Fukushima 2013: "Das Schlimmste steht noch bevor"

  • Zitat von Mark Wilkins;144513

    Was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass das Hantieren mit Radioaktivität oder AKWs ungefährlich wären...


    Gruß,


    Jonathan


    Absolut korrekt Jo,


    ich habe am Tag meiner Geburt mein Todesurteil verkündet bekommen, Ich habe nur keine Ahnung, wann es vollstreckt wird.:)


    Epikureische und ganz gelassene Grüsse


    Matthias


    Ingenieur der Philosophie im Nebenfach studiert hat

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Naja - wie war das?


    Ich dachte die Bauern erledigen das mit dem Einsickern von Schwermetallen und Strahlern durch Düngemittel ins Grundwasser schon seit Jahrzehnten...und sind auch erfolgreich damit.... Uran im Grundwasser, und das allermeißte steckt schon nicht rückholbar im Acker....ich glaube da ist die Asse noch harmlos gegen...statistisch gesehen....wobei ich das auch nicht gutheisse!


    Gruß Endzeitstimmung

  • es wäre vermutlich interessant auszurechnen ob die Wahrscheinlichkeit höher ist, von einem Dachziegel, von einem Blumentopf oder von einem losen Ast im Wald erschlagen zu werden oder an einem Atomunfall, welcher Art auch immer, zu sterben.


    Vermutlich wären die Dachziegel und Äste gefährlicher als die Strahlung.


    Aber so sind die meisten von den Medien geschürten Ängste - Atom ist gefährlich, Sportschützen sind gefährlich, Raucher sind manchmal gefährlich (haben vermutlich noch eine zu gute Lobby)


    Darüber hinaus, viele beschweren sich ja auch, dass Deutschland nur so alte Meiler hat, und dass ein derartig altes Auto auch nicht mehr fahren würde...
    Soweit richtig, ja, aber zum einen sind derartige Anlagen für lange Zeiten ausgelegt und zum anderen würde ich mir auch kein neues Auto kaufen wenn ich damit rechnen müsste, dass es mir mit der nächsten Wahl oder dem nächsten Störfall weis Gott wo stillgelegt wird.


    Alte Meiler sind in Deutschland leider gewollt...


    lg, Mr.Burns


    PS: Jede Energieform hat ihr Risiko, Atomenergie ist sicher nicht die Ungefährlichste, die Gefahren von vielen Energieformen haben wir vermutlich noch nicht mal richtig erkannt. CO2 in der Atmosphäre, extremer Platzbedarf vieler erneuerbarer Energieformen, Lichtimpulse durch Rotoren, welche eventuell psychische Probleme verursachen sollen

  • Zitat von Mr.Burns;144521

    es wäre vermutlich interessant auszurechnen ob die Wahrscheinlichkeit höher ist, von einem Dachziegel, von einem Blumentopf oder von einem losen Ast im Wald erschlagen zu werden oder an einem Atomunfall, welcher Art auch immer, zu sterben.


    Vermutlich wären die Dachziegel und Äste gefährlicher als die Strahlung.


    Du dürftest Recht haben. Zu 99,99999 irgendwelche Nachommastellen Prozent. Mein Favorit ist allerdings die Stromerzeugung aus Kohle. Von den Todesopfern bei der Gewinnung bis zu der Radioaktivitätsfreisetzung bei der Verbrennung



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • So, ich muss mich nochmal zu meinem vorherigen Post äußern - die Grafik ist wohl eine "Fälschung", sie bezieht sich auf die Wellenhöhen nach dem Tsunami, nicht die Strahlung. (steht als Nachtrag zum dem Artikel auch auf der Seite). Werde mein Posting entsprechend editieren.


    Hier ist ein Artikel von der SZ bei dem es um die Verteilung der Radioaktivität im Pazifik geht, mit interessantem Video:
    http://www.sueddeutsche.de/wis…aktiven-wassers-1.1407573


    Die Simulation im Video geht aber offenbar davon aus dass der Zufluss von radioaktivem Wasser stoppt, das scheint ja leider überhaupt nicht der Fall zu sein, im Gegenteil :ohhh:

  • Schon Tesla wusste: Strom lässt sich aus vielerlei Quellen gewinnen, aber Geld nicht. Ich lese nur immer Atomkraft und Kohlekraft. Als wären wir noch in der frühen Industrialisierung. Erwähnt man jedoch einmal kurz den Coler Konverter, wird man entweder für verrückt erklärt, oder den Verschwörungsspinnern zugeordnet - oder aber die meisten Leute (etwa, die, die gerade Google geöffnet haben), wissen gar nichts davon.. Ich werde darum hier nicht auf diesen hinweisen. Freie Energie ist ein Mythos. Oder sie füllt keine Brieftaschen.


    Ich habe auf den letzten Seiten hauptsächlich von Atom- und Kohlekraft gelesen, und wie gefährlich diese Varianten sind. Wenn mein kleiner Sohn eine Rutschbahn herunter fährt und ich, bevor er den Boden berührt, seine Hand ergreife, kann man den Knall von dem kleinen Blitz auch in einiger Entfernung noch hören. Und es fegt höllisch. Erstaunlicherweise gelingt dieses Kunststück, ohne Verbrennung. Tesla hat die Energie überall gesehen. Und er hatte Visionen, wie man die statische Energie zwischen der Erde und der Ionosphäre nutzbar machen könnte.


    Man hat ihn für wahnsinnig erklärt und nie mehr etwas von ihm gehört.



    Ein schöner Scheiss, in den uns da unser Streben nach Geld getrieben hat, nicht? Wir haben genug Ressourcen und kluge Köpfe auf der Welt, aber alles innovative scheitert immer an: "Es kostet zu viel und bringt zu wenig Geld". Wie weit könnten wir alle sein, wenn wir Forschung und Wirtschaft trennen würden.

