Polysteroldämmung bei Häusern - Brandgefahr

  • Endlich kommt das Thema Brandgefahr bei Polysteroldämmungen (lies: Styropordämmungen) mal mehr in den Mainstream:


    http://www.spiegel.de/wissensc…h-styropor-a-1001121.html


    Wenn man mit Stein- oder Glaswolle dämmt hat man das Problem nicht, aber die Meisten hauen sich ja aus einer gewissen Geiz-ist-Geil-Mentalität lieber den Brandbeschleuniger an die wand der auch mit den eingelegten Brandsperren (leider) nicht brandsicher ist.


    In 2013 wurde noch darüber "in kleinem Rahmen" berichtet, sei ja gar nicht so schlimm:


    http://www.tagesspiegel.de/wir…aterialfrage/7718700.html


    Langsam setzt sich zum Glück die Realität durch. Wer in einem Polystyrol-gedämmten Haus wohnt dem empfehle ich persönlich auf jeden Fall eine gute Brandhaube.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ich habe vor ein paar Jahren gebaut (mit einem Bauträger) - kurz bevor ich mit Preppen begonnen habe.
    Monate später habe ich einen Beitrag dazu im WDR gesehen. Dort wurde extra eine Mauer hochgezogen, isoliert und verputzt. Beim anschließenden simulierten Zimmerbrand schlugen nach wenigen Minuten (ich erinnere mich an 3 Minuten) das Feuer durch das eigentlich geschlossene Fenster und ich meine es war nach 7 Minuten, dass auch die Fassade Feuer fing. Nach 10 Minuten (wieder nur Jahre alte Erinnerungen) wurde der Versuch abgebrochen und die bereit stehende Feuerwehr sollte den Brand löschen - was ihnen unerwartet viel Mühe bereitete.


    Ich könnte mich deswegen heute noch in den Hintern beißen. Vor allem weil ich mit dem Bauträger etwas anderes besprochen habe (anderer Hintergrund - die Brandgefahr war mir damals nicht bekannt) nur nicht darauf geachtet hatte es auch schriftlich festzuhalten.
    Jetzt habe ich das Zeug an der Außenwand und muss damit leben.
    Mit mehrere Feuerlöscher und Rauchmelder in allen Räumen versuche ich bei Problemen so schnell wie möglich reagieren zu können.
    Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.

  • Ich habe vor 3 Jahren einen Fassadenbrand in Wien gesehen, Neubau, Fassade etwa 1 Woche fertig , Gerüst ist noch gestanden.
    Fassade 10cm Styropor, Brandherd war Abfall im Eg-Garage. 3 Etagen hoch, das brennende Styropor tropfte oder besser, es strömte runter. Die Hitzeentwicklung war so hoch, das das Stahlrohrgerüst komplett verbogen wurde, die Betonsäulen wie Betonwände mußten aufwändig saniert werden. Der Brand wurde von mir um 5:40 der Feuerwehr gemeldet, ich war auf der Nachbarbaustelle beschäftigt.
    mfG. Sigerl

  • Einfach mal bei Youtube "Brand Dämmung" eingeben und hoffen das man heute Nacht noch gut einschläft... (Wenn man diese Dämmung hat)


    Gruß
    Die Grille

  • Hallo,

    Zitat von Bärti;195006

    Endlich kommt das Thema Brandgefahr bei Polysteroldämmungen (lies: Styropordämmungen) mal mehr in den Mainstream:


    http://www.spiegel.de/wissensc…h-styropor-a-1001121.html


    ich habs auf SPON ja auch schon kommentiert (S.4 der Kommentare):
    mit der geschilderten Versuchsanordnung, einem brennenden 200kg-Holzstapel direkt an der Aussenwand bekommt man nach 20 Minuten auch ein Holzhaus oder ein verputztes Fertighaus in Brand gesteckt. D.h. die Häusertypen sollte man bitteschön auch gleich mitverdammen.


    Zitat

    Wenn man mit Stein- oder Glaswolle dämmt hat man das Problem nicht,


    Nein dafür hat man einen biologisch nicht abbaubaren Faserwerkstoff rund ums Haus, der immer mehr ins Visier der Krebsforscher gerät. Auch die "modernen" Mineralwolle-Produkte dürfen mittlerweile vom Handwerk nur noch mit wirksamem Atemschutz eingebaut werden, weil die BGs befürchten, dass ihnen da in de nächsten Jahren zunehmend faserinduzierte Krebsfälle unter MiWo-Verarbeitern ins Haus stehen.


