Griechenlands - Beobachten und lernen

  • Zitat von Bärti;232857

    Lernerfolg: Sei möglichst von staatlichen Zahlungen für einige Monate unabhängig, es kann immer ganz doof kommen.


    Hallo Bärti,


    danke für den Link. Da sehe ich echt einen Knackpunkt. Die Bezieher von staatlicher Unterstützung, die wirklich am Limit liegen, können sich nicht ausreichend vorbereiten und haben sehr wenig oder gar keine Reserven. Hier besteht die größte Gefahr für solziale Unruhen.
    Bei uns in Deutschland sind das sicherlich ein Teil der Rentner, Arbeitslose, die Transferleitstungen erhalten und Aufstocker. Auch Geringverdiener kommen sicherlich schnell ins trudeln, wenn die Firma die Zahlungen einige Tage/Wochen rauszögert mit Hinweis auf die aktuelle Lage.


    Es bleibt spannend. Mal sehen, wie es gegen Ende der Woche aussieht. Hoffentlich bleibt alles friedlich.


    Grüße
    JBDenimco

  • Zitat von HenryWinter;232675

    wenn man jedem Tag 60 Euro abhebt, hat man am Ende des Monats 1.800 Euro in Bar.


    Die Banken werden aber nicht garantieren können, daß jeden Tag der Bankomat gut gefüllt auf Euch wartet...
    Sehr wahrscheinlich sind nachmittags die Bankomaten mangels Bargeld oft leer - und ich bezweifle, ob Samstag, Sonntag und Feiertags die griechische Gründlichkeit genausogut wie werktags die Geldautomaten auffüllt...


    Jedenfall kann man damit rechnen, daß sich regelrechte Warteschlangen vor den Automaten bilden. Bestimmt nicht lustig, seine Zeit zu verplempern, wenn man neben dem Bargeldbeschaffen noch andere Sorgen hat...


    Glücklich diejenigen, welche rechtzeitig vorher ausreichend Bargeld horten konnten oder ihre Einkünfte möglichst in bar kassieren und nicht mir dem depperten Plastikgeld.

  • Wenn die Banken geschlossen haben, dann frage ich mich, wie machen die Geschäfte das mittelfristig mit dem Wechselgeld?


    Für mich bedeutet das, meine mit Kupfer- und Messing-Münzen gefüllte Cola-Flasche nicht wie seit Jahren schon vorgenommen:peinlich: zur Bank zu bringen.

  • Genau aus solchen Gründen, habe auf meinem Konto immer eine Jahresmiete oder Jahreszins flüssig.


    Wen mir was passiert oder das Einkommen von einen Tag auf den anderen wegfällt, so habe ich oder meine Familie ein Jahr Zeit, um zu überbrücken und für Alternativen zu suchen.


    Unschön wen du mit Familie aus deiner Wohnung musst, weil du pleite bist :ohhh:.


    gruss unabhäniger

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“

  • Zitat von JBDenimco;232871

    Bei uns in Deutschland sind das sicherlich ein Teil der Rentner, Arbeitslose, die Transferleitstungen erhalten und Aufstocker. Auch Geringverdiener kommen sicherlich schnell ins trudeln, wenn die Firma die Zahlungen einige Tage/Wochen rauszögert mit Hinweis auf die aktuelle Lage.


    Hi JB,


    im SHTF-Fall kann unser Sozialsystem sogar als Gewaltkatalysator dienen, so gut es jetzt auch sein mag und im Augenblick befriedend wirkt. In GR sind die Leute durch die fehlende soziale Absicherung (Arbeitslosengeld gibt es 12 Monate, danach gar nix mehr, es gibt da kein Hartz 4 oder Sozialhilfe) selbstständiger. Besserer Zusammenhalt in der Familie, da die das seit Generationen nicht anders kennen und drauf angewiesen sind, Gemüsegärtchen um jedes Haus etc.


