Die Gründe zum Umstieg sind vielschichtig. Insofern wird das 49-Euro-Ticket nicht den großen Umschwung bringen. Es wird aber auch nicht ganz wirkungslos bleiben. Bei mir und einem anderen Kollegen aus dem Unternehmen hatte es zum Beispiel überhaupt nichts mit dem Fahrpreis oder der Qualität der Verbindung zu tun, sondern mit den Laptops, die wir vor einem Jahr als Dienstrechner bekommen haben, und mit den liberaler gewordenen Regelungen in der Firma als Folge von Corona.
Deshalb ist das Bahnfahren attraktiv, obwohl es brutto fast doppelt so lang wie mit dem Auto dauert und sich auch erst ab etwa 2,05 Euro je Liter Sprit finanziell rechnet. Da die Arbeitszeit im Zug voll zählt, spare ich netto 30 bis 45 Minuten am Tag. Das ist es mir wert. Außerdem kann mir egal sein, wenn ein Zug ausfällt oder sich eine halbe Stunde Verspätung ergibt. Das geht ins Arbeitszeitkonto und wird irgendwann abgefeiert.
Für andere mögen andere Faktoren wichtiger sein: Vielleicht eine Zugverbindung, die mit der Fahrplanumstellung um fünf Minuten schneller wird, vielleicht eine bessere W-Lan-Versorgung auf der Strecke oder ein neuer P+R-Parkplatz, entgegengesetzt vielleicht auch eine Pförtnerampel oder höhere Parkgebühren, die die Autonutzung weniger attraktiv machen. Und dann kommen das günstigere Ticket und die Vereinfachung, dass man einfach einsteigen kann, noch als Faktor dazu.
Nicht unterschätzen sollte man auch die Gewöhnung: Wenn man erst einmal umgestiegen ist und sich das eingeschliffen hat, hält man auch daran fest. Ich ärgere mich inzwischen jedenfalls erheblich, wenn ich mal einen Termin in der Pampa habe, da nur mit dem Auto hinkomme und damit "tote Zeit" habe, in der ich auf der Reise nichts arbeiten kann.