Federviecher aufbrechen

  • Hallo Zusammen


    Mal nur so aus Interesse:
    Kann mir jemand sagen, wie man Federvieh (Enten, Hühner, Tauben, usw.) richtig aufbricht?
    Ich konnte vieles über Hirsche und dgl. finden (Youtube, Jagdliteratur), aber nirgends etwas darüber, wie man mit einer frisch geschossenen Ente umgehen sollte. Auch hier im Forum finde ich nur wenige Informationen darüber.
    Hat jemand evtl. sogar einen YT-Link für mich parat?

    Fortuna praeparatum potissimum diliget - Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.

  • moleson sollte zu dem Thema etwas haben. Hab selber nur mal bei einem Huhn zugeschaut, aber das ist auch schon wieder über 'n Jahr her.


    Bei Hühnern lässt sich die Haut und die Federn aber recht gut abziehen.


    Füsse muss man abschneiden. Und auf die Kloake aufpassen.

    The citizen watches the watchman, not the taxpayer.

  • Habe neulich erst gesehen wie das bei Schneehühnern gemacht wird: Mit beiden Füssen auf die Schwingen stehen und an den Füssen packen, das Huhn quasi auseinanderreissen. So kann ohne Rupfen die Brust entnommen werden, das Herz nicht vergessen das wäre schade es nicht zu essen.
    Bei Tauben sollte das ähnlich klappen.... Wenn Tauben "ganz" gebraten werden sollen einfach Innereien entnehmen, Kopf ab, rupfen und unbedingt den Kropf leeren weil da zuweilen noch Ekliges drin sein kann.

  • Hi !


    Vorbemerkung:
    Für empfindliche, sensible, vegetarisch angehauchte Lesr sind die folgenden Zeilen nicht gedacht.
    Ein Tier zu töten und zu verwerten ist eine Entscheidung, die man mit sich selber ausmachen muss.
    Ich habe meine Meinung dazu und meinen Umgang damit gefunden.
    Und ich respektiere jede andere Meinung dazu. ( Hier im Forum gibts nen Thread wo sich wer über die verharmlosende und brutale Sprache der Jäger beschwert. )


    So, back to work...
    Videos dadrüber habe ich auch nicht gefunden, muss ich wohl mal eines machen
    und dann hab ich die PETA ( People eat tasty animals? ) an den Hacken...


    Aus der Jagdpraxis / Praxis des Geflügelhalters:


    Wir schiessen hier Tauben, Enten, Fasane.
    Diese werden in der Regel mit Schrot geschossen so dass die Schusskanäle mit Federn, Dreck oder Kot verunreinigt sind.
    Da dies die Hygiene beeinträchtigt kann man das klassische "abhängen lassen" aus heutiger Sicht nicht empfehlen.
    Wenn ich die erlegten Stücke verkaufen will ( hab ich noch nie getan, eher verschenkt), also auch wenn ich die verschenke bin ich
    letztlich dafür verantwortlich, dass der "Beschenkte" hygienisch einwandfreies Fleisch bekommt.
    Ebenso wenn ich meine Hühnchen, Enten oder Gänse schlachte und verkaufe oder verschenke, was aber sehr selten vorkommt, da ich das fast immer zum Eigenbedarf mache.


    Also gesetz den Fall, ich hab ein paar Tauben geschossen.
    Da mir persönlich das Rupfen und ausnehmen zu viel Arbeit bei zu wenig Ertrag ist verwerte ich bei Tauben nur die Brüste.
    ( Schmecken sehr lecker )
    Folgendes Vorgehen dabei:


    Taube auf dem Rücken vor mir, Kopf nach oben, Füsse nach unten.
    Ich greiffe die Haut über der Brust und mach ein Loch in die Haut, gehe mit den Zeigefingern beider Hände unter die Haut
    und reisse recht kräftig die Haut komplett auf.
    Dann sehe ich die Brustmuskulatur vor mir.
    Mit den Fingern seitlich die Grenzen der Brustmuskulatur aufsuchen und stumpf vom Brustkorb ablösen. Geht praktisch ohne Kraftaufwand.
    Dann hängen die Beiden Brustmuskelstücke nur noch in der Mitte am Brustbein.
    Hier löse ich nun die Muskulatur von oben mit den Fingern vom Brustbein und entnehme dann die beiden noch zusammenhängenden Brüste.


    Mit Wasser abwaschen und verwerten...



