Frustration und Resignation - wie gehen angehen?

  • Also ich kann sagen das ich solche Gedanken und Gefühle auch gut kenne, und leider hat dein Mann ja auch Recht das wir nicht all zu viel tun können, es sei denn
    die Masse steht mal auf und kriegt den Hintern hoch und fährt die korrupte Politik an die Wand.
    Solange jeder still in seinem Kämmerlein vor sich hin jammert wird sich nie was ändern.
    Wir sind doch die dummen Schafe die immer alles dulden und nie den Mund aufkriegen. Doch im Gegenteil, wir sind unseren Kindern verpflichtet und es wäre unsere Pflicht aufzustehen und
    und versammelt etwas zu unternehmen. Nur wenn einer es wagt, gegen den Strom zu schwimmen, wird er sofort mumdtot gemacht. Die Menschheit taugt nichts
    und sie ist halt so blöd, dass sie sich selbst zerstört. Kein Wunder das man da schon mal ein Depri kriegt-


    Liebe Grüße jago

  • So wie ich das verstanden habe, hat dein Mann keine Angst vor dem Crash, sondern verzweifelt an dem momentanen Zustand unserer Gesellschaft.


    Mir geht es ähnlich und ich bin seit einiger Zeit in psychiatrischer Behandlung. Das kann ich auch sehr empfehlen. Mit einem Fachmann zu reden hilft einem dabei, sich selbst besser zu verstehen.


    Allerdings waren die Ergebnisse aus unseren Sitzungen nicht ganz das, was man vielleicht erwarten würde.


    Ich durchlebe depressive Phasen, da ich geistig gesund bin und mir der Zustand unserer Welt bewusst ist. Jeglicher Versuch, mich mit der Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft abzufinden, macht mich unglücklich.


    Als Konsequenz daraus habe ich mich auch sehr stark zurückgezogen und seitdem ich weitestgehend versuche, die Errungenschaften der modernen Zivilisation zu meiden, geht es mir schon deutlich besser.

  • Hallo,


    also erstmal an alle vielen vielen Dank, dass Ihr den Thread gelesen und etwas dazu beigesteuert habt. Habe gestern auch meinen Mann mal an den Rechner gesetzt und ihm den Thread zu lesen gegeben, da hatten wir einige Ansatzpunkte für Gespräche.


    Aber ich will was klarstellen, hab hier einw enig das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Soziale Ungerechtigkeit heißt jetzt nicht bei uns, dass wir nen BMW in der Garage abbezahlen und auf den Porsche der Manager neidisch sind. In den Augen anderer verdienen wir nicht viel, aber wir sind genügsam, es reicht. Ich brauche nicht mehr Geld, wenn ich das mit Lebensqualität bezahlen muss.


    Es sind eher konkrete Dinge, dass mein Mann mitbekommt, dass Zeitarbeiter in seiner Firma wie Dreck behandelt werden und dafür noch dankbar sein müssen, weil sie sonst auf der Straße ständen. Dass er versucht, sich in der Gewerkschaft einzubringen, um was zu bewegen, nur um mitzubekommen, dass er nicht gegen Gemauschel und Klüngelei ankämpfen kann, weil es das überall gibt, sondern sich lediglich auf die Seite schlagen kann, die das kleinere Übel darstellt. Oder dass die Leute bei ihm auf der Arbeit keinerlei Plan davon haben, dass es ihnen finanziell und arbeitstechnisch gesehen wesentlich besser geht als nem Großteil anderer. So dieses Stammtischdenken: Wer Arbeit will, der findet auch welche ...und die Harz bezieher sind eh alles faule Kerle.


