Ökologischer oder sozialer Zusammenbruch?

  • Guten Morgen,


    Meiner Meinung nach liegt es an der Überbevölkerung der Erde. Die Menscheit brauchte viele tausende Jahre vom Anbeginn der Menschheit, um bis zum frühen 19.Jahrhundert um bis auf eine Millarde Menschen anzuwachsen.
    Danach dauerte es, nur noch 100 Jahre bedingt durch Industriealisierung die Menschen bis 1920 etwa zu verdoppeln auf 2 Milliarden.Danach brauchte die Menschheit nur noch 50 Jahre bis in die 70 iger Jahre um die Menschheit auf 4 Milliarden anwachsen zu lassen.
    Jetzt sind wir dabei die 8 Milliarden Grenze zu knacken. In einem Menschenleben , erleben wir die Verdreifachung der Weltbevölkerung. Bis zur Mitte unsreres Jahhunderts könnte sie auf 9 Milliarden anwachsen.


    Kondome die in Afrika verteilt werden landen auf dem Müll, weil Prediger durch das Land ziehen und erklären das es Sünde sei. Sie machen die Arbeit der Aufklärer und Entwicklungshelfer zu Nichte.


    Auf der anderen Seite sterben täglich Tierarten aus. Natürliche Auslese nennt man das bei den Tieren. Einige sterben aus, einige überleben, mutieren es bilden sich neue Tierarten. Nur den Menschen lässt man unkontrolliert sich vermehren.


    Und dann enstehen Probleme, der Kampf um sauberes Wasser um Rohstoffe. Es werden Kriege geführt und irgendwann gehen alle aufeiander los, weil es einfach zu viele sind.


    Menschen die nie kriminell waren , werden es. Menschen die nie getötet haben, werden es tun. Um Ihre Brut zu schützen um Ihren Raum zu erhalten.


    4 Milliarden Menschen kann die Erde getrost verkraften aber nicht mehr. Und bereits heute sieht man die Auswirkungen, die eine Überbevölkerung mit sich bringt. Der Planet ächzt und stöhnt aber keiner hört ihm zu.


    Gruß Irlandia die sich mal damit befasst hat , da ich viel lese

  • Hi Mattanca,

    " Hatte den Titel dieses Threads aber eher so verstanden, dass der Zusammenbruch (sozial oder ökologisch) so gravierend ist, das auch Kapitalismus als solcher auch scheitert, weil ihm die soziale Reproduktion oder die ökologische Basis fehlt."


    Ich bin beim Lesen des Beitrags des Themenstarters eher davon ausgegangen, dass er auf die Langwellen hinweisen will und Alternativen angeboten hat welche das System dahingehend verändern/stabilisieren können, dass solche gravierenden Einbrüche (entweder sozialer oder ökologischer Natur aber immer aus ökonomischen Grund) nicht, bzw. begrenzter stattfinden.


    Richtig ist meiner persönlichen Meinung nach, dass unser jetziges (kapitalistisches) System immanentes Wachstum einfordert, sonst kollabiert es irgendwann. Ich gehe mal davon aus, dass dir die Prozesse der Geldschöpfung, Geldzerstörung und dem nicht mitgeschöpften Zins und Zinseszins und deren Auswirkungen bekannt sind.


    Nur immanentes Wachstum ist leider nicht möglich, das könnte man vergleichen mit Krebsmetastasen die auch ganz geil auf Wachstum und Ausbreitung sind, irgendwann bringen die den "Wirt" aber um und killen sich damit selber. Immanentes Wachstum ist natürlich auch resourcentechnisch nicht machbar. Die Erde ist von ihren Rohstoffvorkommen, Acherflächen, Wasser etc. nun mal endlich.


    Deshalb ist der Crash bzw. eine Abfolge von massiven ökonomischen Zusammenbrüchen über die Jahrhunderte hinweg notwendiger Bestandteil des Systems. Denn immanentes Wachstum ist (auch) gleichzusetzen mit immer steigenden Schuldenständen die dann bei den Schuldnern auf Grund der exponentiellen Entwicklung zum Kollaps führen.


