Der Verfall von Detroit in Bildern

  • Das sehe ich völlig entgegengesetzt:


    Unser Forum heisst "Survival und Preparedness".
    Es gibt m.M. kein einziges Thema, welches für das konkrete "Surviven" von Menschen und und ihre Möglichkeiten, sich zu "preparen", so überragend relevant wäre wie "die globale Ungerechtigkeit der Welt".


    Und man kann das gerade am Beispiel Detroits lehrbuchhaft illustrieren:
    Henry Ford sagte mal: "Autos kaufen keine Autos."
    Damit meinte er, dass die Autoindustrie nur Zukunft hätte, wenn durch rationale, kostenbewusste Produktion einerseits und eine gute Bezahlung der Industriearbeiter andererseits die Relation von Autopreis und Einkommensniveau den Arbeitern ermöglicht, das von ihnen hergestellte Produkt auch zu kaufen.
    Denn die Oberschicht ist als Markt viel zu klein, um eine wirklich kostengünstige Massenproduktion zu ermöglichen und wäre in kürzester Zeit gesättigt.


    Der Zerfall von Detroit ist die unmittelbare Folge davon, dass die Manager und Politiker die Mahnung Fords in den Wind geschlagen haben:
    - sie haben den Lohn der Arbeiter unter die Schwelle gedrückt, ab der diese sich die Autos hätten leisten können,
    - sie haben zu grosse, zu durstige und zu teure Autos und damit am Bedarf der unteren Mittelklasse vorbeiproduziert,
    - sie haben einen zu grossen Teil der Gewinne in die Überbezahlung der oberen Hierarchien und der Aktionäre gesteckt,
    - und zu wenig in Forschung, Ausbildung und Qualitäts-Sicherung,
    - die Politiker haben zugunsten kurzsichtiger Exporthoffnungen den Aussenschutz gegen Dumping-Importe abgebaut,
    - deshalb konnten ausländische Hersteller mit ihren durch Dumpinglöhne billigen und irgendwann sogar qualitativ besseren und sparsameren Autos die Detroiter Autohersteller vom Markt verdrängen.


    Ab einem bestimmten Punkt riss der Niedergang der Detroiter Autoindustrie alle damit zusammenhängenden regionalen Produzenten und Dienstleister in die Pleite-Spirale, weil die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure darin versagt haben, rechtzeitig auf eine ausgewogene und zukunftssichernde Gewinnverwendung zu dringen, durch Diversifizierung die Abhängigkeit Detroits von einem einzigen Industriezweig zu verringern und die Bevölkerung durch Gesundheitsaufklärung, Prävention, gute Ausbildung und Werte-Erziehung zu befähigen, eigenverantwortlich für Krisen vorzusorgen und eine resiliente, solidarische Gesellschaft aufzubauen.


    Solche kurzsichtigen wirtschaftlichen Fehlsteuerungen und politische Versagen geschehen in diesem Moment und in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren auch überall in Europa.


    Jeden Tag aufs neue wird das Risiko Detroiter Verhältnisse für die Städte und Dörfer unserer Heimat heraufbeschworen und jeden Tag aufs neue werden Chancen vertan, dem entgegenzuwirken und zukunftsfähige, solidarische und menschenwürdige Gesellschaften aufzubauen!


    Es ist vollkommen illusorisch, als Einzelner gegen die katastrophalen Folgen verfehlter Politik und verantwortungsloser Wirtschaftsaktivitäten anpreppen zu wollen.


    Für Prepper, die sich nicht mit dem Dahinvegetieren in ihrem Privatbunker zufriedengeben wollen, ist es unabdingbar, sich in politische Diskurse in ihrem sozialen Umfeld mit ihrem Risikobewusstsein einzumischen und zukunftsfähige Aktivitäten in ihrem Dorf, Stadtteil, Verein, Landkreis usw. anzustossen.


    Wo sonst, wenn nicht hier, sollen politisch/wirtschaftliche Fehlentwicklungen und die praktischen Konsequenzen und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden können?
    Allgemeine Politikforen sind dazu zu unspezifisch, der Anteil an Preppern ist dort zu gering, um Diskussionen in konstruktive Richtungen lenken zu können.


