Forstwinde

  • Tach allerseits,


    seit ein paar Tagen bin ich stolzer Eigentümer eines kleinen Waldstücks (ca. 25 a, Fichte und Douglasie 30-45 Jahre). Mit dem Nachbar stehe ich in Verhandlung - evtl. kommen nochmals 50 a (Fichte, 40-80 Jahre) hinzu.
    Es wartet viel Arbeit auf mich denn eine Durchforstung ist schon mehr als ein Jahrzehnt überfällig.
    Ein Teil des Werkzeugs ist beschafft. Gerade mache ich mir Gedanken über eine Winde. Eine mechanische sollte mir genügen.


    Hat hier jemand Erfahrung mit mechanischen Forstwinden? Ich würde nur ungern 2x kaufen müssen.


    Ist Rotek ein akzeptabler Hersteller oder ist das Baumarktqualität?


    Reicht eine 800 kg Winde (Rotek SZ-800)?
    Die wäre noch komfortabel tragbar. Ist ausnahmsweise mehr Zugkraft notwendig kann ich ja mit einer Umlenkrolle arbeiten. Durch den Scherstift sollte ich das Seil nicht überlasten können.


    Danke für Eure Hinweise!
    Lupus

  • Ich weiss jetzt nicht wie dick deine Bäume sind. aber mit 800 kg wirst du je nach Baumsorte bei 40 - 80 Jährigen Bäumen geschätzt nur 1.5 bis ca. 3 Meter-Stücke abtransportieren können.
    800 kg finde ich jetzt fast ein bisschen wenig für in den Forstdienst.


    Es sei denn, du benötigst diese Winde nur zur Fallrichtungsunterstützung und nicht zum Abschleppen von Holz, dann können 800 kg ausreichen.


    In diesem Fall würde ich aber jetzt eher einen Handseilzug aka Habegger oder so kaufen.

    Gruss Chevron


    46738 Mal editiert, zuletzt von Chevron (morgen, 11:55)

  • Ja, ein bisschen mehr Infos wären hilfreich.


    Wie Chevron schon sagt, als Fällhilfe ist ein Habegger besser.


    Um das Holz zu wirklich rücken ist diese Winde zu schwach, da hast du keine Freude dran.


    Was willst du denn genau machen?

  • Wolverine: kein eigener Traktor vorhanden - bei Bedarf werde ich einen Leihen.


    @Dröhnerich: danke, der Link ist gold wert!


    Chevron: weniger zur Fällrichtungsunterstützung. Ich möchte damit schon auch einen Stamm bis zum Weg ziehen können.


    Die ganz großen Stämme kann ich ohne wirklich schweres Gerät und somit ohne fremde unterstützung sowieso nicht bearbeiten. Aber so ein größerer Stamm mit vielleicht 2 fm sollte weniger als 1,5 t wiegen (ja, das sind schon ordentliche Brummer. Die werde ich zu Anfang sicher meiden). Und ich will das Ding ja nicht senkrecht in die Höhe ziehen, sondern nur auf dem Boden liegend ziehen. Selbst bergauf war ich der Hoffnung so etwas mit einer Umlenkrolle bewältigen zu können.
    Du stimmst aber mit Wolverine überein, dass 800 kg zu schmalbrüstig sind.


    Danke für Eure Einschätzung.

  • Bedenke, es ist nicht nur das Gewicht das du ziehen musst. Ein Waldboden ist nunmal kein blanker Betonboden sondern ein unwegsames Stück Land mit Löcher und Wurzelwerk. Da wird dein Baumstamm noch oft anhängen und das Zuggewicht der Baumstämme wird sich noch um ein X-Faches Muliplizieren, wenn es anhängt. Da ist das Gewicht teilweise noch höher als mit Heben.


    Nicht umsonst werden im Forstdienst nur die gröbsten Geräte eingesetzt.


    Aber du hast selber schon erkannt, dass 800 kg zu wenig sind.


    EDIT: Und Fichte gehört ja zu den leichtesten Hölzern in den mitteleuropäischen Wäldern... Sobald andere Hölzer zum Zug kommen, werden die Stücke schnell einmal kürzer.

