Preisanstiege weit über der Inflationsrate

  • Hihu,


    meine Frau arbeitet in einer großen Hausverwaltung in der Buchhaltung. Eine ihrer Kolleginnen wollte letzte Woche für einen Kunden Öl kaufen (zu 100,- € / 100 Liter) und hat gewartet. Sie sagte meiner Frau: "Der Preis fällt bestimmt." Meine Frau: "Würde ich jetzt sofort bestellen.". Meine Frau liest auch Bachheimer + Co.


    Tja, gestern musste die Kollegin bestellen. Der Tank geht gegen Null. Preis: 160,- (!) Euro für 100 Liter. :zany_face:


    Da freuen sich die Eigentümer und Mieter!


    Waidmannsheil

    zero

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

  • Der größte Teil der Landbevölkerung ist sehr wohl öffentlich angebunden

    Es geht aber nicht nur "ob" sondern "wie" die Anbindung ist. Unsere Gemeinde ist in viele Richtungen gut angebunden, in die Richtung in die ich muss nicht und wäre 3h 40min am Weg (hin und zurück) mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit dem Auto sind es 30min.


    Fahrgemeinschaft ist mir keine bekannt das jemand in die Richtung muss, und mit Arbeitszeiten schwierig, wir kennen es wenn man in einem Projekt drin ist arbeitet man mal spontan länger. Auch wenn ich einen gut bezahlten Job habe, hätte ich natürlich Interesse daran meine Kosten zu senken anstatt im Auto zu verbrennen.


    Das man den Individualverkehr überdenken muss sehe ich genauso, aber es muss mit Vernunft und Alternativen geschehen. Es darf nicht am Rücken einzelner passieren.

  • Das man den Individualverkehr überdenken muss sehe ich genauso, aber es muss mit Vernunft und Alternativen geschehen. Es darf nicht am Rücken einzelner passieren.

    Wie bitte? Nicht am Rücken einzelner? Der Einzelne ist in einer Gesellschaft nunmal nachrangig gegenüber einer Gruppe.


    Sonst würde überhaupt nichts passieren, wenn man es jedem einzelnen recht machen will.


    Man kann ja auch die Initiative ergreifen und eine Mitfahrbörse in seinem Heimatort starten. Vielleicht will ja jemand anders genau in deine Richtung.

  • Naja, bei 3 Euro / Liter vielleicht.

    ... also dann ab übernächster Woche, wenn es so weitergeht :staun:

    Du kannst die Zukunft verändern mit dem was du heute tust. :face_with_open_mouth:
    - aus Oberfranken in DE -

  • Theorie ist ja toll. Aber in unseren Kaff muß keiner außer mein Sohn in diese Stadt. Also nix mit Fahrgemeinschaft.

    Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir hat sich mal darüber beschwert, dass er ja nicht aufs Auto verzichten könnte, weil es keine Busverbindung gäbe. Wo er wohnt? In einem 500 Seelendorf. Aber nicht im Dorf, sondern in einer abgelegenen Siedlung 3 Kilometer vom Dorf entfernt, in einem Verbund aus 3 Häusern.


    Klar, in die Einöde ziehen, aber dann fehlende Öffianbindung kritisieren. :rolleyes:

  • Nur mal für Leute die es einfach nicht glauben wollen, dass man auf dem Land die A-Karte gezogen hat. Arbeitszeit 07:00-15:45

    Mit dem Auto morgens um 06:00 ca. 15-17min für die Fahrstrecke von ca. 16Km.

    Mit den Öffis:

    Bildschirmfoto vom 2022-03-09 10-32-41.png

    Rückfahrt mit dem Auto gleiche Strecke, etwas höheres Verkehrsaufkommen: ca. 18-21min

    Mit den Öffis, entweder vor Arbeitszeitende oder Stunden später:

    Bildschirmfoto vom 2022-03-09 10-33-31.png

    Die Radwege sind im Übrigen in einem katastrohalen Zustand und werden auf Jahre nicht instand gesetzt. Fahren auf der Landstraße ist keine Option =O .

    Viele Grüße aus Schleswig-Holstein, Leo

  • Ob es nun viel bringt, dass hier an diesem kleinen virtuellen Stammtisch die großen energie-, verkehrs- und gesellschaftspolitischen Thesen gewälzt werden, darf mit Recht bezweifelt werden.


