Lebenserfahrung weiterer Bericht

  • In Ordnung, machen wir hier weiter.


    Bevor ich von Details meiner Erlebnisse berichte lohnt es sich einen Blick auf das "Drum herum".


    Als ich im Frühjahr 2006 den Entschluss gefasst habe auf unbestimmte Zeit ein Nomaden- oder Zeltleben zu beginnen gab es einiges vorzubereiten.


    Unbestimmte Zeit bedeutet also unter Umständen gar nicht zurückzukommen.


    Mein Sohn zu dem ich ein ausgesprochen gutes kameradschaftliches Verhältnis habe nahm es ruhig und gelassen, meine Tochter (die ihr eigenes Leben mit ihrem Mann führt)
    bekam einen Weinkrampf und konnte gar nicht wieder beruhigt werden und meine Mutter, tja, sie bereitete ich langsam über 3 Monate vor und versprach ihr natürlich wieder
    zurückzukommen.
    War überhaupt nicht einfach, aber ihr wisst ja, ein Mann muss tun was ein Mann tun muss.:face_with_rolling_eyes:


    Nur meine Exfrau nahm es natürlich gelassen und wünschte mir erholsame Tage.



    Ich habe mich manchmal gefragt warum ich überhaupt diesen Entschluss gefasst habe.


    Privat lief es zwar nicht gut, hatte mich gerade von einer tollen Freundin trennen müssen, aber das war kein Grund, Mädels gibt es ja genügend.


    Beruflich war ich bestens am Ball, es machte Spaß war aber auch sehr sehr stressig weil einfach zuviel Arbeit.


    Wenn ich jetzt mit Distanz darüber nachdenke, glaube ich, dass sich ganz entscheidende Entschlüsse in meinem Unterbewusstsein abgespielt haben.


    Manchmal spürte ich ein Kribbeln im linken Arm, oft einen Druck in der Herzgegend bis zu heftigen Schmerzen, alles keine guten Anzeichen.


    Als ich im Flieger saß und die euphorische Stimmung der Freiheit einsetzte war es wie weggeblasen.



    Von der Entscheidung bis zum Abflug brauchte ich genau 3 Monate.


    Letzte Aufträge abwickeln, alles Finanzielle regeln, Wohnung kündigen, meine Sachen bei meiner Exfrau (in unserem ehemals gemeinsamen Haus) in den Keller zu stellen
    und natürlich mich vorzubereiten.


    Mountainbike, etliches Werkzeug, ein Zelt für den Anfang, schwere Excalibur Jagdarmbrust (die ich nicht einmal zur Jagd gebrauchen konnte),
    Compoundbogen, 2 Solarzellen, ein paar Klamotten, und, und, ....


    Die Waage zeigte 65 kg an.


    Mein Sohn fuhr mich zum Flughafen und die euphorische Stimmung begann als der Flieger beschleunigte.
    Unglaublich wie gut ich mich fühlte.
    Alles fiel von mir ab. Ich war frei, richtig ungeahnt frei!!!:lachen::lachen::lachen:


    Bei der Ankunft auf GC abends um 22.00 Uhr gab es dann den ersten Dämpfer.


    Ich stand da mit meinen 65 kg Gepäck und Fahrrad und es war einfach kein Großraumtaxi zu finden.


    Fahren konnte ich damit nicht, also habe ich es mühevoll so gut es ging auf dem Fahrrad verstaut, den Rest getragen und hab gesehen,
    dass ich vom Flugplatzgelände kam.


    Dummerweise kommt man nur über ein Autobahnstück weg.
    War Klasse im Dunkeln unbeleuchtet auf dem schmalen Seitenstreifen zu schieben.


    Hat aber irgendwie funktioniert. Nach ein paar Kilometern die erste Ausfahrt runter und klitschnass die erste Rast gemacht.


    Was tun?


    Zu meinem ausgesuchten Bereich in den Bergen zwischen Maspalomas und Puerto Pico waren es ca. 60 - 70 km.


    Also geschlafen und am nächsten Tag über Nebenstraßen weiter geschoben.
    Am schwierigsten waren die hohen Bordsteinen bis fast 30 cm, bei denen ich jedesmal das Fahrrad hochheben musste.


    Und die zunehmenden Berge ein richtiges Problem.


    4 Tage habe ich gebraucht, einfach im Freien geschlafen, Blasen an den Füßen, die Hände wund und sowas von fertig.:staunen:


    Ich wusste gar nicht, dass ich zu solch einer körperlichen Leistung fähig war.


    Ein denkwürdiger Auftakt.


    Das hatte ich mir wie vieles was sich später ereignete ganz anders vorgestellt


    Gruß


    Michael

  • Meerwasserentsalzungsanlage


    Freut mich, wenn Euch mein Bericht gefällt.


    Nun ist es ja nicht so, dass ein Platz zum Wohnen auf einen wartet wenn man in einer unbekannten und unbesiedelten Gegend ankommt.
    Da nutzen Google Earth und Karten herzlich wenig.


    Also habe ich mich erst einmal im Bereich der Küste orientiert und einen vorübergehenden Platz in einer Bucht gesucht.
    Ich kam kurz vor Einbruch der Dunkelheit an, habe meine Sachen möglichst gut gesichert und bin vollkommen kaputt sofort eingeschlafen.


