Ein Bauernhof für die Zukunft / A farm for the future

  • Ich bin vor einiger Zeit auf diese BBC-Doku gestoßen:

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    (Englisch mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln)


    Es handelt sich dabei um einen BBC-Bericht aus 2009, der sich im Wesentlichen mit der Frage beschäftigt:
    Wie könnte eine Landwirtschaft aussehen, nachdem unsere fossilen Vorräte zur Neige gegangen bzw. so teuer geworden sind, dass die Verbrennung von Öl zum Antreiben von Traktoren, zur Gewinnung von Dünger und Chemikalien einfach nicht mehr leistbar sind?


    Die Erzählerin berichtet (in sehr schönem und gut verständlichem Englisch, by the way :face_with_rolling_eyes:), wie sich die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten (seit Entdeckung der Guanovorkommen und später der Entdeckung von synthetischem Dünger sowie der Industrialisierung durch große Maschinen wie Traktoren, Mähdrescher udgl.) entwickelt hat und welche Auswirkungen dies auf das Land und den Boden hatte.
    Sie führt Interviews mit verschiedenen Experten zu dem Thema und versucht natürlich auch, eine Lösung anzubieten.
    Ich habe diese Lösung (die ich nicht vorab verraten möchte denn es lohnt sich wirklich, den Film ganz anzusehen:Gut:) zwar so nicht erwartet, aber sie macht mMn Sinn.


    Für einen Prepper sind die Erkenntnisse relativ einfach umsetzbar und können auf kleiner Fläche große Erträge erzielen - ganz ohne Chemie, ganz ohne Dünger und ohne Maschineneinsatz. Wenn das System erst mal steht - es braucht allerdings Jahre - ist der Arbeitseinsatz sehr überschaubar und beschränkt sich zu weiten Teilen auf die Ernte!


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Die Grundannahme ist meiner Meinung nach falsch. Fossile Energieträger werden in absehbarer Zeit nie "ausgehen", sondern ggf. nur knapp und entsprechend teuer werden. Da Nahrungsmittel Prinzip bedingt eine sehr hohe Priorität in der Bedürfnispyramide haben und noch dazu der Bedarf an fossilen Energieträgern in der Landwirtscahaft vergleichsweise gering ist wird man selbst beim 10-fachen Ölpreis noch immer mit Traktoren Landwirtschaft betreiben. Das ist immer noch wesentlich billiger und viel effizienter als Pferde einzusetzen.
    Und der 10fache Ölreis ist eh unrealistisch, da reine EE Lösungen schon heute billiger sind.


    Bevor die Hälfte der Traktoren aus Energiemangel steht, stehen erst mal 99% aller privaten PKW still.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Es wäre für die Bauern jetzt schon unwirtschaftlich, ohne Subventionen arbeiten zu müssen. Mein Heu beispielsweise kostet jedes Jahr etwas anderes...je nachdem, wie der Dieselpreis war. In den letzten ca. 20 Jahren stieg somit der Preis für einen HD Ballen von 1 DM bis zu 1,60 €. In anderen Gegenden dürfen es schon mal 2,80 € sein.

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Treibstoff für Trakoren ist das geringste Problem.
    MMn ist der Knackpunkt die Düngergewinnung, welche enorme Energiemengen verschlingt. Es ist ja nicht mehr so, dass in Chile Salpeter im Tagebau gewonnen wird...


    Aber unabhängig davon ob dieses Szenario morgen, in tausend Jahren oder niemals relevant wird: Mir kommt es auf die Erkenntnisse an. Ich gebe zu, dass ich meinen Garten noch nie unter dem 3D-Aspekt betrachtet habe...