    Wahrscheinlich wird es doch mal wieder auf irgendeinen Interessenausgleich (oder negativ formuliert: Durchwurschteln) hinauslaufen: Die Bundesregierung wird sich natürlich irgendeine partielle Entlastung einfallen lassen, parallel ein bisschen die Schrauben bei der Verkehrswende anziehen. Zugleich werden Leute ihr Verhalten ändern, andere den Job wechseln und andere umziehen. Im Gesamtpaket wird sich dann halt eine leicht veränderte Realität einstellen.

  • Wie bitte? Nicht am Rücken einzelner? Der Einzelne ist in einer Gesellschaft nunmal nachrangig gegenüber einer Gruppe.

    Du verstehst mich falsch. Ich rede nicht von 2-3 Einzelnen denen man es recht macht. Es gibt in dieser Hinsicht sehr viele Einzelne, die eine große Gruppe bilden, aber sich untereinander nicht direkt helfen können. Auch sie sind Teil der Gesellschaft - und kein kleiner.


    Nur weil ein Ort an den ÖPNV angeschlossen ist bedeutet das noch nichts. Wenn in der Früh und am Abend ein Bus fährt, sind sie angeschlossen, aber nicht praktikabel im Vergleich zu einer Stadt wo alle 2 Minuten eine Möglichkeit besteht. Es ist auch nicht zumutbar, das Leute mehrere Stunden täglich für den Arbeitsweg benötigen, Menschen haben auch andere Tätigen zu erledigen und brauchen auch mal Ruhe.


    Man kann bei dieser Thematik nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgehen, daher finde ich den Ansatz der Gesetzgeber grundsätzlich gut, das jene die nicht so leicht ausweichen können mehr erhalten, als jene die eine volle Bandbreite an ÖPNV nutzen können (kleine und große Pendlerpauschale, Ausgleich bei der CO2 Steuer etc.).


    Klar kann man Initiativen aus eigener Tasche ergreifen, es stellt trotzdem eine Benachteiligung jener dar die nicht die selben Möglichkeiten im ÖPNV Verkehr haben wie andere. Man könnte auch die Ticketpreise verdreifachen um damit im ländlichen Raum die ÖPNV ausbauen zu können oder die Förderung für E-Autos am Land zu erhöhen.


    Ich präzisiere meine Aussage noch etwas: Energiewende und Umdenken im Individualverkehr hat von mir eine klare Zustimmung, aber nicht nur am Rücken jener die nicht ausweichen können, und das sind nicht 1-2 Personen, sondern sehr viele. Wer in der Großstadt mit dem dicken SUV fahren möchte, der soll dafür in die Tasche greifen, die Alleinerziehende Mutter am Land, mit einem Kleinstwagen muss aber auch irgendwie überleben können.

  • Es gibt in dieser Hinsicht sehr viele Einzelne, die eine große Gruppe bilden, aber sich untereinander nicht direkt helfen können. Auch sie sind Teil der Gesellschaft - und kein kleiner.

    Die allermeisten könnten auf andere Möglichkeiten zurückgreifen. Fahrgemeinschaften, Car Sharing etc.


    Dass sie das nicht tun ist rein der Bequemlichkeit geschuldet.


    Und was Zumutbarkeit angeht. Du solltest dir mal die aktuellen Zumutbarkeitsbestimmungen ansehen. 2 Stunden je Richtung pendeln wird vom Gesetzgeber als zumutbar angesehen.

  • Nur mal für Leute die es einfach nicht glauben wollen, dass man auf dem Land die A-Karte gezogen hat. Arbeitszeit 07:00-15:45

    Mit dem Auto morgens um 06:00 ca. 15-17min für die Fahrstrecke von ca. 16Km.

    Motorroller?

    Fahrgemeinschaften?

    Car Sharing?

    Ruftaxi?

    Jobwechsel?

  • Wie viele Einwohner hat dein Wohnort?


    Fahrgemeinschaften bilden?


    Ruftaxi einrichten über die Gemeinde?

    Berufstätige sind es....... mal zähl, 20 Personen. 3 davon in der BMW. 2 Homeoffice.

    bleiben 15. Arbeiten schön verteilt im max. 30km Radius, bis auf einen - der fährt täglich mit dem Auto nach München.

    einer die ganze Woche auf Montage.


    Ein Nachbar ist noch in der gleichen Firma wie meine Jungs, arbeitet aber nun Gegenschicht zu meinen.

    Eine Weile konnten sie abwechselnd fahren. tja nun nicht mehr. Da fährt sonst keiner.

