Altenpflegerin setzt Notruf ab, weil Nachtschichtpersonal nicht erscheint

  • Die Heime können bereits jetzt die Dienstpläne kaum noch abdecken bzw sind immer wieder Tage mit Unterbesetzung dabei. Es fehlt einfach das Personal und Rufbereitschaft dürfte noch mehr Leute aus diesem Beruf treiben. Man springt ja so schon ständig ein, Dienstpläne ändern sich ständig.


    Es braucht also einfach mehr Leute welche in diesem Bereich arbeiten wollen und nicht nach ein paar Jahren wieder gehen.

  • Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Alten- und Pflegeheime eine hoheitliche Aufgabe ohne Gewinnziel sein muss.

    Verstaatlichung, Leute vernünftig bezahlen.


    Tsrohinas

  • Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Alten- und Pflegeheime eine hoheitliche Aufgabe ohne Gewinnziel sein muss.

    Verstaatlichung, Leute vernünftig bezahlen.

    Absolut. Wie man auf die Idee kam diesen Bereich zu privatisieren erschließt sich mir überhaupt nicht.

  • Ich hab den Eindruck das zumindest in der Altenpflege auch kaum noch was mit Zeitarbeit bzw. solchen Pflegebörsen (analog Notarztbörse) gibt.


    Bei den Arbeitsbedingungen in der Pflege ist es doch kein Wunder das den Job keiner mehr machen will. Wenn man als Springer oder mit Rufbereitschaft im Dienstplan steht, dann kommt man eh zu 99% zur Arbeit. Krank kommt man zur Arbeit weil man die Kolleg(inn)en nicht hängen lassen will.


    Leider ist es schwierig und es dauert lang bis man selbst an den Punkt kommt das man erst auf sich schauen muss. Krank in die Arbeit schleppen, freiwillig kurzfristig einspringen usw. dankt einem im Regelfall niemand.


    Ab einem gewissen Alter merkt man die Nachtschichten körperlich viel stärker. Ich merk die Nachtschichten an mir selbst gesundheitlich. Dazu kommt noch der Schichtdienst und wenn der Lebenspartner auch Schichtdienst hat aber diese entgegengesetzt dann hat man halt wenig voneinander.


    Pflegeheime werden zwar neu gebaut aber woher das Personal kommt, keine Ahnung.


    Ja, Grundversorgung wie Krankenhäuser und Pflegeheime müssten verstaatlicht werden. Private Betreiber kanns gerne nebenher geben.


    Für die Bewohner ist es auch dumm wenn man nachts klingelt, bis jemand kommt gings in die Hose, bis sauber gemacht wird vergeht Zeit bzw. wenn man doch rechtzeitig auf die Schüssel kommt dann sitzt man für Zeit x bis wieder jemand kommt und ins Bett hilft.

  • Krank kommt man zur Arbeit weil man die Kolleg(inn)en nicht hängen lassen will.

    Und wenn man dann Bewohner ansteckt ist man bei der fahrlässigen Körperverletzung bzw wenns blöd läuft fahrlässige Tötung. Zumindest in der Theorie, in der Praxis müsste dazu jemand die Behörden einschalten.

  • Wie oft habe ich im Rettungsdienst bei einem nächtlichen Einsatz im Pflegeheim erlebt, dass dort alles auf Kante genäht ist.

    Traurig, frustrierend.... aber wahr.


    Tsrohinas

  • Habe kein BWL studiert, deshalb verstehe ich das nicht: :winking_face:

    In meiner Gegend kostet so ein Platz (ohne Pflegestufe) fast 2500€ Eigenanteil.

    Wie kann da das Geld für genug Pflegekräfte nicht ausreichen???

    Der freie Markt regelt??? :pouting_face:

  • Und wenn man dann Bewohner ansteckt ist man bei der fahrlässigen Körperverletzung bzw wenns blöd läuft fahrlässige Tötung. Zumindest in der Theorie, in der Praxis müsste dazu jemand die Behörden einschalten.



    Was ist wenn jeder bei Schnupfen zuhause bleiben würde? Dann wäre überhaupt keine Pflege mehr da. Wer soll sich dann um die Bewohner kümmern?

    Der Rettungsdienst ist dafür nicht da. Ins Krankenhaus kann man die Bewohner auch nicht bringen.

    Die SEG zur Versorgung der Bewohner raus alarmieren? Dann fehlen diese in der Frühschicht. In einem Handwerksbetrieb nicht so schlimm, wenn die allerdings hauptberuflich im Rettungsdienst oder Feuerwehr sind, dann ist sofort ein neues Problem da.


