Erfahrungsbericht Grenzübergang Ukraine/Polen Medyka - Leseempfhelung

  • Medyka

    Als Helfer an der Polnisch-Ukrainischen Grenze am Grenzübergang in Medyka. In der ersten Woche.


    https://jump-there.blogspot.com/p/medyka.html?m=1


    Irgendwie reinstes Chaos und nur beklemmend.


    Es ist nicht möglich einzelne MoneyQuotes hier zu zitieren, zu schrecklich ist jeder einzelne Absatz.


    Es ist alles ein großer nicht enden wollender Rant über die großen Deutschen RettungsOrganisationen: DRK, ASB, Malteser, ... etc...

    Komplett überfordert mit der Situation,.... in Deutschland wird abgeraten selbst freiwillig/privat an die Grenze zu kommen. Und erst Tage später werden erste Erkundungstrupps entsandt um abzuschätzen wie schlimm es ist vor Ort...


    Hätten die Freiwilligen und kleinen Hilfsorganisationen auf das Gehört, was die großen Hilfsorganisationen sagen,


    wären auf dem Boden der europäischen Union Behinderte Menschen, Frauen, Omas und Opas, Babys und Kinder gestorben. Menschen, die alles zurück gelassen haben. Menschen, die eines ihrer zwei Kinder auf der Flucht an Raketen verloren haben. 17 jährige, die jetzt "das Oberhaupt der Familie sind" - alle auf der Flucht in eine völlig ungewisse Welt, wären auf dem Boden der EU erfroren. Dort, wo sie nach Schutz und Sicherheit vor dem Tod gesucht haben, wären sie gestorben, während ihre Väter, Mütter, erwachsenen Kinder in der Ukraine bleiben um für ihre Freiheit zu kämpfen. Wie Absurd kann es denn noch werden?






    Leseempfehlung meinerseits.


    Was für Schlüsse zieht ihr daraus?


    Meine Schlüsse: die großen Rettungsorganisationen sind unwillig oder unfähig, oder in Schockstarre und nicht fähig auf eine dynamische Situation entsprechend zu reagieren.

    Kommt eine Krise, braucht man sich auf die teil-staatlichen Organisationen nicht verlassen.

    Erinnerungen an die Medienberichte ans Ahrtal zwingen sich auf.


    Brennholz, ... man sollte 1-2 Äxte mitnehmen für so eine Situation. An Äxte hätte ich nicht gedacht.

    Camping bei -15°C,... hmm, das würde mich wohl mangels ausrüstung zermürben. Im Auto schlafen ging mit 18 Jahren und betrunken klar, aber nach einem 18 Stunden Tag mit körperlicher Arbeit bei -15°C im Auto pennen... das Szenario kann ich nicht abdecken.


    Welche Lücken für eure Vorbereitung werden bei diesem Bericht ersichtlich?


    Ich für mich werde demnächst mir überlegen wie ich mobiler werden könnte. Also das meiste habe ich zuhause, könnte alles in 1-2 Autos stopfen und losdüsen. Dabei aber ziemlich viel Hausrat plündern und wohl verlustig wieder nach hause kommen.

    Ich bin nicht "Kaltstartfähig", also innerhalb von 24h Abmarschbereit mit meinem Equipment.


    Ziel: sollte sich in 3 Monaten wieder so ein Szenario anbahnen, möchte ich bereit sein, mein Equipment und meine Ausrüstung soweit zusammenhaben, Listen vorgedacht haben, 1-2x geübt haben das zeug zu verladen... Boxen mit Ausrüstung passend organisiert haben.

  • Das finde ich zu verallgemeinert, einfach zu sagen die großen Hilfsorganisationen können nichts, wollen nicht oder haben nichts drauf.

    Immerhin sind die leute an der Basis dort ehrenamtlich tätig und selbst bei den schlimmsten Ereignissen zu Stelle. (Kirchliche organisationen, vereine,... und staatliche Stellen)

    In Polen gibt es auch Rotes Kreuz und Malteser. Die örtlichen Feuerwehren sind dort auch im Dauereinsatz. Das ist alles einheitlich und modern organisiert. In den ersten Tagen hat man auch gleich gesehen das dia an den grenzen Anlaufstationen für Flüchtende aufgebaut haben um Informationen, Verpflegung und vorübergehende Aufenthaltsmöglichkeiten hatten. In weiterem verlauf auch Unterkünfte hergerichtet. Vernetzung ist wichtig und vorhanden. Wenn Malteser aus NRW Sachspenden packen und da irgendwo an die grenze bringen wollen, haben sie dort partner die sich auskennen wo was gebraucht wird. Auch vom THW wurden in den ersten Tagen logistische berater in alle Nachbarländer (von uns aus) der Ukraine geschickt, weil sie angefordert wurden um zum beispiel in den Botschaften vor Ort zu beraten.


    natürlich darf man auch privat helfen, aber meistens sind es die privaten die unkoordiniert vorgehen. Ist ja nett gemeint das eine Große Spedition hier Sachen sammelt und auf eigene kosten "da irgendwo" hinbringt. Wem nützt das wenn die nicht erwartet werden und in Empfang genommen werden?


