Putschversuch in der Türkei?

  • Tja und das ganze in einem Euro Beitrittskandidaten und NATO Partner in dem die Bundeswehr stationiert ist. Ich befürchte das wird auch zu Unruhen innerhalb der türkischen Mitbürger in Deutschland führen.

  • Auch gerade gesehen. Die Frage ist nur: Putsch um die Demokratie wiederherzustellen oder endgültig eine Diktatur einzuführen?


    Das mit der Demokratie ist nicht soooo abwegig. Ne türkische Kollegin von mir sagte immer es würde nicht mehr lange dauern bis es einen Putsch zur Wiederherstellung der Demokratie gibt. Is wohl son Türkending.

  • Derzeit sollte man nicht zu viel spekulieren. Wir wissen einfach sehr wenig darüber.


    Zugegebenermaßen hätte es eine gewisse Tradition, wenn das kemalistische und damit laizistische Militär gegen Regierungen putscht, die diese Grundsätze verletzen. Und derzeit ist eine Regierung an der Macht, die ganz klar nicht laizistisch ist. Allerdings hat auch eine Säuberung des Militärs durch die AKP-Regierung stattgefunden. Grundsätzlich würde ich auch nicht ausschließen, dass der angebliche Putsch durch die Regierung inszeniert wird, um währenddessen und im Nachgang die letzten Widerstände in Militär und Gesellschaft auszuräumen.


    Egal, wie die Hintergründe nun genau sind: Die Gefahr sehe ich weniger in potenziellen Gewalttätigkeiten unter den Türken hierzulande, obwohl es durchaus dazu kommen kann. Viel gefährlicher wäre eine nachhaltig destabilisierte, womöglich gar auf einen Bürgerkrieg zusteuernde Türkei. Das wäre eine exponentiell vergrößerte Ausgabe der Katastrophe (innenpolitische, geostrategisch, humanitär...) dessen, was wir seit einigen Jahren in Syrien erleben.

  • Exakt, Thanatos!
    Es gilt jetzt nicht dem Kurzschluss Militärputsch= Böse aufzusitzen.
    Das Militär in der Türkei war stets der Hüter des Kemalismus und hat somit mehr für den Erhalt einer westlich orientierten Demokratie getan, als Andere.
    Deswegen hat der Kalif vom Bosporus ja auch zahlreiche Säuberungsaktionen in den oberen und mittleren Führungsebenen des Militärs durchgeführt, eben um den Wächter des Kemalismus auf dem Weg seiner islamistischen Machtergreifung zu beseitigen.


    Im Gegensatz zu vielen Ländern der Welt wünsche ich dem Militär maximalen Erfolg beim Sturz des Despoten bei minimalen Verlusten aller Beteiligten.

  • Egal wie es ausgeht, die Aktion zieht wieder einen Rattenschwanz nach sich dessen Folgen wir noch gar nicht kennen. :traurig:

  • Interessant und beängstigend zugleich finde ich auf jeden Fall wie schnell man von den Nachrichten abgeschnitten werden kann, von den Staatsmedien hören die Leute dieses, von einigen Privatmedien jenes; Internet funktioniert zur Zeit kaum noch.


    Und überhaupt, man schaut Fernsehen, auf einmal wird die Sendung unterbrochen und man erfährt von der Verordnung von Ausgangssperre und Kriegsrecht :staun:


    Gruß
    Vincent

    Kein Plan überlebt die erste Feindberührung. (Helmuth von Moltke)

  • Alles Internet-Scheißhausparolen. Habe auch schon von Iran als Fluchtort gelesen.


    Gerade Schüsse auf demonstrierende Zivilisten auf Istanbuler Brücke.

  • Vielleicht bekommt er einen Job bei Böhmermann.


    Aber ernsthaft jetzt:
    Was wirklich war und wie die Situation nun aussieht werden wir in den nächsten Tagen sehen. Und inwiefern es für uns prepperrelevant ist eben auch. Bis dahin ist alles Spekulation und Mutmassung.


    Verfolgen werde ich die News jedenfalls wie sonst auch.

  • Da wird jetzt mit eisernem Besen durch das Militär gegangen werden, die letzte Stütze der freien Entwicklung der Türkei wird damit zerstört und wir haben nun die Chance zu sehen wie sich ein ehemals halbwegs westlicher Staat unter dem Dispoten Erdogan nun in einen islamistisch-konservativen-Religionsstaat entwickeln wird.


