...wenn die Sterbehilfe kommt?

  • Hi,


    mancher von den Jüngeren wird die Diskussion gar nicht bemerkt haben, aber wegen einer Gesetzesinitiative in Belgien, die Sterbehilfe für Schwerkranke nun auch für Kinder (für Erwachsene ist es schon erlaubt) zu legalisieren, mache ich mir so meine Gedanken.


    Klar, wenn man gute Kinder (oder Enkel) hat, werden die einen schon nicht sterben lassen...


    Aber... so ein Altenheim ist teuer.
    Die Zeit ist so knapp...


    Wenn man schon die eigenen Kinder mit einem Jahr, manche schon mit einem halben Jahr,, in die Kindertagesstätte abschiebt, weil man sonst "keine Zeit" mehr hat, wer hat dann Zeit für die Oma oder den Opa, dem man zum Doktor fahren muss? Mit dem man Schach spielen oder spazieren gehen soll?


    Ich mache jedenfalls kein Geheimnis daraus, dass jeder, der mir Sterbehilfe gewähren will, verdammt sicher gehen sollte, dass ich es nicht aus versehen überlebe:devil:


    Seit gut zu euren Kindern, sie suchen euer Altenheim aus.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Du hast einen massiven Argumentationsfehler in Deiner Schilderung. Bei "aktiver Sterbehilfe" muss der Betroffene diese Entscheidung treffen, nicht die Angehörigen!

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Hab im letzten Herbst vermehrt bei Krankenhauseinweisungen von älteren , meist dementen Menschen erlebt, daß die zweite Frage der Ärzte war, ob es eine Patientenverfügung gibt, oder ob man wirklich alles machen soll, was medizinisch möglich ist.
    Nicht daß es etwas dagegen habe, daß jemand selbstbestimmt durch eigene Tat oder durch Patientenverfügung sein Leben beendet , oder beendet haben möchte .
    Finde es nur bemerkswert, wenn so direkt nach dem "sozialadäquaten Ableben" gefragt wird. Den Begriff verwendete übrigens mal ein Präsident der Bundesärztekammer (Vilmar ?)


    Frieder

  • Es ist auch gut, dass diese Frage endlich gestellt wird und das hat in meinen Augen nichts mit sozialadäquat zu tun, sondern damit den Betroffenen Leid zu ersparen. Eine Demenz wird nicht gerade besser wenn man einen solchen Patienten 2 Wochen auf der Intensivstation beatmet weil er eine Lungenentzündung entwickelt hat. Besonders blöd ist es für alle Betroffenen wenn sich 2 Tage nach der Narkoseeinleitung herausstellt, dass der Betroffene eine Patientenverfügung hat und "das nie gewollt hätte". oft genug erlebt...

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Ich glaube, es geht den Ärzten weniger darum, schon mal rechtzeitig abzuklären, ob die Betten bald wieder frei sind, als viel mehr darum, dass das eine Standardfrage bei Patienten ist, bei denen die Entscheidung über lebensverlängernde Maßnahmen relevant scheint.


    Aber der Verzicht auf entsprechende Außenversorgung ist ja nun auch wieder etwas ganz anderes als aktive Sterbehilfe.
    Um was geht es denn da in Belgien?

  • Wer mir aktive Sterbehilfe gewähren will sollte besser vorher sein Testament gemacht haben!


    Wo Leben ist, ist Hoffnung.


    LG Wolfgang

  • Aber wie Frequenzkatastrophe schon sagte, geht es bei aktiver Sterbehilfe nicht darum, jemanden umzubringen, wenn er nervt, sondern darum, dem Sterbenden auf seinen eigenen, deutlich gemachten Wunsch hin, eine Überdosis zu geben. Oder sich mit einem Kissen auf sein Gesicht zu setzen - keine Ahnung, wie das letztlich umgesetzt wird. :peinlich:


    Aber hier in Hessen ist schon klassischer Selbstmord verboten, da ist man von aktiver Sterbehilfe also noch ziemlich weit entfernt...

