken kombiniert ausmachen? Wäre damit eine Notversorgung Deutschlands möglich?

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von Bärti;154058

    Ich sehe die erneuerbaren Energien und somit auch PV wie auch die Kohlekraftwerke als die einzige Rückversicherung im Krisenfall aus eigenen Recourcen bzw. aus der Umwelt Strom zu produzieren.


    Hat einer von euch eine Ahnung wie viel Strom am %ualen Stromverbrauchsanteil diese beiden Techniken kombiniert ausmachen? Wäre damit eine Notversorgung Deutschlands möglich?


    Stand 2011: http://www.gvst.de/pics/steink…en_und_Stromerzeugung.jpg


    Eine Versorgung Deutschlands ist damit aber nicht möglich, und das ist völlig unabhängig vom prozentualen Anteil:


    1. Ohne Speichermöglichkeit muss der Strom exakt zum Zeitpunkt des Verbrauchs erzeugt werden. Wind ist aber wetterabhängig, Photovoltaik ist wetter- und tageszeitabhängig. Bei der erforderlichen Kraftwerksleistung können Wind und Photovoltaik nicht eingerechnet werden, weil die Leistung eben nicht unbedingt zum benötigten Zeitpunkt zur Verfügung steht.


    2. Beim Ausfall der Gaskraftwerke würden regelbare Spitzenlastkraftwerke fehlen. Kohlekraftwerke sind Grundlast- oder Mittellastkraftwerke, damit allein geht es nicht.

  • Hallo,

    Zitat von Bärti;154058

    Ich hab zu PV und Windkraft mal eine allgemein-technische Frage.
    Nehmen wir mal an Westeuropa verzankt sich mit Russland, so dass über einen so langen Zeitraum kein Gas mehr geliefert wird bis auch die unterirdischen Gasspeicher geleert sind. Gaskraftwerke müssen also runtergefahren und abgeschaltet werden. Wie sieht es dann mit der weiteren Stromgewinnung aus? ...


    ziemlich schlecht. Zum Thema Gas empfehle ich diesen 8-seitigen Essay "Versorgungssicherheit beim Erdgas" der Stiftung Wissenschaft und Politik vom April letzten Jahres. Derzeit liefert Russland etwa 40% des dt. Gasbedarfs, 25% kommen aus den Niederlanden und 10% aus D selbst. In Europa sind die Fördermengen rückläufig (peak oil lässt grüssen), NL hat eine Einstellung der Lieferung nach D spätestens 2030 schon angekündigt. Nachdenklich machen sollte neben der völlig ungewissen Gasversorgung schon in wenigen Jahren auch diese Aussage aus dem verlinkten Essay:
    "Krisenvorsorge.
    Der Markt allein wird Versorgungssicherheit nicht herstellen. Denn die Gasanbieter sind an Knappheitssituationen interessiert. Krisen versprechen satte Gewinne, die Kosten tragen aber die Volkswirtschaft und die Konsumenten. Darum bedarf es einer Diskussion in der Politik über den gewünschten Grad an Versorgungssicherheit im KrisenfalL Sie muss auch die Kosten und deren Verteilung zwischen Marktakteuren und Konsumenten einbeziehen. Krisenbevorratung und strategische Gasspeicherung sind sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene unerlässlich
    ."


    Das gilt im übertragenen Sinn für jeden kommerziellen Energieversorger: er hat kein Interesse an einem üppigen Energieangebot.


    Zitat

    Ich sehe die erneuerbaren Energien und somit auch PV wie auch die Kohlekraftwerke als die einzige Rückversicherung im Krisenfall aus eigenen Recourcen bzw. aus der Umwelt Strom zu produzieren.


    Wieviele Jahrhunderthagel, (Juli 2013: Süddeutschland Region Reutlingen 1,25Mrd. Euro Schaden) Supertaifune (Philipinen) und Jahrtausendregenfälle (Sardinien vorgestern: 46l/qm in 90min) brauchen wir noch, um zu erkennen, dass wir mit unseren Emissionen viel zu sehr in Naturkreisläufe eingreifen? Kohlekraftwerke sind fatal. Nicht nur vom CO2-Ausstoss her, auch die Staub und Filterrückstandproblematik ist genauso ungelöst, wie die Endlagerung und der krisensichere Betrieb von Atomkraftwerken. Atom und Kohle sind wie Beelzebub und Teufel, das geht soweit, dass Klimaforscher hin und hergerissen sind und mittlerweile anfangen, Atomenergie zu befürworten...


