Altenpflegerin setzt Notruf ab, weil Nachtschichtpersonal nicht erscheint

  • Ja, hab's auch gerade gelesen.


    Selbst der Pflegeschlüssel 2 Hilfskräfte und 1 qualifizierte Pflegekraft auf 170 Heimbewohner ist ein Wahnsinn.


    Keine geeignete Ablöse für die Nachtschicht - Pflegekraft ruft Polizei
    Senioren in einem Pflegeheim mussten am Montagabend kurzzeitig von Rettungskräften betreut werden. Weil das Heim keine Pflegekräfte hatte, halfen Polizei und…
    www.rbb24.de

  • Vor allem die Erklärung des Unternehmens, durch einen EDV-Fehler sei die E-Mail an die bei einer Zeitarbeitsfirma gebuchte examinierte Fachkraft nicht verschickt worden und entsprechend nicht zum Dienst erschienen, ist erschreckend. Dienstplanerstellung ad hoc, wenige Stunden vor Schichtwechsel? Und wenn die Zeitarbeitskraft ihre Mails nicht liest, dann kommt halt niemand? Was passiert, wenn diese Kraft ausfällt (Krankheitshalber oder wegen eines Unfalls)? Gibt es da keine Notfallreserve mit Springerkräften, die im Hintegrund einen Bereitschaftsdienst machen und schnell abrufbar sind?

    Da sieht man, wie wenig die dem Unternehmen anvertrauten Pflegebedürftigen wert sind.

  • Da kann man mal sehen, wieviel (oder eben auch nicht) uns unsere "Alten" noch wert sind: nix!

    In jedem Tierheim gibt es mehr Pfleger/Helfer!

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse

  • Vor allem die Erklärung des Unternehmens, durch einen EDV-Fehler sei die E-Mail an die bei einer Zeitarbeitsfirma gebuchte examinierte Fachkraft nicht verschickt worden und entsprechend nicht zum Dienst erschienen, ist erschreckend. Dienstplanerstellung ad hoc, wenige Stunden vor Schichtwechsel? Und wenn die Zeitarbeitskraft ihre Mails nicht liest, dann kommt halt niemand? Was passiert, wenn diese Kraft ausfällt (Krankheitshalber oder wegen eines Unfalls)? Gibt es da keine Notfallreserve mit Springerkräften, die im Hintegrund einen Bereitschaftsdienst machen und schnell abrufbar sind?

    Da sieht man, wie wenig die dem Unternehmen anvertrauten Pflegebedürftigen wert sind.

    Notfallreserve? Die meisten APHs haben bereits so schon zu wenig Personal. Besonders bei den examinierten Altenpflegekräften herrscht ein extremer Mangel. Man kann Dienste kaum noch besetzen. Wenn da jemand spontan ausfällt hat man ein großes Proble. Und dann muss man auch jemanden finden der um 22:30 noch ans Handy geht wenn die Arbeit anruft. Machen auch nicht mehr alle mit. Ständig Überstunden, ständig ändert sich der Dienstplan.

    Und das Problem hat man nicht nur bei den privaten Anbietern sondern auch bei BRK/DRK, AWO, Caritas und Diakonie.

    Und ohne Straftaten zu begehen kann man die Arbeit sowieso nicht mehr schaffen.

  • Man könnte bei den Proteststimmen hier natürlich auch fragen, wer freiwillig zb doppelt so hohe Beiträge in die Pflegeversicherung einzahlen möchte.Das Problem aus Vorsorgesicht ist, dass man sich selbst mit ordentlichen Rücklagen in D keine bessere Pflege erkaufen kann. In Hinblick auf die Befreiung von der Umsatz- und auch Gewerbesteuer, ist jeder Heimbetreiber bestrebt, mit der Sozialhilfe den "Holzklassetarif" abzuschließen. Da kriegste dann eben auch trotz Kohle auf dem Konto nur einmal am Tag die voll geschissene Windel gewechselt.

  • Eigentlich muss man teilweise schon froh sein wenn die Pflege akzentfreies deutsch spricht.

    Unterbesetzte Pflegeheime sind normal, vor allem nachts.

    "Aufwendige" Patienten werden dann auch gerne ans Krankenhaus abgeschoben damit man in der Schicht weniger Arbeit hat.


    Das gesamte Gesundheitssystem wurde halt über Jahr(zehnt)e gegen die Wand gefahren.