    Am nächsten Morgen ging es als erstes um die Wasserversorgung.
    Ein riesiges Meer, aber weit und breit kein Trinkwasser.
    Meine unterwegs gekauften Wasserflaschen reichten noch für etwa anderthalb Tage.


    Nun hatte ich vorgesorgt und Lebensmittelechte Klarsichtfolie eingepackt.
    Die ist zum Bau einer Transpirations Entsalzungsanlage in meinen Augen unbedingt zu empfehlen,
    sonst bekommt man bei normalen Folien chemische Absonderungen mit was weiß ich darin gleich konzentriert verpasst.


    Solch eine Anlage ist sehr einfach zu bauen wenn man das Prinzip verstanden hat.
    Ich habe sie erst einmal mit Steinen, Sand und Zeltstäben provisorisch gebaut, um sie später an meinem richtigen Standort mit Holzrahmen
    fest zu installieren.


    Sie sah folgendermaßen aus:


    Eine Folie von 120 x 120 cm mit leichtem diagonalem Gefälle und hochgeschlagenen Rändern als Auffangfolie.
    Am tiefsten Ende (diagonale Spitze) einen Schlauch ais Wasserablauf mit mehrfachen Kabelbindern eingepasst.
    Dort eine kleine Kuhle gegraben um tiefer eine 1,5 l Wasserflasche zu versenken und um das entsalzene Wasser aufzunehmen.


    Dann kam mittig auf die erste Folie das Becken für das Salzwasser, etwa 100 x 100 cm ebenfalls mit erhöhten Rändern und aus der gleichen Folie um etwa 5 cm Meerwasser aufzunehmen.


    Als nächste mit ein paar Zeltstangen ein etwa 70 cm hohes Dach steil in einem Winkel über 45°. Der Rand unten muss zwischen erster und zweiter Folie ankommen.
    Die Giebel müssen natürlich verschlossen sein. An einer Seite habe ich einen weiteren Schlauch eingepasst, um von außen Meerwasser nachfüllen zu können.


    Wasser eingefüllt und bereits nach einer Stunde ging es los.


    Das Wasser in dem Becken erwärmt sich und fängt an zu verdunsten.
    Es lagert sich an dem schrägen Dach ab und läuft nach unten außerhalb des Salzwasserbecken auf die große Folie und sammelt sich schließlich in der Flasche.
    Das Salz bleibt verkrustet im Becken zurück und kann zum Kochen verwendet werden.


    Mit dem Bau war ich mittags fertig und abends hatte ich bereits einen dreiviertel Liter Trinkwasser.
    Meine Befürchtung etwaige Öle oder Dieselreste zu schmecken bewahrheitete sich zum Glück nicht.
    Es schmeckte einwandfrei.


    Diese einfache und primitive Anlage schaffte im Schnitt 2,0 l am Tag während der Sommerzeit, je nach Sonnenstärke.
    In den Wintermonaten sank die Ausbeute auf 1,2 - 1,5 l.


    Drei dieser kleinen Anlagen decken immer den Tagesbedarf einer Person.


    Es ist mir vollkommen unverständlich, warum man nicht auf Booten oder in Gegenden am Meer wo es wenig Süßwasser gibt solche Anlagen in größerem Rahmen einbaut.


    Aber nicht mein Problem.


    Der erste Schritt war vollbracht, am nächsten Tag stand die zweite Anlage daneben.:Gut:


    Gruß


    Michael

  • Bau eines Wigwams und Fahrradsturz


    Da saß ich nun an Abend nach getaner Arbeit recht zufrieden auf dem mitgebrachten klappbaren Regiestuhl vor dem Einmannzelt
    und sinnierte mit Blick über das weite Meer.
    Störend war nur eine kräftige recht kühle Brise. Ein Ausweichen oder Deckung suchen mit Planen brachte nicht das gewünschte Ergebnis.
    Im kleinen Zelt konnte ich nur liegen oder ohne Stuhl sitzen.
    Also musste für die Übergangszeit etwas größeres her.
    In solch einer Situation ist wohl ein Wigwam am einfachsten und schnellsten zu realisieren. Eben einige ca. 3 m lange Holzstangen gesucht,
    zusammen gebunden, Plane rum und fertig - dachte ich.


    Am nächsten Morgen zeitig die wertvollen Sachen in einer Plane eingewickelt, in der nächsten Felsspalte versteckt (man weiß ja nie...) und ich düste los.
    3 Stunden später war ich ziemlich entmutigt. Ich hatte nicht ein passendes Holz gefunden, nur kurze verkrümmte Teile. Kein Baum oder großer Strauch in Sicht.


    Allerdings fand ich in einem großen ausgetrockneten Flussbett, etliche Hölzer die zumindest darauf hindeuteten, dass oben Bäume stehen mussten.
    Mit dem Bike kam man nicht weit hinein, da nur Geröll, also auch dies versteckt und zu Fuß weiter.
    Nach zwei Stunden (ich schätze nicht mehr als 5 km) verdichteten sich die Gräser, größere Gehölze erscheinen und dann sah ich sie:
    Eine prächtige Korkeiche groß und alt.


