"Statistik, dazu gehört auch Risikoeinschätzung, ist etwas schrecklich Kontraintuitives".
Man muss sich deshalb an die Grundregeln halten, welche die Statistik als Disziplin selbst verlangt.
Die Versicherungsmathematiker tun sich schwer mit seltenen Ereignissen, die dann aber sehr hohes Schadenpotential haben. Diese Problematik mit dem Vergleich von zwei absoluten Unfallhäufigkeiten abzutun, die schon wegen der sehr unterschiedlichen Betriebseinheiten unterschiedlich sein müssen, ist doch sehr salopp.
Die Anzahl Autounfälle in D ist wegen der Anzahl Autos in D so hoch, dass jedes AKW in Deutschland mehrere Störfälle mit direkter Todesfolge haben könnte und die AKW-Technik immer noch viel sicherer wäre, wenn man es so rechnet.
Die schlichte Tatsache, dass kein AKW-Betreiber eine bezahlbare Haftpflichtversicherung hat, weil sich keine Verischerungsgesellschaft dazu bereit erklärt, sagt doch genug. Rechnen können die nämlich.
- Hier hast Du Teilmengen von leider häufigen Ereignissen (Autounfälle in Deutschland) mit Teilmengen von (zum Glück) seltenen Ereignissen (Anzahl AKW-GAUs in Deutschland) verglichen.
- Es ist korrekt, dass Autounfälle eine häufige Todesursache sind. Als Vergleichsbasis sind sie jedoch nur zulässig für ähnlich häufig eingesetzte Technologien, denn sonst käme immer "Autofahren ist gefährlicher" heraus.
Die Schlussfolgerung zu ziehen, alle AKWs in Ländern, wo es (noch?) zu keinem GAU kam, seien sicher (weil in diesem Land ja eben noch nichts passiert ist), ist unseriös.
Wenn in D eins der AKWs einen Unfall erzeugt, kann man mit genau dieser Logik immer noch behaupten, alle AKWs in Deutschland ausser die im Standortsbundesland seien immer noch sicher.
Das ist einer der üblichen statistischen Tricks, um passende Aussagen zu erhalten: Korrektes Rechnen mit willkürlich gewählten Grundgesamtheiten. In dem Fall doppelt unzulässig, weil die Grundgesamtheit (die Anzahl Reaktoren in Deutschland) viel zu gering ist, um die Unfallwahrscheinlichkeit auch nur annähernd berechnen zu können.
Nimmt man alle AKW auf der Welt als Grundgesamtheit, so findet man, dass sich etwa alle 3000 Reaktorbetriebsjahre ein Super-GAU ereignet. Zahlen dazu gibts in der Wiki.
Zudem werden viele Todesfälle, die ursächlich mit Atomenergie zusammenhängen, nicht dieser zugeordnet, weil viele Berufskrankheiten (Leukämie. Lungenkrebs) zeitverzögert auftreten und auch andere Ursachen haben können. Eine Leukämie verursacht durch Inkorporation radioaktiver Isotope wird in der Regel nicht einem AKW zugeordnet, weil man auch aus anderen Gründen Leukämie bekommen kann. Bei den zum Vergleich beigezogenen Autounfällen besteht dieses Problem nicht.
Zu guter Letzt: Misstände durch andere zu verharmlosen ist eine unsaubere Argumentationstechnik. Kein Grund, Autos technisch zu verbessern, solange sich soviele Fahrer durch ungesunde Ernährung viel mehr gefährden?