    Es geht hier ja gar nicht um den Weltuntergang, sondern um konkretere Dinge, die schon da sind, die man aber dennoch nicht ändern kann. Gott, wenn ein Meteor hier reinstürzt, dann ists eh Essig.
    Aber die Machenschaften von Monsato, die Privatisierung von Trinkwasserreserven, die Gentechnik, die Verschwendung von Lebensmitteln, die Ausbeutung der Dritten Welt, damit wir unseren Lebensstandard halten können. Wenn man sich dann zusätzlich nochmal die nette Außenpolitik der USA betrachtet und dann die Tatsache, dass man gegen Wände redet, weil das alles ja keiner hören will. Ist so ne Art Neo-Biedermeiertum oder so, wenn man selbst nen Job hat, nen Aldi und nen C&A nebenan, ist alles gut. :peinlich:



    Was das Thema Depression angeht, ja, so anklingend ist das schon. Nur Göttergatte sagt, es ist ja nix ernstes, er ist ja nur allgemein unzufrieden. Aufgrund unseres Bekanntenkreises haben wir auch miterlebt, dass selbst in wirklichen Notfällen teilweise erst nach nem halben Jahr überhaupt ne Gesprächstherapie möglich war, weil einfach alles voll ist.


    Ich weiß jetzt auch gar nicht ob ihr das jetzt verstanden habt.

  • Zitat von MausiMama;160197


    Aber ich will was klarstellen, hab hier einw enig das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Soziale Ungerechtigkeit heißt jetzt nicht bei uns, dass wir nen BMW in der Garage abbezahlen und auf den Porsche der Manager neidisch sind. In den Augen anderer verdienen wir nicht viel, aber wir sind genügsam, es reicht. Ich brauche nicht mehr Geld, wenn ich das mit Lebensqualität bezahlen muss.


    Ich denke, dass Dein Gefühl Dich täuscht. :) Ein paar Foris haben ja offen zugegeben, dass sie in einer ähnlichen Situation waren und Deine Lage recht gut einschätzen können. VErteidigen musst Du Dich also wirklich nicht. Selbst wenn der BMW das (in diesem Fall Luxus-) Problem wäre: Das macht gar keinen Unterschied.


    Zitat von MausiMama;160197


    Es sind eher konkrete Dinge, dass mein Mann mitbekommt, dass Zeitarbeiter in seiner Firma wie Dreck behandelt werden und dafür noch dankbar sein müssen, weil sie sonst auf der Straße ständen. Dass er versucht, sich in der Gewerkschaft einzubringen, um was zu bewegen, nur um mitzubekommen, dass er nicht gegen Gemauschel und Klüngelei ankämpfen kann, weil es das überall gibt, sondern sich lediglich auf die Seite schlagen kann, die das kleinere Übel darstellt. Oder dass die Leute bei ihm auf der Arbeit keinerlei Plan davon haben, dass es ihnen finanziell und arbeitstechnisch gesehen wesentlich besser geht als nem Großteil anderer. So dieses Stammtischdenken: Wer Arbeit will, der findet auch welche ...und die Harz bezieher sind eh alles faule Kerle.


    Genau so habe ich das verstanden und ich denke die meisten anderen Foris hier auch.


    Zitat von MausiMama;160197

    Ich weiß jetzt auch gar nicht ob ihr das jetzt verstanden habt.


    Hier geht es zum einen um Verständnis. Wie bereits geschrieben denke ich, dass das bei vielen hier vorhanden ist. (Fast) Jeder ist mal in einer schlechten Lebensphase. Zum anderen aber geht es auch um Lösungen und Ziele. Denn: Reden ist ganz schön, das Verständnis anderer für die eigene Situation Balsam für die Seele. Aber: Was hilft es, ohne eine Lösung zu erarbeiten, sich selbst Ziele zu setzen?


    Es gibt viele hier im Forum, denen geht es finanziell oder auch körperlich nicht besonders gut. Das wirst Du mit der Zeit auch herausfinden. Trotzdem halten die ihren Kopf oben. Warum wohl?


    Und wenn man mit dem Schlechten dieser Welt so hadert, warum sich nicht engagieren und seinen Teil dazu beitragen, dass es besser wird? Ich verspreche Dir: Das macht gute Gefühle.


    Im Übrigen kann es auch nicht schaden, sich eine Lebensphilosophie zu erarbeiten. Es ist besser für den Menschen wenn er die Fragen seines Daseins für sich geklärt hat. Das beruhigt.


    Ich gebe hier mal meine Philosophie zum Besten. Eine sehr einfache Philosophie.


