Gefühlte oder echte Gefahr? - Wie vermeidet Ihr die Falle Verschwörungstheorie?

  • Hallo werte Mit-Foris,


    nachdem ich jetzt ein paar Wochen hier im Forum mitlese, stelle ich fest, dass recht häufig in den "weichen" Themen die Beiträge mit "gefühlten" Fakten, negativ geladenen Vermutungen und Mutmaßungen auf beiden Seiten der Grenze zur Verschwörungstheorie gespickt werden.


    Der studierte Psychologe :unschuldig: kennt natürlich die Untersuchungen zum Unterschied zwischen echten und gefühlten Risiken*. Bei allen meinen Bemühungen achte ich deshalb akribisch darauf, meine Vorbereitungen an wissenschaftlich fundierten Risikoanalysen (in meiner Gegend wahrscheinlich: Autounfall, Stromausfall, Unwetter, Feuer, Hochwasser, Stoffaustritte aus der örtlichen Industrie**) und nicht irgendwelchen "gefühlten" Gefahren (vom Flüchtlingsansturm über Chemtrails hin zum kommenden bellum omnia contra omnes, der geplant zur Errichtung einer je nach Verschwörungstheorie befürchteten Diktatur ausgelöst wurde) oder an derzeit "gefühlt aktuellen", weil in der Presse intensiv besprochenen Themen*** auszurichten.


    Um also meine Planung auf vernünftigen Grundlagen zu halten, bemühe ich mich sehr, mir mein Weltbild auf Faktenbasis zu bilden, auf Quellen zu achten, und mich nicht in "Echokammern" zu bewegen - als Gegenpol zu "gefühlten Gefahren" im mitteleuropäischen Alltag z. B. habe ich das Statistische Bundesamt schätzen gelernt****, und bei Twitter folge ich lieber mehreren Nachrichtenagenturen ( = Quellen) als irgendwelchen Verschwörungstheoretikern, die zwar mein Weltbild bestätigen würden, aber Fakten schon interpretieren.


    Daher meine Frage an Euch zur Diskussion:



    • Welche Methoden nutzt Ihr, um Risiken einzuschätzen und daraus resultierend Eure Preppingmaßnahmen zu gestalten?
    • Unternehmt Ihr bewusst Anstrengungen, Euch umfassend, d. h. aus mehreren, unabhängigen Quellen zu informieren, und prüft Ihr aktiv den Wahrheitsgehalt von Meldungen, bevor Ihr darauf reagiert?
    • Bemüht Ihr Euch bewusst, nicht in "Echokammern", d. h. sozialen Kreisen, die Eure Meinung bestätigen hängenzubleiben? Oder vermeidet Ihr abweichende Meinungen bzw. wertet Ihr deren Vertrteter ab, weil sie nicht in Euer Weltbild passen?


    Ich freue mich auf eine sachliche (!) Diskussion, wie man als risikobewusster und vernunftgesteuerter Mensch vorsorgt, ohne in die Verschwörungstheoriefalle zu tappen... :Cool:


    Mit besten Grüßen vom Hiking Hessian



    * Eller, Lermer, Streiche: "Psychologische Einflüsse auf die individuelle Einschätzung von Risiken" 2013
    ** Wir wissen ja: Häufiges ist häufig, seltenes ist selten - Prepping ist nur eine praktische (und recht umfassende) Form des Risikomanagements, das nun mal alle Menschen betreiben.
    *** ich sag' nur: Weltkrieg wege
    n (je nach Weltbild) Trump, Russen, NWO, Illuminaten oder Flüchtlingen. Statistisch gesehen werden einige, die davor gerade Angst haben, wegen mangelnder Erster Hilfe nach einem Autounfall sterben, bevor Trump seine erste Amtszeit 'rum hat.
    **** das Risiko z. B., am plötzlichen Kindstod zu sterben, sinkt ab der Pubertät laut dieser Auswertung: https://www.destatis.de/DE/Pub…df?__blob=publicationFile erheblich :grosses Lachen:

  • Der Wunsch nach einer sachliche Diskussion erscheint mir problematisch , wenn gleich in der Einleitung davon ausgehst, daß ein "vernunftgesteuerter Mensch" nicht in die Verschwörungstheoriefalle tappt. Da sind dann die reingetappten nicht von der vernunft gesteuert.