    Die andere wo noch nach Eg fährt, wo der jüngste arbeitet - fängt um 7 oder 9 uhr an. Er jetzt um 6.

    Außerdem ist sie immer wieder beim Freund und fährt nicht von zuhause aus. Da haben wir es nicht mal im Praktikum geschafft

    das sie ihn mal 5 Tage mitnimmt. Die andere wo vom nächsten Ort G. aus fährt - macht Gleitzeit sie mag keinen mitnehmen......... :rolleyes:

    Also hab ich ihn dann 5 Tage hin gefahren und abends wieder geholt. sind ja nur 120km am Tag........... :pouting_face:

    Alle anderen fahren ganz woanders hin oder nur hier in den nächsten Ort - wo auch der Bus ab geht.

    Das ist echt ein Chaos. Ich hätte fast den Vogel bekommen, als der noch keinen Führerschein hatte.

    Oder als mein mittlerer den mal für ne Weile abgeben mußte.......... =O :pouting_face:


    Ruftaxi, gibt es ja nicht mal für die Alten. Was meinst du was wir die erst spazieren fahren wenn die oft 3x die Woche zum Doc müssen.

    es gibt hier nichtmal ein normales Taxi. Das muß 30km anfahren.

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  • Die allermeisten könnten auf andere Möglichkeiten zurückgreifen. Fahrgemeinschaften, Car Sharing etc.

    Ich kenne viele die den Willen dazu hätten, weil ihnen leid ums Geld ist aber nicht können, weil zu schlecht angebunden, zu weit oder Dienstzeiten zu unterschiedlich etc. Natürlich kann man verlangen das die Leute einfach umziehen oder sich eine andere Arbeitsstätte oder Beruf suchen sollen, aber das sind oft sehr drastische Maßnahmen und bescheren uns auch neue Probleme (Wohnungsnot, Arbeitskräftemangel in wichtigen Bereichen). Bevor man jemanden beispielsweise zum umsiedeln nötigt, sollen jene in die Tasche greifen die können aber nicht wollen.


    Was spricht dagegen, die Ticketpreise zu erhöhen um den ländlichen Bereich auszubauen?

    Dass sie das nicht tun ist rein der Bequemlichkeit geschuldet.

    Das ist in vielen Fällen richtig, aber nicht in allen. Wenn Bequemlichkeit der Grund ist soll man in die Tasche greifen müssen, aber wo fängt Bequemlichkeit an und wo hört sie auf?


    Und was Zumutbarkeit angeht. Du solltest dir mal die aktuellen Zumutbarkeitsbestimmungen ansehen. 2 Stunden je Richtung pendeln wird vom Gesetzgeber als zumutbar angesehen.

    Ich kenne diese Bestimmungen.

    3-4 Stunden sind aber wesentlich länger als 2 Stunden.



    Ein Umdenken muss statt finden, und alle müssen dazu beitragen aber mit dem Finger auf einzelne Gruppen zu zeigen erachte ich weder als fair noch als zielführend.

  • Ich kenne viele die den Willen dazu hätten, weil ihnen leid ums Geld ist aber nicht können, weil zu schlecht angebunden, zu weit oder Dienstzeiten zu unterschiedlich etc.

    Das ist halt das Missverständnis das vorherrscht.


    Autofahrer verlangen einen gleichwertigen Ersatz, ohne Beschränkungen, ohne Mehrkosten, sonst steigen sie nicht um.


    Das gibt es aber nicht. Es ist mühsamer und unbequemer. Die Frage ist nur, ob man bereit ist diese Mühsal in Kauf zu nehmen. Solange der Sprit günstig genug ist, sind die meisten nicht dazu bereit.


    Wenn du Busse teurer machst wirst du das Gegenteil erreichen und noch weniger Menschen sind bereit umzusteigen. In Österreich haben wir mit dem Klimaticket ja eine gute Lösung dafür. 365 Euro pro Jahr und ich kann in meinem Bundesland fahren so viel ich will.


    In meinem Ort wurden die Busse die letzten Jahre massiv verdichtet. Statt morgens mittags und abends fährt der Bus nun stündlich.


    Leider abseits der Schulzeiten größtenteils leer, aber immerhin kann sich niemand beschweren, dass es keine Alternative gäbe.


  • Hallo zusammen,


    da gebe ich Ben zu 100% Recht: Gleichwertiger Ersatz wird es nicht geben. Es wird Mehraufwand bzw. nicht mehr so kompfortabel sein.


