Was tun wenn...

  • Was tun wenn... (ich weiss nicht ob das der richtige Bereich für mein Thema ist, aber.)...


    wenn dein kleiner vier jähriger Neffe zu dir kommt und dich anfleht im etwas zu versprechen...


    Der kleine kam und sagte.. "Du musst mir etwas versprechen!!" ich sagte ihm.. "Wie kann ich dir etwas versprechen, wenn ich nicht weiss was ich dir versprechen soll?"
    Er wiederholte die Frage..." Du musst es mir verspechen!!" Ich versuchte ihm wieder zu erklären: "Ich kann dir nichts versprechen, wenn ich nicht weiss was ich dir versprechen soll...."


    Dann sagte er: "Du musst mir versprechen, dass du nie sterben wirst!"


    Da war ich total baff und musste mich von ihm wegdrehen, da mir die Tänen direkt in die Augen schossen... ich musste schlucken und wusste in dem Moment nicht genau was ich sagen sollte....
    Er sagte" Ich will auch nicht sterben".. Ich sagte ihm, dass er davor keine Angst haben muss, da er sehr jung ist...


    Was würdet ihr dem Jungen sagen?

  • Generell denke ich das solltest Du erst mal Deinen Bruder/Schwester (also Mama/Papa Deines Neffen) fragen. Ich würde einem Kind gegenüber zu einem solchen Thema nur nach Rücksprache mit den Eltern Auskunft geben.


    Was Du dem Kind dann ggf. sagst ist sicher sehr von Deiner / Eurer Weltsicht abhängig. Von eher technischen Erklärungen a la "nichts hält ewig - so auch Menschen" bis zu christlich geprägten Märchen "irgendwann gehen alle Menschen zum lieben Gott in den Himmel" ist das Feld sicher sehr weit.


    Ich persönlich habe als Kind den Tod als etwas natürliches zu verstehen gelernt, dadurch dass immer Tiere (auch solche mit einer kurzen Lebenserwartung) im Haus waren. Das beobachte ich auch bei den Kindern von Freunden. Diejenigen welche Tiere halten die öfter mal sterben brauchen da nicht viel zu erklären, es gehört von Anfang an dazu.

  • Warum fragt ein 4-jähriger Junge so etwas?


    Das wäre die Frage die ich mir und dem Buben stellen würde!


    Welchen Auslöser gab es hierfür?
    Gab es ein Todes-Ereignis, z.B. den Tod eines Nachbarn, Bekannten oder vielleicht auch nur eines kleinen Tieres?


    Generell tendiere ich bei Gesprächen mit Kindern zur Wahrheit. Ich würde nichts versprechen, was ich nicht halten kann und auch nichts verklausulieren.


    Auf alle Fälle bist du deinem Neffen wohl wichtig, sonst hätte er nicht diese Angst um dich.


    Tsrohinas

  • Ich nehme die Frage oder Bitte nach dem Versprechen nicht so tragisch.
    Mein Enkel (4 Jahre) ist nun auch in einer Phase, in der er nach Leben und Tod fragt. Seine Mutter sagte ihm dann, sterben, sei wie einschlafen, ohne wieder aufzuwachen. Worauf dann der junge Mann nicht mehr ins Bett wollte :peinlich:


    Ich erinnere mich an meine Älteste (die Mutter des Enkels). Als sie sich mit dem Thema beschäftigte - es muss wohl im gleichen Alter gewesen sein - sah sie mal eine Spinne auf dem Borden. Sie betrachtete sie ganz genau und zertrat sie dann. Meine Frau war ganz aufgeregt und erzählte mir die Geschichte. Ich ging davon aus, dass sie "den Tod einfach mal sehen wollte". Wir griffen das ganz kurz auf, erzählten ihr, dass die Spinne auch gerne gelebt habe und ihre Funktion in der Natur hatte. Sie solle das bitte nicht mehr tun. Thema erledigt, auch dann für die "Kleine".



    Ich gab in einer ähnlichen Situation, wie Du sie beschreibst, mal sinngemäss die folgende Antwort:
    "Weisst Du, alles in der Natur muss einmal Platz machen. Stell Dir vor, wenn keine Blumen verwelken, keine Bäume oder Tiere sterben würden, nur immer neue geboren würden. Da gäbe es dann irgendwann keinen Platz mehr auf dieser Welt. Dann könnten ja gar keine jungen Tiere, Menschen geboren werden, keine neuen Pflanzen wachsen.
    Und so machen wir alle irgendwann Platz für neue Kinder, neue Bäume etc.
    Aber weisst Du: Ich bin ja noch recht jung. Mach Dir keine Sorgen, dass ich bald sterben werde. Ich bin mir sicher, dass wir noch sehr viel wunderschöne Zeit miteinander verbringen werden. Ich hab Dich sehr lieb und wenn ich irgendwie kann, dann werde ich auch noch lange bei Dir bleiben."