    Wenn ich von der als "gefühlt" bezeichneten Gefahr von Flüchtlingsstürmen ausgehe, muß ich wohl davon ausgehen , daß in etlichen Staaten in der EU nicht Vernunft gesteuerte Menschen mehrheitlich nicht von der Vernunft gesteuerte Politiker wählen, die dann eine wohl auch unvernünftige Poliik machen .


    Oder wie schaut es in der Geld- und Währungspolitik in der EU aus, sind da alle Ansichten außerhalb der Nationalbanken, EU-Gremien und Regierungen Verschwörungstheorien. Wer hat denn in Europa mit Bankschließungen und Geldkontingentierungen gerechnet , bzw eine solche Entwicklung vorhergesehen - bevor es in Zypern und dann Griechenland Realität wurde.


    Im übrigen : was sind bitte "unabhängige Quellen" ?


    Im übrigen finde ich es auch nicht sonderlich sachlich, dazu zu reden, daß wer in seiner Echokammer hängenbleibt. Sind das dann die (geistig) "zurückgebliebenen" oder postfaktisch formuliert die "abgehängten" ?



    Frieder

  • Zitat von Hiking Hessian;297996
    • Welche Methoden nutzt Ihr, um Risiken einzuschätzen und daraus resultierend Eure Preppingmaßnahmen zu gestalten?



    Hm, ich weiß nicht, ob ich da irgendeine Methode nennen kann, aber insgesamt komme ich auf eine ähnliche Prioritätenliste wie du (Wobei ich zugeben muss, dass ich wegen des Autounfalls eigentlich dringend meine Ersthelfer-Skills auffrischen und ausbauen müsste. Am anderen Ende gibt es bei uns keine Chemie-Industrie.) und bilde mir ein, dass sie auf einer halbwegs realistischen Wahrnehmung der Realität bzw. auf Lebenserfahruzng beruht. Aber eine spezielle "Methode" ist das imho nicht.


    Zitat von Hiking Hessian;297996

    Unternehmt Ihr bewusst Anstrengungen, Euch umfassend, d. h. aus mehreren, unabhängigen Quellen zu informieren, und prüft Ihr aktiv den Wahrheitsgehalt von Meldungen, bevor Ihr darauf reagiert?


    Ich nutze mehrere verschiedene Medien, wobei ich jetzt nicht exakt austarriere, also zum Beispiel die Taz durch die FAZ ausgleichen würde und umgekehrt. Ich fühle mich eigentlich durch die öffentlich-rechtlichen Medien, insbesondere Deutschlandfunk, und zwei bis drei mittlere bis größere Printmedien und deren Webseiten ganz gut informiert, die ich regelmäßig nutze. Um die Bandbreite noch wesentlich zu erweitern, fehlt mir einfach die Zeit. Das kommt höchstens dann zum Tragen, wenn ich ein spezielles Thema stärker vertiefen will. Dann kann es durchaus sein, dass ich mehrere Medien nutze, viel lieber aber originales Quellenmaterial, also beispielsweise Parlamentsprotokolle, Regierungs- und Verwaltungsvorlagen, Dokumentationen von irgendwelchen Institutionen, wissenschaftliche Aufsätze, etc.. Die sind zwar meist etwas sperrig zu lesen, aber da bekommt man es dann ganz genau.


    Bei den Medien muss man außerdem bedenken, dass die rein nachrichtlichen Meldungen, sofern sie nicht direkt von Korrespondenten kommen, ohnehin meist aus den gleichen Agenturmaterialien stammen.