    So ähnlich geht es im Prinzip mit allen Federviechern, dennoch ist es meist zu schade um das verwertbare Fleisch ausser den Brüsten.


    Also Enten, Gänse, Brathühnchen, Suppenhühner und Fasane werden gerupft.


    Das geht so:


    In der Regel ist bei geschlachteten Tieren der Kopf schon ab.
    Sie werden kopfüber aufgehängt bis sie ausgeblutet sind.


    Danach werfe ich sie für max 1 min in sehr heisses Wasser bzw. übergiesse sie mit kochendem Wasser.
    Im Wasser ist ein Spritzer Seife ( Ich verwende Seife ohne Zusatz von Bitterstoffen wie es im Spülmittel normalerweise der Fall ist.
    Allerdings mach mein Kumpel das nicht, er nimmt normales Spüli und geschmeckt hab ich das auh noch nie...)
    Wenn ich mir nicht mehr die Finger verbrenne rupfe ich das Tier solange es noch nass ist, das geht gut, die Federn klumpen zusammen und versauen mir nicht die gesamte Terasse.
    Was sich auch bewährt hat ist das Rupfen im Müllsack, dann minimiert sich die Sauerei.
    Rupfen mach ich so: Immer von hinten nach vorne, erst die Brust, dann die Schenkel, dann den Rücken, dann die Flügel.


    Wenn das Tier dann ohne Federn ist wir es abgeflammt, damit die Haare ( ja, insbesondere alte Hühner haben Haare) weg sind.


    Dann kommt das Ausnehmen:


    Als erstes den Kropf ausnehmen. Das ist ein Sack un dem die aufgenommene Nahrung vorverdaut wird.
    Der liegt am Hals im Übergang von Hals/Brustraum.
    Danach schneide ich grosszügig ( Handgross) um die Kloake und zieh den darm ein Stück vom gerupften Tier weg, damit ich mir den Kloakeninhalt nicht in das Tier bringe.
    Dann mit etwas Entschlossenheit in das Tier greifen und mit ein zwei Mal den gesamten Darminhalt nach aussen befördern.
    Wenn das erledigt ist Reste von Lunge, Herz, Speiseröhre, Leber und die verwachsenen Nieren rausreissen.


    Klingt alles etwas brutal, ist es ja letzten Endes auch.


    Danach wird der Brust und Bauchraum sauber ausgewaschen und das Tier verwertet.
    Die Füsse mach ich ab, die geban aber bei einem Suppenhuhn gut geschmack ab. ( Reste meiner Erfahrung aus Afrika, Hühnerfüsse sind eine Delikatesse, ist nur für unsere westlichen Emotionen etwas gewöhnungsbedürftig.)
    Dennoch denke ich mir, wenn schon ein Tier für meinen Kochtopf stirbt, dann soll es ganz verwertet werden.
    Eine Ausnahme mach ich da nur wie oben gesagt bei Tauben, da steht der Aufwand in keinem Verhältis zum Erfolg.



    So, ich hoffe ich konnte etwas Anleitung dazugeben.


    Bei allen empfindlichen Lesern entschuldige ich mich für die Brutalität der Beschreibung:
    Aber so ist das nun mal, wenn man sich entschliesst Tiere zu halten und auch zu verwerten oder zu jagen.
    Wir haben uns sehr von der Natur entfernt und kennen Fleisch nur noch in der Plastikpackung fein zerlegt.
    Oder als Leder für Schuhe oder als Gürtel... waren alles mal Tiere, die getötet wurden.
    Und die keineswegs bei klassischer Musik totgestreichelt wurden.




    Gruß Doc Almi

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • Tag


    Rein aus Kulunarischer sicht sollte die Fettdrüse am schwanzansatz noch entfert werden, vorallem bei Wassevögeln ,da dies das material zur "fettung" des Gefiders dient,den diese kann einen üblen tranigen geschmack verbreiten und zudem verdirbt sie auch schnell bei jeglicher art von lagerung.


    Gruss ich

  • Danke euch für die vielen Hinweise und Tipps. Ich werde mich mal umschauen, um bei Gelegenheit selbst mal irgendwo zuschauen zu können. So richtig vorstellen kann ich mir das nicht, ohne es live gesehen zu haben - selbst zu machen würde ich mich erst recht nicht trauen, da muss man schon wissen, was man tut.


    DocAlmi

    Zitat

    Diese werden in der Regel mit Schrot geschossen so dass die Schusskanäle mit Federn, Dreck oder Kot verunreinigt sind.