    Man muss sich auch auskennen wie die Grenzschützer und das Militär vor Ort arbeitet und ab welchem Abstand der grenze gefahr herrscht von kriegerischen handlungen direkt betroffen zu sein. Es gibt j immer noch Regeln das Hilfstransporte von offiziellen Organisationen frei Arbeiten können müssen. bei privaten kann man das ja nicht gleich erkennen wer das ist woher die kommen und überhaupt. An den grenzen werden Sachspenden auch mehrfach umgepackt weil man ja sonst auch nicht reinkommt in das Land.


    Vielleicht wird das ja mit den privatleuten auch gesagt um nicht noch mehr Chaos zu produzieren? Wer passt auf die auf? sind die versichert? Verkehrslage? Wer hilft wo und wird dann irgendwo nicht geholfen?... ausserdem dürfen die Flüchtlinge auch privat weiterreisen wohin sie wollen... Und nochmal ausserdem: An den Grenzen arbeiten viele europäosch vernetzte Organisationen zusammen und Deutschland ist nur ein kleiner Teil davon.


    Was wird hier mit dem kleinen Ahrtal, einem kleinen betroffenen gebiet vergleichen? Über Hilfsorganisationen haben da auch viele Leute einfach unsinn verbreitet, weil sie nur in ihrem ort die Zustände mitbekommen haben oder einfach absichtlich falsches Verbreiten. Dieses nicht ge3holfen, waren nicht da und anderen quatsch...d a muss man aufpassen, manches hält sich bis heute. Klar das die in den Kreis und landesverwaltungen was falsch gemacht haben... ich schweife ab, hier ist ein ganz anderes Thema, ein großes land was von Krieg betroffen ist.

    Gruß David

  • Das finde ich zu verallgemeinert, einfach zu sagen die großen Hilfsorganisationen können nichts, wollen nicht oder haben nichts drauf.

    Immerhin sind die leute an der Basis dort ehrenamtlich tätig und selbst bei den schlimmsten Ereignissen zu Stelle. (Kirchliche organisationen, vereine,... und staatliche Stellen)

    In Polen gibt es auch Rotes Kreuz und Malteser. Die örtlichen Feuerwehren sind dort auch im Dauereinsatz. Das ist alles einheitlich und modern organisiert. In den ersten Tagen hat man auch gleich gesehen das dia an den grenzen Anlaufstationen für Flüchtende aufgebaut haben um Informationen, Verpflegung und vorübergehende Aufenthaltsmöglichkeiten hatten. In weiterem verlauf auch Unterkünfte hergerichtet. Vernetzung ist wichtig und vorhanden. Wenn Malteser aus NRW Sachspenden packen und da irgendwo an die grenze bringen wollen, haben sie dort partner die sich auskennen wo was gebraucht wird. Auch vom THW wurden in den ersten Tagen logistische berater in alle Nachbarländer (von uns aus) der Ukraine geschickt, weil sie angefordert wurden um zum beispiel in den Botschaften vor Ort zu beraten.

    Genau das Verneint der Helfer vor Ort im Blogpost. VERNEINT.


    Er kritisiert diese hier vorherrschende Meinung welche von den Institutionen immer wiederholt wird, aber wohl nicht stimmt.


    Nur zur Klarheit, hast du die von mir im Forum zitierten stellen gelesen oder auch den Original Beitrag in seinem Blog zur Gänze?

  • Das finde ich zu verallgemeinert, einfach zu sagen die großen Hilfsorganisationen können nichts, wollen nicht oder haben nichts drauf.

    Immerhin sind die leute an der Basis dort ehrenamtlich tätig und selbst bei den schlimmsten Ereignissen zu Stelle. (Kirchliche organisationen, vereine,... und staatliche Stellen)

    Habe ich persönlich genau so erlebt 2015 in Slovenien. Das lokale rote Kreuz konntest du komplett vergessen. Ist wahrscheinlich so, dass das rote Kreuz eben für längere Aktionen zu gebrauchen ist, wie ein Flüchtlingscamp aufbauen, aber nicht für sofort Hilfe.


    pasted-from-clipboard.jpg


    pasted-from-clipboard.jpg

  • Das Klagelied über die Trägheit großer Organisationen ist ja bekannt. Und heute kann man mit der Macht der Social Media als gewiefter "Freiwilliger" sehr schnell eine große öffentliche Meinung hinter sich scharen. Siehe Ahrtal-Hochwasser-Katastrophe und ein gewisser Lohnunternehmer. Der hat die öffentliche Wahrnehmung wochenlang gekonnt beherrscht und die HiOrgs und Behörden förmlich vor sich hergetrieben. Ob das immer so gut war, ist die Frage. Vor allem wurde in diesem Zusammenhang mehr oder weniger subtil gegen den Staat und seine "unfähigen Beamten" Stimmung gemacht und es wurden die organisierten Helfer gleich mit als unfähige Beamte verunglimpft. Das war alles andere als glücklich. Dabei geht dann unter, dass z.B. 99% der Einsatzkräfte der HiOrgs ebenfalls ganz normale Bürger sind, die das ehrenamtlich und großteils unbezahlt und in ihrer Freizeit machen. Beim THW z.B. waren knapp 15.000 Kräfte in den 3 Monaten nach der Flut im Ahrtal im Einsatz und leisteten 2,2 Mio. Einsatzstunden. Beim DRK und den Feuerwehren ist es ähnlich. Nur dass die HiOrgs kein großes Mediengeschrei machen. Wer weiß z.B. dass das DRK im Ahrtal drei Kläranlagen(!) errichtet hat, die seither und voraussichtlich für mindestens zwei Jahre die Abwässer von drei Ortschaften behandeln?