    Stell dir mal vor wir hätten hier einen Wirtschaftscrash und auf einmal heißt es: Sorry, Renten werden gekürzt und Hartz 4 gibt es nicht mehr, leider keine Kohle mehr da. Wenn die Leute über Jahrzehnte darauf hin-konditioniert wurden, dass der Staat für Obdach, Strom und Happi-Schappi sorgt, kann ein Wegfall ganz schnell zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen. Die Griechen können sich ob ihrer sozialen Struktur da besser über Wasser halten. Wenn hier 7 Mio. Hartzer kein Geld mehr bekommen würden dann gute Nacht. Die Fähigkeit sich in eigenen sozialen Strukturen über Wasser halten zu können ist so vielen Leuten aberzogen worden. Das ist sehr schade und erhöht die Fallhöhe bei einem wirtschaftlichen GAU.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • @ Bärti : das wird nicht passieren, nicht in der BRD! Da werden vorher die Steuern der Arbeitnehmer erhöht oder eine Art "Soli" eingeführt... Keiner will 7.000.000 hungrige Asis auf der Strasse haben.

  • Zitat von Bärti;232877

    Wenn hier 7 Mio. Hartzer kein Geld mehr bekommen würden dann gute Nacht. ...


    4,4 Millionen.


    http://de.statista.com/statist…jahresdurchschnittswerte/


    Eine nennenswerte "Gefahr" sehe ich da übrigens nicht, "gute Nacht"-Szenarien schon dreimal nicht.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von beprudent;232913

    @ Bärti : das wird nicht passieren, nicht in der BRD! Da werden vorher die Steuern der Arbeitnehmer erhöht oder eine Art "Soli" eingeführt... Keiner will 7.000.000 hungrige Asis auf der Strasse haben.


    Bei solchen Aussagen interessiert es mich wirklich ob das in Deutschland so ganz anders ist wie in Österreich!


    In Österreich sind die Steuersätze für Arbeitnehmer und Selbstständige gekoppelt und gleich hoch.
    Steigt die Steuer, steigt sie für beide gleich hoch, fällt sie (wegen der kalten Progression) fällt sie für beide gleich.
    Aber natürlich könnte das in Deutschland anders sein.
    Mir kommen solche Aussagen immer wieder etwas wie Unternehmer-bashing vor.
    Steht doch jedem unbescholtenen das Recht zu sich selbst zu verwirklichen.


    LG Wolfgang
    PS Ob jetzt wirklich jeder H4 Empfänger ein Assi ist wage ich zu bezweifeln.

  • Zitat von Isuzufan;232922

    Aber natürlich könnte das in Deutschland anders sein.


    Ich denke, dass Du das besser gar nicht so genau wissen willst. Das deutsche Steuerrecht ist ein Dschungel den niemand mehr durchschaut. Um eine Steuererklärung machen zu können, benötige ich als Selbstständiger ein Studium. Jedes Jahr lege ich Unterlagen ohne Ende vor. Ohne Steuerberater wäre ich wahrscheinlich schon länger im Knast. Einfach aus Unkenntnis. Wobei ich nicht unfair sein möchte: Umsatzsteuervoranmeldungen sind z.B. reltaiv einfach. :grosses Lachen:


    Von Unternehmer-Bashing habe ich bisher nicht viel mit bekommen. Es gibt aber durchaus Dinge die mir nicht gefallen, obwohl ich Nutznießer bin. So zahle ich z.B. auf viele Dinge keine Umsatzsteuer (= minus 19 % vom Brutto EK). Das ist dann der Netto-EK. Und den kann ich dann noch "Gewinn mindernd" deklarieren. Damit lande ich dann bei ca. 30 % des eigentlichen EKs. Ich kann mir also einen Porsche kaufen und zahle nur einen Golf. Das gilt natürlich auch für die "Betriebskosten". Und von Abschreibungen und Rückstellungen will ich erst gar nicht reden.


    Wie gesagt: Das gefällt mir nicht, da ein normaler Angestellter diese Möglichkeiten der "Kostenerzeugung" erst gar nicht hat. Soviel zum Thema "Gleichstellung". Ich könnte ja jetzt sagen: Ok, dann mache ich das halt nicht steuerlich geltend. Aus moralischen Gründen. Gleiches Recht für alle. Damit stehe ich im Wettbewerb aber dann wesentlich schlechter da als die Konkurrenz die sich auf diese Art subventionieren lässt.


