Selbstversorger und Landgrabbing

  • Das mit dem Saatgut einfrieren ist eine gute Idee.


    Wir haben auch einen Gemüsegarten und sehr viel Rasen noch, zur Zeit habe ich nicht die Zeit auch die restlichen qm² zu bewirtschaften, aber für den Ernstfall welche Samen
    würdet ihr als Vorrat zuhause haben? Vor allem im Sinne der Fruchtfolge und der guten Nährstoffversorgung.


    Jonn

  • Meine Großeltern hatten eine Kleinstlandwirtschaft: Ca. 7.500m² Grund, davon ca. 3.500m² Wiese.
    Neben Gemüsebau (v.a. Kartoffeln) wurden natürlich auch Hühner und Hasen gehalten, Most gepresst und auch eine Kuh und ein Schwein hatten im Stall Platz.
    Dies stellte die Basis der Ernährung da. Daneben ging mein Opa noch Arbeiten, meine Oma (und, sobald sie groß genug waren) mein Onkel und mein Vater ebenso.
    Damit die Kuh genügend Gras bekommen hat haben mein Vater und mein Onkel von den Wegrändern und Ackerrainen Gras geschnitten (wobei ich nicht mehr weiss, was die Bauern als Gegenleistung dafür genommen haben).
    Nach der Getreide- und Maisernte ging es zur Nachsuche auf die Felder, damit die Vorräte wieder etwas aufgestockt werden konnten...
    Brennholz wurde im Wald gesammelt (Knüppelholz).
    Soweit ich noch weiss wurde keine 4-Felder-Wirtschaft betrieben, sondern ein Teil des Gartens war immer für Kartoffeln, der Rest für´s Gemüse bestimmt. Aber selbstverständlich wurde fleissig kompostiert und mit dem Mist der Tiere (und natürlich auch der Menschen!) gedüngt.
    Mit dieser Fläche, viel Arbeit und dem Verdienst meines Opas konnten also vier Personen halbwegs gut überleben. Dennoch war Schmalhans Küchenmeister und Luxusgüter wie Fleisch, Wurst o.ä. kamen eher selten auf den Tisch (es wurde ja auch nur einmal pro Jahr das Schwein geschlachtet, und gelegentlich mal ein Hase oder Huhn).
    1.000m² pro Person halte ich also für sehr, sehr optimistisch und das auch nur in guten Lagen. Möglicherweise reicht es zum Überleben.
    Mit der doppelten Fläche kommt man zwar immer noch nicht auf das heute gewohnte Niveau (nicht mal ansatzweise), aber zumindest lebt man davon halbwegs passabel...


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hallo,
    Eine Kuh und ein Schwein brauchen natürlich sehr viel Land um das Futter anzubauen. Ich kann mich noch recht gut daran erinnern, wie wir nach der Maisernte auf den Feldern die runtergefallenen Maiskolben aufsammelten und diese dann zum trocknen aufgehängt haben um in im Winter damit die Schweine zu füttern (wir hatten 3-4 Stück)
    Hühner sind da nicht ganz so Landintensiv. Ziegen und Schafe (Hatten wir auch) sind da auch genügsamer. Wobei ich lieber Schafe hätte, die sind irgendwie knuffiger.
    Problem sehe ich aber bei der Zucht von den Viechern. Da würde ich mich momentan (Außer bei Hühnern) nicht drübertrauen.


    Gruß
    Gerald

  • Zitat von Gnomkeller;167277

    In England gibt es einige die sich von der Gesellschaft entfernt haben, und als Selbstversoger einen Hof führen. Es gib die empgehlung von mind. 1 Morgen Land (ca 2'000m2) und die 3 Morgen mehtode. Wobei die 3 Morgen methode effektiver ist, da es mit Nutztierhaltung (schwein und 1 Rind) gerechnet ist.
    Mit ca 5'000m2 sollte es möglich sein eine 6 Köpfige Familie, dazu ein paar Hünder, Gänse, Schweine und Ziegen zu halten. Es ist einberechnet das Land zum Wohnen, Lagern, bewirtschaften, ein kleiner See oder Bach ect.
    Wie gesagt, in England, und das Buch ist um 1990 erschienen, den Namen weiss ich nicht mehr. Aber möglich ist es auf jeden Fall.


    Was das Saatgut anbelangt: Ich nehme Bio und nicht Hybrid, denn im Notfall kann ich keine neue Samen kaufen gehen....


    Wobei ein Morgen nicht zwangsweise 2.000 m2 waren, sondern jene Fläche, welche von einem Ochsenpflug an einem Morgen pflügbar ist. Die Spanne liegt von 2.000 bis 5.000, in Norddeutschland bis 9.000 m2


    Auf 5.000 m2 neben Gemüseanbau noch Platz und Nahrung für Hühner, Schweine, Ziegen djeweils Mehrzahl) und Teichwirtschaft zu haben halte ich für ambitioniert.
    Ein Schwein, 1-2 Ziegen und einige Hühner lasse ich mir noch einreden. Aber alles was darüber hinausgeht führt zu einem Zielkonflikt.