    Du bist also Jäger!?:Gut: Ich kenne die Jagd nur vom Rot-/Rehwild. Früher im Dorf kamen im Herbst immer die Jäger und präsentierten ihre Beute, bevor sie zum Dorfmetzger gebracht wurde, um dort weiter verarbeitet zu werden. Hingegen habe ich noch nie gesehen, wie ein mit Schrot erlegtes Tier wie z.B. ein Hase oder eben ein Fasan, Eichelhäher, usw. aussieht.
    Kannst du etwas genaueres darüber sagen? Ist das nicht ein Bisschen ein "Seich", wenn ein Fasan (oder gar eine Taube) mit Schrot geschossen wurde; sind da denn nicht überall Schrotkörner im Fleisch? Ich war selbst schon mit Schrot auf dem Kipphasen und ich habe bei Weitem nicht immer nur den vorderen Teil umgeschossen. Würde ein guter Jäger dann auch wirklich den entsprechenden Choke wählen und möglichst nur den Kopf treffen?

    Fortuna praeparatum potissimum diliget - Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.

  • Zitat von hjoggel;204963

    ...Kannst du etwas genaueres darüber sagen? Ist das nicht ein Bisschen ein "Seich", wenn ein Fasan (oder gar eine Taube) mit Schrot geschossen wurde; sind da denn nicht überall Schrotkörner im Fleisch? Ich war selbst schon mit Schrot auf dem Kipphasen und ich habe bei Weitem nicht immer nur den vorderen Teil umgeschossen. Würde ein guter Jäger dann auch wirklich den entsprechenden Choke wählen und möglichst nur den Kopf treffen?


    Wenn das Stück einen Körpertreffer bekommen hat ist es natürlich so, dass sich darin Schrotkörner befinden. Je nach Schuss findest du dann im Normalfall und auch abhängig von der verwendeten Schrotgröße ca. 5-10 Schrotkörner, welchen den Körper tlw. ganz durchdringen (aber eigentlich immer auf der anderen Körperseite unter der Haut stecken bleiben), tlw. auch in Muskeln stecken bleiben oder von Knochen abgebremst werden.
    Diese Schrotkörner nehmen natürlich auf ihrem Weg ins Innere alles mit was sich in ihrer Bahn befindet: Haare und Federn, später auch etwas Darminhalt. Das ist unvermeidlich und muss durch eine entsprechend hygienische Bearbeitung (ich wasche das zerlegte Tier immer gründlichst mit viel kaltem Wasser) wieder so gut wie möglich rückgängig gemacht werden.
    Ein Kopftreffer (der, wie du korrekt vermutest, prinzipiell erwünscht ist und angestrebt wird) bedeutet nicht zwangsläufig, dass keine Schrote im Körper sind, sondern eben weniger.



    Um deine Frage zum Chokewechsel zu beantworten: Jede Doppelflinte (DF; Querflinte) oder Bockdoppelflinte (BDF; Läufe liegen "aufgebockt" übereinander) hat idR zwei verschiedene Chokes (z.B. Halbchoke und Vollchoke oder 1/4-Choke und 3/4-Choke). Der untere bzw. rechte Lauf hat die breitere Streuung, der obere bzw. linke die engere. Umgeschaltet wird per entsprechendem Knopf (der zumeist auch als Sicherung dient). Möglich ist bei vielen Flinten auch ein starker Klaps auf die Schaftkappe...
    Allerdings dauert das bei einem bereits flüchtendem Stück viel zu lange, das würde keiner machen.
    Das könnte man das bestenfalls bei einem noch sitzenden Stück auf kurze Distanz machen, wird aber (zumindest bei uns) nicht getan.


    Langer Rede kurzer Sinn: Auf den Kopf zielen: ja; Choke wechseln: nein


    Ich hoffe das hat deine Frage beantwortet!



    LG,


    Maresi



    Anmerkung an alle Jäger: Ich habe bewusst so weit wie möglich "normale" Begriffe verwendet um Nichtjägern das Lesen zu erleichtern, denn das ist ja die Zielgruppe für den Text!

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Wir machen es auf Doc Almis 2 te Art, mal davon ab das wir die Viecher nicht schießen sondern uns wenn dann bei unseren eigenen Tieren bedienen, nur das ich noch nie Spüli in das Brüh Wasser vor dem Rupfen getan hab...