    Das kam recht gut an.


    Nach der Scheidung - die für die Kinder besch... war meinte mal mein jüngerer Sohn (damals ca. 9-11 Jahre alt) : "Gell Papa, wenn wir dann beide tot sind, sind wir wieder zusammen."
    Auch da verwies ich ihn darauf, dass wir auch so noch Zeit füreinander hätten, weniger zwar als früher, deswegen aber nicht weniger wertvoll. Und da wir beide nicht wüssten, was nach dem Tod sei, sei es doch wohl besser, dass wir die jetzige Zeit zusammen geniessen würden. Und dann nahm ich ihn in den Arm und wir gingen eine Weile Hand in Hand.




    Ich meine, dass es in dem Alter absolut normal ist, das Thema anzusprechen und da natürlich auch mal Angst zu haben, das zu verarbeiten. Einen Grund für eigene Tränen sehe ich da nicht.


    Vorschlag: Reagiert nicht zu stark, nicht geschockt oder zu unsicher. Das würde die Angst nur verstärken und allenfalls ein Tabuthema entstehen lassen. Da irgendwas zu verstecken betrachte ich als falsch. Eine kurze Antwort, die auch beruhigt. Und wenn sich daraus ein Gespräch ergibt, dürfte das zu den Besseren gehören.


    Als Prepper etc. sollten wir uns ja meiner Meinung nach eh schon mit dem Tod, vor allem dem eigenen Tod auseinandergesetzt und ihn hoffentlich als Teil des Lebens akzeptiert haben. Das heisst ja nicht, dass man ihn herbeisehnt, sondern ihn einfach als natürlich, zum Leben gehörend und wahrscheinlich sogar als eine der wenigen sinngebenden Tatsachen im Leben akzeptiert.



    Andere Signale - dann wohl aber erst deutlich später - würde ich auch ernster nehmen.



    Bernie

  • Hallo Uwe 223,


    ein ganz spannendes Thema. Ja, im Alter von etwa 4 Jahren begreifen Kinder das Konzept von Leben und Tod. Mein Vorschlag wäre, damit ehrlich und gelassen umzugehen. Für ein Kind ist Zeit ewig, bis zum Geburtstag in zwei Monaten vergehen gefühlte Jahrhunderte. Da kann man eigentlich zeigen, dass der Tod beinahe unendlich weit weg ist. Da kann man auch Verlustängste nehmen. Schau mal, bis ich wahrscheinlich sterbe, bist Du ein Mann, hast eine Frau und eigene Kinder, die älter sind als Du heute.


    Was den eigenen Tod angeht. Ich würde da neben dem "Ewigkeitsargument" der Kindheit, die sich 70-80 Jahre gar nicht vorstellen kann, den guten alten Epikur auspacken. Schau mal, vor fünf Jahren gab es Dich noch nicht. War das schlimm? Hat Dich das gestört? Hat das weh getan? Wenn es Dich oder mich einmal nicht mehr gibt, wird es uns genauso wenig stören. Es wird nicht weh tun. Wir werden nicht darunter leiden.


    Kinder sind übrigens geborene Philosophen. Das Nachdenken wird ihnen meist durch (schlechte) Erziehung ausgetrieben.


    Meint



    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Vielen Dank für eure Antworten.. das ist wirklich ein schweres Thema.. wir konnten uns alle diese Frage nicht erklären, da keiner im Bekannten Kreis gestorben ist.


    Wir fragen uns, warum er diese Frage stellte...


    Die Erläuterung von Waldschrat gefällt mir sehr gut.. :)

  • Zitat von uwe223;128683

    Wir fragen uns, warum er diese Frage stellte...


    Warum sollte er sie nicht stellen? Kinder stellen Fragen zu eigentlich allen Themen und sind dabei recht unvoreingenommen. Ob der konkrete Auslöser nun eine Geschichte war, ein Gespräch, dass er aufgeschnappt hat oder vielleicht eine Unterhaltung mit einem anderen Kind, welches das Thema ansprach ist doch sekundär, oder? Beantwortet ihm die Frage ehrlich, aber natürlich kindgerecht.