  • nun die freie energie ist schon da, aber sie wird totgeschwiegen, da sonst keiner mehr brennstoffe kaufen würde,
    und es dann keine einnahmen und erpressungsmittel mehr gäbe.....


    es wird damit schon während oder vor dem wk2 rumexperimentiert.....


    nun wir wissen so vieles nicht....


    aber ich glaube auch das der zeitpunkt meines ablebens schon bestimmt ist. ein paar mal wars knapp,
    aber es war nicht der richtige zeitpunkt.


    das weiss ich auch ohne studium:face_with_rolling_eyes:


    bin schon im leben durch die hölle gegangen, das prägt. um so froher bin ich zur zeit eine richtige luxuszeit zu haben,
    es fehlt mir an nix,(meine vielen erkrankungen mal nebenbei zu lassen)
    trotz grundsicherung.


    es macht mir sehr viel spass meine ausrüstung zu benutzten und erweitern durch meine argusaugen die immer das richtige sehn....
    mein reichtum besteht nicht aus geld und co,


    sondern durch stärkung der mentalität, und die fähigkeit,in krisen, das beste aus der situation zu machen. auch
    die vielen kleinen krisen im alltag.


    da sitze ich nicht rum, und zittere das fukuschima hochgeht...aber ein bestimmtes misstrauen ist schon angebracht,
    und die notwendigkeit sich ausreichend zu informieren...indem mal über den tellerrand geguckt wird.....


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Nur kurz:


    Zitat

    Tesla hat die Energie überall gesehen. Und er hatte Visionen, wie man die statische Energie zwischen der Erde und der Ionosphäre nutzbar machen könnte.
    Man hat ihn für wahnsinnig erklärt und nie mehr etwas von ihm gehört.


    Nikola Tesla war sicher ein großer Visionär und hatte hervorragende Ideen.
    Allerdings wurde er nicht für wahnsinnig erklärt...und ist, wie es nach dem Satz oben erscheinen könnte, nicht spurlos verschwunden...
    sondern hat seine letzten Jahre in Ermangelung von Geld in unterschiedlichen Hotels, Gaststätten gelebt und ist schließlich auch in einem Hotel verstorben.

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Hallo,


    da haben wir wieder verschiedenen Themen in einem Strang...


    - Energiegewinnung ist für den modernen Menschen, eigentlich seit der Zähmung des Feuers durch den Steinzeitmensch, von zentraler Bedeutung. Erst die Verfügbarkeit von Energie in der Hand des Menschen hat es ermöglicht, dass so etwas wie Zivilisation entstanden ist (mit all ihren Vor- und Nachteilen). Die meisten Kriege in den letzten Jahrhunderten wurden um Energie geführt.


    - Das Thema "freie Energie" würde ich ganz gerne ausklammern, es ist auch nicht besonders S&P-relevant. Physiker und Astronomen wissen, dass wir noch nicht alles wissen. Speziell die Kräfte im mikroskopischen (was hält Atome bzw. ihre Bestandteile zusammen?) und im makroskopischen Bereich (wie "überträgt" sich Anziehungskraft zwischen Sternen, Planeten etc. über Millionen von Kilometern durchs "nichts"?) werfen noch viele Fragezeichen auf. Wie funktioniert diese Fernwirkung? Warum funktioniert sie auch bei kleinsten Teilchen/Quanten (Stichwort Quantenverschränkung)?
    Das Problem bei den Jüngern der "Freien Energie" ist, dass sie so tun, als wüssten sie etwas, bzw. ersetzen sie Wissen durch Glauben und das hat noch nie funktioniert. Um das bisherige Fehlen von konkreten "Freien-Energie"-Nutzungen zu begründen, bemühen sie dann die wildesten Verschwörungstheorien. Da wurden Vorführmaschinen zerstört oder geklaut und verschwinden Erfinder. Naja.


    - Tesla war kein Irrer, sondern hat sich ernsthaft mit Elektrotechnik und Hochfrequenztechnik befasst. Teslas Lebensweg verlief sehr spannend. Zusammengefasst kann man sagen, dass Tesla im Wettstreit der beiden damaligen Elektrotechnik-Giganten Edison und Westinghouse zerrieben wurde. Tesla arbeitete zunächst für Thomas A. Edison und wechselte später zu Westinghouse. Edison und Westinghouse waren erbitterte Konkurrenten (Stichwort "Stromkrieg"). Tesla erfand quasi zeitgleich mit Ferraris das Drehstromsystem (die Netzfrequenz 60Hz in USA geht auf Tesla zurück). Später widmete sich Tesla der Hochfrequenz-Energietechnik, weil er wie besessen war von der Idee, Strom drahtlos zu übertragen. Er baute entsprechende Versuchsanlagen (Wardenclyffe Tower), unterschätzte aber technische Probleme und ruinierte sich finanziell dabei. Nach einem Durchhänger (Pleite, Alkoholismus) startete er wieder durch, erfand u.a. die nach ihm benannte Teslaturbine (eine Pumpe für den Bergbau) und das Tesla-Stromventil (ein Gleichrichter). Als Pensionär verarmte er und Westinghouse fütterte ihn mit einem Beratervertrag durch, die letzten Jahre seines Lebens beschäftigte er sich mit eher phantastistschen Strahlenkanonen, bis er 86jährig starb. Mit 12 Ehrendoktortiteln, über 100 Patenten und der nach ihm benannten Einheit für die magnetische Flussdichte, kann sich sein Ingenieursleben durchaus sehen lassen. Er verschwand auch nicht und wurde auch nicht für verrückt erklärt. (Quelle)