    Ich bin auf diesem Planeten weil es die Natur so wollte.
    Ich bin hier um mich fortzupflanzen.
    Ich bin hier um zu überleben.
    Ich werde sterben. Wie alles Leben.
    Ich bin nicht hier, um mich schlecht zu fühlen.


    Das Sterben habe ich noch vor mir, ansonsten sind aber alle Aufgaben erledigt.


    Jetzt mögen manche sagen: Der Mensch ist aber mehr. Er hat "Intelligenz". Er kann logisch denken. Dem aber widerspreche ich kategorisch. Der Mensch ist nichts anderes als ein in unseren Augen dummes Tier. Und er ist sogar dümmer als die meisten Tiere. Weil er mit seiner von der Natur durch Auslese geschaffenen "Intelligenz" zwar viele Errungenschaften erdacht hat, sich aber von seinen Instinkten doch nicht lösen kann.


    Ich könnte hier noch Stunden lamentieren. Mach ich aber nicht. :face_with_rolling_eyes:

    I feel a disturbance in the force...

  • Zitat von MausiMama;160197

    Aber ich will was klarstellen, hab hier einw enig das Gefühl, mich verteidigen zu müssen.


    Nein, das kam - wenigstens für mich - schon genau so rüber, wie es gemeint war.


    Zitat von MausiMama;160197

    Was das Thema Depression angeht, ja, so anklingend ist das schon. Nur Göttergatte sagt, es ist ja nix ernstes, er ist ja nur allgemein unzufrieden.


    Man muss über keinerlei psychische Störung oder ähnliches verfügen, um Nutzen aus solchen gesprächen mit einer unbeteiligten, erfahrenen Person ziehen zu können. Wenn gerade irgendwie alles doof ist, einfach mal aufprobieren. Ich hab' da aus meinem Bekanntenkreis schon viel Positives gehört. Und ich glaube, dass es da bei niemanden um beginnende Depressionen oder ähnliches ging, sondern in erster Linie darum, sich einerseits mal alles von der Seele reden zu können, und andererseits, vielleicht auch mal neue Sichtweisen oder Ansätze zur eigenen Situation zu hören.


    Die Wartezeit kann man oft dadurch kompensieren, dass es sehr viele Psychotherapeuten gibt. Einfach mal durchtelefonieren, wer sinnvolle Termine anbieten kann. :)

  • Hallo MM,


    ich kann das nachvollziehen, wie Ihr Euch fühlt, bzw. auch wie sich Dein Mann fühlt. Manchmal hat man Momente, da glaubt man, nichts passt mehr und es geht alles den Bach runter. Man muss dann aber auch ehrlich zu sich sein, denn oft ist dieses Gefühl schlicht eine Flucht vor sich selbst: denn, wenn "alles eh keinen Sinn mehr macht", dann hat man auch eine perfekte Ausrede für die kleinen lästigen Angelegenheiten des Alltags, die man unerledigt vor sich herschiebt, anstatt sie anzugehen. D.h. man nimmt die "allgemeine Weltkrise" als Ausrede, sich nicht mit dem eigenen inneren Schweinehund auseinandersetzen zu müssen.


    Was da ganz gut funktioniert, ist sich machbare kleine Ziele zu setzen. Und wenn es nur ist, mal die Fahrradkette zu ölen und endlich mal wieder eine Stunde durch die Gegend zu radeln. Oder unerledigtes in kleinen Etappen abzuarbeiten. Hat man sich nämlich mal aufgerafft, dann bekommt man plötzlich wieder den Schwung.


    Wo man aufpassen muss, ist, dass man sich nicht übernimmt. Man muss nicht im Alleingang die Welt retten. Es reicht schon vollkommen, wenn man sich im direkten persönlichen Umfeld so verhält, wie man es von allen erwartet, grössere "Sprünge" kommen dann schon von alleine, wenn es Zeit dazu ist.