    Wenn man das akzeptiert und die Crashs als Heilphase des Systems sieht kann der Kapitalismus mit all seinen Ungerechtigkeiten ohne Probleme weiterbestehen. Aber ohne Crash(s) geht es halt (mathematisch) nicht und damit meine ich eben nicht kleine Konjunkturschwankungen, sondern massive Ereignisse wie z.B. die große Weltwirtschaftskriese der 20er und 30er jahre etc.


    Und da sehe ich persönlich heute große Parallelen zur Vergangenheit. Wir haben zu viele Schulden im System die eliminiert werden müssen, sonst bricht es zusammen. Die Schulden können aber nur eliminiert werden, wenn auf der anderen Seite Guthaben in den Orkus geschickt werden. Das Eine funktioniert ohne das Andere nicht. Der gearschte wird der Besitzer bzw. der Sparer sein, der Nutznießer die Schuldner (sowohl die privaten Schuldner als auch die Staaten). Das Sammeln, Sparen und Horten funktioniert halt nur so lange, wie es Nachschuldner gibt. Fallen diese aus (sei es aus fehlender ökonomischer Potenz, Sinneswandel das man schuldenfrei sein will oder wie auch immer) ist das System am Ende. Und das sehen wir gerade in Echtzeit.


    Für uns (westliche) Menschen die Spar- oder Sachvermögen haben wird es noch hart werden. Kondratieff hat meiner Meinung nach diese "Überschuldungszyklen" gut dargestellt, die von ihm aufgeführten Basisinnovationen waren nach einem Zusammenburch dann sozusagen der Katalysator der notwendig war um einen neuen Zyklus zu starten. Die ziemlich gleichmäßige Abfolge der Zyklen basiert auf den mathematischen Gegebenheiten der Überschuldungsgrenzen. Das wir jetzt im Kondratieff-Winter sind sieht man sehr schön an den Deflationstendenzen, an erschwerter Kreditvergabe einserseits wie z.B. in bei den P(F)IIGS aber andererseits auch einer Kreditverweigerung (die Pferde wollen nicht mehr saufen/auch eine Nachschuldnerfrage) in den Ländern denen es noch gut geht etc.


    " Aber ich würde das, was bevor steht, eher als ein System Reboot verstehen, bei dem fraglich ist, ob Kapitalismus überhaupt so bestehen bleibt. "


    Das hatten wir schon so oft, der Kapitalismus ist halt doch das System was scheinbar am Besten zum Menschen zu passen scheint. Einen wirklichen Systemwandel sehe ich auf Grund des Wesens des Menschen nicht. Es wird immer wieder Reboots im Sinne von Weltwirtschaftskrisen oder Weltkriegen geben, aber das System dahinter wird erhalten werden sofern sich die Menschen nicht ändern. Diese periodischen Reboots tauschen halt gewisse Führungsstrukturelemente aus, egalisieren wieder etwas das Schuldenniveau und schließen die Arm-Reich-Schere, bringen Profiteure und Verlierer hervor aber sonst ändert sich nix. Das System bereitet sich sozusagen selber die Voraussetzungen für einen Neustart. Eigentlich ein geschicktes Perpetuum-Mobile, nur leider im realen Leben mit Leid verbunden. Aber das leben ist nun mal kein Ponyhof, deshalb preppen wir ja um uns gut zu positionieren.


    Just my 2 Cents.....


    Beste Grüße!

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von irlandia;195262

    Guten Morgen,


    Meiner Meinung nach liegt es an der Überbevölkerung der Erde. Die Menscheit brauchte viele tausende Jahre vom Anbeginn der Menschheit, um bis zum frühen 19.Jahrhundert um bis auf eine Millarde Menschen anzuwachsen.


    Laut einer Studie der UN wird es wohl auch nicht viel mehr werden.



    Zitat

    In these projections, world population peaks at 9.22 billion in 2075. Population therefore grows slightly beyond the level of 8.92 billion projected for 2050 in the 2002 Revision, on which these projections are based. However, after reaching its maximum, world population declines slightly and then resumes increasing, slowly, to reach a level of 8.97 billion by 2300, not much different from the projected 2050 figure.


    Bis 2075 wird wahrscheinlich der Peak von 9,22 Mrd. erreicht sein und wird sich in ungefähr der Höhe von 8,97 Mrd. einpendeln. Die Studie sieht, unter Einbeziehung verschiedener Parameter, weltweit eine sinkende und anschließend sich stabilisierende Fertilität. Gesellschaften "altern" (siehe Europa, China mit seiner 1-Kind-Politik), was erst mal zu einer steigenden Mortalität führen wird. Früher hatte ich ebenfalls die Sorge der Überbevölkerung. Mittlerweile sehe ich das gelassen.