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Wie Cephalotus sehe ich auch, das für die Landwirtschaft immer Treibstoff verfügbar sein wird. Egal ob politisch auf einen weltweiten Engpass oder ein Bürgerkrieg herscht, jeder der in einem Szenazio die Macht hat weiß, das seine Machtposition kippt, wenn die Nahrrungsversorgung nicht steht


    Bei den Lösungen aus dem EE-Bereich bin ich ein wenig skeptischer, die gehen primär auf die "Benzin-Verdrängung" Power2Gas oder Biogas helfen bei Diesel-Motoren nicht.
    Wenn man alles landwirtschaftliche mit Rapsöl machen will, hat man fast 10% der Ackerfläche belegt... Ich sag mal im Notfall geht auch das eigentlich, besser 10% für den landwirtschaftlichen Eigenbedarf, als 100% der Fläche nicht nutzen können und komplett abhängig sein... Ob es entsprechende Kapazitäten zum Pressen gibt, ist auch noch so ne Frage...




    Generell geht es in der "industriellen Landwirtschaft" ja eh nur noch um Kostenreduktion und Profitmaximierung... Da will man natürlich auch an allen Ecken Diesel und so sparen...



    Wenn die Landwirtschaft aber nur noch aus wenigen Leuten besteht muss die Arbeitskraft von Maschinen kommen

    sagt der Sven

  • Zitat von Maresi;184576

    Treibstoff für Trakoren ist das geringste Problem.
    MMn ist der Knackpunkt die Düngergewinnung, welche enorme Energiemengen verschlingt. Es ist ja nicht mehr so, dass in Chile Salpeter im Tagebau gewonnen wird...


    Stickstoffdünger (Ammoniumnitrat) gewinnt man heute aus Erdgas (weil billig), Wasser und Luft. Erdgas (=Methan) lässt sich auch aus Elektrizität, Wasser und Kohlendioxid (notfalls Luft) erzeugen und Elektrizität können wir mittells Solar- und Windenergie in nahezu beleibiger menge erzeugen, die Dinger haben heute einen ausreichend guten EROEI. (energy return on energy investment)


    Problematischer wäre das wohl eher der Phosphor, da müsste man eine Kreislaufwirtschaft einführen.


    Bei den Treibstoffen passt sich halt der Preis des Endprodukts entsprechend an, da ist sehr reichlich Luft nach oben. Heute gehen wir ja sogar den umgekehrten weg in der Landwirtschaft, dass wir Nahrung zur Brennstoff machen. (was im übrigen auch nix neues ist, das war bei Hafer und Pferden schon genauso, nur dass Pferde leider energetisch extrem ineffizient sind)
    Traktoren werden auch bei 10 Euro für dne Liter Diesel noch problemlos fahren, genauso wird der LKW selbst bei 10 Euro pro Liter Diesel noch Tomaten von Spanien zu uns schaffen, weil die Energiepreise in diesen Bereichen kaum eine Rolle spilene.
    Der Arbeiter hingegen, der mit 2000€ Netto jeden Tag 100km pendelt und dafür 8l Diesel verfährt, der ist ein extrem ineffizienter Nutzer von Energie. Wenn derselbe Arbeitnehmer dann auch noch 3000l Heizöl in seinem Häuschen verfeuert weiß man doch, wo hohe Energiepreise zuerst einschlagen, nämlich dort woe in Deutschland die weitaus größten mengen von Treibstoffen verfeuert werden mit praktisch gar keiner Wertschöpfung.


    Da ist also noch sehr, sehr, sehr viel Luft nach oben für die Landwirtschaft oder das Transportwesen.


    mfg


    PS: Die Landwirtschaft annderes zu gestalten finde ich trotzdem sehr gut, gerade in der "Tierproduktion".


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von 50svent;184579


    Wenn man alles landwirtschaftliche mit Rapsöl machen will, hat man fast 10% der Ackerfläche belegt...