    Ganz sicher dürfte die Entsorgung eines mineralfaserisolierten Hauses bzw. dessen Dämmung in Zukunft mindestens so problematisch sein, wie die von Kunststoffdämmungen, wenn nicht noch schwieriger/teurer (vgl. Asbest).


    Wer dämmt hat also die Wahl zwischen Pest oder Cholera...


    Auch altpapierbasierte Isolierstoffe (Isofloc etc.) sind schwierig: der Ausgangsstoff (bedrucktes Papier) stellt per se einen Chemiecocktail dar, gegen Fäulnis und Brandgefahr muss massiv mit Salzen gearbeitet werden und am Ende muss man die Dämmung unter allen Umständen trocken halten (was bei salzgetränkten Papierflocken eine gewisse Herausforderung darstellt).


    Holzweichfaserplatten dämmen um Klassen schlechter als MiWo oder Kunststoffschäume, ebenso Blähtonkügelchen. Bleiben am Ende Vakuumplatten, Glasschäume und Aerogele, die sind aber in der Dämmung von Bestandsgebäuden (und die verschwenden Energie en masse) nicht ganz einfach zu handhaben (und teuer).


    Der ideale Dämmstoff muss erst noch erfunden werden. Ich halte das Brandrisiko einer Styropor- oder PUR-Dämmung unter Putz an einer Aussenwand für vertretbar. Und wie gesagt, die im Spiegel geschilderten Testbedingungen würden auch manch andere Fassade ins Schwitzen bringen.


    Grüsse


    Tom

  • Hi Tom,


    den hier geschilderten Brand hab ich damals sehen können, inkl. Der Auswirkungen am nächsten Tag bei Licht, Brandort war 250 Meter Luftlinie von meiner Wohnung entfernt


    http://www.abendblatt.de/hambu…-ist-eine-Feuerfalle.html


    Das war ein normaler Mülltonnenbrand wie er in HH in der Schanze häufiger vorkommt, seien es auch nur besoffene Partyeumel die ihre Kippe in die Mülltonne geschmissen haben. Die Mülltonnen stehen hier reihenweise an gedämmten Fassaden. Das ist für mich ein an die Wand gebapptes Brandbeschleunigungssystem par Exelence. Dieser und andere Fälle würden mich in jedem Falle davon abhalten bei mir das Zeugs an die Wand zu bappen, lieber höhere Energiekosten.


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    ...und hier noch mal ein älterer Artikel der ansatzweise darauf verweist wie Prüfanordnungen und Normen nicht ganz mit der Realität in Einklang zu bringen sind, schwerentflammbar vielleicht in Deutschland, Europa war damals aber schon weiter....


    http://www.spiegel.de/wissensc…gescheitert-a-869403.html


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    Schön anschaulich ist dieses Video


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    man sieht schön wie sich der Brandübersxhlag von Geschoss zu Geschoss auf Grund der Hizeentwicklung beschleunigt

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ich möchte da einmal kurz meine Erfahrungen mit einer, von tomduly erwähnten, Weichholzfaserplatte berichten.


    Die Verarbeitung ist etwas schwieriger als normales Styropor oder Styrodur und der Werkstoff ist definitiv teurer. Aber es brennt nicht. Flammen erlöschen selbstständig. Es wird nur mit Holzleim in der Herstellung gearbeitet, d.h. keine giftigen Kleber oder ähnliches. (Es kommt auch immer mehr in den Focus, dass doch ein beträchtlicher Anteil des Styropors nicht verbrannt wird sondern sonst wo landet, wodurch die Brandschutzmittel ausgeschwemmt werden.
    Ein wichtiger Punkt bzgl. Fäulnis - wir haben eine große Schrankwand an der Außenwand stehen, denkbar schlecht ohne Zirkulationsmöglichkeit für die Luft. Nach 10 Jahren haben wir diese einmal abgezogen und es war an keiner Stelle auch nur der geringste Hinweis auf Kondensationswasserbildung bzw. gar Schimmel. Styropor lässt kein Wasserdampf durch. Dadurch kann sich durch Kondensationswasser deutlich besser Schimmel bilden.


