Herzlichkeit, Nähe, Vertrauen...

  • Moin Forum,


    ich erlebe es tagtäglich hier im Dorf, nur noch z.B. wenige Kinder grüßen mit einem trad. "Moin!". Dieser plattdeutsche Gruß wurde durch ein "Hallo" ersetzt, wenn überhaupt noch gegrüßt wird, was sehr selten einmal der Fall ist, leider...


    Erst vor einigen Tagen fiel ein kleines Mädel mit dem Rad um, weinte bitterlich. Viele Radler fuhren vorbei, glotzen, keinerlei Hilfe. Ich habe das Mädel dann nach Hause geführt, das kleine Mädel konnte nicht einmal ihren Namen sagen, aber ich kannte ihre Eltern.


    Was ist nur los mit uns Menschen, warum dieses "Wegsehen", selbst in einer einfachen Situation? Ich verstehe so etwas nicht, ich habe das anders gelernt, und es hat mir bitte nicht geschadet.


    "Helfen" ist eine gute Sache, leider haben viele Menschen das verlernt, und das ist ein Jammer...


    Ich wünsche euch Kraft in einer solchen Situation, sie wird gut sein, ein Geschenk.


    Another Day in Paradise: http://www.youtube.com/watch?v=6DFluKXQfiw


    Gruß


    Michel

  • oh, wie du mir aus dem HErzen sprichst,.. kein Grüßen, kein Bitte, kein Danke..... keine Rücksicht,.... wir scheinen alt zu werden und mit uns die Wertigkeiten für Verschiedenes...


    Aber nur kurz eine Idee dazu:


    ich gehe mit einem meiner Kinder auf dem Gehweg, der sehr schmal ist. Uns kommt eine alte Dame entgegen, sichtlich mühsam laufend. Ich sage meinem Kind, dass es auf die Seite gehen soll und mache ebenfalls Platz, damit die Rentnerin gut an uns vorbei kommt. Die Dame könnte jetzt Folgendes sagen:


    - oh, herzlichen Dank, das ist aber nett, dass sie Platz gemacht haben. -> mein Kind lernt daraus, dass das eine ganz tolle und feine Sache ist, wenn man etwas Rücksicht nimmt, dann wird man gelobt, bekommt ein Lächeln und hat jemanden eine Freude bereitet


    oder die alte Dame könnte sagen:
    - ach, das war doch nicht nötig, und läuft an einem vorbei. -> mein Kind lernt, dass es nicht nötig ist aus dem WEg zu gehen, wird es das nächste mal auch nicht mehr tun, zudem kam weder ein Lob noch ein Lächeln, also warum die Rücksichtnahme?


    Was lernen wir daraus?


    der Ton macht die Musik, vielleicht haben es die heutige Jugendlichen einfach falsch beigebracht bekommen?
    ich für mich versuche einfach möglichst höflich als Vorbild duch die Gegend zu laufen. Kommt mir jemand besonders muffelig entgegen dann grüße ich absichtlich fröhlichst mit einem ganz herzlichen "Grüß Gott" oder auch "Guten Morgen" oder was auch immer. Ein "Hallo" versuche ich zu vermeiden.

  • Zitat von Irene;110651

    oh, wie du mir aus dem HErzen sprichst,.. kein Grüßen, kein Bitte, kein Danke..... keine Rücksicht,.... wir scheinen alt zu werden und mit uns die Wertigkeiten für Verschiedenes...


    Hallo Irene, Michel,


    ich biete Euch jetzt mal meine amateurpsychologische Hypothese dazu:


    Wenn sich zwei Autobesatzungen in der Sahara treffen, wo man auf einer einsamen Piste vielleicht mal alle zwei bis drei Tage "Gegenverkehr" hat, wird angehalten, man tauscht sich über den jeweils hinter sich und vor dem anderen liegenden Streckenabschnitt und dessen Schwierigkeiten aus, hilft sich gegebenenfalls mit Material und hält ein Schwätzchen. Ein Beispiel: Wir trafen im Erg Oriental zwei Franzosen. Da wir in der letzten Oase unsere Kühlbox mit frischen Lebensmitteln randvoll aufmunitioniert hatten, luden wir die beiden, die mangels Versorgungsmöglichkeiten unterwegs aus Konserven lebten, zum Essen ein. Was passierte? Sie spendeten aus ihrer Kühlbox eine Flasche sehr guten Rose´ zum gemeinsamen Essen.


    Kannst Du Dir eine ähnliche Szene auf einer Autobahn vorstellen?


    Zwei Wanderer, die sich in den Bergen begegnen, werden das nicht ohne ein "Grüss Gott" und etwas Smalltalk tun.


    Kannst Du Dir ähnliche Szenen in einer grossstädtischen Fussgängerzone vorstellen?


    In einem Dorf, wo jeder jeden kennt, geht man höflich miteinander um, aber man kann sich auch leicht aus dem Weg gehen, wenn einem mal nicht nach menschlicher Gesellschaft ist.


    Im Treppenhaus und den Fluren eines "Ameisenhaufens" mit zwanzig Stockwerken? Da kann man anderen Menschen nicht aus dem Weg gehen, man kann seinen Wunsch nach Privatsphäre nur dadurch realisieren, in dem man so tut, als ob man allein sei und andere Menschen mental ausblendet (ignoriert).