    Letztlich sollte man aber immer sämtliche Nachrichten und Bewertungen aufgrund des eigenen Wissens (erlesen oder aus eigener Erfahrung) kritisch betrachten und gegenchecken. Was erscheint warum plausibel und was weniger? Welche Aspekte werden in der Berichterstattung oder Kommentierung zu sehr oder zu wenig beachtet?

    Zitat von Hiking Hessian;297996[/B

    Bemüht Ihr Euch bewusst, nicht in "Echokammern", d. h. sozialen Kreisen, die Eure Meinung bestätigen hängenzubleiben? Oder vermeidet Ihr abweichende Meinungen bzw. wertet Ihr deren Vertrteter ab, weil sie nicht in Euer Weltbild passen?[B]



    Das ist schwierig. Bis zu einem gewissen Grad bemühe ich mich schon. Allerdings kann man vermutlich niemals ganz vermeiden, dass man die eigene Meinung für korrekt hält und absolut zuwiderlaufende Argumente ablehnt. Bis zu einem gewissen Grad kann man diese "Echokammern" auch nicht vermeiden. Aufgrund von Sozialisation, Schulbildung, Beruf, etc. kommt man in der Regel ganz automatisch in ein Umfeld, in dem man eher stärker übereinstimmt.


    Ich persönlich versuche in politischen Diskussionen immer zwischen Problembeschreibung und Lösungsvorschlag zu unterscheiden. Dabei bemerke ich oft, dass ich in der Problembeschreibung weitgehend selbst mit Menschen übereinstimme, die eine entgegengesetzte politische Meinung vertreten. Die Unterschiede kommen meist erst, wenn es um die Frage des angemessenen Umgangs damit geht. In diesem Aspekt kann ich, glaube ich, ganz gut akzeptieren, dass es nun mal verschiedene Bewertungen und Vorschläge gibt, die vermutlich bei der Umsetzung jeweils ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringt. Die Geisteshandlung macht es mir einerseits leichter zu akzeptieren, dass es abweichende Meinungen gibt, deren Vertreter deshalb nicht unbedingt schlechtere Menschen sind. Andererseits macht sie es mir auch leichter, auf meiner eigenen Meinung zu beharren. Es gibt eben verschiedene Lösungswege, die per se vermutlich alle gangbar sind, auch wenn ich aus bestimmten Gründen "meinen" Vorschlag präferiere.

  • Super Thema. :Gut: :grinning_squinting_face:


    (Statistische) Risikoanalysen sind grundsätzlich gut, haben aber oft einen entscheidendes Problem: Sie basieren auf Erfahrungswerten der Vergangenheit und können damit auch nur gleichartige Vorkommnisse schätzen. Da wir aber nicht an der Vergangenheit, sondern an der Zukunft interessiert sind, bringt uns das nur begrenzt viel. Die statistischen Methoden können auch normalerweise nur da mit guten Prognosen aufwarten, wo die untersuchten Werte annähernd normalverteilt sind. Das ist in vielen Situationen der Realität aber nicht der Fall. Im Resultat kann ein einziger "Ausreiser" aus den bisherigen Erfahrungswerten die komplette Risikoanalyse über den Haufen werfen.


    Beispiel: Eine Risikoanalyse, dass ein terroristischer Anschlag mittels eines Flugzeugs durchgeführt wird, hätte am 10. September 2001 eine Wahrscheinlichkeit nahe 0 ergeben. Am Abend des 11. Septembers dagegen eine deutlich höhere. (Die gefühlte Wahrscheinlichkeit wäre dann vermutlich nochmal deutlich höher, da Menschen dazu neigen die Wahrscheinlichkeit für kürzlich geschehene Ereignisse zu überschätzen.)


    Die (statistische) Risikoanalyse bringt uns also eigentlich nur was für Ereignisse, die regelmäßig passieren.


    Auf der anderen Seite bergen genau die Ereignisse mit geringer und möglicherweise sogar unterschätzter Wahrscheinlichkeit u.U. eine deutliche Gefahr: Egal wie klein die ermittelte Wahrscheinlichkeit ist, dass ich ab morgen keinen Zugriff mehr auf sauberes Wasser habe... falls es doch passiert, kann dieses Problem u.U. ein Todesurteil für mich bedeuten.


