Hallo zusammen,
in den vergangenen Monaten habe ich mich verstärkt mit dem Szenarion auseinandergesetzt, dass ich von meinem Arbeitsort wegen irgendeiner Problemlage nicht mehr nach Hause komme. Vordringlich denke ich da an einen ungewöhnlich heftigen Orkan oder Schneesturm, der sämtliche Verkehrsverbindungen nachhaltig stört. Aber natürlich kann man auch Chemieunfälle, Bürgerkrieg oder sonstwas annehmen.
Ich möchte hier gerne gleich ein solches Szenario relativ konkret für meinen Arbeitsplatz, meine Ausrüstung und Fähigkeiten durchspielen, und zwar in zwei Stufen: erstens den Schneesturm, der alle Verkehrswege abschneidet, aber die sonstige Infrastruktur unbeschadet lässt, und zweitens das gleiche Szenario mit dem Zusatz eines Stromausfalls über längere Zeit.
Es würde mich freuen, wenn andere Pendler dieses Szenario ebenfalls für ihre konkreten Arbeitsplätze, Fähigkeiten und Ausrüstungen ebenfalls durchspielen könnten. Das Ziel ist es, aus den anderen Beispielen Anregungen für die eigene Vorgehensweise bzw. für den eigenen Ausrüstungsbestand zu erhalten.
Wir hatten ähnliche Szenariospiele schon mal vor ein oder zwei Jahren, da sich bei mir inzwischen aber ausrüstungstechnisch und auch von den Verhältnissen am Arbeitsort ein wenig was getan hat bzw. sich hier auch die Zusammensetzung der Mitlesenden verändert hat, will ich sowas nochmal starten.
Vielen Dank schon mal an alle, die mitmachen!
Rahmenbedingungen:
Ich lege etwas über 50 Kilmeter (einfache Strecke) an einen Büro-Arbeitsplatz in einer kleineren Großstadt zurück. Dabei geht es mit einem herkömmlichen Mittelklasseauto auf Bundesstraße oder Autobahn durch eine Mittelgebirgslandschaft. Parallel sind auch öffentliche Verkehrsmittel auf Scheine und Straße verfügbar.
Schneesturm normal:
Erste Priorität hat für mich ganz klar die Informationsbeschaffung und -übermittlung. Das bedeutet zunächst mal, dass ich, wie eigentlich immer, die Verkehrsmeldungen auf den Rundfunk-Webseiten und von Google im Blick behalte. Außerdem hat es sich bisher schon erwiesen, dass sehr zuverlässig die Whatsapps von Kollegen einlaufen, die früher Feierabend haben und dann irgendwo feststecken. Ich denke also, dass ich relativ sicher mitbekommen sollte, wenn alles rundherum dicht ist. Information bedeutet für mich aber auch, dass meine Familie bescheid weiß, dass es Probleme mit dem Nachhausekommen gibt und was ich genau plane. Das dürfte aber ebenfalls per Telefon oder Whatsapp problemlos machbar sein. Ich würde dann auch über alle weiteren Stationen immer wieder auskunft geben, damit meine Leute wissen, was ich als nächstes vorhabe.
Irgendwann sollte sich per Onlinerecherche feststellen lassen, dass die Straßen heillos versperrt sind und die Räumdienste nicht mehr dagegen ankommen und dass der Zugeverkehr eingestellt ist. An diesem Punkt würde ich erstmals in Erwägung ziehen, dass ich an diesem Tag wohl nicht mehr nach hause komme. Also würde ich die rund 100 Meter zu unserer Tiefgarage laufen, meinen Ausrüstungsrucksack aus dem Kofferraum holen und dazu noch den Verbandkasten, die Wolldecke aus dem Kofferraum und das Pannen-Blinklicht einpacken.
Der erste Weg danach führt an den rund 15 Gehminuten entfernten Bahnhof, um mal zu schauen, ob wirklich nichts mehr fährt. Außerdem sollte der Weg dorthin schon mal einen guten Überblick über die Zustände in der Stadt bieten. Am Bahnhof wäre schon die erste schwierige Entscheidung zu treffen: Ich muss auf jeden Fall einmal umsteigen auf dem Weg nach Hause. Wenn noch ein Zug fährt, besteht die Gefahr, dass es dann am Umsteigebahnhof nicht mehr weitergeht. Dort bin ich zwar etwas näher an meinem Zuhause, aber zwei Tagesmärsche wären das locker noch. Im Zweifelsfall würde ich dieses Risiko eher nicht eingehen und eher zum Büro zurücklaufen.
Dort steht zunächst einmal eine Bestandsaufnahme an: Wie viele Kollegen sind sonst noch da und kommen nicht weg? Das dürften etwa eine Handvoll bis vielleicht ein gutes Dutzend sein. Die meisten von uns kommen eher aus der näheren Umgebung. Ich würde auf jeden Falle diejenigen zum Bleiben zu bewegen versuche, für die ein Heimmarsch wirklich riskant wäre. Anschließend würde ich meine Powerbank an den Rechner anschließen, um sie richtig voll zu bekommen. Dann würde ich wohl ohne Rucksack und nur mit meinem EDC nach draußen gehen und versuchen, in den Geschäften der näheren Umgebung Verpflegung für drei bis vier Tage einzukaufen. Vielleicht auch ein, zwei Mahlzeiten in Dosen, aber hauptsächlich Sachen, die nicht erwärmt werden müssen, und eine Flasche Wein. Vorräte für zwei Tage habe ich auch im Rucksack, doch die würde ich möglichst zu schonen versuchen. Vielleicht würde ich auch mal ins nächste Kaufhaus schauen und, falls dort noch ein geordneter Betrieb läuft, ein Kopfkissen zu erstehen versuchen.