    Ein Survival-Forum ohne politische Komponente kastriert sich selbst und sinkt zu einem blossen Camping-Produkt-Test-Forum herab, wie es schon zu Genüge gibt.
    Mit dem HSP haben wir bereits so ein kastriertes Forum, wo nur noch über Messer und Taschenlampen diskutiert werden darf,ein zweites dieser Art brauche ich nicht.

  • Hallo Trainman,

    Du hast geschrieben:


    Zitat

    Sehe ich genau so, wie WAY TO GO, womit wir wieder mal (gefühlt zum 127. mal) beim ewigen Thema "Die globale Ungerechtigkeit der Welt" sind. Natürlich ist das ein wichtiges Thema, und betrifft uns alle, nur leider irgendwie mal wieder am Kernthema dieses Forums vorbei.



    Selbstverständlich treffen Deine Zeilen den Kern der Wahrheit und sicher gibt’s auch andere Foren für dieses Thema.


    Das will auch niemand bestreiten.


    Wie ich bereits schrieb, können wir Prepper dieses brisante gesellschaftliche Problem nicht ausblenden, da wir die ersten sein werden, die beim Zusammenbruch der sozialen Auffangsysteme von den marodierenden Horden bedroht sein könnten.


    Dennoch bleibt die Frage offen, warum gerade dieses soziale Thema Dir so missfällt?


    Anderseits haben von derzeit 40 Kommentaren nahezu alle Mitglieder sich diesem Thema angeschlossen. Sollte man nun dieses Thema dichtmachen, weil es einer Minderheit von 2-3 Leuten nicht passt?



    Nur einige Zeilen aus meiner eignen Erfahrung:


    Ich kenne dieses „Wegblenden“ der Realität nur zu gut auf Koh Samui von den ausländischen Villen-Besitzern mit 5 Badezimmern und 4 Schlafsälen, wo sie allein mit ihrer 30-40 Jahre jüngeren Thai-Frau leben.


    Diese Leute wollen sich mit dieser gesellschaftlichen Problematik nicht beschäftigen, weil sie davon niemals betroffen waren und derzeit in keiner Weise betroffen sind.


    Doch wenn ich diesen wohlhabenden Leuten sage, dass die Gewaltbereitschaft und die Verzweiflungstaten extrem ansteigen werden, wenn die Leute immer mehr ausgebeutet werden und keine Lebensperspektive mehr erkennen können, dann kommen von den Max Mustermanns „schlaue“ Sprüche, wie:


    „Ich bin gegen alles abgesichert, habe das Vermögen meiner Eltern gut gebunkert wie auch mein eigenes und habe somit meine Schäfchen ins Trockene gebracht. Und für die „faulen“ Mitbürger, die nicht arbeiten wollen und eher rechtschaffende Menschen wie mich bedrohen wollen, dafür habe ich als Sportschütze viele Kugeln parat“.



    Jörg: „Ach so, ich verstehe, die sind alle nur zu faul zum Arbeiten?

    Max Mustermann: „Selbstverständlich“!

    Jörg: „Würdest Du denn selber eine derart auszehrende Arbeit verrichten, die Dich körperlich ruiniert und von der Du kaum leben kannst?

    Max Mustermann: „Selbstverständlich ….NICHT, …. ich bin doch nicht bekloppt und ruiniere mein Leben“!


    Danke für das ehrliche statement!



    Gruß Jörg

  • @ hinterwäldler


    Sehr treffend geschrieben. Stimme vollstens mit dir überein und hoffe, dass in diesem Forum auch über aktuelle Geschehnisse diskutiert werden kann, die genauso wie die passende Ausrüstung zum preppen gehören.


    Ich reise heute zur Grenze von Guinea (Westafrika). Bei all meinen Auslandaufenthalten in Entwicklungsländern konnte ich immer viel lernen.
    Die Industrialisierung, welche langfristig ein Grossteil der Menschheit in die Arbeitslosigkeit treibt (sofern die Ressourcen/Energie nicht knapp werden) und Machtansprüche sind für vieles verantwortlich.

  • Zitat von hinterwäldler;175755


    Für Prepper, die sich nicht mit dem Dahinvegetieren in ihrem Privatbunker zufriedengeben wollen, ist es unabdingbar, sich in politische Diskurse in ihrem sozialen Umfeld mit ihrem Risikobewusstsein einzumischen und zukunftsfähige Aktivitäten in ihrem Dorf, Stadtteil, Verein, Landkreis usw. anzustossen.