  • Hallo Opa,
    ich bin zum Teil in die Thematik involviert, mein Großvater ist 85, leidet an starker Demenz, meine Großmutter hat ihn fast vollständig alleine versorgt, als es noch nicht so gravierend war.
    Nach Ihrem Tod vor drei Jahren konnten wir leider meinen Großvater nicht bei uns behalten, da er ständig unter "Aufsicht" sein muss (brennende Küche, etc.), daher haben wir Ihn schweren Herzens in ein Heim bringen müssen. In dem Heim arbeitet unsere Nachbarin in leitender Stelle, wir kennen mittlerweile fast alle Pflegerinnen und Pfleger, sind mit einer sehr gut mittlerweile befreundet.
    Darüber hinaus muss man sagen, dass mein Großvater körperlich relativ fit ist, aber durch die Demenz sehr eingeschränkt ist. Anfangs war es für Ihn schwer, mittlerweile kommt er so gut wie möglich zurecht, man muss dazu sagen mein Großvater ist, wie fast jeder in unserer Familie eigentlich sehr anspruchslos und handsam.


    Doch zurück zum Thema, wir konnten ihn leider nicht selbst pflegen, da jeder in unserer Familie berufstätig ist, als von Montag bis Freitag durchgehend. Trotzdem lassen wir Ihn nicht allein! Mein Onkel besucht ihn jeden Wochen-Tag für 30-60 Minuten, trinken ein Bier zusammen und reden ein Bisschen. Wir besuchen ihn Mittwochs und Freitags für länger als eine Stunde und machen Spaziergänge oder Gedächtnisübungen. Zusätzlich ist er am Wochenende & Feiertagen von Mittags bis ca. 20 Uhr bei uns.


    Es ist viel Arbeit, es ist anstrengend und die Wochenenden sind immer sehr kurz, aber es funktioniert seit drei Jahren. Drei Jahre, die ich nicht missen möchte, auch wenn es mit den Vereinen und allem anderen manchmal viel ist, vielleicht auch zu viel, auch wenn er mich mittlerweile nicht mehr erkennt, ausser beim Singen.


    Es sind die gemeinsamen Dinge, die für Alles entschädigen.
    Als ich an Weihnachten im Altenheim mit allen etwas gesungen habe, hatter so voller Stolz gerufen: "Des is mei Bu!", ich wäre fast vor Tränen zusammengebrochen.
    Seine Socherer (=Redewendungen, Wortwahl) mit denen er unter anderem versucht die Demenz zu kaschieren, sind mittlerweile in unserer Familie legendär.
    Und wenn ich ihn einmal am Wochenende zum Lachen bringe, dann ist das auch für mich das Allerschönste.


    Warum hab ich das Alles geschrieben, ich weiß es nicht genau.
    Auch wenn man meinem Großvater bei der Toilet helfen muss, ihn umziehen muss oder schlichtweg seine gelegentlichen Anwandlungen (Rastlosigkeit, Verwirrtheit) erdulden, es ist dennoch immer wieder schön ihn wiederzusehen.
    Sterbehilfe ist eine Sache, über die man nicht generell abhandeln kann. Ja, sie kann in manchen Fällen positiv sein, sie kann manchmal auch nicht das Richtige sein.


    Mein zweiter Großvater, streng katholisch, hat an starken Lungen- & Nierenproblemen gelitten, für ihn war es trotz großer Schmerzen, Sterbehilfe/Handeln im Sinne das Leben zu beenden nie ein Thema, da er es mit Suizid gleich setzte, was für ihn eine Todsünde war. Nach einem drei-viertel Jahr auf der Intensivstation und Sterbehospiz hat er plötzlich gesagt, dass er Sterben möchte. Es war ein Schock für uns alle. Die Kurzfassung, wir haben lange mit ihm geredet, bis er schließlich rausrückte, dass es nicht die Schmerzen, nicht das Unvermeidliche war, sondern, dass er uns seinen Zustand nicht länger antun wollte, dass er uns nicht in diesem Stadium zwischen seinem Leben und Tod lassen wollte, dass er uns seine Situation nicht länger aufbürden wollte.
    Ich kann es nicht mehr genau beschreiben, wie er es gesagt hat.
    Wir konnten ihn überzeugen, dass es seine Entscheidung ist, die Maschinen auszustellen und dann über Tage langsam zu sterben, wir aber egal wie er sich entscheidet bis zum Ende bei ihm bleiben werden und er sich um uns die wenigsten Gedanken machen braucht.
    Er hat sich dann dafür entschieden, weiter zu machen (mir fällt keine bessere Wortwahl ein) und ist dann fünf Wochen später eingeschlafen...


