Alarm und niemand weiss was tun

  • Es wird ja zweimal im Jahr ein Probealarm durchgeführt und in der Tagespresse angesagt. Da wird auch erklärt was die verschiedenen Signale für eine Bedeutung haben. Es dürfte eigentlich jedem bekannt sein, dass man bei einem Alarm Fenster und Türen schließen und das Radio anmachen soll. Wenn der Alarm wirklich mal ausgelöst wird und die Sirenen angehen, kommt es bei vielen Menschen wohl darauf an, wo sie sich gerade befinden und wie die anderen um ihn herum darauf reagieren. Der Mensch ist ein Herdentier und folgt meist der Gruppe.

  • In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es erneut zu einem Falschalarm. In dne Kommentaren von 20min.ch las ich aber auch eine Möglichkeit wie man zwischen einem sehr wahrscheinlichen Falschalarm und einem echten unterscheiden kann: Mit der Menge der heulenden Sirenen. Im ernstfall würde wohl inerhalb kürzester Zeit mehr als nur eine los gehen. Trotzdem sollte man natürlich Radio hören. Das Fenster macht man wohl alleine schon wegen dem Lärm selber zu.


    http://www.20min.ch/schweiz/os…fuer-Fehlalarme--25764292


    Wo mein Fluchtbunker zu finden ist weiss ich aber ehrlich gesagt gerade nicht. In den letzten paar Wohnorten hatte ich nie etwas davon gelesen. Bei mir würde ich wohl in die Schule flüchten oder so.

  • Ich denke das, das ganze nicht nur aus einer Perspektive gesehen werden kann.
    Wer denkt den heute noch bei Sirenensignalen an die eigene Unversehrtheit ?


    Um zu verdeutlichen was ich meine, habe ich zwei Videolinks eingefügt von einem bundeslandübergreifenden Katastrophenalarm vor einigen Jahren bei uns in der Region.
    Zur Dimension: Mehrere verletzte Feuerwehrbeamte, 2300 Menschen mussten Evakuiert werden, fast 1000 Einsatzkräfte innerhalb von 48h im Einsatz.....


    Hier ein Videolink von der badischen Rheinseite aus mit dem Sirenensignal im Hintergrund.....
    https://www.youtube.com/watch?v=fUHl5ioCYGo


    Und hier ein Videolink von der direkten Schadensstelle direkt auf der pfälzischen Rheinseite !
    https://www.youtube.com/watch?v=zfhzcZQZOSU



    Ich bin der Meinung das die Sensationsgeilheit und der Trieb des "Gaffens" heute die üblichen Wirkungsweisen von Sirenensignalen übertüncht.
    Die breite Masse denkt nämlich so: Wo zwanzig Menschen stehen kann ich auch stehen und gucken, da passiert doch nix ...... - Oder ?

  • Grübelzahl
    Wirklich erschreckend! Auf dem ersten Video sieht man sogar, wie ein Mann mit einem Kind auf den Schultern langsam über die Brücke spaziert. Im Hintergrund das Sirenenheulen und die pechschwarze Rauchwolke.



    Man die Menschen haben echt kein Gefahrenbewusstsein mehr, so dumm kann man doch nicht sein...

  • Das erste Video finde ich allerdings nicht besonders bemerkenswert. Die Brandstelle ist offensichtlich ziemlich weit weg, die Wolke zieht nicht direkt über die Brücke und es regnet nicht. Warum sollte irgendjemand auf der Brücke flüchten? Das Verhalten der Leute im zweiten Video ist zugegebenermaßen ziemlich dämlich.


    Ich glaube insgesamt nicht, dass die Lust am Gaffen eine neue Entwicklung ist. Das war vermutlich schon immer so.

  • Zitat von Wolverine;231244

    Ebenfalls wundert's mich, dass viele Leute vom jährlichen Sirenentest genervt sind.


    Hallo Wolverine,


    Sirenentest? Tatsache ist leider, dass wir in Deutschland kein flächendeckendes Alarmierungssystem mehr haben. Nach dem Ende des kalten Kriegs und dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts haben viele Städte und Gemeinden ihre Sirenen nicht mehr gewartet und schliesslich abgebaut. Bei mir gibt es im weiten Umkreis keine mehr.