    Der ganze Bericht (PDF, leider englisch) hier: >KLICK<

    I feel a disturbance in the force...


  • Nett, bloss leider Unsinn.
    Wenn Du Dich damit befasst hast, weisst Du aber, dass die Erde keineswegs überbevölkert ist. Dieses Märchen wird uns bloss immer von Wirtschaft und Politik suggeriert; die Realität allerdings ist eine ganz andere.
    Das Problem ist eher die Urbanisierung und das Einpferchen des Menschen, dazu noch die Ressourcenverteilung und die "Habe" eben dieser Ressourcen in den Händen von Konzernen, welche damit Profit erwirtschaften wollen.
    Schauen wir uns diesen Planeten Erde dochmal an, wie riesig dieser eigentlich ist, und wieviel Platz zur Verfügung stünde, wenn wir uns als Menschen nur wieder als Menschen auch benehmen würden, und unsere Aufgabe wahrnehmen, im Lebenskreislauf. Da würde sich einiges ändern.


    Mal als Filmtipp dazu : "POPULATION BOOM" beleuchtet ganz andere Punkte, als die ewige Mär von zuvielen Menschen.
    Der eigentliche Punkt ist das leidige Mangel-Überfluss hier bei uns. DA sollte man ansetzen und sich informieren. So interessant preppen auch sein mag, ist es allerdings ein Phänomen westlicher Länder hauptsächlich. Wir nehmen es bloss anders wahr.
    Ja, auch indigene haben soetwas wie Vorrat usw, aber in einem ganz anderen Punkt als wir.
    Mit dem Suchbegriff Mythos Überbevölkerung ; oder Evolution earth finden sich haufenweise lesenswerte Ergebnisse in der Suchmaschine. :lachen:


    lg Tas, der sich auch damit befasst hat


  • Überbevölkerung kannst du ja nicht einfach nur mit der Fläche definieren. Die Erde könnte auch 16 Mrd. minimalistische Veganer ernähren, wenn jeder sein Steak auf dem Teller haben will dann wird das nicht gehen. Vermutlich kann man nicht einmal für 4 Mrd Menschen gleiche Lebensbedingungen schaffen. Aber irgendwie ist es ja auch das Ziel der Gesellschaft immer mehr "Konsumenten" zu schaffen um einen wachsenden Markt zu halten. Und je höher das Gefälle zwischen den Menschen auf dem Planeten ist, desto höhere Profite sind möglich.


    Es wundert mich soundso, dass noch keiner auf die Idee gekommen ist, auf dem Wasser "Siedlungen" zu errichten um mehr Lebensraum zu schaffen. Da denken die Leute lieber über Mond- und Marsbesiedelung nach.

  • Zitat von irlandia;195262

    4 Milliarden Menschen kann die Erde getrost verkraften aber nicht mehr. Und bereits heute sieht man die Auswirkungen, die eine Überbevölkerung mit sich bringt. Der Planet ächzt und stöhnt aber keiner hört ihm zu.


    Die Erde verkraftet ganz gut 4 Milliarden Afrikaner, aber nicht 4 Mrd. Deutsche.


    Konsequenterweise müssten wir uns also weit nach vorne stellen, wenn es ums freiwillige Ableben zum Schutze der "Umwelt" geht.


    Zitat von Tasmanier;195300

    Das Problem ist eher die Urbanisierung und das Einpferchen des Menschen,


    Mitnichten. Würden heute nicht schon 50% der Leute in Städten wohnen wäre der Kollaps schon da. Der Ressourcenvebrauch pro Nase ist in Städten deutlich reduziert, je größer die Stadt desto kleiner der Ressourcenverbrauch pro Nase. Das liegt eben auch an der Verdichtung.
    Gäbe es die deutschen Städte nicht mehr und würde man die Leute hier gleichmäßig verteilen (alles schön mit EFH, Garten, Abwasserkanal, Stromleitung und PKW), dann gäbe es auch das "Land" nicht mehr.