    Was ich damit sagen will, bei so Etwas ist immer das Problem, der Bürde für Andere, das muss auf jeden Fall angesprochen werden, wenn man solche Entscheidungen trifft, es darf nichts unausgesprochen bleiben...


    Ich weiß nicht, ich verliere langsam die Worte, zu beschreiben was ich meine.
    Ich glaube ich habe zu viel geschrieben, bitte verzeiht es mir, seht es einfach als meine Erfahrungen und Gedanken zu dem Thema...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • @ Frequenzkatastrophe


    Jemand an einer Lungenentzündung sterben lassen, weil er dement ist, find ich schon ein bißchen heftig , wo wird da mal die Grenze gezogen ?


    Frieder

  • Die Grenze muss man im Einzelfall ziehen, nachdem man mit dem Patienten (falls möglich) und seinen Angehörigen gesprochen hat
    Eine Demenz ist eine indirekt tödliche Erkrankung, weil sie Folgeerkrankungen nach sich zieht.


    Die Frage ist wie weit eskaliert man die Therapie, Demenzen werden durch einen Krankenhausaufenthalt i.d.R. deutlich schlimmer, ein Aufenthalt auf einer Intensivstation potenziert das Ganze. Wenn ein Demezkranker eine Lungenentzündung entwickelt die sich so verschlimmert, dass er beatmet werden muss hat das i.d.R. zur Folge, das der Betroffene in den meisten Fällen sehr lange auf der ITS behandelt werden muss, extrem verwirrt ist auch bei bester Therapie Stress/Schmerzen ausgesetzt ist und in 99% der Fälle schlechter (bettägrig) das Krankenhaus verlässt als er reingekommen ist. Den Satz: "das hätte er nie gewollt" hört man in diesem Setting fast täglich.
    Ich würde für mich (Patientenverfügung), bzw bei meiner Mutter den Weg der Intensivtherapie in einem solchen Fall meist nicht mehr einschlagen.
    Antibiotikatherapie (vor allem ambulant) ist da eine andere Sache.


    Es ist wie so oft im Leben nicht schwarz/weiß sondern gibt viele Graustufen.
    Das Thema (bzw. die Themen) sind schwierig und jeder hat einen anderen Standpunkt dazu, da einen Konsens zu finden ist fast unmöglich.


    Ich finde aber, dass es einem Menschen selbst zustehen sollte über sein Schicksal zu entscheiden.
    Daher befürworte ich aktive Sterbehilfe, mit der Einschränkung, dass der Patient vorher optimal beraten und paliativmedizinisch (Schmerztherapie) aufgeklärt und unterstützt werden sollte.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Wir hatten vor wenigen Jahren auch das Problem mit der Entscheidung.


    Meine Ur-Oma kam nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht mehr auf die Beine, geistig (die ersten Jahre) topfit, nur halt im bettlegerig... Sie wurde von meiner Oma auf dem Bauernhof der Großeltern gepflegt. Meine Ur-Oma hat ihr gesamtes Leben den Haushalt dort geschmissen und wollte niemals irgendwem zur Last fallen (und egal was hier jetzt manche denken, den Großteil der Zeit belastet einen eine derartige Situation)


    Naja wie gesagt, sie wollte niemandem zur Last fallen und wollte (als sicher war das es so bleiben wird) sterben. Wir haben Ihren Wunsch immer abgelehnt. Wenn ich darüber Nachdenke frage ich mich auch immer wieder, ob es mehr das eigene Interesse war den Verlust noch aufzuschieben oder ob es mehr um rechtliche Bedenken ging oder oder oder...


    Achja eine Abschiebung in ein Heim kam für uns nie in Frage



    Ich befürworte daher auch die aktive Sterbehilfe. Die Einschränkungen von Frequenzkatastrophe würde ich noch um das fehlen von Heilungschancen ergänzen

    sagt der Sven

  • Hallo, ...


    es ist ein schwieriges Thema!


    Meine Familie (nicht wir Kinder, meine Eltern!) hätten sich da vor Jahren wohl eine gesetzliche Sterbehilfe gewünscht.


    Mein Vater hatte Mund-Boden-Krebs, .... nach 2 1/2 Jahren im künstlichen Koma und einen halben Jahr zu hause stimmte er einer OP zu, wohlwissend das er nur eine Chance auf 20% auf das Überleben hatte! (er hat das System besieg, nach knapp 8 Jahren!)


    Meine Mutter hatte diese ganze S.... komplett durchgemacht, ......


    Das Ende vom Lied war sie ging zu keinen Arzt mehr!


    Sie wusste wohl was sie in sich trägt!


    Sie hat es rausverzögert bis zum geht nicht mehr!


    Krebs, Tumor, .... ich will und wollte es nicht wissen!


    Bei der Untersuchung im Krankenhaus stellten sie einen Tumor fest, aber es war schon lange zu spät!
    Sie überlebte nicht mal diese Gewebeprope, .....


    Am gleichen Tag hat sich ihr Schicksal erfüllt! Und sie kann jetzt da sein wo sie die letzten Jahre hin wollte, zu meinen Vater!


    Sicher, die Mediziener denken anders, aber wenn es einen Gott giebt bitte ich ihn für die Kraft damit ich hier in meiner Wahlheimat noch die Kraft aufbringe, selbst den Abzug zu drücken wenn es soweit sein sollte!


    Unter Tränen, Mike, aus Paraguay


    PS: Scheinbar setze ich gerade neues Leben in die Welt, und ne nix mit Test! Diesmal nach dem System der Natur, abwarten, ......

  • Hallo Opa & all!


    Meine Eltern arbeiten Beide in pflegerischen Berufen, daher kenn ich aus deren Erzählungen die Problematik sehr gut.


    Für die Patienten im Altenheim lässt sich das Verhältnis zu den Angehörigen im wesentlichen in folgende Kategorien einteilen:


    1. Es gibt keine Angehörigen/Anverwandten
    Auch diese Kategorie gibt es leider (noch) häufiger als man denkt. Einige der Bewohner im Altenheim meiner Mutter haben im Krieg nicht nur alles an Hab und Gut, sondern auch die komplette Familie verloren und nie eine eigene Gegründet. Hier ist dann entweder der gerichtlich bestellte Betreuer zuständig oder eben die Kinder von Bekannten und Freunden kümmern sich ein wenig mit.


    2. Die Angehörigen sind weit weg
    Ähnliches Problem wie in der Kategorie 1. Auch hier werden häufig gerichtliche Betreuer beauftragt. Die Kinder/Enkel schauen dann alle Jubeljahre mal vorbei oder holen Oma oder Opa mal schnell für die Feiertage ab.


    3. Die Kinder/Enkel haben keine Zeit/Lust
    Die (für mich persönlich) schlimmste Kategorie. Die Kinder/Enkel leben in der Nähe haben aber wenig bis kein Interesse (außer am Erbe).


    4. Der "Normalfall"
    Glücklicherweise ist die am weitesten verbreitete Kategorie die, in der die Kinder zwar keine Möglichkeit haben, die Pflege zu Hause selbst zu organisieren bzw. sicherzustellen, sich aber dennoch intensiv um Ihre Eltern/Oma/Opa/Verwandten kümmern. Häufige Besuche mit Erledigung der Besorgungen und Beschäftigung mit der
    Person sind eine Selbstverständlichkeit. Es besteht reger Kontakt und Austausch mit dem Pflegepersonal und ggf. den behandelnden Ärzten.


    Zum Thema Patientenverfügung habe ich persönlich, eine sehr eindeutige Meinung:


    Ich finde es mehr als richtig, das ein Mensch, so lange er noch bei klarem Verstand ist, s e l b s t entscheiden kann, ob sein Leiden verlängert werden soll und er um jeden Preis kämpfen möchte oder er lieber kurz und möglichst schmerzarm sterben möchte (evtl. auch um seinen Angehörigen eine lange Leidens- und Belastungszeit zu ersparen). Wer weiß wie intensiv die Betreuung eines z.B. Wachkomapatienten nach einem Schlaganfall sein muss und wie lange die moderne Medizin sein Leben erhalten kann, weiß was ich meine.