    Letztendlich bedeutet das für mich:
    Ich lese möglichst viele verschiedene Quellen, sowohl klassischer, als auch alternativer Medien.
    Ich gehe nicht davon aus, dass ich in diesen Medien immer Fakten von Unwahrheiten unterscheiden kann.
    Ich versuche mögliche persönliche Konsequenzen aus dem Gelesenen abzuleiten, falls es der Wahrheit entsprechen sollte.
    Falls ich mit vertretbarem Aufwand Schutzmaßnahmen vornehmen kann, dann mache ich das (z.B. ein paar Kanister Wasser im Keller lagern)


    Ein Buch, das mir geholfen hat meinen Blick für solche "unerwarteten" Gefahren ein wenig zu öffnen ist übrigens "Der schwarze Schwan" von Nicholas Taleb...


    Gruß,
    Kc

  • Ich bin so vorgegangen:


    Erstelle eine Tabelle. schreibe nun untereinander die alle dir in den Sinn kommenden Szenarien auf und oben die Dauer (kurzfristig, mittelfristig, langfristig, dauerhaft) und die Ausbreitung (lokal, regional, national, global) auf.


    Dann kreuzt du durch, welches Szenario in welcher Ausbreitung und Dauer für dich die Grundlage deiner Vorbereitung werden soll. Daraus kannst du dann den Umfang deiner Vorbereitung an Material und Wissen definieren.


    Aber mit deinem sachlichen Ansatz bist du auf einem sehr guten Weg.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Meine Vorgehensweise war recht pragmatisch.


    Über Jahre habe ich in meiner Arbeit bemerkt, wie die Menschen mit diversen Krankheiten aus dem Arbeitsalltag fallen. Auch teils jüngere Menschen.
    Mitunter "nur" über" Monate, oft jahrelang.
    Heißt:
    Weniger monatliches Geld zur Verfügung.


    Dann der Schrecken der Wirtschaftskrise, bei dem viele Menschen ihren Job verloren haben.
    Wahrscheinlich haben sie wieder einen, ich weiß es nicht.
    Aber die Zeit, bis man einen adäquaten Job hat, ist finanziell meist auch deutlich eingeschränkt. Alles, was man da nicht einkaufen muss oder bezahlen kann ( Miete, Sprit, ...) ist für mich eine Entstressung der Situation.


    Bei anderen Szenarien profitieren wir davon, zumindest eine Zeitlang.
    Dann beobachte ich das Weltgeschehen und kann nicht sicher beurteilen, wer richtig berichtet. Ich fasse in Summe zusammen und analysiere dann rein persönlich für mich.
    Und darauf bauen wir die weitere Vorgehensweise der Vorsorge auf.


    Vielleicht ist doch anzumerken, dass ich mit anderen Preppern ein paar Dinge durchdiskutiere. Aber wir reden da immer von der eigenen Meinung, die man für sich zusammengetragen hat.
    Ob Fakten stimmen, die in den Nachrichten berichtet werden oder in Büchern beschrieben werden, kann ich nicht wirklich beurteilen. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.



    LG, Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Das grösste Problem ist, dass man idR Quellen nur sehr sehr schwer prüfen kann.
    Und auch störe ich mich an dem Begriff Verschwörungstheorie...Eine Theorie kann sich schnell in die Praxis wandeln. Letztendlich sind die meisten Szenarien, die man hier behandelt als Theorie anzusehen, bis sie eintreten oder eben nicht. Viele frühere "VT" sind ja bereits eingetreten.
    Wenn ihr mal darauf achtet, welches Material wir vom "Öffentlich rechtlichen Rundfunk" z.B. aus Syrien vorgelegt bekommen. Zu 90% wird da eine ominöse "Beobachtungsstelle für Menschenrechte" (könnte aus dem Reichsbürgerjargon stammen :D) zitiert-Aussagen ohne jegliche Beweiskraft und zudem noch parteiisch.
    Also auf Quellen ist auch nur bedingt Verlaß.
    Ich verlasse mich auf mein Sicherheitsgefühl-kleine Vorkommnisse die zeigen, ob die Umgebung friedlich gesinnt ist, oder eben nicht. Früher habe ich mich zu fast 100% sicher gefühlt-heute habe ich schon etliches erlebt, was mich daran zweifeln lässt.
    Viele wirklich brisante Daten, z.B aus Einsatzberichten der Sicherheitsbehörden sind uns ohnehin nicht zugänglich oder werden "frisiert"

