Die Schuldenkrise in Europa, die Sorgenkinder Griechenland, Spanien, Portugal usw. sind in aller Munde. Man mag die täglich neuen Nachrichten zu dem Thema, die Begriffe Rettungsschirm, Stabilitätsfond usw. schon fast nicht mehr hören. Die Ursache der Krise sollen Staaten sein, die lange Zeit über ihre Verhältnisse gelebt haben und jetzt die Quittung präsentiert bekommen. Auch die geldgierigen Banker werden als Grund genannt. Sparen, den Gürtel enger schnallen und die Kürzung der Ausgaben, insbesondere der Sozialausgaben, sollen die Lösung für diese Staaten sein. Und dazu natürlich das "bewährte" Patentrezept der heutigen Zeit schlechthin: Wachstum !
Doch ist dem wirklich so? Offenbart sich hier nicht ein weit grundsätzlicheres Problem unseres Geld- und Finanzsystems? Gibt es nicht vielleicht einen Fehler in unserem Geldsystem, den die meisten Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftler trotz langjähriger Ausbildung an Elite-Universitäten schlicht nicht erkennen? Und warum schreien von links bis rechts, von Politikern über Unternehmer und Ökonomen praktisch alle aus vollem Halse: Wachstum, wir müssen wachsen ?!
Dieses Wachstumsgeschrei ist mittlerweile derart oft gehört worden und in der Bevölkerung verankert, dass viele tatsächlich glauben, wenn wir nicht ständig wachsen würden, wenn nicht ständig noch mehr Autos, Hosen und Coca Cola verkauft werden, würden wir stillstehen, Rückschritte machen und uns verschlechtern.
Hier meine Antworten dazu. Erstens: Ja, die meisten Ökonomen sind blind gegenüber der wahren Ursache von Schuldenkrise und Finanzmisere. Zweitens: Der einzige Grund, warum alle nach Wachstum schreien ist, weil bei einem Nichtwachstum oder gar einer Schrumpfung der Wirtschaft die mittlerweile allgegenwärtigen Schuldner (Hypotheken, Kredite, Unternehmensschulden, Staatsschulden) ihre Zinsen und Schulden nicht mehr begleichen könnten.
Und drittens: Die wahre und übergeordnete Ursache der Schulden- und Finanzkrise ist ein falsch konstruiertes Geldsystem, konkret: die ständig positiven Zinssätze. Der Zins ist eine gewaltige Umverteilungsmaschine, welche das Geld aus der Realwirtschaft (von den Arbeitern) zur Finanzwirtschaft (den Vermögenden) lenkt. Die Reichen werden in der Regel immer reicher und die Arbeiter müssen einen immer grösseren Teil ihres Einkommens "nach oben" abgeben. Unser falsches Geldsystem führt dazu, dass die Zinsen für Sparkonti, Leitzinsen der Nationalbanken, Anleihenzinsen usw. nicht negativ werden dürfen. Und weil diese nicht negativ werden können, darf auch das Wachstum nicht negativ werden (= Schrumpfung), "müssen" wir wachsen. Die Lösung dieser Probleme (Einführung von Schwundgeld und Negativzins, Bodenreform) ist seit mittlerweile 100 Jahren bekannt (Silvio Gesell, Helmut Creutz und andere) und soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden.
Schon jetzt geben die meisten Staaten weltweit etwa einen Fünftel ihrer gesamten Einnahmen (jährlich mehrere Billionen) für die Zinsen ihrer Schulden aus. Geld, dass von Schulen, Bildung, sozial Schwächeren usw. abgezogen werden muss um diejenigen zu befriedigen (die Vermögenden), welche den Staaten das Geld leihen. Mit jeder neuen Hiobsbotschaft eines Staates, mit jeder weiteren Abwertung durch eine Ratingagentur, steigen die Zinsen für die Staatsanleihen (Staatsschulden) des betreffenden Staates rapide an, mit dem Ergebnis, dass schon bald 30 Prozent, 40 Prozent, 50 Prozent (bis hin zu 100 Prozent?) der gesamten Staatseinnahmen für die Begleichung der Zinsen aufgewendet werden müssen. Oder anders gesagt: bis die gesamte Bevölkerung letztlich nur noch dafür arbeitet, die Geldgeber zu bedienen.