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Andere Betrachtungsweise:


    Deutschland hat 226EW/km², also stehen einem Einwohner im Schnitt rund 4400m² zur Verfügung.


    Davon sind:


    52.3% landwirtschaftliche Nutzfläche,
    30,2% Wald,
    13,4% Siedlungsfläche
    2,4% Flüsse, Seen, etc...
    1,7% Sonstige (Militär, Tagebau, etc...)


    Quelle: http://www.umweltbundesamt.de/…uktur-der-flaechennutzung


    Auf diesen 2300m² pro Nase landwirtscahftlicher Fläche erzeugen wir prinzipiell so viel, dass wir uns theoretisch auch 5x ernähren könnten (überwiegend vegetarisch).


    Das Gärtnern zuhause auf der kleinen Parzelle ist meistens leider bei weitem ineffizienter.


    Was wir allerdings überhaupt nicht hinbekommen ist die Versorgung mit Energie. Man kann sich ja mal überlegen, wie weit man mit dem Holz von 1300m² Wald pro Nase als Bau- und Brennmaterial auf Dauer so hinkommt.


    mfg


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    Zitat von Gnomkeller;167277

    Mit ca 5'000m2 sollte es möglich sein eine 6 Köpfige Familie, dazu ein paar Hünder, Gänse, Schweine und Ziegen zu halten....


    Ich finde es interessant, dass man von einer 6köpfigen Familie ausgeht. Sind damit 3 Generationen gemeint oder sind das 4 Kinder pro Familie? Wenn man nicht davon ausgeht, dass jedes 2. Kind stirbt, dann ist das Konzept mit einer Verdopplung der Menschenzahl pro Generation ja auch nicht das, was ich unter nachhaltig verstehen würde, insbesondere bei dem begrenzten Platz.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Wie viele Tonnen Agrochemie, Hochleistungssaatgut und Dünger benötigen wir, damit diese Ernte eingefahren werden kann?
    Ich rechne für die Versorgung immer mit einer nachhaltige Nutzung ohne Blaukorn, Neonicotinoid & Co, sondern mit Kompost, Brennesseljauche und (selbst gezogenem) Phyrethrum...


    Wie gesagt: Bei meinen Großeltern haben 7.500 m² Grund (zwar keine Schwarzerde, aber doch relativ ergiebiger Lehmboden) so la la ausgereicht, um vier Personen zu ernähren. Und es lag nicht daran, dass sie einen schwarzen Daumen hatten!


    Wenn irgendwann nur mehr althergebrachtes Saatgut übrig ist (weil die modernen Hochleistungssorten eben nur dann optimal funktionieren, wenn im richtigen Moment die richtigen Mengen an Dünger, Unkrautvernichter und Insektenschutzmittel ausgebracht werden) ändert sich auch die Ertragslage ruckizucki.



    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Maresi hat recht,
    Morgen ist eine regional sehr unterschiedliche Flächengröße. Ich glabe das ist auch sehr schwierig eine fixe Größe festzulegen.
    Der Ansatz von Cephalotus, mit den Gesamtflächen je Einwohner zu rechnen ist eine gute Idee. Allerdings müsste man auch genau schauen,
    welche Nahrungsmittel wir in welcher Menge anbauen und welche importiert werden müssen.
    Ich denke so sieht es für den "Selbstversorger" wohl auch aus. Ich glaube nicht das man alles anbauen kann, was man möchte. Die Grundstücke sind unterschiedlich,
    die Böden und das Klima auch. So wird man meiner Meinung nach nicht um einen Tauschhandel herumkommen. Aber das ist ja auch nicht schlimm, immerhin hätten wir dann
    eine gute Grundlage zum tauschen, welche die Meisten nicht haben werden.


    Sebastian


  • Dieses Beispiel finde ich sehr handfest.
    Hinzu kommt, dass jede Menge Energie von außen dazukam (Verdienst durch Arbeit, Futterbeschaffung auf Fremdflächen, ohne die es die Versorgung und den kostbaren Mist der Tiere nicht gegeben hätte, und Sammelholz).
    Davon ausgehend, dass diese Menschen sehr erfahren waren im Anbau/Selbstversorgung, und dass es auch mal Ernteausfälle geben kann (Hagel, Spätfrost, Raupen, Schnecken usw.) ist die Schätzung von der doppelten Fläche als Minimum sicher realistisch, sofern nicht nur Kartoffeln und Kürbis auf dem Speiseplan stehen sollen.

