Auf dem Weg zum digitalen GAU?

  • ...nun ja, wenn ich kein Bargeld habe, kann ich nicht zahlen.
    Wenn der Strom auch nur regional weg ist, kann ich ebenso wenig zahlen.
    Und für meinen Wocheneinkauf bis ins Nachbarland zu fahren, halte ich für eher unrealistisch.(etwas sarkastisch gemeint;-) )
    Da werde ich wohl nicht die Einzige sein und ob ich mir die Zeit am Tunnel mit anderen Autos teilen möchte...
    Sicher ist das Nachbarland eine Möglichkeit, aber in meinen Augen nicht die Beste.


    Darum sorge ich vor.


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Bei längerem Stromausfall gehen ja nicht nur die Geldautomaten (Knetomaten) nicht mehr, sondern auch keine digitale Kasse und natürlich auch keine Kartenzahlung.
    Die meisten (größeren) Läden ohne Licht, ohne Kasse, ohne Scanner und ohne Kühlung für die Lebensmittel werden gar nicht erst öffnen oder nur die allerersten Tage.
    Die wenigen noch vorhandenen Tante-Emma--Läden werden ohne Nachschub bald nichts mehr zu verkaufen haben. Da die Hersteller meistens in Hochregallägern lagern und ohne IT auch gar nicht wissen, was wo lagert, wird da an Nachschub nicht viel kommen.
    In extremen Kleinstädten wird der Händler zunächst die Ware aushändigen und notieren wer was, für wieviel gekauft hat, in der Hoffnung auf Bezahlung nach der Krise und um Stammkundschaft nicht im Regen stehen zu lassen.
    Alles nur solange der Vorrat reicht und nur wenn nicht geplündert wird.
    Das geht relativ schnell und man ist in der Steinzeit angekommen.


  • Deine Überlegungen würde ich noch mal überdenken, sonst könnte es im Fall der Fälle übel enden.
    Schauen wir mal im Einzelnen:


    Kartenzahlung ist keine Alternative, wenn es zum digitalen Gau kommt. Entweder sind die Netze weg, oder es gibt überhaupt keinen Strom. Um eine Bargeldreserve kommst Du als Prepper nicht herum


    Zugriff auf ein anderes Kraftwerk ist nicht so einfach, frag mal die Netzexperten. Nicht überall gibt es dafür Redundanzen. Fallen genügend Kraftwerke aus (wir reden ja über einen Gau, nicht über eine kleine Störung), ist die Redundanz sowieso dahin.


    In ein anders Land zum Einkaufen fahren: das werden wohl alle versuchen. Mit der Konsequenz, das die Straßen verstopft sind, die Läden relativ schnell leer sein werden, usw.


    Zum Tanken weit zu fahren, lohnt sich auch nicht wirklich. Kommt es zu einem Versorgungsengpass, wird der Sprit schnell rationiert werden. Dann fährst Du für 20L z.B. 100 km einfache Strecke - lohnt sich nicht.


    Zu guter Letzt: wenn die Stromnetze zusammenbrechen, macht das nicht an der Landesgrenze halt.


    Du siehst, es lohnt sich, über das Thema nachzudenken, oder einfach mal per SuFu die einschlägigen Themen hier im Forum zu suchen. Da steckt eine Menge an Wissen drin.


    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • ...selbst in Apotheken funktioniert dann kaum noch was. Die Hälfte der verschreibungspflichtigen Medikamente haben die heute kaum noch auf Lager.

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Elektronisches Geld hat einen eklatanten Vor- und Nachteil: Man hat es nicht in der Hand.
    Der Vorteil ist ganz klar, man trägt kein Geld mit sich herum, was auch die Wahrscheinlichkeit senkt, ein interessantes Ziel für Kriminelle zu sein. Und man spart enorm Platz. Das "Eine Million in kleinen, nicht durchgängig marmorierten Schweinen!"-Spiel artet ganz schnell in einen Kraftakt aus (und Platz muss man auch erstmal haben).
    Noch ein schöner Aspekt ist: Man verliert es nicht so leicht, muss es bei einer Flucht nicht zurücklassen. Egal, ob ich jetzt in USA-Land bin, oder in Asien, Australien oder Bayern: Mein Geld ist da, wo ich auch bin.


    Sollte man meinen.


    Leider sieht das in der Realität oftmals ganz anders aus.
    Wenn man mal im Urlaubsland angekommen ist und feststellt, dass die Karte daheim auf dem Schreibtisch liegt, dann kann es ganz schön schwierig sein an Geld zu kommen. Ich rede jetzt nicht vom AmEx-Rambo, der sich mit deiner Ersatzkarte durch den Dschungel kämpft, von Indiopfeilen durchbohrt, und erst dann stirbt, wenn du deine Karte hast, sondern vom Kundenservice einer kleinen Sparkasse/Volksbank, den man dann erstmal erreichen muss und wo dann ggf. 2 Wochen Wartezeit für eine neue Karte plus Versand berücksichtigt werden müssen.
    Wohlgemerkt: Wir sind noch nicht in einem Krisenfall unterwegs, sondern einfach nur bei Alltags-Schusseleien!
    In Italien war es lange Zeit sehr beliebt, die Karten von Touris zweimal durchzuziehen (ist tatsächlich bei einer Freundin meiner Eltern passiert, als wir damals in Luino essen waren...zusätzlich zu dem Beschiss mit 'Cuperto' für zwei unbesetzte Plätze am Tisch, etc...), und ich möchte auch nicht überall und jeden Betrag mit einer Karte bezahlen. Vor allem die Leute, die eine 'Black AmEx' oder eine Carte Blanchè besitzen, werden wohl seltener in die Verlegenheit kommen, im Ausland in den üblen Eingeborenen-Spelunken rumzueiern, die ich interessant finde :grosses Lachen: aber trotzdem: je höherwertiger und "kreditwürdiger" so eine Karte aussieht, desto größer die potentielle Gefahr.


    Spinne ich den Faden jetzt mal weiter?
    Na gut, einen noch.
    Ich bin also jetzt mal gut situiert. Hab in Deutschland mein abbezahltes Haus, was ich mit Frau, 2einhalb Kindern und 0,7 Hunden bewohne, fahre einen soliden Mittelklasse-Jaguar und habe einen wohlgefüllten Vorratskeller, einen elektrisch-mechanischen Tiefbrunnen usw.
    Sagen wir einfach, mein sogenannter 'Networth' (also sowas wie ein Gesamtbesitzstandswert) liegt bei 1,7mio Euro.
    Das Geld liegt also in Beton angelegt in einer malerischen Landschaft.


    Während wir im Urlaub auf Madeira uns in selbigem und der Sonne aalen, wird leider mein Heimatland Opfer eines Angriffs feindlicher Mächte. Bis wir von der Wandertour ins Hotel zurückkommen, vergehen weitere 3 Tage, wir stehen also vor so ziemlich vollendeten Tatsachen.
    Alle finanziellen Transaktionen nach und von Heimat-Land sind aufgrund einer UN/NATO-Resolution eingefroren. (Wem das zu fantastisch ist, der hat nicht versucht auf der Krim mit einer Karte zu bezahlen, nachdem das Embargo beschlossen wurde)
    Möööööp.
    THEORETISCH bin ich also nach wie vor finanziell gut gestellt... ich muss nur halt eben erstmal dran kommen. Und wenn die einmarschierenden Truppen aus Blauland oder Rotland halbwegs wissen, was sie tun, werden sämtliche elektronischen Guthaben eingefroren und eingezogen.
    Ups.


    Aber realistischer ist schon das Szenario mit großflächigem (kann auch nur punktuell sein, wenn ich vor der Tanke stehe und nicht mit Karte zahlen kann) Stromausfall, Sperrung von Kontobewegungen wegen Hackerangriffen, angebrochenem Chip, verlorene Karte, defekte Magnetspur, abgerauchter Ortsnetzknoten (nicht alle EC/CC-Terminals sind übers Mobilnetz angebunden, die meisten über Festnetz bzw. halt LAN->Internet), vergessene PIN, Bankfehler (Limit falsch, Guthaben gekillt... whatever)


    Zu guter Letzt möchte ich nochmal explizit darauf hinweisen, dass JEDER von uns mal in die Lage kommen KANN, wo man auf illegale Geschäfte zurückgreifen MUSS um das eigene Überleben zu sichern. Und spätestens dann wird man sich über Bargeld freuen :winking_face:


    So long,
    Sam

  • Wie viel Bargeld hat der ein gut situierter Jaguar Fahrer bei sich? Es wird in allen Reiseführen, die ich bisher gelesen habe davor gewarnt zu viel Bargeld mit zu nehmen. Ich denke das sich die Summen hier auch unterscheiden werden, aber spinnen wir dein Szenario mal weiter. Du hast vielleicht 400 € in Bar, größere Sachen kauft wohl auch der Prepper mit Karte. Die Nato der böse Russe oder sonst wer friert deine Konten ein. Nach dem du beschlossen hast das Lad zu verlassen stehst du also da mit deiner Familie und den Koffern. Ich denke, dass die "Invasoren" auch die Flughäfen dicht machen. Was macht man dann? Dem Fischer vor Ort begrifflich machen, dass er mit seiner Nussschale nach Afrika oder Portugal übersetzen soll? Des Weiteren ist offen, ob die Leute dann noch Bargeld akzeptieren. was wenn die Einheimischen dahinter steigen, das das Geld bald nichts mehr wert ist?


