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  • Zitat von Waldschrat;172716

    was mache ich als völlig blödsinniger Laienhelfer mit einem Pulsoximeter?


    Du schaltest es ein und machst den Clip an den Finger...




    ...Ne ernsthaft:
    Auch als Laie bringt ein Pulsoxymeter eine Menge Vorteile mit sich!
    Gerade mit Ton ist es ein hervorragendes Instrument um den Verletzten zu überwachen.


    Beispiel:
    Bewusstloser Patient nach VU mit V.a. stumpfes Bauchtrauma und Schädelhirntrauma


    Nachdem du festgestellt hast, dass der Patient nicht reagiert aber atmet, hast du ihn in die Stabile Seitenlage gebracht und zugedeckt, eventuell würdest du noch den Radialispuls tasten und feststellen dass dieser bei z.B. 90 liegt.

    Mit Pulsoxymeter könnte jetzt folgendes passieren:

    -Du bemerkst einen plötzlichen Abfall der Sauerstoffsättigung und erkennst, dass der Kopf nicht richtig überstreckt war/ Erbrochenes die Atemwege verlegt/ die Atemfrequenz abgenommen hat.
    Die Beseitigung des Problems ist einfach aber lebensrettend.


    -Du bemerkst, dass der Puls schnell ansteigt (100>) und kannst auf einen Schock schließen.
    Der Patient hat nun eine höhere Priorität, du weißt "wo die Reise hingeht" und kannst deine Schockmanagement intensivieren.


    -Das Pulsoxymeter zeigt plötzlich eine Pulslosigkeit an.
    Du beginnst sofort zu reanimieren.




    Ohne Pulsoxymeter kann und wird folgendes passieren:


    -Atemwegs und Atmungsprobleme werden nicht erkannt.
    Die von dir beschriebene Zyanose ist bei fremden Menschen für Laien schwer zu erkennen, unmöglich wird es bei Dunkelheit, blutüberströmten Patienten und der im Schock zwangsläufigen Anämie.
    Der Patient kann sterben ohne dass du das Problem überhaupt erkennst.


    -Kreislaufprobleme werden nicht erkannt.
    Ein Laie tut sich schwer mit dem tasten von Pulsen, er wird selten die Pulsfrequenz auszählen und den Verlauf beobachten.
    Ein beginnender Schock wird somit leicht übersehen.


    -Herzkreislaufstillstände werden nicht erkannt.
    Ein Laie wird selten regelmäßig (in ca. 3-5 minütigen Intervallen) Atmung und Puls überprüfen können, er bemerkt einen HKS somit erst viel zu spät.


    - Personal wird unnötig gebunden.
    Bei mehreren Verletzten kann man einem Bewusstlosen nicht den Rücken zudrehen um z.B. bei einem anderen Patient die Blutung zu stoppen, bei einem Pulsoxymeter mit Ton ist dies möglich.


    Zitat

    Was willst Du wem infundieren? Ich bekenne mich auch hier als medizinischer Laie, der mit Infusionslösungen nichts anzufangen wüsste. Was ich im Medizinkoffer habe, das sind einige Beutel Elektrolyte zur oralen Verabreichung.


    Mit deiner Elektrolytmischung kannst du einem Patienten genauso schaden wie mit einer Infusionslösung, einzig das Risiko der Punktion entfällt.


    Vorteile der Infusion sind: Die Möglichkeit der sofortigen Volumenzufuhr ohne die Nüchternheit zu beeinträchtigen, auch bei Bewusstlosen oder Bauchverletzten.


    Zitat


    Eine Intravenöse Injektion würde ich nur in extremen Notfällen versuchen, sagen wir mal eine akute Cyanidvergiftung, wo ganz schnell 10 ml 10% Natriumthiosulfat drin wären, weil ich genau wüsste, dass ich dem Patienten als Laie zwar schaden kann, er die Ankunft der Profis aber sonst nicht überleben würde.


    Das ist selbstverständlich, aber auch ein fulminanter Schock kann ein solcher Notfall sein.

  • Zitat von HatzDiesel;172726

    .......
    Pulsoximeter (mit Ton)
    Ist schnell angelegt und gibt akustisch über Frequenz und Rhythmus auskunft.
    Sauerstoffsättigung bei Reanimation ist auch sehr interessant (Setze Alarmgrenzen)
    Bei mehreren Verletzten (Schock?.....) durchaus hilfsreich.
    .....


