Geigerzähler GQ GMC 300 E Plus

  • Hallo "Bärti",


    vielen Dank für die ausführliche Vorstellung dieses interessanten Geräts.



    Ich habe auch die Bilder gesehen, wie Du Dein Gerät zu Hause aufgehängt hast....


    Dabei stellt sich mir folgende Frage:


    Szenario: Ein Wolke und "radioaktiver Wind" nähert sich Deinem Wohnort.


    Dein Zählrohr ist schön in Deiner Wohnung untergebracht, wo so ganz schnell kein Wind von aussen rein kommt, da alles gut gedämmt und mit neuen, ziemlich dichten Fenstern und Türen ausgerüstet ist.


    Du wirst also (bei geringeren Strahlendosen) erst eine Ionisation in Deinem Zählrohr (in der Wohnung drinnen) bekommen, wenn Du mal "frische Luft" ins Zimmer herein lässt.... oder kontaminierte Gegenstände ziemlich dicht an Dein Zählrohr herankommen.


    Die Wahrscheinlichkeit, dass "vor Deiner Haustür" eine Atombombe hoch geht (die so stark strahlt, dass Deine ganze Wohnung komplett kontaminiert) wird, ist wohl eher gering sein....


    Vielmehr scheint mir eher ein Szenario wahrscheinlich, das dem von Tschernobil ähnelt....


    Ein Reaktorunfall (z.B.) setzt Strahlung frei und weht (in Windrichtung) bzw. regnet aus Wolken (bei Dir ?) aus....


    Daher sollte Dein Zählrohr Draussen angebracht sein, so wie man das mit den alten Wetterhäuschen früher gemacht hat ....


    auf dem Balkon, auf dem Dach usw. , schön "den Elementen" ausgesetzt.


    Damit hast Du die Möglichkeit (wenn die Warnung von Draussen kommt) alle Fenster und Türen zu schließen (d.h. Dich zu verrammeln) oder ggf. einen Schutzanzug anzuziehen und "Reiss Aus" zu nehmen....



    Ich habe so einen alten Geigerzäher vom Bund (Frieseke + Hoepfner 8828 - Baujahr 1980):


    [ATTACH=CONFIG]31670[/ATTACH]



    der hat noch ein zusätzliches externes "Messrohr":



    [ATTACH=CONFIG]31671[/ATTACH]


    Die analoge Anzeige ist recht empfindlich, und hat diverse Messbereiche. Die empfindlichste "kann" eine Strahlungsintensität etwa 0,1 mrad / h anzeigen.


    [ATTACH=CONFIG]31672[/ATTACH]


    Er zeigt allerdings noch in einer alten Einheit (rad / mrad / h ) an , aber dazu gibt es ein Umrechnungsschildchen zur Umrechnung in die "neue" Einheit (cGy / h)..........


    [ATTACH=CONFIG]31673[/ATTACH]


    Er kann aber nicht die Dosis "aufaddieren", die Du bereits "abbekommen" hast (Dosimeter), sondern zeigt nur die aktuellen Strahlungswerte an. Ausserdem hat er eine Warnfunktion (Schwelle = ?).


    Das Gerät ist recht empfindlich, die Umgebungsstrahlung erzeugt schon einige "Knacks" im Kopfhörer und ein alter Keramik Porzellanteller (der noch strahlt) bringt ihn zu ziemlich "nevösen" Prasseln du starken Ausschlägen.....


    Damit lässt sich durchaus arbeiten - man weiss dass da "was ist", weiss aber eben nicht welche Art von Strahlung... Beta oder Gamma Strahlung (Alpha Strahlung kannst Du mit einem Blatt Papier abschirmen) und man weiss eben auch nicht von welchem Isotopen die Strahlung her rührt....


    Mein externes Zählrohr hat auch eine relativ empfindliche Schutz"Folie" vorn dran, die ich auch nicht den Elementen aussetzen möchte....


    Das Gerät habe ich mal auf einem Amateurfunkflohmarkt gekauft und habe als Beigabe noch eine "ganze Latte" Dosimeter bekommen (diese funktionieren auf Basis eines Kondensators, der sich entlädt, wenn "Strahlung" eintritt . Diese Dosimeter muss man allerdings mit Hochspannung "aufladen" aber bisher habe ich nicht das entsprechende Gerät zur Aufladung dazu gefunden und auch keine Angaben mit welcher Spannung die ggf. zu laden sind....