    - Zum Schadenspotenzial von Atomenergie (und damit zurück zum Thema!): Radioaktivität ist unsichtbar und arbeitet im Verborgenen, wenn man mal von den massiven direkt feststellbaren Auswirkungen sehr hoher Strahlendosen absieht. Der schleichende Effekt von Radioaktivität macht es so schwierig, eine kausale Ursache-Wirkungskette herzustellen. Wie Matthias/Waldschrat auch schon schrieb, ist es nicht wirklich schlüssig nachweisbar, welcher Fehler bei der Replikation von Erbgut in der Zellteilung einer biologischen Zelle durch Radioaktivität verursacht wurde und wenn ja, wer der Lieferant dieser Radioaktivität war. Jeder Mensch schleppt x Becquerel Radioaktivität quasi eingebaut u.a. im natürlichen Kalzium seines Knochenbaus mit sich herum. Vermutlich gehören DNA-Schäden durch Radioaktivität ganz wesentlich zur Entwicklungsgeschichte allen Lebens dazu. Wenn nun bei einem Menschen im Raum Fukushima oder irgendwo um Tschernobyl meinetwegen Schliddrüsenkrebs oder Leukämie festgestellt wird, ist es "kriminaltechnisch" leider nicht nachweisbar, was die wirkliche Ursache war. Vermehrte Krebsdiagnosen können z.B. auch daran liegen, dass die Bevölkerung nach einem Atomunfall vermehrt gescreent wird, was vermutlich vorher weder in Tschernobyl noch in Fukushima flächendeckend durchgeführt wurde. D.h. rein statistisch vergleicht man Äpfel mit Birnen. Genauso können andere Verursacher in Frage kommen, wie der Giftstoffcocktail, den Heizkraftwerke und Heizungen von Privathaushalten freisetzen. Dennoch ist jede Krebserkrankung eine zuviel.


    Wenn man aber weiss, dass Radioaktivität im Körper eine (schädliche) Wirkung haben kann, dann sollte man die Freisetzung von Radioaktivität möglichst unterbinden, genauso die vermeidbare Aufnahme von radioaktiv belasteten Stoffen bzw. sollte man sich nicht unnötig der Strahlung aussetzen.


    Deswegen ist IMO eine Diskussion darüber, ob nun Kohlekraftwerke oder Atomkraftwerke ungesünder sind, sinnlos. Bei Fukushima schwelt ein Problem, bei dem eine sehr grosse Menge Radioaktivität vorliegt, die nur mangelhaft unter Kontrolle ist. Und es droht nach Ansicht vieler Experten, eine Verschlimmerung der Lage und damit eine unnötige Freisetzung von Radioaktivität. Das gilt es zu verhindern. Und Japan scheint nicht willens und allein nicht in der Lage dazu. Das ist das Problem.


    - Zum Thema "sichere Atomkraftwerke". Klar können Ingenieure ein nach heutigen Erkenntnissen quasi absolut sicheres Atomkraftwerk konstruieren. Das ehemalige Kerforschungszentrum Karlsruhe - später umbenannt in FZK (ohne Kern-), heute Teil des "KIT - Karlsruhe Institut of Technology" - hat fertige Pläne in der Schublade für kleine eigensichere automatisch betriebene Atomkraftwerke, die man in stillgelegten Bergwerken unter Tage installieren könnte. Im Falle eines GAUs wäre - so die Idee - überirdisch nichts festzustellen und man müsste "nur" den Bergwerksschacht endgültig aufgeben.


    Die Anlagen in Mitteleuropa, die heute in Betrieb sind, wurden seinerzeit auch nach dem Stand der Technik als absolut sicher gebaut. Trotzdem rüstet man sie heute nach bzw. schaltet sie ab. Das ist das eine, der Erkenntnisgewinn nimmt mit der Zeit zu. Was man 1970 noch für undenkbar hielt (Kernschmelze = GAU und Freisetzung des Reaktorinhalts an die Umwelt = Super-GAU), ist seither mehrfach vorgekommen, eben auch der bis 1986 für undenkbar gehaltene Super-GAU. Was die Konstrukteure bei ihre Planung schlicht nicht berücksichtigen konnten, waren Faktoren wie Schlamperei, Bequemlichkeit, Ausbildungsstand des Personals, Verantwortungsgefühl, politische Rahmenbedingungen (die Stadt Kiew verlangte vom Kraftwerk Tschernobyl mehr Strom, egal wie) oder Gewinnoptimierung (das AKW Fukushima und v.a. sein Notkühlsystem wurde an einem preiswerten Standort errichtet).


    Das andere sind die veränderten Randbedingungen, die in meinen Augen einen Betrieb von Atomanlagen in dichtbesiedelten Regionen nicht erlauben: alle europäischen AKWs stehen in dichtbesiedelten hochindustrialisierten Ballungsräumen. Selbst ein "kleiner". technisch halbwegs beherrschbarer GAU hätte zur Folge, dass Millionen Menschen evakuiert werden müssten, dass die Produktivität der betroffenen Region auf unbestimmte Zeit vollkommen ausfällt. Soviel Energie kann ein AKW gar nicht produzieren, um diesen (finanziellen) Schaden jemals wieder reinzuwirtschaften. Da man in den 1970er Jahren einen GAU für ein Jahrtausendereignis und einen Super-GAU für ein Ereignis alle zehn- bis hunderttausend Jahre hielt, nahm man dieses geringe Restrisiko wissend in Kauf. Heute sollte man eigentlich schlauer sein und sich nicht darauf rausretten, ein Beben Stärke 9 und ein Tsunami zusammen seien in Mitteleuropa nicht möglich. Wenn der nächste Super-GAU durch einen Meteoriten-Einschlag wie in Russland vor einigen Monaten, nun in ein kanadisches AKW passiert, was sagt man dann: dass ein Meteoriteneinschlag bei uns nicht möglich ist?