    Wichtig ist bei der Verarbeitung der gleichmässige Auftrag auf die Wand, das heisst nicht an vier Stellen etwas Kleber kleksen sondern großflächig den Kleber verstreichen und er muss voll platt an der Wand anliegen. Ich möchte keine Firma partour verteufeln, ich hab aber schon ein paar Arbeiten gesehen wo ich wirklich von Pfusch am Bau reden darf. Da kann man sich dann auch nicht wundern, wenn nach 10 Jahre Schimmel da ist und die Wärmedämmung stellenweise doch nicht so gut funktioniert wie es propargiert wurde.


    Die Wärmeleitfähigkeit dieser Platte liegt bei 0,043 W/m*K was durchaus in den Bereichen von Mineralwolle oder Kunststoffdämmungen liegt.


    Vielleicht kann man an dem kurzen Text erkennen, dass ich ein großer Fan dieser Platten bin :). Wer noch Fragen dazu hat, kann sie gerne stellen. Ich bemühe mich um gute Antworten.

  • Zitat von Bärti;195087

    Hat jemand von euch eigentlich Erfahrung mit Vakkum-Dämmplatten?


    Eines Tages ist halt das Vakuum reduziert, zumindest Wasserstoff diffundiert im Laufe der Jahrzehnte durch die Barriere hindurch. Wie groß der Effekt ist weiß ich nicht. Ansonsten besteht Deine Dämmung halt aus Elementen gegebener Größe, Du musst das also alles ganz genau planen und kannst nichts zuschneiden.
    Der Hauptnachteil ist sicher der Preis. Man verbaut die Dinger eigentlich nur dort, wo man keinen Platz für herkömmliche Dämmung hat.


    Meine bevorzugte Dämmung wären Hohlziegel, ggf. mit Perlite in den Hohlräumen. Außer dem Preis vermag ich da keinen Nachteil zu erkennen.


    Die Gefahr des brennenden Styropors sehe ich als übertrieben. Zieht man die Fälle ab, bei denen nicht sachgemäß gebaut wurde oder die Fassade noch garnicht fertig verputzt war, wieviele Brände pro Haus ergeben sich da pro Jahr?


    Wie ist dieses Verhältnis im Vergleich z.B. bei Fernsehern aus oder bei Adventskränzen?


    Im Einfamilienhaus sehe ich darüber hinaus eine brennende Fassade als eher unkritisch. Das Haus wird ja nicht von allen vier Seiten gleichzeitig lichterloh brennen, also kommt man doch zur Not irgendwo problemlos durchs Fenster raus (Menschen mit körperlicher Behinderung evtl. ausgeschlossen).


    Die Diskussion gab es übrigens in den Medien auch bei Passivhäusern, wo bei einem Zimmerbrand in einem Fall ein so starker Unterdruck entstanden war, dass der ein Öffnen der Zimmertür verhindert hatte.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • "Meine bevorzugte Dämmung wären Hohlziegel, ggf. mit Perlite in den Hohlräumen. Außer dem Preis vermag ich da keinen Nachteil zu erkennen."


    Das sehe ich genauso, Perlite wäre für mich auch erste Wahl, ggf. sogar gemauerte Vorsatzschale mit Hohlraum zur Altwand der mit Perlite gefüllt wird. Wobei ich persönlich eher auf die geblähten Perliteprodukte zurückgreifen würde und nicht auf die Roh-Perliteprodukte.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Hallo,
    bei uns hier wird seit Neuestem mit 50cm Hohlziegel + Thermoputz gebaut. Von der Styropordämmung wird wieder weggegangen.
    Unser Haus hat so eine Styropordämmung, und ich sehe da überhaupt keine Probleme mit Schimmel oder Feuchtigkeit, es ist eher zu trocken. Feuer kann ich nicht sagen, denn gebrannt hat mein Haus noch nicht :)


    Gruß
    Gerald
    PS.: Man kann alles schlecht reden wenn man will.

  • Meinem Bruder hat eine verirrte Silvesterrakete die noch nicht gänzlich verputzte Dämmung an der Garage in Brand gesteckt. Die komplette Dämmung ist unterm Putz abgebrannt.