    Ich habe ein Kernkraftwerk "in Sichtweite", an dem demnächst der Rückbau einer Blocks beginnen soll und auch Kastoren gelagert werden.....


    Ursprünglich hatte ich mir das Gerät besorgt um Bodenfliesen zu "checken" (da gibts solche, die strahlen...) und auch Gips-Leichtbauplatten, die mit Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen hergestellt werden strahlen z.T. ....


    Ist ein sehr heisses und interessantes Thema !


    Gruss, Udo (DL 8 WP)

  • Hi Udo,


    vom Prinzip hast du vollkommen recht, ich nehme die Messungen der Geigerzählers aber sowieso nu als "Hinweis" auf eine erhöhte Strahlung. Ich gehe davon aus, dass eine Information über einen Strahlenunfall halbwegs zeitnah in den Medien erfolgt, dann würde ich das Ding im Außenbereich platzieren. Bis dahin dient es so zu sagen einem 80:20-Monitoring, wo ich nur den Hinweis auf erhöhte Strahlung haben will, dann würde ich den wesentlich sicheren/genaueren Graetz Dosimeter nutzen, den der Geigerzähler mag mir dann helfen Hot-Spots zu lokalisieren, wichtig ist für mich aber die aufgenommene Dosisleistung.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • So, der Geigerzähler durfte heute seinen ersten "Test" bestehen. BEVA hat Rheuma und hat heute zur weiteren Untersuchung ein radioaktives Kontrastmittel gespritzt bekommen. So weit so schlecht, die Untersuchungen waren durch und sie ist nach Hause gekommen. Der Geigerzähler hängt sehr nahe an der Eingangstür. Beim Aufschließen der Tür hat sie schon ein Piepen gehört, ich hatte den Alarm verhältnismäßig geringstufig eingestellt.


    Scheinbar wurde durch das Auslösen der Alarmschwelle auch der Ton für jeden Zählimpuls automatisch aktiviert. Nun piepste das Ding nicht nur, sondern knisterte auch vor sich hin. Darauf hab ich erst mal einen hektischen Anruf bekommen was denn jetzt los sei. Ich hab geantwortet, dass sie nun das ideale Testobjekt ist und hab sie gebeten telefonisch mal durchzugeben, ab wann der Geigerzähler reagiert. Akustische ist eine Steigerung der Zählimpulse ab ca. 4 Meter Entfernung zu vernehmen, ab 2 Meter Entfernung hört man es gut durch das Telefon, Warnschwelle (muss heute Abend mal nachschauen auf was ich die genau eingestellt hatte) geht ab ca. 30 cm Entfernung los.


    BEVA meinte dann wir müssen mal nachschauen ob sie nun auch nachts leuchtet :devil:


    Auf jeden Fall funktioniert das Teil und ist auch wie es scheint recht sensibel. Hat jemand von euch eine Ahnung welche Strahlendosen einem da Mittels Kontrastmittel verabreicht werden? Mal schauen wie sich das jetzt abbaut.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Hallo Bärti,


    danke für diesen interessanten Bericht.


    Zur Strahlendosis: Eigentlich sollte das Krankenhaus einen Strahlendosispass ausstellen. Das sollte das alles drin stehen.


    Gruss, Udo (DL 8 WP)

  • @Bärti:


    Hier gibt es einen interessanten Link zu diesem Thema, da werden immerhin auch die verwendeten Isotope beschrieben.


    Radiosynoviorthese (RSO) (Quelle: Klinik am Ring, Köln)


    Hier noch was zur Dosis bzw. der empfohlenen Aktivität. Bemerkenswert wäre noch, dass die Strahlenbelastung wohl vorrangig auf die Injektionsstelle mit wenigen Millimetern Radius begrenzt ist. Insofern ist eine Umrechnung in eine Körper- bzw. Äquivalentdosis schwierig, weil ja nicht der gesamte Körper oder ein grosser Bereich des Körpers einer Bestrahlung ausgesetzt wird (wie z.B. beím Röntgen oder CT):


    Leitlinie für die Radiosynoviorthese (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin)


    Grüsse


    Tom

  • Messwert bei der BEVA bei direkt aufgelegtem Zähler auf den Körper 3,97uSv/h. Bei Erreichen der Warnschwelle schaltet der Zähler automatisch das Klickgeräusch der Zählimpulse an und Pieptöne, die LED schaltet von grün auf orange bei den Zählimpulsen. Warnschwelle von 1uSv/h wird ca. 50 cm bis 1 m vom Körper entfernt erreicht, Einstichstelle des Kontrastmittels ca. noch mal 0,3uSv/h höher als beim Rest des Körpers.