    Andererseits hat die gewaltige Spendenbereitschaft dafür gesorgt, dass in den Hallen am Nürburgring eine Fläche von drei Fußballfeldern mit Pappkartons vollgestapelt wurde, mit zigtausenden Plüschtieren, gebrauchten Haushaltsartikeln, Wäsche, Schuhen usw. Aus eigener Erfahrung weiss ich (Flüchtlingsarbeit 2015), dass die Bevölkerung sehr gerne Sachspenden leistet, es dabei aber leider auch viele schwarze Schafe gibt, die das auch als Gelegenheit sehen, sich von lästigen Plunder zu trennen.


    Genauso läuft es nun auch bei der Unterstützung von Ukraine-Flüchtlingen. Unkoordiniert und ungefragt angelieferte Sachspenden binden vor Ort Kräfte, die besseres zu tun haben, als Altkleider zu sortieren und sie belegen dringend benötigte Lagerflächen. Abgesehen davon, dass die Logistikstrecken vor Ort durch die Massen an privat organisierten Hilfsfahrzeuge schlicht verstpfen.


    Wenn privat organisierte Hilfe, dann in Abstimmung z.B. mit einer Gemeinde oder einem Pfarrer vor Ort. Aber niemals einfach Zeug sammeln und irgendwohin an die polnische Grenze karren. Das schadet mehr, als es nüzt.


    Klar brauchen die großen HiOrgs eine Anlaufzeit, aber wenn sie dann liefern, ist das im großen Stil. DRK und andere haben mit der Deutschen Bahn schon zwei Züge mit einmal 350t und einmal 400t Hilfsgütern in die Ukraine(!) gebracht. Das ist dann standardisierte Hilfe mit vorgepackten System-Modulen. Damit kann man vor Ort ganze Infrastrukturen ersetzen.


    Private Hilfsinitiativen sollten sich lieber vor Ort in ihren Kommunen um die dort immer mehr ankommenden Geflüchteten kümmern.


    Grüsse

    Tom

  • Dabei geht dann unter, dass z.B. 99% der Einsatzkräfte der HiOrgs ebenfalls ganz normale Bürger sind, die das ehrenamtlich und großteils unbezahlt und in ihrer Freizeit machen.

    Wenn sie Glück haben, gibt es eine Kostenübernahme und die Helfer bekommen ihr normales Gehalt und der Arbeitgeber das Geld von der HiOrg und die von der anfordernden Stelle (Landkreis, Bundesland, Staat). Aber die AG müssen auch erst einmal die Kapazitäten haben. Corona sei dank.


    Nicht zu vergessen, dass es mittlerweile nach Corona (Impfzentren, Testzentren), Katastrophe im Ahrtal, Sturmeinsätze etc. nun der Krieg in der Ukraine eine weitere Katastrophe mit viel Leid und Elend ist.


    Irgendwann kann auch der motivierteste freiwillige, ehrenamtliche Helfer nicht mehr.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Genau das Verneint der Helfer vor Ort im Blogpost. VERNEINT.


    Er kritisiert diese hier vorherrschende Meinung welche von den Institutionen immer wiederholt wird, aber wohl nicht stimmt.


    Nur zur Klarheit, hast du die von mir im Forum zitierten stellen gelesen oder auch den Original Beitrag in seinem Blog zur Gänze?

    Ich habe jetzt alles gelesen. ... ja ziemliche ehrenhafte Aktion. ... Aber ich habe trotzdem Anmerkungen, auf die Gefahr hin mich misslich auszudrücken. Und natürlich habe ich selber keine Ahnung von Vor Ort oder so einer Situation.

    Wie kommt der Schreiber darauf das DRK zu bemängeln ("das ganze") wenn es sich doch um einen Grenzübergang Polen - Ukraine geht? Die sind dann doch gar nicht zu erst vor Ort oder Zuständig, sondern eine von vielen Organisationen sie bei sowas helfen kann. ... Selbst wenn der Schreiber mit ein paar vorher unbekannten leuten für seinen bereich aus der Not heraus sich sehr gut organisiert hat um dort zu helfen, wie kann er von ausgehend das es 50 km weiter auch chaotisch oder anders besser läuft? ... Aber gut sind die Tipps für freiliwillge Private helfer, da glaube ich auch das da viele "kopflos" hingefahren sind...