    Ach... wie oft ich schon zu Patienten kam und nebenbei erfuhr das diese Infektion xyz haben und interessiert auch keinen. Wie oft mir schon Patienten mit TBC und was auch immer untergejubelt wurden und ich hab es erst hinterher erfahren das das schon seit Tagen/ Wochen bekannt wäre. Oft erfährt man es erst im Krankenhaus das Patient Infektion xyz hab weil es bei denen sofort rot aufblinkt wenn die Karte eingelesen wird.

  • Habe auch vorhin den Artikel von heute gelesen wo ein Pfleger die Feuerwehr gerufen hat... Dem Pfleger wurde gekündigt.

    Selbst wenn der gegen die Vorschriften gehandelt hat, so hat er in dieser Nacht alles richtig gemacht, auch wenn die Rettungskräfte nicht für diese Sache zuständig sind.

    Ich bin mir sicher, er findet anderswo sofort wieder einen Job in dem Bereich.


    Ich wohne in einer mittelgroßen Stadt. Es gibt mehrere Pflegeheime und Betreutes wohnen verschiedener Firmen. In der jüngeren Vergangenheit hat ein Pflegeheim eines großen, Deutschlandweiten Anbieters, zugemacht. Eine andere Einrichtung ging es ähnlich, die konnte aber gerettet werden. Das heisst natürlich nicht, dass das Personal die Arbeit schlecht macht. Es kann aber überfordernd sein. Ich finde wenn nur 2 Angestellte pro nacht zuständig sind bei X Kunden, ist das zu wenig.

    Es gibt auch sogenannte "Luxus-Einrichtungen" privater Anbieter. Da sieht das vllt anders aus.


    Ich hatte bisher erst wenig Berührungspunkte mit Pflegeheimen. man hört aber immer wieder wie knapp alles kalkuliert ist und wie teuer doch ein pflegeplatz ist. Eigentlich ist es generell erstmal nichts schlechtes. Die helfen einer Person die sich wegen Krankheit oder Alter oder beides zu hause nicht mehr allgemein selber helfen kann. Das heißt nicht das man bald von der Welt geht... Eigene Erfahrungen verdrängt man trotzdem, auch weil die Verwandten die in eine Einrichtung gekommen sind, da nicht mehr lange gewohnt haben...


    Die Eltern sind noch nicht so sehr alt und noch fit, aber 10 Jahre weiter gedacht??? Irgendwie möchte ich nicht verantwortlich sein jemanden in so eine Einrichtung zu schicken. Auch wenn man das selber nicht leisten kann jemanden zu pflegen, wie immer das auch aussieht. Hut ab vor den leuten die das machen, egal ob als Beruf oder nebenbei.

    Gruß David

  • Meiner Erfahrung nach sind die guten Pflegeheime diejenigen, welche leider auch mit die teuersten sind.


    In meiner Großstadt gibt es davon nur zwei welche schon daran zu erkennen sind, das die Rezeption ganze 24 Stunden besetzt ist. Bei beiden darf man aber als Bewohner noch kräftig zuzahlen. Gefühlt sind daher auch viele Bewohner die dort wohnen privat versichert.

  • Was ist wenn jeder bei Schnupfen zuhause bleiben würde? Dann wäre überhaupt keine Pflege mehr da. Wer soll sich dann um die Bewohner kümmern?

    Der Rettungsdienst ist dafür nicht da. Ins Krankenhaus kann man die Bewohner auch nicht bringen.

    Die SEG zur Versorgung der Bewohner raus alarmieren? Dann fehlen diese in der Frühschicht. In einem Handwerksbetrieb nicht so schlimm, wenn die allerdings hauptberuflich im Rettungsdienst oder Feuerwehr sind, dann ist sofort ein neues Problem da.


    Ach... wie oft ich schon zu Patienten kam und nebenbei erfuhr das diese Infektion xyz haben und interessiert auch keinen. Wie oft mir schon Patienten mit TBC und was auch immer untergejubelt wurden und ich hab es erst hinterher erfahren das das schon seit Tagen/ Wochen bekannt wäre. Oft erfährt man es erst im Krankenhaus das Patient Infektion xyz hab weil es bei denen sofort rot aufblinkt wenn die Karte eingelesen wird.


    Das stimmt. Aber wir schleppen uns Teilweise mit fast 40 Fieber noch zum Dienst. Sollte was passieren und Angehörige Anzeige erstatten steht einem der Arbeitgeber nicht bei. Meldet man sich Krank jammert er aber.



    Von dem Geld werden das Pflegepersonal, Hauswirtschaft, Küchenkräfte, Hausmeister, Verwaltung, Pflegedienstleitung und Heimleitung finanziert.
    Dann Strom, Wasser, Heizung, Lebensmittel, Hilfsmittel wie Lifter und Reparaturen.