    Eigentlich habe ich mir fest vorgenommen, bei diesen nicht enden wollenden medizinischen Diskussionen den Mund zu halten, aber:


    Ein Pulsoxy wird an der Peripherie, also Finger, Zehe, Nase oder ähnlichem befestigt.
    Zum "funktionieren" braucht es eine periphere Durchblutung (RR ungefähr Syst >80mm Hg). Auch bei kalten Fingern kann es vorkommen das das Pulsoxy nichts mehr anzeigt weil die Durchblutung der Finger zu mangelhaft ist (Zentralisierung).


    Bei einer Reha kommt peripher nix, aber auch gar nix an!
    Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Rea`s ich schon gemacht habe. Bei keiner gab es eine Pulsoxy Anzeige!
    Auch wenn jemand einen "Schock" hat, wird die Durchblutung der peripherie zu Gunsten des Körperstamms leiden....


    Jede Maßnahme, jedes Gerät, jedes Medikament das man einsetzt muss eine Begründung und daraus resultierend eine Konsequenz haben. Sonst kann ich das einfach lassen.


    Im Falle Pulsoxy: Entweder ich nehme das Teil um die O2 Sättigung zu messen (z.B. Konsequenz, ich gebe Sauerstoff oder beatme) oder ich nehme es zur Kreislaufüberwachung (keine Anzeige = RR zu niedrig, Frequenz zu hoch = evtl. Valsalva Manöver oder Medis usw.)


    Tsrohinas

  • Zitat von Tsrohinas;172747


    Ein Pulsoxy wird an der Peripherie, also Finger, Zehe, Nase oder ähnlichem befestigt.
    Zum "funktionieren" braucht es eine periphere Durchblutung (RR ungefähr Syst >80mm Hg). Auch bei kalten Fingern kann es vorkommen das das Pulsoxy nichts mehr anzeigt weil die Durchblutung der Finger zu mangelhaft ist (Zentralisierung).


    Eigene Erfahrung:
    Patient mit oberer GI-Blutung, RR ca. 40/20! und das Pulsoxymeter vom Monitor hat eine korrekte Pulskurve + Frequenz geliefert.
    Nur der Sättigung von 100% konnte ich nicht wirklich glauben (Anämie)


    Zitat

    Bei einer Reha kommt peripher nix, aber auch gar nix an!
    Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Rea`s ich schon gemacht habe. Bei keiner gab es eine Pulsoxy Anzeige!


    Jein, vereinzelt kann es schon eine Anzeige geben, aber die ist wertlos.


    Zitat

    Jede Maßnahme, jedes Gerät, jedes Medikament das man einsetzt muss eine Begründung und daraus resultierend eine Konsequenz haben. Sonst kann ich das einfach lassen.


    Im Falle Pulsoxy: Entweder ich nehme das Teil um die O2 Sättigung zu messen (z.B. Konsequenz, ich gebe Sauerstoff oder beatme) oder ich nehme es zur Kreislaufüberwachung (keine Anzeige = RR zu niedrig, Frequenz zu hoch = evtl. Valsalva Manöver oder Medis usw.)


    Ja und?
    Ich denke ich habe ausführlich genug erläutert, warum ein Pulsoxymeter auch für Laien nützlich sein kann.

  • Zitat von Wolfshund;172744

    Mit deiner Elektrolytmischung kannst du einem Patienten genauso schaden wie mit einer Infusionslösung, einzig das Risiko der Punktion entfällt.



    Hallo Wolfshund,


    da wären mir nähere Angaben recht. Ich führe Elotrans oder Oralpädon auf Fernreisen für den Fall einer richtig ekligen Enteritis mit. Da ist es meiner Ansicht nach das symptomatische Medikament der Wahl.


    "Das Risiko eine Punktion" Ich glaube, ich würde mir im Notfall zutrauen, einen IV-Zugang zu legen, da hat mich ein richtig guter Rettuntungsassistent und eine Anästhesistin, beides sehr gute Freunde, in einem Privatkurs belehrt. Ich täte es aber nur als Mittel der letzten Wahl, wenn wirklich auf mehrere hundert Kilometer kein Arzt und kein professioneller Sani in Sicht sind. Braunülen und Infusionsbesteck habe ich jedenfalls im Sanikoffer.