  • Zitat von ML877;298013

    Wenn ihr mal darauf achtet, welches Material wir vom "Öffentlich rechtlichen Rundfunk" z.B. aus Syrien vorgelegt bekommen. Zu 90% wird da eine ominöse "Beobachtungsstelle für Menschenrechte" (könnte aus dem Reichsbürgerjargon stammen :D) zitiert-Aussagen ohne jegliche Beweiskraft und zudem noch parteiisch.


    Das stimmt so nicht. Zumindest im DLF wird bei Erwähnung der Beobachtungsstelle zumindest bei den ausführlicheren Stücken erwähnt, dass sie oppositionsnah ist. Außerdem werden in der Regel auch die offiziellen Angaben der syrischen Regierung daneben gestellt. Das halte ich für eine saubere, angemessene Weise des Umgangs mit den Quellen.


    Und die 90% sind eindeutig übertrieben.

  • Asdrubal
    Da hast du Recht-aber eine nicht bestätigte Quelle sollte im seriösen Journalismus m.E. überhaupt keinen Platz haben-denn wenn ich nicht weiß, ob das gesagte zutreffend ist, dann ist es doch der Meldung nicht wert.?!
    Und da sollte doch der Job des Journalisten beginnen, eben das zu prüfen...

  • ML877: Das sehe ich anders. Oftmals kann man Dinge überhaupt nicht bestätigen, entweder weil es keine zweite, unabhängige Quelle gibt oder weil (wie meist im Fall von Syrien) die zweite Quelle etwas vollkommen Entgegengesetztes berichtet. Dann hat man entweder die Möglichkeit, alle Dinge darzustellen, die nicht vollkommen hanebüchen sind, dabei aber zu erklären, dass die Quellen fragwürdig sind, oder man lässt die Berichterstattung ganz bleiben. Letzteres würde aber mit Sicherheit vom Publikum nicht akzeptiert. Dann könnte man nämlich nur von außerhalb Syriens berichten, wo die Korrespondenten noch hin können.

  • Es gibt im seriösen Journalismus etwas, das nennt sich „zwei-Quellen-Prinzip“. Nur Sachverhalte, die aus zwei voneinander unabhängige Quellen bestätigt worden sind, können als Fakt dargestellt werden.

    Haben ist besser als brauchen.

  • Zitat von HenryWinter;298019

    Es gibt im seriösen Journalismus etwas, das nennt sich „zwei-Quellen-Prinzip“. Nur Sachverhalte, die aus zwei voneinander unabhängige Quellen bestätigt worden sind, können als Fakt dargestellt werden.


    Genau. Deshalb werden die Sachverhalte in den genannten Fällen eben nicht als Faktum, sondern transparent als ungewisse Behauptung dargestellt.

  • Zitat von Hiking Hessian;297996

    Wie vermeidet Ihr die Falle Verschwörungstheorie?


    Der Begriff an sich ist schon Verschwörung. Er diskreditiert Anhänger einer anderen Sichtweise als die der Meinungsmacher als Idioten.
    In diesem Sinne bin ich auch ein Idiot, weil ich den Mainstream-Medien, den Politikern und den Strippenziehern dahinter erst mal gar nichts glaube, bzw. alles was die behaupten infrage stelle. Zu oft sind die der Lüge überführt worden.