    Ein persönliches Beispiel: fast jeder ist mit der "Politik" unzufrieden, ich auch. Korruption, Gier, Druck auf die normalen Leute, gepaart mit Lügen und Lobbyistentum. Ich kann diese "Politik" nicht im Alleingang ändern, aber ich kann einen Beitrag dazu leisten, in dem ich mich auf lokaler Ebene einbringe, engagiere. Im Frühjahr sind in D Kommunalwahlen, es werden Ortschaftsräte, Gemeinderäte sowie Kreisräte gewählt. Fast überall herrscht Mangel an Kandidaten. Es ist relativ unkompliziert, sich hier als Kandidat zu bewerben, man muss keine speziellen Voraussetzungen erfüllen und auch nicht Mitglied einer Partei sein (allerdings empfiehlt es sich, einer "Liste" beizutreten, das vereinfacht den Aufwand erheblich). Ist man in so ein Gremium gewählt, dann hat man unmittelbare Mitwirkungsmöglichkeit an politischen Entscheidungen, die das persönliche Lebensumfeld betreffen: die Zukunft von Schulen, Krankenhäusern, Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt, Müllentsorgung. Das ist "Graswurzeldemokratie". Sie erfordert etwas zeitliches Engagement (Sitzungen alle paar Wochen, die eine oder andere Klausurtagung), aber es befriedigt ungemein, weil man direkt sieht, dass man etwas bewegen kann.


    Wem (Kommunal-)Politk nicht liegt, sollte es vielleicht in einem Verein versuchen. Hundeliebhabern rate ich immer dazu, sich ernsthaft mit dem Beitritt zu einer Rettungshundestaffel (Bergwacht, Rotes Kreuz etc.) zu befassen. Man muss sich da deswegen nicht sofort vom Heli abseilen oder so ähnlich. Das meiste der (ehrenamtlichen) Arbeit ist eher unspektakulär - aber extrem sinnvoll.


    Bei der Sinnsucherei besteht immer die Gefahr, dass man sich zu hohe Ziele setzt und die nie erreicht. Eben auch aus der Bequemlichkeit heraus, es dann erst gar nicht versuchen zu müssen.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von tomduly;160201

    (...)
    Wem (Kommunal-)Politk nicht liegt, sollte es vielleicht in einem Verein versuchen.
    (...)


    Darf ich nochmal den Chorgesang ins Spiel bringen?
    Denn wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder...


    Ansonsten, schließe ich mich den Anderen an, MausiMama, du musst dich nicht verteidigen, alle Posts, waren schlussendlich Ratschläge oder Anregungen, was für uns funktioniert und was bei den Betroffenen geholfen hat.
    Du, als Ehefrau, hast den besseren Überblick was funktionieren könnte und ich denke es sind einige gute Tips dabei (mein Tipp mit dem Chorgesang zum Beispiel)...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Hi MM,


    Verteidigen brauchts du dich hier für überhaupt nix, du hast hier nahezu von Allen eine große Hochachtung verdient und erhalten, solch persönliche Probleme "öffentlich" zu machen, das zeugt von einer großen Stärke. Ich denke neben einer professionellen Begleitung solltest du mal versuchen mit deinem Mann zu analysieren, warum er (ich sags mal Allgemein) sich die "Schlechtigkeit" der Welt so zu Herzen nimmt und Alles auf seine Schultern nimmt. Das ist nur so lange ein positiver Wesenszug, so lange er einen nicht selbst zerstört und/oder sonstwie belastet. Keiner von uns ist Jesus und kann über das Wasser latschen, keiner von uns kann alle kleinen und großen Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft abschaffen etc. Wenn man nur noch um diese Gedanken kreist und einen viel zu hohen Anspruch an sich selber hat kickt man sich damit selber ins Aus.


    Diese unsere Gesellschaft hat nun mal gewisse archaische Spielregeln die man als Einzelner nicht im Ganzen ändern kann. Man kann das nur im Kleinen, im seinen eigenen sehr begrenzten Umfeld. Und erst die Masse der kleinen Änderungen von vielen einzelnen Personen wird die Basis sein etwas gesamtgesellschaftlich Neues zu erschaffen. Aber das kann noch lange dauern bis die Menschen so weit sind. Stellt man sich zu sehr gegen das System wird man ganz schnell rausbefördert und hat dann noch neben den auf einem lastenden Ansprüchen andere Probleme wie z. B. Geld, denn wenn man immer nur schlecht drauf ist, immer für die Schwachen in der Firma eintritt etc. (obwohl wie gesagt grundsätzlich eine positive Eigenschaft) ist man auch ganz schnell weg vom Fenster. Dazu ist unser Miteinander zu hart. Und teilweise ist es auch Selbstschutz der Leute negativ auf eh schon geschwächte Personen zu reagieren.