    Vorteile der Infusion sind: Die Möglichkeit der sofortigen Volumenzufuhr ohne die Nüchternheit zu beeinträchtigen, auch bei Bewusstlosen oder Bauchverletzten.

    Zitat von Wolfshund;172744

    Das ist selbstverständlich, aber auch ein fulminanter Schock kann ein solcher Notfall sein.


    Du überforderst gerade meine EH-Kenntnisse. Was könnte ich ausser Schocklagerung und im Notfall CPR bis der Krankenwagen kommt noch tun???


    Dass ich natürlich als Ersthelfer erst mal alles tue, um einen Volumenmangelschock durch Blutungen zu stoppen, das sollte selbstverständlich sein.


    Fragt


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich greife mal ein paar Punkte raus über die ich gestolpert bin und gebe dazu mal Hinweise und Anmerkungen - ich hoffe, das ist so gewünscht


    Zitat

    Eigene Erfahrung:
    Patient mit oberer GI-Blutung, RR ca. 40/20! und das Pulsoxymeter vom Monitor hat eine korrekte Pulskurve + Frequenz geliefert.
    Nur der Sättigung von 100% konnte ich nicht wirklich glauben (Anämie)


    Warum kannst du es nicht glauben - Bei einer Anämie kann ja auch (wie sonst auch) das komplette zirkulierende Hämoglobin oxygeniert sein - allerdings ist die Menge des transportierten Sauerstoffs natürlich für den Organismus nicht ausreichend, da zu wenig "Transporteinheiten" zur Verfügung stehen.
    Von daher in solchen Fällen nicht glauben, dass die 100% sättigung für eine gute Sauerstoffversorgung im Gewebe spricht.


    Gerade als Erstmaßnahme von solch starken Blutungen ist eine 100% Sauerstoffgabe sinnvoll, so schafft man auch noch (ein wenig) Sauerstoff physikalisch im Blut zu lösen, dass dann unabhängig von Erythrocyten in den Kreislauf geht.


    Zitat

    Ich habe keine Angst vor Blut und anderen Exkrementen und denke im Notfall das richtige zu tun. Erste Hilfe wird aufgefrischt. Hatte mal eine Situation, als ein Hund einer Frau den Arm zerfleischte. mitten in der Stadt.


    Intuitiv tat ich das richtige . Handschuhe an, der Arm sah schlimm aus man konnte bis auf die Knochen sehen, Arm verbunden und gewartet bis der Notarzt kam. In einem Survival Fall oder anderen Fällen wo kein Arzt aufzutreiben wäre, hätte ich die Wunde desinfiziert, und versucht zu nähen. Anschließend eine Heilsalbe drauf und verbunden. Und gebetet das sich nichts entzündet.


    wie schon von Wolfshund geschrieben
    Bißwunden gehören zu den Wunden, die man niemals vernäht, sondern offen sekundär heilen lässt, dass eine genähte Bißwunde "hochgeht", sich also unter der naht eine dicke infektion/Abszess bildet, ist immens hoch.


    Zitat


    Entweder der Kerl schnauft und hat eine rosige Gesichtsfarbe, dann ist's gut und ich werde erst mal seine Schrammen und Kratzer verpflastern, oder er schnauft nicht und läuft blau an, dann CPR - aber schnell! Auch die Versorgung einer arteriellen Blutung würde ich dann an einen anderen Helfer delegieren.


    Ich würde dann meine 30-2 machen, während ich einem Fünfzigjährigen, dessen erster und einziger EH-Kurs der Schmalspurkurs mit 18 für den Führerschein war, erkläre, wie man eine Druckverband macht. :traurig:


    Eine Blutung, die zum Herzkreislaufstillstand führt ist so groß, dass hier die Priorität auf sofortige, effiziente und sichere Stillung liegt - ideal also Tourniquet, sofern anwendbar - hier Zeit mit Wundversorgung zu verdüddeln führt zu weiterem Blutverlust und somit zu schlechteren Bedingungen - Daher hier erst mal Blutstillung (so schnell und effektiv wie möglich) - im übrigen ... so lange du siehst, dass es eine arterielle Blutung ist, brauchst du auch kein "30-22" - es ist ja noch puls da.. :winking_face:
    Das auftreten einer Zyanose "läuft blau an" wird bei einem solchen Pateinten auch ausbleiben - jemand der ausgeblutet ist, hat ja zu geringe Hämoglobinmengen, so dass man die Zyanose nicht sehen wird. man kann eher ein sehr blasses, schwitziges Hautkolorit erwarten - auch flächen, die sonst regelmäßig gut durchblutet und sichtbar rot sind, blassen ab (Lippen, Haut rückseitig des augenlids...)