    In der wissenschaftlichen Psychologie nennt man sowas glaube ich "crowding effect"


    Ich habe auch mal gelesen (keine Ahnung, ob es stimmt, aber ich kann es mir vorstellen), dass nach Scheidungs-/Sorgerechtsprozessen und Verkehrsdelikten Nachbarschaftsstreitigkeiten die dritte Gruppe von Rechtsfällen sein soll, die vor deutschen Gerichten verhandelt wird. Im US-Bundesstaat Montana gibt es ein Gesetz, das verbietet Baugrundstücke kleiner als ein acre (etwa 4000 m²) zu parzellieren. Ich bin mir sicher, dass die Gerichte in Montana weniger stark mit Nachbarschaftsstreit belastet werden.


    Vielleicht sitzen wir uns nur zu dicht auf der Pelle. Ich gebe zu, dass ich da selbst recht empfindlich bin und andere Menschen nur bis zu einer gewissen Anzahl und Dichte vertrage. Disco oder so war selbst in meiner Jugend nie mein Ding, Menschenmassen sind für mich no go areas. (Was durchaus überlebensförderlich sein kann, siehe Love Parade in Duisburg)



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Waldschrat;110654

    Vielleicht sitzen wir uns nur zu dicht auf der Pelle. Ich gebe zu, dass ich da selbst recht empfindlich bin und andere Menschen nur bis zu einer gewissen Anzahl und Dichte vertrage.


    Heute noch bei Quarks & Co gehört der moderne Mensch mit seinem Gehirn aus der Jäger und Sammlerzeit ist nicht in der Lage mehr als 150 Personen näher zu kennen. Das ist die Größe der Ureinwohnergruppen und die prähistorische Dorfgröße. Alles andere macht ihm Stress.

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Also ich hab 22 Jahre auf dem Dorf gelebt und nun seit 5 Jahren Großstadt.
    Es ist wie schon gesagt, das viel auch daran liegt das man einfach in der Masse untergeht.
    Ich sag immer zu meinen Freunden immer, im Spaß zwar, das ich im Ruhrgebiet nur Arbeite aber in meiner alten Heimat lebe. Bin auch ziemlich oft dort noch(bei meinen Freunden eben ^^).
    Aufm Dorf war das noch anders, jeder kennt jeden(oder viele) da geht man anders miteinander um. Wobei ich sagen muss, es mag ein subjektiver Eindruck sein, das der "Verfall der Guten Sitten" in den letzten Jahren stark voranschreitet...



    Also Topicverwandt muss ich sagen wenn ich mal einen Ausflug ins Grüne mache wird man immer gegrüßt im Wald. Manchmal habe ich aber das Gefühl das es eine Art Verlegenheitsgruß ist nach dem Motto "Bitte bring mich nicht um" :grosses Lachen:.
    Aber die Blicke die man manchmal erntet sind grandios, manche gucken als hätte man ein Rosa Plüschhasen Kostüm an.
    Das meiste "Verständnis" fürs Bushcraften habe ich von Anhängern der älteren Jahrgänge erhalten. Da wurde sogar schon neben mir angehalten und gefragt ob ich nen Stück mitfahren möchte.

  • Zitat von Irene;110651

    ....
    der Ton macht die Musik, vielleicht haben es die heutige Jugendlichen einfach falsch beigebracht bekommen?
    ich für mich versuche einfach möglichst höflich als Vorbild duch die Gegend zu laufen. Kommt mir jemand besonders muffelig entgegen dann grüße ich absichtlich fröhlichst mit einem ganz herzlichen "Grüß Gott" oder auch "Guten Morgen" oder was auch immer. Ein "Hallo" versuche ich zu vermeiden.


    Wir Eltern haben die Verantwortung unseren eigenen Nachkommen Anstand, Respekt und in gewissen Dingen auch Toleranz vorzuleben.
    Dies können wir aber nur dann weitergeben, wenn wir diese Eigenschaften vor gelebt bekommen und/oder verinnerlicht haben.


    In Zeiten von Antiautoritärer Erziehung und Verweichlichung der Eltern-Kind Beziehung ging da, in den letzten Jahrzehnten, leider vieles wertvolles verloren. ( PS: es geht hier nicht um die Wiedereinführung der nutzlosen Prügelstrafe)


    Kinder brauchen Vorbilder und Erwachsene, die ihnen die Welt zeigen und Vorleben.
    Erziehung der Kinder ist nicht allzu schwer, aber Zeitintensiv.
    Ausser man überlasst die Erziehung unserer Nachkommen dem TV.:Schlecht:

  • Was das Grüßen betrifft, kann das manchmal auch an der Mentalität des vorherschenden Menschenschlages liegen.
    Also wir im Norden sind da in der Regel sehr zurückhaltend und schaffen es in der Regel noch ein "Moin" rauszuquetschen. (Geht übrigens den ganzen Tag als Begrüßung.)
    Unserer Freunde die aus dem fränkischen hier hochgezogen sind wundern sich nur über die Verschlossenheit der Leute hier oben und machen sich mitlerweile den Spaß jedem ein superfreundliches "Guten Morgen" entgegenzuruffen. Die Reaktionen des gegenübers reichen von erfreut bis total verschreckt oder überrascht!