Zurück auf der Arbeit würde ich versuchen, dass wir auf einer Etage die Büros zu Notquartieren umfunktionieren. Mit den Sofas und Sesseln aus dem Besprechungsraum und den Liegen aus dem Ruheraum sollte das machbar sein. Falls für mich nichts mehr übrig bleibt, habe ich eine BW-Isomatte im Rucksack und die Wolldecke aus dem Kofferraum. Damit kann man es auch auf dem Boden aushalten. Nötigenfalls lassen sich noch ein paar Stapel Fachzeitschriften oder Kopierpapier drunter legen. Sollte die übrige Ausstattung mit Decken nicht ausreichen, müsste man eventuell schauen, ob man nochmal einen Großeinkauf im Kaufhaus hinbekommt.
Da wir alle Schlüssel zum Haus haben, sollten wir, wenn keiner mehr irgendwas besorgen muss, Haus- und Etagentüren zuschließen. Wichtig wäre aber, dass immer jemand sowohl die Klingelanlage im Auge behält als auch so positioniert wird, dass zu hören ist, falls jemand an der Haustür klopft oder gewaltsam hantiert.
Tja, und dann gilt es, sich einen den Umständen entsprechend vergnügten Abend mit den Kollegen in der Kantine zu machen. Dazu hätte ich noch ein Packen Spielkarten im Rucksack und etwas Lesematerial auf dem Tablet. Auch auf etwas Mundraub aus den Vorräten in den Kühlschränken käme es mir in der Ausnahmesituation nicht an, insbesondere falls der Einzelhandel doch nicht mehr arbeiten sollte. Dabei müssen natürlich immer die Nachrichten von außen gescannt werden, wie es auf den Straßen aussieht. Insgesamt würde ich mein Tablet aber schonen. Denn schließlich könnte ja auch noch der Strom ausfallen. Auf jeden Fall geht es vor dem Schlafengehen an die Steckdose.
Seife, Waschlappen, Zahnbürste und Zahncreme sind in meinem Rucksack vorhanden. Bei der Übernachtung wäre auch darauf zu achten, dass die Klingel und eventuelle sonstige Aktivitäten an der Haustür nach Möglichkeit bemerkt werden. Zu überlegen wäre noch, ob man zumindest an der Etagentür eine Art Alarmanlage bastelt, beispielsweise irgendwas, wo Dosen runterfallen und scheppern, falls jemand an die Klinke geht. Da bin ich nicht ganz sicher, ob das nötig ist. Mit tatsächlichen Plünderungen rechne ich eigentlich nicht in so einer Situation. Meine Ausrüstung würde ich dennoch auf jeden Fall wieder soweit wie möglich im Rucksack verstauen und nah bei mir behalten.
Am nächsten Tag wären erst mal diverse elektronsiche Medien auf Informationen zur Lage zu checken und nach dem Frühstück ein Erkundungsgang durch die Stadt anzutreten, die dann aber mit Rucksack. Denn es könnte ja sein, dass sich irgendeine unerwartete Heimfahrtmöglichkeit ergibt. Im Blickpunkt steht dabei aber vor allem der Straßenzustand. Anlaufpunkte wären erneut der Bahnhof, um zu schauen, ob da wieder was rollt, das Rathaus, wo es möglicherweise Informationen gibt, ebenso das nahe gelegene Polizeirevier. Die lassen sich in 45 Minuten bequem ablaufen. Dann würde ich mal an meiner üblichen Ausfallstraße entlang in Richtung Stadtrand wandern, um zu schauen, wie Räumungszustand und aufkommen an steckengebliebenen Fahrzeugen ist. Zur Dokumentation von Auskünften oder Aushängen habe ich Schreibzeug dabei und auch eine Digitalkamera, die zu meinem Arbeitsset zählt. Wenn dabei keine befriedigenden Ergebnisse herauskommen, wird die Tour am Nachmittag wiederholt. Falls das auch nichts bringt, geht es abends eben wie am Vortag weiter, um dann am nächsten Tag hoffentlich auf eine bessere Lage zu stoßen.
Sobald ich eine vernünftige Möglichlkeit sehe, nach hause zu kommen, würde ich erst mal die verbleibenden Kollegen darüber informieren, sofern ich nicht aus irgendwelchen Gründen ganz schnell weg muss. Am liebsten wäre es mir zwar mit dem eigenen Auto, aber wenn vorerst nur die Schienen frei sind, muss das Auto eben stehen bleiben und wird später nachgeholt.
Unter der Prämisse "Strom noch vorhanden" gehe ich davon aus dass spätestens nach drei Tagen wieder in irgendeiner Form ein Wegkommen aus der Stadt mit Fahrzeugen möglich ist. Größere Wanderungen werde ich also wohl nicht unternehmen müssen.
So weit das einfache Szenario. Ich werde das ganze Gedankenexperiment nochmal unter der Prämisse "kein Strom" durchspielen. Mal schauen, ob ich das morgen hinbekomme. Jetzt bin ich auf eure Geschichten bzw. Anmerkungen und Anregungen gespannt.