    Für die meisten erwachsenen Menschen, so kommt es mir vor, ist der Tod etwas, über das man besser nicht spricht, das Thema ist vielen unangenehm, führt sofort zu Traurigkeit oder ist mit Tabus belegt. Das zeigt auch ein wenig deine erste Reaktion. :winking_face: Kinder sind da gottlob zunächst ohne Vorurteile und ihr habt nun die Chance, dass ihr ihm eine vernünftige, positive Erklärung geben könnt ohne ihm Angst davor zu machen. Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass wir alle irgendwann sterben, ich würde da nicht lügen. Die Richtung, die Matthias eingeschlagen hat gefällt mir, ehrlich, völlig selbstverständlich, aber mit einer positiven Grundaussage. Ebenso kann man natürlich auch die Religion bemühen und ein wie auch immer geartetes Leben nach dem Tod anführen, z.b. dass ein verstorbener Mensch "im Himmel" ist und aufpasst, auf einen hinunter sieht.


    Ich würde das aber auch den Eltern überlassen oder zumindest in Absprache mit Ihnen machen, sollte das Thema nochmal aufkommen.

  • Das haben viele Kinder ,ich habe in meiner Studienzeit als Tagesmutter gearbeitet und bin mit vielen Kindern zusammen gekommen und immer wieder hat eines der Kinder so ein Thema angebracht.


    Du darfst nicht vergessen der Tod ist allgegenwertig, im Fernsehen, auf der Staße , in der Familie und in Büchern(Kinderbücher)


    Kinder haben immer mal wieder große Verlustängste und können mit dem Tod auch nicht so viel anfangen , meine Tochter hat zB mal in der Schule 1 Klasse geantwortet als sie gefragt wurde wovor sie am meisten angst hat," das meinen Mama stirbt".


    Ich hab ihr einfach gesagt erstmal bin ich jung und stehe in der Blüte meines Lebens und dann stirbt man auch nicht so schnell. Und zweitens ist es wie mit Sponge Bob wenn der Gefatter Tod mich holen will Quatsche ich ihn in Grund und Boden, der schmeisst mich schneller


    wieder raus als ihm lieb ist:-) aber ich habe ihr auch gesagt :


    "Bis es mal soweit ist das ich sterbe ,dann bist Du schon eine ganz alte Frau mit ganz vielen Kindern und Enkelkindern."


    Das beruhigt die Kinder und lässt sie unbeschwert.


    Wenn dann doch mal ein Todesfall in der Familie eintreten sollte dann kann man immer noch dazu was erklären.


    Aber man sollte Kinder nicht mit zuviel negativen Gedanken überschwemmen, sie lernen noch früh genug was der Tod ist.


    Meine Tochter hat zB durch unseren Glauben eine lockere Haltung zum Tod gefunden und für die ist der Tod nichts weiter als ein neuer Anfang. lg

  • Zitat von Legend;128688

    Warum sollte er sie nicht stellen? Kinder stellen Fragen zu eigentlich allen Themen und sind dabei recht unvoreingenommen.
    ...
    Für die meisten erwachsenen Menschen, so kommt es mir vor, ist der Tod etwas, über das man besser nicht spricht


    Hallo Legend,


    genau deswegen sagte ich, dass Kinder die geborenen Philosophen sind, bis ihnen die Neugier und intellektuelle Unbefangenheit von den Erwachsenen und deren Tabus, Denkverboten und psychischen Befindlichkeitsstörungen ausgetrieben wird.


    Kinder stellen ganz unbefangen Fragen über "Tabuthemen". Verklemmt sind nur wir Erwachsene.


    Ich liebe es, wenn so ein vier- bis fünfjähriger Knirps mich ausfragt und ich auf einmal merke, dass meine als sicher geglaubte Antwort auf einem ziemlich fragwürdigen Fundament ruht, das ich besser noch mal überprüfen sollte. Das ist intellektuell oft anstrengender - und damit lohnender- als die Diskussion mit einem Erwachsenen. Ich habe dann auch kein Problem zu sagen: "Du, das weiss ich nicht, lass uns mal gemeinsam auf die Suche nach einer Antwort gehen."


    Kinder stellen oft auch die richtigen Fragen. Ich erinnere an Hans-Christian Andersen und sein Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Die entwaffnende Tatsachenfeststellung "aber der Kaiser ist ja nackt" kam von einem Kind.



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Kindermund tut Wahrheit kund


    ein Kind spricht aus was es denkt und spricht aus an was in ihm vorgeht



    ein Erwachsener verliert diese Gabe leider, aus Angst, falscher Scharm oder weil die Gesellschaft es so vorgibt "darüber spricht man nicht"


    wie oft hat man selber schon gemerkt, es wäre besser gegangen wenn man offen darüber gesprochen hätte, gerade in der Familie und in der Beziehung

  • Wichtiges Thema!
    Ich habe lange mit Krebskranken gearbeitet, in deren Familien dieses Thema natürlich sehr wichtig war.