    Zitat

    Hat einer von euch eine Ahnung wie viel Strom am %ualen Stromverbrauchsanteil diese beiden Techniken kombiniert ausmachen? Wäre damit eine Notversorgung Deutschlands möglich?


    Was verstehst Du unter Notversorgung? Welche Verbraucher willst Du wie lange Versorgen? Nur Kliniken und Seniorenheime? Und Abklingbecken bei den AKWs? Oder alle Verbraucher wie bisher durchgehend, oder 2h Strom pro Tag und Haushalt? Es gibt viele Szenarien. Das einzige "Glück" ist, dass wir wissen, was auf uns in ein paar Jahren zukommt, nur müssen wir dann halt auch handeln. Das Zerschlagen privater teilweiser Strom"autonomie" mit fadenscheinigen Argumenten zugunsten von vier Stromkonzernen gehört IMO nicht dazu.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von Thomas;154060

    Eine Versorgung Deutschlands ist damit aber nicht möglich, und das ist völlig unabhängig vom prozentualen Anteil


    Hallo zusammen.


    Sehr richtig. Es mag jetzt etwas haarspalterisch klingen, aber "Versorgen" bedeutet auf die Bedürfnisse der empfangenden Partei einzugehen und diese zu erfüllen (wie bei Nahrung, Wasser, etc.). Das können Wind und Sonne als mehr oder weniger "Zufallsquellen" systembedingt leider nicht. Zumindest nicht ohne eine effiziente Speicherung großer Kontingente ... und auf just diesem Sektor ist seit den Anfängen der Nutzung elektrischer Energie durch den Menschen bisher nichts bahnbrechend neues hinzu gekommen.


    Gruß,


    WB.

  • Hi Bärti,


    das mit der PV ist so eine Sache: Sie liefert zwar Unmengen an installierter Leistung (an manchen Tagen im Jahr - sonnige Wochenende in Frühjahr und Herbst z.B.) liefert alleine die installierte Photovoltaik an manchen Stunden mehr Leistung, als im gesamten deutschen Netz nachgefragt wird.


    Das Problem dabei: PV liefert verdammt wenig Arbeit pro installiertem kW Leistung. Und das nochdazu unkontrollierbar und unplanbar.
    Ein AKW kann pro installiertem kW ca. 6.000 - 8.000 kWh pro Jahr liefern. Eine PV-Anlage ca. 850 - 1.200 kWh.
    Das ist das 5 - 9,5-fache an Arbeit!
    Gasturbinen wurden üblicherweise auf ca. 6.000 Jahresbenutzungsstunden (also 6.000 kWh pro kW installierter Leistung in einem Jahr) kalkuliert, Kohlekraftwerke bis zu 8.000 JBS.



    Weiters ist zu bedenken, dass Strom immer genau zu der Sekunde erzeugt werden muss, zu der er auch verbraucht wird. PV und Windkraft (die beiden hauptsächlichen EE-Träger) sind aber so richtig gar nicht regelbar und daher müssen aufwendige Speicher errichtet werden, damit das Netz stabil bleibt.


    Es hilft nämlich nicht viel, wenn gestern doppelt so viel Strom erzeugt worden ist als verbraucht wurde, dafür heute aber nix.
    Da helfen auch unsere österreichischen Pumpspeicherkraftwerke nicht viel (zumindest wenn wir Deutschland aushelfen sollen): Die Kapazität aller Pumpspeicherkraftwerke zusammen reicht unter Idealbedingungen (alle Becken zu 100% voll) gerade eben so, um Österreich einen Tag über die Runden zu bringen.
    Deutschland mitzunehmen reduziert dieses Fenster auf ca. eine Stunde.:staunen:


    Wenn mal eine kalte, windstille und wolkenverhangene Woche im Winter herrscht hat man mit PV und Windkraft als alleinige Stütze wenig zu lachen...