    Werde jetzt mal jeden Tag jeweils Abends messen um den Abbau zu beobachten.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Hei,


    Du solltest eher stündlich messen. :winking_face:
    Was hat das Zeugs für ne Halbwertszeit? 6h oder so?
    Da wirst Du am nächsten Tag hoffentlich nichts mehr messen können.



    Grüße,


    Tom

  • Hab gerade noch mal das Weib inspiziert, sie strahlt jetzt noch mit 0,37uSv/h die Stunde, eine gefahrlose Annäherung sollte nun wieder möglich sein.

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  • Was in der Beschreibung völlig fehlt ist der Messbereich!
    Der ist bei solchen Billiggeräten meist überhaupt nicht ausrechend - heißt schon bei etwas höherer Radioaktivität ist das Gerät am Anschlag und misst gar nichts mehr.
    Dann weiß ich zwar, dass die Radioaktivität höher ist als normal - weiß aber nicht, ob es schon gefährlich ist oder noch nicht.

  • xsurvivor,


    ich nehm den Ball mal wieder auf.


    Kannst du das technisch begründen?
    Ich seh das nämlich anders und möchte das gerne klären, weils ja für alle hier im Ernstfall nicht unwesentlich wichtig ist.


    LG. Nudnik

  • Hi xsurvivor:


    Messbereich ist im Manual angegeben:


    Range of dose rate indications, μSv/h 0.00 to 327.99
    Range of exposure dose rate indications,mRem/h 0.00 to 32.99
    Range of gamma radiation energy MeV from 0.1 to 1.25
    Range of registered beta radiation energy MeV 0.25 to 3.5
    Range of gamma radiation energy, MeV 0.1 to 1.25
    Range of registered X-ray radiation energy MeV 0.03 to 3.0


    http://download.zeitech.de/Doc…Q_GCM-300EPlus_Manual.pdf (auf Seite 4)


    In Deutschland liegt die natürliche Strahlenbelastung laut Umweltministerium bei 2400 Mikrosievert pro Jahr. Eine Röntgenaufnahme läge bei 100 bis 1000 Mikrosievert, die Belastung bei einem Nordatlantikflug bei rund 100 Mikrosievert. Der Grenzwert zum Schutz der Bevölkerung liegt in Deutschland bei ein Millisievert (also 1000 Mikrosievert) im Jahr. Bei Menschen die beruflich Strahlen ausgesetzt sind liegt der gesetzliche Grenzwert in Deutschland bei 20 Millisievert pro Jahr. Zu dieser Berufsgruppe gehört beispielsweise Flugpersonal. Bei einer Strahlendosis von 100 Millisievert pro Jahr sind nach Angaben des Bundesumweltamtes keine unmittelbaren Strahlenschäden zu befürchten. In Deutschland werde bei einem Atomunfall ab einer erwarteten Strahlendosis von 10 Millisievert empfohlen, sich in Gebäuden aufzuhalten. Ab 100 Millisievert werde die Umgebung evakuiert.

    100 Millisievert gelten als gefährlicher Grenzwert: Die Wahrscheinlichkeit für einen Anstieg von Krebserkrankungen steigt, wenn der Mensch mindestens in dieser Größenordnung ein Jahr lang durch Strahlen belastet wird. Eine zusätzliche Dosis von 1000 Millisievert würde wahrscheinlich in 20 Prozent der Fälle nach vielen Jahren noch eine tödliche Krebserkrankung auslösen. Eine Einzeldosis von 1000 Millisievert führt zu einer Strahlen-Erkrankung mit Symptomen wie Übelkeit, ist aber nicht tödlich. Eine Einzeldosis von 5000 Millisievert wäre etwa in 50 Prozent der Fälle binnen einen Monats tödlich.


    Wenn du jetzt mal den Messbereich der Gerätes der bis 328 Mikrosievert pro Stunde geht hochrechnest auf die damit bei theoretisch gleichbleibender Strahlungsintensität über 1 Jahr zu "erreichende" Strahlenbelastung dann finde ich das Gerät sehr gut.