    [HR][/HR] Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Das hier im Norden nicht so freizügig gegrüsst wird, liegt wohl
    a) daran, dass es hier aufgrund der Nähe zum Pol wesentlich dunkler ist als im Süden - vielleicht erkennen sich die Leute deshalb nicht?
    b) daran, dass es hier aufgrund der Nähe zum Pol wesentlich kälter ist als im Süden - vielleicht will man unnötigen Wärmeverlust durch die Mundöffnung verhindern?

  • Einleiten möchte ich meinen Post gerne einmal mit einem Zitat von Sokrates, welches ca. 2500 Jahre (!) alt ist:


    Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.


    Der Blick auf die Jugend und deren - angebliches - schlechtes Benehmen ist also nichts völlig neues!



    Auch ich habe meine 20 ersten Lebensjahre in einem Dorf mit ca. 2000 Einwohnern verbracht, ehe ich nun bereits seit über 6 Jahren in einer Stadt mit 200.000 Einwohner wohne. [ einzelgänger: Übrigens auch von Franken nach MV :grosses Lachen: und du hast völlig Recht, was den Mentalitätsunterschied angeht.]


    Im Dorf ist es aber auch so, dass zwar gegrüßt wird und denen, die man wirklich kennt, sowie den Nachbarn geholfen wird. Auch wird selbstverständlich gegrüßt und geplaudert, aber selten ist das doch wirklich nur aufrichtig gemeint und man grüßt eben aus Prinzip.
    Vor Allem wird auch sehr viel getratscht und über andere Menschen gesprochen, bis gelästert. Auch die Neugierde, die so manche Dorfbewohner an den Tag legen ist teilweise unverschämt! So manche Tratschtante ist besser informiert als es die Stasi wäre. :verärgert:


    Auch Vorverurteilungen und Ausgrenzung gibt es in Dörfern natürlich, sollte man nicht vergessen!


    Ein simples Beispiel: Immer wenn ich zu Hause zu Besuch bin und zum Bäcker einkaufen gehe werde ich jedes Mal gefragt, ob ich denn eine Freundin habe:
    Mal ehrlich, wen geht das was an?
    Soll ich dieser Frau wirklich erzählen, dass ich vll. gerade seit einem 3/4 Jahr eine Freundschaft mit Extras führe? Es halt einfach nicht für eine richtige Beziehung, mit gemeinsamer Zukunft reicht, man aber denoch monogam lebt?


    Würde ich das sagen, würde die Tratschmaschinerie anspringen und solche Gerüchte und Vorverurteilungen verbreitet, dass ich die nächsten Tage das Dorfgespräch wäre. Will gar nicht wissen, was wäre, wenn einer sich da jemand als homosexuell outen würde.


    Im Übrigen hat auch ein Dorf seine "Dorfasos" (verzeiht bitte dieses herabwürdigende Wort), die genauso abgegrenzt werden und denen es auch an den fürs Dorf passenden Umgangsformen fehlt, ihnen tritt man aber ebenso entgegen.


    Außerdem hat sich natürlich auch das Dorfleben verändert, es ging eben nicht mehr jeder auf die Dorfschule, oder ist mit allen aus dem Dorf kilometerweit zur nächsten Schule - bei Wind und Wetter - gelaufen. Also ist auch diese Dorfstruktur mittlerweile etwas aufgebrochen, die zunehmende Mobilität hat ihr übriges dazu getan, dass auch Menschen aus anderen Regionen hinzukommen und nicht jeder wird ins "Dorfleben" integriert.



    Und nun zur Stadt:


    Ich kann hier einfach nicht jede Person die mir begegnet grüßen, es sind einfach zu viele Menschen.


    Aber denoch sehe ich es oft genug, dass doch einige Menschen vernünftige Umgangsformen haben, was auch gar nicht so selten ist. Da steht man in der Straba auf um einer alten Frau einen Platz frei zu machen, hilft mal was tragen, darf an der Kasse auch mal vor, wenn man nur einen Artikel hat (aber das ist hier in der Stadt leider seltenener).


    Mangelnde Umgangsformen würde ich übrigens in meiner Stadt eher der 60+ Fraktion vorwerfen. Ein paar Beispiele:
    An einer der Cityhaltestellen wollen normalerweise gut die Hälfte der Fahrgäste aussteigen. Anstatt wie alle anderen normal auszusteigen musste eine alte Frau - weil sie ja alt ist und das darf - sich unbedingt an allen vorbeidrängen, obwohl alle bereits da stehen und aussteigen wollen. Diese Frau hatte nicht nur mich angerempelt, sondern auch alle anderen, die ihr in die Quere kamen. Bei ihrer rücksichtslosen Aktion hatte sie auch zwei Speichen meinen Miniregenschirms, welcher sogar zusammengefaltet war umgeknickt und er war dann kaputt.


    Oder neulich, ebenfalls in der Straßenbahn, ich sitze da, fast der komplette Wagen ist frei, ich habe ausnahmsweise zwei Plätz belegt, da ich ein Paket gefüllt mit teurer Elektronik dabei hatte, sowie eine Tasche gefüllt mir zahlreichen Büchern meiner letzten Seminararbeit, das sind Fachbücher, die ziemlich teuer sind und die ich zurück in die Bib bringen wollte.
    Eine alte Frau steigt ein, ich denke mir nichts dabei, sind ja fast alle Plätze frei. Sie kommt in meine Richtung und droht tatsächlich sich auf mein Paket zu setzen :staun: Kriegt kein Wort heraus, woraufhin ich meine: "Entschuldigen sie, aber sein sie doch so nett und sagen oder fragen sie doch bitte" Ihre Antwort: "Aber das sieht man doch". Woraufhin ich sage, ob sie denn so nett wäre und nicht den freien Einzelplatz 50cm neben ihr nehmen könnte, oder den Platz mir direkt gegenüber, wo ebenfalls noch ein Platz neben einem netten Mädchen frei ist. "Nein! Kann sie nicht!" "Das das ja unmöglich von mir sei und ob ich denn wisse, was Schmerzen seien?!" Keine Ahnung, aber ihre Schmerzen wäre vermutlich 50cm neben mir unerträglich gewesen :peinlich:.
    Ich Depp nehme auch noch aus Reflex meine Sachen weg und versuche sie so gut es geht irgendwie auf meinem Schoß zu halten, weil der Boden nass war, konnte ich da nichts ablegen... Ich habe gebrodelt vor Wut über diese Rücksichtslosigkeit und Dreistigkeit von dieser Frau, nur meine guten Manieren haben dafür gesorgt, dass ich nicht verbal ausfallend wurde.


    In der Bahn sind irgendwie die alten Leute wirklich die Schlimmsten, ein Jugendlicher oder jemand in meinem Alter hatte mich noch nicht weggeschoben oder ist mir auf die Füße gelatscht oder hat mich gnadenlos mit vollen Körpereinsatz aus dem Weg gerammt.



    Zum Selbstschutz gehört es in der Stadt auch, generell weniger hilfsbereit zu sein, was meist auf Erfahrungswerten basiert. Hatte anfangs, als Landei natürlich Menschen Hilfe angeboten, wenn sie so aussahen, als ob sie welche gebrauchen könnten. Tja, nur waren das irgendwie alles undankbare alkoholisierte Menschen, die einen dafür beschimpft und angepöbelt haben. Also habe ich es zukünftig sein lassen.


    Zu deinem Beispiel mit dem Kind sei noch etwas gesagt: In Zeiten, in denen man als Mann unter Generalverdacht steht, falls man als Fremder einem kleinen Mädchen hilft, kann ich verstehen, dass man das nicht macht, wenn noch andere Menschen vor Ort sind (Anspielung darauf, dass man bei manchen Fluglinien als Mann nicht neben alleinreisenden Kindern sitzen darf). Genauso habe ich schon gesehen, dass Menschen einen solchen weinenden Kind geholfen haben und dann die Mutter oder der Vater ankam und diese dann angegangen ist, was sie da mit dem Kind machen, warum es weint und völlig ausgerastet sind...


    Da gab es auch einmal eine Doku zu dem unterschiedlichen Verhalten von Menschen und deren Verhalten in einem Dorf und in einer Stadt, war von der BBC, muss mal suchen, vll finde ich noch etwas.


    Kurze Zusammenfassung:
    - Auch in einem Dorf bedeutet Freundlichkeit nicht, dass es tatsächlich freundlich gemeint ist.
    - Manieren gibt es auch in der Stadt, allerdings ist man vorsichtiger um sich vor Gefahren für einen selbst zu schützen.
    - Alte Menschen neigen auch dazu keinen Respekt und keine Herzlichkeit zu zeigen.
    - Der Wandel der Gesellschaft und auch die erhöhte Mobilität führte dazu, dass auch dörfliche Strukturen aufgeweicht werden und es anonymer wird.
    - Es war früher sicher nicht so unglaublich viel besser, sonst würde es dem Eingangszitat nach heute sehr schlimm aussehen und keiner könnte sagen, dass es damals ja so viel besser war.



    Nachtrag:
    Hier der Link zu der Doku, die ich meinte:
    http://www.youtube.com/watch?v=l9ru045401I


    Ich hoffe das ist nicht zu sehr OT, sollte aber ein paar Sachen erklären.

  • Zitat

    Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.


    Das Zitat ist klasse, zeitlos gut! :)


    Moin im Thema,


    ich danke euch für die Antworten, ich habe diese sehr gerne gelesen. Als Schüler in einem Internat in Hessen lebten wir Schülerinnen und Schüler in sog. "Familien". Diese Familien bestanden aus etwa 8-12 Schülerinnen und Schülern. Das "Familienoberhaupt" war jeweils ein Lehrer, oder eine Lehrerin. "Soziale Kompetenz"/eigenes Verhalten innerhalb der Familie wurde sehr streng bewertet, es wurde dafür auch eine Schulnote vergeben.


    Wer sich in diesen Familien schlecht benahm, der fiel sehr schnell unten durch, das konnte bis zu einem Verweis von der Schule führen, und das ist nicht nur einmal so passiert.


    Viele von uns Schülern waren Einzelkinder, auf deutsch verwöhnte Rotzblagen, und diese Verwöhntheit wurde uns dort im Internat sehr schnell ausgetrieben. Ich empfand die Jahre auf dieser harten Schule damals als eine Qual, aber im Nachhinein betrachtet waren es ganz sicher die wichtigsten und besten Jahre meiner Schulzeit.


    Es war eine gute Lehre für das spätere Leben, sich auch einmal unterordnen zu müssen, nicht immer den eigenen Kopf durchsetzen zu können. Unsere damaligen Lehrer waren knallhart, durch die Bank stramme Pauker, und gleichzeitig als Familienoberhäupter auch eine Art "Ersatzeltern".


    "Zuckerbrot und Peitsche", das war das Prinzip dieser Schule, hart, aber gerecht, so waren die Lehrer, und es war gut so!


    Bescheidenheit und Rücksichtnahme, das wurde uns eingedrillt, und es hat den meisten von uns Schülern nicht geschadet, im Gegenteil, noch heute weiß ich die damalige "Härte" unserer Lehrer zu schätzen.


    Später in der Bundeswehr habe ich Kameraden erlebt, die an dem Drill und der Unterordnung gew. "zerbrochen" sind, einige Kameraden konnten sich ganz einfach nicht anpassen, und wurden dementsprechend von den Vorgesetzten schikaniert. Für mich selbst war die Zeit in der Bundeswehr ein Zuckerschlecken, die Jahre in dem Internat waren sehr viel härter, die beste "Schule" für ein späteres Leben.


    Heute habe ich ein sehr einfaches Prinzip, ich würde es als "Zurückhaltung" bezeichnen, und ich fahre gut damit, das beinhaltet Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, und ein offenes Herz, und das ist mir sehr wichtig.


    Euch eine gute Zeit, danke fürs Lesen. :)


    Gruß


    Michel

  • Zitat von Überlebenskeks;110698

    Oder neulich, ...
    Eine alte Frau steigt ein, ..
    In der Bahn sind irgendwie die alten Leute wirklich die Schlimmsten, ...
    - Alte Menschen neigen auch dazu keinen Respekt und keine Herzlichkeit zu zeigen.


    Irgendwie sind also die alten Leute die schlimmsten, weil dir das einmal passiert ist ? Wow. So schnell möchte ich auch eine Meinung bilden können und "Neigungen" ganzer Alterklassen zu identifizieren. Deshalb mein dislike, Pauschalisierungen dieser Methodik werden dich kaum zu einem Menschenfreund machen, mit so einer Einstellung bist du dir selbst der Nächste und bleibst es auch. Was ich dir nicht wünsche.


    on topic
    Meine Erfahrungen sind gemischt, über alle Altersklassen, alle Bildungsschichten, mit und ohne Alkohol-/Drogeneinfluß, mit und ohne Kinderbegleitung, über alle gefahrenen Auto-Marken, im Dorf wie in der Stadt.


    Mit Freundlichkeit fährt man nicht nur besser, man lebt besser. Deswegen laufe ich noch lange nicht mit einem Grinsen im Gesicht herum und dränge einen Tageszyklusgruß auf. Augenkontakt, ein Gruß, ein Lächeln, so einfach können Begegnungen sein. Mit "alten" Menschen tue ich mich tatsächlich leichter als Jugendlichen, die nur Augen für ihr Handy haben. Kleinere Kinder haben noch den offenen Blick für ihre Umgebung, wie oft diejenigen in Rente, die ihre Nachbarn sehen und über den Smalltalk hinaus, Dinge ansprechen und ansprechbar sind.


    Die Grantler gibt es in jeder Altersklasse, egal wo der Frust herkommt, der eine Kommunikation behindert, sei es nur das Grüßen, sei es das Anbieten von offensichtlich benötigter Hilfe. Einen schlechten Tag hat jeder. Daraus Schubladen zu füllen und sich das Leben mit Schubladendenken "zu einfach" zu machen, ist eine verständliche Methode, das eigenen Leben zu strukturieren. Das mache ich selbst unter Druck und im Stress. Aber hinterher spreche ich die Leute an, entschuldige mich und bringe die Sache ins Reine. Man muss nicht als inkarnierter Engel leben und seine Hilfsbereitschaft ausnutzen lassen. Was aus meiner Erfahrung hilft, ist das Erklären, Gründe und Motive rauslassen. Dazu muss man sich nicht nackt ausziehen und Stasi-Gründlichkeit an den Tag legen. Andeutungen reichen und werden i.d.R. akzeptiert. STASI ist eine ganz andere Schiene als die Neugier von Tratschtanten. Mein zweiter Grund für dislike, eine staatliche Kontrolle auf allen Ebenen ermöglicht kein Ausweichen, kein normales Leben mehr, zerstört das Grundvertrauen in jegliche Beziehung. Einem nervigen Tratschonkel (auch das gibt es) gebe ich schon mal freche Antworten, in dem Alter bin ich schon, dass ich es mir erlauben kann, wie ich eine Formulierung zustande bringe, díe meine Frechheit noch als Höflichkeit verkauft.


    Nota bene, eine Lebensweisheit verpackt im Text von Rare Earth: Smiling Faces


    "Smiling faces sometimes
    Pretend to be your friend
    Smiling faces show no traces
    Of the evil that lurks within


    The truth is in the eyes
    'Cause the eyes don't lie, Amen
    Remember, a smile is just a frown turned upside down
    My friend, so hear me when I'm saying


    Smiling faces, smiling faces sometimes
    They don't tell the truth
    Smiling faces, smiling faces
    Tell lies and I got proof


    Beware, beware of the handshake that hides the snake
    Beware, beware of the pat on the back
    It just might hold you back
    Jealousy, jealousy, misery, misery
    Envy, envy, I tell you, you can't see behind


    Your enemy won't do you no harm
    'Cause you'll know where he's coming from
    Don't let the handshake and the smile fool ya
    Take my advice I'm only try' to school ya"

  • Zitat

    Mit "alten" Menschen tue ich mich tatsächlich leichter als Jugendlichen, die nur Augen für ihr Handy haben


    Wow, so schnell möchte ich auch eine ganze Altersgruppe pauschalisieren können...

  • Ja man neigt dazu schnell zu pauschalisieren... aber wenn man nur sucht wird man immer wieder, in jeder Altersgruppe, auch andere finden. Egal um was es geht.
    Ich erwische mich aber auch ab und zu dabei :anxious_face_with_sweat: Wenn gleich ich auch sagen muss das bestimmte Pauschalisierungen die man abgibt oft zutrifft bzw. es eine gewisse wahrscheinlichkeit da ist das es zutrifft(zB alle Jugendliche schauen nur auf ihre Handys). Man würde ja auch nicht pauschalisieren wenn man nicht (subjektiv) den Eindruck hat das dem so wäre.

  • Hallo Crueso,
    ich möchte dich gerne einmal auf zwei deiner Zitate hinweisen, die in sich völlig widersprüchlich sind:

    Zitat

    Irgendwie sind also die alten Leute die schlimmsten, weil dir das einmal passiert ist ? Wow. So schnell möchte ich auch eine Meinung bilden können und "Neigungen" ganzer Alterklassen zu identifizieren. Deshalb mein dislike, Pauschalisierungen dieser Methodik werden dich kaum zu einem Menschenfreund machen, mit so einer Einstellung bist du dir selbst der Nächste und bleibst es auch. Was ich dir nicht wünsche.



    Zitat

    Mit "alten" Menschen tue ich mich tatsächlich leichter als Jugendlichen, die nur Augen für ihr Handy haben.



    Also eine – in deinen Augen – von mir vorgenommene Pauschalisierung verurteilen, gleichzeitig aber selbst eine Pauschalisierung vornehmen?

    Ich glaube du hast nicht so ganz verstanden worauf ich mit meinem Post hinaus wollte. Ich wollte klar und deutlich machen, dass auch (und dieses „auch“ hast du scheinbar übersehen) alte Menschen dazu neigen sich Rücksichtslos zu verhalten.
    Es somit einfach nicht stimmt, als würden die jungen Menschen Gedeih und Verderben auf die Welt bringen

    Und ja, meiner Erfahrung - hier in dieser konkreten Stadt – nach sind mir beim einkaufen, oder Bahn fahren verstärkt alte Menschen aufgefallen, übrigens in der Mehrzahl Frauen.
    Allerdings muss ich auch sagen, dass ich gegenüber Kindern nachsichtiger bin, ist ja auch klar, sie verfügen noch nicht über diese Lebenserfahrung, welche ein älterer Mensch besitzt. Ein Kind weint eben mal, ein Kind ist euphorischer und lauter als ein Erwachsener und ich finde das gehört zur Kindheit einfach dazu. Auch ist mir klar, dass ein Kind erst noch dabei ist gesellschaftliche Normen zu erlernen. Bei jemandem, der aber schon mehr als z.B. 60 Jahre alt ist, sollte es doch bitte möglich sein.

    Beispiel, dass zumindest bei mir oft genug passiert:
    Ein Kind stößt mich leicht beim an der Kasse anstehen mit dem Wagen an. Kein Ding, da es nicht absichtlich geschieht und das Kind gerade im Übermut herumtollt, die Mutter oder der Vater unterbinden das dann auch immer sofort.
    Ein älterer Mensch macht selbiges und das nicht nur einmal, dann gibt es natürlich einen bösen Blick von mir, der hatte bislang auch immer gereicht. Es gibt genügend, die einem dermaßen auf die Pelle damit rücken und einen anrempeln, keine Ahnung wieso, schneller wird dadurch auch nicht kassiert. Bei so einem Fall erwarte ich aber, wenn es unabsichtlich und einmal geschieht von einem erwachsenen Menschen, dass er ein simples „Entschuldigung“ herausbringt und nun etwas achtsamer ist. Das passiert schon oft genug nicht...
    Dann gibt es auch noch die, die den Wagen scheinbar als Druckmittel (im wahrsten Sinne des Wortes) benutzen und notorische Auffahrer zu sein scheinen. Dies waren übrigens bei mir bislang hauptsächlich Rentner, womit ich aber nicht sagen will, jeder Rentner verhält sich so!

    Irgendwann werde ich wohl einmal den Spruch loslassen, dass ich gut verstehen kann, dass sie es so eilig haben, immerhin ist ihnen ja scheinbar der Tod schon ganz dicht auf den Versen :grosses Lachen:


    Zitat

    Was aus meiner Erfahrung hilft, ist das Erklären, Gründe und Motive rauslassen. Dazu muss man sich nicht nackt ausziehen und Stasi-Gründlichkeit an den Tag legen. Andeutungen reichen und werden i.d.R. akzeptiert. STASI ist eine ganz andere Schiene als die Neugier von Tratschtanten. Mein zweiter Grund für dislike, eine staatliche Kontrolle auf allen Ebenen ermöglicht kein Ausweichen, kein normales Leben mehr, zerstört das Grundvertrauen in jegliche Beziehung. Einem nervigen Tratschonkel (auch das gibt es) gebe ich schon mal freche Antworten, in dem Alter bin ich schon, dass ich es mir erlauben kann, wie ich eine Formulierung zustande bringe, díe meine Frechheit noch als Höflichkeit verkauft.



    Tut mir Leid, aber ich sehe meine Beziehungsangelegenheiten als eine private Sache an, wenn du natürlich so etwas erklären möchtest um deine Motive zu schildern, dann viel Spaß.

    Es ging bei meinem Kommentar zur Stasi rein darum, wie gut sie informiert sind, nicht mehr, du hast in meinen Post viel zu viel hineininterpretiert :face_with_rolling_eyes:

    Speziell mit dem, was ich zum Dorfleben gesagt habe, wollte ich dieser hier häufig anzutreffenden Verklärung des Dorflebens entgegentreten. Nur weil man es sich schön redet ist es noch lange nicht so!

    Jemand der „anders“ ist, wird in einem Dorf meist ausgegrenzt. Auch in einem Dorf gibt es einen Verhaltenskodex, ebenso wie in einer Stadt.

    Und auch Tratschen kann verletzen und auch in Mobbing umschlagen. Konnte man im 17. Jhdt z.B. einer Frau andichten, dass sie eine Hexe sei, so nutzt man heute eben andere Mittel, die zwar nicht mehr auf den richtigen Scheiterhaufen führen, dafür aber auf einen sozialen Scheiterhaufen. Jeder im Dorf kennt z.B. die örtlichen Dorfmatratzen, mit so einer näher zu verkehren oder eine Beziehung einzugehen wäre problematisch.
    Ebenso gibt es auch in einem Dorf teilweise auch sehr lange zurückliegende Fehden zwischen verschiedenen Familien, die teilweise ein Dorf spalten können.

    Nein, auch in einem Dorf ist nicht alles „Friede, Freude und Eierkuchen“ und alle haben sich lieb, sondern es kann einen sehr starken und schwer belastetenden sozialen Druck geben, der auf einzelnen Personen lasten kann.


    Wieder zu viel geschrieben... Aber ich hoffe, dass du nun weißt, worauf ich hinaus wollte.

  • Zitat

    Nein, auch in einem Dorf ist nicht alles „Friede, Freude und Eierkuchen“ und alle haben sich lieb, sondern es kann einen sehr starken und schwer belastetenden sozialen Druck geben, der auf einzelnen Personen lasten kann.


    Natürlich, das ist so, aber die gegenseitige "Neugier" der Nachbarn kann auch eine kleine Hilfe sein...


    Mir wurde von Nachbarn hier im kleinen Dorf sehr geholfen, in einer schweren Situation, die für mich lebensbedrohlich war. Der Nachbar fuhr mich spätabends mit seinem Auto in die Klinik, mit Vollgas, Verdacht auf einen Herzinfarkt.


    Ich halte wenig Kontakt zu den Nachbarn, "leben, und leben lassen...!" ist meine Devise, ich nerve nicht, und will nicht genervt werden. Aber ich bin jederzeit hilfsbereit, in einer Notlage sofort, das ist die Regel.


    Das "Dorfleben" ist meine Sache, ich möchte nicht anders leben, die manchmal zu intensive "Nähe" finde ich gut, die Nerverei geht mir links vorbei, es gibt Schlimmeres im Leben...


    Gruß


    Michel

  • Diese vielleicht als eine Art "soziale Kälte" erlebte Erfahrung in großen Städten kann man auch genießen...
    Wenn ich allein im Grünen unterwegs bin und treffe einen anderen Menschen wird mindestens gegrüßt, wahrscheinlich auch geredet und mit Sicherheit in einer Notlage geholfen. Das ist schön.


    Will ich aber wirklich allein sein und meine Ruhe haben, dann gehe ich dahin wo viele Menschen sind - denn nirgendwo ist man so einsam und allein wie in einer großen Stadt. Hier beachtet/sieht mich niemand, ich bin praktisch unsichtbar.
    Manchmal mag ich das.


    Ich denke Survival wie Alltagsleben ist mind. 70% Psychologie. Wenn meine Einstellung und meine Motivation, meine Betrachtungsweise der Welt für mich gut ist, dann nehme ich die Welt wie durch eine rosa Brille war.


    Wir nehmen die Welt ja immer "durch eine gefärbte Brille" war. Entscheident ist es, auf die Farbe Einfluss nehmen zu können/wollen. Die meisten Menschen hegen keine "bösen" Absichten, wenn sie kalt wirken, dann hat das eine Ursache und einen Zweck. Meist spielt Angst dabei eine Rolle...


    So, das war mein Senf dazu:)


    Gruß wetterwachs

  • Es sagt ja auch niemand, dass das Dorfleben automatisch schlecht ist und wirklich jeder rumtratscht oder Böses im Schilde führt.


    Wenn jemandem das Dorfleben gefällt ist das super, nur für mich wäre das irgendwie nichts, da es mir im ländlichen Bereich einfach an Kultur fehlt, ich möchte eine Oper oder ein Theaterstück sehen können, mal ein Museum und andere Ausstellungen sehen können... Die Auswahl an Restaurants (gutes Sushi ist schwer zu finden) und Cocktailbars ist natürlich auch schön.


    Ein guter Nachbar kann man übrigens auch in der Stadt sein. Ich hatte bis vor ca. 1 1/2 Jahren ein altes Ehepaar in meinem Haus wohnen, welche auch wie ich im obersten Stockwerk wohnten. Die gute Frau war wirklich entzückend und man hat auch mal kurz geplaudert und sich natürlich auch gegrüßt.
    Ich habe ihr die Haustür aufgehalten, wenn sie mit ihrem Gehwagen kam und auch die Einkäufe mit nach oben getragen, wenn wir uns zufällig am Hauseingang begegneten.


    Auch als ihr Mann leider Altzheimer erkrankt ist und rapide abgebaut hatte, hatte ich ihn beruhigt und wieder in die Wohnung gebracht, als er im Treppenhaus herumstand und darauf gewartet hatte, dass seine Frau wiederkommt.


    Als es ihm dann noch schlechter ging und er nicht mehr selbstständig war ist es ein paar Mal vorgekommen, dass er am Boden lag, so das ihn die arme Lady nicht alleine wieder in den Sessel oder ins Bett heben konnte, also wurde dann eben bei mir geklingelt und ich habe mit angepackt.


    Ein guter Nachbar kann man im Dorf oder in der Stadt sein.

  • Moin im Thema,


    vor einiger Zeit wurde ich von einer Übernachbarin (10 Hausnummern weiter...), einer Dame, wir kannten uns nur vom Sehen her, ebenfalls in eine Klinik gefahren. Wir kannten uns nur als entfernte Nachbarn hier im Dorf, die Dame kannte mich als täglichen Radler, der an dem Haus vorbeifuhr.


    Eine Schweizerin, hier im Ammerland mit einem Deutschen verheiratet, wir haben wenig Kontakt, aber wenn wir uns begegnen, sie in ihrem Van, und ich auf dem Fahrrad, dann winken wir beide sehr freundlich, eine sehr schöne Sache... :)


    Wir haben hier einige Schwerstbehinderte im Dorf, ein Mann in meinem Alter, beidseitig beinamputiert, dreht hier mit seinem Hund in einem Handrad jeden Tag seine Runden. Ein wortkarger Mensch, der Mann grüßt nicht gerne.


    Sein Ding, nachdem wir mit Rolli und Hund und Radel einmal zusammen gestossen sind, quetscht sich der Mann ein kleines "Moin!" aus dem Hals, aber meistens grüßt er nicht.


    Ich grüße den Mann weiterhin, kostet mich nix, und wenn er scheisse drauf ist, in seiner Situation verständlich.


    Gruß


    Michel

  • Zitat von Papa Bär;110717

    Wow, so schnell möchte ich auch eine ganze Altersgruppe pauschalisieren können...


    Zitat von Überlebenskeks;110765

    Hallo Crueso,
    ich möchte dich gerne einmal auf zwei deiner Zitate hinweisen, die in sich völlig widersprüchlich sind:
    ...
    Also eine – in deinen Augen – von mir vorgenommene Pauschalisierung verurteilen, gleichzeitig aber selbst eine Pauschalisierung vornehmen?

    Ich glaube du hast nicht so ganz verstanden ....


    Dazu will ich noch eine Bemerkung machen, da mir hier Pauschalisierung unterstellt wird. Ich sehe das etwas anders, ausgehend von einer singulären Erfahrung oder meiner Aussage mit dem "Leichter tun" kommt es bei einer Pauschalisierung darauf an, was aus dieser Erfahrung gemacht wird.


    Wo ich eine Pauschalisierung in meinem o.g. Beitrag vornehme, das wüßte ich gerne. Wo ich bspw. über Jugendliche Allgemeinsätze verbreite. In der Art und Weise von "Jugendliche sind die Schlimmsten oder neigen zu ...". Der Rest meines Beitrages macht doch deutlich, und zwar nicht zwischen den Zeilen sondern offen und direkt, dass ich keine Altersgruppe in eine Schublade packe. Wie soll ich es noch deutlicher sagen ?


    Ja, Widersprüche werden immer enthalten sein, weil wir (a) hier nur begrenzten Platz für Diskussion haben oder bereit sind zu nutzen oder (b) tatsächlich wir uns im Leben widersprüchlich verhalten, handeln oder sprechen. Wer in meinem Beitrag Widersprüche findet, danke für die Anmerkung, ich kann sie im konkreten Falle nicht erkennen.

  • Hängt halt einfach damit zusammen wie viel Menschen pro Quadratmeter leben. Ich würde es lästig empfinden wenn ich in der Fussgängerzone jeden Menschen grüssen müsste und vielleicht noch Smalltalk mit ihm zu führen. Mal ehrlich: Das geht in einer Grosstadt nicht. Lebst Du dagegen in Canada und der nächste Nachbar ca. 10km entfernt dann ist es das Normalste von der Welt sich zu grüssen, sich zu unterhalten und sich gegenseitig auszuhelfen.


    Viel mehr Sorgen bereitet mir in letzter Zeit wie manche Leute auch um kleinere Beträge kämpfen bis aufs Messer. Da werden alle Register gezogen gelogen, getäuscht, das gesamte soziale Netztwerk als Hilfestellung wird mit eingebunden.....usw. Da denke ich mir nur "ach du meine Güte. Wie sind solche Leute erst in einer richtigen Kriese drauf? Ich hoffe das sie dann endlich ihre Quittung erhalten...."