  • Hi Nudnik, hast du Bilder? Würde ich gerne mal sehen, finde soche Schadensbilder immer sehr interessant.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von tomduly;195023


    Holzweichfaserplatten dämmen um Klassen schlechter als MiWo oder Kunststoffschäume


    Woher hast du denn das? gute Holzfaserweichplatten haben Werte um 0.040W/mK, Geschäumte Kunststoffe kommen auf 0.025. D.h. Holzfaserplatte ist zwar schlechter, aber nicht um Klassen schlechter. Sie werden ja, und das ist eine gute Nachricht, zunehmend häufiger verwendet.
    Aus Abfällen solcher Platten kann man übrigens, wenn man sie z.B. in geschmolzenes Paraffin aus Kerzenabfällen taucht, ganz gute Anzündehilfen machen.


    Zitat von tomduly;195023

    Der ideale Dämmstoff muss erst noch erfunden werden.


    Es gibt nicht den idealen Dämmstoff, und der Wärmeleitwert ist nur einer von mehreren relevanten Parametern. Wasserdampfdiffusionsfähigkeit, spezifische Wärmekapazität, Aufwand bei Herstellung und Entsorgung sind auch wichtig, werden aber oft ignoriert.


    Grundsätzlich soll bei der Gebäudehülle der Wasserdampfdiffusionswiderstand auf der warmen Seite am grössten sein. Leider hat Hartschaum ganz hohe Werte, ist also aus diesem Grund für Aussendämmungen problematisch. Deshalb braucht es innen eine luftdichte Dampfbremsfolie - was in der Praxis im Altbau regelmässig scheitert, zumal das Ganze ja wenig kosten darf und deshalb gerne dem billigen Akkord-Montagetrupp überlassen wird.


    Die moderne Rendite-Architektur ist leider nicht fähig, das Gebäude ganzheitlich zu betrachten, denn sonst wäre das Klimatisierungsproblem (der Energeiaufwand, das Gebäude bewohnbar zu halten) schon beim Design ein Thema. Da werden irgendwelche Würfel oder Kuben gebaut, die in Oslo gleich aussehen wie in Dubai, und um möglichst wenig Nutzfläche zu verlieren, müssen die Wärmedämmungen so dünn wie möglich sein. Also zählt nur die Wärmeleitgruppe. Rest macht die Klimaanlage, Betriebskosten zahlt nicht der Planer, also egal.
    Wärmedämmstoffe werden in riesigen Mengen produziert und verbaut, es ist auch deshalb nicht egal, was man nimmt.



    Zitat von tomduly;195023

    Ich halte das Brandrisiko einer Styropor- oder PUR-Dämmung unter Putz an einer Aussenwand für vertretbar. Und wie gesagt, die im Spiegel geschilderten Testbedingungen würden auch manch andere Fassade ins Schwitzen bringen.


    Man könnte das Zeug mit Brandhemmern imprägnieren, aber die in Frage kommenden Brandhemmer sind für die Umwelt problematisch. Das Brandverhalten hängt zudem sehr von Details der Montage und der Architektur ab. Bei Kabelbränden führt z.B. die an sich nicht brennbare PVC-Isolation der Kabel zu stark giftigem Rauch, d.h. das Brandverhalten des Materials darf nicht unabhängig von der Einbausituation betrachtet werden. Das ist ein wunderbares Tummelfeld sich widersprechender Experten, denn man kann mit dem Veruchsaufbau das Ergebnis vorherbestimmen.
    (Diskussion dazu siehe z.B. hier)
    Die erste Frage wäre, wie sich das Zeug beim normalen Gebrauch verhält, und da ist es so, dass ich es nicht an meinen Wänden haben will, weil ich es nicht mag, in einem Plastiksack zu wohnen. Eine Kühlzelle würde ich hingegen damit dämmen.
    Die zweite Frage wäre, wie eine so aufgebaute Gebäudehülle altert, und die wird schnell hässlich - im Gegensatz zu Aussenwänden aus Massivholz oder Stein, die in Würde altern.