    Warum wird das mit dem kleinen Ahrtal vergleichen was räumlich sehr begrenzt ist, wo niemand auf einen geschossen hat, wo es nicht minus 10 grad war, wo es kaum Sprachbarrieren gab? (Es wird ja der angeblich heilige Lohnunternehmer erwähnt) ...


    (Wahrscheinlich drück ich mich nur falsch aus, aber ich versuche das halt zu verstehen.)

    Gruß David

  • Wie kommt der Schreiber darauf das DRK zu bemängeln ("das ganze") wenn es sich doch um einen Grenzübergang Polen - Ukraine geht? Die sind dann doch gar nicht zu erst vor Ort oder Zuständig,

    Weil hier gerade von "das ganze DRK" geredet wird, mal etwas Formalismus, um vielleicht etwas Verständnis bei dem einen oder anderen zu erlangen.


    1. Beim Roten Kreuz gilt das Territorialitätsprinzip. In jedem Staat darf es nur EINE nationale Rotkreuzgesellschaft als nationalen Dachverband geben. Andere nationale Rotkreuzgesellschaften sind gehalten, anderen Rotkreuzgesellschaften bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Vor allem bei Katastrophen oder wie hier der Bewältigung von Flüchtlingsströmen infolge von Kriegshandlungen. Keine nationale Rotkreuzgesellschaft mischt sich in die nationalen Belange einer anderen nationalen "Rotkreuzgesellschaft", ohne intern sich die symbolische "blutige Nase" zu holen. Auf der anderen Seite verweigert eine solche Rotkreuzgesellschaft nicht angebotene Hilfe, ohne sich intern die symbolische "blutige Nase" zu holen. Im dümmsten Fall müssen die Hilfsgüter solange an der Grenze stehen bleiben, bis die zuständige nationale Rotkreuzgesellschaft ihr Go gegeben hat. Und ggf. der Zoll. Theoretisch zumindest.


    Für Deutschland sprechend, da ich die Organisationsstrukturen für das Rote Kreuz in Österreich oder der Schweiz nicht kenne.

    In Deutschland gibt es auf Bundes-, Landes- und Kreisebene Verbände im Sinne von eingetragenen Vereinen. Im Wesentlichen Verwaltungs- und Organisationseinheiten. Gibt in begrenztem Umfang auch Kapazitäten, ad hoc ein Feldlazarett per Flugzeug zu verlegen. Oder ad hoc Lebensmittel oder andere Versorgungsgütee auf den Weg zu bringen. Auch hier sind zur Unterstützung aber wieder ehrenamtliche Helfer erforderlich. Und: auch hier muss man wissen, was gebraucht wird und nicht einfach mit einem Airbus A400M (den es beim DRK nicht gibt) im Niedrigflug drüberwegfliegen und einfach alles abwerfen, was geht. Dafür braucht man Vorauskommandos, die genau den tatsächlichen Bedarf ergründen, im günstigsten Fall auch bereits abklären, wo die Helfer ihre Stationen aufbauen sollen und wo sie schlafen und ihre Pause machen können sollen.


    Die große Masse an Power steckt beim DRK in den vielen Ortsvereinen. Da sind viele Ortsvereine mit gefühlt einer handvoll alter Damen und Herren, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ins Kreuz eingetreten sind und bis heute die Fahne hochhalten. Das sind, wie bei leider so vielen Vereinen in Deutschland, die eine lange Tradition haben, leider das Gros. Mal so über den Daumen geworfen.

    Und dann gibt es da die vielen größeren Ortsvereine, die eine "gesunde" Altersstruktur haben. Viele Schüler, aber auch viele Berufstätige, die in ihren Ortsvereinen nach Feierabend oder nach der Schule im Ort Flüchtlingsunterkünfte vorbereiten, Hilfsgüter für den Transport vorbereiten und so weiter. Und auch jene, die sich von ihrem Arbeitgeber freistellen lassen können, um zu unterstützen. Aber auch das muss organisiert werden. Übergabe, Personalplanung etc. Man kennt das ja von "ich will kurzfristig Urlaub haben. Also, jetzt sofort quasi". Das funktioniert auch nicht in jeder Firma.


    Jetzt nochmal das ganze von oben nach unten durchdekliniert: nationale Rotkreuzgesellschaft P-Land fragt bei nationale Rotkreuzgesellschaft D-Land wegen personeller und materieller Unterstützung an.

    Bundesverband fragt die verschiedenen Landesverbände um Unterstützung an.

    Die Landesverbände fragen bei den Kreisverbänden an. Die Kreisverbände fragen bei ihren Ortsvereinen und vor allem bei den DRK-Bereitschaften des Kreisverbandes an. Letztere haben die personelle und materielle Kapazität, um derartige Unterstützung zu leisten. (Aus "meinem" Kreisverband sind zum Beispiel mindestens ein 12t-Lkw für Materialtransport/Logistik und diverse MTW für Personaltransport unterwegs.)

    Und dann geht die Meldung von unten wieder nach oben. Irgendwer entscheidet dann, wer wann, wo, wie unterstützen und wer ablöst und das geht dann auch wieder die Meldekette runter, bis es die erreicht, die es erreichen soll.

