Hallo Andreas,
Zitat von AndreasH;261500
Wie Du ja merkst sind hier viele Leute der Meinung das systembedingt die Dinge immer weniger für den Einzelnen kontrollierbar sind,einem immer mehr Privatangelegenheiten aus der Hand genommen werden.
Dieses Gefühl mögen viele haben, aber ist das auch so? Ich habe das Gefühl, dass sich gerade in Sachen Bürgerbeteiligung in den letzten zehn Jahren sehr viel getan hat. Die "Mächtigen" stöhnen ja schon, dass kaum noch ein Grossprojekt vom Windrad bis zum tiefergelegten Hauptbahnhof realisiert werden kann, vor lauter vorgeschriebener Beteiligungs- und Anhörungsverfahren der Öffentlichkeit. Ich bin ja in der "Kommunalpolitik" ein wenig aktiv (Gemeinderat, parteilos) und sehe, dass man selbst als kleines Rädchen persönlich durchaus Dinge beeinflussen kann, es ist aber auch mit Arbeit verbunden und ner Menge Zeit. Und als normaler Bürger hat man auch durchaus Möglichkeiten, sich in behördliche Entscheidungsprozesse einzubringen und Einfluss zu nehmen.
ZitatIch will Dir da - wie wohl alle anderen hier auch- bestimmt keinen Gegenwind verpassen,aber was Du so geschrieben hast halte ich für etwas zu sehr "Wiunschdenken" und durch die Rosa Brille gesehen.
Mit Gegenwind kann ich leben, auch wenn man mir Wunschdenken vorhält. Ich bin im Grundsatz eher ein Optimist als ein Pessimist. Von daher mag das mit der rosa Brille schon hinkommen.
ZitatDu sagst " Man kann seine Bürgerrechte und seine Freiheit auch im virtuellen Raum einfordern und mitgestalten. "
Ich halte das für einen Trugschluss,in der digitalen Vernetzung gibt es keinerlei Sicherheit oder Privatsphäre.
Daten die digitalisiert sind können beliebig kopiert und abgespeichert werden,mit winig bis viel Aufwand ist alles für Jeden-auch unbefugte- frei zugänglich.
Nun ja, auch Daten, die auf Papier geschrieben in zig Archiven schlummern, können problematisch in Bezug auf Sicherheit und Privatsphäre sein. Es kommt immer auf die Absicherung und die Regelung der Zugangsrechte an, da macht die Papierakte keinen Unterschied zur elektronischen Akte. Im digitalen Bereich haben wir technisch hochentwickelt und verfügbar:
- die elektronische Unterschrift (digitale Signatur), die beispielsweise mit den elektronischen Personalausweisen genutzt werden kann
- hochentwickelte Verschlüsselungsverfahren (auch wenn sie nicht völlig unknackbar sind, und Geheimdienste, die ausserhalb der parlamentarischen Kontrolle agieren, ein Problem sind)
- IT-Komponenten mit umfangreichen Krypto-Funktionen (von der selbst verschlüsselnden Festplatte bis zu sicheren Transportprotokollen für den Datentransfer durch Netzwerke)
- usw.
Logischerweise gibt es bei IT keinen Stichtag, ab dem alles per Definition ausgereift und sicher ist (wäre schön), aber es gibt einen brauchbaren Status Quo und werden Lücken entdeckt, werden sie gestopft. Auch hier sind die Haupt-Probleme die Geheimdienste, die hier unsäglich mitmischen und übrigens aus der Angst (vor Terror) geborene Systemmonster sind. Ansonsten, behaupte ich mal, funktionieren auch Sicherheit (Security) und Privatsphäre (Privacy) leidlich gut in der digitalen Welt. Man muss halt immer kämpfen, dass Lücken geschlossen werden. Das ist vielleicht auch der wesentliche Unterschied zwischen der real greifbaren und der virtuellen Welt: ein wichtiges Dokument aus Papier lege ich in einen Banktresor und ich kann beruhigt schlafen, das Verfahren funktioniert seit hundert Jahren oder länger ohne irgendeine Änderung. In der digitalen Welt hingegen herrscht ständige Veränderung, meist hin zum kompliziertern. Das kann einen natürlich beunruhigen, weil man kein Gefühl mehr entwickeln kann, ob man nun alles unter Kontrolle hat oder nicht.
Zitat
Dinge die jetzt absolut legal und gesetzeskonform sind können posthum geändert werden,Dich in 5 ?, 10 ?, 15 ?, 20 ? Jahren ganz bös in den Arsch beissen.
Ich habe meine halbe Familie an eine Diktatur verloren,daher sehe ich Machtinstrumente die man Leuten in die Hand gibt besonders kritisch.
Eingangs beklagst Du den Machtverlust, nun sorgst Du Dich um Missbrauch von Machtinstrumenten. Aber auch ich habe so meine familiären Erfahrungen mit Diktaturen.