    Grüsse


    Tom

  • Ich will gar nicht zu off-topic werden, da in diesem Thread sowieso schon verdammt viele Meinungen und Themen (hängt ja auch alles irgendwie zusammen) aufeinander treffen. Aber ich muss sagen, dass ich mit der Verharmlosung von dem ganzen Thema absolut nichts anfangen kann. Daher würd´ ich gerne an dieser Stelle noch mal auf folgenden Thread hinweisen:


    https://www.previval.org/forum/showthread.php/27464-Doku-über-Auswirkungen-von-Atomwaffentests


    Ich denke man muss kein Atomphysiker sein, um hier sehr offensichtlich einen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Kernenergie zu sehen... Das es hier um miltärische Tests geht und dies noch mal etwas anderes ist als was z.B. in Fukushima passiert ist, ist mir auch klar. Allerdings denke ich nicht, dass bei einem entsprechenden Unfall die Auswirkungen nicht genau so schlimm sein können.


    Viele Grüße,


    Mark Wilkins

  • Zitat von Mark Wilkins;144820

    Allerdings denke ich nicht, dass bei einem entsprechenden Unfall die Auswirkungen nicht genau so schlimm sein können.


    Mir persönlich ist es für Szenarien und Risikokalkulation relativ wurscht, ob ein Unfall bei AKWs durch Meteorit, Dummheit oder Terror herbeigeführt wird, die Folgen = Auswirkungen dürften in aller Regel für die unmittelbare Umgebung verheerend sein.


    Für menschliche Verluste wie Schadenskosten ist das Argument der dichten Bebauung bzw. Besiedlung der entscheidende Faktor.


    Von Europa aus betrachtet ist die Schadensregulierung in Japan sehr aufschlußreich, inbesondere was die Abstimmung der beteiligten Organisationen angeht, die aufsummierten Kosten (in Relation zu gefahrlosen, regenerativen Energien) wie die medizinischen wie für Umweltfaktoren bedeutsamen Langzeitwirkungen mitsamt den nur schätzbaren Folgekosten. Vom Imageverlust ganz zu schweigen, der einer ganzen Technikergeneration nun auch außerhalb von Russland anhängt.


    Das Schlimme an Atomunfällen ist m.E. die Ausbringung von hochradioaktivem Material, das ausser durch aufwendige Lagerung bisher keine "Bändigung" erfahren kann. Wir könen nur einlagern, wir können definitiv nicht "entsorgen".


    Was passiert mit explodierenden Kohlekraftwerken, Unfällen im Untertagebau, gebrochenen Wasserspeichern, lecken Öl- oder Gasleitungen wie Kraftwerken, Fehlerstrom und Unglücke in Stromanlagen, Feuer in Munitions- oder Feuerwerkslagerstätten ... das bedroht relativ wenige Menschen in kurzer Zeit. Dort ist Evakuierung reversibel, d.h die Leute können i.d.R. zurückkehren. Ein ganz normales Leben führen, arbeiten, Kinder kriegen, Häusle bauen, den Konsumanteil aktiv erhöhen, Einnahmen für den Staat und Versicherungen generieren, die die Unfälle aller Art bezahlen.


    Tschernobyl und Fukushima, als herausragende Atomunfälle, zeigen doch, dass Radioaktiviät das Land dauerhaft unbewohnbar machen. Ein Staat oder eine Staatengemeinschaft (im Falle auf Boden der EU) kann Existenzgrundlagen nur begrenzt neu aufbauen, es wird auch in Zukunft viele Verlierer geben auf Nebenschauplätzen von GAUs. Seien es Branchen, ganzen Wirtschaftszweige, Einsparungen in anderen Haushaltsbereichen ... allein Jobverluste in großen Werken haben bereits heute das Potential das Wohlstandsniveau ganzer Regionen auf Jahre zu senken.


    Das Schlimmste ... wären m.M. weitere GAUs im Falle von Sicherheitsdefizieten bei zunehmender Deregulierung der Energiemärkte. D.h. schnelle Abschaltung oder kurze Fristen, ohne ein AKW "abzurüsten" an Gefahrenpotential, egal ob menschengemacht oder aufgrund Naturkatastrophen. Dazu braucht es jedoch frühzeitige Planung, den (politischen) Willen und Finanzmittel, solange die Konzerne diese aus AKW-Beträgen noch haben, statt Überschüsse den Aktionären auszuschütten oder in neue Investitionen bzgl. regenerativer Energien zu binden. Weil dann wieder der Staat eingreifen und finanzieren müsste.


    Es fehlt an Langzeitverantwortung für eine Technik, die Langzeitmüll produziert hat und weltweit noch produziert. Ich fürchte, wir werden mit dem Atommüll, ob aus geregeltem Betrieb oder GAU an irgendeinem Ort auf dieser Welt, als Planetenbevölkerung noch lange zu kauen haben.


    Deshalb dort aussteigen, wo möglich. So schnell wie möglich. Alles gleichzeitig zu schaffen, Gewinne für die Investoren, staatliche Einmischung bei Kontrollen und Abwicklung, bürgerliche Beteiligung an Standortfragen, Aufbau einer funktionierenden Energiewirtschaft ... das ist Mammut. Da braucht es den Mut, Tabus anzugehen bzw. abzuschaffen sowie über Wahlperioden hinauszudenken. Und genau das vermisse ich. Deshalb wird dieses Krisenszenario ein Dauerthema bleiben.


    Als Prepper mag man sich einfach "entziehen", örtlich wie durch Maßnahmen für eine Unabhängigkeit von staatlichen Hilfen. Weil man z.B. das ganze System (wie oben skizziert) bzw. dessen Stabilität in Frage stellt. Ich wäre schon froh, falls Prepper Atomstrom abbestellen würden, weil sie z.B. darin eine Risikominimierung erkennen, mit diesem allmählichen Entzug der Glaubwürdigkeit wie der konkreten Finanzierung müsste ein sanfter Übergang geschaffen werden, Atommüll mitsamt den Produktionsrisiken im Betrieb in das Reich der Geschichte zu versetzen.


