Ukraine-Krieg: Westliche Waffenlieferungen

  • Erinnert mich gerade an den Geschichtsunterricht meines jüngeren Sohnes.
    "L'état c'est moi!"

    Die Konturen verwischen zwischen Mittelalterlichen Königen und Kaiser, und heutigen Diktatoren.

    Wenn ein Mann/Frau bestimmen kann was richtig ist, dann stimmt was nicht mit der Demokratie, oder sehe ich das falsch. Ja zwischen Demokratie und einer Diktatur ist noch massig Platz, aber ich habe die Befürchtung sie wird enger, oder anders gesagt sie nähern sich an.

    Wie soll man den Spruch von unserem Bundeskanzler sonst verstehen. Klärt mich bitte auf. Bin ich auf dem Holzweg, oder habe ich recht.

  • Ich bin da hin und hergerissen. Ich glaube dem Bundeskanzler persönlich schon, dass er Schaden von diesem Land abwenden will und um jeden Preis verhindern, dass wir aufgrund einer solchen Waffenlieferung (und evtl. begleitenden Serviceleistungen) angegriffen werden. Denn dann wäre Deutschland, so wie die Dinge stehen, am A… Denn anders als manche Nachbarn sind wie keine Atommacht.


    Zudem: Selbst wenn man Taurus jetzt, wie so viele fordern, sofort an die Ukraine liefern würde und wenn damit direkt die Krim-Brücke zusammengefaltet würde, was wäre dann? Die Russen würden stehenden Fußes einen gewaltigen Schiffs-Pendelverkehr einrichten, um ihr Militärmaterial trotzdem von A nach B zu transportieren. Ein Zeitfenster für eine ukrainische Offensive, das mit einer solchen Aktion geöffnet würde, wäre wohl wieder zu, noch bevor die Ukrainer die für eine Offensive nötigen Waffen erhalten würden. Denn DAS ist ja jetzt die Hauptsorge.


    Also - immer mit dem Hinweis darauf, dass ich mangels Wissen nicht mit viel Autorität spreche - ich kann nachvollziehen, warum nicht augenblicklich die letzte deutsche Waffe mit einem gewissen Alleinstellungsmerkmal verpackt und verschifft wird.


    ABER: Wenn der Bundeskanzler im Moment nicht 24/7 damit beschäftigt ist, ein Hochfahren der Rüstungsindustrie zu organisieren, dann fehlt mir wirklich jedes Verständnis…

  • Bei einem russischen Pendelverkehr mit Schiffen um die Krim zu versorgen hätte ich so meine Zweifel.

    Die Wahrscheinlichkeit das da etliche Schiffe auf dem Grund des Schwarzen Meeres sinken könnten wäre da sehr groß.

    Außerdem bräuchten die Häfen die zusätzliche Kapazität zum Be- und Entladen.

  • Zudem: Selbst wenn man Taurus jetzt, wie so viele fordern, sofort an die Ukraine liefern würde und wenn damit direkt die Krim-Brücke zusammengefaltet würde, was wäre dann?

    So sehe ich das auch. Wieviele Waffensysteme wurden im Ukrainekrieg schon als Heilsbringer oder Wunderwaffe hochstilisiert und haben die Erwartungen dann nicht erfüllt. Entweder, weil sie zur modernen Kriegführung nicht passen (die Ukrainer rüsten die Leopard mittlerweile seitlich und am Turm mit Reaktivpanzerung nach und basteln sich wie die Russen Schutzgitter gegen FPV-Drohnen) oder weil sie in viel zu geringen Stückzahlen geliefert wurden, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. 18 PzH2000 und 18 Leo 2 machen den Kohl nicht fett. Und 50+50 Taurus als maximale Gesamtmenge auch nicht. Wir sehen doch, dass dadurch nur unsere Bestände geschmälert werden und der Effekt, so klein dosiert in der Ukraine verpufft.


    Baerti spricht gerne vom Ausbluten der Ukraine, ich sehe derzeit eher ein Ausbluten der westlichen Bestände, weil die Sachen schneller verbraucht werden, als sie wieder ergänzt werden. Um nicht falsch verstanden zu werden: die Ukraine soll von mir aus alle Waffen und Munition bekommen, die sie braucht. Wir dürfen uns selbst aber nicht dadurch wehrlos machen. Das passiert derzeit aber in Ansätzen schon.