    Frage zum nachdenken: Wie war das Leben vor 100 Jahren in den Städten und auf dem Land? O.k., da gab es wohl weniger bis fast keine Pendler, aber die Menschen mussten auch "fahren"/"laufen". Schaut euch einmal die alten Fotos an.


    Da waren vieeeeele auf Schusters Rappen oder auf (gering vorhandenen) Nahverkehr angewiesen. Keine Ahnung wie die regelmäßig vom Dorf in die Stadt gekommen sind.


    Waidmannsheil

    zero


    PS: Mein Favorit ist ein Plug-In Hybrid den ich fast zu 100% @home laden kann. Damit kann ich dann schon hier >90% meiner Fahrten abfrühstücken. Und auch für ein paar Nachbarn EInkäufe tätigen oder diese mitnehmen wenn Bedarf wäre. Dazu kommt aber das Auto noch. Mein Favorit: Mitsubischi Oulander Plug-In. Damit würde ich dann den Spritpreis "bekämpfen" da meine Solaranlage (erst in exakt 4 Wochen :thinking_face: ) das verkraften würde. Zumindest 8-10 Monate im Jahr.


    Waidmannsheil

    zero

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

    Einmal editiert, zuletzt von zero-error ()

  • Dass der ÖPNV einen Kostenvorteil hat, ist auch nur eine Momentaufnahme. Die sind schließlich auch von den Energiekosten abhängig, Busse und Züge auf nicht-elektrifizierten Strecken sogar unmittelbar vom Dieselpreis. Momentan habe ich ab 2,25 Euro/l die Kostengleichheit zwischen Pendeln mit vom Arbeitgeber gestellter Bahncard und Autofahren. Wenn ich meinen Tiefgaragenplatz abgebe, ab 2,05 Euro/l. Allerdings werden die Fahrkarten mit der nächsten halbjährlichen Fahrplanumstellung auch wieder teurer, falls die öffentliche Hand die Subventionen nicht weiter erhöht.

  • Es ist definitiv so, dass Mobilität in Europa viel zu günstig ist / war.

    ÖV Tickets sind (zumindest in der Schweiz) zu 50% vom Staat subventioniert.

    Autofahren ist generell zu günstig beachtet man die Umweltprobleme (nicht nur das Benzin, auch z.B. der Reifenabrieb (Mikroplastik in lokalen Böden), Herstellung und Entsorgung.


    Ich wär dafür, dass der ÖV nicht mehr generell subventioniert wird, sondern 1:1 die Kosten vom Konsumenten bezahlt werden. Auch wenn nun der Strom und Öl teurer werden, sollten die ÖV Preise entsprechend steigen.


    Die günstige Mobilität ist natürlich extrem bequem und praktisch, in meinen Augen aber auch eines der Hauptprobleme für die Umwelt. Nicht nur direkt, auch indirekt.


    Teure Mobilität hat in meinen Augen diverse Vorteile:

    - Effizientere Nutzung von Autos und ÖV Fahrzeugen (höhere Belegung)

    - Weniger Umweltverschmutzung, da generell weniger gefahren wird.

    - Weniger sinnlose Konsumausgaben bei "unnötigen Shoppingtouren" (man plant Einkäufe wieder und geht z.B. 1x die Woche einkaufen und nicht mehr bei Langeweile.

    - Es entsteht ein Druck, Arbeitsorte und Wohnorte wieder näher zusammen zu haben (Leute ziehen näher an die Arbeitsstätten, aber auch die Arbeitsstätten verlagern sich zu den Wohnorten). Dies würde ganz natürlich durch den "Leidensdruck" aller entstehen.

    vermutlich noch weitere, fällt mir gerade nicht mehr ein :)


    Der Nachteil für Personen, die z.B. Schicht arbeiten, könnte in der Steuer durch einen speziellen Pendlerabzug für Berufe ohne Homeoffice Möglichkeit abgeglichen werden. (und diese wird auch nur bei Einkommen geringer X Euro / CHF ausbezahlt, sodass ein CEO der repräsentativ immer vor Ort sein muss, diese nicht erhält, der Schichtarbeiter in der Bäckerei aber schon.)

  • Das ist halt das Missverständnis das vorherrscht.


    Autofahrer verlangen einen gleichwertigen Ersatz, ohne Beschränkungen, ohne Mehrkosten, sonst steigen sie nicht um.