    Wo sonst, wenn nicht hier, sollen politisch/wirtschaftliche Fehlentwicklungen und die praktischen Konsequenzen und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden können?
    Allgemeine Politikforen sind dazu zu unspezifisch, der Anteil an Preppern ist dort zu gering, um Diskussionen in konstruktive Richtungen lenken zu können.


    Ein Survival-Forum ohne politische Komponente kastriert sich selbst und sinkt zu einem blossen Camping-Produkt-Test-Forum herab, wie es schon zu Genüge gibt.
    Mit dem HSP haben wir bereits so ein kastriertes Forum, wo nur noch über Messer und Taschenlampen diskutiert werden darf,ein zweites dieser Art brauche ich nicht.


    Ganz genau!


    Du hast den Nagel sowas von auf den Kopf getroffen! Respekt! Dein Beitrag ist wahrscheinlich der beste den ich je gelesen habe! Und das von einem Hinterwäldler;):Gut:



    Um wirklich vorbereitet zu sein, darf man die politischen und sozialen Themen nicht ausblenden. Ich würde mir wünschen, dass diesbezüglich die Forenregeln auch angepasst werden, damit diese Themen ganz "legal" ein Bestandteil der Aufklärung von (werdenden) Preppern und Survivalinteressierten werden können.


    Was ich aber für noch wichtiger halte ist meine Vermutung, dass gerade durch einseitige Themenauswahl, das Hauptaugenmerk auf der (Aus-)Rüstung für diverse Krisenfälle liegt und hierbei es vielen völlig egal scheint, wie es eigentlich dazu kommen kann und wie man das im Vorfeld vermeiden könnte.


    Einige scheinen eher zu hoffen, dass die eigenen Vorbereitungen "endlich" gebraucht werden, anstatt im Hier und Jetzt aktiv dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst soweit kommt. Da nunmal alle Krisen aus "menschlichem Versagen" entstehen, sollte gerade diesen "menschlichen" Themen eine große Bedeutung zugesprochen werden. Und ja, auch durch Naturkatastrophen verursachte Krisen werden erst richtig schlimm, wenn die betroffenen Menschen keinen "Plan" von der eigenen Rasse haben.


    Die Probleme schafft sich nunmal der Mensch selber. Dazu gehören alle Menschen, ob Putzfrau oder Politiker. Nur sind gerade die "Mächtigen" auch in der Lage, es für eine große Anzahl von Menschen ungemütlich zu machen und beschwören somit die wirklichen Krisen erst herbei.


    Wenn jeder kleine Mann und Frau sich verantwortungsvoll und aktiv an der Verhinderung von falschen Handlungen dieser Mächtigen beteiligen würde, dann bräuchten wir weder dieses Forum, noch uns Sorgen zu machen, dass schlimme Dinge passieren könnten. Wir könnten gemeinsam an einer gemeinsamen Zukunft für uns alle arbeiten und nicht für das Wohlergehen und die fragwürdigen Interessen einer kleine Gruppen von (Über-)Menschen.


    Was den Themenbezug von Beiträgen in diesem und auch in vielen anderen Threads angeht, so möchte ich darauf hinweisen, dass es eigentlich immer um die eine selbe Sache geht. Es handelt sich immer um das selbe Kind nur mit anderem Namen!


    Was wir aber hier versuchen ist, den wahren Hintergründen für solche Entwicklungen wie z.B. in Detroit auf die Spur zu kommen. Nur so kann man die Ergebnisse für die eigenen Vorbereitungen nutzbar machen und nur so ist es möglich, die selben Fehler zu unterlassen und es besser zu machen.


    LG Buschmann

  • Anscheinend wird die Lage in Detroit immer schlimmer. Jetzt soll etwa 300.000 Einwohnern (entspricht fast der Hälfte der Stadtbevölkerung) auch noch das Wasser abgestellt werden.


    Die in diesem Beitrag angegebenen "Wasserschulden" belaufen sich auf 118 Millionen Dollar.


    http://www.gegenfrage.com/detr…ern-das-wasser-abstellen/


    http://detroitwaterbrigade.org


    Wenn ich sowas lese, dann wird mir echt schlecht. Mal davon abgesehen, dass Wasser das höchste Gut auf Erden ist und eigentlich jedes Lebewesen einen Grundanspruch darauf haben sollte, könnte ein einziger Milliardär diese Schulden "aus der Portokasse" bezahlen.