    Aber sowas kommt halt davon, wenn man ein föderalistisch aufgebautes System hat.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

    Einmal editiert, zuletzt von UrbanTrapper ()

  • 1. Beim Roten Kreuz gilt das Territorialitätsprinzip. In jedem Staat darf es nur EINE nationale Rotkreuzgesellschaft als nationalen Dachverband geben

    Das ist mMn so nicht ganz richtig!


    Fast überall in DE heisst es Deutsches Rotes Kreuz und ist ein eingetragener Verein, siehe Wikipedia.


    Nur in Bayern gehen die Uhren anders, da heisst es Bayerisches Rotes Kreuz, und ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, siehe Wikipedia.


    Gruß Peter

  • Das ist mMn so nicht ganz richtig

    Richtig beobachtet, dass Bayrische Rote Kreuz ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und kein eingetragener Verein. Tut an der Stelle aber auch nichts zur Sache, denn auf Bundesebene gibt es nur einen Verein, der als Bundesverband und damit nationaler Verband für die Rotkreuzbewegung spricht. Das ganze Gewese um das BRK ist, wenn ich das noch richtig erinnere, irgendwie auch auf dem Mist der damaligen Besatzungsmächte gewachsen.


    Und dem, was der Bundesverband vorgibt, haben sich auch die Bayern unterzuordnen, auch wenn sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Körperschaft öffentlichen Rechts einen Sonderweg gingen. Aber deswegen sind das keine zwei nationalen Rotkreuzgesellschaften. Die Bayern tun zwar gerne mal so, als wären sie kein Teil Deutschlands. Aber auf internationaler Ebene sprechen sie eben nicht als eigenständige nationale Rotkreuzgesellschaft.


    Aber Deutschland ist in der Tat etwas speziell. Zur Zeit DDR/BRD gab es tatsächlich zwei Rotkreuzgesellschaften in einem Land. Zugegeben, zwischenzeitlich zwei Staaten, aber eigentlich zwischenzeitlich "nur" vier Besatzungszonen. Ich kenne noch Karten von Deutschland, da steht nicht DDR, Sonden SBZ. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich habe lange überlegt, ob ich etwas dazu schreiben soll... dass sowohl BRK/DRK, THW usw. usf. sich hauptsächlich aus Ehrenamtlern zusammensetzen, haben ja die anderen schon angemerkt.


    Gerade eben war ich auf der Seite des BBK, die letzten zwei Pressemitteilungen vom 16.03.2022:

    Auszug:

    „"Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist ein zentraler Knotenpunkt für die staatliche deutsche Hilfe für die Ukraine. Internationale Hilfeersuchen werden hier entgegengenommen, koordiniert und abgestimmt. Das betrifft vor allem hochspezialisiertes Equipment – wie etwa Beatmungsgeräte, Sanitätsmaterial oder Schutzausrüstung, welches dann in die Krisengebiete gebracht wird."


    "Ab sofort übernimmt das Lagezentrum im BBK auch die Koordinierung von Erkrankten und Verletzten, die über staatliche Hilfeleistungsersuchen in Deutschland aufgenommen werden. Dies gilt sowohl für den Transport als auch gemeinsam mit den Ländern für die Verteilung in Deutschland. Hier greifen Bund und Länder auf die etablierten Strukturen des Kleeblattkonzeptes zurück, das sich in der Pandemie sehr bewährt hat"“, sagt BBK-Präsident Armin Schuster.

    Und das machte das DRK währenddessen:

    Logischerweise kommen die Flüchtlinge über jeden auch noch so winzigen Grenzübergang - insofern wäre es natürlich schon gut gewesen, wenn auch diese zahlreichen kleinen Grenzübergänge nicht nur von freiwilligen "betreut" worden wären... trotzdem nützt das nur bedingt, wenn dann nach einer Bus- und/oder Bahnreise durch halb Europa am jeweiligen Erstaufnahmeort keine Unterbringungskapazitäten vorzufinden sind.


    Auslöser für meinen Besuch auf der Seite war übrigens folgender Absatz aus dem Artikel vom 20.03.2022:

    Wir haben ein Modul aus der Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz in Berlin aktiviert. Dieses Modul, das zur Unterbringung und Versorgung von 5000 Menschen auf der Flucht gedacht ist - also mit Strom, Betten, sanitären Einrichtungen - betreibt für uns das Deutsche Rote Kreuz. Die Beschaffung eines zweiten Moduls mit dem Arbeiter Samariter Bund ist beschlossen. Wir wollen die Anzahl der Module ausbauen, dazu wären aber mehr Haushaltsmittel nötig. Unter dem Aspekt der Zivilverteidigung sollten jedoch Reserven für zwanzig Module, also für 100.000 Menschen, vorhanden sein.

    Einerseits ist aus meiner Sicht die Kritik an den "großen" Organisationen direkt an den einzelnen kleinen Grenzübergängen teils schon berechtigt, andererseits bauten im monierten Zeitraum genau deren kleine Ortsverbände nicht gerade wenige Unterbringungsmöglichkeiten in ihren Ortschaften auf.