    Zitat

    Andererseits ist es natürlich auf jeden Fall richtig, dass man sich erstmal um das kümmert, was den Betroffenen als erstes umbringt und man sich dementsprechend - als einziger, der sich an den Erstehilfe-Kurs erinnert - erstmal um die HLW/CPR kümmert und das "Abdichten" dann hoffentlich von einem kreativen Umstehenden übernommen werden kann.


    Naja, wenn ich nicht zu Beginn der HLW "Abdichte" habe ich ganz schnell nix mehr, was ich durch die Thoraxkompression kreisen lassen kann... daher primär parallel arbeiten - wenn nicht möglich, erst "Loch zu"
    In den Leitlinien Polytrauma steht :
    "Die Hauptursachen des Herzkreislaufstillstandes nach einem Trauma sind das schwere Schädel-
    Hirn-Trauma und die Massenblutung [2, 18, 19]. Der Erfolg einer kardiopulmonalen
    Reanimation ist nur gesichert, wenn die Ursache des Herzkreislaufstillstandes therapiert werden
    kann.
    "
    http://www.awmf.org/uploads/tx…en-Behandlung_2011-07.pdf
    Unterstreicht meine Aussage - bringt nichts, eine gute CPR zu machen, die dazu führende Blutung jedoch halbherzig, langsam, ineffizient ... zu versorgen. Idealerweise natürlich parallel, wenn das nicht möglich - würde ich zuerst das Loch schließen


    Zitat


    Es kann durchaus bei einer effektiven Reanimation zu einer Pulsoxymeteranzeige kommen - bei guter Kardiokompression mit Auswurf ist das gar nicht mal so selten, gerade zu Anfang des Herz-Kreislaufstillstands, wenn die gefäße noch eng sind. von Wertlosigkeit würde ich nicht sprechen, wenn man eine entsprechende Anzeige hat, weiß man zumindest, dass man effektiv reanimiert (allerdings wird umgekehrt kein Schuh daraus - fehlt die Welle, so kann es viele Gründe haben, nicht nur eine ineffektive Reanimation).

  • @Der Dude:


    Anbei ein link. Bei optimaler Kompression ist mit einer Systole von 60mm Hg (andere Quellen sagen maximal 80mm Hg) zu rechnen. Kann man dort schön in den Kurven sehen.


    http://www.klinikum-nuernberg.…A_Script_Oktober_2011.pdf


    Bei 60mm Hg ist normalerweise kein peripherer Puls mehr tastbar.
    Wie gesagt, eine kontinuierliche Anzeige bei einer manuellen Rea habe ich noch nie erlebt. Nur einzelne "Spitzen".


    Vor zig Jahren gab es mal die "abdominelle Gegenpulsation"als Idee. Die habe ich damals mal bei einer langandauernden Rea als Ultima Ratio probiert.
    Diese hat für den Auswurf wirklich was gebracht. Dieses Verfahren wurde aber u.a. wegen der großen Gefahr von abdominellen Verletzungen verworfen.
    http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs003900170050


    Tsrohinas

  • http://www.resuscitationjourna…0-9572%2811%2900225-5/pdf
    Hier ein kleiner Artikel, der durchaus die Sinnhaftigkeit der Pulsoxymetrie während einer CPR unterstreicht.


    neuere Techniken wie NIRS, die ähnlich wie ein Pulsoxy die Sättigung im Hirngewebe messen können, werden teilweise für Studien während CPR-Situationen eingesetzt - bringt aber eher was für Forschungszwecke, nicht aber in der Routineanwendung.


    In dem von Dir verlinken Artikel ist der "Aortendruck" gemessen - bei einem 60er Aortendruck ist der Druck in der Peripherie schon entsprechend höher (so etwa um 70 - 80 in der A. radialis - da bekommt man schon eine entsprechende Ableitung), daher beachten, was konkret gemessen wird....