    Prepper alleine sind prozentual keine starke Verbrauchermarkt noch ein stimmiges Wahlvolk. Aber immerhin stehen Prepper i.d.R. für unabhängige, vielleicht sogar dezentrale Energiegewinnung, ein guter Anfang.

  • Zitat von Crusoe;144858

    Mir persönlich ist es für Szenarien und Risikokalkulation relativ wurscht, ob ein Unfall bei AKWs durch Meteorit, Dummheit oder Terror herbeigeführt wird, die Folgen = Auswirkungen dürften in aller Regel für die unmittelbare Umgebung verheerend sein.


    Hallo Crusoe,


    ich stelle mir jetzt mal vor, ich lande als Raumfahrer auf einem Planeten, der von einer ausserirdischen intelligenten Spezies bewohnt wird. Die Bewohner dieses Planeten verwenden die für mich völlig unverständlichen Technologien KRRX, MURX und BRRX. Ich stelle fest, dass KRRX täglich einige hundert Menschen tötet, dieses Ereignis ist so normal und selbstverständlich, dass es bestenfalls eine Notiz in der Lokalzeitung wert ist, es wird hingenommen und bleibt weitgehend unbeachtet, obwohl es jährlich auf diesem Planeten 100.000 Todesfälle durch KRRX gibt. Schadenseregnisse bei MURX sind erheblich seltener, etwa einige hundert Tote im Jahr, allerdings fordern Einzelereignisse diese Anzahl von Todesopfern. Auf jedes Einzelereignis 100 Tote !!! reagieren die Medien meines fiktiven Planeten beinahe hysterisch und fordern Konsequenzen Dann gibt es noch BRRX, Grossschadenslagen alle paar Jahrzehnte, auch wenn sich die Anzahl der Todesopfer in sehr engen Grenzen hält. Medien und Politik überschlagen sich, BRRX muss weg.


    Als emotionsloser ausserirdischer Beobachter käme ich allerdings zu einer anderen Einschätzung, ich würde KRRX für die gefährlichste Technologie halten, weil ich schlicht und einfach Strichliste führe und Tote und Verletzte zusammenzähle.


    Ich würde mich vielleicht sogar wundern, warum diese merkwürdigen Aussenweltler KRRX auch nur eine Sekunde länger dulden, während sie sich für mich völlig unverständlich über MURX und BRRX aufregen und über Verbote debattieren.


    Nehmen wir an, dieser fiktive Planet wäre die Erde, ich wäre Rüsselmops, der Ausserirdische.


    Setze für KRRX den Strassenverkehr, unfreiwilliges Passivrauchen, Fehlernährung oder was auch immer, für MURX Flugzeugabstürze und für BRRX Kernenergie. Da hast Du etwa den Unterschied zwischen Risikowahrnehmung und tatsächlichem Lebensrisiko. Jede Wette, ich werde eher durch einen rücksichtslosen Autofahrer ums Leben kommen als durch Kernenergie, Nuklearkriege eingeschlossen.


    Ich wage die Behauptung, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen, sagen wir mal 120 km/h, würde mehr Menschenleben retten, als es die sogenannte "Energiewende" je könnte.



    Zitat von Crusoe;144858


    Das Schlimme an Atomunfällen ist m.E. die Ausbringung von hochradioaktivem Material, das ausser durch aufwendige Lagerung bisher keine "Bändigung" erfahren kann. Wir könen nur einlagern, wir können definitiv nicht "entsorgen".


    Und genau das ist der Gag. Gefährliche Strahler wie 131I oder 238Pu sind deshalb gefährlich, weil sie intensiv strahlen und deshalb eine extrem kurze Halbwertszeit haben. Sie entsorgen sich selber durch natürlichen Zerfall. Stände ein Klotz eines langlebigen Alphastrahlers wie das aus Endlagerdebatten notorische 239Pu (HWZ 24.000 a) auf meinem Schreibtisch, dann würde ich ihn eher als Kuriosität in meine Mineraliensammlung einordnen. Ich würde es sogar anfassen, wenn auch mit einem Latexhandschuh. Eine Abschirmung aus einigen cm Kunststoff (kein Metall, denkt an die Bremsstrahlung!!!) würde ich ihm nur deshalb verpassen, weil ich Bedenken vor den betastrahlenden Tochternukliden hätte. Ich würde nur Massnahmen gegen Inkorporation treffen, was übrigens auch jeder Hobbymineraloge tun sollte, der mit Uran- oder Thoriummineralien umgeht. Auf gut deutsch: Finger waschen - oder eben Latexhandschuhe


    Zitat von Crusoe;144858


    Was passiert mit explodierenden Kohlekraftwerken, Unfällen im Untertagebau, gebrochenen Wasserspeichern, lecken Öl- oder Gasleitungen wie Kraftwerken, Fehlerstrom und Unglücke in Stromanlagen, Feuer in Munitions- oder Feuerwerkslagerstätten ... das bedroht relativ wenige Menschen in kurzer Zeit.


    Relativ wenige Menschen, in kurzer Zeit, aber häufig und an vielen Orten. Wetten, es sind schon mehr Menschen durch Feuerwerkskörper zu Schaden gekommen als durch Kernenergie. Auch hier: Tatsächliches Risiko versus Risikowahrnehmung. Wir Menschen neigen nun mal dazu, Grossschadenslagen als schreckliche Katastrophe wahrzunehmen, Ereignisse bei denen tagtäglich Menschen einzeln oder zu zweit ums Leben kommen dagegen als "normal", auch wenn die unter dem Strich mehr Todesopfer fordern.

    Zitat von Crusoe;144858



    Tschernobyl und Fukushima, als herausragende Atomunfälle, zeigen doch, dass Radioaktiviät das Land dauerhaft unbewohnbar machen.


