Wie verletzlich ist unsere Wirtschaft und wie schützen wir die Infrastruktur?

  • Zitat von Sam Hawkins;277748

    Die Störungen der SBB wie auch der DB haben oft einen tragischen Grund -> Suizid aka Personenschaden. Es muss nicht mal deinen Zug erwischt haben sondern kann auch im Bereich vor dir passiert sein. Das hier die Kommunikation spärlich ausfällt ist unschön aber verständlich.


    Ich wünschte mir, es gäbe eine Art Leitstelle der SBB, welche weiss, welche Züge wo sind, und die Leute informieren kann, wenns klemmt.
    Niemand erwartet lange Erklärungen oder wirft eine technische Störung der Bahnbetriebsführung vor.
    Vielleicht bin ich naiv, aber ein ganz gewöhnlicher PC könnte die Aufgabe bewältigen, welche darin besteht, herauszufinden, welche Zugnummer mit welchem Zugführer besetzt ist und wie die Nummer seines Diensttelefons lautet.
    So wie ich das verstehe, besteht das Problem nicht darin, dass das Zugsbegleitpersonal die Fahrgäste nicht informieren will. Aber wenn die nichts sagen können, weil sie auch nichts wissen, dann kommen die sich logischerweise dumm vor und machen sich unsichtbar.

  • Was ich zu diesem Thema bemerkenswert finde, mein Arbeitgeber(Versorger) fährt aktuell ein massives Programm zur Verstärkung der Sicherheit gegen Angriffe von INNEN auf die Infrastruktur (aktuell hauptsächlich IT, mehr soll kommen). Von Aussen war die schon immer hoch, aber man hat nun anscheinend auch Angst vor Sabotage von Innen. Und das sind keine Lippenbekenntnisse des Managements, das Budget dafür ist üppig, die Zeitpläne brutal. Man hat es offenbar eilig.


    Es gab dazu auch ne grössere Veranstaltung für alle Führungskräfte, zu der sie allen Ernstes Marc Elsberg (den Autor von Blackout) eingeladen hatten. Das ist für einen knochentrockenen Laden wie meinen ein regelrechter Kulturschock.

  • Zitat von T-72;282797

    Was ich zu diesem Thema bemerkenswert finde, mein Arbeitgeber(Versorger) fährt aktuell ein massives Programm zur Verstärkung der Sicherheit gegen Angriffe von INNEN auf die Infrastruktur (aktuell hauptsächlich IT, mehr soll kommen). Von Aussen war die schon immer hoch, aber man hat nun anscheinend auch Angst vor Sabotage von Innen. Und das sind keine Lippenbekenntnisse des Managements, das Budget dafür ist üppig, die Zeitpläne brutal. Man hat es offenbar eilig.


    Es gab dazu auch ne grössere Veranstaltung für alle Führungskräfte, zu der sie allen Ernstes Marc Elsberg (den Autor von Blackout) eingeladen hatten. Das ist für einen knochentrockenen Laden wie meinen ein regelrechter Kulturschock.


    Das zu lesen, freut mich. Zeigt es doch, dass einige umdenken und die schönrederei so langsam aber sicher ein Ende hat. Bei mir im Landkreis ist das Thema "Blackout" mit seinen bösen Folgen mittlerweile Chefsache, mehrmals im Jahr finden diesbezüglich Treffen aller Enegieversorger/Gemeindeverwaltungen zu den Themen Kraftstoffbevorratung und -versorgung, Notstromversorgung von Wasser-, Pumpwerken, Feuerwehrhäusern und so weiter statt.

  • Unsere Art des modernen Lebens kann man nicht schützen (meine Meinung)
    Würden wir alle Selbstversorger werden, also nicht nur Krisenvorsorge betreiben hätten wir ein stabiles System mit wenig Angriffsmöglichkeiten.

    Nur so wie wir leben ist das wie mit einem aufgeblasenen Luftballon der von vielen
    Wespen umkreist wird. Die Frage ist nur wann die erste sticht und der Ballon platzt!

    Zur Zeit habe ich das Gefühl dass der Druck im Ballon ansteigt und er auch ohne Wespe platzen wird!

    Mein Fazit: unserer Wirtschaft ist so anfällig wie ein Patient auf der Intensivstation bei totalem Stromausfall ohne Notstrom. Ich will damit sagen ohne Stromversorgung platzt der Ballon!