  • Netter Artikel, habe ich noch nicht gekannt.
    Aber...er beinhaltet die Fragestellung "Warum wir denn die Pulsoxymetrie bei der Rea nicht verwenden" und versucht zu begünden, dass dies unter klinischen Bedingungen (ausgebildetes Personal und gute Geräte) Sinn machen würde. Gleichzeitig wird aber auch auf die (bekannten) Fehlerquellen (lackierte Fingernägel, pigmentierte Haut, Bewegungen bei der Reha) hingewiesen.


    Grundsätzlich danke, ich habe etwas dazugelernt.
    Aber...BTT
    Für eine 1. Hilfe-Liste sehe ich nur einen sehr beschränkten Sinn im Zusammenhang mit einem Pulsoxymeter, vor allem bei einer präklinischen Reha durch Laien.
    Für die Kreislaufüberwachung eines sonstig Verletzten mag es auch für einen Laien durchaus Sinn machen.


    Ich denke, wir sollten diese Pulsoxy Geschichte damit beenden?


    Tsrohinas

  • Nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Literatur zeigt, dass dem Pulsoxymeter unter Reanimationsbedingungen nicht unbedingt vertraut werden kann (sofern es überhaupt etwas anzeigt). Die eine in Wang Z. et al. 2011 zitierte Quelle ist weder stichhaltig, noch valide. Alles andere bleiben unbelegte Meinungen.
    Hingegen geeignet für das "Kreislaufmonitoring" unter CPR ist hingegen das etCO2 (Kapnographie). Dieses gibt eine gute Aussage über die Qualität der Herzdruckmassage, sowie einen (begionnenden) ROSC.


    Edit: Stichpunkt SpO2 und CPR. Ich erinnere da an den publizierten Fall von vor zwei Jahren aus Berlin, wo die Retter der BF den Patienten im Herzkreislaufstillstand nicht reanimiert haben, da das Pulsoxymeter ja eine Sättingung von 95% angab.

    Take care!

  • Zitat von Hunted;172931

    Nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Literatur zeigt, dass dem Pulsoxymeter unter Reanimationsbedingungen nicht unbedingt vertraut werden kann (sofern es überhaupt etwas anzeigt). Die eine in Wang Z. et al. 2011 zitierte Quelle ist weder stichhaltig, noch valide. Alles andere bleiben unbelegte Meinungen.
    Hingegen geeignet für das "Kreislaufmonitoring" unter CPR ist hingegen das etCO2 (Kapnographie). Dieses gibt eine gute Aussage über die Qualität der Herzdruckmassage, sowie einen (begionnenden) ROSC.


    Edit: Stichpunkt SpO2 und CPR. Ich erinnere da an den publizierten Fall von vor zwei Jahren aus Berlin, wo die Retter der BF den Patienten im Herzkreislaufstillstand nicht reanimiert haben, da das Pulsoxymeter ja eine Sättingung von 95% angab.


    Spässle: Au ja, wir lernen einfach jedem eine ordentliche Intubation und schlagen ein Kapnometer für die 1. Hilfeausstattung vor:face_with_rolling_eyes:
    Wenn sich das herumspricht und es ganz D-A-CH dann so macht, haben die Rettungsdienste nichts mehr zu tun und die armen Notärzte müssen elendlich verhungern.
    Spässle aus


    Man sollte sich nie ausschliesslich auf irgendwelche Geräte zur Überwachung von Patienten verlassen, sonst bist du verlassen. Augen, Tastsinne und Ohren auf! Bauchgefühl nicht vergessen.


    Edit: Ich sehe gerade, dies ist mein 555. Beitrag im Forum, ich trink jetzt nen Schnaps!


    Tsrohinas

  • Ein Pulsoxy ist imho gerade abseits von Reanimationen zur Pulsüberwachung sinnvoll. Man fühlt, dass Puls da ist, klemmt das Ding an den Finger, wartet noch zwei drei Herzschläge ab, ob das Gerät die richtige Frequenz abnimmt und schon kann man denWert ablesen. Kein Auszählen kein Verrechnen bei der Aufregung. Und wenn man den Puls zwischendurch wieder prüfen will, guckt man nur auf das Gerät und fühlt nochmal, ob es noch passt.
    Halte ich für praktisch. Gerade ungeübten Helfern dürfte das noch etwas Sicherheit geben. Ob man es aber in einem Erstehilfebeutel braucht... Bin nicht sicher. Vermutlich würde ich mir keins kaufen, aber warum, weiß ich auch nicht.