    Zitat


    Schauen wir uns diesen Planeten Erde dochmal an, wie riesig dieser eigentlich ist, und wieviel Platz zur Verfügung stünde, wenn wir uns als Menschen nur wieder als Menschen auch benehmen würden, und unsere Aufgabe wahrnehmen, im Lebenskreislauf. Da würde sich einiges ändern.


    Der Blick auf den Planeten verstellt den Blick auf das Naheliegende.


    Deutschland hat 82 Millionen Einwohner, 186.771km² landw. Nutzfläche, 107.814km² Wald und 47.971km² Siedlungsfläche, 8.576km² Wasser.


    http://www.umweltbundesamt.de/…uktur-der-flaechennutzung



    Bei gleichmäßiger Verteilung macht das 2.280m² landw. Nutzfläche, 1.315m² Wald und 585m² Siedlungsfläche (inkl. Straßen) pro Person.


    Das ist z.B. ein Wald auf einem Quadrat mit 36m² Seitenlänge, den Du persönlich nutzen dürfest für Brenn- und Bauholz sowie Erholungszwecke.



    "Riesig" ist die uns zur Verfügung stehende Fläche meiner Meinung also nach keineswegs.


    Wenn wir hier über Überbevölkerung sprechen sollte wir auch mal bei uns zu Hause nachschauen, ob wir denn mit unseren Ressourcen unterm Strich dauerhaft klar kommen. (die Antwort lautet nein). Wir könnten schon, aber wir wollen nicht.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Eine mögliche Antwort auf die Frage: "Ökologischer ODER sozialer Kollaps" wäre:
    "Ökologischer Kollaps INFOLGE von sozialem Kollaps" sowie "Sozialer Kollaps INFOLGE von ökologischem Kollaps".
    Für beide Verlaufsformen gibt es zahllose Beispiele in der Geschichte (Jared Diamond:"Kollaps").
    Beide Verlaufsformen sind oft so ineinander verknäult, dass man beim Aufdröseln auf eine Fragestellung analog zu Henne und Ei kommt.


    Die tiefer liegende Ursache von potentiell kollabierenden Entwicklungen liegt oft darin, dass sich selbst verstärkende sogenannte "positive Rückkopplungen" ein Übergewicht zu abschwächenden sogenannten "negativen Rückkopplungen" haben.


    In einer Sammler- und Jägerpopulation greifen "negative" Rückkopplungen schon recht früh:
    Mehr Jäger -> weniger Wild -> weniger Jäger.


    Durch die schrittweise "Erfindung" und Weiterentwicklung von landwirtschaftlichen Techniken lernten aber die ersten Bauernpopulationen, diese negativen Rückkopplungen zu verringern bzw. in eine ferne Zukunft zu verschieben und durch "positive" Rückkopplungen zu kompensieren:


    Intensivere Landnutzung -> mehr Bauernkinder -> mehr Arbeitskraft -> mehr urbar gemachtes Land -> noch mehr Bauern (und Krieger)


    Dadurch konnten die Bauern nicht nur die Jäger durch "effizientere" Landausbeutung verdrängen.
    Dadurch können sich auch winzige anfängliche Unterschiede innerhalb der Bauernpopulation bzgl. Landbesitz <-> Familiengrösse durch einen positiven Rückkopplungseffekt zu einer extremen Ungleichverteilung von Macht <-> Ressourcen auswachsen.


    Der Zinseszins-Effekt ist also kein Phänomen, welches erst durch die Erfindung des Geldes in die Welt gekommen ist, sondern dieser bildet lediglich die der Landwirtschaft eigentümlichen exponentiellen Wachstumsfunktionen durch "positive" Rückkopplungen ab mit dem Effekt: "Wer da hat, dem wird gegeben."


    Nicht zufällig basiert der Begriff "Kapital" auf dem lateinischen Wort für (Vieh)-"Haupt".
    Kopfstarke Viehherden sind ein Mittel, um verstreute, schlecht verwertbare und verderbliche Pflanzenressourcen einzusammeln und zu konzentrieren, in hochwertiger, mobiler und gut portionierbarer, handelbarer Form über Mangelperioden hinweg zu bewahren und zu jeder neuen Vegetationsphase von einem höheren Ausgangsniveau aus in einen neuen Produktionszyklus zu starten.