    Wir haben in D kein flächendeckendes passives (ohne Zutun der Bevölkerung) funktionierendes Alarmierungssystem mehr. Alle anderen Medien - Radio - TV - Internet - Funk - muss ich entweder aktiv nutzen, oder ich erfahre nichts


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Asdrubal;232328

    Das erste Video finde ich allerdings nicht besonders bemerkenswert. Die Brandstelle ist offensichtlich ziemlich weit weg, die Wolke zieht nicht direkt über die Brücke und es regnet nicht. Warum sollte irgendjemand auf der Brücke flüchten? Das Verhalten der Leute im zweiten Video ist zugegebenermaßen ziemlich dämlich.


    Ich glaube insgesamt nicht, dass die Lust am Gaffen eine neue Entwicklung ist. Das war vermutlich schon immer so.


    Giftstoffe befinden sich nicht nur im sichtbaren Teil der Wolke. Sie diffundieren auch unabhängig von der Wetterlage überall hin und gefährden somit jeden der diese Luft einatmet, also auch den Kameramann am geöffneten Fenster.
    Die Sirenen heulen nicht umsonst.


    Ich gebe dir recht, dass es "Gaffer" schon immer gab, aber ich denke, dass sich die Haltung geändert hat.
    Besonders "beeindruckt" hat mich ein Kommentar im zweiten Video:

    Zitat

    Ja Giftqualm usw. wir werden alle Sterben. Wenn es so gefährlich gewesen wäre hätte die Polizei gleich das Gelände komplett abgeriegelt. Nein ich kotz nur nach einem Liter Wodka, aber hey kann ja nichts dafür das du die erfahrungen gemacht hast :)


    Offensichtlich geht man hier davon aus, dass die Polizei bei einem Großbrand keine anderen Aufgaben hat als die Gaffer einzeln an ihren gesunden Menschenverstand zu erinnern.
    Eigenverantwortung? Fehlanzeige! ...und wir dürfen dann in 30 Jahren die Krebstherapie bezahlen.

  • Zitat von Asdrubal;232328

    Das erste Video finde ich allerdings nicht besonders bemerkenswert. Die Brandstelle ist offensichtlich ziemlich weit weg, die Wolke zieht nicht direkt über die Brücke und es regnet nicht. Warum sollte irgendjemand auf der Brücke flüchten? Das Verhalten der Leute im zweiten Video ist zugegebenermaßen ziemlich dämlich.


    Ich glaube insgesamt nicht, dass die Lust am Gaffen eine neue Entwicklung ist. Das war vermutlich schon immer so.



    Mir ging es im ersten Video nur darum zu Zeigen das es wohl offensichtlich war was man tun sollte und der Vergleich (zweites Video) das es viele einfach net peilen .

  • Zitat von Waldschrat;232330

    ... Tatsache ist leider, dass wir in Deutschland kein flächendeckendes Alarmierungssystem mehr haben. Nach dem Ende des kalten Kriegs und dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts haben viele Städte und Gemeinden ihre Sirenen nicht mehr gewartet und schliesslich abgebaut. ...


    Moin Matthias, moin @ll,


    eine kleine Korrektur: Die Sirenen der Städte und Gemeinden dien(t)en nicht primär der Warnung der Bevölkerung, sondern der Alarmierung der (Feuerwehr-)Einsatzkräfte. Als solche sind sie zum Teil verzichtbar, zum Teil mittlerweile unsinnig, da viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren heute nicht mehr im Bereich ihrer Löschgruppen ihren Arbeitsplatz haben und daher über "ihr" Sirenennetz gar nicht oder nur unzureichend alarmierbar sind.


    Hier geht es um das alte Alarmnetz des Bundes, gesteuert durch die bis 1997 aufgelösten Warnämter und (technisch) betrieben durch die Deutsche Bundespost. Pikanter weise war es die konservative Regierung unter Helmut Kohl, die gerade den Bereich des Zivilschutzes als nicht mehr notwendig ansah und aus Kostengründen bis zur Funktionsuntüchtigkeit einschmolz.


    Die Privatisierungswelle der genannten Regierung tat ihr übriges, da nun die Bundespost ja sehen musste, wie sie die von ihr betriebenen Sirenenanlagen (Technik plus angemietete Sirenenstandorte) refinanziert bekam. Und just in diesem Augenblick machte Vater Staat die Kasse zu...
    Auch andere Dienste waren ja davon betroffen, Du wirst dich als Segler ja noch daran erinnern, als "Delta Alpha November" (*) nach fast einhundertjährigem Betrieb für immer verstummte.
    Gleiches geschah mit dem Angebot des Deutschen Wetterdienstes, das ja vollumfänglich auch nicht mehr frei verfügbar ist und sich gegen andere privatwirtschaftliche Anbieter behaupten muss. Einige von vielen Beispielen, bei denen sich der Staat (zumindest in Teilen) von seiner Fürsorgepflicht "französisch" verabschiedet.