  • Hallo jp10686,


    Holzweichfaserplatten sind als "normal entflammbar" (B2) eingestuft, für WDVS zugelassene EPS-Dämmplatten als "schwer entflammbar" (B1). (Brandschutzklassen)


    Ich will mich nicht zum Anwalt von Styropordämmung machen (ich habe beides am Haus bzw. auf dem Dach: EPS als Fassadendämmung und Pavatex-Weichfaser als Auf-Sparren-Dämmung, darunter Glaswolle als Zwischensparrendämmung), wir wohnen nun seit 10 Jahren in unserem "Plastiksack" (umfassend saniertes altes Bauernhaus) und fühlen uns sehr wohl. Weil uns alle wegen der Dämmungsgeschichte Angst machen wollten, überwachen wir von Anfang an Temperatur und Luftfeuchtigkeit in allen drei bewohnten Etagen, bislang ohne irgendwelche Auffälligkeiten. Auch kennen wir keinen Schimmel oder muffig riechende Ecken.


    Die Fassade sieht auch nach 10 Jahren aus wie am ersten Tag, es nisten auch keine Spechte oder Papageien in der Dämmung, es wächst kein Grünzeug auf der Wand und man sieht auch nicht die Tellerdübel durchscheinen. Wir haben allerdings auch ein Haus, das seinerzeit (vor 150-200 Jahren) halbwegs mit Sachverstand gebaut wurde: nämlich mit konstruktivem Wetterschutz, also relativ weit überstehendem Dach und Abtropfkanten an Gebäudevorsprüngen. Damit bleibt die Fassade bei den meisten Niederschlägen des Jahres trocken und wenn sie mal durch Schlagregen beregnet wurde, kann sie auch wieder abtrocknen, weil genügend Abstand zwischen Fassade und Bäumen, Nachbargebäuden etc. besteht.


    Mein Eindruck ist: wenn "Styroporfassaden" versagen, dann vor allem wegen konstruktiver Mängel und falschem Nutzverhalten: kann man z.B. hier sehr schön sehen: KLICK: der Dachgiebel hat praktisch keinerlei Überstand, die Wand ist jedem Regen voll ausgesetzt, nur dort, wo die Fensterbretter für einen gewissen Regenschutz sorgen, ist die Fassade noch intakt, überall sonst ist sie ausgewaschen und vermutlich überfeuchtet. Die Nutzer haben die kleinen Fenster auf "Dauerlüftung" angeklappt, vermutlich sind das (unbeheizte) WCs oder ein Treppenhaus, d.h. die Wand kühlt über die Fenster aus, der Dämmeffekt wird ausgehebelt.


    Grüsse


    Tom


    P.S. Was die "ideale Dämmung" betrifft, so ist die klassische Thermoskanne (mit dem Vakuum-Glaskörper) dem Ideal recht nahe. Es gibt ja auch schon Ansätze in diese Richtung: Gitterplatten in zähe Alu-Verbundfolie einvakuumiert. Nachteile: man darf die Platten nicht zuschneiden oder anbohren und auch unbeschädigt ist der langfristige (>30 Jahre) Erhalt des Vakuums noch nicht nachgewiesen (die Anbieter sprechen von ein paar % jährlichem "Vakuumverlust" bzw. Anstiegs des Luftdrucks in den Gitterplatten. Könnte mir aber vorstellen, dass z.B. Fertighausanbieter derartige Vakuumdämmungen in ihre Aussenwand- und Dachfertigteile integrieren, weil sie mehrere Funktionen in sich vereinigen: sehr gute Wärmedämmung, Dampfsperre, Unterspannbahn usw. Selbst die Abschirmwirkung gegen HF-Felder liesse sich vermarkten. Und wenn man eine Vakuumdämmung für eine komplette Wandscheibe auslegt, könnte man auch einen "Wartungsanschluss" einbauen, an dem 1x im Jahr die Luft evakuiert wird (oder meinetwegen automatisch bei Bedarf mit einer angeschlossenen Pumpe).

  • Hallo,
    ich wohne ja in so einem Plastiksackerl. Was soll ich sagen, derzeit habe ich eine Raumluftfeuchtigkeit von ca. 40% bei 22°C.
    Ich sehe einfach keine gravierenden Probleme der Dämmung. Das einzige was ich wirklich habe, wobei ich nicht weiß ob daran die Dämmung schuld ist: Algenbefall auf der Wetterseite, also nur eine Hausseite. Ich habe hier aber eher den Außenputz im Verdacht, denn die Isolierung speichert ja keine Feuchtigkeit.