    328uSv/h = 0,328 mSv/h * 8760 Jahresstunden = 2873 mSv/p.a. könnten bei "Vollausschlag des Gerätes" über das ganze Jahr gemessen werden. Du siehst aber sowieso nur die augenblicklich anliegende Strahlung in dem Moment. Und die schwankt.


    Ob es gefährlich ist oder nicht für dich selber kann dir außerdem kein Geigerzähler zeigen. Du brauchst dann ein Dosismessgerät welches die Strahlung addiert die du abbekommen hast. Das kann ein Geigerzähler so nicht.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von Bärti;266827

    Ob es gefährlich ist oder nicht für dich selber kann dir außerdem kein Geigerzähler zeigen. Du brauchst dann ein Dosismessgerät welches die Strahlung addiert die du abbekommen hast. Das kann ein Geigerzähler so nicht.


    Ich darf dich ergänzen. Den GMC320 kann man schon als Dosimeter einsetzen. Er kennt zwar die Energie der beteiligten Isotope nicht aber die kennt auch ein richtiges Dosimeter nicht.


    Es gibt dafür zwei Möglichkeiten.


    1. Der GMC320 zeigt dir einen "TOTAL COUNT" an. Wenn dich also die Dosis interessiert kannst du zu Beginn den Total Count resetten. Am Ende der Messung liest du den total count ab, teilst diesen durch 60 und multiplizierst ihn mit dem Umrechnungsfaktor für 137Cs. Damit hast du die Gesamtdosis über den Zeitraum.


    2. Du startest einen "TIMED COUNT" über einen vorher von dir festgelegten Zeitraum. Berechnung wie oben.



    Beispiel:


    Wir setzen den Zähler auf null und messen drei Stunden lang die aufgenommene Dosis. Der Zähler zeigt 3.060 an. Wir kennen die Umrechnungsfaktoren für die verschiedenen Isotope. Wir nehmen 137Cs mit einem Faktor von 0.005. Wir teilen die Anzahl der Klicks durch 60 und multiplizieren mit dem Faktor: (3060/60)x0,005 = 225nSv empfangene Dosis.



    Zusätzlich zeigt der GMC320 auch die Zeit an, seit wann der total Count gezählt wird. Zähler und Zeit werden jeweils beim Einschalten auf Null gesetzt. Wenn du das Gerät immer bei dir hast, kannst du damit sehr leicht die Dosis ausrechnen.


    LG. Nudnik

  • Ich habe mir jetzt auch einen GMC 300 + gekauft :) . Firmware 4.12 , Software ließ sich prolemlos auf Win10 installieren. Aussen habe ich rund 0,8 mikroS , das entspricht auch der öffentlichen Messstelle in der Nähe.
    Im Schlafzimmer habe 18 mikroS und an meiner geliebten, alten Taschenuhr 1,8 mikroS. Muss ich mit jetzt Sorgen machen? :staun:

  • Hallo Kladika,


    für die Region Münster liegen die Hintergrundwerte eher bei unter 0,1 µSv/h. Die Geigerzähler mit den Russenröhrchen (SBM20 & Co) übetreiben gern bei der Messung im unteren Bereich. 18µSv/h sollte man nicht im Haus messen. Evtl. staut sich irgendwo Radon bzw. seine Zerfallsprodukte aus dem Untergrund. Da wäre eine Vergleichsmessung interessant: ungelüftetes Zimmer und nach 15min Stosslüftung.


    Grüsse


    Tom

  • Ups, da habe ich eine 0 vergessen, draussen sind es 0,08 mikroS. Schlafzimmer ist im ersten Stock, da glaube ich weniger an Radon. Werde aber trotzdem mal die Stosslüftung probieren.

  • Wie, Null vergessen? Du schreibst einmal 18 dann schreibst du 1,8. Was hast du jetzt tatsächlich für Werte und schreibe bitte die Einheit hin, die das Gerät anzeigt weil der GMC300 kann verschiedene Einheiten anzeigen (µSv/h und mR/h).


    LG. Nudnik

  • Ich muss beim Schreiben wohl doch die Brille aufsetzen : Draussen 0,08 mikroSv/h, drinnen 0,17 mikroSv/h, die Taschenuhr 1,8 mikroSv/h (ich weiß nicht wo das mikro Zeichen auf meiner Tastatur ist) . Stossbelüftung hat nichts gebracht, hätte mich auch gewundert, schlafe immer bei offenem Fenster. Fliesen habe ich nicht, allerdings eine Wand aus Rigipsplatten.