    Darunter lagen tatsächlich einige trockene und brauchbare Äste, aber alle viel zu schwer.
    Also musste ich versuchen in den Baum zu kommen, um mir einige Äste abzusägen.
    Dummerweise fingen die ersten in ca 3 - 3,50 m Höhe an, ein für mich unlösbares Problem.


    Plötzlich wurde mir das erste Mal in meinem Leben schmerzhaft bewusst, dass ich doch schon recht alt bin.
    In meiner Jugend war kein Baum hoch genug und so einen hätte ich spielend bezwungen.


    Also weiter bergauf.
    Mittlerweile war sogar ein kleines Rinnsal zu sehen, weiter oben musste eine Quelle sein, wahrscheinlich ein artesischer Brunnen
    von einem Staudamm oberhalb.
    Ein wildes Biotop mit Fröschen, Larven, Mücken und vieles mehr, aber auch mit brauchbaren Hölzern.
    Gesehen, gesägt und zurückgeschleppt.


    Als ich das Fahrrad vollkommen ausgelaugt erreicht hatte kam mir die famose Idee, den Rest zu fahren.
    Also die Hölzer unter den Arm über den Lenker und ich eierte los.
    Dummerweise kam wenig später eine verengte Stelle mit reichlich Gefälle zum Berghang und ich dachte noch ...


    Das Vorderrad rutschte weg, ich kam ins straucheln, konnte mich nicht mehr halten und stürzte den kleinen, eigentlich flachen Hang runter.
    Es wäre gar nichts passiert, wenn ich statt Shorts und ärmellosem Hemd eine Lederkombi mit Intergralhelm getragen hätte.
    Aber so Arme und Beine nackt auf den scharfen Felsen, das hat gesessen.


    Als ich mich hochrappelte und mich betrachtete hab ich mich richtig erschrocken. Große Schürfwunden, einige kleine Fleischwunden
    und im Mund da war so ein merkwürdiges Gefühl.


    Ich will das hier jetzt nicht im Detail ausführen, jedenfalls hat es mich über die Hälfte vom rechten Schneidezahn und die nächsten beiden Zähne komplett gekostet.
    Und nichts dabei, kein Verbandzeug oder sonstige Hilfsmittel.
    Aber irgendwie ging es, ich schaffte es wieder bis zu meinem Zelt.


    Nun muss ich dazu sagen, dass ich seit 25 Jahren weder bei einem Arzt noch beim einem Zahnarzt war. Ich habe mich immer selbst geheilt und das hat bestens funktioniert.
    Ich wusste also was zu tun war.



    Wurde natürlich die nächsten 2 Tage nichts mit dem Wigwam.



    Die Zähne fehlen mir heute noch, aber es merkt keiner, da ich es gelernt habe zu sprechen, ohne die nicht vorhanden Zähne erscheinen zu lassen.


    Es war ein rcht ungemütlicher Auftakt zu meinem neuen Leben.


    Aber wie heißt es:


    "Durchhalten, viel schlimmer kann es nicht werden.":face_with_rolling_eyes:


    Gruß


    Michael

  • Hallo Michael.
    Erstaunlich!Ich habe bei einem genauso blöden Fahrradsturz meinen halben linken Frontzahn verloren!
    Die Schmerzen waren höllisch.Wie lange hat es bei dir gedauert bis du wieder schmerzfrei beissen oder durch den Mund atmen konntest?



    Das sind die miesen Momente der Einsamkeit...

  • Selbstheilung, Wundversorgung und Ausrüstung


    Wie lange halten die Schmerzen an?
    Man kann es beeinflussen.


    Da ich wie beschrieben ein "Selbstheiler" bin und auch schon ähnliche Erlebnisse mit maroden Backenzähnen hatte (ohne Sturz, einfach durch kauen),
    die auch nicht mehr komplett sind wusste ich was auf mich zukommt.


    Nun gehört grundsätzlich zu meiner Ausrüstung wenn ich reise neben ordentlichen Verbandszeug eine entzündungshemmende Salbe für alles was damit zu tun hat.
    Ich schwöre auf Arnika, die mir fast immer hilft.


    Dann eine Wund-und Heilsalbe die eine Spannung der trockenen Haut nach Abnahme des Verbandes verhindert.
    Für die Zähne habe ich ein Fläschchen Nelkenöl dabei. Ein Auftrag beruhigt sofort offene Nerven.

    Für Schmerzspitzen die sich dauerhaft etablieren noch eine Packung Aspririn, die auch entzündungshemmend wirken.


    Dann noch einige unterschiedliche Pinzetten für Dornen und Splitter und das war es schon.


    Verbände und Pflaster lasse ich grundsätzlich auf der Wunde bis sie eine geschlossene Oberfläche haben. Die einsetzende Vernässung fördert den Heilungsprozess
    und enspannt die Oberfläche.



    Ich glaube ich bin sowieso ein bisschen merkwürdig. Als ich das letzte Mal während meiner Bundeswehrzeit beim Arzt war (ich musste) und mir Blut
    abgenommen wurde war der Einstich der Nadel dermaßen ekelig, das sich mir richtig schummrig wurde.