    Ich hab es nicht selber nachgerechnet, aber angeblich würde früher 1/3 der Ackerfläche für das Pferdefutter benötigt. Die Landwirtschaft sehe ich auch als einen der wenigen Ausnahmefälle, wo mir Agrartreibstoffe als Subsitut sinnvoll erscheinen. Das geht sich Mengenmäßig aus und bildet regionale Kreisläufe und daher auch resilentere Strukturen.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • @ Cephalotus und 50svent : Habt Ihr Euch den Film angeschaut?
    Und das Ganze mal von vorn bis hinten durchdacht?
    Deutschlands "Selbstversorgungsgrad" ist nur deshalb möglich, weil für verhältnismäßig kleines Geld Futtermittel und Lebensmittel aus aller Welt herangekarrt werden. Diese werden aber auch nicht in Handarbeit erzeugt.
    Es war auch in dem Film nicht die Rede von "mit Pferden ackern", oder die Treibstoffe aus anderen Quellen als Erdöl herzustellen, sondern von gar nicht mehr ackern- mit der Natur arbeiten, und mit einem Minimum an Aufwand eine größere Menge als konventionell ernten zu können, und das, ohne die Natur zu schädigen.

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  • Ich finde den Film Klasse. Nur leider fehlen mir da 3ha. Gibt es ein Buch welches die Wechselwirkungen der einzelnen Planzen erklärt so wie in dem Film angerissen?
    Man kann ja im kleinen beginnen. Ein paar Obst und Nussbäume sind ja da.

  • Ja, die Zusammenstellung der Pflanzen würde mich auch interessiren!
    Leider habe ich noch kein Buch gefunden, das diese Inofs bietet. Was bei uns so unter "Permakultur" verstanden wird ist etwas anderes als das in diesem Beitrag gezeigte.
    Es gibt ja verschiedene Arten von Pflanzen, die sich so gar nicht möglich und sogar regelrecht "Krieg" gegeneinander führen. Ich habe so was schon live gesehen: Ein Nussbaum und eine Konifere (im Garten eines nahen Verwandten): Diese Bäume können sich offensichtlich gar nicht riechen, denn der Nussbaum hat in seiner ansonsten fast kugeligen Krone eine deutliche Delle da, wo die Konifere ist. Und letztere hat zwar fast waagrechte Äste, aber ca. einen Meter vor dem Nussbaum biegen die Zweige mit einem scharfen Knick senkrecht nach oben weg. Irgendwie halten beide Bäume etwa einen Meter "Respektabstand" voneinander!


    Solche Kombinationen sind zwar selten, aber das kann einem ganz schön den "Bauernhof der Zukunft" versauen. Vor allem, weil man da ja erst anch Jahren bis Jahrzehnten draufkommt, und dann dauert es nochmal solange bis "Ersatz" wächst.
    Andererseits: Vll. nützt ja eine andere Pflanze den Zwischenraum, und alles ist halb so wild?!?


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Firehorse;184789

    @ Cephalotus und 50svent : Habt Ihr Euch den Film angeschaut?


    Ja, allerdings schon vor geraumer Zeit.


    Zitat


    Deutschlands "Selbstversorgungsgrad" ist nur deshalb möglich, weil für verhältnismäßig kleines Geld Futtermittel und Lebensmittel aus aller Welt herangekarrt werden.


    Nein. Alleine die Getreideerzeugung in Deutschland würde unseren Kalorienbedarf im Land gleich vierfach decken. Im schlimmsten Fall müsste man eben im Falle von fehlenden Importen etwas weniger Fleisch essen. Da sähe ich es dramatischer, dass man auf bananen & Co verzichten müsste, denn da sind wir nun mal tatsächlich auf Importe angewiesen.


    Zitat

    sondern von gar nicht mehr ackern- mit der Natur arbeiten, und mit einem Minimum an Aufwand eine größere Menge als konventionell ernten zu können, und das, ohne die Natur zu schädigen.


    Das ist aber nicht realitisch, wie die Biolandbau zeigt.


    Ich störe mich hier vor allem an der Diskussion über fossile Rohstoffe.