    Wenn dann wegen Personalmangel viele Zimmer oder teilweise ja ganze Etagen leerstehen fehlen Einnahmen ohne Ende. Aus einem Heim kann ich sogar Zahlen nennen, da stand eine Station leer, was dazu führte dass man monatlich etwa 35.000€ weniger hatte. Diese Station musste im Winter trotzdem geheizt werden und gelegentlich gereinigt damit keine Schäden entstehen.

  • Das stimmt. Aber wir schleppen uns Teilweise mit fast 40 Fieber noch zum Dienst. Sollte was passieren und Angehörige Anzeige erstatten steht einem der Arbeitgeber nicht bei. Meldet man sich Krank jammert er aber.


    Egal wie man es macht, ist es falsch.


    Es ist halt weniger das Geld sondern mehr die Arbeitsbedingungen die geändert werden müssten.


    Ich persönlich habe jedenfalls beschlossen das ich hauptberuflich aus dem Gesundheitssystem raus will. Die Schichtarbeit belastet zeitweise meine Ehe, Nachtschichten machen mich körperlich fertig und die psychische Belastung merk ich langsam auch.

    Außerdem hab ich überhaupt keine Lust mehr auf Überstunden für eine Arbeit die man macht damit am Monatsende wieder Geld auf dem Konto ist.

    Wenn ich überlege wie ich vor vielen, vielen Jahren mit einer großen rosaroten Brille ins Gesundheitssystem wechselte...dazu vor einigen Jahren dieses scheinheilige Geklatsche....da versteh ich es voll und ganz wenn die Azubis schon zwei Wochen nach ihrer Prüfung die Schnauze vom System voll haben und sich überlegen beruflich was vernünftiges zu machen.

  • Ein weiteres Problem sind die Realitäten in der Altenpflege. Viele Menschen stellen sich das ja so vor, dass man da mit netten alten Omas und Opas zu tun hat und alles humorvoll abläuft. Die Realität sieht anders aus.


    Ein paar Beispiele:

    Bewohner, egal ob Dement oder nicht, die Grabbschen. Unter die Dienstkleidung fassen, einen Küssen wollen, billige Anmachen und dumme Sprüche.

    Man wird geschlagen getreten, gebissen, gekratzt und bespuckt. Demente spucken einem auch gerne mal Getränke ins Gesicht oder schütten einem gleich das Glas über den Kopf. Blaue Augen, kaputte Brillen, ausgeschlagene Zähne. Kommt in der Altenpflege alles vor.

    Bewohner verschmutzen bewusst ihr Bett mit Stuhl oder auch die Wände und Möbel.

    Bewohner mit weit über 100kg muss man auch erstmal versorgen können. Für zierliche Mädchen eine Herausforderung.


    Und die Altenpflege hat in dem Sinn auch keine Erfolgserlebnisse. Man entlässt ja niemanden als Geheilt. Man bekommt alte, kranke Menschen, sie werden älter und kränker und dann sterben sie eben. Auch die vielen Todesfälle kann nicht jeder so einfach wegstecken.


    Und ab 40 merkt man es Gesundheitlich. Rücken, Gelenke, Blutdruck, Schlafstörungen.

    Hohe Scheidungsrate und wenige Freundschaften da die Arbeitszeiten das kaum zulassen.

  • Nach 18 Jahre in der Pflege bin ich ebenfalls halb ausgestiegen. Ich arbeite jetzt in ein Pflegeheim im Büro und muss nicht mehr am Bett arbeiten.


    die Situation ist in den Heimen sehr ähnlich, da sich alle an den gesetzlichen Personalschlüssel halten. Auch teure Heime in der Münchner Innenstadt haben nur eine Teure Fasade. Sobald man auf die Stationen kommt und ein Propetag arbeitet, sieht man das der Personalschlüssel auch nicht höher ist. Das schlimme ist, das letztes Jahr die Fachkraftquote gefallen ist und die QUOTE für Gerontopsychiatrische Fachkräfte. Davor musste jedes Haus 50% Fachkräfte haben. Ansonsten bekammen sie ein Aufnahmestopp und durften keine neuen Bewohner annehmen.

    Jetzt darf jedes Heim selbst entscheiden wie viele Fachkräfte sie brauchen.



    Zum Thema Nachdienst hatte ich Änliche Situation auch erlebt. Einmal sagte ich der PDL , dass ich die Polizei rufe, wenn nicht in 30 min eine Fachkraft da ist.Die PDL hat dann den ND gemacht und wir wurden danach gute "Freunde".

  • Oh ja, ab 40 geht das wirklich auf die Gesundheit. Leider hat man erst ab 50 einen gesetzlichen Anspruch auf einen Tagschichtarbeitsplatz.

    Nächstes Jahr steht bei mir wieder ein Termin beim Betriebsarzt an. Da werde ich das Thema Schlafstörungen mal ansprechen.


    Um das ganze körperlich zu schaffen, muss man sich auch in seiner Freizeit körperlich fit halten. Die Berufsfeuerwehr hat zumindest Dienstsport. Ich darf das in meiner Freizeit machen um fit für die Arbeit zu bleiben.


    Weil Mangels Pfleger/-innen die Pflegeheime teilweise nicht mehr aufnehmen können, so gibt es für Pflegebedürftige keine Plätze im Heim. Damit wieder überforderte Angehörige und Patient kommt wegen Versorgungsproblem ins Krankenhaus. Mit etwas Glück schafft dann das Entlassmanagement einen Heimplatz im Umkreis von 200 km zu finden.

    Das Thema Grabbschen und sexuelle Belästigung kommt genauso auch in Krankenhäusern vor.

    Ebenso mal Schlägereien zwischen den Heimbewohnern sind nicht ganz ungewöhnlich.


    Dazu dann die Angehörigen die ins Pflegeheim kommen und wenn dann der Rettungsdienst im Patientenzimmer steht und nach der Patientenverfügung fragt, dann sind die Angehörigen total überfordert. Omi Müller war doch mit 98 Jahren total fit, warum sollte es der von heut auf morgen so schlecht gehen das sie bei Petrus an die Tür klopft? Natürlich nie Gedanken über Patientenverfügung gemacht. Also Standartantwort: Bitte alles machen. Und schon ist wieder ein Intensivbett belegt.


    Waidla1984

    Hohe Scheidungsraten und wenig Freundschaften. Es ist nicht verwunderlich das viele ihren Lebenspartner dann auch im Gesundheitssystem finden. Jemand der von "Außerhalb" ist kann das sonst kaum nachvollziehen.

  • Mit etwas Glück schafft dann das Entlassmanagement einen Heimplatz im Umkreis von 200 km zu finden.

    Entlassmanagement??? Als wir für unsern Vater einen Pflegeplatz brauchten, bekamen wir vom Sozialdienst der Klinik einen kopierten Zettel mit den Adressen von 50 Pflegeeinrichtungen in der Region, die wir dann selber abtelefonieren durften. Wir hatten dann unglaubliches Glück und fanden kurzfristig eine kleine gut geführte Einrichtung des ASB in der Nähe, bei der gefühlt alles passte. Tolles Personal, angenehme Atmosphäre, überschaubare Größe.

    Das Thema Grabbschen und sexuelle Belästigung kommt genauso auch in Krankenhäusern vor.

    Meine Ex-Freundin Ende der 1990er war Altenpflegerin in einer gerontopsychiatrischen Abteilung einer Landesklinik. Da gings auch lustig zu. Fing schon damit an, dass es Bewohner/Patienten gab, die es drauf ansetzten, dem Personal ihre Medikamente in die Kaffeemaschine zu schütten, wenn mal die Tür zur Teeküche einen Moment nicht abgeschlossen war. Einmal rannte ein Bewohner mit brennendem Pyjama übern Flur...da hatte der Zimmernachbar mit einem irgendwo ergatterten Feuerzeug nen Streich gespielt, stand lachend in der Zimmertür. Und wir reden hier von 80-90jährigen.


    Und was die prekäre Situation in Altersheimen angeht, das war damals schon so. Wir schauten uns mal zusammen ein Heim an, das die Stelle der Stellvertreterin der Pflegedienstleitung ausgeschrieben hatte. Ich durfte als Partner (und damals Pflegehelfer, um mir mein Studium zu finanzieren) beim Rundgang mit, werde ich nie vergessen. Der Heimleiter führte uns durchs Haus, in einem Zimmer mit zwei bettlägerigen Bewohnerinnen schlug er bei einer Patienten mal eben die Bettdecke zurück und zeigte uns stolz den blanken Steiß der Frau, auf dem er herumtatschte: "Sehen Sie, keine Druckstellen, alles sauber, kein Dekubitus!" - war für ihn der Qualitätsindikator. Und der Satz "Die Würde des Menschen ist unantastbar" bekam eine seltsam konkrete Bedeutung. Dann gings ins Untergeschoß, dort gab es unter anderem einen schmalen, sehr langen Raum mit einem kleinen Kellerfenster, die Wänder deckenhoch gefliest, an der Längsseite Spiegel an der Wand. "Das ist unser Friseursalon, außer im Winter, da bringen wir über die Feiertage hier 4-5 Kurzzeitbewohner unter, mit den Einnahmen finanzieren wir uns ein paar zusätzliche Pflegehelfer und Hiwis."

  • Es kommt auch immer etwas aufs Heim darauf an.


    In Pflegeheimen sah ich schon Friseursalons die können optisch mit jedem anderen Friseursalon locker mithalten.


    Ja, gibt Kliniken die haben ein funktionierendes Entlassmanagement. Die geben dann oft auch fürs QM einen Fragebogen an die Zieleinrichtung mit.