    Schade das es nicht geklappt hat, nun wird die Region dort und auch Europa noch länger mit einem paranoiden Diktator leben müssen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Da bewahrheitet sich mal wieder, dass in einer Demokratie das Volk immer die Regierung bekommt, die es verdient. Das war die türkische Zivilgesellschaft inklusive selbst der Kurden die da die Hand gehoben hat. Fait accompli... da kann man nichts machen.

    Haben ist besser als brauchen.

  • Natürlich wird das Militär jetzt gesäubert. Meine Bewertung ist aber vollkommen anders. Auch wenn Erdogan autoritär regiert und den Staat nach seinen Vorstellungen umbaut, ist er immer noch demokratisch gewählt und hat auch aktuell breiten Rückhalt in der Bevölkerung, wie man in der Nacht recht eindrucksvoll gesehen hat (und das nicht nur auf dem Land, wo seine Wählerbasis verortet wird, sondern auch in den großen Städten). Wenn die Mehrheit in der Türkei ihn und seine Politik stützt, dann wird daraus halt ein islamisch-konservativer Religionsstaat. Dass ständig die Gefahr droht, von irgendwelchen Militärs "zum Glück gezwungen" zu werden, entspricht jedenfalls nicht meiner Vorstellung von Demokratie.


    Wenn die Form der Staatsführung aus ausländischer Sicht inakzeptabel erscheint, dann ist es unehrlich und undemokratisch, auf einen Putsch zu setzen. Dann muss man eben mit diplomatischen Mitteln eine Änderung erzwingen und außerdem klar machen, dass man diese Führung nicht unterstützt. Insofern bin ich allerdings der Meinung, dass die Bundeswehr-Flugabwehrtruppen schon längst nichts mehr in der Türkei zu suchen haben, es den Flüchtlings-Deal nie hätte geben dürfen und auch die weitere internationale Zusammenarbeit mit der Türkei unter Erdogan eingeschränkt werden müsste.


    Wobei ich es, wie in der Nacht, immer noch für möglich halte, dass die ganze Geschichte inszeniert oder zumindest der ohnehin geplante Putsch von Regierungsseite genutzt wurde, um nun das Militär gleichzuschalten.

  • Zitat von Asdrubal;280246

    Natürlich wird das Militär jetzt gesäubert. Meine Bewertung ist aber vollkommen anders. Auch wenn Erdogan autoritär regiert und den Staat nach seinen Vorstellungen umbaut, ist er immer noch demokratisch gewählt und hat auch aktuell breiten Rückhalt in der Bevölkerung, wie man in der Nacht recht eindrucksvoll gesehen hat (und das nicht nur auf dem Land, wo seine Wählerbasis verortet wird, sondern auch in den großen Städten). Wenn die Mehrheit in der Türkei ihn und seine Politik stützt, dann wird daraus halt ein islamisch-konservativer Religionsstaat. Dass ständig die Gefahr droht, von irgendwelchen Militärs "zum Glück gezwungen" zu werden, entspricht jedenfalls nicht meiner Vorstellung von Demokratie.


    Wenn die Form der Staatsführung aus ausländischer Sicht inakzeptabel erscheint, dann ist es unehrlich und undemokratisch, auf einen Putsch zu setzen. Dann muss man eben mit diplomatischen Mitteln eine Änderung erzwingen und außerdem klar machen, dass man diese Führung nicht unterstützt. Insofern bin ich allerdings der Meinung, dass die Bundeswehr-Flugabwehrtruppen schon längst nichts mehr in der Türkei zu suchen haben, es den Flüchtlings-Deal nie hätte geben dürfen und auch die weitere internationale Zusammenarbeit mit der Türkei unter Erdogan eingeschränkt werden müsste.


    Wobei ich es, wie in der Nacht, immer noch für möglich halte, dass die ganze Geschichte inszeniert oder zumindest der ohnehin geplante Putsch von Regierungsseite genutzt wurde, um nun das Militär gleichzuschalten.


    So sieht es normalerweise aus. Aber stellt dir vor in Deutschland hätte damals in den Anfängen das Militär geputscht um Hitler daran zu hindern seine Diktatur auf zu bauen (es ist anders gekommen..)


    Es ist eben nicht immer alles weiss und schwarz.


    Wenn in Ägypten das Militär nicht geputsch hätte, hätten wir dort einen islamistischen Staat stehen der mit allen seinen Mitteln den IS unterstützen würde, das Desaster brauch ich wohl nicht beschreiben, wäre dies passiert.