    Ach so, und herzlichen Glückwunsch zur 555, auch im Namen meiner Familie. :grosses Lachen:

  • Ich glaube Pulsoxymeter wird so oft genannt, weil die Geräte mittlerweile extrem preiswert und einfach verfügbar (in Deutschland sogar mal als Aktionsware im Discounter Lidl erhältlich) sind, zudem sind die herausgespuckten Werte recht einfach zu interpretieren.
    Dennoch ist es ein Tool, dass große Fehlerquellen hat und nicht immer die Sicherheit gibt, die es suggeriert. Die Kausalkette, die Wolfshund weiter oben aufgestellt hat "-Das Pulsoxymeter zeigt plötzlich eine Pulslosigkeit an.
    Du beginnst sofort zu reanimieren." würde ich so nicht unterschreiben - die Pulsoxymetrie ist halt artefaktreich und es gibt oft Probleme bei der Signalableitung. Bei den Preiswerten Finger-Geräten natürlich noch deutlich mehr, als bei einem Klinik-Monitor, bei dem man mehr Auswahl mit passenden Sensoren hat.


    Von daher würde ich es nicht umbedingt in eine Laien-ErsteHilfe-Ausstattung packen.

  • Zitat von DerDude;172900

    I
    Eine Blutung, die zum Herzkreislaufstillstand führt ist so groß, dass hier die Priorität auf sofortige, effiziente und sichere Stillung liegt - ideal also Tourniquet, sofern anwendbar - hier Zeit mit Wundversorgung zu verdüddeln führt zu weiterem Blutverlust und somit zu schlechteren Bedingungen - Daher hier erst mal Blutstillung (so schnell und effektiv wie möglich) - im übrigen ... so lange du siehst, dass es eine arterielle Blutung ist, brauchst du auch kein "30-22" - es ist ja noch puls da.. ;-).


    Hallo DeDude,


    wenn ich als Laienhelfer einen nicht ansprechbaren Patienten habe, dann ist der erste Griff zur Halsschlagader um mal nachzufühlen, ob noch Puls da ist. Wenn nicht, wäre mein Hauptziel CPR.


    Als Segler lernst Du eines, dass die Führung eines Schiffs aus gekonnter Delegation besteht. Ich muss dann auch andere Leute, selbst wenn die völlige Dödel in Erster Hilfe sind, anleiten können, mich zu unterstützen. Einen Druckverband, der eine arterielle Blutung zum Stehen kriegt, das bekommt eigentlich jeder hin. Wir haben das mehrfach in jedem EH-Kurs geübt und wenn ich dieses "Ameisenkribbeln" im Arm oder im Bein bekam, dann wusste ich, der Druckverband, den mein Übungspartner mir gerade gemacht hat, der funktioniert.



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Guten Morgen,


    Um auf das Thema zu antworten empfehle ich Pflasterspray. Gerade für Stellen, wo kein Pflaster hält, ist es ideal um kleine Wunden schnell zu verarzten. Ich habe davon immer einen an der Frau.


    Gerade im Garten passiert schnell etwas. Oder im Alltag. Für mich ist er unverzichtbar und bei meiner 1. Hilfe Ausrüstung dabei.


    Gruß Irlandia

  • Zitat von Waldschrat;172964

    ....... Einen Druckverband, der eine arterielle Blutung zum Stehen kriegt, das bekommt eigentlich jeder hin. Wir haben das mehrfach in jedem EH-Kurs geübt und wenn ich dieses "Ameisenkribbeln" im Arm oder im Bein bekam, dann wusste ich, der Druckverband, den mein Übungspartner mir gerade gemacht hat, der funktioniert.......


    Gefährlich!
    1. Es gibt durchaus arterielle Blutungen die nicht oder nicht so leicht mit einem Druckverband stillbar sind. Das kann an der Art der Wunde liegen (Zerfetzung, Amputation) oder auch an der Lokalisation (Leiste, Hals).


    2. Ziel eines Druckverbandes ist nicht "Ameisenkribbeln". Dieses Gefühl spürt man eher bei einer Abbindung durch mangelnde Versorgung der dahinter liegenden Körperteíle und entsteht oft durch zu schmal gewickelten Verband. Ziel ist vielmehr, dass großer Druck auf die verletzte Stelle kommt, ohne die Versorgung des restlichen Körperteils abzuschnüren.