    Dein Mann sollte sich mal überlegen, wo er ganz konkret seine Vorstellungen einbringen kann. Wichtig ist, dass er Erfolge sieht und das er sich auch lernt mit diesen Erfolgen zufrieden zu geben. Das kann die Hilfe bei der Essensausgabe in einer Tafel sein (das Lächeln von versorgten Kindern ist manchmal mehr wert als alles geld der Welt) oder benachteiligten Kindern Nachhilfe kostenfrei geben (gibt diverse Vorlesezirkel etc.) oder Freunden denen es finanziell nicht gut geht bei ihrer Fortbildung zu helfen damit sie wieder auf die beine kommen etc.


    Bei solchen Aktionen bekommt er direktes Feedback und kann daraus positive Eindrücke ziehen die ihn vielleicht stabilisieren. Trotzdem wenn möglich mit professioneller Begleitung für ihn selbst. Du solltest darauf achten, dass er sich nicht zu sehr abkapselt, das hat am Ende ab einer gewissen Graduierung ganz vehemente Auswirkungen auf eure Ehe, seinen Beruf, euren Freundeskreis etc.


    Zum Einlesen warum unsere Gesellschaft teilweise so merkwürdig reagiert und viele einzelne Gruppen in bestimmten jeweils stillschweigend definierten Bereichen ausgrenzt empfehle ich die mal von Norbert Elias über das "Vorrücken der Peinlichkeitsschwelle" zu lesen, ein interessantes Buch was die historische Abgrenzung von Gesellschaftsschichten aufzeigt. Teilweise kompliziert geschrieben, wenn man es aber gepackt hat sehr erhellend....und auch heute noch top-aktuell.


    Viel glück euch Beiden!

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Gut, daß Dein Mann nun vielleicht öfter hier und nicht nur in diesem Thema mitliest.


    Mir scheint, ihr beide habt schon vieles rausgefunden, was gegen ein allgemein richtiges Leben der Einzelnen, vor allem der Gesellschaft läuft und aus verschiedenen Gründen von einigen davon profitierenden Gruppen bewusst so gemacht oder gefördert wird. Da sind ja nicht irgendwelche geheimnisvollen Naturgewalten dran schuld.
    Fragt sich nur, ob das aus den Gewerkschaften heraus verändert werden kann, oder ob nicht seine holde praktische Frau mit ihrer Prepper-Strategie auf dem sinnvolleren Weg ist.


    Kompliment an ihn, daß er sich über Ungerechtigkeiten Gedanken macht und ihm das echt Probleme macht mitanzusehen, was sich so abspielt. Die meisten haben nicht ein so hohes Gemeinschafts- und Sozialgefühl. Dein Mann auf einer verantwortlichen Position könnte gutes bewirken und wäre dadurch sofort von seinem jetzigen Unwohlsein befreit. Sag ihm das oder lies er es hier.
    Könnte sein, daß eine berufliche Veränderung, wenn machbar, Abhilfe schafft, kann aber auch sein, daß selbst dann wieder dasselbe Problem auftaucht.



    Sein Zustand ist völlig normal für einen Menschen mit Gewissen und Sinn für Gerechtigkeit wenn es in überdurchschnittlichem Ausmaß bei jemand vorhanden ist. Dieses Gefühl, daß (fast) alles Scheixxe ist, kann als gesunde tiefgründige Erkenntnis gewertet werten. Schlecht daran finde ich nur, wenn es sich als dauernder Gemütszustand verfestigt. Da hast Du richtig erkannt, daß dies auf Dauer Euer Leben vermiesen wird.


