HAUS AUS ERDSÄCKEN – selber bauen!

  • Luftikus: Auf einem Bild sieht man auch am Baum einen Stahlstampfer liegen, ist aber nur für die weissen PP-Schläuche geeignet. Hier nochmal:
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    Für die Raschelsack-Schläuche nimmt man Holzstampfer. Die langen Schläuche sind eine evolution der kurzen Säcke. Also Sack 2.0 sozusagen. Mich kostet die Arbeitskraft 2,70€/Stunde. Und das ist sogar "übertariflich".
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    Für die Seiten was kleineres:
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    trainman: Genauso ist es, die Ecken wurden nicht exakt überlappend gearbeitet


    Harmlos: Stacheldraht braucht man nur bei den weissen PP-Schläuchen. Die Raschelschläuche sind ja porös, da quillt die Erde ein bisschen raus und verbindet sich ganz gut mit den anderen Lagen. Bei denen braucht man also keinen Stacheldraht, ausser man wohnt in seismisch aktiven Gegenden.


    Das ist übrigens eine Rolle PP-Gewebeschlauch:
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    Weitere Fragen beantworte ich gerne.

  • Hmm.
    Bei 42 ct/m Schlauch halten sich die Kosten für so ein Haus wirklich in Grenzen. Ich hab‘ mal kurz überschlagen:

    Projekt: Kate als Notunterstand


    • Seitenlänge: 5m
    • Raumhöhe: 2,25 m


    Annahmen:


    • Der „Verschnitt“ (durch’s Abbinden der Schläuche) entspricht dem, was für Fenster und Türe nicht benötigt wird.
    • Eine Reihe der Schläuche bringt 25 cm Höhe.



    Somit komme ich (inkl. „Fundament“) auf 10 Säcke pro lm Wand, also benötigt man 200 lm bzw. auf 84 €.
    In Gegenden, in denen kein Lehmboden vorhanden ist sicher eine Option, die man in Erwägung ziehen kann.

    Ich persönlich würde/werde (da in meinem Umkreis fast nur schwerer Lehmboden ist) trotzdem darauf verzichten, da ich im Falle eines Falles direkt Lehmziegel machen und mir daher die Investition in die Säcke sparen kann.

    LG,

    Maresi


    PS: Was ich mich noch Frage: Wie wird die Hütte denn abschließend verputz? Denn immerhin sind die Säcke nicht UV-Stabil, und der Wand entlang laufendes Wasser verträgt diese Bauweise auch nicht so gut...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Eine Schlauchreihe kommt auf ca. 15cm. Der von Dir genannte Preis ist für die PP-Schläuche. Ein Raschelsackschlauch kostet weniger als die Hälfte davon. Meine 7km Raschelsackschläuche haben ca. 1200 Euro gekostet (soviel ich mich noch erinnere). Das sollte für ein 2-stöckiges Rundhaus mit 12m Durchmesser reichen.


    Lehm wird auch hierbei gebraucht, das das Füllmaterial eine Mischung aus Lehm und 0-4er Sand ist. Gemischt wird mit Wasser in der Betonmischmaschine.


    Verputzt wird innen mit Lehmputz, aussen mit Kalkputz. Ein entsprechender Dachüberhang ist einzuplanen. Wenn man nur mit PP-Schläuchen baut und nicht gleich verputzen kann, dann kann man die vorübergehend als UV-Schutz auch anstreichen. Wobei bei den PP-Schläuchen zum Verputzen ein feiner Maschendraht empfohlen wird, damit der Putz hält. Bei meine Raschelsackschläuchen braucht man so was nicht, ausserdem habe ich die gleich UV-stabilisiert gekauft, war nicht teurer deswegen.