    Ich informiere mich in erster Linie bei Alternativen Medien. Die sind i.d.R. kritischer, achten eher auf Beweisführung und entlarven oft Falschmeldungen, Lügen und Lügen durch Weglassen von Fakten, die Mainstream Medien. Und auch wikipedia ist für mich bei Personen und bei Themen, die in den politischen oder gesellschaftlichen Bereich gehen, keine ernstzunehmende Quelle.


    Grips einschalten, nachdenken, vergleichen, und immer wieder fragen: Wem nützt diese oder jene Berichterstattung?

  • Ganz wichtiger Punkt!
    "Wem nützt es"-Das ist das einzige zuverlässige Prüforgan, dass jeder Leser hat.
    Mann kann auch Dinge trotz augescheinlich korrekter "Angaben" so und so dastehen lassen-oft macht es auch nur der Unterton aus.
    Auch ich bevorzuge mehrere Quellen zu einem Sachverhalt-viele alternative Medien haben durchaus gute Qualität in der Berichterstattung-allerdings gibt es da auch z.T. schwachsinnige und absolut bescheuerte Artikel, die jeden kritischen Leser in ein schlechtes Licht rücken...Wenn man mit Chemtrails und Alois Irlmaier Prophezeihungen anfängt, dann schütteln andere zurecht den Kopf

  • Zitat von Asdrubal;298021

    Genau. Deshalb werden die Sachverhalte in den genannten Fällen eben nicht als Faktum, sondern transparent als ungewisse Behauptung dargestellt.


    Aber nur als Feigenblatt. Die Meldung selber, oft genug wiederholt, bleibt als Faktum bei den Medienkonsumenten hängen. Das ist die Strategie.
    Wiederhole ständig Putin soll dies, Putin soll das schlimmes gemacht haben, dazu ein paar Fotos wo er grimmig guckt und fertig ist die Denunziation. Hinterher kann man seine Hände in den Schoß legen und sagen: "Wieso, wir haben das doch nie behauptet.


    Es gibt so viele Tricks, auf diesen bist du schon mal hereingefallen. :winking_face:

  • Interessantes Thema!


    Unternehmt Ihr bewusst Anstrengungen, Euch umfassend, d. h. aus mehreren, unabhängigen Quellen zu informieren, und prüft Ihr aktiv den Wahrheitsgehalt von Meldungen, bevor Ihr darauf reagiert?

    Ich bin sehr viel im Internet und lese jeden Tag auf mehreren Nachrichtenseiten. Wenn ich über ein Thema stolpere, dass mich besonders interessiert, recherchiere ich im Netz und trage Infos aus allen möglichen (und teilweise auch unmöglichen) Quellen zusammen, mache mir Gedanken "Kann uns sowas treffen? Was wären die Auswirkungen? Sind wir gegen diese abgesichert?" und dann schaue ich weiter.



    Bemüht Ihr Euch bewusst, nicht in "Echokammern", d. h. sozialen Kreisen, die Eure Meinung bestätigen hängenzubleiben? Oder vermeidet Ihr abweichende Meinungen bzw. wertet Ihr deren Vertrteter ab, weil sie nicht in Euer Weltbild passen?


    Echoräume sind so eine Sache. Habe ich einen Echoraum, weil ich mit Leuten befreundet bin, die eine ähnliche oder gleiche Meinung haben? Ist es nicht "gleich und gleich gesellt sich gern"? Und wie erkenne ich im Internet einen Echoraum? Wenn mir mehr als 50% der Leute zustimmen, muss ich dann mißtrauisch werden?
    Sehr schwierige Sache!
    Dazu kommt noch, dass es nur menschlich ist, dass man in seinen Ansichten bestätigt werden möchte. Ist doch schön zu wissen, dass es "da draußen" noch andere gibt, die es auch so sehen. Deshalb bin ich auch Mitglied in zwei Prepper-Foren. Die sind ebenfalls Echoräume, weil hier jeder der Meinung ist, dass Vorsorge und Vorbereitung sinnvoll ist - und mich damit in meiner Meinung bestätigt.