    Gruss Chevron


    46738 Mal editiert, zuletzt von Chevron (morgen, 11:55)

  • Hallo,


    Glückwunsch zum Wald! Wenn Du in Süddeutschland (BW) lebst, dann kannst Du Deinen Privatwald vom zuständigen staatlichen Forstrevier mitpflegen lassen. Bei den momentan recht guten Holzpreisen bleibt unterm Strich sogar was für den Waldbesitzer übrig. Dann gehen Profis mit richtigem Gerät durch den Wald und der Förster lässt nur die richtigen Bäume schlagen. Das ganze in Eigenregie zu machen, ist nicht ohne. Mein Bruder hat ne Zeit lang Fichtenstangen produziert und Spezialfällungen durchgeführt. Für den Wald hatte er nen kleinen Traktor mit einer 3,5t Rückewinde mit Funkfernsteuerung - damit konnte man einzelne Stämme rausziehen, die Winde kam aber auch schnell an ihre Grenzen. Auch die Mehrzahl der Profis unter den Holzfällern lässt das Stammholz von einem darauf spezialisierten Lohnunternehmer aus dem Wald rücken und abholbereit aufpoltern.
    Forst-Seilwinden sind nur noch mit Funkfernsteuerung zulässig, damit der Bediener ausserhalb des Gefahrenbereichs (Faustregel: 1,5fache Seillänge Abstand) agieren kann.


    Die Rotek SZ-0800 ist ein Seilhebelzug à la Greifzug/Habegger. Hast Du mit sowas schon mal gearbeitet? Pro Hebelbewegung zieht man das Zugseil 1-2cm weit. 20m Seil bedeuten 1.000-2.000 Hebelbewegungen. Das ist richtig Arbeit. Im Wald ist sowas maximal dazu geeignet, die Fallrichtung zu beeinflussen, wie Chevron schon schrieb.


    Ich würde an Deiner Stelle mit dem zuständigen Revierförster mal durch den Bestand gehen, der kann Dir sagen, was raus sollte, wo aufgeforstet werden muss usw. Und der kann auch den Aufwand abschätzen, das Holz ernten zu lassen.


    Grüsse


    Tom

  • Heute arbeitet man eigentlich nur noch mit Forwardern um Holz aus dem Bestand zu nehmen.


    Das ist schonend, schnell und kostengünstig (über alles gesehen)


    Aber wenn ein privater sein Holz selber rücken will, wieso nicht?


    Was du nicht unterschätzen darfst ist der Reibungswiderstand der Stämme beim rücken.


    Wenn du den Zug mit einer Umlenkrolle untersetzen willst musst du dir im klaren sein, dass du wohl die doppelte Zugkraft hast aber halt auch die doppelte Zeit für die Arbeit benötigst.


    Also ich würde dir raten; Lass es via Forwarder rausnehmen.

  • Das mit der Beauftragung an die staatliche Forstverwaltung ist auch in Hessen und vermutlich in den meisten anderen Bundeländern so. Aber es gibt auch private Forstdienstleister, die man beauftragen kann. Alternativ, wenn es einen anderen großen Privatwaldbesitzer (Adelshaus z. B.) gibt, bietet vielleicht auch der die Forstdienstleistungen extern an.


    Ich persönlich traue den staatlichen Forstbehörden das meiste Sachwissen und die beste nachhaltige Strategie zu. Die privaten Dienstleister haben vermutlich den Vorteil, dass man als Eigentümer eher Einfluss auf den Einschlag nehmen kann, während die staatlichen Förster sich da wohl weniger sagen lassen, auch wenn sie auf der Fläche privat beauftragt sind. Ob das "Durchregieren" eines nicht forstwissenschaftlich/-wirtschaftlich geschulten Besitzers immer gut für den Wald ist, wäre dann nochmal eine andere Frage, womit ich dem Threadersteller natürlich nichts unterstellen will.

  • Ist so wie mit dem "ein bißchen schwanger"
    Wenn es überwiegend nur um Brennholzgewinnung geht, braucht man sowas gar nicht. Mach Dir einfach gleich vor Ort entsprechende Abschnitte die sich handeln lassen. Bei dicken Bäumen gleich auf 30 cm (ofenfertig, nur noch Spalten), was sich dann mit Schubkarre, usw. innerhalb des Waldes zum Transportfahrzeug bewegen läßt, ohne das Dir das Kreuz wegbricht. Kleiner Greifzug mit 1500 kg zum Anspannen von Hängern, ganz nett, z.B. bei Fällarbeiten in bewohntem Gebiet. Im Wald aber eher unnötig.
    Was nützt eine Forstwinde, wenn die Teile dann auf einen Polder aufgeschlichtet werden, um dann vor dem Transport dann doch nochmals zersägt zu werden? Zur Nutzholzgewinnung brauchst Du einen richtigen Rückeschlepper, mit Frontladerzange, Schild und Winde.
    Zum Thema "Buntes aus China" gibts Filmchen z.B. von der Stihl-Homepage: http://www.edge-cdn.net/video_…layerskin=43438#r=sidebar

  • tomduly: danke.
    Eine manuelle Winde werde ich mir aus Preppergründen aber auf jeden Fall zulegen - die Hohe Anzahl an Hebelbewegungen ist mir bewusst (ca. 20 pro Meter ohne Umlenkrolle).
    Einen Termin mit dem Förster werde ich auf jeden Fall machen. Die haben bei uns die Verpflichtung Privatwaldbesitzer kostenlos zu beraten.