    Gibt genügend die sich aus der Pflege verabschieden und dann etwas ganz anderes machen.

    Bin ja selbst schon länger am Überlegen mir hauptberuflich was außerhalb vom Gesundheitssystem zu suchen. Geregelte Arbeitszeiten sind mir über die Jahre wichtiger geworden als die (schlechte) Bezahlung.

  • In Hinblick auf die Befreiung von der Umsatz- und auch Gewerbesteuer, ist jeder Heimbetreiber bestrebt, mit der Sozialhilfe den "Holzklassetarif" abzuschließen.

    Einen "Holzklassetarif" für die Sozialhilfe gibt es nicht. Innerhalb der Sozialhilfe richtet sich die Vergütung der Pflegeleistungen sowie ihre Art, Inhalt und Umfang i. d. R. nach den Vergütungsvereinbarungen, die für die Pflegevirsicherung abgeschlossen wurde, siehe hierzu § 76a Abs. 1 SGB XII. Der Leistungsumfang und die Pflegequalität für Sozialhilfeempfänger ist damit nicht anders. Das hat die höchstrichterliche Rechtspruchung so auch bestätitgt.


    Das Problem hat mit der Sozialhilfe nichts zu tun, es resultiert aus einem gravierenden Mangel an Pflegepersonal. Den Pflegeheimen ist es i. d. R. auch möglich das Gehalt für die Pflegekräfte zu refinanzieren, solange es auf einem Tarifvertrag beruht. Entsprechende Regelungen sind gesetzlich vorgesehen. Das ist blöd für die Pflegebedürftigen, weil sie das am Ende natürlich bezahlen müssen oder in die Sozialhilfe fallen. Ermöglicht die Pflegeheimen aber wiederum die auf tarifvertraglicher Basis die Gehälte auf ein attraktives Niveau zu erhöhen, was in den letzten Jahren auch zu Gehaltssteigerungen führte. Das Ändert aber nichts daran, dass an allen Ecken zu Wenig ausgebildetes Personal vorhanden ist. Das ist ein Teufelskreislauf. Zu wenig Personal führt zu schlechten Arbeitsbedingungen, daraus resultiert zu wenig Personal...


    Pflegeheime, die Verträge mit der Pflegeversicherung garnicht erst abschließen, gibt es zwar auch. Aber eben nur sehr wenige. Schon die Eigenanteile der normalen Pflege aus der Pflegeversicherung sind eben immens hoch. Darüber hinausgehende zusätzliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, da muss man schon zu den oberen Spitzenverdienern gehört haben.

  • In den APHs muss man schon froh sein wenn die Leute mehr als ein paar Wörter Deutsch sprechen. Ich hatte schon Dienste, in denen ich weit und breit der einzige Deutschsprechende war. Das ist dann bei Notfällen echt stressig. Aber auch alle Ärzte, Therapeuten, Angehörigen kommen dann zur deutschsprachigen Pflegekraft. Die Doku bleibt dann auch an einem hängen. Da muss man sich nicht wundern wenn immer mehr Leute kündigen und sich ganz was anderes suchen.


    Dann fehlt die Zeit alles nach Vorschrift zu machen. In allen APHs werden sämtliche Medis eines Bewohners gleichzeitig gemörsert und verabreicht. Was gleich zwei Straftaten darstellt. Lagerungen und Einfuhren werden dokumentiert, obwohl nicht erbracht. Ich war Jahrelang als Leiharbeiter Bayernweit im Einsatz und es läuft überall so.


    Und es wird immer schlimmer.

  • In allen APHs werden sämtliche Medis eines Bewohners gleichzeitig gemörsert und verabreicht.

    Das würde bedeuten, dass z. B. auch so verordnete über den Tag verteilte drei Gaben eines Antiarrhythmikums auf einmal gegeben werden? Das wäre unter Umständen lebensgefährlich! Da gäbe es noch mehr Beispiele. Ohje!

    Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.

  • Das würde bedeuten, dass z. B. auch so verordnete über den Tag verteilte drei Gaben eines Antiarrhythmikums auf einmal gegeben werden? Das wäre unter Umständen lebensgefährlich! Da gäbe es noch mehr Beispiele. Ohje!

    Hab mich etwas missverständlich ausgedrückt. Es werden jeweils die Morgen-/Mittags- oder Abendmedikation gemörsert.


    Hat der Bewohner z.B. Morgens fünf Medikamente, so werden alle zusammen gemörsert und verabreicht.