    Ich will das mal am Beispiel von Tomaten zeigen, die man über 2000km mit dem LKW von Spanien nach Deutschland schafft. Das klingt ja erst mal ziemlich wahnsinnig, aber ich mach mal eine kleine Rechnung:


    Der Verbrauch des LKW sei 35l Diesel pro 100km und die Nutzlast sei 30.000kg Tomaten.


    Das macht dann rund 700l Diesel für die Fahrt oder 0,023l Diesel pro 1kg Tomaten. Bei 1€ pro 1l Diesel sind das somit 2,3ct Kraftstoffpreis in 1kg Tomaten und bei 10€/l Diesel sind das 23ct pro 1kg Tomaten. Man wird also selbst bei 10€ für 1l Diesel noch Tomaten mit dem LKW herum karren, weil es nun mal ökonomisch sinnvoll ist.
    Aus energetischer Sicht haben wir ganz andere Baustellen, nämlich die Gebäudeheizung und den PKW-Pendelverkehr. Das ist der eiegntliche energetische Wahnsinn unserer Zeit.


    Ein älteres Haus verheizt heute an einem kalten Wintertag 50l Heizöl, um die Räume warm zu halten. Bei 1€/Liter Heizöl koster also die warme Bude an diesen einen Tag satte 50 Euro, bei 10€/l wären es schon 500€ für die geheizte Bude an nur einem einzigen kalten Wintertag.


    Ich bin über die peak oil Thematik zu "survival" gekommen und beschäftige mich damit schon eine geraume Zeit. In der "peak oil Szene" gibt es viele Annahmen, die schlichtweg absurd sind, insbesondere auch was die Landwirtscahft betrifft.
    Klar wäre die Landwirtschaft anfällig für einen Ausfall der Erdgas- oder Dieselversorgung von heute auf morgen, keine Frage. Das ist aber kein prinzipielles Energie(preis)problem.


    Ein Energie(preis)problem haben ganz andere, z.B. die, die ihre 2kg Bioaäpfel mit dem PKW vom "regionalen Markt" in 5km Entfernung abholen. In dieser "letzten Meile" steckt die meiste Energie, egal wie und wo die Äpfel erzeugt und bis dahin transportiert wurden.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ohne jetzt den Film angesehen zu haben:
    Man wird sich neben Einschränkung beim Fleischkonsum und Essen von Futtermaterial für Tiere nebenbei noch auf ANDERE ungewohnte Feldfrüchte umstellen müssen.
    Dann klappt die wenig energie-intensive Landwirtschaft ohne Hunger und Importzwang.


    Ich sage nur Topinambur.

  • Hallo Cephalotus,


    du hast natürlich mit deiner energetischen Betrachtung vollkommen recht.
    Allerdings geht sie am Thema vorbei: Ich habe den Beitrag deswegen eingestellt, weil wir ja für eine Zeit preppen, in der die klassische Wirtschaft nicht mehr bzw. nur mehr eingeschränkt funktioniert.


    Vor allem: Er sollte eine Inspiration für alle sein, die schon heute einen Garten bewirtschaften!


    Dass viele Peak-Oil-Szenarien übertrieben sind stimmt natürlich! Wenn wir es schaffen, 20% weniger fossile Rohstoffe zu verheizen können wir vermutlich noch jahrhundertelang damit ackern, Fernverkehr betreiben (der ja auch per Schiene funktioniert und somit großteils von Öl unabhängig gemacht werden kann) und allerlei chemische Produkte herstellen.


    Was mich an dem Beitrag fasziniert hat ist, dass man gänzlich ohne große Maschinen und regelmäßige Düngergaben mit vertretbarem Aufwand einen "Garten" schaffen kann, der mehr Erträge liefert als ein mit modernsten Methoden bewirtschafteter Acker. Und dieser "Garten" ist nebenbei - im Gegensatz zur Agrarwüste - noch ein Lebensraum für allerlei Tiere und Pflanzen!
    Würde von heute auf morgen die Versorgung mit Kunstdünger ausfallen hätten wir in einem Jahr keine Landwirtschaft mehr! Ein "moderner" Acker ist im Wesentlichen nicht mehr als die berüchtigte Steinwolle in den niederländischen Tomatenhäusern: Ein Substrat für die Wurzeln, das nur mittels einer konstanten Nährstoffzufuhr Ernte um Ernte ermöglicht.
    (Zugegeben: Erde speichert Nährstoffe besser als Steinwolle, aber das Prinzip dahinter ist das selbe).