    Wolverine: Na ja, wir reden von ca 35x70 Meter (den Teil, den ich bereits habe) - die obere Längsseite verläuft entlang einer Viehweide und ist somit leicht erreichbar.
    Das Grundstück selber ist 2/3 Hang und 1/3 die Talsohle eines Baches ohne vernünftige Möglichkeit mit einem Traktor befahren zu werden. Ein Forwarder würde sich da schon reinwühlen. Der Flurschaden ist aber nicht akzeptabel.


    Das Grundstück liegt tatsächlich in BaWü. Der Staat hat hier ein Vorkaufsrecht auf Waldgrundstücke. Das wurde aber wegen dem schwierigen Gelände nicht in Anspruch genommen.


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Hi Matteo,
    lustiges Filmchen - jetzt bin ich glücklich eine Stihl Säge gekauft zu haben.
    Den passenden Motorsägen-Grundlehrgang hatte ich dieses Wochenende.


    Dass ich mit einer Winde keinen Polder aufschlichten kann ist mir schon bewusst :)
    Ich muss das Holz nur an die Grundstücksgrenze bringen. Wenn ich genug Material beisammen habe leihe ich einen Traktor und kann in kürzester Zeit alles über die Wiese zum nächsten Weg ziehen und dort stapeln.

  • Hi Wolf,


    ein Greifzug ist nur was für den Notfall. Mach einen Sägekettenschein, leg Dir eine Benzinwinde zu und kauf Dir einen Allrader.


    Gruß

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Zitat von Wolverine;289099

    Heute arbeitet man eigentlich nur noch mit Forwardern um Holz aus dem Bestand zu nehmen.


    Es gibt inzwischen schon Zeug das geländegänging ist: http://www.menzimuck.com/einsatzgebiete/forsttechnik/ bei mir hätte der aber auch seine Mühe :)


    Wenn ich Stämme abtransportieren wollte, müsste ich wohl eine Bahn bauen:
    [video=youtube_share;F52z-p6tXPo]

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    [/media]


    oder einen starken Heli rufen:
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    [/media]

  • Hallo Lupus,
    mit einer 800kg-Winde wirst du keine Freude haben.
    Ich selbst benutze eine ca.3t-Winde an der Hydraulik an meinem 44PS Kramer. Auf weitgehend ebener Fläche ausreichend,am Berg Spielzeuge.
    Werde aber diesen Winter wohl das letzte Mal Holz aufarbeiten. Meine Zeit für eine solche Knochenarbeit ist abgelaufen.


    Denke bitte daran, Waldarbeit kann hochgefährlich sein ! Gehe diese Sache mit Bedacht und mit Respekt vor der Natur an.


    Gruß von Rugo, (einem quasi Schwarzwälder)

    Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe :brech: (brech.. , das stand mal was anderes :nauseated_face:)

  • Hallo Lupus,


    ich würde mich auch mal umschauen, ob es in Deiner Gegend einen MASCHINENRING gibt. Organisationen von Landwirten, bei denen ein
    Teil der Mitglieder den anderen Mitgliedern ihre landwirtschaftlichen Maschinen mietweise/stundenweise zu festen Tarifen zur Verfügung stehen , nach Absprache mit und ohne Fahrer/Maschinist . Würde mal schauen, ob es da im Landkreis auch fortswirtschaftliche Ausrüstung gibt.


    Mitglied im maschinenring kann eigentlich jeder mit ein bisserl land- und forstwirtschaftlicher Fläche werden. Für Mitglieder teilweise attraktive Rabatte bei Strom, Telefon und bei manchen Autoherstellern.


    Ansonsten gibts vielleicht noch sowas wie ne Waldbauerngemeinschaft, die eventuell auch beim Vermarkten behilflich sein kein .
    Der Gedanken, ein potentiellen Dachfirstbalken- Baum in Brennholz zu verarbeiten tut mir ein bisserl weh und mit dem Verkauf von "Papierholz" lässt sich vielleicht auch etas Ausrüstung finanzieren. Eventuell gibt auch steuerlich anfangs einen Verlust?