    Solche Themen müssten eigentlich das Hauptaugenmerk in unseren Medien finden und nach Lösungen gesucht werden. Stattdessen sind Fussball oder nackte Tussis viel wichtiger. Kranke Welt.


    Sehr gut, dass wir wenigstens hier unsere Augen davor nicht verschließen!


    LG Buschmann


  • Die Hälfte der Stadtbevölkerung zahlt also seine Rechnungen nicht und deswegen will das Wasserwerk denen das Wasser abstellen.
    Mal eine Frage wie soll ein Wasserwerk seine Leute und das Material bezahlen wenn niemand zahlt und besonders in solch einem Aussmass.???


    Und so wie es aussieht ist wie immer die Sache ein bisschen komplexer:


    http://www.nytimes.com/2014/03…quent-customers.html?_r=0


    Denn es sieht so aus ein Teil zahlt nicht weil er meint keine Konsequenzen davon zu haben und ein anderer Teil zahlt nicht weil er schlicht das Geld dafür nicht hat


    Moléson

  • Zitat von moleson;175802

    Die Hälfte der Stadtbevölkerung zahlt also seine Rechnungen nicht und deswegen will das Wasserwerk denen das Wasser abstellen.
    Mal eine Frage wie soll ein Wasserwerk seine Leute und das Material bezahlen wenn niemand zahlt und besonders in solch einem Aussmass.???


    Wasserversorgung ist für mich ein Grundrecht. Wenn es Menschen gibt, die das nicht aus eigener Tasche bezahlen können, dann muss die Gemeinschaft dafür einstehen.


    Das dies wiederum von anderen ausgenutzt wird und die ihre Rechnungen nicht bezahlen, schert diejenigen, die es nicht können wohl eher kaum.


    Ich sehe da generell ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es kann aber nicht angehen, dass ein so wichtiges Gut wie Trinkwasser dermaßen kommerzialisiert wird und selbst in Industrienationen Teile der Bevölkerung ausgeschlossen werden.


    Hilfsorganisationen bauen z.B. in der afrikanischen Wüste Brunnen für die Leute, aber in der eigenen Stadt soll derjenige verdursten, der wegen der Misswirtschaft von reichen Leuten diese Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, oder was?


    Was soll denn als nächstes kommen? Eine Luftsteuer? Und die Menschen, die diese nicht bezahlen, werden wegen illegalem Luftkonsums weggesperrt? Merkst du wie wenig wir noch von sowas entfernt sind?


    Ein funktionierendes Sozialsystem sollte in der Lage sein, Schmarotzer von Hilfsbedürftigen zu unterscheiden. In Detroit hat Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf ganzer Länge versagt.


    Wie gesagt: Ein einziger Milliardär zahlt diese Rechnung aus der Hosentasche! Genauso werden z.B. für fragwürdige "Umstürze" in der Ukraine von den USA 5 Milliarden Dollar aufgewendet, aber 300.000 Leute im eigenen Land sollen verdursten wegen fehlenden 118 Millionen Dollar?!


    LG Buschmann

  • Zitat von Survival-Asia;175760

    Dennoch bleibt die Frage offen, warum gerade dieses soziale Thema Dir so missfällt?


    Diese Thema missfällt mir definitiv nicht, nur missfäält es mir, wenn es hier zum x-ten mal durchgekaut wird.


    Zitat von Survival-Asia;175760

    Sollte man nun dieses Thema dichtmachen, weil es einer Minderheit von 2-3 Leuten nicht passt?


    Habe ich irgend etwas von "Dichtmachen" geschrieben? Nein! Verdreh mir nicht die Worte im Mund! Mir würde es schon reichen, wenn es sich hier auf die vorhandenen Fäden beschränken würde, und nicht ständich neue mit dem selben Inhalt dazu kämen.


    Zitat von Survival-Asia;175760

    Ich kenne dieses „Wegblenden“ der Realität nur zu gut


    Wieder mal meine Worte verdreht! Ich blende keine Realität weg, wie kommst Du darauf. Kennst Du mich in irgend einer Weise? Nein!
    Ich diskutiere nur dieses Thema nicht hier im Forum, da es meiner Meinung nach nicht hierher gehört.


    Zitat von hinterwäldler;175755

    Ein Survival-Forum ohne politische Komponente kastriert sich selbst und sinkt zu einem blossen Camping-Produkt-Test-Forum herab, wie es schon zu Genüge gibt.
    Mit dem HSP haben wir bereits so ein kastriertes Forum, wo nur noch über Messer und Taschenlampen diskutiert werden darf,ein zweites dieser Art brauche ich nicht.


    Und genau das sehe ich eben anders - mir gefallen eher die Foren, die sich auf die Kernthemen beschränken.


    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • Zitat von Survival-Asia;175193

    Vor 30-40 Jahren kamen wir Malocher mit unserem eigenen Ford Fiesta stolz in die Fabrik zur Arbeit gefahren und der Unternehmer mit seinem schönen 5er oder gar 7er BMW. Für uns war klar, dass sollte unserem Chef auch gegönnt sein, denn uns ging es nicht schlecht. An Neid oder Missgunst kann ich mich in diesen Jahre nicht erinnern.


    http://www.bpb.de/system/files/pdf/REZEYU.pdf


    Tatsächlich brach der Wohnungsneubau bereits vor über 40 Jahren ein. Hauptsächlich weil die Bodenpreise in den 60ern explodierten. Anfang der 50er konnte man in der Stadt München den qm Bauland noch für unter 1 DM bekommen.
    Heute fließen 70% der Gesamtkosten eines Einfamilienhauses in den Baugrund. Das Haus selbst wird durch unzählige Vorschriften verteuert. Eigenleistung und "Nachbarschaftshilfe" waren damals normal. Heute muss man selbst mithelfende Familienmitglieder in der BG versichern und Fragen bzgl. Schwarzarbeit bei helfenden Verwandten beantworten.


    Es stimmt, dass in den 60ern auch die Hilfsarbeiter ca. 70% des Lohns eines Facharbeiters bekamen. Aber der technische Fortschritt hat einen Großteil dieser Tätigkeiten obsolet gemacht. Das wird auch so weiter gehen. Der Facharbeiter wird in 10-20 Jahren die Logistikdrohnen steuern, die Menschen und Waren transportieren. Die heute fahrenden Logistik-Hilfsarbeiter, die z.B. als "Postbeamte" vor 40 Jahren völlig überzogene Löhne bekamen, wird man dann weitgehend nicht mehr benötigen. "Lebenslanges Lernen" und "Um- und Weiterqualifikation" wird zum Schlüsselthema werden. Dummerweise produzieren/importieren wir immer mehr Menschen in/nach Deutschland, die sich mit Qualifizierung schwer tun.


    Nebenbei haben sich die Steuerlasten exorbitant erhöht. Es gab mal einen Spitzensteuersatz in den 50ern der fällig wurde, wenn man das 10-fache des Durchschnittseinkommens überschritt. Heute dürfen auch Akademiker und Facharbeiter einen Teil ihres Einkommens mit dem Spitzensteuersatz versteuern.
    Weil wir vor 40 Jahren noch keine Schuldengrenze im GG hatten, stellt der Schuldendienst heute den zweitgrößten Haushaltsposten. Gleich nach den Steuerzuschüssen in die Sozialsysteme, die ebenfalls in den letzten 50 Jahren nicht nachhaltig strukturiert wurden.


    Du machst es Dir zu einfach, wenn Du der angeblich glorreichen Vergangenheit nachtrauerst. Tatsächlich zahlen wir heute überwiegend für die strukturellen Fehlentscheidungen dieser Zeit. Einer Verbeamtungswelle in den 70ern folgt nun eine Pensionierungswelle in den 2000ern. Weniger Netto vom Brutto ist die Folge. Natürlich kommen noch viele Faktoren wie Globalisierung, etc. dazu.


    Polemisieren hilft nicht weiter. Ursachen erkennen ist notwendig, um zielführende Korrekturmaßnahmen einleiten zu können.

  • Zitat von Silverdragon;175849


    Tatsächlich brach der Wohnungsneubau bereits vor über 40 Jahren ein. Hauptsächlich weil die Bodenpreise in den 60ern explodierten. Anfang der 50er konnte man in der Stadt München den qm Bauland noch für unter 1 DM bekommen.