    Gruß
    Gerald
    PS.: Trotzdem würde ich heute wohl eher mit 50cm Ziegel + Thermoputz bauen.

  • Hi Gerald,


    Das Problem ist allerdings, dass solch eine Wärmedämmung aus Mineralwolle oder Hartschaum auch keine Wärme speichern kann. Die gedämmte Fassade ist also immer etwas kühler. Dadurch kann sich Tauwasser an ihr absetzen und auch Regenwasser trocknet nicht mehr so schnell ab. Nun kommt die große Stunde der Algen und Pilze, die Feuchtigkeit über alles lieben. Sie besiedeln die Fassade, was diese grün werden lässt. In den Fassadenfarben ist meist giftiges Antialgenzeugs beigemischt. Ist das nach 3-5 Jahren aus der Farbe ausgewaschen (und schön im Abwasser/Grundwasser verteilt) kommt der grüne Pelz => wieder neu Streichen und das ganze Spielchen geht von Vorne los. Jedes WDVS mit Putz + Anstrich ist ein schönes Biotop für Algen nach dem Giftabgang aus der Farbe.


    Beste Grüße!

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Naja, die Dämmung ist insofern daran "schuld", indem sie die Wärme drinnen und somit die Außenwand kalt hält, so daß Feuchtigkeit daran kondensiert und länger braucht zum abtrocknen, was das Algenwachstum begünstigt.


    Energetisch macht es aber keinen Sinn, die Algen "wegheizen" zu wollen.
    Dann bekäme man u.U. im Gegenzug Schimmel innen, weil dann die Feuchtigkeit aus der warmen Innenluft an der Innenseite der dann kalten Außenwand kondensiert.


    Meine Firma hat gerade eine gigantische Hallen-Nordwand aus Beton sehr teuer mit 15cm Steinwollmatten außen gedämmt -
    weil sich sonst der Dampf aus dem Produktionsprozeß innen an der Wand niedergeschlagen hätte und auf die Schwerlastregale mit Maschinenteilen getropft wäre - zusätzlich zu dem schwarzen, ungesunden Pilzbefall, der sich an dieser Innenwand zu bilden begann.


    Verkeidet wurde die Isolierung außen mit Aluwellblech.
    Vielleicht eine Option für Dich?

  • Ich möchte nicht behaupten, dass es mit einer korrekt geplanten und ausgeführten Aussendämmung aus Styropor oder Hartschaum nicht geht.
    Aber ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass man das Problem Dämmung nicht unabhängig von der Gebäudenutzung und der Gebäudeplanung betrachten sollte.


    Dämmgegener neigen dazu, Ausführungs- oder Planungsfehler dem Prinzip zuzuschreiben (Dämmung ist prinzipiell Mist, weil dem Nachbar sein Haus ... ). Dass, wie gesagt, jeglicher konstruktiver Wetterschutz "vergessen" wurde (ist doch altmodisch) und dass rasch und billig und entsprechend unsorgfältig gearbeitet wurde und oft Planungsfehler vorliegen, wird nicht in Erwägung gezogen.


    Dämmbefürworter neigen dazu, ihre Dämmvariante als beste Methode für alles und jedes anzuschauen, weil es in ihrem Haus ja funktioniert.


    In einer weiteren traditionellen Art von Gebäudeausführung, nämlich dem Holzblockbau mit zentralem schwerem Kachelofen, ist die Dämmung der Aussenhülle nach heutigem Standard ganz ungenügend (12 cm Massivholz). Trotzdem ist es möglich, solche Gebäude mit wenig Energieaufwand behaglich zu halten, durch Strahlungswärme des speichernden Ofens.


    Wenn man ein Gebäude mit einer Aussendämmung aus einem stark wasserdampfhemmenden Material versehen will, muss man darauf achten, was mit der Feuchtigkeit geschehen soll, die durch das Wohnen im Inneren des Hauses freigesetzt wird. Da stellt sich eine Industriehalle anders als ein Wohnhaus.
    Richtiges Nutzerverhalten ist Pflicht (Bad nach dem Duschen lüften bis Wände trocken sind, Badezimmertür zu, keine Wäsche im Haus trocknen ohne Luftentfeuchter, Dampfabzug), sonst kriegt man jede Bude schimmlig.
    Richtigerweise wird eine Zwangsentlüftung angeordnet.