    Das geht so lange gut (aus Sicht der "kapitalistischen" Viehzüchter), wie die ökologische Tragfähigkeit des Lebensraumes nicht überschritten wird, was aber bei einer expansiven Kultur unweigerlich eintritt.


    Hier kommt "die Tragik der Allmende" zum Vorschein, denn jeder einzelne Viehzüchter, der sich in weiser Einsicht selbst beschränken wollte, würde lediglich "Marktanteile" an die expansiven Konkurrenten verlieren und könnte die Degradation des Weidelandes doch nicht verhindern.


    Dies kann nur durch "die Verfassung der Allmende" (Elinor Ostrom) erreicht werden, die Institutionen etabliert, in denen Verfahrensweisen einer nachhaltigen und gerechten Ressourcen-Nutzung ausgehandelt und garantiert werden.


    Durch die modernen Zivilisationstechniken haben sich ungeheuer viele neue Möglichkeiten exponentieller Expansion durch "positive" Rückkopplungen ergeben, die einander auch noch verstärken (Trustbildung) - und die "negativen" Rückkopplungen in Form von ökologischen Desastern werden ganz überwiegend den Armen und Machtlosen aufgelastet, die trotz eigener aus sozialer Not begangenen "Umweltsünden" wie Überweidung und Erosion noch am wenigsten "schuld" sind.


    Meiner laienhaften Meinung kann die Lösung nicht in der Kettung des Zahlungsmittelvolumens an das Volumen eines eigentlich völlig wertlosen "Edel"metalls liegen, dessen einziger, allein systembedingter "Wert" in seiner Begrenztheit und Nichtfälschbarkeit liegt.


    Wir als globale Weltgesellschaft müssen uns darauf einigen, was unsere höchsten Werte sein sollen.
    Ich hoffe doch sehr, dass die Abwesenheit von Leid und das größtmögliche Glück aller (auch künftig) Lebenden weltweit letztlich konsensfähig ist.


    Und dazu müssen wir die vorhandenen Institutionen reformieren und weiterentwickeln und aushandeln, wie wir eine nachhaltige und gerechte Bewirtschaftung der "Allmende Erde" gewährleisten.


    Wir brauchen eine Art "Erdverfassung", in der die Allgemeinen Menschenrechte noch um ökologische Rechte aller Lebensformen und der Biospäre insgesamt ergänzt werden.
    Dann brauchen wir eine demokratisch kontrollierte Exekutive mit Gewaltmonopol, die diese "Erdverfassung" durchsetzt, auch gerade gegen die Interessen der Reichen und Mächtigen.


    Dazu brauchen wir ein anderes System, wie allgemeine und regionale Zahlungsmittel geschöpft und in Verkehr gebracht werden.
    Ein weltweites Mindesteinkommen, welches jede Person automatisch erhält, würde das Geldsystem vom Kopf auf die Füsse stellen und endlich berechtigte Bedürfnisse mit einer Kaufkraft ausstatten, die Anreize für wirklich sinnvolle Produktionen bietet.
    Woanders könnte man ungesunde Vermögenszusammenballungen durch Besteuerung abschöpfen und schädlichen Überkonsum eindämmen.


    Hierzu ist es unabdingbar, Verfahren zu entwickeln, die die segensreiche Regulierungswirkung von "negativen" Rückkopplungsmechanismen enfalten, die schädliches Verhalten durch beispielsweise "ökologisch und sozial wahre Preise" und "Internalisierung aller sozialen und ökologischen Kosten" sanktionieren und allgemeinnütziges Verhalten fördern und so letztlich zu einer gleichberechtigten Weltgesellschaft führen können.

  • Zitat von hinterwäldler;195356

    Dadurch konnten die Bauern nicht nur die Jäger durch "effizientere" Landausbeutung verdrängen.


    Mir gefällt dieser Tonfall des Satzes nicht.
    Vielleicht meinst du es aber gar nicht so, wie ich es mit ungutem Gefühl lese?