    Der (mir) wichtigste Teil der Doku beginnt bei ca. Minute 32, in der die Permakultur vorgestellt wird.


    Hr. Crawford schätzt (bei ca. Minute 41), dass eine "optimierte" Permakulturfarm (vermutlich) 10 Personen pro acre ernähren könnte! Selbst wenn man den Wert verdoppelt: mit 4.000 m² könnte man eine 5-köpfige Familie ernähren!
    Das schafft man mit klassischer Landwirtschaft nicht...


    Eine weitere Aussage, diesmal von Hrn. Dixon: "Gärtnern (er bezeichnet sich selbst eher als Gärnter als als Landwirt) mit Handwerkzeugen ist produktiver und energieeffizienter als Landwirtschaft zu betreiben".


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.


  • Zwischen solchen Filmen und der Praxis klaft aber ein riesen Loch. Ich versuche mich schon seit etlicher Zeit daran und es bleibt der Kampf gegen das Unkraut und die Schnecken. Was man aber zb gebrauchen kann ist das ein Nussbaum, Kastanienbaum auf geringer Fläche einem enorm viel bringen und das man zb Kleinvieh unter den Bäumen grasen lassen kann. Aber wer ordentliche Quantitäten Kartoffeln, Bohnen usw produzieren will kriegt das kaum so hin wie dort beschrieben.


    Ich habe übrigens bei den ganze Permakultur Filmen immer richtige Produktionszahlen vermisst, den mit Aussagen wie mit 4'000 ernähre ich eine Familie interessiert es mich was wird da wirklich produziert in Kg pro Jahr. Ich habe auch ein halbe Tonne Äpfel pro Jahr nur heisst das man 1.5 Kg Äpfel pro Tag essen muss ????


    Der Ansatz ist gut und man schafft es ohne Kunstdünger und andere Chemie aber die Produktionszahlen daran glaube ich nicht.

  • Hallo,


    Ich denke schon, daß man auf relativ kleinem Raum (seien es mal 4000m²) genügend Lebensmittel für 4-5 Personen permanent erzeugen kann.
    Das Problem ist, daß das sehr viel Arbeitseinsatz verursacht.
    Derzeit erwirtschaften 7-8% der deutschen Bevölkerung die Nahrungsmittel für den Rest (http://de.statista.com/statist…orstwirtschaft-fischerei/). Die anderen 92-93% machen etwas anderes. Wenn man das System umstellt, dann haben wir 30-40% Arbeitskraft, die die Lebensmittel für die restlichen 60-70% erwirtschaften. Damit geht extrem viel Arbeitsleistung verloren, Lebensmittel würden automatisch teurer werden müssen.


    Also für einen kleinen Teil geht diese Permakultur oder sonstige alternative Anbaumethoden problemlos, doch wenn jeder seine Lebensmittel selbst anbaut, dann bricht das ganze System zusammen. Ich wage sogar zu behaupten, daß es erst durch die Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft möglich war, daß Deutschland zu der Exportnation wurde die sie heute ist.


    Gruß
    Gerald
    PS.: Trotzdem finde ich diesen alternativen Ansatz sehr sexy :)

  • Die Aussagen bzgl. Produktivität glaube ich auch nicht. Darum habe ich sie ja gleich mal halbiert...