    Im Altbau besteht oft das Problem, dass es im Mauerwerk aufsteigende Feuchtigkeit gibt. Die kann, wenn nicht gedämmt ist, durch den diffusionsoffenen Arme-Leute-Kalkputz verdunsten. Wird gedämmt oder "richtig" verputzt, also das Mauerwerk eingesperrt, so steigt die Feuchtigkeit konsequenterweise weiter auf und führt zu Problemen. Daran ist dann nicht die Dämmung schuld, sondern der, der sie geplant (oder eben nicht geplant) hat.


    Neben dem Dämmeffekt und den Kosten ist auch die Lebensdauer und die Unempfindlichkeit auf gewöhnliche, also rohe Behandlung sowie die Reparaturtauglichkeit ein wichtiges Thema. Deshalb bin ich bei Vakuumplatten, so gut die technischen Dämmwerte auch sein mögen, skeptisch. Es wird immer mal vorkommen, dass nachträglich eine Steckdose oder ein Wasserhahn montiert oder ein Fenster angepasst werden soll. Ein falsches Loch, und man hat eine grosse, unerkannte, ungedämmte Stelle? Den Monteuren ist sowas ganz wurscht, Silikon drüber und gut ist.


    Noch was zu Algen auf der Fassade: Das ist ein Symptom, keine Ursache.
    Wenn man eine sehr gut dämmende Gebäudeaussenhülle mit einem dichten Verputz abschliesst (Klassiker: Kunststoffputz auf Styropor), dann kühlt die Oberfläche natürlich durch Abstrahlung auch stark aus, denn von innen kommt ja keine Wärme nach, die das ausgleicht. Dadurch bildet sich Kondenswasser, das die Oberfläche benetzt, weil diese ja kein Wasser aufnehmen kann. Es bilden sich Algen, die aus genau dem gleichen Grund auch an schattigen Mauern und Felswänden wachsen.

    Zitat von hinterwäldler;204870


    Energetisch macht es aber keinen Sinn, die Algen "wegheizen" zu wollen.
    Dann bekäme man u.U. im Gegenzug Schimmel innen, weil dann die Feuchtigkeit aus der warmen Innenluft an der Innenseite der dann kalten Außenwand kondensiert.


    Wenn man Abhilfe schafft durch weniger Dämmung, also wärmere Wände, dann geht das selbstverständlich auf Kosten des Heizbedarfs, denn irgendwo muss die Wärme ja herkommen. Die Kondensation wird durch die Dampfsperre verhindert, die genau deshalb nötig ist und auf der warmen Innenseite sein muss.


    Und genau hier bekommt man im Altbau ein Problem: Wenn die Gebäudehülle undicht ist, dazu reicht ein Schwindriss in einem Dachsparren oder ein unsauberer Anschluss oder eine vergessene Abklebung der Dampfsperrfolie, dann strömt dort warmfeuchte Innenluft nach aussen. Die kühlt sich in der Aussenwand entsprechend dem Temperaturgefälle ab, und es kommt zu Tauwasserbildung in der Wand mit alllen unliebsamen Folgen.

  • Erst lässt man die Leute die die Polysterol-Scheiße an die Häuser kleben, nun kann der Kram nicht entsorgt werden:


    http://www.focus.de/finanzen/v…r-mehr-an_id_6012869.html


    Da werden sich ob der zu erwartenden Kosten für eine Sondermüllentsorgung (wenn genügend Müllverbrennungsanlagen das Zertifikat erhalten haben) einige Break-Even-Punkte ab wann sich eine Polysterol-Wärmedämmung rechnet wohl weit nach Hinten verschieben. Glücklich werden diejenigen sein die mit Naturmaterialien gedämmt haben, aber viel zu viele sind dem vom Staat orchestrierten Dämmwahn verfallen und müssen nun zahlen. Aber es war ja beim kauf billiger als Steinwolldämmung oder andere Möglichkeiten.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd