Angst und Panik vor dem Unausweichlichen

  • Je mehr ich in letzter Zeit lese, desto mehr Angst manchmal auch Panik vor dem Unausweichlichen macht sich breit.


    Bilde ich mir nur ein, dass ich zwischen den Zeilen mehr lese, als da steht? Ist es die Panik vor der von mir nicht zu beeinflussenden Situation? Sehe ich Monster wo es keine gibt?


    Ganz besonders heftig ist mir das bewusst geworden, als ich die Medienschau im Gelben heute gelesen habe.
    http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=263072


    Ich ertappte mich dabei, wie ich vor Angst Tränen in den Augen bekam was da auf uns zu rollt. Gleichzeitig denke ich, ich kämpfe in meinem Umfeld gegen Windmühlen. Traue mich nicht über meine Ängste zu reden, weil ich belächelt werde oder nicht für voll. „Die mit ihrem Krisenszenario. Wie oft hat sie schon was gesagt und es ist nichts davon eingetreten.“


    Ich bin sicherlich mehr vorbereitet als 90% meiner Mitbürger. Doch es beruhigt nicht. Meine gesamt Familie und auch wir beide sind nicht auf das was im Augenblick mit Griechenland passiert vorbereitet. Soviel Kapazitäten haben wir zwei nicht.


    Was ist, wenn meine Eltern später dringend ihre Medikamente brauchen, sie diese dann nicht mehr bekommen werden? Das ich nicht die Kraft habe, meine erwachsenen Söhne samt Familie abzuweisen. Aber das Essen dann nicht mehr für 3 Monate sondern nur noch für 3 Wochen reicht. Das die Zeit einfach nicht mehr reicht. Aber eben auch kein Geld da ist um es voran zu treiben. Auch wenn es nicht schnell kommt, so wird es doch durch massive Preiserhöhungen immer schwerer vorzusorgen.


    Geht es oder erging es einigen hier genauso?
    Was macht ihr dagegen, oder habt ihr dagegen gemacht?



    Gruß,
    nashua

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Mhm, ich muss leider sagen, derzeit steuern wir auf ein Desaster hin, was ich mir mit anschauen und warnen kann, aber im Prinzip auch nur zuschauen kann, wie es vor die Wand läuft.
    Was das bedeutet?
    Nichts Gutes.
    Bei mir ist es momentan leider so, dass in meinem Team Spannungsrisse bei so ziemlich allen Kollegen entstehen.
    Ja, ich rede von der Arbeit.
    Der erste Kollege hatte einen Herzinfarkt, der nächste Kollege ist jetzt von seiner Frau in die Hoppla eingewiesen worden, im ganzen Kollegenkreis liegen die Nerven blank. Ungewissheit. Zukunftsangst. Gereiztheit.
    Momentan mache ich mir Sorgen, wie lange ich dem Druck noch standhalte, überlege mir Alternativen, Handlungsmöglichkeiten, Hilfestellungen, aber im Endeffekt bin ich auf das Ganze bezogen machtlos.


    Aus dieser Situation heraus kann ich dich sehr gut verstehen.
    Wenn man einmal angefangen hat, sich in ein Thema zu vertiefen, wie z.B. das Preppen als ernstgemeinte Krisenvorsorge und nicht als Hobby, wie das viele hier augenscheinlich betreiben (nicht falsch verstehen, da hab ich ABSOLUT NICHTS dagegen, ganz im Gegenteil...!!), sondern um für sich und seine Lieben eine gewisse Sicherheit zu erzeugen, dann sieht man auf einmal auch mehr Risiken und Krisen.
    Wenn du dir einen roten Corsa kaufst, dann siehst du auf einmal lauter rote Corsas. Wenn du dich mit Lebensrisiken beschäftigst siehst du an jeder Ecke welche. Das machen einerseits die heute sehr kuren Wege, aber andererseits auch die objektive Häufung von Krisenpotential, allgemein hohe Arbeitslosigkeit (auch wenn sie statistisch gesunken ist), niedrige Löhne, hohe Steuern, Eurokrise, korrupte Politiker... etc. pp.


    Das kann ganz tief in Verunsicherung und Frust führen. Lass dir deshalb den Rat geben: Such dir Hilfe!
    Und BITTE nicht falsch verstehen... das war kein "Renn zum Psycho-Doc und werf dich auf die Couch!", sondern ein "Such dir einen Menschen, dem du vertraust, idealerweise jemanden mit einer halbwegs positiv-realistischen Lebenseinstellung, und rede mit demjenigen offen über deine Ängste und wie man das in Bezug auf das Gesamtbild der aktuellen regionalen und nationalen, evtl. auch internationalen Lage interpretieren kann."
    Das hilft dir möglicherweise, diese Ängste etwas zu entkräften und Hintergründe deutlicher wahrzunehmen, als das was sie oft sind: nicht mehr als ein bisschen Lug und Schein, ein bisschen Farbe und viel Propaganda.


    Scheisse, das hat mich jetzt selbst ziemlich emotionalisiert... auch wenn ich dazu im Allgemeinen nicht sehr neige.
    Ich hoffe, ich habe dich mit dem Beitrag nicht erschlagen. Wenn du ein Thema hast, bei dem ich dir helfen kann, dann sag Bescheid. Auch wenn ich momentan nicht absolut auf der Höhe bin, helf ich gerne, wenn ich kann.


    Beste Grüße,
    Sam

  • Selektive Wahrnehmung. Wäre die einfachste Erklärung.


    Survival hat angefangen mich zu interessieren als es noch den kalten Krieg gab. Das waren in Westdeutschland je nach Gemütszustand und Generationenerfahrung sehr reale Bedrohungsszenarien.


    Panik wäre völlig fehl am Platz, dagegen hilft methodisches Vorgehen anhand der Survival-Prinzipien.


    Angst als Motivationsfaktor haben wir im Forum strittig diskutiert, man muss - egal wie - lernen mit Ängsten aller Art umzugehen.


    Man kann folgendermaßen vorgehen:

    • Alles tun, was in der eigenen Macht steht. Mit Maß und Verstand.
    • Teil der panikbewegten Masse werden.
    • Egal ob 1 oder 2 verfolgt wird, egal welches (nicht) erwartete Szenario eintritt, im JETZT versuchen die richtigen Entscheidungen zu treffen.


    Es hilft, den Fluchtrucksack an einem Wochenende zu testen. Wer das 2-3 Mal macht, Fehlendes ergänzt, Überflüssiges rausnimmt, wird nicht die Gemütsruhe eines Esels gewinnen. Aber diesen Aspekt abhaken.


    Es hilft Körperspannung abzubauen. Holz hacken für den Winter. Schwimmen gehen solange noch Badewetter ist, Laufen gehen, klärt alles die Gedanken und ... man liest weniger Zeitung und lässt sich von Medien vereinnahmen.


    Sich in der Gegenwart Sorgenfalten über Dinge zu machen, die man nicht beeinflussen kann, nimmt uns Kraft. Dinge die wir verändern können - wohlgemerkt ohne uns in neue Abhängigkeiten zu stürzen (Schuldenaufnahme, kurzsichtige Entscheidungen usw.) - schaffen Erfolgserlebnisse und vermitteln wertvolle Motivation für noch ausstehende Schritte.


    Die Hände kann man in den Schoss legen, wenn das Tagwerk getan ist. Dann ist sowieso kein Platz mehr für Fatalismus.


    Kommt der Geist und Seele trotz Körperarbeit nicht zur Ruhe, müssen die Probleme tiefgreifender angegangen werden. Das geht bei falsch verstandenem Prepper-Hobby bis in die (Tiefen)Psychologie, verdrängte Ängste aus der Kindheit usw. Das Visualisieren von "aktuell erlebten" Ängsten ist oft verbunden mit diesen Verdrängungssituationen aus der Vergangenheit. In einem Forum wird niemand auf die Idee kommen solche Ferndiagnosen anzustellen oder fertige "Lösungen" anbieten.


    Drückende Gefühle aussprechen und/oder niederschreiben hilft bei vielen, nicht jedem. Ein Versuch ist mit deinem Thread getan in diese Richtung. Fremder Ratschlag oder "Diskussion" darüber kann aber ins Gegenteil umschlagen, also die Körpermitte niemals ausser Acht lassen. So mein Ratschlag, was für DICH wichtig ist, kann nur eine Selbst-Analyse ergeben.


    Ein S&P-Forum mag dazu tendieren, vorhandene Ängste zu verstärken, mit fremden, berichteten Ängsten "aufzupeppen", die eigenen Problemwahrnehmungen gar zu verstärken um weitere Dimensionen, "Was ? Du hast kein Gold gebunkert ? Keine Solaranlage ? Kein Frischwasser-Becken ? Kein Survival-Fahrzeug ? Nur 4 Wochen Trinkwasser ? Nicht mal 5 Jahre Lebensmittelvorräte ? Kein Haus mit Garten, Rindern, Schweinen, Gemüse-Acker ... " usw. usf.


    Gesunder Menschenverstand ist nicht unbedingt die Lösung in Zeiten drängender politischer Problemlagen, gesellschaftlicher Verwirrungen über Ausstieg aus dem bewährten Währungs- und Finanzsystem. Weil Menschen, wir wir gegenwärtig beobachten können, Fehler machen und Verantwortungen mißbrauchen. Das ist nicht neu in der Geschichte der Menschheit. Zur Zeit ist sozusagen wieder spannend. :)


    Wir erleben Wohlstand. Sind die Zukunftsszenarien noch so dramatisierend. Keiner ist von Hunger bedroht, jeder - ob Rentner oder Schüler - hat einen Spielraum, sich Woche um Woche, Monat um Monat, Rücklagen an Vorräten und einfacher Ausrüstung anzuschaffen. Um in Krisen sich auf Wichtigeres zu konzentrieren, als um Notwendiges für die Hand in den Mund.


    Wer hingegen prasst, Gelder für Krimskrams verschwendet, auch im S&P kann man m.M. falsch investieren, die Möglichkeiten der Information nicht nutzt, sondern einzig am Sprachrohr der "Medien" hängt und Verunsicherung saugt, der muss sich nicht wundern, dass das Tagwerk (s.o.) nicht geschafft ist. Ohne nun neue Ängste schüren zu wollen. Im Gegenteil, ich hole mir jetzt meinen Schlummertrunk, vielleicht hat dieser Kommentar der Sache geholfen und dieser Teil des Tagwerks ist erfüllt.

  • Hallo nashua,


    ja, mir geht es ähnlich.


    Zu Anfang hat man so 5-10 virtuelle Herzkasper, fliegt ein paar mal in die falsche Richtung und findet dann letztendlich den Weg, der einem persönlich als der plausibetste gilt um sich eine Meinung zu erarbeiten.


    Einiges hat sich für mich als unbegründet herausgestellt und anderes ist bis dato nicht schlüssig zu widerlegen.
    Ich habe im Laufe der Zeit gelernt alles erst einmal sacken zu lassen, nichts zu ignorierer, aber alles nach gewisser Reifezeit zu recherchieren.


    Ich denke, wenn man am Anfang der Wahrheitsfindung steht, bricht erstmal die gutbürgerliche Welt zusammen.
    Je mehr man weiß (oder zu wissen meint), je "lockerer" nimmt man neue Wahrheiten, da es schon eine gewisse Reizüberflutung gibt und man irgendwie an Überraschungen gewöhnt ist.


    Irgendwann stellt sich dann die Problematik in den Vordergrund, wie man "Nachrichten" und "Wahrheiten" verifizieren kann...das ist richtig Arbeit und zu selten (je nach persönlichem Anspruch) mit nahezu 100%iger Sicherheit gekrönt.


    Da es 100%ige Sicherheit in der Überprüfung von Meldungen mMn nicht gibt, ich aber nicht so ignorant bin etwas kategorisch abzulehnen, versuche ich die Wahrscheinlichkeit Prozentual zu werten und je nach Ergebnis lege ich es als erledigt ab, oder versuche an weitergehende Informationen zu kommen.
    Ob ich richtig werte, wird sich zeigen.


    Aus dem ganzen Brei koche ich dann meine persönliche Prepper-Suppe, bei der ich natürlich Prioritäten setzen muß, denn auf alles kann man sich nicht vorbereiten.
    Ich setze mir einfach beim Preppen zeitliche und monetäre Grenzen, um zwar gewisse Vorbereitungen zu treffen, aber nicht mein Leben "nebenbei" zu vergessen.
    Gleichzeitig beobachte ich aber relativ aufmerksam um entweder meine Bemühungen zu kanalisieren, oder früh genug reagieren zu können.


    MMn wird sich in den nächsten 6 Monaten sehr vieles aufklären, bzw. als Hopp oder Flopp outen...gerade jetzt sollte man aufmerksam sein.


    Insgeheim hoffe ich, daß ich falsch liege und nur spinne oder Panik mache und überreagiere.
    Keiner wäre glücklicher darüber als ich selbst!


    Gruß


    Rübe

  • Zitat von nashua;109852

    Je mehr ich in letzter Zeit lese, desto mehr Angst manchmal auch Panik vor dem Unausweichlichen macht sich breit.


    Bilde ich mir nur ein, dass ich zwischen den Zeilen mehr lese, als da steht? Ist es die Panik vor der von mir nicht zu beeinflussenden Situation? Sehe ich Monster wo es keine gibt?


    Ganz besonders heftig ist mir das bewusst geworden, als ich die Medienschau im Gelben heute gelesen habe.
    http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=263072



    Hallo Nashua,


    nun giess Dir mal einen Hopfentee (lateinische Arzneimittelbezeichung cervisia :face_with_rolling_eyes:) zur Beruhigung ein und lehne Dich entspannt zurück. Die von Dir zitierte Seite halte ich ehrlich gesagt der Verschwörungstheoretikerszene zugehörig.


    Allein wenn ich lese


    "Wie wirkt sich ein möglicher Krieg im Nahen Osten auf Europa aus? Dass es bald einen oder mehrere neue Kriege im Nahen Osten geben wird, scheint immer wahrscheinlicher zu werden. Die Amerikaner wollen gemeinsam mit der NATO Syrien in die Demokratie bomben. Und Israel möchte, mit den Amerikanern als "Junior-Partner" den Iran zurück in die Steinzeit bomben"


    dann geht das völllig an jeder Realität vorbei. Sowohl die Bevölkerung der USA und erst recht die Europas sind ausgesprochen kriegsmüde, vor allen Dingen sind die öffentlichen Kassen leer und das ist schon ein arger Euphemismus für nahe an der Staatspleite. Israel hat zwar eine sehr schlagkräftige Armee, der ich durchaus zutraue, in gezielten hit and run Aktionen einzelne iranische Atomanlagen auszuschalten, aber das wäre es dann auch schon. Ein NATO-Einsatz in Syrien zeichnet sich nun wirklich nicht ab.


    "In die Steinzeit bomben" geht übrigens nur mit einem massiven Kernwaffeneinsatz, den - gegen welches Land auch immer - keine andere Nation als Erstschlag wagen würde.


    Nur mal ein Beispiel. Über Deutschland gingen im WK2 40 bis 50 Megatonnen TNT-Äquivalent in Form konventioneller Bomben nieder, selbst in den Hungerjahren nach dem Krieg waren die Deutschen von "Steinzeit" äonenweit entfernt. Das Wirtschaftswunder begann einige Jahre später.


    Entspann' Dich


    Matthias


    P.S. Gerade weil ich halbwegs anständig vorbereitet bin, sehe ich viele Dinge beliebig gelassen. Das mag auch an meinem Beruf (Ingenieur) liegen, da bist Du nämlich mit so hässlichen Dingen wie Produkthaftungsrecht und Milliardenklagen konfrontiert. Das bedeutet, dass Du bei allen was Du tust, die Konsequenzen bis zum schwärzestmöglichen worst case durchdenken und "was wäre wenn" Szenarien samt Gegenmassnahmen mental durchspielen musst. Irgendwie führt sowas nicht zu schlaflosen Nächten, sondern zu innerer Ruhe: "Ich habe den Raum möglicher Risiken verstanden und entsprechend dem Stand der Technik Vorsorge getroffen."

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Den Beitrag von Waldschrat knapp über mir finde ich mal richtig gut!
    :Gut:


    Ich möchte meine Gedanken dazu kurz zusammenfassen in:


    Vorbereiten ja, aber bitte nicht verunsichern lassen!
    Gerade medial wird ja gerne nicht von schönen Dingen berichtet...
    ...sondern gern aufgepauscht, der Focus auf Krisenregionen gelegt.
    Auch in Foren.
    Wen interessiert es schon, daß man glücklich ist, eine tolle Beziehung hat,
    sein Leben im Griff und sich auf die Zukunft freut?
    :face_with_rolling_eyes:


    Daß natürlich im "Survival"-bereich insbesonders der Blickwinkel
    auf eben Situationen liegt, die im Grenzbereich (!) sind...ist schon äh...vom Thema her bestimmt.


    Sogar in den übelsten Zeiten...auch im Krieg, gab und gibt es Liebe, Spaß und glückliche Stunden.
    Sonst wären wir nämlich alle nicht hier.... :lachen:


    Ich wills nicht schönreden. Ich bin auch wirklich kein Optimist.
    Aber die Grundhaltung, meines Erachtens, sollte sein...das Leben zu schätzen, es zu genießen,
    und es für erhaltenswert (um nahezu jeden Preis) zu sehen. Und seine Lieben, seine Umgebung
    da miteinbeziehen. Mit Blick auf die Zukunft.


    Ich habe einmal vor ewigen Zeiten (80er Jahre - die Atombombe kommt bald und wir sind alle verloren-Stimmung,
    wie sie damals üblich war) gemeint..."und wenn morgen die Welt unterginge, so würde ich heute einen Baum noch pflanzen."


    Und wenns echt mies kommt...Vorbereitung hilft ungemein das Leben dann eben noch lebenswert zu gestalten und
    zu "überleben"...wenns mal darauf ankommt. Survival halt.


    Und... kühlen Kopf bewahren und sich auch mit Leuten und Informationen umgeben, die einen erfreuen und Spaß machen.
    :Gut:


    Leben.


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Dazu möchte ich mich -auch hier- nochmal selbst zitieren:
    Panisch preppen ist so sinnvoll wie hungrig einkaufen gehen.


    Ich kann absolut nachvollziehen, was ihr hier geschrieben habt.
    Leider ist das was man an der einen Stelle liest nicht unbedingt aufzurechnen, gegen das, was man an anderer Stelle liest.


    Die Plattitüde "Ruhe bewahren, es wird nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird" und dergleichen, habe ich leider schon zu oft gehört.
    Deshalb meine Empfehlung, sich -auch ausserhalb der S&P-Community- Hilfe und Gesprächspartner zu suchen. Dass blinder Optimismus auch nicht besser ist als blinder Pessimismus, weiss ich auch. Aber wenn man für sich selbst erkannt hat, dass eine Weiterbeschäftigung mit dem Thema unausweichlich in mehr 'Katastrophenbewusstsein' mündet, dann ist es mMn. an der zeit eine kreative Pause von dem Thema einzulegen. Von daher ist der Rat, einfach Holz hacken oder schwimmen zu gehen, wirklich wörtlich zu nehmen.
    Die Probleme bei mir auf der Arbeit sind adressiert und es besteht da ein Konsens, sich Hilfe von aussen hinzuzuziehen.
    Deshalb kann ich das nur nochmal empfehlen.


    Ich drücke dir die Daumen, dass du die Augen auch für die ganzen guten Neuigkeiten geöffnet bekommst, die es evtl. nicht unbedingt in gleichem Maß in die Massenmedien schaffen.
    Nur um ein Beispiel zu nennen: http://www.trendsderzukunft.de/


    Viel Spaß beim Lesen und gute Nacht,
    Sam

  • Zitat von occam;109871

    ...


    Sogar in den übelsten Zeiten...auch im Krieg, gab und gibt es Liebe, Spaß und glückliche Stunden.
    Sonst wären wir nämlich alle nicht hier.... :lachen:



    Hallo Occam,


    ein wahres Wort, gelassen ausgesprochen. Gefällt mir.:)


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Interessanterweise hat auf mich die Forenleserei eine beruhigende Wirkung - entgegen der Vermutung meiner Mitbewohner...
    Vielleicht, weil ich mich bewußt auf rational-konstruktive Foren wie S+P, HSP und selbstvers.org beschränke und Sensations- u.Verschwörungsseiten so gut wie nie aufsuche.


    Es erleichtert mich sehr, zu beobachten, wie es in so einer Community selbst für exotische Probleme irgendwo einen oder mehrere Spezialisten gibt, die ihre Erfahrungen teilen!


    Früher (d.h. vor meiner Internet-Einwanderung vor 2 Jahren) hab ich mich total isoliert und überfordert gefühlt:


    Einerseits werde ich nie alles können und wissen, was aber in einer Community nicht mehr so schlimm ist.


    Andererseits lese ich extrem viele Bücher/Magazine und konnte meine Gedanken, Einsichten und praktischen Erfahrungen nicht mit meinen desinteressierten-genervten Mitmenschen teilen ("Kannst Du nicht mal von was anderem reden außer Ökologie/Peak-Oil/Überbevölkerung/Hungersnöten/Rohstoffkriegen/Landwirtschaft/Kühen/...?")


    Allerdings ist es für mich eine starke Versuchung, mehr übers Preppen zu lesen, als es zu praktizieren.
    Dafür kann ich es aber viel systematischer angehen, als ich es ohne Foren je könnte.


    Zwar sehe ich im vor meinem geistigen Auge immer wieder mal drohende Entwicklungen wie einen Tsunami auf mich zurollen, wo ich denke, daß wir (die Menschheit) kaum eine Chance haben, dem entgegenzuwirken.
    Diese Anwandlungen kann ich meistens erfolgreich verdrängen.


    Jedenfalls bin ich im Durchschnitt optimistischer (auch wenn das vielleicht ganz + gar unbegründet ist), als in den Jahren meiner schwärzesten Depression, wie ich sie zur Zeit des Kalten Krieges hatte.
    Ist sicher auch eine Alterserscheinung...aber die entscheidende Entlastung kommt sicher davon, daß ich keine Kinder habe, um deren Zukunft ich mir Sorgen machen muß...dann sähe das bestimmt ganz anders aus!


    Ich versuche um eine Haltung zu ringen, die vielleicht mit dem ungefähren Buchtitel gut beschrieben ist:
    "Von der heiteren Gelassenheit im Angesicht der ökologischen Katastrophe".


    Ich betrachte auf meinen einsamen Wachgängen den Sternenhimmel und denke darüber nach, wie unbedeutend wir 7 Milliarden Menschenmilben auf dieser feuchten Erbse namens Erde aus kosmischer Perspektive sind.
    Jahrmilliarden hat es keine Menschen gegeben, und es wird in Zukunft Jahrmilliarden ohne Menschen, ja, ohne Leben geben...


    Und zugleich ist jedes Leben aus individueller Sicht einzigartig kostbar, weil im evolutionären "struggle for life" nur diejenigen Organismen überleben, die darum ringen, allem Leiden zum Trotz...


    In der Entwicklung des Lebens sind Katastrophen der Normalfall und bergen zugleich Chancen für etwas ganz neues...
    Zum Beispiel war der für uns lebensspendende Sauerstoff, den die grüne Vegetation in die Atmosphäre emittierte, aus Sicht der bis dato vorherrschenden anaeroben Lebensformen eine existenzvernichtende Umweltkatastrophe!


    Ich hege die vielleicht völlig verrückte Hoffnung, wir Menschen könnten vielleicht gerade noch so die Kurve zu einer humanen Weltgesellschaft kriegen, bis uns die Sonne als Roter Riese verschlingt.
    Dabei wird sich die Menschheit zu etwas anderem weiterentwickeln und das Internet ist dabei ein entscheidendes Werkzeug, ob mehr zum Guten oder Bösen, wird sich zeigen...


    ...es gibt so konstruktive Tools im Netz, wie avaaz, betterplace oder unsere Foren, vielleicht macht das irgendwann den entscheidenden Unterschied...

  • Hi Nashua, ich denke, jeden von uns hat Unwohlsein, Angst, Panik, was auch immer, in dieses Forum gebracht. Egal wie vernünftig man es sagen möchte, dass man ja nur vorsorgen will, verantwortungsbewusst, vorausschauend... alles sehr sachlich... dahinter steckt die Angst.


    Angst, seinen Lebensstandard nicht halten zu können, Angst vor Veränderung, Angst, alles zu verlieren... das Zuhause, kleine oder größere Kostbarkeiten und Freiheiten, die Gesundheit,... und letztendlich steht hinter jeder Angst immer die Angst vor dem Tod. Vor Schmerz, endgültigem Verlust.Was kann uns schon passieren ?


    Schlimmstenfalls der Tod. Ist das so schlimm?


    Ich habe heute eine meiner alten Hündinnen verloren. Ganz ruhig ist sie hinübergegangen, ganz friedlich. Ganz ohne Angst. Tiere haben keine Angst wie wir Menschen vor etwas nicht- Greifbarem. Sie haben vielleicht Angst, wenn sie tätlich bedroht werden. Aber entweder flüchten sie, oder sie stellen sich der Angst- und greifen an. Aber- sie leben voll und ganz im Augenblick. Sie denken nicht an gestern und an morgen, sie leben immer im Jetzt. Sie erstarren nicht, wenn es keinen handfesten Grund gibt. Gibt es ihn, wird in kürzester Zeit gehandelt.


    Wir können die Tiere auch am Lebensfluss hindern. Mit unserer Angst, die sie spüren. Als meine erste Hündin (die Uroma meiner jetzt Verstorbenen) vor 10 Jahren sterben wollte, konnte ich sie nicht loslassen. Der Tierarzt konnte fast keine Herztöne mehr wahrnehmen und sie schritt noch durch ihr Rudel, stieg auf ihren Chefinnensessel - und lag da, während ich, obwohl ich sie liebevoll begleiten wollte, völlig verzweifelt war.


    Irgendwann hat sie es dann doch geschafft zu sterben. Ich hätte mich am liebsten mit ins Grab gelegt. Meine Hunde aber- ihre Töchter, Enkel usw. , ihre ehemailgen Liebhaber, gingen zu ihr, schauten, schnüffelten, und lebten ihr Leben weiter. Ihre Lieblingstochter ging hoch erhobenen Hauptes aus der Wohnung- als Rudelchefin.Warum die lange Geschichte?


    Es ist, wie es ist. Das Leben geht tatsächlich weiter, so man es zulässt. ( Ich habe damals dafür Wochen, Monate gebraucht ) Es kann sogar unbeschwert weitergehen. Man muss nicht in Gram und Kummer versinken, das ändert nichts, außer dass es den eigenen Niedergang beschleunigt und vorher noch sämtliche Geschöpfe im Umfeld belastet.


    In der Bibel steht sinngemäß Folgendes : Seht die Vögel ! Sie säen nicht, sie ernten nicht, und doch ist für sie gesorgt.Wer immer im Hier und Jetzt lebt, der hat keine Angst. Ich kann das leider noch nicht perfekt, habe aber meine Lehrmeister um mich. Ich trage Verantwortung für sie. Dennoch ist es nicht möglich, für so viele Hunde für Monate oder sogar Jahre Fleisch zu preppen. Ich habe diverse Nutztiere, die wir im Fall der Fälle teilen und mit Kartoffeln und Co essen werden, und wenn es soweit ist, werden wir schon lernen, wie man in einer etwas anderen Welt überlebt.


    Das tun Menschen schließlich, seit es sie gibt. Völkerwanderungen aufgrund von Klimaveränderungen, Kriege, Seuchen, Hungersnöte durch schlechte Ernten, Ausbeutung durch "die Mächtigen", Versklavung etc. hat es schon 1000ende Male gegeben und gibt es auch aktuell.


    Gerade da, wo es Menschen schlecht geht, gibt es aber viel mehr Frohnaturen als bei uns.Warum? Ich denke, weil es nicht viel zu verlieren gibt, weil sie das Loslassen immer wieder gelernt haben, weil der Überlebenskampf die ganze Zeit und Kraft in Anspruch nimmt, weil sie gar nicht anders können, als jeden Augenblick zu leben, wie er eben ist.


    Ich hatte früher viel Angst vor Verlusten. Sei es vor dem Verlust der Liebe, oder dessen, was ich mir aufgebaut hatte. Nach und nach verlor ich fast alles, auch die Gesundheit und fast auch die Hoffnung. Nach diesem "irdischen Jammertal" ging es langsam schlingernd bergauf, mit bergabs zwischendurch natürlich, und seit geraumer Zeit ist es gut. Alles, was mir wichtig war, gibt es wieder. Aber ich habe keine Angst mehr, es zu verlieren. Das passiert vermutlich auch nicht wieder, wenn ich mich nicht selbst verliere.


    Was kann ich also tun, um mich gut zu fühlen? Die körperliche Bewegung/ Auspowern ist mir persönlich sehr hilfreich. Viel draußen zu sein ebenfalls. Immer wieder Bäume pflanzen ( auch Äpfel :winking_face: Keine Energievampire in meine Nähe lassen. usw.... ist bei jedem anders.


    Da wir keine Vögel sind, sollten wir säen und ernten, oder aber Vorräte kaufen. Wenn Du nicht reich bist, wird der Vorrat eben mit großen Mengen Reis und getrockneten Erbsen/Bohnen aufgestockt.Den Kindern sagst Du, dass sie jederzeit willkommen sind (falls das so ist) und dass sie folgende Vorräte mitzubringen haben (Liste übergeben) und gewisse Aufgaben zu übernehmen, wenn sie sich bei euch einnisten wollen.


    Vielleicht könntest Du eine Liste Deiner Ängste machen und danach Punkt für Punkt durchgehen, wie Du Ihnen begegnen könntest. Du könntest Dich fragen, was Dir im Leben wirklich wichtig ist und Dir Freude macht und allen anderen Ballast aus dem Leben hinauswerfen.


    Ich finde, ich habe in mancherlei Hinsicht ganz gut vorgesorgt, z.B. Heu für den Winter für meine Weidetiere. Es muss aber nur ein Blitz in die Scheune einschlagen oder ein Idiot eine Zigarette hineinwerfen- und schon ist alles dahin.


    Fakt ist- es gibt keine Sicherheit. Fakt ist, wir kommen nackt und besitzlos auf die Welt und so gehen wir auch wieder. Alles, was wir mehr haben als nichts, ist somit ein Geschenk oder wir haben uns durch Arbeit selbst etwas geschenkt. Fakt ist, wir werden alles verlieren, was wir jetzt haben, Besitz, Tatkraft, das Leben, früher oder später.


    Aber wir sind Menschen, wir können entscheiden- nicht über alles, was in der Welt geschieht, aber über das, was in unserer individuellen Welt geschieht, und ob wir unser Leben gestalten oder gestalten lassen wollen. Und auch darüber, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Veränderung ist unausweichlich. Das muß aber nicht unbedingt eine Verschlechterung darstellen. Alles Gute !

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Hallo und herzlichen Dank an Alle,


    ich bin sehr froh mich hier ein wenig entblößt zu haben. Ihr habt euch mit und bei euren Antworten viel Mühe gegeben und Gedanken gemacht. Vieles von dem was ihr geschrieben habt, werde ich an positiven Gedankensätzen übernehmen.


    Ein Vorschlag von Sam war, mich den Menschen anzuvertrauen : "sondern ein "Such dir einen Menschen, dem du vertraust, idealerweise jemanden mit einer halbwegs positiv-realistischen Lebenseinstellung, und rede mit demjenigen offen über deine Ängste und wie man das in Bezug auf das Gesamtbild der aktuellen regionalen und nationalen, evtl. auch internationalen Lage interpretieren kann." Genau das habe ich mit meinem Posting getan. Es war richtig. In meinem Lebensumfeld geht das leider nicht so, noch nicht einmal bei meinem Partner. Er macht nicht aus Überzeugung mit, sondern aus Langmut.


    Als erstes werde ich mir heute das Kölsche Grundgesetz ausdrucken und über meinen PC-Tisch hängen. Und zwar so, dass ich es immer sofort sehe wenn ich auf den Monitor schau.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Das_K%C3%B6lsche_Grundgesetz


    Und in den kommenden Wochen werde ich die handfesten Vorschläge hier versuchen in die Tat um zu setzen.


    Ich hatte mich erst nicht getraut mein Innerstes so hier öffentlich nach außen zu kehren, jetzt bin ich froh über meinen Schatten gesprungen zu sein und es doch gemacht zu haben.


    Nochmal vielen herzlichen Dank für eure Anteilnahme und Unterstützung.


    nashua

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Hallo Nashua,


    das rheinische Grundgesetz hängt auch bei uns in der Küche.


    Ich stehe auf dem Standpunkt, dass wer vor der Krise kein Leben hat, auch danach kein schönes Leben haben wird! Das Preppen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du danach Leben kannst, aber dann wird die Zeit vor der Krise die goldene Zeit sein, an die wir uns gerne und wehmütig zurückerinnern werden.


    Leben ist jetzt, danach ist es Überleben!


    Also mach dir kein schlechtes Gewissen über eine unvollständige Vorbereitung, sondern besinne dich auf deinen Stand der Vorbereitungen und mache dir klar, dass du damit ziemlich weit vorne bist. Damit ist deine Überlebenswahrscheinlichkeit schon enorm gestiegen, aber Gewissheit kann es nicht geben.


    Vielleicht solltest du auch einfach einmal "Krisenferien" nehmen, also bewusst ein paar Tage Abstand von allen Krisenbezogenen Themen und Nachrichten nehmen und dir nur gutes gönnen. Das kann helfen, die Kraftreserven wieder aufzufüllen. Wenn du trotzdem nicht abschalten kannst, dann solltest du evtl über Entspannungstechniken, oder sogar professionelle Hilfe nachdenken, denn Preppen darf niemals zur Obsession werden.


    Beste Grüße

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Hallo Nashua hallo lieben anderen,


    mir ging es damals sehr ähnlich wie dir (wurde depressive und habe panische Vorstellungen gehabt) und das war ein Grund, warum ich mich hier im S&P Forum angemeldet habe. Ich hatte extreme Zukunftsängste, über denen ich zum Glück hinweg bin.
    Mir hat das S&P Forum geholfen, diese Ängste abzubauen, (wobei, am Anfang hat es mich eher noch mehr verunsichert) da es doch sehr viele Beiträge gibt, die helfen sich auf gewisse Situationen vorzubereiten.


    Das war bei mir so wie Hyperventilieren und S&P war da meine Tüte, wo ich drinn ein und ausgeatmet habe.. :face_with_rolling_eyes:


    Wenn man sich die Szenarien anschaut (Wirtschaftskrise, Umweltkatastrophen, Kriege) habe ich heute nur noch Angst, dass ich meinen Job verlieren könnte, da das Unternehmen sehr stark von importen abhängig ist.
    Ich bin einigermaßen vorbereitet und denke das meine Familie und ich schon irgendwie über die Runden kommen werden, was auch immer passieren mag.


    Wie schon meine Vorredner sagten, hat die Welt und deren Bevölkerung schon einige schwere Zeiten mitgemacht... und die kommenden Probleme werden auch wieder gelöst. Die Erde besteht seit über 4 milliarden Jahren und wird sicherlich noch ewigkeiten weiter existieren...


    Grüße
    Uwe

  • Angst und Panik sind hier fehl am Platz. Erfreue dich jeden Tag des friedvollen Lebens unabhängig vom //Unausweichlichem//. Egsl wieviele Meldungen zu sehen und lesen sind, du hast noch massig Zeit. Und sollte übermorgen es nix mehr zu futtern geben, hast du noch immer 2 Tageum dich vorzubereiten. Ja ist wenig, aber besser als 2 Minuten!
    Und wegen das Schlimmste was passieren kann ist der Tod, stimmt nicht ganz. Die Frage muss lauten wie man stirbt. Aber daran wollen wir hier nicht denken denn in erster Linie bereiten wir uns ja auf schlechte Zeiten vor, unabhängig der möglichen Szenarien.
    Und wenn im Iran paar Jdams vom Himmel kommen, du kannst dies nicht verhindern. Ob danach resultierend mehr passieren wird und das sich zu einem Flächenbrand ausweitet - wissen wir/du/ich nicht. Und selbst da hast noch Zeit.


    Genieße die Zeit!

  • Fallweise kommen eben so Stimmungen hoch.
    Mir hilft dann immer wieder die Naturbeobachtung hoch.
    Z.B. sehe ich einen kleinen Baum, der immer wieder verletzt oder zugeschnitten wurde. Ich sehe an ihm, daß er immer wieder seine Wunden verschlossen hat, neue Triebe wachsen lässt, die unteren Äste stärker belaubt - sprich, sich anpasst.
    Und er wird das immer wieder tun, bis er wirklich stirbt. Oftmals aber stirbt vorher der Mensch der ihn jahrzehntelang zugeschnitten hat und wenn man den Baum dann in Ruhe lässt, treibt er wieder und zum vielleicht 100sten mal scheinbar erfolglos aus, und macht in wenigen Jahren die Entwicklung zu einem großen Baum.


    Man muss lernen, das Unvermeidliche zu (er)tragen und sich nach seinen Möglichkeiten zu helfen.
    Wer nicht vermögend ist, kann keine Fluchtburg mit Luxus einrichten, aber ein kluger Kopf wird andere Lösungen finden.
    Das verhält sich so ähnlich wie Kraft zu Schnelligkeit. Am besten ist beides, aber etwas weniger kräftig, dafür aber flink - hat auch schon vielen gut gedient.
    Daher: einigermaßen gut vorgesorgt, reicht schon.
    Alles andere herankommen lassen.
    Und die Frage wie man nicht vorsorgende Verwandte mitschleifen kann im Notfall, sollte in ruhiger Minute kühl und sachlich durchdacht werden. Da gibt es kein Patentrezept, das wird bei jedem etwas anders aussehen. Wenn man in solchen Gedankenspielen einige Filme abgespielt hat, lernt man eventuell auch mit dem Tod zu rechnen. Ohne Vorsorgegedanken und fallweise aufkommenden Ängsten hätte man sich sonst zur allgemeinen Verdrängung dieser Lebensfrage in die Masse der Schafsherde eingereiht. Und jeder der seine Antwort darauf findet, ist um ein ganzes Stück gewachsen.

  • Hallo Nashua,


    mir ging es vor ein paar Wochen ähnlich. Ich habe dann für mich entschieden, erst mal kein S&P Forum mehr, keine Nachrichten schauen....hab nur hin und wieder hier reingeschaut und bin dann gleich wieder raus.


    Dann habe ich angefangen ein paar Listen für mich zu machen, was möchte ich, wo sollte ich vorsorgen, ganz einfache Dinge nur, danach ging es mir besser. Ich konnte mich zurück lehnen und mir sagen * menno das hast aber schon was vorbereitet*


    Ich versuche jetzt das ganz objektiv zu sehen, was kann passieren, was kann ich vorbereiten, wo kann ich nichts tun und muss einfach abwarten....


    Damit geht es mir schon wesentlich besser, auch die Hilfe die ich hier im Forum bekommen habe hat mir sehr geholfen, da waren ein paar tolle objektive Meinungen bei, die haben mir gezeigt das ich nicht Panisch werden muss :)


    Viele Grüße Mallibast

  • Zitat von mallibast;110545

    Dann habe ich angefangen ein paar Listen für mich zu machen, was möchte ich, wo sollte ich vorsorgen, ganz einfache Dinge nur, danach ging es mir besser. Ich konnte mich zurück lehnen und mir sagen * menno das hast aber schon was vorbereitet*


    Ich versuche jetzt das ganz objektiv zu sehen, was kann passieren, was kann ich vorbereiten, wo kann ich nichts tun und muss einfach abwarten....


    Hallo Malliblast,


    genau das ist es doch! Angst macht das Unbekannte. Das Gefühl, ausgeliefert zu sein.


    in der Technik (wo ich herkomme) gibt es eine ganze Reihe von Instrumenten, sei das Ishkawa Diagram, Fault Tree Analysis, Event Tree Analysis, Failure Mode and Effekt Analysis, die alle dem Zweck dienen, mögliche Fehlermechanismen zu erkennen und bis zu ihrem rabenschwärzesten worst case zu Ende zu denken und dann systematisch Gegenmassnahmen zu erarbeiten.


    Wenn Du all dies mit teilweise erheblichem Aufwand getan hast, dann schläft Du besser, weil Du definitiv Dein Risiko minimiert hast, in einem Produkthaftungsprozess vor Gericht erscheinen zu müssen.


    Ähnlich sehe ich das im Privatleben. Zu meiner Bordbücherei beim Segeln gehört zum Beispiel ein dicker Band mit dem schönen Titel "Notfälle auf See", teilweise richtig unangenehme Szenarien dabei. Da ich mich aber mit dem Buch (und anderen) intensiv auseinandergesetzt und meine Ausrüstung daran ausgerichtet habe, segeln wir auch "bei etwas mehr Wind und Seegang" sehr entspannt. Weil wir wissen, was wir tun müssten, "when the shit hits the fan", die Ausrüstung dazu haben und all das schon mal im "Trockentraining" geübt haben: Tun wir mal so, als sei das Ruder gebrochen und versuchen wir mal, nur mit Segeln und einem provisorischen Notruder zu manövrieren.


    Preparedness entspannt und da gehört vor allem die mentale Preparedness dazu, was könnte passieren und was täte ich dann?


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo zusammen,
    die Abfolge Krise -> Angst -> Depression greift auch in meinem Bekanntenkreis wie ein Virus um sich.
    Seit ca. 6 Monaten beschäftige ich mich deswegen sehr intensiv mit den psychologischen Folgen der Dauereinwirkungen negativer Nachrichten und dem beklemmenden Gefühl, völlig überfordert zu sein, was die möglichen zukünftigen Ergeignisse angeht (das ist meiner Meinung nach auch der Schlüssel, wie man die Abfolge der kommenden Ereignisse in unserer Gesellschaft besser verstehen kann).


    Fatalerweise gibt es aber ziemlich viele unseriöse "Ratgeber", die entweder in Richtung Esoterik gehen oder Allerweltsweisheiten rausblasen, die dem Ernst der Lage m.M.n. allerdings überhaupt nicht gerecht werden. Viele Menschen, die die Krise leibhaft erleben, sehen sich früher oder später in einer existentiellen Sinnkrise. Und da helfen eben keine amateurhaften Tipps.


    Ich kann jedem, der kurz davor ist "durchzudrehen" folgendes Buch empfehen:
    http://www.amazon.de/Leiden-si…=8-2&tag=httpswwwaustr-21
    Der Autor ist Überlebender mehrerer Konzentrationslager und weiss deshalb, wovon er spricht. Für den Eiligen gibt es auch ein paar Videos auf Jotup.
    Frankl ist Arzt und Psychologe, Begründer der sog. Logotherapie (nicht Logopädie). Wikipedia schreibt dazu: Logotherapie und Existenzanalyse (abgeleitet vom griechischen logos = der Sinn) sind zwei überwiegend synonym verwendete Begriffe für eine um 1930 von Viktor E. Frankl (1905 - 1997). Seine Methodik geht von der Annahme aus, dass der Mensch existentiell auf Sinn ausgerichtet ist und nicht erfülltes Sinnerleben zu psychischen Krankheiten führen kann sowie psychische Erkrankungen von einem eingeschränkten individuellen Sinnbezug begleitet werden...
    Ich habe bei der Lektüre von Frankls Büchern ziemlich viele Aha-Erlebnisse gehabt und kann es daher empfehlen.


    Das ganze basiert übrigens auf Bewältigungspraktiken, die bereits vor 2000 Jahren von schlauen Menschen entwickelt wurden. Den das Thema Angst und Depression ist keine Erfindung der Neuzeit. So gibt es zum Beispiel unglaublich wirksame "Tricks" gegen Angst und Panik vom römischen Philosophen Seneca. Da gibt es diverse kostenlose pdfs im Netz, ich kann auch die Bücher von ihm empfehlen, sind ein echter Augenöffner und wirken schnell - und kosten weniger als eine Therapie. :psst:
    Gruss, 11
    P.S. Falls Interesse besteht, kann ich die Ergebnisse für alle Foris hier in einem Dokument zusammenfassen?

  • Hi!


    Nur kurz zu Viktor Emil Frankl:
    Er war in erster Linie Psychiater und Psychotherapeut.
    Psychologe war er keiner.
    Ein unglaublicher Mensch, dessen Wesen man etwas in seinen Büchern fassen kann.
    Ich kann sämtliche Bücher von ihm ohne Vorbehalt empfehlen.
    Vor allem, weil die meisten auch so geschrieben sind, daß man sie versteht!!!


    Danke an Elf für den Hinweis sich mit den Büchern von ihm auseinanderzusetzen!!!


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Zitat von Elf;110621


    Ich kann jedem, der kurz davor ist "durchzudrehen" folgendes Buch empfehen:
    http://www.amazon.de/Leiden-si…=8-2&tag=httpswwwaustr-21



    Hallo Elf,


    Frankl ist eindeutig lesenswert!


    Ein Ansatz aus der verhaltenstherapeutischen Ecke, den ich sehr mag, ist Paul Watzlawick; Anleitung zum Unglücklichsein.


    Wir haben das Potential, uns selber unglücklich zu machen und ohne jetzt als Nestbeschmutzer auftreten zu wollen, ich habe so den verdammten Eindruck, das meine deutschen Landsleute diese Kunst im Vergleich zu anderen Nationen in Perfektion beherrschen.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)