Generalist vs. Spezialisierung sich verzetteln

  • Guten morgen,


    ein kleines teilweise etwas frustriertes Resümee


    insgesamt beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema seit ein bischen über 10 Jahren.


    Ich habe versucht und hatte den Anspruch so ziemlich alle Bereiche des Themas perfekt abzudecken. Vom Betrieb eines Refugiums, Selbstverteidigung, Bewaffnung von modern bis ursprüngl. vom selbstgebauten Langbogen über den Vorderlader bis zur Moderne. Beschäftigte mich vom Wiederladen bis zur Jagd und Bushcraft und Vorratshaltung.


    Ich habe auch viel Praxis gemacht gemacht. Lange mehrtägige Wandertouren, ich schlief im Winter draussen im Schlafsack. Ich bin Mitglied in einer Reservistenarbeitsgemeinschaft ABC-Abwehr, etc., etc.


    Ich betrieb teilweise auch Ausrüstungsfetischismus.


    Ich habe sämtliche, ich sach mal Standartwerke zum Thema von Nehberg, Lichtenfels, v. Dach etc. gelesen.


    Derzeit bin ich etwas frustriert und bin mir nicht ganz sicher ob meine Strategie ein Generalist zu sein und alles abzudecken zielführend war.


    Definitiv hab ich es nur im Bereich meiner Kenntnisse im Bereich der Kleinlandwirtschaft-Nutzgarten richtig gut hingebracht. Weil ich mich da am stärksten dafür interessierte, Freude hatte und ich glaube, dass ich dafür auch irgendwie eine Begabung hatte.


    In den anderen Bereichen konnte ich irgendwann zwar sehr gut mitreden, aber ich schaffte es nie eine Meisterschaft zu erreichen. Ich wurde nie ein besonders erfolgreicher Wettkampfschütze, Kampfsport macht mir zwar Spass, aber zu Vollendung wie Leute, die 3x in der Woche seit 20 Jahren trainieren und deren Haupthobby es ist bringe ich es nie mehr.


    Letztendlich staunten die Spezialisten immer über mein Wissen und mein "Können", dass sie auf Grund Ihrer Spezialisierung nicht hatten. In Ihrer ureigensten Spezialdisziplin war ich Ihnen aber immer weit unterlegen. Und das frustriert. Nicht, dass ich in diesen Disziplinen nichts zustande gebracht hätte. Aber ich konnte meinen ehrgeizigen Anspruch an mich an Pefektion nie ganz umsetzen, obwohl ich zeitweise den Fokus und viel Energie auf eine Disziplin setzte.


    Was ich sagen will. Wenn ich mich mal 3 Jahre intensiv mit dem Segelsport beschäftige ist es ein Unterschied zu demjenigen, der das 30 Jahre macht.


    Inzwischen frage ich mich ob meine Generalistenstrategie falsch war. Es ist besser das, was man macht richtig zu tun. D.h.,seine Ressourcen und Fähigkeiten, Begabungen richtig einschätzen und dann das betreiben, wo ich wirklich Meister werde??????????


    Oder war es doch gut in vieles reingeschnuppert zu haben, mitreden zu können und das Handwerk zumindest in den Grundzügen zu verstehen?


    Für mich bin ich jetzt an dem Punkt gekommen, an dem ich ich stoppe. Ich werde einige Sachen in nächster Zeit beenden und damit im Großen und ganzen abschließen. Betrifft auch meine Internetaktivitäten.


    Weitermachen werde ich solange es mir noch Spass macht mit der Kampfkunst (1x die Woche viel zu wenig), wo ich zwar wg. des Knieschadens und da ich zu spät angefangen habe auch keine Perfektion mehr erziele -das ärgert mich unbandig-.


    Hauptfokus, werde ich darauf verlegen, wo ich wirklich meine Stärken habe und wo ich wirklich gut bin und das ist die Sache mit der Hobbylandwirtschaft und Geschichte als das, was mich seit meiner Bubenzeit interessiert.


    Gruß R.U.

  • Der "Generalist" ist in aller Regel im echten Leben deutlich leistungsfähiger und anpassungsfähiger, weil er die Welt nicht durch eine "Spezialistenbrille" wahrnimmt.