    Ich gehe jetzt mal von mir aus, und das was ich aus meinem Umfeld höre. Ich wäre bereit statt meinen 30 Minuten mit dem KFZ länger mit den ÖPNV zu fahren, aber 8 (!) mal so lang (ohne Verspätungen eingerechnet) ist in der Praxis einfach nicht machbar. Ich habe neben meinem Job auch andere Verpflichtungen und wie jeder andere nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Ein "gleichwertiger Ersatz" ist für mich relativ beides hat seine Vorteile, und ich sehe im ÖPNV durchaus viele Vorteile (stressfreie Anreise, man kann lesen etc.) die mir das Auto nicht bietet.


    Wenn du Busse teurer machst wirst du das Gegenteil erreichen und noch weniger Menschen sind bereit umzusteigen. In Österreich haben wir mit dem Klimaticket ja eine gute Lösung dafür. 365 Euro pro Jahr und ich kann in meinem Bundesland fahren so viel ich will.

    Logisch wird man das Gegenteil erreichen, aber es wäre fair. Das Klimaticket ist eine gute Sache aber es profitieren nur jene die gut angebunden sind, alle anderen nicht und um genau diese Komponente geht es mir. Was machen wir mit jenen die das Klimaticket einfach nicht nutzen können?


    Rein aus Neugier: Nutz du das Klimaticket selber?


    In meinem Ort wurden die Busse die letzten Jahre massiv verdichtet. Statt morgens mittags und abends fährt der Bus nun stündlich.


    Leider abseits der Schulzeiten größtenteils leer, aber immerhin kann sich niemand beschweren, dass es keine Alternative gäbe.

    Das ist gut, wenn die Anbindungen in deinem Ort erweitert wurden und wenn es praktikable Alternativen gibt befürworte ich den Umstieg. Aber man kann niemanden zu einem Umstieg auf ÖPNV auffordern, wenn man ihm nicht die Möglichkeit gibt und nicht in jedem Ort wird der ÖPNV verdichtet wie bei dir. Da rede ich nicht von gleichwertigen Ersatz, sondern oftmals von gar keinem Ersatz.


    Es ist nicht immer nur "wollen" sondern oft "nicht können". Theoretische Alternativen gibt es zur genüge, aber sie müssen in der Praxis realistisch sein.

  • Was spricht dagegen, die Ticketpreise zu erhöhen um den ländlichen Bereich auszubauen?

    Das ist in vielen Fällen richtig, aber nicht in allen. Wenn Bequemlichkeit der Grund ist soll man in die Tasche greifen müssen, aber wo fängt Bequemlichkeit an und wo hört sie auf?

    und die Preise sind ja jetzt auch nicht günstig.

    Die Karte für meinen Sohn (davon abgesehen das er sie wegen blöden Fahrplan eh nicht nutzen kann)

    würde im Monat 106,40 Euro kosten. Dazu kommen dann noch 12km Autofahrt ZUM Bus.

    Im Monat incl. Diesel (24 Euro) 130,40 Euro. Mal 2 Euro für den Liter Diesel gerechnet.

    Autofahrt allein 120 Euro. Also selbst bei 2 Euro für den Liter Diesel fährt er noch günstiger wie mit dem Bus und ja, nur die halbe Zeit.


    Ben 365 Euro im Jahr...... das ist ja geschenkt. Die 106 Euro beziehen sich auf eine Entfernung von 30km als Monatskarte.

    Die größte Entfernung im Landkreis ist der 10er Block - 50km das was mein Sohn zur Fos hatte.

    Kostet für einen NICHT Schüler im Monat 193 Euro.

    Wer steigt bei den Preisen auf Bus um ???


    Trotzdem ist der Sprit noch nicht teuer genug wenn ich an der Schule vorbei komme.

    Elterntaxi ohne Ende. Schulbus fährt aber hier JEDEN an. Dürfen aber nur Schulkinder mitfahren. Also REINER Schulbus.

    Trotzdem werden so viele Kinder mit dem Auto gebracht das da täglich Verkehrschaos ist.

    Ich verstehe es ja nachmittags, da fährt oft kein Bus mehr und man muß die Kinder von der Schule abholen.

    Aber in der Früh und Mittags 2x fährt der IMMER. Ich habe meine auch nie gefahren, außer Notfall oder so.


    Oder eine Nachbarin habe ich, die fährt auch nur in der Weltgeschichte rum. Jammert weil der Sprit so teuer ist und

    schafft es nicht Arzttermin und Einkauf auf einmal zu erledigen. An manchen Tagen fährt sie 3x los.