    Aber eine klaffende Fleischwunde oder der Fahrradsturz machen mir nicht viel aus.
    Nehme sich zur Kenntnis und versorge die Wunde. Mit den Schmerzen kann ich recht gut umgehen.


    Ich habe festgestellt, dass man sie mental stark beeinflussen kann. Man darf sich ihnen nicht unterordnen und hingeben.
    Dann sind sie zwar die immer noch da, aber man kann sie besser ertragen.


    Verlangt allerdings volle Aufmerksamkeit und funktioniert leider nicht immer.


    Hier war es nicht so einfach. Einen der zwei losen Zähne der nur noch am Zahnfleisch hing hatte ich nach ein paar Tagen langsam Stück auf Stück gelöst.
    der andere hat mich wackelnd noch Monate begleitet bis er endlich soweit war sich zu verabschieden.


    Am meisten Probleme machte mir der halbe Schneidezahn, da der Nerv wohl recht offen war.
    Heiß und kalt ging gar nicht. Offener Mund und Zug ebenfalls nicht, essen war höchst problematisch.


    Der Nerv spielte tagelang verrückt bis er sich endlich verabschiedete. Die Abstände der Schmerzattacken wurden größer, dann ist er abgestorben.
    Meist mit letzten heftigen Schmerzen, manchmal schleicht er sich einfach lautlos davon.


    Dabei habe ich kontinuierlich Arnika auf das Zahnfleisch vom Kiefer geschmiert, um Entzündungen und Vereiterungen vorzubeugen.


    Gesamtdauer etwa 3 - 4 Wochen, genau weiß ich es nicht mehr.


    Aber genug davon, ich will euch hier nicht mit meinen Verletzungen zutexten.


    Wenn man auf sich allein gestellt ist geht mehr als man sich als zivilisierter Mensch vorstellen kann.


    Aber immer ist eine gute Vorbereitung die Voraussetzung.


    Ich weiß nicht was ich ohne meine kleinen Hilfsmittel gemacht hätte.


    Gruß


    Michael

  • Fazit


    Ich werde meinen Bericht hier beenden und Euch weitere schmerzhafte Erfahrungen und absurde Situationen in meiner schonungslosen Darstellung ersparen.


    Leider läuft es bei solch einer radikalen gewollten oder ungewollten Veränderung des Lebens nicht immer so wie man es sich erhofft und vorstellt.
    Man kann auf sich allein gestellt in Situationen und Abläufe kommen, die nur schwer zu beherrschen sind und mir vor Beginn meiner Reise so etwas von unmöglich erschienen
    wären, dass ich sie nicht auf dem Schirm hatte.


    Wahrscheinlich erscheint dem einen oder anderen meine Einstellung insbesondere zur Gesundheit absurd, aber ich denke in solch einem
    Previval Forum ist es legitim darüber nachzudenken, was passiert, wenn sich aus irgendeinem Grund die ordnenden staatlichen Strukturen einschränken oder gar auflösen
    und die allumfassende Versorgung (insbesondere medizinisch) nicht mehr gewährleistet ist.


    Dann ist es leider nicht damit getan ein paar Lebensmittel im Keller zu haben.


    Nach meiner zweijährigen Erfahrung gehe ich wesentlich konsequenter mit diesen Überlegungen um.



    Herzlichen Dank an alle, die den Beginn meiner Darstellung interessant fanden und sich positiv geäußert haben.:):):)


    Diese kleine Aufarbeitung und Darstellung eines Teils des gravierenden Einschnitts in meinem Leben hat mir sogar gut getan.


    Gruß


    Michael

  • Das Thema dieses Threads habe ich Lebenserfahrung genannt. Grundsätzlich setzt sie sich aus zwei Teilen zusammen.
    Zum einen das direkte Erlebnis und zum anderen die eigene Verarbeitung während und nach dem Erlebnis.
    Das kann sich unter Umständen Jahre hinziehen.



    Nach anderthalb Jahren und etlichen nervenden Erlebnissen hatte ich mich in meiner neuen Behausung eingelebt
    und mich mit den primitiven Lebensumständen arrangiert. Die Gedanken das Handtuch zu werfen und abzubrechen verschwanden langsam.
    Man braucht struktuierte Tagesabläufe und bestimmte Rituale die man gerne durchführt dann funktioniert solch ein Leben.
    Wenn man von der eigenen Versorgung absah gab es keine Verpflichtungen und keinen Stress.

    Man kann Gefallen daran finden, allerdings engt man sich durch mangelnde neue Reize und wenig Veränderungen geistig immer weiter ein.
    Ich möchte nicht wissen wie es nach 5 oder 6 Jahren mit mir ausgesehen hätte.


    Zu jener Zeit habe ich alle 3 – 4 Monate meinen Sohn angerufen und nachgefragt wie es zu Hause aussah.
    Bei meinem Anruf im September 2008 (genau 2 Jahre nach meinem Aufbruch) bekam ich die Nachricht, dass meine Mutter seit 2 Monaten
    todkrank auf der Intensivstation der Medizinischen Hochschule mittlerweile im künstlichen Koma lag. Geringe Überlebenschancen.
    Innerhalb von Sekunden hat sich meine Welt wieder einmal gedreht und zwar komplett.