    Dass man seine Rezepte ein wenig ändern muss ist aber schon richtig, da sich ja auf dem Speiseplan dann kaum bis kein Getreide mehr wiederfindet aber der Anteil an Beeren, Obst und Gemüse steigen wird. Gut für alle mit Glutenunverträglichkeit, schlecht für alle Brotliebhaber (so wie ich).
    Bei meinen Eltern (die einen wesentlich höheren Selbstversorgungsgrad haben als ich) gab es saisonal bedingt Wochen in denen vieeel Zucchini, dann Kartoffeln, Kraut, Bohnen/Fisolen und Kürbisse auf den Tisch kamen. Im Sommer natürlich immer in Begleitung von Tomaten, Paprika, Blattsalaten und Zwiebeln.
    Im Winter fielen Zucchinis, Tomaten, Paprika und Salate weg und es blieben Kraut, Kartoffeln, Bohnen und Zwiebeln übrig - natürlich immer ergänzt mit Fleisch und Wurst (wir haben früher selber Hühner und Hasen gehalten sowie jedes Jahr ein halbes Schwein gekauft), Käse und jede Menge Brot.


    Der weitere Vorteil dieser Art von Permakultur ist, dass man auch Holz zu Heizzwecken gewinnen kann - quasi als Nebenprodukt der Nahrungsgewinnung.
    Gegen die Schnecken helfen Enten (wird auch im Beitrag erwähnt und wurde ja auch schon real ausprobiert), das "Unkraut" sollte sich mit der Zeit (wenn die Büsche höher werden und der Untergrund von Heidel- Brom- und anderen Beerensträuchern überwuchert ist) zu weiten Teilen von selbst erledigen...


    Allerdings gestehe ich, dass ich den Praxistest nicht gemacht habe und mangels Zeit - der wird anfangs wesentlich größer sein als wenn das System mal steht - auch nicht so schnell erfolgen :traurig:.


    Was mir im Beitrag auch noch gefehlt hat sind lagerfähige Waren.
    Klar kann man Kürbisse einige Monate lagern, und auch einige Apfelsorten sind unter guten Bedingungen mehrere Monate lagerbar.
    Allerdings ist erfahrungsgemäß ab dem Spätwinter der Großteil des Obstes und Gemüses (inkl. Kartoffeln) hinüber, und dann dauert es noch eine schöne Weile bis ausreichend Grünzeug wächst...


    LG,


    Maresi


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Zitat von DerGerald;184885

    Hallo,


    Ich denke schon, daß man auf relativ kleinem Raum (seien es mal 4000m²) genügend Lebensmittel für 4-5 Personen permanent erzeugen kann.
    Das Problem ist, daß das sehr viel Arbeitseinsatz verursacht.
    Derzeit erwirtschaften 7-8% der deutschen Bevölkerung die Nahrungsmittel für den Rest (http://de.statista.com/statist…orstwirtschaft-fischerei/). Die anderen 92-93% machen etwas anderes. Wenn man das System umstellt, dann haben wir 30-40% Arbeitskraft, die die Lebensmittel für die restlichen 60-70% erwirtschaften. Damit geht extrem viel Arbeitsleistung verloren, Lebensmittel würden automatisch teurer werden müssen.


    Ja. Andererseits gebe ich bereits heute bewusst mehr Geld als notwendig aus um mir gute Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Lebensmittel (alleine der Name deutet ja bereits deren Wichtigkeit an) sind mMn sowieso viel zu billig. Das sieht man daran, dass fast 50% des produzierten Gemüses und Obsts aufgrund von optischen Mängeln weggeworfen wird.


    Zitat von DerGerald;184885

    Also für einen kleinen Teil geht diese Permakultur oder sonstige alternative Anbaumethoden problemlos, doch wenn jeder seine Lebensmittel selbst anbaut, dann bricht das ganze System zusammen. Ich wage sogar zu behaupten, daß es erst durch die Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft möglich war, daß Deutschland zu der Exportnation wurde die sie heute ist.


    Jep. Volle Zustimmung! Allerdings habe ich im Hinterkopf so einen Kobold sitzen der mir beständigt sagt, dass ich lieber zu einer kleinen Gruppe potentieller Selbstversorger gehören sollte als zu einer großen Gruppe potentieller Hungriger, welche beim Versagen des aktuellen Systems wie Heuschrecken aus den Städten flüchten und Silberlöffel und Goldschmuck gegen Kraut und Kartoffeln tauschen...