  • Hi hspler,


    Ich gebe zu, dass sich meine Ansicht über diese Art der Bauweise deutlich zum Positiven entwickelt. :Cool:
    Mittlerweile bekomme ich ein halbwegs „funktionierendes Bild“ davon, und es juckt mich schon fast, es selbst auszuprobieren (wobei mir allerdings der Platz dazu fehlt und ich auch keine so günstigen Arbeiter habe). :crying_face:


    Aber je weiter ich mich darin hineindenke, desto mehr Fragen tauchen auf…
    Z.B.:


    • Wie viel Sand kommt da zum Lehm dazu (oder umgekehrt)?
    • Wie lange habt ihr an der Hütte (bis vor dem Einsturz) gearbeitet?
    • Kann/soll man gehäckseltes Stroh oder Heu mit einbauen?
    • Wie lange ist die Trockenzeit so einer Hütte (Ziegel brauchen ca. drei Monate in denen es keinen Frost geben darf)?



    V.a. der letzte Punkt macht mir noch Kopfzerbrechen. Im pannonischen Klima oder sogar noch weiter südlich ist das sicher kein Problem, da dort Fröste selten bis nie vorkommen. Aber bei uns ist das mMn ein heikles Thema. Auch ist Feuchtigkeit und die damit verbundene Schimmelgefahr nicht zu unterschätzen.
    Früher wurde z.B. frischer Kuhdung bei den Lehmziegeln beigemengt, da dieser Fungizid wirkt.

    Hast du da noch nähere Infos dazu?

    LG,

    Maresi
    PS: Vielen Dank noch mal für die bereits bisher gelieferten Infos! Ohne deine Beiträge hätte ich mich mit dem Thema gar nicht weiter beschäftigt :gratuliere:

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Weitere Frage:
    Im eher niederschlagsreichen - feuchten Klima Mittel-Europas:
    Zieht nicht die Bodenfeuchte in die Wände hoch?


    Und ist nicht doch die Alternative Fachwerkbau effektiver?
    In der Zeit, wo man bei dieser Art Lehmbau, Erde schippt, könnte man ebenso die benötigten Baumstämme eines Fachwerkbaus gesägt haben? So wie jemand auf eigenem Grund gratis Lehm und Erde hätte, so wäre es mit gratis Holz aus eigenem Wald.


    Nicht falsch verstehen: ich will nicht die Erdsack-Bauweise schlechtreden, sondern diskutieren, wo nun die wirklichen Vorteile liegen. Weniger Arbeit? Schneller gebaut? Wirklich billiger?

  • Hallo,


    ein insgesamt sehr interessantes und ehrgeiziges Projekt. Dafür "Daumen hoch". Da ich aber eine "Holzwurm"-Familie entstamme und ausserdem schon die traurigen Reste von nach katastrophalen Regenfällen aufgegebenen "Lehmziegel-Siedlungen" erkundet habe, würde ich mir so ein "Erdhaus" nicht antun wollen. Dafür ist mir Mitteleuropa einerseits zu nass und andererseits gibt es mit Holz, Stroh und Lehm genügend Alternativen für Baumaterial und Jahrhunderte an Erfahrung damit.


    Ich hätte wenig Vertrauen in die Statik eines solchen Hauses, wenn es nur daraus gebaut wird. Trocknet das Erde-Sand-Gemisch völlig aus, ist es vermutlich hart und tragfähig. Wird/bleibt es feucht, dürfte sich die Erde wie eine zähe Flüssigkeit verhalten, also plastisch, nur in Form gehalten von der Kunststoffhülle. Reisst diese an einer Stelle, fliesst die Füllung dort heraus, steigert den Druck auf die Hülle, das Loch reisst/platzt weiter auf. D.h. das Hauptmaterial ist aus statischer Sicht nicht "eigensicher" - es braucht die Plastikfolie/das Sackgewebe - immer. Dagegen sind aufeinander gestapelte Ziegel oder Vollsteine allein aufgrund ihrer Festigkeit und Masse erst mal stabil, sofern die Mauer senkrecht ist oder unten deutlich breiter als oben ist (Burgmauern).


    Von daher würde ich wenigstens ein Holz-Ständerwerk vorsehen, das einerseits die Traglasten ins Fundament ableitet und Druck-/Zugkräfte (Windlast, Schrägstand von Mauern wg. Setzung des Untergrunds etc.) abfängt. Mit so einem Ständerwerk löst man auch gleich das Problem der Fenster- und Türöffnungen. Ständer werden auch bei Lehmziegelbauweise verwendet.