    5 Tage später saß ich im Flieger. Meine lieb gewonnene Ratte hatte ich am letzten Abend in die Freiheit entlassen.
    Sie tippelte langsam erhobenen Hauptes davon ohne mich eines Blickes zu würdigen. Irgendwie hatte ich mehr erwartet.


    Wie stark ich mich selbst verändert hatte merkte ich erst, als mein Sohn der mich von Flughafen abholte
    mich durch die Scheibe nicht erkannte und suchend alle Leute musterte.
    Nun hatte ich mittlerweile meinen Pferdeschwanz den ich sonst immer getragen hatte entsorgt, das Haar Millimeter kurz,
    war durch 14 kg weniger Gewicht richtig hager und mit Wetter gegerbter Haut vollkommen braun gebrannt.
    Aber ich glaube das ist es nicht nur, auch die eigene Ausstrahlung hat sich verändert.



    Nun fuhr ich jeden Tag ins Krankenhaus, traf auf wirklich sehr bemühte Ärzte und Ärztinnen mit dem Erfolg,
    das meine Mutter wieder soweit gesundete, dass sie ein Leben im Rollstuhl weiterführen konnte.


    Seit fast 6 Jahren fahre ich zweimal die Woche zu ihr, kaufe ein, koche und mache den Abwasch,
    habe ihr auf dem Balkon einen Blumengarten mit Tomaten und Erdbeeren eingerichtet.
    Dazu noch ein großes Aquarium. Sie ist unglaublich gut drauf trotz ihrer schweren Krankheit, ein Phänomen.



    Was hat das alles mit Previval zu tun?



    Nach meinen Erlebnissen und der Verarbeitung in den folgenden Jahren ist mir klar geworden,
    dass Previval wesentlich mehr ist als materielle Vorsorge zu treffen.
    Primär ist die geistige Grundeinstellung entscheidend. In meinen Augen bezieht sich das auch auf den Verlust eines Menschen,
    auf eine Trennung oder auf den Verlust eines Jobs.


    Mit einer soliden inneren Grundeinstellung und mentalen Vorbereitung fällt es wesentlich leichter solche Schicksalsschläge zu meistern.
    Man muss sich auch den möglichen schlechten Entwicklungen stellen, sich damit beschäftigen und sie durchdenken
    natürlich ohne in Agonie oder Depressionen zu verfallen.



    Previval fängt im eigenen Inneren an.



    In meinem Leben bis 2006 dem Beginn meiner Reise gab es für mich solche Überlegungen nicht. Alle lief glatt, tiefer gehende Gedanken habe ich mir überhaupt nicht gemacht, wozu auch??
    Mein Beruf hat mich ausgefüllt und ich war recht zufrieden.



    Wenn ich mich heute betrachte kann mich eigentlich nicht viel erschüttern. Sollte die Situation in der Welt und folgend auch bei uns weiter eskalieren
    so werde ich in aller Seelenruhe meine vorher durchdachten Maßnahmen ergreifen und mein Leben entsprechend ändern.



    Ich habe in meiner Vorstellung geschrieben, dass sich meine Lebensphilosophie geändert hat. Das trifft es noch nicht ganz.
    Meine gesamte Grundeinstellung hat sich zum Positiven geändert und ich verspüre heute eine wesentlich größere Zufriedenheit als vor meiner Reise.
    Abgesehen vom (nur) lästigen Rheuma im Oberschenkel bin ich kerngesund, kein Kribbeln mehr im linken Arm, keine Herzstiche und Beklemmungen mehr.


    Was will man mehr?


    Möchte ich wieder zurück und ein Nomadenleben führen?
    Um nichts in der Welt.
    Ich bin über den erzwungenen Abbruch heilfroh.



    Gruß



    Michael

  • Suum cuique!


    Du hast Deinen Weg gefunden, herzlichen Glückwunsch! Das kann nicht jeder sagen... :Gut:


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Es freut mich sehr wenn ich nicht in den luftleeren Raum schreibe.
    Danke für Euer Interesse. :)


    Seinen eigenen Weg finden, jedem das Seine.


    Ich habe natürlich gerade darüber viel nachgedacht als ich die sehr langen dunklen Abende in meinem Zelt bei Kerzenschein saß.


    Wie konnte es sein, dass ausgerechnet ich, der sein Leben rational bis ins Detail durchplante, gar nicht anders konnte als immer
    wieder logisch konsequent in jeder Situation zu handeln in dieser absurden Situation allein und abgeschieden von der umgebenden Welt lebte??


    Wie schon zuvor ausgeführt gab es keinen rationalen Grund sich das anzutun. Eine verflossene Freundin schon gar nicht,
    da ich recht kommunikativ bin, gut zuhören kann und damit spätestens am zweiten Abend einen neuen Kontakt geknüpft hätte.
    Mein Job war stressig, aber nur weil ich mir zuviel aufgebürdet hatte, ansonsten war ich sehr zufrieden.


    Mittlerweile bin ich soweit, dass ich glaube, dass es neben der ständigen Manipulation durch unser Unterbewusstsein der wir ausgesetzt sind
    weitere Mechanismen gibt, die auf uns Einfluss nehmen.