    Ich habe auch nicht vor, ad hoc "auszusteigen" und in einer kleinen Waldhütte von selbsterzeugten Nahrungsmitteln zu leben.
    Allerdings beabsichtige ich, brach liegenden Grund rund um mein Elternhaus zu kaufen und dort so einen "3D-Naturgarten" zu errichten. Denn dort wachsen aktuell nur Disteln (die dann ihre Unkrautsamen en masse in Vaters Rasen verstreuen). Und auch mein Jägerherz wäre zufriedengestellt wenn dort das Wild ganzjährig qualitativ hochwertige Äsung und Deckung vorfinden würde...
    So kann ich quasi nebenbei eine Absicherung für schlechte Zeiten schaffen und würde sowohl meinem Vater, meiner Mutter (Tierliebhaberin erster Güte) als auch den Wildtieren helfen.
    Und da ich Zeit habe geht das (abgesehen vom Grundstückspreis) fast gratis...


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.


  • Gut lagerfähig sind Bohnen und Erbsen; Rüben, Mohrrüben und Rote Beete in einer Sandkiste, es gibt die Möglichkeit, Sauerkraut und andere sauer eingelegten Gemüse zu produzieren, manche Obstsorten und Pilze kann man gut trocknen, Topinambur ganzjährig ernten, Kohlsorten halten auch sehr lange; Nüsse sind gut lagerfähig, und meine Kürbisse ließen erst im Mai nach (kommt auf die Sorte an, wir hatten Early Butternut, Hokkaido und Muscat de Provence). In einem Gewächshaus kann man schon frühzeitig z.B. Feldsalat ziehen.


    Leider ist unser Klima natürlich nicht ideal, um ganzjährig alles frisch zu ernten.

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  • Habe ich auch schon alles durch und sicher es funktioniert nur....


    - Wo hast du den Mist her ?
    - Wo hast du die Pappe her
    - Wo hast du das Sägemehl her


    Bei der Permakultur redet man davon das man einen Kreis aufbaut aus dem man seine Nahrung bezieht ohne von Aussen etwas zu brauchen und sicher keine fossile Energie.


    Pappe kannst du nicht selber machen. Für dem Mist brauchst du Tiere die erstens Nahrung und zweitens Platz brauchen und natürlich das Stroh oder ähnliches das auch nicht vom Himmel fällt. Das Sägemehl wirst du nie und nimmer mit der Handsäge hinkriegen als bei produkt beim Holz auf bereiten.


    Kurz gesagt bei den meisten Methoden machen wir uns etwas vor puncto Autonomie und geschlossen Kreislauf.



    Ich arbeite viel mit gehächselten Ästen als Mulch. Aber ich brauch dafür meine Hecken und ungefähr 4l Benzin/Jahr um das Zeugs klein zu kriegen. Was den Mist betraff von den Enten (Inzwischen hat der Fuchs mal wieder alles getötet) habe ich einfach im Agrar Markt Hanf gekauft.


    Wie auch immer Autonom ist etwas anders...


    Darüber hinaus gibt es schon Leute die geschafft haben das Konzept des Garten Waldes um zu setzen. Heisst aber es werden ganz ander Pflanzen angepflanzt als was man gewöhnt ist.



    Hier findest du diese Pflanzen, ist auf französisch, aber Bilder kann man lesen.
    http://www.foretscomestibles.c…/plante-jardin-foret.html


    Solch eine Anlage in Belgien auf 1'800m2 seit 1970 https://www.youtube.com/watch?v=6GEYYle0IDE


    Musst aber so um die 15-20 Jahre einplanen. Meinen Nussbaum habe ich nach Lothar gepflanzt, weil der dor war von Lothar zerstört wurde. Nüsse in brauchbaren Mengen habe ich erst seit letzten Jahr.