    Letzten Endes frage ich mich aber bei solchen Bauprojekten mit primitiven Mitteln - die grundsätzlich meinen vollen Respekt haben (solange man keine Todesfallen für die späteren Bewohner baut) - ob der Aufwand in Mitteleuropa gerechtfertigt ist. Hier gibt es generell doch erhebliche Überbestände an Altimmobilien, die man vor dem Abrissbagger retten kann und je nach Gegend auch nicht mehr kosten, als Material und Lohn für ein Erdhaus. Selbst nach einem "Tag X", sagen wir z.B. nach einem verheerenden Erdbeben, würde ich Übergangsweise in einem Zelt oder einer simplen Hütte wohnen wollen und mich daneben an den Wiederaufbau (m)eines Hauses machen.


    Eine andere, "erdnahe" Baumöglichkeit wäre, ein Haus im Stile isländischer Bauernhöfe zu bauen (dort wurde allerdings eher Torf verwendet und damit die Längsseiten der Häuser isoliert, die tragende Funktion übernahmen Baumstämme und Mauerwerk aus grob behauenen Lavasteinen).


    Grüsse


    Tom

  • Ich hab heut hier in der Zeitung nen Artikel über die Fertigstellung eines Hauses mit Wänden aus 50cm Strohballen gelesen. Das ist sicherlich auch eine lustige Alternative.

  • Was passiert eigentlich, wenn die Kinder an den Säcken (untenrum) rumspielen, oder nicht sterelisierter Boden plötzlich Knospen durch das Plastik bohrt?


    Wie haltbar ist das Ganze? Ein paar Wochen, ein paar Monate? Jahre?



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Hallo Zusammen,


    es passt zwar nicht ganz in die laufende Diskussion, aber vielleicht ist es doch interessant.


    Im Buch „Nuklear Survival Skills“ wird eine Methode beschrieben eine „Sandsack-Mauer“ mit einer Decke zu bauen.


    Da ich nicht weiss wie ich es beschreiben soll, habe ich kurz ein Skizze (im Querschnitt) gemacht:


    previval.org/f/index.php?attachment/10343/


    Es wird jeweils eine Lage aufgeschüttet und die Decke umgeschlagen.
    Ist sicher nicht für die Ewigkeit, ist aber relativ schnell, ohne spezielle Hilfsmittel, gebaut.



    Grüsse, Gresli

  • @ luftikus und tomduly:
    Bei uns (v.a. im niederösterreichischen Waldviertel) gibt es Bauernhöfe, die aus (ungebrannten) Lehmziegeln gebaut wurden und etwa 150 Jahre (tlw. sogar älter) sind.
    Sie sind zumeist zweigeschoßig und - je nach Pflege - oft noch in gutem Zustand.


    Wichtig ist, dass das Fundament aus Steinen besteht, um Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu haben.
    Allerdings sehe ich für ein mehrgeschossiges Haus in der hier beschriebenen Bauweise einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren für die Errichtung, da ich das Obergeschoß nicht gleich im ersten Jahr auf die noch sehr feuchten Mauern des UG setzen würde.
    Vermutlich würde ich generell nur eingeschoßig bauen...


    Was das reissen der Säcke anbelangt hätte ich weniger Bedenken. Wenn der Lehm erst mal trocken ist hält die Mauer auch ohne die Hilfe der Säcke. Außerdem kommt ja eh noch Putz drauf.


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • @ hspler


    bin nicht sicher, denke die Mauer wäre etwa 60-80cm breit.


    Die Mauer ist für einen improvisierten Bunker im amerikanischen Stil der 60er Jahre-Paranoia (bei Raketenalarm packt man die Familie in den Chevrolet, fährt in die Pampa und buddelt sich seinen Bunker während dem die russischen Raketen auf dem Weg sind).


    Es ist also als Mauer rundum gedacht (eine von vielen Konstruktionen.


    Hier der Link zum PDF des Buches: http://www.nukepills.com/docs/…r_war_survival_skills.pdf


    Es ist irgendwo ab der PDF-Seite 290 abgebildet.



    Grüsse, Gresli