    Damit meine ich natürlich nicht irgendwelche inneren Stimmen, Geister oder sonst was.


    Vielleicht ist es so etwas wie ein (höheres, körperliches??) inneres Bewusstsein, dass uns zum Besseren führen will.


    Nicht das es falsch verstanden wird, ich bin kein Esoteriker oder besonders gläubig.


    Heute ist mir klar, dass ich ohne meine Reise möglicherweise noch ein paar Jahre weiter gemacht hätte, um dann mit größter
    Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt zu erleiden.


    Vielleicht haben wir in unserer schnelllebigen Zeit mit der ständigen Reizüberflutung einfach verlernt auf die Signale unseres Körper zu hören.


    Ein wesentlicher Gewinn aus den zwei Jahren liegt darin, dass ich wesentlich bewusster mit meinem Körper umgehe (man hat nur den einen) und
    versuche auf ihn zu hören.


    Das fängt mit dem Essen an.
    Meine Ernährungsgewohnheiten sind vollkommen verändert. Wenn ich nicht nicht täglich Obst und Gemüse esse fehlt mir was.


    Wenn man auf den Magen hört und ihn nicht überfrachtet sagt er einem genau: Schluss, es reicht, auch wenn gerade noch
    eine wunderbare Portion Fleisch auf dem Teller liegt.


    Jedenfalls wiege ich jetzt seit Jahren konstant 63 kg ohne Fettansatz und fühle mich pudelwohl.


    Ich glaube auch so etwas gehört dazu seinen Weg zu finden.


    Bewusster zu leben.:)


    Gruß


    Michael

  • Alleinsein und Einsamkeit


    Wenn man auf solch eine „Expedition“ geht entwickelt man in der Vorbereitungsphase bestimmte Vorstellungen, die sich hinterher als richtig und relevant erweisen bzw. als Nonsens oder nicht der Rede wert.
    Manche hat man auch gar nicht auf demSchirm.
    Da ich handwerklich nicht ungeschickt bin reichte mir eine Grundausstattung an Werkzeug, um entsprechend den vorgebenden Möglichkeiten eine Behausung zu bauen.


    Nur mit einer Toilette habe ich mich beschäftigt.
    Vorher habe ich intensiv über einen„Donnerbalken“ oder ein Brett mit Loch und dazugehöriger Konstruktion nachgedacht.
    Als ich angekommen war ergab sich einfach ein etwa 50 cm hoher Stein abseits in einer Ecke mit einer senkrecht abfallenden Seite. Einseitig mit einer Pobacke daraufgesetzt und alles war erledigt.


    Welche Probleme sich bezüglich der Einsamkeit ergeben können war mir nicht klar.
    Alleinsein ist relativ einfach, aber einsam sein kann zu einem riesigen Problem werden.



    Die Tage waren recht erfüllt mit notwendigen Arbeiten wie Wasser holen, Holz sammeln und meinen handwerklichen Hobbys nachzugehen wie Bogen bauen (mit der Hand aus dem vollen Holz mit dem Buschmesser gehauen), Armbrust fertigen mit Eisensäge, Handbohrmaschine und Messer, Delta Gleitflieger bauen aus Hölzern und Zeltplanen.
    Dazu viele Schießübungen mit Pfeil und Bogen auf eine Scheibe, selbiges mit der Armbrust. Den Versuch Messer zu werfen (ist irre schwer) und ähnliche Tätigkeiten.
    Manchmal war ich tagelang mit dem Bike in einem Umkreis von etwa 50 km unterwegs um geeignete Hölzer oder Eisen zu suchen.


    Tagsüber war ich nur allein und hatte durch meine Aufgaben und meinen Sport keinerlei Probleme.


    Aber die langen Abende im Dunkeln.
    In den Wintermonaten ist es etwa ab 18.00 Uhr stockfinster und dann saß ich bei Kerzenlicht in meiner Behausung bis ca. 23.30 Uhr. Da ich von Bautätigkeit und Dämmung ein bisschen was verstehe war es auch bei einstelligen Temperaturen draußen mit einer einzigen Kerze innen sehr gut auszuhalten (Wände aus Planen doppelt eingebaut mit Luftschicht dazwischen).



    Verschiedene Phasen stellten sich ein:
    An Anfang war ich wild darauf Spanisch zu lernen und paukte Vokabeln. Das ging aber nur ein paar Wochen gut, dann empfand ich es zunehmend als Arbeit, fragte mich wozu eigentlich und legte es zur Seite.
    Immer wieder stundenlang meine Musik gehört. 180 Songs über Kopfhörer mit MP3. Nach ein paar Wochen konnte ich auch die nicht mehr hören, es war einfach viel zu wenig Abwechselung.


    Dann nahm ich einen Stift und größere Blätter Papier und zeichnete Konstruktionen die mir noch im Kopf herum schwirrten. Wenn man allerdings das letzte Jahrzehnt nur mit einem 3D CAD Programm gearbeitet hat dann stellt sich das als sehr mühselig heraus und ich verlor die Lust.