    Es gibt da zwei schöne Sprichwörter für deine Situation:


    "Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus." (unbekannt)
    "Kein noch so guter Plan überlebt die erste Berührung mit dem Feind." (Helmuth von Moltke)


    Ein Generalist ist immer offener für neue Situationen und kann sich besser anpassen. Was ist im Ernstfall besser? Perfekte Leistungen oder Anpassungsfähigkeit an die jeweilige Situation?


    Wenn Du ein guter Wettkampfsportler oder -segler sein willst, dann musst Du dich darauf mit ganzer Kraft vorbereiten. Aber mal ehrlich: Wie viele Leute werden Dir in deinem Leben auf der Straße begegnen, die im Kampfsport deutlich besser sind als Du und gleichzeitig deine "dreckigen Tricks" aus anderen Bereichen draufhaben?


    Welcher andere Wettkampfsegler wäre in der Lage, sein Boot während eines Rennens evtl. zu reparieren oder unterwegs (bei Flaute etc.) einen Fisch zu fangen?


    Wenn Du ein Wettkampfsieger sein willst, dann hast Du tatsächlich etwas falsch gemacht. Wenn Du dein Leben leben und auf Probleme vorbereitet sein willst, dann sieht das für mich von hier aus ganz ordentlich aus :)

  • Moin Moin Ritter Ullinger,


    ich muss gestehen, dass ich beim lesen Deines Beitrages ein wenig schmunzeln musste. Versteh mich da bitte richtig, ich meine das nicht negativ oder will mich auch nicht über Dich lustig machen.


    Wie beantwortet man also Dein Ansinnen? Nun, ich denke am besten mit der Natur selbst. Schau Dir einfach mal die Entwicklung unserer Erdgeschichte an, Spezies, die sich in Ihrer Existenz auf irgendetwas "spezialisiert" hatten sind meist ausgestorben/von der Natur aussortiert worden, weil sich Ihr Lebensumfeld teilweise nur geringfügig, oder auch recht massiv verändert hat. Generalisten hingegen haben da die bessere Überlebensstrategie, weil sie sich besser auf veränderte Bedingungen einstellen konnten, eben weil sie ein viel größeres "Feld" abdecken konnten.


    Schau dir z. B. nur mal Kakerlaken an, das sind Generalisten par exelance, es gab sie schon lange vor uns und es wird sie noch lange nach uns geben. Es gibt da noch viele viele weitere Beispiele.


    Letztlich kann und möchte ich Dir folgendes sagen, Sei stolz auf das bisher erreichte und angeeignete Wissen! Es wird Dir, unter hoffentlich niemals eintretenden Umständen, Deinen Hintern retten und Dich auf viele mögliche Situationen sehr flexibel agieren und reagieren lassen. Es wird Dir schlicht und einfach Dein Überleben sichern.


    In diesem Sinne, lass den Kopf nicht hängen und sei stolz auf das bisher erreichte.


    freundliche Grüße
    Ravean

  • Niemals Aufgeben


    Hallo Ritter Ulinger,
    vieles von dem was Du beschreibst kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich verfolge seit meiner Jugend selbst dieses Tausendsasser Prinzip. Mir ist allerdings schon immer klar, dass ich allerhöchstens in Bereichen in denen meine verborgenen Talente sitzen eine "Meisterschaft" erlangen werde.


    Mir ist das ehrlich gesagt auch nicht wichtig. Es macht mir nichts aus, dass andere in vielen für sich isolierten Bereichen besser sind als ich das jemals werden werde. Es geht mir nicht um Wettkampf sondern um eine möglichst runde Bildung meiner selbst.


    Ich habe Deinen Beitrag so verstanden, dass Du nach Rat und Meinung suchst. Meiner wäre der, niemals auf zu geben. Ja, ich weiß, dass ist ein markiger Spruch, aber was soll er bedeuten? Du hast dir mal was dabei gedacht, so vor zu gehen. Sofern sich nicht die Entscheidungsgrundlage wesentlich verändert hat auf dessen Basis Du die Entscheidung getroffen hast so vor zu gehen gibt es keinen Grund anders vor zu gehen.


    Nochmal zurück zur Meisterschaft. Mir fällt da ein Vergleich aus dem Sportbereich ein. Chris McCormack läuft einen Marathon in 2:43:31h (Weltrekord 2:04:55), Schwimmt 2,4 Meilen in 51:36min (Weltrekord 46:41min) und fährt 180km Rad in 4:31:51h (Weltrekord 4:18:23 h). Er ist in keinem Bereich der Beste und trotzdem amtierender Iron Man Weltmeister.