    Ich bin im Juli beruflich in der Präfektur Fukushima gewesen. Ist mir da was entgangen? Irgendwie lebten da Menschen auf recht hohem Niveau. Ich hatte noch nicht einmal eines meiner Dosimeter dabei (ja, ich verfüge über Strahlungsmesstechnik auf einem vorzeigbaren Niveau), weil ich genau wusste, dass ich da nicht mit relevanten Strahlendosen rechnen muss.


    Meint


    Matthias


    Der in Japan vermutlich einige hundert Becquerel mit bestem Appetit verzehrt hat.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Um es für mich mal kurz auf den Punkt zu bringen:


    Deine Aussage ist, dass statistisch betrachtet die Gefahr durch einen GAU Schaden zu erleiden überaus gering ist. Da gebe ich Dir Recht. Und ist Fukushima doch recht weit weg, so dass ich mir hier keine Sorgen machen muss.


    Zitat

    Ich bin im Juli beruflich in der Präfektur Fukushima gewesen. Ist mir da was entgangen? Irgendwie lebten da Menschen auf recht hohem Niveau. Ich hatte noch nicht einmal eines meiner Dosimeter dabei (ja, ich verfüge über Strahlungsmesstechnik auf einem vorzeigbaren Niveau), weil ich genau wusste, dass ich da nicht mit relevanten Strahlendosen rechnen muss.


    Ganz allgemein sind GAUs also völlig ungefährlich? Die Gefahr wird allein durch Meinungsmache bestimmter Interessengruppen hochgespielt um uns in Angst zu halten? Und bezogen auf Fukushima: Die 300 Tonnen kontaminierten Wassers spielen in einem Pazifik bezüglich Strahlenbelastung womöglich keine Rolle. Das hochsteigende Grundwasser mag ungefährlich sein. Aber mal im Ernst: Kann ich als Laie das einschätzen? Halte ich mich aus reiner Vorsichtsmaßnahme nicht lieber fern von solchen Orten? Wann ist ein GAU gefährlich und wann nicht?


    Zitat

    Der in Japan vermutlich einige hundert Becquerel mit bestem Appetit verzehrt hat.


    Becquerel sind nicht ungesund? Womöglich sogar gesund? :face_with_rolling_eyes: (Dies ist ein Scherz!)


    In 2015 ist ein internationales Pfadfindertreffen in Japan (in der Yamaguchi Präfektur, was über 1000 KM entfernt von Fukushima ist). Unser Ältester würde gerne daran teilnehmen. Ich bin mir, trotz der Entfernung, nicht sicher ob ich ihn gehen lassen soll.

    I feel a disturbance in the force...

  • Zitat von Waldschrat;144885

    Als emotionsloser ausserirdischer Beobachter käme ich allerdings zu einer anderen Einschätzung, ich würde KRRX für die gefährlichste Technologie halten, weil ich schlicht und einfach Strichliste führe und Tote und Verletzte zusammenzähle.


    Diese Aussensicht eines Unparteiischen, der reale Zahlen über Ursachen und Wirkung (Todesfälle) vorweisen kann, den bräuchten wir, ohne Frage. Aber aus Tageszeitungen, Unfallstatistiken oder Regierungsuntersuchungen erwarte ich nur begrenzt Aussagekraft. Der Rest sind Schätzungen, mit einer enormen Spannweite.


    Gibt es bspw. über Tschernobyl verlässliche Zahlen ? Das Ereignis liegt 27 Jahre zurück. Nicht allein die unmittelbaren Todesfälle, sondern alles was man zurechnen müsste anhand Folgeerkrankungen.


    Kein Problem, eine Versicherung einführen, die alle Schäden deckt. Warum haben wir sowas noch nicht ? :face_with_rolling_eyes: Denselben Vorschlag müsste man in Miliärfragen machen, für jeden Angriffskrieg eine Deckungssumme aushandeln. :Gut: Für die Kriegsziele Erdöl, Demokratie, Freiheit, US-amerikanische Lebensweise oder Menschenrechte gelten natürlich unterschiedliche Beiträge. :)


    Atommüll auf diesem Planeten sehe ich als unmöglich einzugrenzen. Wir wissen heute vieles von Orten mit illegaler Lagerung, in den Meeren, in anderen Ländern. Dieser "Sondermüll" hat ganz besondere Qualitäten im Exportgeschäft. Eine Statistik darüber anzufertigen ist deshalb sehr schwierig, die Folgeschäden sind zeitlich versetzt, darüber wird in der Zukunft noch einiges an Ursachenforschung angestellt werden müssen. Der normale Zivilisations- insbesondere Elektronikmüll ist schon schlimm genug, ein echter Exportschlager.


    Natürlich stimme ich zu, dass es viele andere Problemfelder für Todesfälle gibt, Tempolimit auf den Straßen ist im Grunde ein Klacks, allein Krankheitskeime in den Krankenhäusern etc., der Lebensstil einer großen Bevölkerungsgruppe (Drogen aller Art, Alkohol, Nikotin, Schmerzmittel, Aufputschmittel, Beruhigungsmittel), das meiste passiert legal, von Medizinern und Verantwortlichen, die es besser wissen, geduldet oder verordnet.


    GAU hat für mich eine andere Dimension, er ist per Dekret vermeidbar. Indem man diese Technik ersetzt. Ohne Kern keine Kernschmelze. Einfach umweltfreundliche Energiegewinnung ausbauen, die im optimalen Falle bei zahlreicher, kleinräumiger Gestaltung ein sehr vertretbares Risiko als Gefahrenquelle darstellt.


    Jede Großanlage, die explosive Stoffe verwendet (z.B. Biogas), ist selbstredend daraufhin zu prüfen, was da schlimmstenfalls schief gehen kann. Mir sind jegliche Gasleitungen, Tankstellentanks bis hinunter zu meinen eigenen Gasflaschen ein konkretes Risiko, von dem ich glaube mich hinreichend schützen wie deren Einsatz vertreten zu können. Aber diese sehe ich, kann sie anfassen, prüfen, riechen und notfalls tauschen/wegschaffen, falls die Gefahrenlage oder Unfallrisiko steigt.