    Bei mir in der Region sind das z.B. die Luitpoldhalle in Rosenheim, die Sporthalle in Rohrdorf, die Sporthalle des Bruckmühler Gymnasiums... um mal drei größere rauszupicken von den bislang mehr als 120 Notunterkünften für bis zu 16'000 Geflüchtete, die das Bayerische Rote Kreuz allein bis zum gestrigen Sonntag in Bayern eingerichtet hat.


    Übrigens: So ganz untätig waren - jedenfalls in meinem Nachbarlandkreis - auch die Malteser nicht, am 18.03.2022 machte sich bereits der dritte Hilfstransport auf den Weg:

    Ziel des Hilfstransports ist erneut die Stadt Satu Mare, wo die rumänischen Malteser ein Verteilzentrum eingerichtet haben. Von dort werden die Hilfsgüter nach Bedarf an die grenznahen Hilfsstationen bei Satu Mare, Sighetu Marmației und Siret geliefert, wo ankommende Schutzsuchende aus der Ukraine rund um die Uhr mit dem Nötigsten versorgt werden.

    Die Hilfsgüter dieses und des zweiten Transports vor einer Woche stammen vorwiegend aus Sammlungen, welche die Freiwilligen Feuerwehren Seeon und Erlstätt jeweils mit lokalen Partnern organisiert hatten. Mit Hilfe zahlreicher freiwilliger Helfender dieser Organisationen, der DLRG Teisendorf, der Malteser Traunstein und Berchtesgadener Land sowie einiger Spontanhelfer waren die Hilfsgüter nach Bad Reichenhall transportiert und dort verladen worden. „So viele Menschen aus den beiden Landkreisen haben hier gespendet und einfach angepackt,“ sagt Michael Soldanski, Kreisgeschäftsführer der Malteser Berchtesgadener Land und Leiter der Auslandshilfe, dankbar.

    Rausgepickt habe ich da jetzt einen Artikel meines Regionalportals, der frei zugänglich ist. Viele andere, die z.B. über die Überführung eines mit Medikamenten vollgepackten Rettungswagens in die Ukraine oder vorhergehende Hilfstransporte berichten, sind leider Bezahlartikel.


    Apropos Hilfe, rand00m

    Löblich, dass Österreich Flüchtlingstransporte und auch Autos mit ukrainischen Kennzeichen temporär von der Vignettenpflicht ausnimmt, allerdings waren an dem kleinen Grenzübergang Medyka österreichische Hilfsorganisationen (jedenfalls dem Blogbeitrag zufolge) auch nicht vertreten :person_shrugging:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • . trotzdem nützt das nur bedingt, wenn dann nach einer Bus- und/oder Bahnreise durch halb Europa am jeweiligen Erstaufnahmeort keine Unterbringungskapazitäten vorzufinden sind.

    Wem soll ich jetzt glauben? Dir oder BR24, die schreiben, das am Empfangsort alles vorbereitet ist, aber die Busse mit den Flüchtlingen einfach nicht kommen? Irgendwas scheint da wirklich nicht zu klappen.


    Gruß Peter

  • tomduly :


    Du wirst auf Grund deiner bisherigen Tätigkeiten im staatlichen Bereich vermutlich bei folgender Frage den größten Durchblick haben.


    Wie würde (vermutlich) Deutschland bzw. in einem großen Bild die EU reagieren, wenn folgendes Worst-Case-Szenario eintreten würde:


    Nehmen wir an, der Ukrainekrieg dauert noch mindestens bis Jahresende, Westukraine bleibt nur als Rumpfstaat bestehen was zu weiter Fluchtbewegung führt, da im Rumpfstaat nicht genügend Arbeits- und Unterbringungsplätze vorhanden sind und die Ukrainer (verständlicher Weise) nicht in den russisch besetzten Gebieten leben wollen. Im Augenblick sind wir (Stand heute) bei ca. 2 Mio ukrainischen Flüchtlingen in Europa eine finale Zahl von 6-8 Mio dürfte bei einer längeren Kriegshandlung durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Zur Einordnung der Zahlen: 2015 wurden nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat in den 28 EU-Staaten zusammen 1,32 Millionen Asylanträge (darunter 1,26 Millionen Erstanträge) registriert, 2016 waren es 1,26 Millionen (darunter 1,21 Millionen Erstanträge). Somit sind jetzt quasi im Schnelldurchlauf in wenigen Wochen die Zahlen aus 2015/16 erreicht worden. "Abgemildert" dadurch, dass diese hauptsächlich in Staaten untergekommen sind, die sich bei der letzten Flüchtlingswelle "rausgehalten" haben was die Aufnahme anbelangt.


    Wenn jetzt trotzdem noch sagen wir 4 Mio Ukrainer zumindest für eine längere Zeit nach Europa flüchten, welche Planungen gibt es hier von staatlicher Seite wie das organisiert werden soll? Gibt es dafür Masterpläne? Dazu kommen pro Jahr ja noch durchschnittlich 500.000 sonstige Flüchtlinge und diese Zahl könnte auch schlagartig ansteigen, wenn durch Nahrungsmittelverteuerung/-verknappung wieder Fluchtbewegungen in Gang gesetzt werden.