    Vor abweichenden Meinungen fürchte ich mich nicht. Idioten gibt es überall und deren Meinung muss nicht der Maßstab für mein Denken sein (der letzte Satz war mit Absicht extrem überspitzt, weil ich damit versuche die Denke der Echoraum-Bewohner widerzugeben).
    Aber wieder ernsthafter: Auch in den Echoräumen ist es nicht alles einheitlich und gleichgeschaltet. Ganz im Gegenteil! Guckt Euch doch nur die Prepper an - alle wollen vorsorgen, aber gibt es einen Konsens, wie diese Vorsorge genau aussehen soll?
    So ist das auch bei den allermeisten dieser "Gruppen". Nach außen sieht es einheitlich und geschlossen aus, aber sobald man eine Detailfrage stellt "Und wie wollt ihr dieses Ziel erreichen?" geht es los...



    Welche Methoden nutzt Ihr, um Risiken einzuschätzen und daraus resultierend Eure Preppingmaßnahmen zu gestalten?


    Methode? Zählt gesunder Menschenverstand auch als Methode? :)


    Risiken interessieren mich weniger, sondern eher die möglichen Folgen. Mir ist im Grunde egal, aus welchem Grund es zu einer Verknappung von Lebensmitteln kommt, ich interessiere mich nur dafür, wie ich diesen Folgen entgegensteuern kann.
    Und da bleiben unterm Strich nur ein gutes Dutzend möglicher "Schäden" über, gegen die ich mich entsprechend wappne (Verknappung Strom/ Lebensmittel/Wasser/Heizmaterial, Pandemie, etc. pp.). Bei einigen davon, ist es für mich mit zu viel Kosten und Aufwand verbunden und da kann ich dann halt nichts machen. Ich habe z. B. keinerlei Material gegen Strahlung. Wenn es zu einem massiven Anstieg von Strahlung kommt (egal ob durch Krieg, Atomunfall oder einem exotischen Sonnenereignis), dann haben wir halt gelitten.
    Dementsprechend ist für mich die Frage "Wie hoch ist das Risiko?" weniger relevant, sondern ich frage mich "Was kann ich mit welchem Aufwand dagegen tun?"
    Wenn Strahlenschutzanzüge nur 5 Euro kosten würden, dann hätte ich welche im Regal.



    Ergänzung um 19:39 Uhr:
    Eine Sache wollte ich noch zum Thema "Verschwörungstheorien" ergänzen:
    Die Aussage, dass die Geheimdienste der USA jeder erreichbare Kommunikation abhören und versuchen auszuwerten, war vor 10 Jahren auch noch eine reine Verschwörungstheorie. Genauso, wie die Vorstellung, dass die USA - unser treuer Verbündeter - unsere Kanzlerin gezielt abhören und somit ausspionieren läßt.


    Und heute?
    Nix mehr mit "Theorie", oder

  • Zitat von ML877;298023

    Asdrubal: Nur mal aus reinem Interesse: Arbeitest du beim Rundfunk? Scheinen ja doch etliche Kenntnisse vorhanden zu sein?!


    Nein, beim Rundfunk nicht. Ich mache aber "Was mit Medien" und habe da auch schon ein paar verschiedene Stationen hinter mir, allerdings vor allem im Print-Bereich.


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von Bingo;298028

    Aber nur als Feigenblatt. Die Meldung selber, oft genug wiederholt, bleibt als Faktum bei den Medienkonsumenten hängen. Das ist die Strategie.
    Wiederhole ständig Putin soll dies, Putin soll das schlimmes gemacht haben, dazu ein paar Fotos wo er grimmig guckt und fertig ist die Denunziation. Hinterher kann man seine Hände in den Schoß legen und sagen: "Wieso, wir haben das doch nie behauptet.