    Hat hier irgendein Schelm Bevölkerungsdichte gerufen? Pille und Kondom könnten dem binnen zwei Generationen Abhilfe schaffen. Hätte München die Bevölkerungsdichte von Montana, wären die Grundstückspreise entsprechend.


    Meint


    Matthias


    Dessen Schwiegervater Anfang der 1950er in München ein preiswertes Grundstück von 3000 qm gekauft hat und der heute - zumindest auf dem Papier- Millionär ist, obwohl er von einer eher bescheidenen Betriebsrente lebt, ohne Ferrari, Veuve Cliquot und Austern.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Oh je - hab mir den ganzen Fred durchgelesen. Wurde ja viel geweint hier. Klar gibt es auch Ausnahmen und manchmal trifft es ganze Regionen. Wenn man davon betroffen ist, dann sieht man das Ganze natürlich unter einem anderen Aspekt aber sicher auch verzerrt.


    Man kann es auch als Übung für den Ernstfall sehen. Wer mit wenig auskommt und Krisen durchgestanden hat ist für den Ernstfall viel besser gerüstet - zumindest mental.
    Die meisten Probleme sind Ergebnis des Umfelds. Echte Notstände wären:


    Ich hab kein Essen.
    Ich habe keine medizinische Versorgung.
    Ich hab kein Dach über dem Kopf.


    Was ich hier aber sehr oft lesen musste:
    Die anderen haben mehr als ich.


    Wenn ich mich davon beeinflussen lassen, dann geht es mir natürlich schlecht, wenn ich weniger habe, als die anderen. Das ist ein normales Phänomen, welches sozialpsychologisch schon viel untersucht wurde. Es ist schwer, den Einfluss zu unterdrücken - wenn man es schafft, ist man aber sehr gut gewappnet.
    Was Deutschland als Armutsgrenze definiert ist woanders das Schlaraffenland. Als ich aus Nigeria zurück kam, habe ich die Welt in D mit anderen Augen gesehen. Da gab es nix, wenn man nicht zu den Gewinnern in N gehörte - hier in D gab es alles - egal wer ich war. Na klar gibt es auch Ausnahmen.


    Habe ich erlebt: Viele die jammern, ziehen zuerst ein tolles Smartphone aus der Tasche und haben ansonsten auch noch anderen Schnickschnack dabei.
    Viele haben verlernt mit wenig auszukommen: mit einem Koffer, ein paar Sachen und kein Geld in der Tasche.
    Ich finde diese Leute auf der Walz leben das vor. Genügsam und ohne Ballast lernen sie das Leben kennen. Die meisten Deutschen würden eher sterben als dies nachzumachen.


    Was mir sonst noch so auffällt: Sehr viele Menschen die ich tagtäglich auf Arbeit treffen (vom Studenten bis zum Rentner) haben richtig viel Kohle und es geht ihnen richtig gut. Ich treffe auch viele, die wenig verdienen und trotzdem nicht meckern. Klar treffe ich auch Leute, die in einer schei… Situation sind und selbst da nicht mehr rauskommen. Trotz guter Ausbildung und Erfahrung muss man nicht unbedingt eine gute Arbeit finden. Muss man halt wissen und sich umorientieren. Lernen ist immer gut. Kann man von Freunden, aus Büchern oder durch unbezahlte Arbeit. Funktioniert aber nicht automatisch.


    Kann ja nur für mich sprechen: Ich will nicht die Vorteile vergessen, die ich jeden Tag genieße, auch wenn ich keine Kohle habe. Das nicht alles Gold ist, was glänzt ist ja jedem hier klar.
    Die totale Verelendung kann ich in diesem Land aber leider nicht feststellen - die totale Ausbeutung auch nicht. Auch wenn es in manchen Branchen dazu schon Ansätze gibt. Die Verteilung des Geldes ist ungleich - das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern. Oder doch: im Kommunismus. Wie sich Sozialismus anfühlt habe ich kennen gelernt. Aus meiner Sicht taugt der aber auch nix.