    Atommüll-Fässer hingegen bleiben über Generationen Dauerstrahler. Die kann man beschiessen, unter die Erde in Salz packen, im Meer versenken ... allein die Aussenhülle "garantiert" unseren Schutz. Das Löschwasserproblem bei Fukushima weist in exakt diese Richtung.


    Bei zunehmender Weltbevölkerung wird der nutzbare Raum enger, jedes Jahr, alte Baustellen wie sonstiger gefährlicher Müll von Deponien wird ein drängenderes Problem werden, da reichen keine effektiveren Müllverbrennungsanlagen. Giftige Schadstoffe werden ausgesiebt, ausgefiltert, gebunden, gelagert. Selten neutralisiert oder chemisch umgewandelt. Später vielleicht, wie zunehmend der Fall bei den heute gesammelten Ressourcen an am Markt gehandelten Metallen oder seltenen Erden.


    Meine Einschätzung dazu mag pessimistisch rüberkommen, aber ich hege dennoch die Hoffnung, dass wir so etwas wie im Buch "Limit" von Frank Schätzing hinbekommen, eine Technologie, die energiesparend Zugang über die Erdanziehung hinaus möglich macht, dann könnten wir tatsächlich eine Art Entsorgung in die Tiefen des Weltalls andenken.


    Strahlung, die Lebewesen schädigt, genetisch verändert, hohe Folgekosten der Gesellschaft aufbürdet, hat für mich eine andere Qualität als zuviele oder zu schnelle Autos auf den Straßen. Da stelle ich einfach Schilder auf, umweltfreundlich aus recyclebarem Metall und pulverbeschichtet. Was mache ich mit Atommüll-Fässern ?

  • Zitat von lord_helmchen;144930

    ...


    Ganz allgemein sind GAUs also völlig ungefährlich?


    Hallo Lord_helmchen,


    das ist ein ganz spannendes und ziemlich komplexes Thema. Zunächst einmal, wir leben mit natürlicher, deswegen aber keineswegs unschädlicher Radioaktivität, die vermutlich viele unserer Vorfahren aus Vorgängerspezies umgebracht, aber uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Eine Spezies, die über Radioaktivität nachdenken kann. Evolution benötigt neben der Selektion auch Mutation.


    Zwei Millisievert natürliche Strahlendosis (ohne medizinische Anwendungen) sind normal. In einigen Gegenden des Schwarzwalds (natürliche Uranvorkommen) oder im indischen Bundesstaat Kerala (Monazitsände) ist es ein Mehrfaches. Interessanterweise ohne eine erhöhte Krebsinzidenz.


    Es kommt jetzt natürlich auch auf den Unterschied zwischen äusserer Strahlung und inkorporierter Strahllung (mit Nahrung, Flüssigkeit und Atemluft aufgenommenen Strahlungsquellen) an. Bei äusserer Bestrahlung durch Beta- und Gammaquellen (Alphas sind unbeachtlich, da sie die Haut nicht durchdringen können) gilt bis etwa 200 mSv akut unbedenklicher Bereich, wenn auch eine erhöhte Krebsinzidenz in späteren Lebensjahrzehnten möglich sein könnte, ab ein Sievert beginnende akute Strahlenkrankheit ab 4-5 Sievert tödlich.


    Völlig anders sieht es bei inkorporierten Strahlenquellen aus. Wenn ich einen Klotz 239Plutonium auf meinem Schreibtisch liegen sähe, dann nähme ich ihn in meine Mineraliensammlung auf. Ich hätte noch nicht einmal Hemmungen, den Stoff mit blossen Fingern anzufassen, ich würde sie mir allerdings hinterher sehr gründlich waschen. Wenn ich allerdings nur einige 10 Mikrogramm dieses Stoffs als lungengängiger Feinstaub eingeatmet hätte, dann hätte ich das Ticket für einen Tod durch Lungenkrebs gezogen - dem ich persönlich allerdings den Freitod durch eine weniger unangenehme Todesart vorziehen würde.



    Radioaktivität und Strahlenschutz ist ein ungemein breites Feld.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Punkto BRRX, wir sind zweimal haarscharf an einer Riesen Katastrophe vorbeigeschrammt. Ob das ein drittes mal gut geht kann niemand wissen.
    Wenn die nicht in Tschernobyl geschafft hätten den Deckel drauf zu bauen und glücklicherweise als das radioaktive Magma sich durch den Boden durchgefressen hatte es sich unten verteilt hat anstatt auf das Grundwasser zu stossen wäre, würden heute grosse Teile von Europa unbewohnbar sein.


    Desgleichen in Fukoshima, wenn denen alles was in den Abklingbecken gelagert war hochgegangen wäre hätten sie Tokyo räumen müssen. Das hätte die Japanische Wirtschaft nicht überlebt.


    Die Kosten eines Atom Unfall in einem dicht besiedelten Gebiet wie Europa könnte sich bis 2'500 Milliarden summieren. Denn wie ein Vorredner es gesagt hat, man muss eventuell Millionen Leute umsiedeln und eine Unmenge von Infrastruktur wird unbrauchbar. Im übrigen wäre ja mal interessant zu wissen was das Japan gekostet hat bis jetzt.


    Die Statistik sagt uns nur das ein Atom-GAU recht unwahrscheinlich ist passiert so alle x Jahre pro Jahr Atommeiler. Zum ersten kann man sich bei der Kalkulation massiv irren, zum zweiten, die Anzahl Tote gibt nicht ganzes Ausmass der Katastrophe wieder.


    Im Grunde ist es einfach so, das man sich weder wirtschaftlich noch menschlich so eine Katastrophe leisten kann egal was einem statistisch vorgerechnet wird. Und bei solchen Sachen mit dem Prinzip Hoffnung zu funktionieren (das nächste mal geht es auch glimpflich aus) reicht mir nicht.