    Bestehen für solche Szenarien europaweite Hochrechnungen für Unterbringung, Beschulung der Kinder, Versorgung etc.?


    Danke für ein kurzes Briefing wie hier von den politischen Institutionen nach deinem Kenntnisstand geplant wird.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Bestehen für solche Szenarien europaweite Hochrechnungen für Unterbringung, Beschulung der Kinder, Versorgung etc.?

    Gewagte These meinerseits: Ja, auch die von dir angeführten Szenarien werden wir in Europa überstehen.


    Europa hat schon genug Idioten an den Schaltern der Macht gehabt, dass es auch diesen Idioten überstehen wird. Vielleicht mit einem blauen Auge, dass im Unterschied zu AH vielleicht eher ins schwarz gehen wird, weil nun auch potentiell Atomwaffen im Spiel sind.


    Meine große Hoffnung ist, dass bei aller Euroskepsis und Schelte für Institutionen der EU, die überragende Mehrheit in Europa mittlerweile nicht nur begriffen, sondern verinnerlicht und regelrecht mit der Muttermilch aufgesogen hat, dass ein friedliches Miteinander und ein friedliches Zusammenleben in Europa ein Gewinn für ALLE ist!


    Irgendwie werden wir es schaffen. Nun hätte mein Erdkunde-Lehrer jetzt zu Recht eingeworfen, dass dieses "Irgendwie" nun doch interessant wäre, ausgeführt zu werden. Aber das ist an dieser Stelle zum Glück nicht mein Job. Ich zahle genug Steuern und bringe mich in der Freizeit ehrenamtlich bei einer HiOrg ein. Das muss für meinen Karmapool ausreichen. Vielleich werde ich im nächsten Leben Politiker...

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich glaube nicht, dass es dafür konkrete Planungen gibt. Momentan ist dafür die Lage zu dynamisch. Die Mehrzahl der Ukraine-Flüchtlinge scheint es eher in Anrainerstaaten der Ukraine zu halten. Ich denke, dass sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, relativ bald wieder zurückkehren zu können, zumal die Männer und oft auch die (alten) Eltern viele Geflüchteter in der Ukraine geblieben sind.

    Dann gibt es die zu weiteren Reisen bereiten Menschen, die auf dem Weg zu bereits in Europa lebenden Verwandten oder Freunden sind. Wir erleben das selbst in unserer kleinen Landgemeinde, dass wir für viele Ukrainer eher ein Zwischenaufenthalt sind, nach ein paar Tagen geht es dann mit der Bahn weiter z.B. nach Paris.


    Es besteht natürlich - je nach Kriegsverlauf - die Möglichkeit, dass eine Rückkehr in die Ukraine für sehr viele Menschen bis auf weiteres nicht mehr möglich sein wird, im Worst Case für immer. Sollte sich das abzeichnen, dann erlebt Westeuropa einen gewaltigen Einwanderungseffekt.


    Dass man das grundsätzlich hinbekommen kann, auch mit Millionen Menschen, hat die Einwanderung der Spätaussiedler nach dem Fall der Sowjetunion gezeigt. Alleine in den 1990er Jahren sind über 2 Mio. Russlanddeutsche innerhalb weniger Jahre nach D umgesiedelt. In meiner kleinen Heimatstadt wurde damals ein eigenes Wohngebiet auf der grünen Wiese gebaut, mit Platz für 1.500 "Russen". In den ersten Jahren gab es durchaus Konfliktpotenzial, vor allem an den Schulen (damals war die Anwesenheit von Polizei in der "großen Pause" auf den Schulhöfen ein normaler Anblick) und im Freizeitbereich (Schlägereien in Discos, Alkoholexzesse) sowie häusliche Gewalt. Bei Anzeigen wegen Ruhestörung rückte die Polizei ins "Russenviertel" grundsätzlich in Mannschaftstärke aus, nachdem die erste normale Polizeistreifen nach dem Klingeln an der Wohnungstür erst mal eins auf die Mütze bekommen hatten. Alles in allem hat sich das aber gut eingespielt.


    Rechnet man die Spätaussiedler aus der Zeit 1950-2005 zusammen, siedelten 6,5 Mio. Menschen aus dieser Gruppe nach D um.


    In den Jahren 1945-1950 wurden 12-14 Millionen Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten und aus der Sowjetunion vertrieben und mussten im zerstörten Nachkriegsdeutschland untergebracht werden, was keine leichte Aufgabe war. Die ansässige Bevölkerung kämpfte selber täglich ums Überleben und Vertriebene wurde bei Privathaushalten von den Behörden per Anordnung einquartiert. D.h. wer eine Wohnung oder ein Haus hatte/bewohnte, musste von Amts wegen Vertriebene bei sich aufnehmen. Das sorgte durchaus für Probleme. Es starteten dann umfangreiche Wohnbauprojekte, die man bis heute in jeder Ortschaft in Deutschland findet: Siedlungshäuser.


    Um auf Bärtis Eingangsfrage zurückzukommen, was staatliche Stellen derzeit planen bzw. vorbereiten.