    Zu dem, was hier bereits gesagt wurde, würde ich noch hinzufügen: Oft steckt eine spezielle Angst dahinter, z.B. dass das Kind dann ganz allein überleben muss. Es ist also auf jedenfall gut, auch zurückzufragen, was das Kind sich unter Tod vorstellt und wovor es genau Angst hat.


    Die kleinen Philosophen können das sehr gut in Worte fassen.


    Wir haben auf unserem Campingplatz im Nachbarzelt so eine kleine Philosophin, wir sprechen für unser Leben gern miteinander. So klar kann man ja als Erwachsener fast gar nicht mehr denken wie dieses knapp 6-jährige Mädchen!

  • Ich war nur sehr überrascht, dass der Junge das auf einmal fragte... ich hab das einfach nicht erwartet und es tat mir leid, dass er sich darüber wohl Gedanken machte...

  • Das muss Dir doch nicht leid tun.
    Ich halte das für eine absolut normale Entwicklung, die zeigt, dass das Kind denkt.


    Es bringt ja auch nichts, dass man den Kindern beibringt, die Realität auszublenden. Klar, kindgerecht, das ist wohl keine Diskussion.

  • Zitat von uwe223;128907

    Ich war nur sehr überrascht, dass der Junge das auf einmal fragte... ich hab das einfach nicht erwartet und es tat mir leid, dass er sich darüber wohl Gedanken machte...



    Hallo Uwe223,


    das sehe ich mal als ganz normale kindliche Neugier, die natürlich auch Ursachen haben kann, zum Beispiel die Oma eines Spielgefährten ist gestorben. Bei Kindern stecken da natürlich oft auch Verlustängste dahinter - die Eltern könnten sterben. Aber dazu hatte ich ja schon mal was geschrieben.


    Ansonsten lernen sie die Welt kennen - zunächst unendlich neugierig und ziemlich ohne Tabus, die werden ihnen erst später beigebracht.


    "Du Papa, die Eltern von drei meiner Kumpels aus dem Kindergarten glauben an drei verschiedene Götter, die Eltern eines vierten Kumpeln an keinen ... welcher ist denn nun der richtige?".


    "Du Mama, ich weiss ja, dass Du den Papa magst und ihn knuddelst, heute habe ich auf der Strasse zwei Männer gesehen, die sich geknuddelt haben ..."


    Da sind dann meiner Ansicht nach Eltern, Onkels und Tanten gefragt, den Kindern den Weg in eine offene und tolerante Gesellschaft zu ebnen. Erziehung eben.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Waldschrat;128934

    "Du Mama, ich weiss ja, dass Du den Papa magst und ihn knuddelst, heute habe ich auf der Strasse zwei Männer gesehen, die sich geknuddelt haben ..."

    Matthias


    Meine kleine Philosophin auf dem Campingplatz setzt sich zu uns an den Tisch und es entspinnt sich folgendes Gespräch:


    Sie: "Seid ihr Schwestern?"
    Ich: "Nein, wir sind Freundinnen".


    Sie: (denkt nach) "Seid ihr so gute Freundinnen, dass ihr zusammen im Bett schlaft?"
    Ich: "Ja"


    Sie: (denkt sehr lange nach) "Dann seid ihr also eine Familie?"
    Ich: "Ja, wir sind eine Familie"


    Vergnügt aß die kleine Philosophin ihren Kuchen auf. Wieder ein Welträtsel gelöst :)


  • Kinder sind manchmal einfach klüger als die Großen....




    Mein "Großer" ist fast vier und hat neulich auch meine Frau für tot erklärt, weil sie gerade eine autogene Übung gemacht hat und die Augen auf seine Ansprache hin nicht gleich öffnete.


    "Ich glaube, sie ist tot." sagte er zu seinem kleinen Bruder und beide gingen wieder spielen. :kichern:

  • Hallo,


    kenne eine Frau die nichts ueber den Tod und das Sterben hoeren will sonst bekommt sie Panikanfaelle. Mir ging es als Kind so aehnlich wie Bernies Enkel, hatte Angst vorm Einschlafen, sogar Magendruecken weil ich oft ans Sterben denken musste. Das ging bis ins Erwachsenenalter so, bis ich Christin geworden bin. Jetzt habe ich keine Angst merhr vor dem Tod, nur ein bisschen vor dem Uebergang...


    LG Heidi

  • Nicht der Tod ist das Unangenehme,sondern eventuell die Art in diesen Zustand zu gelangen.

  • Neulich gelesen:


    Zitat

    Wenn man tot ist, stört einen das nicht. Es ist nur schwer für die anderen. Das selbe gilt, wenn man blöd ist.