  • Das gesamte Gesundheitssystem wurde halt über Jahr(zehnt)e gegen die Wand gefahren.

    Es gibt halt immer mehr alte und pflegebedürftige Leute und sie werden immer länger am Leben gehalten.

    Und es werden immer noch mehr.


    Bezahlen soll es die Jugend.


    Ich hoffe mal, dass bald Roboter einen Teil der Arbeit übernehmen können. Einführung eines verpflichtenden Militärjahres (alternativ eben soziale Dienste wie Pflege) könnten das Problem auch lindern.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ich hoffe mal, dass bald Roboter einen Teil der Arbeit übernehmen können. Einführung eines verpflichtenden Militärjahres (alternativ eben soziale Dienste wie Pflege) könnten das Problem auch lindern.

    zumindest ist der Einsatz von Robotern (egal ob die nur bei Handgriffen unterstützen oder komplexe Aufgaben meistern) menschlicher als der nicht Einsatz von Menschen wegen Personalmangel.


    Einem Pflichtjahr stehe ich auch positiv gegenüber, ohne jede Gewichtung (würde es also nicht "Militärjahr" nennen, aber das sind Feinheiten die erstmal egal sind). Gerne ein paar Wochen die alle gemeinsam machen müssen (großer Erste-Hilfe Kurs, Grundlagen Verteidigung und Zivilschutz, Pflege), wären über den Kamm geschert 4 Wochen, dann noch 4 Wochen Urlaub (2-3 reichen auch...), bleiben 10 Monate für die eigentliche Verwendung. Weniger geht praktisch kaum, alle ein jahr und gut.

  • Hab mich etwas missverständlich ausgedrückt. Es werden jeweils die Morgen-/Mittags- oder Abendmedikation gemörsert.


    Hat der Bewohner z.B. Morgens fünf Medikamente, so werden alle zusammen gemörsert und verabreicht.

    Ähm... Ich hoffe, den Pflegekräften ist bewusst, dass sie damit die Wirksamkeit einiger Medikamente unwirksam machen? Stichwort "magensaftresistenter Schutzüberzug der Kapsel/Tablette"? Unfassbar! 🙈🤦

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich kenne es nur so das bei Bedarf die Medikamente gemörsert werden.

    In den Pflegeheimen die ich (leider) beruflich betreten muss wurden normal immer ganze Tabletten verteilt. Geht ja auch schneller als der zusätzliche Arbeitsschritt mit Mörsern.

    Viele Bewohner in Pflegeheimen sind ja noch in der Lage selbstständig zu Essen und somit sollten ganze Tabletten wohl eher weniger ein Problem sein.

  • Ähm... Ich hoffe, den Pflegekräften ist bewusst, dass sie damit die Wirksamkeit einiger Medikamente unwirksam machen? Stichwort "magensaftresistenter Schutzüberzug der Kapsel/Tablette"? Unfassbar! 🙈🤦

    Zumindest den Fachkräften ist es bewusst. Auf Demenzstationen nehmen viele ihre Medis einfach nicht mehr. Werden dann gemörsert in Pudding versteckt. Bei einer Dysphagie das selbe.


    Das Problem ist mehr, dass man eigentlich jedes Medikament einzeln mörsern und verabreichen müsste. Und generell erstmal abklären welche man mörsern darf und welche nicht. Dazu fehlt aber die Zeit.

  • Ein weiterer Fall. Wenn du dich auf eine Person verlässt ist die Gefahr halt groß bei Ausfall dieser Person.


    Weil eine Pflegekraft selbst ein Notfall wurde: Rettungsdienst springt Barker Pflegeheim ein
    Weil eine Pflegekraft in der Nacht in einem Barker Pflegeheim selbst ins Krankenhaus musste, hat der Rettungsdienst und das DRK bei der Betreuung des Heims bis…
    www.ndr.de

  • In den meisten Heimen hat man im Nachtdienst zwei Pflegekräfte. Eine examinierte und eine Hilfskraft. Sollte dann eine der beiden Kräfte spontan ausfallen kann man nur hoffen Nachts noch jemanden zu erreichen der einspringt. Die Chance ist aber eher gering. Wer geht schon um 2 Uhr Nachts ans Handy.

  • EIne Rufbereitschaft, oder Reserve oder auch Hintergrund gibt es in vielen Berufsbereichen und muss dann halt anteilig vergütet werden.


    Tsrohinas