    Vielleicht bist Du in keinem der Einzelbereiche ein Meister, aber vielleicht ein (man möge mir diesen Denglischen Begriff verzeihen) Prepper-Meister.


    liebe Grüße,


    Frank

  • Besten Dank


    für die Rückantworten.


    Das Thema hat mich in letzter Zeit ziemlich beschäftigt. Vielleicht sowas wie eine vorgezogene Indentitätskrise.


    Also die Lösung für Spezialisten gäbs ja in Form der Arbeitsteilung mit Gruppenbildung etc.


    Wenn man dazu wie ich nicht bereit oder geeignet ist denke ich, ist für einen Generalistenansatz eine zu große Streuung wie ich es vielleicht zeitweise betrieben habe nicht optimal, teilweise wirds auch etwas streßig. Für mich bin ich jetzt zum Schluß gekommen das Wichtige zu machen und bestimmte andere Sachen aufzuhören.


    Ich seh es so wie einen Rucksack auf einer Treckingtour. Die Beschränkung auf das Wesentliche ist die Kunst. Gewicht abspecken. Nicht alle Eventualitäten aber die Wesentlichsten beherrschen.


    Gruß R.U.

  • Mach so weiter!
    Sei stolz auf deine Vielfältigkeit und du wirst in jeder Situation zumindest weiterkommen- auch wenn es besser gehen würde in dieser Sutuation ein Profi zu sein. Aber man kann nicht alles haben im Leben!


    Ich kann irgendwie alles aber nichts perfekt und das hat mich immer schon weiter gebracht.
    Ich habe Handwerker und Kaufmann gelernt- sicher ginge es mir finanziell besser würde ich mich in einem Bereich spezialisieren!
    Aber dann wäre ich ja kein Allrounder und das Leben wäre für mich langweilig.
    Die Zeit wird leider noch kommen, wo wieder Leute gesucht werden die weitläufig Ahnung von allem haben.
    Weis ja keiner was kommt- da bist du doch nicht schlecht aufgestellt.:Gut:

  • Ritter Ullinger, Du bist nicht allein...


    "Habe nun, ach! Philosophie,
    Juristerei und Medizin,
    Und leider auch Theologie!
    Durchaus studiert, mit heissem Bemühn.
    Da steh ich nun, ich armer Tor!
    Und bin so klug als wie zuvor;
    Heisse Magister, heisse Doktor gar,
    Und ziehe schon an die zehen Jahr
    Herauf, herab und quer und krumm
    Meine Schüler an der Nase herum -
    Und sehe, dass wir nichts wissen können!
    Das will mir schier das Herz verbrennen.


    Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
    Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
    Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
    Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -
    Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
    Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
    Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
    Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
    Auch hab ich weder Gut noch Geld,
    Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
    Es möchte kein Hund so länger leben!
    Drum hab ich mich der Magie ergeben,
    Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
    Nicht manch Geheimnis würde kund;
    Da� ich nicht mehr, mit sauerm Schweiss,
    Zu sagen brauche, was ich nicht weiss;
    Dass ich erkenne, was die Welt
    Im Innersten zusammenhält,
    Schau alle Wirkenskraft und Samen,
    Und tu nicht mehr in Worten kramen.
    (...)"



    Es erwischt jeden irgendwann mal, aber Du bist in guter Gesellschaft :face_with_rolling_eyes:


    ...es ist halt auch irgendwie *doof*: da bereitet man sich auf alles Mögliche vor, hält sich für einen "Ahnenden" und dann geht das Leben und der Lauf der Welt halt einfach so weiter...nix mit Untergang und Chaos. Aber vielleicht liegts ja auch an Leuten wie uns, dass wir immer wieder glimpflich davon kommen bzw. dass wir die meist schleichend ablaufenden Katastrophen und Veränderungen unbewusst irgendwann als unsere normale Umwelt akzeptieren. Wer hätte z.B. je gedacht, dass inzwischen sogar konservative Regierungen eine vollständige Umstellung auf regenerative Energieerzeugung als normal ansehen? Oder dass die sich häufenden Flusshochwasser in Mitteleuropa schlicht akzeptiert werden, sich die Gesellschaft drauf einstellt (Hochwasserschutz, techn. Hilfswerk, Gewässerrenaturierung und Überflutungs-Auen)? Der Mensch ist extrem anpassungsfähig, was er auch sein muss, denn seine Umgebung ändert sich fortlaufend. Das haben manche nur verdrängt, weil sie zufällig in einer konstanten stabilen Wohlstandsphase geboren wurden und aufgewachsen sind. Wer sich als stabilitätsverwöhnter Mitteleuropäer auf Reisen auch mal ausserhalb seines All-inclusive-Touri-Zoos bewegt, sieht die Dynamik der Welt da draussen, es ist nicht nur Elend und Armut, es ist auch quirliges Leben und Leben lassen.


    ..ups, etwas abgeschweift...


    Im Grunde teile ich Deine Ansichten über Spezialisten und Generalisten. Aber eigentlich ist es egal, was man ist (oder sein möchte) - so lange man nicht zum seltsamen Einzelgänger mutiert. Die IMO wichtigste Fähigkeit im (täglichen) Überlebenskampf ist die, sich sozial vernetzen zu können. Erst die Gruppe ist "zu allem fähig", dabei ist es egal, ob die Gruppe eine WG, eine Familie, ein Stamm (tribe) oder eine Netzcommunity ist.


    Für alle die Goethes "Faust" nicht kennen, besorgt euch zum Einstieg den "Urfaust" als http://%22http//www.amazon.de/…1%22&tag=httpswwwaustr-21, der ist schnell gelesen (gute Klo-Lektüre...)


    Im Faust findet man zig Zitate, die heute allgemeiner Bestandteil unseres Sprachschatzes sind:


    „Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ (“Faust I“)


    „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn; indes ihr Komplimente drechselt, kann etwas Nützliches geschehn.“ (“Faust I“)


    „Denn was man schwarz auf weiss besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“ (“Faust“)


    „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“ (“Faust I“)


    „Das also war des Pudels Kern!“ (“Faust I“)


    „Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!“ (“Faust I“)


    „Ich bin der Geist, der stets verneint!“ (“Faust I“)


    „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“ (“Faust I“)


    „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!“ (“Faust I“)


    „Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen.“ (“Faust I“)


    „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen.“ (“Faust I“)


    „Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist.“ (“Faust II“)


    „Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss.“ (“Faust II“)



    Surviphilosophische Grüsse



    Tom

  • Guck dir die Wissenschaft an, frueher gab es Universalgelehrte, heute gibt es Spezialisten, die einen koennen Genetik und wissen nix, aber auch gar nix ueber Philosophie, kann mal boese enden ;-), die naechsten erforschen das Weltall, kommen aber kaum allein ueber die Strasse :) - also werde lieber perfekter Generalist.
    Ich find gesundes Halbwissen in allen Bereichen vorteilhafter als Spezialistentum. Die wirds immer geben, die fragt man, wenn mal was ist, und ansonsten kommt man gut zurecht, weil man zumindest grundsaetzlich ueber alles im Bilde ist.
    Als Spezialist kommt man nur bei einer Sache zurecht und muss fuer alles andere fragen.


    Es ist also gut, wenn man allgemein interessiert und gebildet ist. Weiter so!


    gruss
    arno

  • Ich finde Du hast alles richtig gemacht und gebe Robert A. Heinlein recht:


    "A human being should be able to change a diaper, plan an invasion, butcher a hog, conn a ship, design a building, write a sonnet, balance accounts, build a wall, set a bone, comfort the dying, take orders, give orders, cooperate, act alone, solve equations, analyze a new problem, pitch manure, program a computer, cook a tasty meal, fight efficiently, die gallantly. Specialization is for insects."


    Nochmal auf Deutsch:
    "Das sollte der Mensch können: eine Windel wechseln, eine Invasion vorbereiten, ein Schwein schlachten, ein Schiff steuern, ein Haus entwerfen, ein Sonett dichten, die Buchführung machen, eine Mauer aufrichten, einen Bruch schienen, Sterbende trösten, Befehle entgegennehmen, Befehle erteilen, mit anderen zusammenarbeiten, allen handeln, Gleichungen lösen, ein neues Problem analysieren, Dung ausfahren, einen Computer programmieren, ein vernünftiges Essen kochen, tüchtig kämpfen, tapfer sterben.
    Spezialisierung - das ist etwas für Insekten.
    "


    Das gilt insbesondere im Blick auf S&P!
    Finanziell ist es allerdings oft vorteilhaft zum Spezialisten für ein Fachgebiet zu werden.