    Soweit ich weiss, wurden z.B. beim Roten Kreuz deutschlandweit die Material-Bestände bei den Betreuungseinheiten abgefragt, also Feldbetten, Bettzeug, Zelte usw. die bei allen Ortsvereinen lagern. Darin eigebunden ist auch der auf Bundesländerebene angesiedelte Bevölkerungsschutz (der finanziert und beschafft die KatS-Fahrzeuge und Materialien, die dann dafür vom DRK verwendet werden). Bei vergleichbaren Hilfsorganisationen wie Malteser, Johanniter usw. dürfte das auch durchgeführt worden sein. Diese Abfragen finden bei großen Lagen routinemäßig statt.

    Die Zuweisung und Organisation der Unterbringung von Ukraine-Flüchtlingen haben in den letzten Tagen die Landkreisverwaltungen an sich gezogen, alle Kommunen sind angehalten, die Unterbringung mit ihrer jeweiligen Kreisverwaltung abzustimmen. Damit will man einen Überblick über die Lage behalten. Durch die Reise- und Niederlassungsfreiheit der Ukraineflüchtlinge (die mit 90-Tage-Touristenvisum einreisen und sich frei bewegen dürfen und bei Meldung bei einem Einwohnermeldeamt oder Ausländeramt den EU-Schutzstatus zuerkannt bekommen) ist das gar nicht so einfach. Zumindest innerhalb der ersten 90 Tage bzw. bis sie sich irgendwo bei einem Rathhaus melden, bleiben die Menschen unter dem Radar der Behörden, was eine Steuerung der Unterbringung erschwert.


    Weitere Planungen, wie z.B. die dauerhafte Unterbringung bzw. Ansiedlung von geflüchteten Ukrainern sind mir nicht bekannt. Das dürfte auch kein politisches Ziel sein, denn dann würde man die Ukraine an Putin schenken. Wenn, dann könnte ich mir das im allerschlimmsten Fall als humanitäre Notmaßnahme vorstellen, z.B. nach dem Einsatz von russischen Atomwaffen in der Ukraine.


    Würde man die gesamte ukrainische Bevölkerung (44 Mio.) auf die gesamte EU (500 Mio.) verteilen, dann wäre das ein Zuwachs von 8,8% - zum Vergleich: 1945 nach Kriegsende lebten in den vier Besatzungszonen, in die Deutschland aufgeteilt war, rund 66 Mio. Menschen. Die 12-14 Mio. Vertriebenen sorgten für einen Zuwachs von 18-21% bei der Bevölkerung.


    Grüsse

    Tom

  • Hi Tom,


    ja irgendwie schaffbar wird das sein, da gebe ich dir vollkommen Recht. Mir ging es eher darum welche Planungen bestehen dieses irgendwie auch langfristig zu planen und um die Infrastruktur anpassen zu können.


    Ich denke das wird sich in den nächsten 2-3 Monaten entscheiden, wenn man die Entwicklung des Frontverlaufs besser abschätzen kann. Was ich enttäuschend finde, ist das man nicht schon jetzt intensivere Grob-Planungen vornimmt sollte Worst-case eintreten und dauerhaft die Ukrainer untergebracht werden müssen. Das die nicht jahrelang in Turnhallen oder Messehallen leben können dürfte klar sein, der Wohnungsmarkt ist aber parallel dazu sehr eng. Es müssen also Langfristplanungen her, da hier mit langen Vorlaufzeiten zu planen ist was deren Umsetzung anbelangt. Je eher man damit startet um so besser.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Apropos Hilfe, rand00m

    Löblich, dass Österreich Flüchtlingstransporte und auch Autos mit ukrainischen Kennzeichen temporär von der Vignettenpflicht ausnimmt, allerdings waren an dem kleinen Grenzübergang Medyka österreichische Hilfsorganisationen (jedenfalls dem Blogbeitrag zufolge) auch nicht vertreten

    Um das nicht in eine Wertlose Whataboutism Debatte abgleiten zu lassen:


    Ja du hast vollkommen recht. Keine ÖRK Teams vor Ort. Keine Ahnung wies jetzt aussieht in Woche 4?


    Ein rot-weiß-rot gefärbter Rant wäre dann südlicher von Przemysl, vom Grenzübergang Vyšné Nemecké/Oberdeutschdorf und Uschhorod (ukrainisch Ужгород) zu erwarten. Nur ich glaub da war niemand, und dann auch kein Rant.


    Vom ÖRK kriegt man aktuell schon die Organisations-Fehlleistungen am Wiener Hauptbahnhof über die üblichen sozialen Kanäle.

    Das mit der Vignette hab ich noch garnicht mitbekommen, das ist aber eh mehr kosmetik... Kommunikation ist der nächste mist hier.


    Deshalb bitte kein Whataboutism. Das ist wertlos zu diskutieren, es ist hier(Ö) auch nicht besser oder organisierter. Von Ö hab ich aber schon Unfähigkeit erwartet.

    Der Blogpost ist aber von einem deutschen Bürger und sein Missmut über die BRD-Organisationen.