    Ich räume gerne ein, dass die Berichterstattung manchmal einseitig ist. Zum Beispiel sind auch mir die meisten Kommentatoren der großen Medien zu sehr transatlantisch ausgerichtet. Und es stört mich auch, dass diese Haltung zu oft nicht nur in den Kommentaren Niederschalg findet, sondern auch in den Nachrichten.


    Aber ich würde weit zurückweisen, dass das eine Strategie wäre. Die meisten Meinungsträger sind halt so eingestellt, sicher auch durch Lobbyarbeit verschiedener Institutionen (die ich aber auch für grundsätzlich legitim halte). Das finde ich persönlich weniger gut, aber ich kann diese Haltung akzeptieren. Dass viele die klare Trennung von Nachricht und Meinung nicht einhalten, finde ich unprofessionell, aber eine Strategie, am Ende vielleicht noch zentral gesteuert, kann ich darin nicht erkennen.


    Denn man findet immer wieder auch Gegenbeispiele, in denen andere Meinungen vertreten werden, beispielsweise in der Süddeutschen oder in der Taz. Es ist keineswegs so, dass NUR eine bestimmte Meinung vertreten würde. Diese Meinung mag weit verbreitet und die Mehrheit sein, aber man hat eben die Chance auch gegenläufige öffentliche Meinungen wahrzunehmen. Ich finde das in Ordnung. Schließlich habe ich nur ein Recht auf freie Meinungsäußerung und nicht ein Recht darauf, dass die Mehrheit meine Meinung teilt.


    Außerdem tut es mir leid: Wenn man es als Medienkonsument weder schafft, die abweichenden Meinungsäußerungen wahrzunehmen, noch Texte genau zu lesen und Konjunktive oder Quellenangaben als solche zu verstehen oder offensichtliche Lücken in der Argumentation wahrzunehmen, dann ist man auch ein Stück weit selbst dran schuld.

  • meine Antwort lautet kurz und bündig (ohne die meisten Beiträge durchgelesen zu haben):


    1.) Ich informiere mich auf verschiedenen, meiner Meinung nach glaubwürdigen und gut recherchierten, Quellen.


    2.) Ich ignoriere meine Intuition nicht, sondern beziehe diese ebenfalls mit ein. Ich persönlich halte nichts davon, zu 100 % faktenorientiert vorzugehen.


    3.) Ich habe kürzlich die Sendung "im Land der Lügen" gesehen, in der es um bewusst täuschende Interpretationen von Statistiken geht, wie es
    häufig in der Industrie, Versicherungswirtschaft und Politik betrieben wird. Das heißt, man müsste sich den Aufwand machen, die Originalstatistiken zu lesen und zu verstehen, um etwas beurteilen zu können und um nicht den Interpretationen von Statistiken "aufzusitzen", die gewollte Reaktionen in den Menschen hervorrufen sollen.


    4.) Es ist häufig schwierig, die Wahrheit zu erkennen, weil dermaßen viel gelogen wird; es sind immer jemands Interessen im Spiel, der diese durchsetzen will. Und deshalb bereite ich mich prinzipiell lieber auf mehr denkbare Szenarien vor und gehe mal lieber in der Vorbereitung von schlechteren Bedingungen aus, dann bin ich wenigstens gut vorbereitet. Hätte ich kleine Kinder, würde ich auch eine Risikolebensversicherung abschließen, um diese für einen möglichen Todesfall meinerseits abzusichern - da würde ich nicht erst eine Statistik über die Wahrscheinlichkeit lesen.


    Das ist MEINE ganz persönliche Sichtweise - und noch dazu die einer Frau - komme einer Frau nie mit "rein faktenbasiert" :grosses Lachen:


    Ach ja:
    Ich höre gerne mal die Nachrichten aus anderen Ländern, z. B. aus Österreich. Das erhöht die Möglichkeit, nicht nur einseitig informiert zu werden. Immerhin sind ja unsere Medien inzwischen fast überwiegend in der Hand eines Medienkonzerns (mit freundschaftlichen Beziehungen in die Politik).