  • Zitat von moleson;185118

    Habe ich auch schon alles durch und sicher es funktioniert nur....


    - Wo hast du den Mist her ?
    - Wo hast du die Pappe her
    - Wo hast du das Sägemehl her


    Den Mist habe ich von meinen Tieren (Pferde, Schafe, Ziegen, Geflügel), die Pappe habe ich stapelweise (darin wird das Fleisch für die Hunde geliefert), das Sägemehl fällt hier beim Holzzerkleinern ab.



    Zitat

    Bei der Permakultur redet man davon das man einen Kreis aufbaut aus dem man seine Nahrung bezieht ohne von Aussen etwas zu brauchen und sicher keine fossile Energie.


    Um den Anfang zu machen, sind vielleicht Kompromisse möglich. Sepp Holzer hat auch erst einiges mit Maschinenkraft getan, dann wird es zum Selbstläufer.
    Wenn man heutzutage Obstbäumchen und dergleichen beziehen möchte, findet man es auch nicht unbedingt in der Nachbarschaft.
    Der Beetaufbau wird mit den Dingen, die man hat, gemacht. Ich habe das genommen, was ich hatte.
    Das wird bei Jedem (und in anderem Klima nochmal) Anderes sein.


    Zitat

    Kurz gesagt bei den meisten Methoden machen wir uns etwas vor puncto Autonomie und geschlossen Kreislauf.


    Da hast Du vollkommen Recht. Ich schaffe auch jede Menge Futtermittel u.ä. heran. Dafür verlassen aber auch Produkte den Hof. Könnte ja im Krisenfall auch als Tausch machbar sein.
    Wenn man jetzt in D beginnt, Obst- und Nussbäume zu pflanzen, dürfte es eine Generation dauern, bis der Ertrag eine Familie ernähren kann.
    Mich zieht es u.a. deshalb in wärmere Gefilde.

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  • Zitat von Firehorse;185137

    Den Mist habe ich von meinen Tieren (Pferde, Schafe, Ziegen, Geflügel), die Pappe habe ich stapelweise (darin wird das Fleisch für die Hunde geliefert), das Sägemehl fällt hier beim Holzzerkleinern ab.


    Eben und dann wird es mit den Famosen 4'000m2 für 4 Leute doch sehr, sehr eng. Denn du brauchst Land für deine Tiere und nochmal Land für das Holz. Und das Stroh machst du vermutlich nicht selber.



    Wenn ich schaue wie als ich klein war es funktionierte war es nah an einem Kreislauf dran, nur das die Quantität Land um einiges Grösser war.


    Das mit den Bäumen, die meisten Fruchtbäume geben schon ordentlich nach ein paar Jahren. Einfach ein bisschen mehr pflanzen und später ausdünnen. Hingegen bei Nüssen dauert es ewig lang, wobei bei Haselnüssen kann man erst auch mehr pflanzen als nötig, denn die Büsche geben recht schnell Haselnüsse.


    Ich würde (und ich tue es) aus diesen Forest Permakultur die Idee holen einen recht grossen und vielvältigen Baumbestand hin zu stellen und nicht nur die üblichen Äpfel, Kirsch und Birnbäume.

  • Hallo,

    Ich sehe das wieder mal als eine Definitionssache.
    Der eine sieht autark so, daß alles selbst gemacht wird.
    Der andere sieht autark so, daß er durch die Überschüsse dier er bei gewissen Sachen produziert jene Dinge die er nicht hat zukaufen/tauschen kann.


    So gesehen sind vermutlich so gut wie alle Selbstversorger mehr oder weniger nur teilautark. Was ich jetzt nicht als schlimm entfinde.
    Im Mittelalter gingen die Leute auf den Markt und verkauften ihre Produkte, mit dem Gewinn kauften sie Dinge die sie nicht selbst machen konnten.


    Also ich wäre mit teilautark schon hoch zufrieden.


    Gruß
    Gerald