    Ich würde es folgender Massen machen:
    Nachdem mich die Information erreicht sofort ins Hotel gehen, die Familie verstauen und dann alles Geld umsetzten. Am besten in Lebensmittel, vielleicht Campingausstattung die ich nicht mit habe und natürlich Tauschwaren. Dann würde ich mich im Zimmer verbarrikadieren und abwarten, bis die "Diplomaten" Touristen ausfliegen lassen(zu ist es zumindest schonöfters passiert).

    Eine andere Option, ob mit Bargeld oder ohne kann ich mir nur schwer vorstellen.
    Connor

  • Hallo zusammen,


    den Energieversorgungsunternehmen steht immer weniger Geld zur Verfügung, früher wurde alles "aus dem Vollen gefräßt", heute wird an allen Ecken und Enden gespart, es vergammeln sogar die Umspannanlagen und Ortsnetzstationen großteils, nur die Absolut notwendigen Arbeiten werden Umgesetzt. Notwendige Erweiterungen der Energieversorgungssnetze werden aufgrund von fehlenden Mitteln, Fehlplanung, oder auch aus politischen Gründen nicht durchgeführt. Das N-1 Kriteriem ist keine Selbstverständlichkeit mehr!
    Der Bereitschaftsdienst findet die Anlagen aufgrund der viel zu großen Zuständigkeitsbereiche zum Teil nur noch dank mobilem Zugriff aufs GIS-System, da sie nie zuvor selber dort waren.


    Zwar ist es richtig, dass es in den letzten Jahren gewisse Verbesserungen an den Netzwerken der Leitsysteme (SCADA-Systeme) und auch an den SCADA-Systemen selber gegeben hat, aber hier gibt es immer noch einen erheblichen Investitionsstau! Denn durch die Zunehmende Nutzung öffentlicher Kommunikationswege (z.B. zur Überwachung/Steuerung der Ortsnetzstationen) werden einfach Verbindungen zur Aussenwelt geschaffen, die es früher gar nicht gab. Ganz zu schweigen, von Fernwartungszugängen, Zugänge für den Bereitschaftsdienst, oder die Vernetzung ganzer Leitstellen auf Datenbankebene....
    Wie einfach es mit dem richten Fachwissen ist, bei einem mittleren Stadtwerk einzudringen, ist z.B. hier nachzulesen:
    http://www.zeit.de/2014/16/bla…acker-stadtwerk-ettlingen


    Um das auch mal klarzustellen, natürlich sind großere Netzleitsysteme Redundant (zum Teil sogar mehrfach redundant) ausgelegt, auf mehrere Standorte verteilt und durch zahlreiche IT Maßnahmen geschützt. Ernstzunehmender Energieversorger betreiben Ihr Leitsystem selbstverstänlich selber auf eigener Hardware in eigenen Räumen (nur als Hinweis, weil hier "Hosting" und "Cloud" mit in den Ring geschmissen wurde)!
    Wenn die Verwendeten Betriebssysteme, das Leitsstem selber, die Firewalls oder andere wichtige Komponenten Hintertürchen oder andere Sicherheitslücken haben - und das haben Sie Garantiert - wird es immer ein Gefährdungspotential geben. Und alles machbare, wird irgentwann auch mal gemacht - so bekloppt es auch ist.


    Für mich ist ein Flächendeckender Stromausfall das warscheinlichste Szenario, daher bereits ich mich auch am meisten darauf vor!
    Und für die Wenigen, die es noch nicht gelesen haben, möchte auch ich auch nochmal "Blackout" von Marc Elsberg empfehlen! :Gut:
    Es ist erschreckend, dass er in diesem genial recherchierten Buch kaum den Worst Case annimmt, sondern von meist recht warscheinlichen Entwicklungen ausgeht und man (ich zumindest) öfter zwischendurch denkt, das könnte mit etwas Pech auch noch deutlich schlimmer werden....


    Gruß Wasser

    Nein, ich gehe nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes - ganz im Gegenteil!