    Und dann bekomme ich als Selbstständiger natürlich auch noch Zugang zu Einkaufsquellen, die einem nicht Gewerbetreibenden auch nicht offen stehen. Nämlich Zutritt zum Großhandel.


    Gerecht? Auf keinen Fall. Aber eben geltendes deutsches Recht.

    I feel a disturbance in the force...

  • Ich möchte hier wirklich nicht grundsätzlich über das deutsche Steuersystem diskutieren, das sicher genügend unnötig komplizierte Aspekte hat, aber so ungerecht ist das Verhältnis zwischen Angestellten und Selbstständigen nun auch wieder nicht. Auch Angestellte können ihre "Betriebskosten" (in dem Fall Werbungskosten) absetzen. Da wären als wichtigstes Beispiel die Kosten für das Pendeln zur Arbeit, aber beispielsweise auch Arbeitskleidung, die der Arbeitgeber nicht stellt, oder ähnliche Aufwendungen. Dass ein Selbstständiger höhere Aufwendungen hat, weil er kein Büro und kein Werkzeug gestellt bekommt, ist eigentlich klar. Und wenn man schon die Werbungskosten steuermindernd anerkennt, dann ergibt es Sinn, die realen Beträge sowohl bei Angestellten als auch bei Selbstständigen anzulegen.

  • @ Isuzufan : wollte ganz bestimmt kein "Bashing" betreiben, mir ging es eher um den anderen Aspekt : soziale Unruhen "von unten" will keiner, darum werden sicher von irgendwo noch Gelder "generiert".

  • Vielen Dank Bärti,


    abgesehen davon finde ich den Teil mit den Überfällen interessant. Wenn nötig, sollte man also evtl. mit Nachbarn bzw. in einer Gruppe Geld abheben.


    Der zweite Punkt der mir auffällt ist die Situation der Rentner. Eigentlich sollte nur das Abheben von Bargeld beschränkt sein. Die Auswirkung ist, dass einige komplett auf dem Trockenen sitzen.


    Grüße
    JBDenicmo

  • Zitat von Bärti;233012


    Interessant, dass es erst mal so ruhig ist, beinahe "eingeschläfert" der Teil des Landes.


    Wieso wundert Dich das?


    Die meisten Leute sind keine "Chaoten", die, die tatsächlich welche sind sind auch heute schon aktiv, daher denke ich, dass es in einer Krise erstmal nicht nenneswert schlimmer wird.


    Also der allerletzte Gedanke, der mir bei eingeschränktem Bargeldverkehr in den Sinn käme wäre der, jetzt randalierend durch die Straßen zu ziehen: Was soll mir das denn nutzen? Und da denken vermutlich 99% der Menschen ganz genauso....


    Der Chaotenanteil von meinetwegen 1% der Bevölkerung ändert sich durch eine Krise nicht.


    ---


    ich war im Frühjahr in Venezuela. In der Praxis gibt es dort auch ein Abhebelimit von 1500 Bolivares pro Tag, das sind beim damaligen Schwarzmarktkurs ca. 6 Euro gewesen. Da der größte Schein einen Wert von 100 Bolivares hat (damals ca. 0,40 Euro) waren auch die Automaten auch ständig leer und es gab Schlangen vor den Automaten.
    Diese Bargeldprobleme in Kombination mit dramatischer Inflation und völlig unterschiedlichen Wechselkursen (offizieller Kurs US$ zu Balivares ist aktuell ca. 1:6, der Schwarzmarktkurs irgendwo bei 1:400!) und damit verbunden mehr oder weniger einer Nichtverfügbarkeit von Importprodukten gibt es dort seit Monaten/Jahren.
    Die Leute leiden darunter natürlich und die Wirtschaft ist am Boden, aber auch da geht das Leben weiter und auch ich bin tatsächlich ohne Überfall durchs Land gekommen, obwohl natürlich jeder ahnen konnte, dass ich meher als ein aktuelles Jahresdurchschnittseinkommen in US Dollar in bar mit mir herum schleppe...