    Mir scheint Dein Problem ist der Anspruch der Perfektion. Perfektion kann man als Generalist nicht erlangen. Damit sollte man sich anfreunden können.

  • Hi!


    @Ritter Ullinger:


    Ein Thema welches mich sehr anspricht.
    Vor allem, weil ich mir schon oft ähnliche Gedanken gemacht habe.
    Habe doch schon oft jemanden bewundert, der herausragend in
    einem gewissen Bereich ist.


    Nur...wie auch schon oben in anderer Form erwähnt:
    beim Überleben und in der Realität abseits der Sportveranstaltungen
    und Meisterschaften...gehts nicht darum Erster zu sein,
    sondern auf vielfältige Umstände möglichst gut zu reagieren.
    Zu improvisieren. Aus verschiedenen Bereichen Erfahrungen und
    Gelehrntes einfließen zu lassen.


    Oder konkret: auch der beste Wettkampfsportler wäre beraten
    die Geldbörse in so mancher Situation herzugeben oder schlichtweg
    wegzurennen...
    Und: ich muß nicht unbedingt den botanischen Namen eines Pflänzchens
    kennen...es reicht, wenn ich mir daraus einen Tee oder eine Suppe brühe...


    Ich denke, das ist auch so eine gesellschaftliche Sache:
    wenn man keine direkten Erfolge (=Diplom, Pokale, gute Zahlen, Erfolgsquoten
    oder sichtbar: schnelles Auto, großes Haus, teure Kleidung,...) direkt
    nachweisen kann, dann ist oft der "Rang" in der Gesellschaft geringer.


    Ich bin aber zum Glück auch aus dem Alter heraus, wo ich jemandem
    etwas beweisen müßte. Und auf gesellschaftliche Spielregeln lege ich
    nur wenig wert. Meine Freunde (so denke ich) sind deswegen meine Freunde,
    weil sie mich mit meinen Eigenschaften schätzen und nicht weil ich
    der Erste wo bin oder viel Kohle hätte.


    Meiner Meinung nach, bevor ich thematisch abschweife, ist Vielfältigkeit
    Trumpf!
    Darüber hinaus ist es natürlich immens hilfreich Spezialisten zu kennen...
    die besten Bücher ersetzen nunmal kein medizinisches Studium...
    ...oder einen Pilotenschein. :face_with_rolling_eyes:


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Die


    Herbstdepression ist dank Euerer guten Antworten schon fast überwunden.


    Ihr habt Recht, der Generalist sollte und muß seinen Anspruch auf Perfektion runterschrauben. Auch wenn man es dann doch sportlich nimmt und Ehrgeiz entwickelt.


    Was ich jetzt aus dem Thread mitnehme, dass es aus Survivialistensicht auf jeden Fall trotzdem, auch wenn man die letzte Perfektion nicht erreicht, es wichtig ist sich nicht nur anzulesen und wenn es auch schwer fällt in Vereine, in Kurse etc. zu gehen. Und die Sachen, für die man wirklich Passion entwickelt, die kann man immer noch mit Leidenschaft betreiben.


    Den Faust, diesen alten Klassiker, hier so passend zu bringen ringt mir immer noch Respekt ab. Echt gut.


    Gruß R.U.

  • Selbstwahrnemung ist auch nicht objektiv.
    Sehr viele würden Dich als Spezialisten in vielen Bereichen wahrnehmen.
    MANN selbst ist oft der anspruchvollste Kritiker.

  • Du scheinst vielseitig interessiert und motiviert zu sein.

    Ein Leben ist zu kurz um in vielen Dingen zu den besten zu gehören.
    Ich und die meisten können sich bestimmt nicht mit Deinem Vorbereitungsstand messen. Ich würde sagen: Du bist richtig gut! Aber Du verlangst Dir selber zuviel ab.