    Als ich ein paar Wochen später sinnierte kam mir die Idee zur Abwechselung doch mal eine Schluck Rotwein zu trinken. Dazu muss man sagen, dass ich immer sehr wenig getrunken habe, mal ein Bier oder am Wochenende mal ein Glas Rotwein.
    Am nächsten Tag fuhr ich einkaufen und kam mit einigen Pappkartons Rotwein (jeweils 1 Liter) zurück. Ein Rotweinglas hatte ich nicht, aber es ging auch mit einem Wasserglas. Ein einfacher, sehr billiger Wein und er schmeckte köstlich. Da ich ungeübt war reichten zwei Gläser und ich konnte zum hundertsten Mal wieder meine Musik hören, sinnierte nun elanvoll über große Dinge und der lange Abend wurde kurz.
    Zunehmend verbrauchte ich die nächsten Wochen mehr, bis ich fast einen Liter am Abend getrunken habe. Keinen Kater oder irgendwelche Erscheinungen am nächsten Morgen. Nur hatte das einen Nachteil, denn ich war richtig besoffen.


    Eines Nachts musste ich nochmal raus um meinen Stein zu erreichen. Ich war vorher in meinem ganzen Leben noch nicht richtig betrunken, aber da.... ich war sternhagelvoll.
    Leider konnte ich mich nicht mehr so richtig auf zwei Beinen bewegen, irgendetwas stimmte nicht mit dem Gleichgewichtssinn, ich fiel einfach um. Also bin ich gekrochen. Auf allen Vieren die Strecke zum Stein zurückgelegt. Als ich mühsam da war und versuchte mich hochzuziehen ahnte ich, dass hier was nicht stimmte.
    Selbst meine Behausung auf dem Rückweg wieder kriechend zu finden war ein ziemliches Problem, fast wäre ich erneut den Hang runtergestürzt.
    Man gut dass ich allein war und keiner mich sehen konnte.



    Also die entspannende Phase beendet, keinen Rotwein mehr getrunken.



    Der Gedanke „Warum tust Du dir das an???“ nahm immer drängender Gestalt an. Menschen fehlten mir zunehmend. Die Gespräche mit meinen Freundinnen, auch mit den Kunden.
    Einfach einen Flug buchen und ein paar Stunden später hast Du wieder Luxus und ein normales Leben.
    Das erste Mal in meinem Leben war ich richtig einsam.


    Am nächsten Morgen allerdings war wieder alles in Ordnung bis der Abend nahte.



    Die ersten Monate bis zu einem Jahr ging es noch einigermaßen, aber danach hatte ich sehr lästige Durchhänger. Das zog sich etwa ein viertel Jahr hin. Wenn es auf den Abend zuging verfinsterte sich meine Laune. Es ist gewaltig was ich in dieser Phase alles vermisst habe. Mal ein Buch zu lesen, neue Musik zu hören, einen Film zu sehen und natürlich Gespräche zu führen.

    Ich hatte auch das Gefühl, dass sich meine Gedanken zunehmend im Kreis drehten.
    Ich musste was tun.
    Wild entschlossen radelte ich weiter bis zur nächsten kleinen Stadt und kaufte alles erreichbare an deutschen Zeitungen. Welch ein Genuss.
    Es hat mich mächtig aufgemuntert. Von da an gönnte ich mir alle paar Wochen etliche Zeitungen.
    In dem Zusammenhang kam mir der Gedanke einen Roman zu schreiben.
    Aber worüber?
    Möglichkeiten der Recherche gab es nicht, also kein Sachbuch.
    Eine Geschichte, einen Roman.
    Von diesem Moment an war ich abends vollkommen anders aufgelegt.
    Ich hatte eine Aufgabe.
    Das hielt bis zu meine Abreise und ich dachte bereits über eine Fortsetzung nach.



    Die Einsamkeit hatte mich sehr schlimm erwischt, ich hatte die Wirkung vollkommen unterschätzt.
    Meiner Ansicht nach kann man damit nur fertig werden, wenn man sich eine richtige Aufgabe vornimmt, die letztendlich aber nur diese Phasen überdeckt.



    Ich glaube die wenigsten von uns sind dafür erschaffen richtig allein zu leben, außer es ist ein„Frustalleinsein“, dann mag es eine Zeit lang gehen.



    Gruß



    Michael

  • Vielen Dank, daß Du uns weitere ( sehr persönliche) Einblicke gibst!


    Mensch - und jetzt wird mir auch klarer, warum so einsame Jäger ( Kanada, Sibirien, ...) meist ein Alkoholproblem hatten/haben..


    Darf ich mal eine "intime" Frage stellen?
    Wenn Du nicht willst, brauchst Du auch nicht antworten, ok?!
    Mich würde brennend interessieren, wie Du oder mit was Du dein "großes Geschäft":unschuldig: , also deinen Po sauber gemacht hast. :schmeichel:
    Dies war ja hier mal Thema, was es für Möglichkeiten gibt. Aber so aus erster Hand, sozusagen...


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Ich war selbst vor einigen Wochen ganz verschämt (weil pauschalurlaubs- und so ganz und gar nicht S&P-mässig) genau in der Gegend Maspalomas/Puerto Rico und habe mich auf meinen Touren dort natürlich oft gefragt, wie ich dort im Fall der Fälle zurecht kommen würde. Insofern war Dein Bericht natürlich interessant für mich. Interessanter noch war aber der Erfahrungsbericht auf psychologischer Ebene - Danke dafür!