    Und mit US Dollar in der Tasche kann man dort durchaus sehr gut (und billig) leben.


    In aktuellen Listen zur Lage von Nationen unter diversen Gesichtspunkten ist Venezuela an vorletzter Stelle vor dem Südsudan, aber hinter Irak, Afghanistan, Syrien oder der Ukraine. Das mal so zur Einordnung der Lage.


    Meine Lehre daraus: Man braucht in solchen Fällen keinen Gemüsegarten, sondern Bargeld in der richtigen Währung.


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.


  • Meine Verwunderung ging bezüglich "Ruhe" in größere Hamsterkaufaktionen, Sprit besorgen, Langfristgüter kaufen etc.


    Weniger in die Krawall-Richtung.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von Bärti;233021

    Meine Verwunderung ging bezüglich "Ruhe" in größere Hamsterkaufaktionen, Sprit besorgen, Langfristgüter kaufen etc...


    Würdest Du das denn tun? Macht das wirklich Sinn in derjetzigen Situation?


    Ich würde evtl. die ein oder andere Beschaffung tätigen, die importiert werden muss und die eh auf der Haben wollen Liste stand, aber mehr auch nicht...


    Geld abgehoben hätte ich in Griechenland schon vor einer Weile getan, nicht alles, aber (je nach Vermögen) vielleicht so die Hälfte.


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Viel wird sich in den nächsten Tagen oder eventuell sogar Wochen nicht ändern.


    Eine grössere Veränderung wird so oder so erst mit Verzögerung eintreten, und zwar dann, wenn in den Hotels die Vorräte aufgebraucht sind, die Läden immer leerer werden und auch Treibstoffe mangels Devisen nicht in vollem Umfang importiert werden können.


    Dramatischer wird's dann, wenn mehr Leute auf der Strasse stehen da sie Job und darauf auch das Dach überm Kopf verlieren.


    Auf gut deutsch: Solange es noch zu Fressen und Saufen gibt bleibt's ruhig.


    Zudem werden die Nachrichten, welche wir hier zu hören, lesen oder sehen kriegen sowieso selektioniert.

  • Was man bis jetzt aus dem Griechenland-Fiasko lernen kann, ist daß solche Zustände entgegen aller Logik weniger schnell eskalieren als man meinen möchte. Vorausgesetzt die Manipulateure in Brüssel, USA oder anderswo behalten die Kontrolle über Zentralbanken, Medien und Regierungen.
    Es gibt meiner Ansicht nach Mächtige, die es in der Hand haben, von einem Tag auf den anderen den Karren gegen die Wand fahren zu lassen. Das ist das Unangenehme an dieser u.a. Entwicklungen: wir müssen damit rechnen, daß alles überraschend schnell anders werden könnte und ebenso, daß wir bis ans Lebensende mit schleichenden Verschlechterungen zermürbt zu werden drohen.
    Also rechnen wir am besten mit möglichen Schlimmstfall-Szenarien und bereiten uns darauf vor; trotzdem nicht aufs normale Leben vergessen und mit passenden Handlungen den schleichenden Veränderungen gegensteuern. Dazu muss wohl die innere Einstellung ebenfalls neu justiert werden.

  • Zitat von Luftikus;233031

    Was man bis jetzt aus dem Griechenland-Fiasko lernen kann, ist daß solche Zustände entgegen aller Logik weniger schnell eskalieren als man meinen möchte.


    Ich halte eigentlich die derzeitige Entwicklung in Griechenland für relativ logisch und so auch voraussehbar. Gewundert hätte es mich, wenn derzeit größere Krawalle ausbrechen würden. Ein wichtiges Datum wird tatsächlich der Sonntag bzw. Montag oder Dienstag sein - wegen des Referendums und weil Anfang kommender Woche die verbleibenden Bargeldbestände vieler Griechen aufgebraucht sein dürften (vor allem falls das Limit an den Automaten nochmal runtergesetzt wird) und erste Firmen, die auf Auslandsgeschäfte und größere Liquidität angewiesen sind, ihren Geschäftsbetrieb einstellen und Mitarbeiter auf die Straße setzen werden.