  • Ich denke, es wäre schon wesentlich besser, wenn jeder Ort wenigstens wieder seine Landwirte und ähnliches hätte, viele die Möglichkeit hätten,
    selbst auch wieder ein wenig anzubauen. Da wäre es nicht einmal nötig, dass jeder vollkommen Selbstversorger wäre.


    Aber mir scheint, man möchte die Menschen ganz gerne möglichst abhängig halten und möglichst wenig Autarkie gewähren.


    Auf jeden Fall schließe ich mich deinem Fazit vollumfänglich an.

  • Zitat

    Ich denke, es wäre schon wesentlich besser, wenn jeder Ort wenigstens wieder seine Landwirte und ähnliches hätte, viele die Möglichkeit hätten,
    selbst auch wieder ein wenig anzubauen. Da wäre es nicht einmal nötig, dass jeder vollkommen Selbstversorger wäre.


    Das würde selbst mit gutem Willen und Wissen nicht (mehr) funktionieren: Gerade wir in Mitteleuropa sind hoffnungslos überbevölkert. Es würde schlicht und einfach nicht für jeden reichen, wenn sich Mitteleuropa, selbst ernähren wollte. Und da bei einer Krise das ganze Chemiezeugs wie Dünger, Schädlingsbekämpfung vermutlich auch nicht verfügbar wäre, würden die Erträge pro Fläche auf das Niveau wie zu "Urgrossmutterzeiten" sinken, was die Problematik noch viel kritischer werden lässt...


    Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz liegt zB, wenn ich mich nicht irre, irgendwo bei 60%. Dies zwar einigermassen konstant, da die Landwirtschaft immer effizienter wird.
    Aber die zu versorgende Bevölkerung wächst und wächst, und Ackerflächen werden Tag für Tag m2 für m2 unwiederbringlich zubetoniert... Dies bedingt aber einen immer höheren technischen Aufwand, der bei einer längeren Krise kaum so aufrecht zu erhalten wäre. Stellt euch zB die grossen Milchbetriebe mit ihren hochtechnischen Melkrobotern bei einem längeren grossflächigen Blackout vor... Da wäre der Output an Milch nicht mehr sehr hoch und die meisten Kühe müssten Notgeschlachtet werden. Der Versorgungsgrad, hier bei der Milch, würde kollabieren. Ganz zu schweigen von den Problemen, die Produkte (wie zB Milch, Fleisch..) ohne elektrische Kühlung zu Lagern und in die Städte zu transportieren /verteilen.


    Wenn in einer grösseren Krise wieder wie anno dazumal produziert werden müsste, und wir hier von dem leben müssten, was der hiesige Boden so hergibt, dann gute Nacht...


    Gruss
    Canelo

  • Zitat von canelo_N;288860

    Gerade wir in Mitteleuropa sind hoffnungslos überbevölkert. Es würde schlicht und einfach nicht für jeden reichen, wenn sich Mitteleuropa, selbst ernähren wollte.


    Das stimmt so nicht ganz. Wir hatten das auch in einem anderen Thread schon mal: In Deutschland würde es, wenn man einfach die Importe und Exporte wegrechnet, ganz knapp zur Selbstversorgung reichen, allerdings nur, wenn man Produktion und Verbrauch tierischer Nahrung sowie die Produktion von Energiepflanzen und pflanzlicher Rohstoffe für die Industrie massiv zurückschraubt. Wenn man ganz Mitteleuropa nimmt, wo es durchaus auch Länder mit geringerer Bevölkerungsdichte gibt, würde vermutlich noch ein bisschen mehr Spielraum existieren. Natürlich würde die Versorgung dann viel weniger vielfältig, aber wenn man von einer reinen Unterbrechung des Außenhandels ausgeht, wäre eine Selbstversorgung wohl möglich.


    Natürlich stimmt es, dass bei einer massiven Krise die Versorgung mit Agrochemie und Treibstoffen schwieriger würde, wobei zumindest die Agrochemie weitgehend inländisch produziert werden kann, mal von Phosphor abgesehen, das ohnehin ein Sonderfall ist. Ein komplettes Wegfallen wäre nur bei massiven Verwerfungen in der Größenordnung eines Weltkriegs vorstellbar. Auf der anderen Seite müsste man in einem solchen Fall aber gegenrechnen, dass ein Großteil der Bevölkerung wieder anfangen würde, bislang als Ziergarten genutzte Flächen zu bestellen.