    Tsrohinas

  • Zitat von Tsrohinas;172933

    Spässle: Au ja, wir lernen einfach jedem eine ordentliche Intubation und schlagen ein Kapnometer für die 1. Hilfeausstattung vor:face_with_rolling_eyes:
    Wenn sich das herumspricht und es ganz D-A-CH dann so macht, haben die Rettungsdienste nichts mehr zu tun und die armen Notärzte müssen elendlich verhungern.
    Spässle aus

    Genau so sinnvoll, wie das jeder Laie mit einem Pulsoxymeter herumläuft :winking_face:
    Zumal man so einen SpO2-Wert, bzw. die Pulskonturkurve ja auch korrekt interpretieren und in Verhältnis zur Klinik stellen können musst. Da tun sich doch auch einige Profis noch recht schwer :winking_face:
    Kapnographie kann man übrigens auch bei der Larynxmaske, bzw. dem Larynxtubus verwenden - sogar beim spontanatmenden Patienten.
    Was uns im nicht professionellen Setting trotzdem wieder zu dem Problem führt, dass nicht nur die Maßnahmen korrekt durchgeführt werden müssen, sondern auch die Werte richtig interprtiert werden und mit Konsequenzen behaftet sein müssen. Also nichts für den Laien - und ich finde auch nichts für den Doomsday :winking_face:


    Zitat von Tsrohinas;172933


    Man sollte sich nie ausschliesslich auf irgendwelche Geräte zur Überwachung von Patienten verlassen, sonst bist du verlassen. Augen, Tastsinne und Ohren auf! Bauchgefühl nicht vergessen.


    Da bin ich absolut bei dir und das kann man gar nicht oft genug sagen/betonen! Wobei man das Bauchgefühl dann bitte im Anschluss mit Fakten belegen/wiederlegen soll. Ich empfehle die ABCDE-Herangehensweise.


    Zitat von Tsrohinas;172933


    Edit: Ich sehe gerade, dies ist mein 555. Beitrag im Forum, ich trink jetzt nen Schnaps!


    Tsrohinas


    Prost!

    Take care!

  • Zitat von Hunted;172977

    Zumal man so einen SpO2-Wert, bzw. die Pulskonturkurve ja auch korrekt interpretieren und in Verhältnis zur Klinik stellen können musst.


    Also bei uns haben wir sowohl bei den sanitätsdienstlichen Ausstattungen, als auch für Katastrophenschutz und im Rettungsdienst nur Pulsoxys, die die Herzfrequenz als reinen Zahlenwert und die Sauerstoffsättigung als Prozentwert anzeigen. Außerdem machen sie noch Geräusche. Mit dem Notarzt kommen vermutlich noch Sachen mit, die man an den Defi anschließen kann, aber bis dahin gibt es nichts zu interpretieren.
    Zweifeln soll man aber natürlich trotzdem an den ausgegebenen Werten. Also immer wieder fühlen, ob der tatsächliche Puls dem angezeigten entspricht. Und dass die Sättigung auch zu hoch angezeigt werden kann muss einem auch bewusst sein. Man darf also auch bei 100% noch Sauerstoff verabreichen. Besonders wenn einem irgendwas komisch vorkommt. Aber wenn das Gerät eine niedrige Sättigung anzeigt, gibt es keinen Grund, nicht tätig zu werden.

  • Zitat von DerDude;172900

    - Daher hier erst mal Blutstillung (so schnell und effektiv wie möglich) - im übrigen ... so lange du siehst, dass es eine arterielle Blutung ist, brauchst du auch kein "30-22" - es ist ja noch puls da.. ;-)).


    "Wie ist der Blutdruck des Patienten" - "1 Meter bis anderthalb Meter..." /Ironie


    Zur sofortigen Blutstillung mittels TQ wollte ich gestern schon was schreiben, war mir aber nicht sicher, ob das auf das zivile adaptiert werden darf/kann.


    Im Bereich der "Selbst- und Kameradenhilfe" beim Militär bzw. der TCCC (Tactical Combat Casulty Care - "ungef: "Taktische Verwundetenversorgung im Gefecht") spricht an nicht mehr von der "golden hour" wie im zivilen Rettungsdienst, sondern auf Grund der Verletzungsmuster, Transportwege und Sekundärversorgung von den "Platiunum Five Minutes" in denen der Schwerpunkt auf:
    - Stillung einer Lebensbedrohlichen Blutung
    - Sicherung der Atemwege (Güdel/Wendel)
    liegt.