    Bis vor kurzem gab es eine intensive Diskussion darum, ob nicht freie Kapazitäten des Signals von DCF77 dazu genutzt werden könnten entsprechend erweiterte Rauchwarnmelder anzusteuern, um die Zivilbevölkerung zu warnen. (Einen ähnlichen Weg gibt es in Israel bereits seit etlichen Jahren flächendeckend)
    Experten beklagen zu Recht, dass es derzeit kein Medium mehr gibt, dass eine Warnung mit "Weckfunktion" hat, wie es seinerzeit die Sirenen hatten.
    Ich erinnere da Kongresse 2006/7 an denen ich teilnahm und dieses Thema echt hochrangig diskutiert wurde. Aber weder der Deutsche Feuerwehrverband (u.a. war der damalige Chef der Berliner Feuerwehr als Schirmherr einer dieser Veranstaltungen ein wehementer Befürworter einer solche Entwicklung) noch angesehene Fachwissenschaftler haben bis heute Gehör gefunden. Da fehlt einfach das Interesse der Wirtschaft mit einer entsprechenden Lobby...


    Aber vielleicht ist ja einer modernen App wie NINA da mehr fortune beschieden, dieses Medium spricht ja auch wieder jüngere Menschen mehr an. Wir werden sehen, denn die Akzeptanz eines Sirenennetztes würden wir nie wieder bekommen, das ist IMVHO einfach gelaufen.


    Be prepared


    Christian


    (*) DAN = Dalta Alpha November war die Kennung der Küstenseefunkstelle Norddeich Radio auf "Grenzwelle", hier habe ich früher gerne die Seewetterberichte mitgehört und meine eigenen Wetterkarten gezeichnet. Und so erreichten auch die Warnmeldungen Lang ist´s her ...:face_with_rolling_eyes:

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von ksbulli;232455

    Christian


    (*) DAN = Dalta Alpha November war die Kennung der Küstenseefunkstelle Norddeich Radio auf "Grenzwelle", hier habe ich früher gerne die Seewetterberichte mitgehört und meine eigenen Wetterkarten gezeichnet. Und so erreichten auch die Warnmeldungen Lang ist´s her ...:face_with_rolling_eyes:



    Hallo Christian,


    habe gerade auf mein Seemannstattoo auf dem linken Arm geguckt! :)DAN oder GKA (Portishead Radio) - das waren noch Zeiten! Heute GMDSS, INMARSAT und Konsorten.



    Früher haben auch noch DW und ROI auf Kurzwelle Seewetterberichte ausgesendet. Heute machst Du die ganz einfach selber durch eigene Beobachtungen oder beziehst die via NAVTEX.


    Du bist als Segler heute dazu verdammt, einen Notebook an Bord zu haben und zumindest einen Tablet als Reserve, falls der Notebook den Geist aufgibt


    Übrigens auch ein S&P-Thema. Die Struktur zur See war früher schlicht und einfach stabiler. Ich konnte auf Grenzwelle praktisch weltweit per Morsefunk DAN oder GKA erreichen und Dinge übermitteln wie Geburtstagsgrüsse an meine Mutter, die selbstredend per Telegramm zugestellt wurden. . Heute? Ich kann auf 121,5 oder 243 MHz via Satellit ziemlich zügig eine Kommunikation mit einer Leitststelle herstellen, damit missbrauche ich aber eine Seenotfrequenz


    INMARSAT ist schweineteuer!


    Was wenigstens noch kostenlos geht, ich rufe per VHF auf dem Anrufkanal der nächsten Hafenkommandantur an und frage nach einem Liegeplatz


    Meint



    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von K'c;231378

    Meine bessere Hälfte ist am Samstag um 12 Uhr kreideweiß angelaufen, als im Saarland die Sirenen getestet wurden. Ich zitiere, was is jetzt los??
    LG K'c
    P.S. Das ist ein tolles Gefühl, in der Heimat die Sirenen zu hören. Erinnert mich an die Kindheit.:Gut:


    In meiner Stadt liefen die Sirenen jeden Samstag um 12 Uhr als Probealarm, nach dem Umzug zur neuen Leitstelle nur noch 1x im Monat. Bei uns stehen die Sirenen noch und werden von uns unterhalten, in der Nachbarstadt wurden alle abgebaut.


    Hier die betreffende Verordnunge aus dem Saarland:


    http://www.lfws.saarland.de/me…ebung_von_Sirenen2006.pdf