    Im Arbeitsalltag meiner Eltern gibt es sehr häufig die Fälle wo genau DAS eben nicht geregelt ist, und bei mehreren Angehörigen unterschiedliche Meinungen vorhanden sind. Die Tochter sagt, "Mutti will nicht an die Maschine" und der Sohn sagt "Mutti ist eine Kämpferin, die kommt schon nochmal auf die Beine". Da ist es gut wenn Mutti eine Patientenverfügung hat.


    Ich habe dieses Thema frühzeitig mit meinen Eltern besprochen, kenne deren Einstellung und sie kennen meine. Ebenso was das Thema Organspende angeht.


    Um das Thema korrekt abzugrenzen, muss man aber festhalten, das es hierbei A U S S C H L I E S S L I C H um passive Sterbehilfe, also Sterbehilfe durch Unterlassung (z.B. der Beatmung oder der Ernährung) geht.


    Aktive Sterbehilfe (z.B. durch die Gabe von Medikamenten) ist in Deutschland (noch) gesetzlich verboten. Die Grenzen zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe verschwimmen jedoch zusehends. Insbesondere im Bereich der Schmerztherapie bei Krebs-/Tumorpatienten. Oftmals werden hier Narkose-/bzw. Schmerzmittel eingesetzt die unter das BTM-Gesetz fallen (Opiate/Morphine). Gerade Morphium kann ab einer gewissen Dosierung, durch Beeinträchtigung des Atemzentrums im Hirn, sog. Atemdepression auslösen. Oder auch Muskelrelaxanzien können (dann auf die Atemmuskulatur wirkend), das gleiche verursachen. Hierbei ist eine enge Abstimmung und großes Vertrauen im Verhältnis Arzt/Patient/Angehöriger nötig, um auszuloten, wie weit der Arzt gehen soll/kann. Es ist (nach meinem jur. Verständnis) eine legale Grauzone, wenn der Patient trotz hochdosierter BTM weiterhin über Schmerzen klagt und in Kenntnis der möglicherweise lethalen Nebenwirkungen um die Gabe weiterer/höherer Dosierung bittet.


    Interessanter Thread! :Gut:


    Gruß


    De_Ba

  • Nochmal ein kurzer Einwurf zu "Wir kennen die Einstellung der Oma dazu":
    Das bringt gar nichts, wenn es keine Aussage der Oma dazu gibt. Das muss dann tatsächlich eine schriftliche Patientenvergügung oder mindestens eine Aussage vor mehreren Zeugen sein. Wobei letzters auch ersterem widersprechen kann. Das kann dann etwas blöd sein, wenn z.B. die Enkel mit der Patientenverfügung ins Krankenhaus kommen, aber der Arzt sagt, dass die Oma den Helfern an der Unfallstelle explizit das Gegenteil davon sagte.


    Wie auch immer, so lange man keine derartige, ganz klare Aussage des Patienten hat, machen die Ärzte nicht das, von dem vielleicht die gesamte Familie glaubt, dass es der Wunsch der Oma war, sondern sie sollen selbst irgendwie den Patientenwunsch erraten. Die Aussagen der Familie werden dabei zwar bedacht, sind aber nicht die einzige Entscheidungsgrundlage.


    Deswegen:
    Schreibt Patientenverfügungen für euch selbst und macht das auch mit eurer Familie!
    Gleiches gilt natürlich auch für Organspende und eine Bestattungsvorsorge.
    Und guckt später auch immer mal wieder rein, ob es euch noch gefällt. :winking_face:

  • Das Problem ist, dass die Ärzte im Zweifel immer alles machen, auch wider besserem medizinischen und ethischen Wissen, da sie immer mit juristischen Konsequenzen rechnen müssen, den Schuh will sich niemand freiwillig anziehen. Daher sollte sich jeder fragen was er möchte, dies kommunizieren und dokumentieren. Wir haben das ja auch schon in dem Beitrag zum Thema Organspende mal ausführlicher diskutiert.


    Noch ein Satz @ Isuzufan das dislike habe ich nicht gesetzt, weil ich Deine Meinung nicht respektiere, sondern weil Du eine haltlose Aussage in den Raum geworfen hast, die schon einige Postings vorher kommuniziert und widerlegt wurde. In meinen Augen nicht gerade förderlich für eine angemessene Diskussion.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Unter Sterbehilfe verstehe ich Organisationen wie EXIT (www.exit.ch) und deren Vorgehen.
    Ähnliches gibt es aber ausserhalb der Schweiz nicht soviel ich weiss. Dafür sehr viele die aus dem Aussland desswegen in die Schweiz kommen.
    Der Rest wird via Patienverfügung geregelt.