    Konsequent wäre es, nicht der Ukraine alles zu geben, was wir finden, sondern selber in den Konflikt einzugreifen. Es gab mal eine Zeit, da konnte in der UNO eine "Allianz der Willigen" gebildet werden, um mit UN-Mandat in Konflikte militärisch einzugreifen.


    Im Moment sind die europäischen Länder in einem "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass"-Modus. Den Takt gibt Putin an, mit wohldosierten Atomdrohungen und einer sehr effektiven Desinformationskampagne auf allen Medienkanälen. Warum sind Telegram, Tiktok und andere Plattformen nicht längst an die kurze Leine gelegt worden?


    RussiaToday wurde als Fernsehsender rasch verboten, aber wer schaut heute noch Linearfernsehen. Der russische Propaganda-Krieg gegen uns läuft ungebremst auf Social Media und betreibt immer erfolgreicher die Spaltung der europäischen Zivilgesellschaften. Die Traktorproteste haben sich da auch schon längst vom eigentlichen Anliegen entkoppelt und transportieren zunehmend staatszersetzende Inhalte und tendieren zu immer gewalttätigeren Aktionen, die auch vor Mordversuchen nicht zurückschreckt (vgl. Misthaufen-Attacke auf der B5 in Brandenburg).


    Warum gibt es keinen Versuch, den Tyrannen im Kreml zu beseitigen? Frei nach Dietrich Bonhoeffer: man muss dem Rad in die Speichen fallen.

    Warum dulden wir es, dass Russland "hintenrum" prächtig Geld verdient, in dem es Gas und Öl nach Indien und in arabische Länder verkauft, von wo aus es seinen Weg wieder zu uns findet? Die russischen Schmuggeltanker werden vor der griechischen Küste umgeladen. Die Sanktionen gegen Russland müssen auf diese Geschäftemacher erweitert werden. Wer mit Russland Geschäfte macht, wird genauso sanktioniert. Das gilt auch für Gas-Importe nach Österreich. Die ganze Geschichte wird nur halbherzig betrieben, sowohl die Unterstützung der Ukraine, als auch die Sanktionen gegen Russland und seine Geschäftspartner. Putin hat sich und seinen Staat darauf eingestellt.

    Wenn sich an der jetzigen Situation nichts ändert, dann sind in 1-2 Jahren die westlichen Munitionsbestände leer, die Waffensysteme in der Ukraine verschlissen und die Ukraine wird ein immer monströseres Schlachtfeld das in Zeitlupe von den Russen überrollt wird. Dann stehen sie am Suwalki-Gap und im Baltikum. Diese Länder haben nicht das Stehvermögen der Ukrainer, das sind Zwergstaaten mit ein paar tausend Soldaten.


    Ich bin da derzeit relativ pessimistisch, dass ein Weiter-so wie bisher uns oder Ukraine irgendwas bringen wird, im Gegenteil.


    Immerhin arbeitet die EU-Kommission nun Pläne aus, die EU auf "Kriegswirtschaft" umzustellen und zentral Waffen und Munition zu bestellen, Vorbild soll die Corona-Pandemie sein, in der Impfstoffe und medizinisches Material auch zentral für Milliardensummen beschafft und bereitgestellt wurde.

  • Um die Krim mit Waren aller Art zu versorgen bracht der Russe mehr Landungsschiffe, die dort ausladen können wo die Ukrainer sie nicht so schnell erreichen mit ihren Drohnen. Aber die paar Landungsschiffe die über geblieben sind reichen nicht für das nötigste, und normale Schiffe um in Häfen anzuladen wäre zu gefährlich. Ein zwei Schiffe am Kai versenkt und Ende ist es mit dem Ausladen.

    Die Zugverbindung über die Krimbrücke bleibt die einzigste Lebenader der Krim. Wird diese unterbrochen dann könnte das an der Front merklich zu spüren sein.

  • Immerhin arbeitet die EU-Kommission nun Pläne aus, die EU auf "Kriegswirtschaft" umzustellen und zentral Waffen und Munition zu bestellen, Vorbild soll die Corona-Pandemie sein, in der Impfstoffe und medizinisches Material auch zentral für Milliardensummen beschafft und bereitgestellt wurde.