    Ersetzen wir das Wort "Landausbeutung" durch "intelligentes Arbeiten mit Naturkräften", dann sieht es schon besser aus.
    Voraussetzung für höhere menschliche Kultur, wie wir sie nicht mehr missen möchten, ist nunmal eine überwiegend sesshafte Lebensweise mit Erwirtschaftung von Überschüssen zur Stillung der Grundbedürfnisse. Nur wenn eine ausreichende Anzahl von Begabten für kulturelle und wissenschaftliche Tätigkeiten freigestellt sind vom täglichen Kampf ums Futter, kann sich unsere Art Kultur entwickeln. (Es bedarf natürlich noch ein paar begleitender Faktoren, damit diese Schlußfolgerung zutreffend wird)


    Dieses fast schon alttestamentarische Lamentieren über die "Verdrängung der Jäger durch die Bauern" ist sowas von vorsintflutlich, daß es mich jedesmal schüttelt, wenn einer damit daherkommt. Ich bin der Jagd sehr positiv gegenüber eingestellt, aber als Lösung der Probleme dieser Welt es mit der Rückkehr zum Jäger, Sammler und Vagabunden zu versuchen oder nur über den Verlust dieser Kulturform zu reden, ist ein rhetorischer Angriff auf die Errungenschaften unserer Vorfahren, die uns hier ermöglichen z.B. in diesem Forum mit weit verstreut lebenden Menschen zu kommunizieren.
    Beklagt sich jemand über sein schönes Stahlmesser mit dem er outdoor unterwegs ist, daß es die guten alten Steinmesser "verdrängt" hat?


    Meiner Ansicht nach schrammen wir nur deshalb schon die längste Zeit am Rande eines Zusammenbruchs entlang,
    weil aus verschiedenen Gründen die Errungenschaften der Menschheit von negativ agierenden Menschengruppen pervertiert wurden.
    Ähnlich wie gesunde und Freude bringende Sexualität in etwas Schmutziges und Ungesundes abgebogen werden kann,
    so kann auch Technologie, gesundes Gewinnstreben und Wissen in ausbeuterische Systeme pervertiert werden.
    Hier liegt die Aufgabe -
    nicht in einer Ablenkungs-Masche von "Jäger gegen Bauer" und ähnlichem oberflächlichem Geplänkel.


    So wie sich die negativen Gestaltungskräfte seit vielen Jahren fest etabliert haben, bleibt leider nicht viel Spielraum zur Besserung der Welt und wir können nur auf das alte Naturgesetz vom Zusammenbruch auf verschiedensten Ebenen warten, damit nach einem Abräumen der Platte die pervertierten naturfernen Spielregel-Tyrannen (hoffentlich) mit untergehen.

  • Nee, also da hast Du an dem Begriff "Landausbeutung", den ich rein physikalisch meinte im Sinne von: wieviel Energieeinheiten pro Flächeneinheit oder wieviel Prozent des Biomassekreislaufs kann die eine Wirtschaftsform im Vergleich zur anderen für sich nutzbar machen, moralische Werturteile reininterpretiert, die ich in keinster Weise so gemeint habe.


    Für mich sind Jägervölker keineswegs per se "edle Wilde", die "im Einklang mit der Natur leben" (was auch immer das heissen soll).
    Es gibt fundierte Theorien darüber, dass schon frühe Jägerpopulationen die paläolithische Megafauna stark verändert, sprich Arten ausgerottet haben.
    In der Regel wurden die leicht zu erbeutenden Tiere bevorzugt gejagt, hie und da sogar mit verschwenderischen Methoden (Steppenbrände und Klippenfallen, wo die Beute nur zu einem Bruchteil verwertet wurde).
    Erst die Verknappung leichter Beutetiere erzwang die Ausweitung der Jagdziele auf anspruchsvolleres und gefährlicheres Wild, in weiteren Schritten die Domestizierung.


    Insofern ist die Formulierung "Bauern verdrängten Jäger" im Sinne der Verdrängung einer Ethnie durch eine andere nur für bestimmte historische Vorgänge zutreffend (was keine Wertung, lediglich eine Tatsachenfeststellung ist).
    Eigentlich meinte ich aber: "die jägerische Existenzform wurde von (teilweise denselben!) Menschengruppen sukzessive aufgegeben zugunsten der attraktiveren bäuerlichen Existenzform", was in der Tat in der Kürze der obigen Formulierung missverständlich ist.


    An keiner Stelle habe ich das Sammler- und Jäger-Dasein als der Landwirtschaft irgendwie "moralisch überlegen" gewertet (wie käme ich dazu, habe selber Landwirtschaft gelernt).