    Alle Meinungen sind stark vom eigenen Leben gefärbt und diese Diskussion ist sehr emotional. Das finde ich gut.
    Falls ich jemandem auf den Schlips getreten bin: Nix für ungut! :winking_face:


    cu Tom

  • Ok, ich hab hier mit meiner Kritik, wegen des Abdriftens des threads, einen neuerlichen Hickhack verursacht.
    Sorry deswegen, aber zu meiner "Kritik" steh ich nach wie vor!
    Ich verlange keineswegs das der Faden dichtgemacht werden soll, möchte bloss anregen wieder an das Kernthema ranzugehen.
    Wahrscheinlich bin ich zu dumm, oder zu faul (oder beides) um die langen Posts (Sie sind mir ehrlich gesagt auch zu Deutschlandlastig, man möge mir dies verzeihen) über Staatsmisswirtschaft, Korruption, Sozialschmarotzerei, Lohnschre, Realwertvernichtung etc. zu verstehen.


    Sicher haben all diese und noch mehr Faktoren ihren Anteil im Elend von Detroit


    Das ursprüngliche Thema des threads finde ich hochinteressant; und ich bin sicher es gäbe noch viele interessante Fakten über den Niedergang von Detroit hier zu versammeln.


    Gruess, WTG

    Die Party ist vorbei!

  • Hallo,


    Detriot ist eine Stadt, die zu ihrer Blütezeit fast 2 Millionen einwohner hatte. Davon sind jetzt noch ca 700 000 da. Sie ist also um mehr als die Hälfte geschrumpft. Die Wirtschaft (General Motors) ist weg, die Verwaltung aber noch immer vorhanden. Ich habe etwas von 20 Milliarden Dollar Schulden gelesen. Dazu kommt, daß 50% der Bevölkerung anscheinend in Armut leben. Alles in allem also ein toller Cocktail.


    Es gibt jede Menge Gebäude, die keiner will. Jene die wollen können es sich nicht leisten. Dazu kommt, das die Häuser für anscheinend nicht sehr langlebig gebaut wurden. Ohne Pflege sind die in 5 Jahren Bruchbuden.


    So und jetzt haben wir noch 300 000 Arme die in einer Stadt leben, die für 2 000 000 Leute gebaut wurde. Dazu keine/ wenig Polizei. Da dauert es nicht lange, bis viele einfach nur noch das tun was sie wollen, ob jetzt gesetzeskonform oder nicht.


    Für Prepper wie mich ist das ein Horrorszenario. Da würde ich so schnell wie möglich abhauen, denn ich könnte dort nur verlieren. Was man aber nicht vergessen darf, die Situation dort wurde nicht von heute auf morgen so, es hat sich über einige Jahre hin entwickelt. Dadurch haben die Leute sich vermutlich irgendwie daran gewöhnt und es kommt ihnen "normal" vor.


    Gruß
    Gerald


    PS.: Wer schon immer davon geträumt hat in einem Postapokalyptischen Szenario zu leben sollte ev. an einen Hauskauf in Detriot denken.

  • Hallo SP-Mitglieder,




    Das Eingangsthema wurde von Bärti mit der folgenden Thematik erstellt:


    (Textauszug von Bärti)


    Zitat

    Erstaunlich zu sehen in welch kurzer Zeit sich die natur das gelände zurückholt wenn der mensch nicht eingreift. Un interessant zu sehen wie schnell der Verfall erfolgt, gerade wenn er noch von Brandstiftern beschleunigt wird.


    Irgendwie finde ich die Bilder aus Detroit immer faszinierend morbide und gleichzeitig erschreckend wenn man sieht wie flexibel man bleiben muß um sich über Wasser zu halten, auch gerade in räumlicher Sicht.


    Schön zu sehen, das sich die Natur nie unterkriegen lässt, der Mensch ist halt doch nur ein kurzzeitiger Zustand auf diesem Planeten.



    Es trifft zwar zu, dass wir bei diesem Thema in die soziale Verelendung der Menschen abgedriftet sind, und das war auch der Grund, warum ich gestern das Thema unter ENTWICKLUNGEN, ERWARTUNGEN UND SZENARIEN verschoben habe.

    Aber wie ich sehe, geht es nun weiter mit der sozialen Verelendung der Menschen und nicht mit dem Eingangsthema von Bärti.

    Besonders irritierend ist, dass genau die Leute, die die Themenverzerrung kritisiert haben, nun selber hier themenverzerrt weitermachen.