    Auch gilt für die sog. "Combat First Responder" (Ersthelfer im Gefecht) die grundsätzliche Regel: "KEINE REANIMATION AUF DEM GEFECHTSFELD"



    Klassischer Fall von "leergepumpt". Auch wenn es ein ernstes Thema ist, kurzer "humoriger" Einwurf:



    Zitat

    "Ein Mann kommt an einen See und sieht am Ufer eine offenbar bewusstlose Person liegen. Er tritt näher und stellt fest das die Person keinen Puls hat und beginnt sofort mit der HLW. Nach zwei Minuten tritt ein weiterer Mann hinzu und sagt: "So wird das nix!!" Darauf der Ersthelfer: "Sind Sie Arzt?!!?" -"Nein, Ingenieur. Aber wenn Sie seinen Arsch nicht aus dem Wasser ziehen, pumpen Sie den ganzen See leer."


    Back to topic:


    Zitat von DerDude;172900


    http://www.awmf.org/uploads/tx…en-Behandlung_2011-07.pdf
    Unterstreicht meine Aussage - bringt nichts, eine gute CPR zu machen, die dazu führende Blutung jedoch halbherzig, langsam, ineffizient ... zu versorgen. Idealerweise natürlich parallel, wenn das nicht möglich - würde ich zuerst das Loch schließen



    Es kann durchaus bei einer effektiven Reanimation zu einer Pulsoxymeteranzeige kommen - bei guter Kardiokompression mit Auswurf ist das gar nicht mal so selten, gerade zu Anfang des Herz-Kreislaufstillstands, wenn die gefäße noch eng sind. von Wertlosigkeit würde ich nicht sprechen, wenn man eine entsprechende Anzeige hat, weiß man zumindest, dass man effektiv reanimiert (allerdings wird umgekehrt kein Schuh daraus - fehlt die Welle, so kann es viele Gründe haben, nicht nur eine ineffektive Reanimation).


    Guter Tipp! Meine Lehre die ich daraus ziehe: Pulsoxy zu haben schadet nicht (vor allem durch die simple Anwendung auch für den Laien), ist aber kein alleiniger Heilsbringer.

  • Hallo Leute,
    ich finde es nur klasse wie sich die Diskussion über den Ersthelfer-Rucksack entwickelt hat.
    Hut ab und ein Danke an alle für die Informationen.
    Meine Ausstattung werde ich definitiv auf die Vorschläge von Wolfshund abgleichen:


    no Stiffneck,
    Pulsoxi ist bestellt, (aufgrund der Pros und Contras dürfte die Verwendung klar umrissen sein)
    Tourniquets sind im Anmarsch,
    Infusionslösung (Haes) dito,
    Verletztenkarte der TREMA ist runtergeladen,
    Absaugpumpe wie beschrieben auch
    Schmerzmittel werde ich zwar einlagern, aber nur im SHTF-Fall einsetzen.



    Gruß
    HatzDiesel

    Glaube nicht alles was Du denkst.

  • Zitat von kath;172731

    zu den Infusionslösungen:


    Hallo kath,


    ich habe auf Fernreisen schon oft genug Leute behandelt, die auf gut Deutsch gesagt die "Scheisserei" hatten und kurz vor dem Kreislaufkollaps durch Dehydrierung und Mineralstoffmangel (insbesondere Kalium, Magnesium) standen.


    Ich bin da eigentlich bisher mit der oralen Gabe von reichlich Trinkwasser, in dem ein Beutel Elektrolyt (z.B. Elotrans) aufgelöst war, als "Buschdoktor" relativ gut gefahren. Dazu gab es als Nachspeise Tannacomp, ich liebe das Zeug, das Wirkprinzip ist Gerbsäure, es wirkt adstringierend und verhindert den Übertritt von Wasser aus dem Gewebe in den Darm.


    Was ich gar nicht so wirklich mag, das ist Immodium (Loperamid). Das lähmt den Darm und die Bakterien und ihre giftigen Stoffwechselprodukte bleiben drin.



    Dann schmeisst lieber eine dreifache Dosis Aktivkohle ein.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)