    Hast es eh schon selber gesagt:
    ab jetzt auf wenige Dinge konzentrieren!
    So würde ich es auch sehen: halte mal inne, lehn Dich ruhig zurück, und betrachte was Du schon alles gemacht hast, freu Dich drüber und sieh das alles als eine Etappe die erfolgreich geschafft ist.
    Du bist reich an Inhalten. Nun wähle, welche du bevorzugt in der neuen Lebensetappe mit erhöhter Aufmerksamkeit anreichern willst.
    Dabei sollte die Mischung von Brauchbarkeit und Gerne-machen-wollen stimmen.

    Noch eine Idee:
    Ideal wäre es, die nächstwichtigen Themenbereiche an jemandem in Familie oder Mitmachern zu delegieren. Wird eher selten klappen, aber Versuch wäre es wert.

  • Wo wir übrigens gerade bei Lebensweisheiten sind:


    Das Leben ist zu kurz für ein schlechtes Buch... (aus aktuellem Anlass)


    Soll generell heisen: Manche Dinge, von denen "andere" sagen, dass man sie gesehen/erlebt/gelesen/gemacht (etc) haben "muss" sind die Zeit dafür oft nicht wert, egal was diese "anderen" sagen...

  • Ich finde den Universalisten deutlich nützlicher und wertvoller als den Spezialisten.
    Wenn jemand studiertes sich nicht vorstellen kann das man Brennholz in Form von Bäumen erntet (echt passiert) und Herr Doktor für den Dichtungswechsel am Wasserhahn nen Spezialisten rufen muss, dann stimmt was nicht.
    Keiner muss einen Ottomotor tunen können, aber etwas technisches Grundverständniss ist essentiell.


    Leider wird schon in den wichtigsten Jahren der Kindheit keinerlei Wert mehr darauf gelegt den Kindern die rudimentärsten Dinge beizubringen, dann dürfen wir uns nicht wundern wenn Strom aus der Steckdose und Milch aus dem Tetrapack kommt.


    Wissen heist, wissen wo´s steht.


    Man kann durchaus mit einer soliden Schulbildung, genügend Stimulus durch die elterlichen Vorbilder und einem gesundem Wissendurst sich soweit entwickeln das man mit etwas Hirn und Grundwissen fast alle Probleme lösen kann.

  • Buchtipp


    Hallo Ritter Ullinger,
    die Blätter fallen und das Wetter wird bescheidener. :crying_face:


    Nimm Die die Zeit und besorge Dir ein Buch welches die Vorteile des Alleskönners beschreibt. Dies Buch war ein weiterer Grund mich für alles zu interessieren was ich noch nicht gut kann. :face_with_rolling_eyes:


    Es beschreibt einen Polymathen bei der Arbeit. Genau das sollten wir sein. Spezialisten nützen gar nichts, wenn sie nicht in ihrem Fachgebiet gebraucht werden und das einfache Leben ist nicht spezialisiert. Die dem Helden gestellte (von sich gestellte) Aufgabe gleicht der unseren nach einem GO.


    Eine Lebensaufgabe, die zu immer neuem Lernen verleitet und verführt, macht das Leben interessant und lebenswert.


    Also mach es wie ich, sei (werde) ein Polymath.

    Mit den besten Empfehlungen für einen schönen und vergnüglichen Abend:


    Der Kolonisator - John Brunner



    Mit freundlichen Grüßen :winke:
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Hallo Ritter,


    schön, daß Deine Herbstdepression schon so gut wie überwunden ist. Da alles Wesentliche zum Thema ja schon geschrieben wurde, einfach ein herzliches: Weiter so!


    Viele Grüße vom
    Skipper (eher Generalist :lachen:)

  • Noch gehe ich davon aus, dass man nur einmal lebt. Und in diesem einen Leben willst du dich auf nur eine Sache spezialisieren? Das Leben bietet so viele Facetten, das wäre ja schon fast töricht, nicht alles mal auszutesten, genauso, wie man immer auf der Suche nach neuen kulinarischen Genüssen ist, strebt der Mensch nach neuen Aufgaben und Zielen. Meiner Meinung nach machst du alles richtig. Spezialisten mögen zwar hoch angesehen sein, aber wer richtig Leben will, muss alles versuchen.
    Wenn man etwas besonders gut kann, spezialisiert ist UND immer wieder neue Sachen sucht, ist es natürlich perfekt, aber wer kann sich schon perfekt nennen.