    Warum habe ich überhaupt das Thema verschoben - kann mir das jemand sagen?




    Gruß Jörg

  • Zitat von Survival-Asia;175226

    Wir als Prepper sollten insbesondere ein Auge auf diese schleichende Verelendung mit ihrer Gewaltbereitschaft haben, weil wir davon als Prepper als erster betroffen sein könnten, wenn die Situation vollendend außer Kontrolle gerät.

    Damit meine ich konkret, dass wir als gut vorbereitete Prepper zum Beispiel in Städten wie Bochum leben, aber durch die soziale Verelendung unserer Mitmenschen ständig fürchten müssen, dass unsere Vorräte gestohlen werden oder dass uns gar Gewalt angetan wird.

    Diese soziale Verelendung habe ich noch deutlicher in Thailand erleben dürfen, wie auch die gewaltbereiten Aktionen der thailändischen Mitmenschen, wenn sie nur noch von Verzweiflung und Hunger getrieben werden.


    Denn bevor diese Menschen einen korrekten und zum Leben ausreichenden Lohn erhalten, werden die Lohnherren alle Beziehungen und Schalter in Bewegung setzen, um Billigarbeiter aus Rumänien, aus Ungarn oder aus Ost-Europa zu holen.


    Die Zusammenhänge sind etwas anders als von Dir dargestellt. Tatsächlich könnten wir in Deutschland die importierten Billigarbeiter problemlos durch technischen Fortschritt ersetzen.


    Wir importieren aber trotzdem jährlich 1 Million Neubürger nach Deutschland, weil deren Integration einen gewaltigen Verwaltungsapparat mit vielen Mittelstandsarbeitsplätzen am Laufen hält. Außerdem erhoffen sich manche heutige Minderheitsparteien dadurch zukünftige Wählermehrheiten.


    Venezuela ist das Paradebeispiel. Mittels de facto kaum vorhandenen Einwanderungsbeschränkungen hat Chavez 2 Millionen Neuwähler aus den Unterschichten der Nachbarländer ins Land geholt. Er hatte seine Stimmenmehrheiten und solange es noch viel umzuverteilen gab, ging das Spiel gut.
    Als es immer weniger umzuverteilen gab, nahmen die Neubürger die "sozial gerechte" Umverteilung in die eigenen Hände. Inzwischen sind wir im Anfangsstadium eines Bürgerkrieges. Spätestens da verlassen aber gerade gut vorbereitete Menschen das Land. Der Wegzug dieser Fachkräfte läßt die Region dann vollends ins Chaos abstürzen. Das Regime wird autoritär und baut Wegzugssperren ein. Besitz wird konfisziert um durch Umverteilung den Niedergang zu verlangsamen.


    In Deutschland siehst Du abgeschwächt ähnliche Vorgänge, wenn Du eine neutrale Brille aufsetzt.
    Eine "Verarmung" der Gesellschaft ist zwangsläufig kaum zu umgehen, wenn jedes Jahr bis zu 1 Million Neubürger importiert werden.
    https://www.destatis.de/DE/Pre…13/11/PD13_391_12711.html
    Wer von diesen Neubürgern läßt denn die Vermögensschere nicht weiter aufgehen? Bringt also mehr Vermögen mit, als der Altbürger in Deutschland besitzt? Die Masse ist keine überproportional gut verdienende Fachkraft. Der kostenintensive Verwaltungsapparat und die notwendige Umverteilung führen dann zu weniger Realeinkommen für die Altbürger.


    Wer zur importierten tunesischen "Fachkraft" ja sagt, sollte wissen vom wem die Steuern erhoben werden, mit denen das Kindergeld für die 6 Kinder, die noch in Tunesien leben, bezahlt wird.


    In Deinem Thailand erlebst Du ein Bevölkerungswachstum wie in Afrika. Die Bevölkerung vervielfachte sich in den letzten 100 Jahren. Land und Wasser nicht. Verteilungskämpfe über (Bürger-)kriege sind unter diesem Umständen unausweichlich. Als Prepper hast Du vermutlich Deinen deutschen Pass behalten und Dich auf Enteignungs- und Vertreibungsszenarien vorbereitet? Zumindest eine Vorstellung was passiert, wenn sich die Asienkrise aus den 90ern wiederholen sollte und nicht nach 2 Jahren beendet ist?