    Im Aussland ist man oft auf die 9mm Zäpfli angewiesen oder sonstige Hilfsmittel. Sollte in gewissen Fällen nicht sein und gehört klar geregelt, aber ohne religiöse Motive usw.
    Es geht um die Würde der Menschen und nicht um Ideologien.
    Und vorallem geht es um das Recht auf die Selbstbestimmung jedes einzelnen über seinen Körper.
    Wer nicht mehr kann und nicht mehr will soll auch die Möglichkeit haben diesen Weg zu gehen ohne dass er, und vorallem die Hinterbliebenen, in die Kriminalität abrutschen.
    Das würde wohl vielen Angehörigen die darunter sehr Leiden auch eine grosse Last von den Schultern und der Seele nehmen.
    Solange ich einigermassen klar im Kopf bin hat niemand das Recht über mein Sein oder nicht Sein zu entscheiden ausser ich selbst.


    Ein heikles und schwieriges Thema!


    Was wieder einmal mehr beweist, es gibt nichts wichtigeres als Gesundheit und einen klaren Geist.
    Mögen wir von solchen schwierigen Entscheidungen möglichst verschont bleiben!


    Ich hoffe immer noch, auch bei mir, auf "Gsund und Tod".


    Gruss, Worber

  • Frequenzkatastrophe


    Ich sehe das halt komplett anders.


    Ich schicke voraus das ich absoluter Atheist bin, aber der Meinung das ich höhere Achtung vor dem Leben(vielleicht gerade deswegen)zelebriere als die meisten Tiefreligiösen.


    Ein Fall aus meiner Erfahrungswelt:


    Ein Bekannter von mir leidet unter schwersten Depressionen-angeblich unheilbar-damit erste Voraussetzung erfüllt!


    Er will absolut nicht mehr leben und ist aber unfähig dem Leben selbst ein Ende zu setzen-zweite Voraussetzung erfüllt!


    Soll ihm der Arzt jetzt eine Spritze setzen oder ich ihm eine Kugel verpassen? Wäre doch alles notwendige dafür erfüllt!


    Deine Meinung dazu?


    Ich für meinen Teil schließe für meine Person jegliche auch passive Sterbehilfe aus da ich niemanden die Verantwortung dafür aufbürden will!


    LG Wolfgang


    PS Das dislike hast Du von mir nicht als Revange bekommen sondern für die Aussage über Deine Mutter. Sie missfällt mir.

  • Meine Mutter und ich haben beide die Einstellung, daß wir im Falle schmerzhafter, unheilbarer Krankheit oder irreversiblen Persönlichkeitsverlustes gerne die Assistenz von Sterbehelfern in Anspruch nehmen würden.


    Die Unterscheidung von passiver und aktiver Sterbehilfe finde ich verlogen:
    Am Ergebnis ändert es nichts, nur beim passiven Unterlassen wird der Vorgang mutwillig in die Länge gezogen, weil man zu feige ist, der Entscheidung eine aktive Handlung folgen zu lassen.
    Hat m.M. immer noch mit der religiös motivierten Diffamierung als Mord zu tun.


    Ich setze mich politisch dafür ein, daß die aktive Sterbehilfe auch durch professionelle Dienstleister entkriminalisiert wird.
    Habe vor, Mitglied in einem einschlägigen Verein zu werden.


    Hoffentlich bin ich in der Situation noch in der Lage, meinem Leben ohne fremde Hilfe ein Ende zu bereiten.
    Es wird Zeit, daß ich mich schon mal mit den Mitteln und Techniken vertraut mache, damit ich das Zeug im Bedarfsfall zur Hand habe.

  • @isuzufan


    In deinem konkreten Fall sollte die aktive Sterbehilfe nicht angewendet werden. Wenn jemand an einer schweren Depression leidet und dieses bekannt ist, dann gehört er behandelt.


    Wenn aber jemand Herr über seine Sinne und nicht psychisch Krank ist, dann sollte man schon das Recht haben, selbst über sein Leben oder Ableben bestimmen zu dürfen.


    Tsrohinas