    Ja und sie fährt auch ihre Kinder zur Schule. Die Armen könnten im Bus ja geärgert werden.......... :rolleyes:


    Wogegen ich mir jeden Meter überlege den ich fahre. weil mich die Fahrerei schon nervt.

    Es ist ja nicht nur der Sprit, man hat auch sonst Verschleiß am Auto.

  • Ich muss da Ben schon beipflichten. Die öffentliche Verkehrsanbindung der Landbevölkerung orientiert sich an der Nachfrage. Autofahren ist halt am bequemsten, im Idealfall steigt man in der trockenen Garage ins Auto und fährt selbstbestimmt bis vor die Tür des Arbeitgebers. Auf dem Heimweg klappert man noch den einen oder anderen Laden ab, um was einzukaufen oder auch nur (sinnfrei) zu shoppen.

    Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das gewöhnungsbedürftiger und gefühlt unbequemer. Man wird fremdbestimmt, weil man gerade auf dem Land nicht einfach zu beliebiger Zeit einer nahgelegenen Haltestelle gehen kann und nahc ein paar Minuten kommt ein Bus/eine Tram und nimmt einen mit. Ausserdem wird man nicht freiwillig eine Wassermelone, eine Kiste Wasser und eine Packung Klopapier mit dem ÖPNV nach Hause transportieren wollen. Es gibt sogar Städte, die für Gepäck auf einem Sitz in der Metro ein eigenes Ticket verlangen (in der Brüsseler Metro muss für Gepäck, das einen Steh-/Sitzplatz belegt, ein zusätzliches Kinderticket gelöst werden).


    Es sind aber die Kommunen auf dem Land, die den ÖPNV maßgeblich mitgestalten sowie auf Landkreisebene der Kreistag. In den Kommunen entscheiden darüber die Gemeinderäte, das sind Bürger/innen aus der Kommune, die kann man ansprechen und z.B. für eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots gewinnen. Alle Kommunen sind dann wieder im Kreistag vertreten, der beschließt letztlich die gesamten ÖPNV-Angebote im Landkreis und gibt Zuschüsse dafür frei. Man kann mit Gemeinde- und Kreistagsvertretern sprechen, gerade auf dem Land läuft man sich ja eh fast täglich beim Bäcker oder im Verein über den Weg.


    Wir hatten einige Jahre so genannte "Rad-Wanderbusse" bezuschusst. Das waren ausgewählte Buslinien, die insbesondere an den Wochenenden einen großen Fahrradanhänger an den Bussen hatten. So sollten Wochenendausflügler aus dem tiefer liegenden Umland mit den Großstädten motiviert werden, ihr Auto zuhause stehen zu lassen und mit dem Bus auf die Alb zu fahren und ihr Fahrrad/E-Bike mitzubringen. Hat sich aber keiner besonders großen Beliebtheit erfreut und als in einer Saison (die wir mit 6.500€ bezuschusst hatten), gerade mal 2 (zwei) Radreisende in unserer Kommune aus- bzw. einstiegen, haben wir das Angebot wieder gecancelt. ÖPNV ist immer auch ein Versuchsfeld. Man kann Angebote recht schnell aufbauen, sie verschwinden aber auch wieder, wenn sie nicht genutzt werden.

    Unser Landkreis hat sich nun eine Jahrzehnt-Aufgabe gegeben und realisiert gerade eine Regionalstadtbahn und Zubringer-Buslinien, die im Stundentakt die nicht von der Regionalstadtbahn erschließbaren Landgemeinden an die Stadtbahn anbinden. Da unsere kleine Gemeinde genau mittig zwischen einem neuen Bahnhalt der ICE-Strecke Ulm-Stuttgart liegt und dem Endpunkt der Stadtbahnlinie, bekommen wir dieses Jahr eine Stundentakt-Buslinie zwischen Bahnhalt und Stadtbahn von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr abends - 7 Tage die Woche.


    Die Nahverkehrssituation auf dem Land ist ja nicht in Stein gemeißelt. Eine Verbesserung lässt sich immer erreichen und man kann das als Bürger auch anstoßen. Ich habe den Eindruck, dass es eher die Gewohnheits-Auto-Pendler sind, die sich überhaupt nicht mit dem Thema ÖPNV befassen und lieber bei ihrer vorgefertigten jahrzehntealten Meinung bleiben (wollen), dass das doch eh nicht geht, ohne Auto.