    Wie die Kommission die EU auf Kriegswirtschaft umstellen will
    Die Kommission will Europas Rüstungsindustrie massiv stärken – und den Staaten nach SPIEGEL-Informationen verordnen, mehr bei EU-Firmen einzukaufen. In den…
    www.msn.com

  • Die Briten haben ja bekanntermaßen keine hohe Meinung von Scholz


    Britische Regierung zur Abhöraffäre: Olaf Scholz' Haltung ist der eigentliche Skandal
    Die Abhöraffäre um Marschflugkörper in der Ukraine ist aus britischer Sicht nicht das Problem. Viel enttäuschender: das mangelnde Rückgrat des Kanzlers…
    www.zeit.de


    Aber auch der ehemalige NATO Chef Rasmussen kritisiert ihn und fordert eine europäische Kriegswirtschaft.


    Früherer Nato-Chef Rasmussen kritisiert Scholz als zu zögerlich: »Er wirkt nicht wie ein Anführer«
    Der ehemalige Nato-Generalsekretär hat in einem Interview Kanzler Scholz gerügt. Deutschland muss laut Anders Fogh Rasmussen »auf Kriegswirtschaft umstellen«…
    www.spiegel.de

  • Wieviele Waffensysteme wurden im Ukrainekrieg schon als Heilsbringer oder Wunderwaffe hochstilisiert und haben die Erwartungen dann nicht erfüllt

    Das ist kein ehrliches Resümee, weil keine der Waffen (HIMARS, IRIS-T, Patriot, Storm Shadow, Taurus, F-16) in der notwendigen Menge (oder bislang überhaupt nicht) geliefert wurden.


    Was aber alle gelieferten Systeme zeigen ist wie unfassbar wertvoll sie sind. Patriot, Iris-T und Gepard haben zahllose Angriffe abgewehrt und viele Zivilisten gerettet. Sie sind für die Ukrainer also definitiv "Wunderwaffen" und die Ukraine ist für jede einzelne dankbar.


    Wie Selenskyj kürzlich sagte: je mehr Waffen die Ukraine hat, desto effizienter kann sie sich verteidigen.


    Mit Taurus die Krimbrücke zu zerstören würde Russland für lange Zeit extrem einschränken was den Nachschub für die südliche Front angeht. Mit genügend davon können auch viele Munitionslager, Logistikpunkte, Truppenansammlungen etc getroffen werden.


    Es hört ja nicht mit der Brücke auf.


    Auch auf diversen russischen Stützpunkten auf der Krim gibt es verbunkerte Hangars etc die für Taurus wie gemacht sind.


    Auch für eine erneute Offensive braucht die Ukraine die Lufthoheit über ihren Luftraum und die Möglichkeit durch Luftunterstützung mit F16 und co. die russischen Stellungen auszuschalten.


    All das wäre möglich wenn der Westen endlich den Arsch hoch bekommt und liefert.


    Die Ukraine braucht die Waffen und Munition jetzt, wir nicht.


    Wir müssen schnellstmöglich nachproduzieren für uns und für die Ukraine.


    Aber auch hier sind wir großteils in einer Schockstarre. Ich verstehe nur nicht warum.


    Ich hoffe mit der neu gefundenen Motivation von Macron und der Initiative von Tschechien geht nun was weiter.

  • Ich habe die Befürchtung das das alles nun schon zu spät ist.


    Macron bzw. Frankreich haben bislang ja nicht sonderlich viel für die Ukraine getan.

  • Die Zugverbindung über die Krimbrücke bleibt die einzigste Lebenader der Krim. Wird diese unterbrochen dann könnte das an der Front merklich zu spüren sein.

    Die Zugverbindung über NovoRossija über den Landweg kann ja nicht mehr lange dauern um die Kertsch-brücke redundant zu machen.


    Konsequent wäre es, nicht der Ukraine alles zu geben, was wir finden, sondern selber in den Konflikt einzugreifen. Es gab mal eine Zeit, da konnte in der UNO eine "Allianz der Willigen" gebildet werden, um mit UN-Mandat in Konflikte militärisch einzugreifen.

    Stimmt. Russland (und China) ist aber immer noch Veto Macht im Sicherheitsrat, somit ist eine UN Koalition nicht möglich. Da kann man jetzt diverse UN Kritik reinpacken.

  • Aber auch hier sind wir großteils in einer Schockstarre. Ich verstehe nur nicht warum.

    Wie mit Prepper-Ablehnung. Vermeidung Negativer Gedankengänge.