    Nach dieser Ferndiagnose geb ich meinen Behandlungsvorschlag:


    Als Ausgleich und zur Findung einer gesunden Balance nehme man eine Portion Zorn.
    Die schwer belehrbare Masse Mensch verdient nicht nur Liebe, sondern man muss ihr manchmal regelrecht mit Hass gegenübertreten. Nicht Hass gegen die Menschen an sich, aber Hass auf ihre schlechten Eigenschaften der Trägheit, der Bequemlichkeit, des Wegschauens und nicht-sehen-Wollens. Die Masse ist wie ein Kind, das erzogen und geformt werden muss, damit im Laufe der Zeit eine wertvolle Wesenheit entstehen kann.
    Das Fehlen seines Zorns oder Hasses auf das Schlechte verursacht nämlich eine Leere und diese Leere wird nun ausgefüllt von dieser Trübseligkeit (Depression würd ich es nicht nennen). Ersetz er das durch heiligen Zorn.


    Zweite Pille: betrachtet das Leben auf mehreren Ebenen gleichzeitig laufend.
    Das Gerede von Ganzheitlich hat nämlich einen Haken: man zieht sich aus den Schmutz-Ecken die man nicht verändern kann, den geistigen Dreck in sein persönliches Leben rein, das doch möglichst schön und harmonisch sein sollte. Daher: schafft Euch im Kopf die Ebenen "unser gemeinsames schönes Leben" - "Umfeld durch Wetter- und globale Ereignisse" - "Umfeld durch verkorkste Politik" u.a. - denkt Euch selber passende Begriffe dafür aus und erschafft Eure Kategorien.


    Die dritte Pille, die ich Deinem Besten empfehle, musst Du selber ihm geben. Sag ihm, daß er der Mann Deines Lebens ist und Du ihn sehr liebst, aber wenn er sich weiter so runterziehen lässt und Trübsal bläst, wirst Du immer öfter darüber nachdenken ihn zu verlassen. Es war und ist etwas anderes, weshalb Du bei ihm bist und ihn magst. Er soll das nicht zum Nachteil verändern.
    Also nehm er Aufstellung zum gedanklichen Tritt in den Arsch :winking_face:

  • Beim Verzweifeln an der Gesellschaft kommt mir leider nur folgendes in den Sinn:


    Ein angehender Soldat geht zum Waffenplatzpsychiater, er kann den Dienstbetrieb nicht aushalten und findet alles so sinnlos.
    Der Psychiater sagt:
    Es ist normal, dass man diesen Betrieb nicht aushält, ohne verrückt zu sein oder es bald zu werden.
    Sie sind also völlig normal.
    Normale Leute sind aber dienstpflichtig.
    Ich kann sie also nicht entlassen.
    Ich könnte nur Leute entlassen, die nicht entlassen werden wollen, aber die stellen keine Anträge.


    Es gibt eigentlich nur drei Wege, den ganz normalen Alltagsirrsinn auszuhalten:


    a) Ignoranz. Jeden Abend Fussball und diese "ich mach mich peinlich" Shows (Deutschland sucht die Supergurke oder Dschungelcamp) gucken. Hierzu gehört auch Lesen der wirklich wichtigen Fachpresse, denn man muss doch wissen, ob sich die Nichte der Prinzessin Zita von Gluckenrode-Wattenscheidt wirklich von ihrem Mann trennen will und welchen Hut die Queen bei der letzten Einweihung eines Pferdeasyls aufgehabt hat.


    b) Man streut sich Asche aufs Haupt und geht als Leuchturmwächter in die Antarktis


    c) (auch abgedroschen, aber träf): Man ändert, was man ändern kann, erträgt, was nicht zu ändern ist, und hofft, das eine vom anderen unterscheiden zu können (was das Schwerste an der Sache ist).


    Ich wünsche Euch, dass es wieder wird.

  • Hallo MM!