ZitatDie politischen Verhältnisse auch in Mitteleuropa werden sich in naher Zukunft destabilisieren,die seit Ende des Wk II etablierten gemässigten Machtinhaber sind ja an der Grenze dessen angekommen was ihre Konzepte hergeben.
Ich würde in nahezu allen europäischen Länder die Regierungen als immer noch auf demokratische Weise vom Volk gewählte Regierungen bezeichnen. Nicht als Machtinhaber, das ist mir zu tendenziell. Die Destabilisierung der pol. Verhältnisse haben wir in der Hand. "Wir" sind gerade dabei, in einem beängstigenden Tempo unsere nicht perfekten, aber an sich gut funktionierenden demokratischen Systeme kaputtzureden. Was dann passiert, kann man in Polen und Ungarn gerade "live" mitverfolgen: rascher Abbau des bisherigen Rechtstaates, Medienzensur, Verfolgung von Kritikern und Einsetzung von Marionetten in den höchsten Gerichten. Wir zerstören uns von innen heraus.
ZitatIch wünsche mir und allen Anderen das ich jetzt krass danebenliege,aber das was so durchsickert lässt mir keine Ruhe.
Warum wirst Du nicht aktiv?
ZitatNur mal so in den Raum gestellt...
- Staat verschafft sich illegal Hehlerware ( gestohlene CD`S) und erklärt diese zu legalen Beweismitteln
- Die digitale Infrastruktur des Bundestages wird gehackt und es ist nicht festzustellen woher der Angriff kommt
- Geheimdienste aller Länder tragen Daten in Mengen zusammen deren Auswertung noch aussteht
- so gut wie täglich wird über erfolgreiche Angriffe auf sensible Computersysteme berichtet
Das sind die "modernen" Straftaten unserer Zeit. Es liegt an uns, dagegen vorzugehen, bzw. dafür zu sorgen, dass dagegen vorgegangen wird und wir unsere technischen Infrastrukturen dagegen härten.
Zitat
Der Staat ist nicht in der Lage mit der Digitalisierung umzugehen,es wird sehr sehr vieles "outgesourct" und an Privatfirmen abgegeben.
Der Trend zur Privatisierung war "Wählerwille" wenn man so will. Man wollte einen modernen schlanken Staat. Also wurde auf Teufel komm raus privatisiert. Wobei man sagen muss, dass Unternehmen der Wirtschaft nicht unbedingt schlechter mit Daten umgehen. Das ist alles eine Frage der Verträge und der Kontrolle. Die meisten Banknoten der Welt werden von Privatfirmen hergestellt, nicht von staatlichen Druckereien.
ZitatDer für meinen Wohnsitz zuständige Landkreis hat alle (!!) Online für den Bürger verfügbaren Services an eine einzige Privatfirma vergeben. Ich kann also nicht mehr davon ausgehen das Daten z.B. über meinen Wohnsitz,meine Autozulassung,meine Gewerbeanmeldung,die Pass uns Ausweisdaten,Schriftverkehr und Gebührenbescheide nur bei den dazu berechtigten Personen mit Beamten / Angestelltenstatus so wie der damit verbundenen Schweigepflicht verbleiben.
Das mag sein, dafür kannst Du jetzt davon ausgehen, dass die Daten nun bei nur dazu berechtigten Personen mit Angestelltenstatus und damit verbundenen Schweigepflichten in der beauftragten Firma verbleiben. Die öffentliche Hand reduziert Beamtenstellen, wo sie nur kann. Und wenn es Sinn macht, werden auch komplette Vorgänge ausgelagert. Denn die staatlichen Beamten werden zu einer gigantischen finanziellen Last für den Staat. Nur ein Beispiel: allein das Bundesland Baden-Württemberg hat mittlerweile einen Berg von 70 Mrd. € an künftig zu zahlenden Pensionslasten aufgetürmt. Derzeit machen die laufenden Personalkosten schon 42% des ganzen Landeshaushaltes aus, davon ein Drittel nur für Pensionszahlungen. Liesse man die Zahl der Beamten und Angestellten unverändert, müsste schon 2050 die Hälfte des kompletten Landesetats nur für Pensionszahlungen aufgewandt werden - das Land wäre handlungsunfähig. D.h. die Reduktion von Stellen im öffentlichen Bereich ist gewissermassen überlebensnotwendig.
ZitatIch finde schon das man darüber sehr kritisch nachdenken muss....
Und ich finde, dass man anschliessend als kritischer Bürger versuchen sollte, seinen Teil aktiv beizutragen, dass die Dinge sich nicht verschlechtern, sondern gut bleiben (was sie nämlich nach wie vor sind, es ist vor allem derzeit die Stimmung mies, nicht aber die Lage...).
So nun aber genug politisiert, sonst löschen meine Mod-Kollegen mich hier noch weg... :Sagenichtsmehr:
Grüsse
Tom