    Sich bewusst aktiv auf was schlechtes vorzubereiten ist an sich ein unangenehmer Gedanke.


    Manche machen das rational und leiten Handlungen draus ab und schließen den Gedankengang ab.

    Andere denken das emotionaler und gleiten mehr in Angstszenarien ab.



    Sich für sich selbst einen Krieg vor Ort, ein bis zum Weltkrieg eskaliertes Szenario Gedanklich auszumalen, würde für viele Leute überlastend wirken.



    Ein Bereichsleiter internes Meeting in der deutschen Luftwaffe um sich für ein Briefing mit einem Verteidigungsminister abzustimmen und vorzubereiten wird von einigen Marktteilnehmern (dieLinke, AFD, BSW) ja schon als aktive Kriegsteilnahme und Kriegshetzerei tituliert.


    In diesem medialen Umfeld, ist mehr wohl nicht möglich. Die 5. Kolonne wirkt.

  • Wie mit Prepper-Ablehnung. Vermeidung Negativer Gedankengänge.

    Sich bewusst aktiv auf was schlechtes vorzubereiten ist an sich ein unangenehmer Gedanke.

    Das lässt sich als Privatperson ja noch argumentieren, weil es Strukturen gibt die dennoch helfen wenn man selbst nix getan hat. Rotes Kreuz, Feuerwehr, THW, etc.


    Wenn der Staat nix tut kommt niemand zu Hilfe.

  • Das lässt sich als Privatperson ja noch argumentieren

    Die Argumentation klappt auch für Politiker.


    Der Überbringer der schlechten Nachricht wird an der Wahlurne erdolcht. Der Nachfolger setzt dann um.

  • Russen melden starken Artilleriebeschuss durch die Ukraine. Offenbar ist Munition eingetroffen. Hoffentlich auf breiter Front.


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  • Die russische Propaganda wirkt. Menschen haben Angst vor Krieg, vor Russland und dadurch auch davor Taurus zu liefern.


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    ARD-DeutschlandTrend: Mehrheit gegen "Taurus"-Lieferung an Kiew
    Im Streit über die Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine beharrt Kanzler Scholz auf seinem "Nein" - und hat damit laut ARD-DeutschlandTrend…
    www.tagesschau.de

  • Spannend.


    "Er sagt, dass MBDA bereitstehe, Taurus nachzuproduzieren. Dass man längst auch mit der Ukraine im Gespräch sei, einen möglichen Einsatz jederzeit unterstützen könne. Und auf Nachfrage sagt er auch: Ja, man könne Taurus im Ausland betreiben, ohne deutsche Soldaten mitsenden zu müssen. Man werde „den Kunden so schulen, dass er alleinstehend technisch in der Lage ist, Taurus einzusetzen“."


  • Sie dürfen ja ohne Genehmigung nicht produzieren. Ich hoffe insgeheim, dass sie 500 Taurus bereits zu 99% "vorfabriziert" haben, bei denen nur noch das Schläufchen fehlt, um diese fertigzustellen. :upside_down_face: ach ich Träumer...

  • Let's go


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  • Zudem: Selbst wenn man Taurus jetzt, wie so viele fordern, sofort an die Ukraine liefern würde und wenn damit direkt die Krim-Brücke zusammengefaltet würde, was wäre dann? Die Russen würden stehenden Fußes einen gewaltigen Schiffs-Pendelverkehr einrichten, um ihr Militärmaterial trotzdem von A nach B zu transportieren.

    Wenn das so wäre hätte man sich die 4 Mrd Euro teure Brücke sparen können.

    Selbst in Friedenszeiten konnte Russland das nicht, jetzt, wo selbst russische Kriegsschiffe wöchentlich gejagt und versenkt werden erscheint mir das nicht sehr realistisch.

    Natürlich hat Russland noch die Landbrücke, aber der Verlust der Kerchbrücke wird Russland schon weh tun, psychologisch, aber selbstverständlich auch logistisch.

    Wenn man Russland nicht weh tut wird es niemals aufhören Krieg gegen Europa zu führen.


    Es hat schon seine Gründe, warum die Russenpropaganda nicht müde wird uns einzureden, dass Tarurs Lieferungen was Schlechtes für uns seien. Ich würde das deshalb als 100-%ige Empfehlung sehen, genau das zu tun.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Cephalotus ()