    In Deutschland werden aktuell ca. 80% des Stromes aus Kohle, Gas, Öl und Atomkraft erzeugt. Bis die Erneuerbaren einen wirklich substantiellen Anteil (sagen wir: 60, 70%) übernehmen können werden vermutlich noch minimum 2 Jahrzente verstreichen.
    Wenn bis dahin das von dir skizzierte Szenario eintritt wird es zu Zwangsabschaltungen (zuerst die Industrie, dann irgendwann die Kraftwerke) kommen müssen.


    Allerdings ist dieses Szenario relativ unwahrscheinlich, da Deutschland zumindest einen Winter ohne russisches Erdgas durchstehen kann. Und einen so langen Lieferstopp (lies: Einkommensstopp) kann sich Russland finanziell auch nicht so ohne weiteres leisten...
    Die Abhängigkeit ist nämlich zum Glück eine Gegenseitige :Cool:.


    tomduly: Ich sehe schon, wir sind nicht ganz einer Meinung :face_with_rolling_eyes:
    Ich werde mir ersparen, den größten Teil deines Beitrages (zumindest hier im Forum) zu beantworten. Nur eines noch:
    Deine Berechnung/Schätzung zum nutzbaren Anteil einer PV-Anlage kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, einen Vergleich auf Lastprofilebene durchzuführen.
    Dabei habe ich einen nutzbaren Eigenanteil von etwa 35 - 45% bekommen (allerdings ist die Qualität der zur Verfügung stehenden PV-Profile ziemlich schlecht, also nicht zu 100% zuverlässig).


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von tomduly;154052

    Immerhin ist der PV-Anteil an der gesamten Stromproduktion in D >5% und der Anteil von Windrädern knapp unter 10%. D.h. 15% "konzernfreier" Strom,


    Wüsste nicht, daß die großen Windräder in privater Hand sind. Die gehören doch auch überwiegend den großen Energieanbietern oder weiss das wer besser? Jedenfalls kenne ich keine Einzelperson, die selber so ein Ding betreibt...


    Zu den im obigem link genannten Zahlen muss man genau unterscheiden zwischen der installierten theoretischen Leistung und dem was dann effektiv wirklich ins Netz eingespeist wird (noch dazu dann, wenn dieser Strom nicht unbedingt gebraucht würde...)


    Hier nur ein paar Auszüge sinngemäß aus dem Text:


    Die tatsächlich in das Netz eingespeiste Solarleistung ist aufgrund lokaler Wetterbedingungen niedriger als die installierte Leistung. Maximale Leistung erreichte die Photovoltaik im Mai dieses Jahres mit 22,4 Gigawatt.


    Photovoltaik erzeugte im gleichen Zeitraum (12 Monate) etwa 900 Volllaststunden.


    Der Anteil der Stromerzeugung aus Photovoltaik lag im ersten Halbjahr 2012 bei 5,3 Prozent.
    Zitate Ende.


    Für mich ist Photovoltaik eine gute Sache, um sich (teilweise oder ganz) autark zu machen, wobei sich das bis jetzt unter normalen marktwirtschaftlichen Bedingungen niemals rechnet, wenn ich Stromkosten aus dem Netz gegenüberstelle. Es gibt nunmal viele Dinge im Leben, die kauft man teuer, weil man sie einfach haben will, ist ok.
    Ich bin kein Feind dieser Stromerzeugung, aber halte es für einen Fehler, daß die Stromnetze den Kleinerzeugern ihren überflüssigen Strom abkaufen, noch dazu zu Preisen, die betriebswirtschaftlich zu hoch sind.


    So müssen z.B. gute rentable Kraftwerke zeitweise runtergefahren werden, nur weil die blauen Platten gerade einen sonnigen Tag haben. Dadurch produziert dieses Kraftwerk übers Jahr gerechnet zu wenig Strom und wird erst durch die subventionierte Fotovoltaik verlustbringend.
    Das ist volkswirtschaftlicher Unsinn!
    Es ist ungefähr so, wie wenn neben einer öffentlichen Buslinie, die eh nur zu zwei Drittel ausgelastet ist, zeitgleich noch ein Bus fährt, der seine Tickets billiger verkauft, noch dazu vom Steuerzahler subventioniert. Aber solch Unsinn ist ja dank politischem Irrsinn gang und gäbe...