  • Ich empefehle zum Lesen
    [h=3]Deutscher Bundestag Drucksache 17/5672 17. Wahlperiode 27. 04. 2011 [/h] Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu den Folgen eines großflächigen Stromausfalls :



    dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf -


    da werden dann auch die weiteren Folgen : Wasser, Abwasser, Verkehr, Gesundheitswesen dargestellt , in der Regel in den zu erwartenden zeitlichen Abläufen


    Für den digitalen Gau brauchts dann nicht mal die Verknüpfung übers Internet, es reicht schon, wenn die zig tausend Rechner nicht mehr funktionieren.


    Die Frage , wie es zu so ner Situation gekommen ist, ist dann eher sekundär.



    Frieder

  • Zitat von DerGerald;225336

    Das Szenario das ihr da zeichnet schaut verdächtig nach dem Plot für Blackout aus, oder etwa nicht?


    Eine gewisse Nähe lässt sich nicht leugnen, ja :)


    Nein im Ernst, da ist einiges an Input zusammengekommen, merci hierfür.


    Persönlich halte ich einen Stromausfall - wie wohl die meisten hier im Forum - für das wahrscheinlichste Szenario, auf das es sich vorzubereiten gilt. Und dass dieser aufgrund von einem Softwarefehler wie Bug oder Hack ausgelöst wird scheint mir nach diversen Posts nur noch wahrscheinlicher zu sein. Dieser Stromausfall wird uns früher oder später ganz mächtig ins Trudeln bringen, und das halte ich ganz und gar nicht für Doomsayer-Phantasien sondern für die nüchterne Schlussfolgerung aus drei wesentlichen Entwicklungen.


    1. Die zunehmende Verlagerung von Prozessen ins Internet sowie die Automatisierung und Steuerung derselben hat unbestreitbare Vorteile. Das wird sich auch nicht aufhalten lassen, da sind die damit verbundenen Effizienzsteigerungen (= Einsparmöglichkeiten an teuren, auch mal krank werdenden Menschen) einfach zu gross. Und die nächste Entwicklungswelle mit dem "Internet of Things" wird dies nochmals stark beschleunigen. Damit diese schöne, neue Welt jedoch funktioniert, ist die ständige Verfügbarkeit des Internets kritische Voraussetzung. Ohne Internet funktionieren unsere Gesellschaften - zumindest in der ersten Welt - bereits heute schlicht nicht mehr.


    2. Wer das Internet kontrolliert, kontrolliert zunehmend auch die Gesellschaften. Die Snowden-Leaks haben gezeigt, dass die USA nicht nur versuchen, die Kontrolle über die Datenströme zu gewinnen, sondern durch eingebaute Hintertüren auch über die Hardware. Wenn diese Entwicklung so weiter geht wird es nicht lange dauern und dieser Staat (und irgendwann China ebenso) wird in der Lage sein, sozusagen auf Knopfdruck die gesamte internetbasierte Infrastruktur eines Landes lahm zu legen. Dies bedeutet eine noch nie dagewesene Machtkonzentration in den Händen eines Staates bzw. seiner weitgehend unkontrollierten Geheimdienste und eine Drohkulisse, die jeden widerspenstigen "Verbündeten" gefügig machen wird.


    3. Die zum Unterhalt des exponentiell wachsenden Internets notwendige Infrastruktur verbraucht ebenfalls exponentiell wachsende immense Rohstoffe. Und wenn erst einmal auch die zweite und dritte Welt vollständig vernetzt sein wird ist abzusehen, dass unsere Erde diese Rohstoffe nicht mehr liefern kann. Wir müssen also entweder Rohstoffe von ausserhalb der Erde organisieren oder - was ich für sehr viel wahrscheinlicher halte - uns wegen der letzten Rohstoffe gegenseitig die Köpfe einschlagen.


    Alles in allem sind das wahrlich keine rosigen Aussichten, jedoch wird sich diese Entwicklung kaum aufhalten lassen. Dass man sich darauf so gut es geht vorbereiten sollte, darüber sind wir uns sicher alle einig. Sorge machen mir allerdings die vielen, die ihr Gehirn und ihre Fähigkeiten an das Smartphone, den intelligenten Kühlschrank sowie Lebensmittelkonzerne auslagern. Denn die werden im Fall der Fälle vor unseren Türen stehen und um Hilfe bitten.


    Damit ich aufgrund der beschriebene Zukunftsaussichten jetzt aber nicht in vollständig Depressionen verfalle halte ich die Beeinflussung der obigen Entwicklungen im positiven Sinne als Teil meines Prepper-Auftrages. Das bedeutet, wenn möglich für dezentralisierte Energieversorgung einzutreten, den grossen Internetkonzernen wie Google, Anazon & Co. weder meine Daten noch mein Geld (ist de facto das gleiche) zu geben sowie auf den jeweils neusten technischen Schnickschnack zu verzichten.