    Frieder

  • Lupus,


    Wenn Du einen vernünftigen 4x4 mit Untersetzung & Sperren hast, dann kannst Du mittels Stahlseil mit Kettenvorfach, Umlenkrolle und Baumgurt, schon recht grosse Stämme rücken.
    Was sich nicht bewegen lässt sagt Dir dann die Kupplung oder die durchdrehenden Räder....
    Kauf nur Material von einem ausgewiesenen Forstausrüster, kein Baumarkt-Chinaschrott.


    Einen Habegger kann man prima zum Bau einer Holzseilbahn einsetzen, man sollte aber etwas davon verstehen. Gespannte Drahtseile sind etwas wovor ich einen Heidenrespekt habe.


    Ein Holzerkurs zu absolvieren ist auf jeden Fall eine gute Investition. Da lernt man von Profis.


    Und in den Wald holzen gehen, niemals allein, zuhause genau gesagt wo geholzt wird, Handy, Funk und Gehirn aufgeschaltet, Schutzausrüstung an.


    Gruss WTG

    Die Party ist vorbei!

  • Nochmals danke für die vielen Rückmeldungen.
    Wie schon erwähnt: einen Motorsägenkurs habe ich bereits besucht. Die Teilnahme ist nur mit kompletter Schutzausrüstung möglich. Entsprechend bin ich auch ausgestattet. Trotzdem toll, dass Ihr daran erinnert.
    Und alleine werde ich auch nicht sein. Mit potentiellen Abnehmern von Brennholz habe das schon besprochen.




      frieder59: klar, Maschinenring! Hatte ich mir vor Jahren mal angesehen und hatte auch noch einen Link in meinen Favoriten, aber eben ganz vergessen! Jetzt kann ich dort ja Mitglied werden. Die haben z. B. einen netten Allrad-Traktor mit Frontlader (gigantisches Teil mit > 180 PS :winking_face:


    . Auch einen Erdbohrer (einen Teil möchte ich einzäunen) und weiteres nützliches Zeug. Da könnte ich – falls ich die Lust verliere – sogar die kompletten Forstarbeiten an Profis vergeben.


    Und keine Angst. Ich werde kein wertvolles Holz zu Brennholz degradieren. Für gesundes Fichtenlangholz bekomme > 90€. Da kann ich mir für 80 € ofenfertiges, getrocknetes Buchenbrennholz kaufen ...

  • Zitat von Lupus;289556

    Die haben z. B. einen netten Allrad-Traktor mit Frontlader (gigantisches Teil mit > 180 PS :winking_face:


    Aufgrund der PS-Zahl schließe ich, das es sich um einen normalen Landwirtschaftsschlepper handelt. Sowas ist im Forst gänzlich ungegeignet, auch wenn es immer wieder versucht wird.
    Nur so mal eine unvollständige Aufstellung:
    Forstschlepper hat Diagonalreifen - Die weichen Gürtelreifen sind beim ersten überfahrenen Baumstumpf im Eimer.
    Keine Beleuchtung, Spiegel und andere vorstehenden Teile - Alles was wegsteht wird im Wald abgerissen.
    Beim Fostschlepper ist alles abgedeckt und es kommen keine Äste an den Motor und andere Innereien.
    Der Landwirtschaftsschlepper ist zu groß und zu breit für den Wald.
    Gib mal auf Google "Forstschlepper" ein da siehst Du den Unterschied:
    Spurstangenschutz, seitlicher Motorschutz, Ganzstahl Kraftstofftank, Astabweiser mit Schutzgitter, Astabweiser mit Seilen nach vorne ,ebener Bodenschutz und noch viele mehr Spezialschutzausrüstungen

  • Lupus
    Ich wollte nicht belehrend sein, punkto Sicherheit bei der Holzerei.
    Leider hat mich da mein schlimmster Feuerwehreinsatz geprägt. Weil allein im Windbruch am Werk, konnten wir nur noch bergen, Retten war nicht mehr möglich.
    Darum halt.
    Ich wünsch Dir viel Freude im Wald und empfehle Dir für die gemütlichen Stunden am Holzofen noch folgendes Buch:


    https://www.previval.org/forum…en-Hacken-und-Feuermachen


    https://www.previval.org/forum…285-Der-Mann-und-das-Holz


    Gruss WTG

    Die Party ist vorbei!