    Anders sehe ich die Sache wenn man wirklich Atommeiler baut die unter keine Umständen kritisch werden können. So wie ein Thorium Reaktor, wobei das problem des Atommüll damit immer noch nicht gelöst ist.


    Moléson

  • Das schlimmste an einem Atomunfall finde ich persönlich Alles was mit Halbwertszeiten zusammenhängt und
    deren Strahlung.
    Der Gau ist das eine und deren Zerstörungskraft, aber extrem wird die Nachhaltigkeit der Katastrophe sein mit
    einer schier endlosen Schlange an Auswirkungen.
    Wenn es mal kracht mit einem AKW dann ist das eine fast nicht mehr beherschbare Situation.


    LG

  • Zitat von moleson;145061


    Wenn die nicht in Tschernobyl geschafft hätten den Deckel drauf zu bauen und glücklicherweise als das radioaktive Magma sich durch den Boden durchgefressen hatte es sich unten verteilt hat anstatt auf das Grundwasser zu stossen wäre, würden heute grosse Teile von Europa unbewohnbar sein.


    Desgleichen in Fukushima, wenn denen alles was in den Abklingbecken gelagert war hochgegangen wäre



    Es gibt schon einige technische Unterschiede. Tchernobyl war ein graphitmoderierter Reaktor, der alles andere als eigensicher ist. Wenn ein Siedewasserreaktor das Kühlwasser verliert, dann kommt die Fission automatisch zum Erliegen, er hat "nur noch" mit der Restwärme zu tun, was schlimm genug ist. Wenn ein graphitmoderierter Reaktor das Kühlwasser verliert, dann läuft er volle Kanne weiter. In Tchernobyl war die Ursache des Unglücks übrigens kein technisches Versagen, sondern menschliche Verantwortungslosigkeit, die an krimineller Energie ihresgleichen sucht. Man hat mit einem Reaktorblock im aus guten Gründen zu vermeidenden Bereich der Subkritikalität herumgespielt und das ist bös ins Auge gegangen, Stichwort Xenonvergiftung des Reaktorkerns. Es blieb keine Zeit mehr, die Moderatorstäbe hinreichend schnell reinzufahren. Zudem klemmten sie, weil der Kern inzwischen zu heiss war. Bei Bedarf poste ich gern ausführlichere Literatur. Was in Tchernobyl an menschlichem Fehlverhalten abgelaufen ist, das geht auf keine Kuhhaut.


    Fukushima Daiichi waren eher gutmütige und robuste Siedewasserreaktoren. Sie waren auf Erdbeben der Magnitude 9 ausgelegt und haben sie überstanden. Sie sind allerdings den Betriebswirten der TEPCO zum Opfer gefallen. Sparen wir mal ein bisschen, Kühlung mit Meerwasser ist billig, bauen wir das Zeug an die Küste. Nebst dem Generatorhaus mit den Notstromdieseln. Hätten die auch nur 20m höher gestanden und wären weitergelaufen, wäre nichts passiert. Ich hätte ehrlich gesagt das ganze Gelump hundert Meter weiter den Hang hoch im Hinterland gebaut und vielleicht einen Yen mehr pro Megawattstunde in Kauf genommen, weil ich Kühltürme hätte bauen müssen. Aber ich bin ja nur Ingenieur. Mit Sicherheit hätten die Betriebswirte mich dafür aufgehängt, gevierteilt und auf kleinem Feuer geröstet.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • nun, mal von der strahlung und verseuchung und direkten todesopfern mal abgesehen. man kann nur ja oder nein sagen....das risiko ist immer latent vorhanden.
    weil wie die japaner so schön vorgemacht haben, an allen enden und möglichkeiten getrickst haben, um jeden yen....und vorteile für sich.


    wenn nur hunderttausende sterben, sind es hundertausend zuviel.allein menschliches versagens, oder ein ventil blockt, irgend was unvorhersehbares geschieht,
    und schon haben wir da nen kritischen punkt, wenns sehr schief geht, haben wir global was davon.


    den todesopfern werden noch viele folgen...sehr viele. allein so mit dem risiko zu spielen ist meines erachtens unverantwortlich gegenüber der eigenen
    bzw der weltbevölkerung.


    da denke ich ans preppen...vorbereiten auf so einen gau kann sich glaube ich keiner.....was ich dann machen würde, mir meine vorräte gut schmecken lassen
    und jeden tag noch geniessen bis es ab geht in andere sphären....


    denn auf grund der wirtschaftlichen situation , werden wir bald nicht mehr so gut abgedeckt sein, mit medizinischer versorgung,
    kassen und co....das verschlimmert das ganze ja noch dazu....


    hoffe das es nie dazu kommen wird.......aber wissen kann es keiner.


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!


  • Der Witz an der Sache und der nie in die Wahrscheinlichkeitsrechnungen einfliesst ist eben dieser dumme menschlicher Faktor. Ob es nun extreme Dummheit ist wie in Tschernobyl oder Geiz wie in Fukushima, es ist halt Bestandteil unseres Menschsein, das kann man nicht ausschalten.
    Und was immer noch nicht damit gelöst ist, Restrisiko ist Restrisiko egal wie klein es ist.


    Ich verbringe eigentlich einen Teil des Tages mit solchen Rechnungen um zu gehen. Jemand hat ein Vorhofflimmern mit Bluthochdruck. das Risiko eines Hirnschlages ist 2% pro Jahr unter dieser Konstellation, mit der Daueraufnahmen eines Blutungsgeringungshemmenden Mittel senken ich dieses Risiko auf 1%.
    Nicht viel oder, nur wenn jemand für die nächsten 10 Jahren sabbernd im Rollstuhl nicht sprechend bei vollem geistigen Bewusstsein sich befindet, sieht er das mit den 1% als nicht mehr so gering an.


    Moléson