    Unter dem Strich kommt es natürlich immer auf die Art der Krise an und sicher würde es bei einer großen Krise schwere Versorgungsmängel geben. Dass reihenweise Leute verhungern oder dass Europa "hoffnungslos überbevölkert" wäre, halte ich aber für übertrieben.

  • Du vergisst beim Selbstversorgungsgrad, dass der als Verhältnis aus den im Inland produzierten und den im Inland verbrauchten Lebensmitteln definiert ist.
    Die Produktion wäre aber viel niedriger, wenn weder Futtermittel noch Mineraldünger noch Treibstoffe importiert würden.
    Die Milchleistung der Hochleistungskühe geht aber ohne Zufütterung von Kraftfutter stark zurück.
    Abgesehen davon ist es unsinnig, den Selbstversorgungsgrad an politischen Grenzen festzumachen, weil die keine Beziehung zur produktiven Landschaft haben.
    So gilt schon für Basel Gemüse aus dem Sundgau oder Marktgräflerland als Importware. Wenn ein Basler dagegen Gemüse aus der Magadinoebene konsumiert, ist das Inlandware.
    Aus eben diesem Grunde können Landstriche, wo aus klimatischen Gründen nur Milchwirtschaft möglich ist, keinen nennenswerten Deckungsgrad an Getreide und anderen Ackererzeugnissen aufweisen.
    Genauso wie die Basler ihr Gemüse seit jeher aus dem grenznahen Ausland bezogen haben, wurde im Oberengadin traditionell Veltliner Wein getrunken. Und wo kommen wohl die Nüsse für die Engadiner Nusstorte her ?


    Handel über Grenzen hinweg ist sinnvoll und normal - woran es fehlt, ist etwas anderes: Die Produktionsstandards bezüglich Umwelt und Arbeitslohn (hierher auch Sozialversicherungen, Unfallschutz etc). müssen überall ähnlich sein. Dann sind ausländische Kartoffeln aus Ägypten und aus dem Elsass oder dem Badischen plötzlich nicht mehr das selbe.
    Deshalb bin ich gegen die neuen Freihandelsabkommen, wo wir beispielsweise Hormonfleisch aus Amerika akzeptieren müssen, damit wir denen Uhren verkaufen dürfen. Hier wird die Einheit der Materie verletzt, indem Dinge verknüpft werden, die miteinander nichts zu tun haben. Eine Volksinitiative wäre aus diesem Grunde ungültig, also sind auch solche Staatsverträge unzuässig.

  • Ist Handel über Grenzen hinweg nicht dann am sinnvollsten, wenn man etwas aus dem Ausland / von weiter her kauft, das man selbst
    nicht oder nicht in genügender Qualität im Inland / in der Umgebung erzeugen kann? Ich finde, Bananen zu importieren sinnvoll, Schweinefleisch dagegen nicht.

  • Grundsätzlich hast Du recht Nachbarland. Allerdings hat sich im Denken so Einiges verändert. Während in früheren Zeiten Gewinne und Vermögen wie auch Heute noch willkommen sind waren früher parallel noch Stolz darüber sein Dorf oder gar eine Region in Lohn und Brot zu bringen und dafür respektiert zu werden die "Gralswächter".


    Leider ticken seit etwa den späten 80ern die Uhren anders, es herrscht bedeutend mehr Egoismus vor, Respekt von den befriedigten Aktionären zählt mehr als eine Region, die vor die Hunde geht und materieller Reichtum ist der wahre Gott.


    Genau wegen diesem rein materialistischem Denken sind wir Heute in einer Situation, wo eine Wirtschaftsregion in die Krise kommt weil z.B. die Chinesen Schluckauf haben.


    Ich stehe politisch mit Sicherheit nicht auf der roten Seite - aber ich bin der Meinung, etwas mehr Sozialkompetenz und soziales Verantwortungsgefühl hätte weder der Wirtschaft noch der Politik geschadet. Beide wurden von der Geldgier eingelullt. Und "hätte" meine ich ernst, ich bin der Meinung der "Point of no return" wurde bereits überschritten.


    Das System hat sich verselbständigt und läuft aus dem Ruder.