  • Das ist ein sehr Interessanter Bericht,nichts geschönt und Klartext ! Hat Spass gemacht das zu lesen !


    Das du dein "kribbeln" im linken Arm überwunden hast,einfach Klasse! Leider haben nur wenige Leute " die "Eier" in der Hose so etwas mit einer Flucht aus dem stressigen Alltag durchzuziehen,aber die Pharma-Industrie will ja auch leben :devil:


    Vor einigen Jahren habe ich ein ähnliches Kribbeln verspürt,das hat mich zum ziehen der Notbremse veranlasst. Den Job auf nur noch 19,25 h / Woche reduziert. Die Wohnumgebung auf ein etwas "minimalistisches" Häuschen reduziert,keine generierung von hoher Miete mehr nötig.. usw. usw.


    Mut "zur Lücke" Leute,ändert die Dinge bevor sie Euch fertigmachen !


    Denn auch ein " zufriedener Kopf" ist schon sehr viel Vorbereitung bzw. Preppen,mit einem anklopfenden Herzinfarkt,Migräne oder Stresszittern ist man sehr viel eingeschränkter als zufrieden und mit Abstand an Dinge ranzugehen :winking_face:


    P.S.


    Ein dickes "Entschuldigung" an die weiblichen Prepper,ich muss mir da mal eine Wortkreation abquetschen um die Ansage geschlechtsneutral zu machen,wenn auch Posthum.
    Bis dahin die " Eier in der Hose" nicht werten,ist umgangssprachlich gemeint :winking_face:

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Andreas wenn man es biologisch genau betrachtet, dann haben Frauen, zumindest an den meisten Tagen, mehr Eier wie die Männer :winking_face:

  • Hi Michael,


    auch von mir noch einmal ein grosses Dankeschoen fuer deinen Bericht. Gerade das Beschreiben der Schwierigkeiten oder Unfaelle die Du hattest fand ich interessant, und wie Du damit umgegangen bist.


    Wassegewinnung leicht gemacht! Hab sogar ich kapiert, werde es mir merken.


    Interessant auch wie Du beschreibst, dass Du einen Tagesrythmus entwickelt hat, an den Du dich gehalten hat, und nicht nur so in den Tag gelebt. Wahrscheinlich brauchen wir Menschen einfach eine gewisse Struktur in unserem Leben, egal was wir machen.


    Umgehen mit der Einsamkeit, das habe ich eben noch nicht erlebt, da meine "Exkursionen" sich auf maximal 10 Tage beschraenkt haben. Sehr interessant was Du beschreibst. Und es klingt alles so ehrlich und authentisch, macht Dich irgendwie mehr zum "Helden", als wenn Du nur von von Romantik und Abenteuer berichtet haettest.


    Also, wenn Du Lust hast, bitte mehr.


    LG Simka

  • Freut mich dass Euch die unverblümten Darstellungen meines Lebens gefallen. :)


    Es ist allerdings recht einfach anonym "die Hosen runter zu lassen"


    In meinem Bekanntenkreis achte ich sehr genau darauf was ich wem erzähle.


    Zu der Frage mit der Säuberung nach der Steinsitzung:


    Anfangs hatte ich noch eine Plastikschachtel Feuchtpapier mit und brauchte sie auch.
    Man muss regelmäßig ein bisschen Wasser rein geben sonst trocknen sie aus.


    Ich hatte auch damit zu tun den nach einiger Zeit vollkommen getrockneten Stuhlgang mit einer speziellen Pappe zu entsorgen.
    Man kann den Berg neben dem Stein ja nicht unendlich erhöhen.


    Aber nach ungefähr 2 - 3 Monaten hatte sich mein Darm vollkommen umgestellt.
    Es kam aufgrund meiner eingeschränkten Ernährung wenig und es sah aus wie kleine gleichmäßige Hasen Köttel.
    Unglaublich wenig in der Menge im Verhältnis zu früher und es stinkt kein bisschen.


    Ich brauchte auch kein Toilettenpapier mehr, da sie nicht die geringsten Spuren hinterließen.


    Ich habe mal gelesen, dass bei einer gesunden Darmtätigkeit die Köttel in dünnen Schleim eingepackt werden
    und sämtliche Nährstoffe entnommen sind. Das muss wohl stimmen, denn für meine Reste hat sich kein Tier mehr interessiert.


    Es gab auch keine langen Sitzungen mehr.


    Meine Essgewohnheiten haben sich durch die Reise drastisch verändert. Heute esse ich höchstens 2/3 von dem was ich vor meiner Reise
    zu mir genommen habe und lege größten Wert auf Qualität, Frische, Joghurts, Obst und viel Gemüse.


    Der Lohn ist neben einem (leichten) Wohlgefühl, dass sich meine Darmtätigkeit erhalten hat und ich weiterhin kein Toilettenpapier brauche.


    Ich glaube im allgemeinen ist unser Darm oft mit allem Mist überladen und entnimmt auch nur teilweise die Nährstoffe.


    Gruß


    Michael