Hallo,
es sieht nicht gut aus für die PV-Autarkisten. Weltweit gibt es Tendenzen, die Selbstversorgung mit (Solar-)Strom zu kriminalisieren. Was wie ein schlechter Scherz gilt, nimmt konkrete Formen an. Es sind vor allem die Stromnetzbetreiber und Stromversorgungskonzerne, denen das jahrzehntelang etablierte Geschäftsmodell kaputtgeht, wenn immer mehr Menschen ihnen immer weniger Geld für Strom geben wollen, weil sie sich teilweise oder völlig mit selbst eingesammeltem Solarstrom versorgen.
Ein kleiner Überblick:
- In den USA wollen einzelne Bundesstaaten PV-Gebühren einführen bzw. beschliessen gerade entsprechende Verordnungen. In diesem Beispiel aus Arizona waren monatlich 3 US$ je Kilowatt (installierter Leistung) von staatlicher Seite gefordert, ein Kompromisspapier sieht nun 70 Cent/kW/Monat vor.
- In Spanien hat die Polizei kürzlich erweiterte Befugnisse bekommen: sie darf beim Verdacht auf illegale Solarstromproduktion für den Eigenbedarf nun ohne richterlichen Beschluss Grundstücke betreten, Wohnungen durchsuchen und Beschlagnahmungen durchführen. Darüberhinaus hat Spanien für die illegalen PVler schon absurd hohe Geldstrafen (bis 30 Mio Euro) beschlossen.
- Der Konzernchef von E.ON diffamiert Strom-Selbstversorger in einem Interview als Kriminelle: "Zudem produzierten immer mehr Menschen ihren eigenen Strom mit Sonnenkraft oder Blockheizkraftwerken - das sei mit "Schwarzbrennerei" vergleichbar." (T-Online.de, Mitteilung vom 27.10.2013)
- Aus den Koalitionsgesprächen zwischen SPD/CDU/CSU zur Bildung einer Bundesregierung dringt die Kunde, dass künftig aus selbst erzeugten und selbst verbrauchten Strom Abgaben gezahlt werden müssen. (www.photovoltaikforum.com vom 12.11.2013: Eigenverbraucher sollen EEG-Umlage und Netzentgelte zahlen)
Hurra - die Staaten (und die Stromkonzerne) haben die Sonnensteuer erfunden.
Ich wage mal ein Prognose:
- Strom erzeugende Produkte werden mit einer pauschalen Abgabe belegt, ähnlich wie das mit der Urheberrechtsabgabe auf DVD-Brenner, Kopierer und Datenträger heute schon passiert oder der Erwerb wird für Unbefugte für illegal erklärt.
- Solaranlagen, Windräder und BHKWs werden mit einer von der installierten Leistung abhängigen monatlichen Gebühr belegt.
- Es wird der häusliche Stromanschluss zu einem gebührenpflichtigen Zwangsgrundrecht erklärt, dem man sich nicht entziehen darf.
- Kommunen werden Solardetektive auf Streife schicken, um Schwarz-PVler zu ermitteln (wie es auch schon Schnüffler gegen Mülltrennungssünder und illegale Gartenhäuschenerrichter gibt)
Ich glaube, viele haben die Macht der grossen Stromkonzerne ganz massiv unterschätzt und von Dingen wie "grid parity" oder "Stromnetze in Bürgerhand" geträumt. Die Träume platzen gerade...
Das einzige, was hülfe, wäre die Stromkonzerne allesamt zu verstaatlichen (könnte man über den Hebel: "absehbar zahlungsunfähig wg. anstehender AKW-Rückbaukosten" durchziehen) und die Stromversorgung über Genossenschaften und staatliche Grundversorger realisieren.
Es wird noch spannend werden.
Grüsse
Tom