    Ich sehe es wie jp.
    Dein Mann hat noch Herz und Verstand! Nur, was nutzt es?
    Je tiefer er einsteigt, umso mehr Dreck wird er finden. Aber auch das hilft nicht weiter.
    Die Pillen von Luftikus könnten helfen, speziell die letzte. Aber Vorsicht, und überleg dir gut ob Du sie verabreichst, bei mir hat diese Pille sehr gut angeschlagen, aber zu einem hohen Preis. Vielleicht wäre es besser wenn Du ihm sagen würdest dass Du ihn liebst, Du es jedoch um Klassen besser finden würdest wenn er, wenn er tatsächlich irgendwas verbessern möchte, Aktion zeigen würde, statt sich im Selbstmitleid, in dem "alles ist schlecht", womit er recht hat, zu baden.
    Hier kann ich mich nur Tomduly anschliessen. Oder er lenkt sich eben ab und macht etwas was ihm tatsächlich Spass macht.


    Alles Gute!
    O.Bey

  • Hallo,


    abermals sag ich Danke für die interessanten Ideen.
    Nee, die dritte Pille werde ich meinem Göttergatten nicht verabreichen. Da gabs schon dunklere Löcher, durch die wir uns durchgebuddelt haben. Und krank ist ja nicht er, sondern die Welt um uns rum. Unsere kleine Welt ist ja schön und gut.
    Gedanklich bewegt sich schon langsam was, da bin ich mir sicher, ich spüre da so Anklänge. :face_with_rolling_eyes: Ist ja auch hilfreich, wenn man merkt, dass man nicht der einzige ist, der irre wird an allem.
    Ignoranz ist bei uns leider aus, verdummen wollen wir nicht und da Göttergatte noch nie getrunken hat ist das mit Bier vorm Fernseher sitzen auch keine Option. Auch Fußball ist bei uns jetzt nicht so beliebt, wir sind voll die Langweiler *lach*


    Angespornt von Euch werde ich da weiterhin dezente Hinterntritte setzen, das scheint ja zu wirken. Man muss eben die nötige Balance halten. Wenn man sich den ganzen Dreck reinzieht und ernst nimmt muss man genauso gut und ernsthaft auch die Dinge betrachten, die im eigenen Leben gut und schön sind. Und da gibt es einige. Also natürlich abgesehen davon, dass er die beste aller Ehefrauen hat. :grosses Lachen:


    Und den Vorschlag mit dem Leuchtturmwärter hätte er wahrscheinlich schon längst umgesetzt wenn er Single wär.

  • Hallo,
    Wenn ich das Alles richtig verstande n habe, dann will dein Mann ja was ändern. Vielleicht hilft es ja, wenn er seine Energie auf Sachen richtet, die er andern kann? Ich denke, deshalb sind hier sehr viele in diesem Forum. Das große Ganze können wir allein nicht beeinflussen, aber dadurch, das wir uns auf dieses und jenes vorbereiten, ob es jetzt passieren wird oder nicht, andern wir nicht nur unsere Situation, sondern auch ein ganz klein wenig unsere Umwelt.


    Gruß
    Gerald

  • Zitat von MausiMama;160340

    (...)
    Ignoranz ist bei uns leider aus, verdummen wollen wir nicht und da Göttergatte noch nie getrunken hat ist das mit Bier vorm Fernseher sitzen auch keine Option. Auch Fußball ist bei uns jetzt nicht so beliebt, wir sind voll die Langweiler *lach* (...)


    *Hust
    Hab ich schon Chorgesang als Alternative erwähnt?
    Ich meine, es ist ja nicht so, dass Chöre in Deutschland dringend Sänger (vorallem männliche, weibliche natürlich auch) benötigen würden.
    Naja, mein einer Chor ist mit nem Altersdurchschnitt von 68 Jahren schließlich noch mitten im Leben...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Zitat von Kesselbrut;160356

    *Hust
    Hab ich schon Chorgesang als Alternative erwähnt?
    Ich meine, es ist ja nicht so, dass Chöre in Deutschland dringend Sänger (vorallem männliche, weibliche natürlich auch) benötigen würden.
    Naja, mein einer Chor ist mit nem Altersdurchschnitt von 68 Jahren schließlich noch mitten im Leben...


    Ich denke, dass Du es jetzt ausreichend oft erwähnt hast.:kichern:

    I feel a disturbance in the force...