    Und erst recht nicht habe ich irgendwo die Rückkehr zu archaischen Lebensformen propagiert.


    Zu solchen Rückfällen würde es nur dann kommen, wenn wir auf Zusammenbrüche "warten", anstatt ihnen mit technologischen und sozialen Innovationen zuvorzukommen.


    Offenbar ist mir nicht gelungen, Dir zu erklären, worum es mir eigentlich ging:


    Der Vergleich der Populationsentwicklung von Jägern mit derjenigen von Bauern diente lediglich als ein Beispiel, um die Mechanismen von "negativen" und "positiven" Rückkopplungen anschaulich zu machen.
    Man könnte genausogut unzählige andere Beispiele aus Ökologie und Ökonomie heranziehen.


    Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang, die Begriffe "positiv" und "negativ" nicht als moralische Werturteile aufzufassen, sondern als quasi mathematische Angabe, ob ein Vorgang eine verstärkende oder hemmende Wirkung auf sich selbst hat.


    Die meisten sich selbst verstärkenden, daher exponentiell sich beschleunigenden und deshalb langfristig potentiell kollabierenden Entwicklungen werden durch "positive" Rückkopplungsmechanismen verursacht.
    Das kann das Abtauen von Eis- und Schneeflächen sein, mit der Folge, dass durch die geringere Reflektion eine noch stärkere Erwärmung der Flächen verursacht wird.
    Oder das kann die Konzentration von immer mehr Vermögen in den Händen von immer weniger Personen sein, wodurch diese die Macht bekommen, auf allen Gebieten immer bessere Konditionen für sich auszuhandeln, Gesetze zu umgehen, auszuhebeln oder gleich selbst zu schreiben und andere letztlich gewaltsam an der angemessenen Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu hindern.


    Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass diese "negativen Gestaltungskräfte" durch Zusammenbrüche eliminiert oder auch nur eingedämmt werden können.
    Erfahrungsgemäss profitieren sie eher noch davon, überstehen das Chaos besser als alles andere und prägen die nachfolgende Phase.


    Umso notwendiger ist es, gesellschaftliche Mechanismen zu entwickeln, die z.B. durch "negative Rückkopplungen" verhindern, dass etwa Konzerne, Banken, Vermögen usw. zu gross werden bzw. sie gewaltfrei wieder zu einer Grösse zu entwickeln, die mit allgemeiner Freiheit, fairem Wettbewerb, gerechten Startchancen, demokratischen Rechtsstaaten und dem Schutz der Lebensgrundlagen vereinbar ist.


    Das könnte z.B. so gestaltet werden, dass das existentiell notwendige Grundkontingent an Wasser, Landfläche, Energie, Nahrung und anderen Ressourcen jedem Menschen zum "sozialökologischen Selbstkostenpreis" zur Verfügung steht, während Mehrkonsum sukzessive verteuert wird.
    Damit würde mit dem Irrsinn Schluss gemacht, dass Grossverschwender nur einen Bruchteil des Preises etwa für vergeudetes Wasser zahlen, den Arme für ihren Lebensbedarf aufbringen müssen.


    Auch dies ist nur ein Beispiel, man könnte Unmengen andere Ideen entwickeln...

  • Ich verstehe nicht, warum ihr hier so komplizierte Ansätze präsentiert?


    Grundsätzlich: Das Wachstum einer Gruppe basiert auf den zur Verfügung stehenden Nahrungsmitteln. Durch aggresive Nahrungsbeschaffung (Jagd, Raub, Diebstahl,...) kann niemals die Menge beschafft werden, die durch "Ackerbau und Viehzucht" hervorgebracht wird. Das hängt jetzt natürlich noch von der Region und vom "High-Tech" ab, aber das ist ja bei beiden Gruppen so. Bei der Produktion kann man neben Technik auch Manpower einsetzen, früher Sklaven heute Lohnsklaven. In unserer sog. 1. Welt kommen wir mit der Nachswuchsproduktion nicht nach, daher gibt es immer mehr Replacementjobs, d.h. es werden eben Ersatzangebote gefunden, da es Nahrung im Überfluss gibt.


    Dann kommt die Konkurenz ins Spiel, bei den Jägern geht es um die Beute, bei den "Bauern" um die Fläche, im Endeffekt läuft es auf Ressourcen und Menschen hinaus...