    Ich nehm einfach kochendes Wasser je nach Größe halbe bis eine Minute rein und und dann rupfen... Wenn es an einer Stelle noch nicht so will wie ich will noch mal kurz rein ins heiße Wasser... Wenn man sie zu lang im heißen Wasser läßt kann es passieren das die Haut beim Rupfen beschädigt wird... und ich mag knusprige Haut :winking_face:


    Bei Wachteln muß man ein wenig vorsichtig sein wenn man sie ganz essen will (Auch wenn nicht viel dran ist), Es hat sich bewährt, über der Kloake die Haut bis zum Brustbein vorsichtig zu öffnen um besser die Innereien entfernen zu können, wenn man zu dicke Finger hat und nicht so auf die Optik Wert legt kann man auch das Brustbein öffnen die Knochen sind nicht sonderlich Hart...

    ich bin ich, was sollte ich auch sonst sein??

  • Die Version, die ich gepostet habe, hat sicher sehr viel Verlust von Wertvollem Fleisch in einer Notsituation.
    Denke aber, dass das in einer solchen Lage zu vernachlässigen ist.

  • Das rupfen von Federn, insbesondere die fiesen kleinen Stiftelchen, kann man sich auch mit pulverisiertem Harz (Brühpech / Metzgerharz) erleichtern.


    link: http://de.wikipedia.org/wiki/Kolophonium


    Z.B. Ente grob rupfen, pulverisiertes Pech einreiben, Ente in heißes Wasser eintauchen.
    Restlicher Ablauf wie oben beschrieben.


    Heutzutage gibt es für Geflügel auch spezielles Rupfwachs zu kaufen. Da werden die Tiere in flüssiges (warmes) Wachs getaucht. Nach dem erkalten des Wachs werden die Federn mit dem Wachs entfernt.



    Tsrohinas

  • Ich mach es wie DocAlmi es beschrieben hat.


    Hier die Tauben:


    [ATTACH=CONFIG]23169[/ATTACH]


    Wie beschrieben Gerupft und danach mit einer Lötlampe anschließend abgeflammt:


    [ATTACH=CONFIG]23170[/ATTACH]


    Horizontal zur Brust die Haut einschneiden und den Kropf von der Brust lösen.


    [ATTACH=CONFIG]23172[/ATTACH] [ATTACH=CONFIG]23173[/ATTACH]


    Anschließend horizontal zwischen den Keulen einen Schnitt setzen und um die Kloake herum schneiden.


    [ATTACH=CONFIG]23174[/ATTACH]


    Dann kann mit zwei Fingern in die Taube gegriffen werden. Dabei muss das Zwerchfell durchstoßen werden und dann alles herausgeräumt werden. Hierbei muss teilweise entlang des Brustkorbes mit den Fingern gekratzt werden damit man alle Organe herausbekommt. Zum Schluss werden dann noch die Drüsen weggeschnitten.


    [ATTACH=CONFIG]23175[/ATTACH]


    Das war's im großen und ganzen gewesen.


    Aufgrund der limitierten Bilderanzahl gehts gleich weiter.

  • Hier nun alle gut mit viel fließend Wasser gespült und dann in Gefrierbeutel verpackt.


    [ATTACH=CONFIG]23178[/ATTACH] [ATTACH=CONFIG]23180[/ATTACH]


    Das waren eine ersten Tauben die ich ausgenommen habe. Am Tag zuvor hat mir kurz ein Freund gezeigt wie es geht, im großen und ganzen keine rocket science. Wichtig ist das sauber gearbeitet wird und nicht wild mit dem Messer im Tier herumgestochert wird. Ein wirklich scharfes nicht zu großes Messer hilft. Ich benutze für fast alles mein Marttiini Pfadfinder.


    Gruß KUPFERSALZ

  • Zitat von hjoggel;203932


    (...)mit einer frisch geschossenen Ente umgehen sollte.


    Hallo hjoggel,
    Enten (sicher auch anderes Federvieh, da hab ich aber noch keine konkrete Erfahrung gesammelt) lassen sich meist gut rupfen, wenn sie noch warm sind.


    Gerade wenn man sie outdoor zum "sofort" Essen erlegt hat spart man sich Arbeit und Brennmaterial für heisses Wasser.


    Will man sie zuhause zubereiten ist es sinnvoll wie bereits von DocAlmi erwähnt etwas Spüli ins Wasser zu tun. Ist aber nur nötig bei Tieren die ihr Gefieder einfetten.


    Gruss
    Lagerregal

    nicht jammern, machen