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Hallo,


    ich habe letzte Woche bei der Stadtverwaltung vorgesprochen und mich für den Kauf einer Kleingartenparzelle in der Nähe meines Hauses registrieren lassen.
    Leider habe ich nur ein kleines Grundstück. Der m² liegt bei uns zwischen 300 und 400€ Bauland ! Also für einen Normalbürger unbezahlbar. Der m² Kleingartenland liegt bei 4€. Also wesentlichgünstiger. Ich habe eine Fläche von 500 bis 1000m² bei der Stadt angegeben. Mal sehen, wie es läuft. ich habe dann vor, vor allem Hochbeete zu beflanzen und die ernte dann zu verwenden bzw. einzuwecken. Im Internet gibt es tolle Geschäfte mit Bio-Saatgut. Mit einer Investition von 50€ ist man schon sehr gut aufgestellt.
    Meine Parzelle darf natürlich nicht so weit weg sein, sonst wird die Ernet von einem anderen eingeholt. :verärgert:
    Man kann auch reines Ackerland kaufen. Allerdings darf man es nicht einzäunen, keine Hütte drauf bauen und anderen Schnickschnack veranstalten (z.B. kein Holz lagern). Deswegen ist die Kleingartenparzelle die beste Variante.
    Ich sehe die Hochbeete dann als Ergänzung an. Ich glaube nicht, dass ich meine vierköpfige Familie damit vollständig ernähren kann.


    Mal sehen, was draus wird.

  • Hallo,

    Zitat von Logan Neunfinger;172862

    .
    Meine Parzelle darf natürlich nicht so weit weg sein, sonst wird die Ernet von einem anderen eingeholt. :verärgert:


    stell Dich darauf ein, dass der Grösste Feind die Schnecken sein werden. D.h. ein abendlicher Kontrollgang als Schnecken-Terminator wird unerlässlich sein. Auch Hochbeete schützen nicht 100% vor Schnecken.
    Was die Ernährung aus dem eigenen Garten betrifft, da gibt es in der einschlägigen Selbstversorger-Literatur Richtwerte. Gurken, Salat und Radieschen aus dem Hochbeet machen nicht wirklich satt. D.h. als Grundnahrungsmittel müsste man v.a. stärkehaltige Pflanzen, die man zudem längerfristig lagern kann, auf mehreren hundert Quadratmetern anbauen. Kartoffeln, Steckrüben, Pastinaken z.B. Getreide im Garten ist schwierig, weil Aufwand (Ernten, Dreschen, Mahlen) und Ertrag bei kleinen Flächen in keinem guten Verhältnis stehen. Da leistet dann eine Motorhacke oder ein Einachs-Schlepper gute Dienste, sonst verbringt man in der Ansaat- und Wachstumsphase jeden Tag im Garten.


    Grüsse


    Tom

  • Hallo Tom,


    ich werd mit Gemüse und Kartoffeln anfangen. Aber wie schon gesagt, ich seh das nur als Ergänzung an. Im Grunde bin ich von Ackerland und Weinreben umgeben. Zur Not kann man dann anfangen brachliegendes Land zu bewirtschaften. Ich werde mir die notwendige Literatur anschaffen und mich mit Samen eindecken, auch auf die Gefahr hin, die alle 4 bis 5 Jahre zu entsorgen.
    Ich denke nicht, dass ich mich und meine Familie völlig autark versorgen kann. Da muss man realistisch sein. Das Ziel ist es, so lange über die Runden zu kommen, bis ein Tauschhandel oder ähnliches in Gang kommt. Es gibt ja auch Gemüse welches im Winter angebaut wird (Grünkohl). Grünkohl ist übrings eine Vitamin- und Mineralbombe und wird sehr unterschätzt!
    Hoffentlich klappt das mit dem Gartengrundstück. Die Verwaltung sagte, es dauert noch so 4 bis 6 Monate, da sie noch "Rekultivierungsmaßnahmen" umsetzen müssen! Was immer das auch heißen mag?
    Wenn es dann soweit ist, werde ich nachberichten.
    Gruß Logan

  • @ Logan Neunfinger


    Drücke dir die Daumen, das es klappt. Für dieses Jahr ist es dann aber Essig mit anbauen. In 6 Monaten ist November , da kannst du nichts mehr anbauen. Im Herbst eventuell noch Erdbeeren setzen. Und wenn kein Frost ist, umgraben. Mache das unbedingt im Herbst. Du sparst dir eine Menge an Kraft.


    Grünkohl wird im Winter geerntet nach dem ersten Frost, da schmeckt er am besten nicht gepflanzt. Meiner ist schon drin, in der Erde.


    Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück. Ein Garten macht Arbeit, eine Menge und manche Tage kannst du dich vor Schmerzen kaum rühren, aber auch viel Freude wenn Du siehst was du alles ernten, einwecken und verarbeiten konntest.


    Herzliche Grüße Irlandia

  • @ Maresi


    Er schrieb in 4 bis 6 Monaten hat er erst seinen Garten. Jetzt haben wir fast Juni. 4 Monate weiter ist es November, 6 Monate weiter Januar. Entweder ich weiß etwas oder ich schreibe alles aus dem Web ab.


    Da ich meinen Garten schon ein paar Jahre habe, kann ich nur aus eigener Erfahrung reden.


    liebe Grüße Irlandia

  • Zitat von Maresi;173096


    Kartoffeln werden heuer vll. nichts mehr


    Warum sollte die nichts mehr werden?
    Kartofflen haben eine Kulturdauer von ca. 60-150 Tagen, je nach Sorte.
    Also frühe Sorten wählen, mit den weniger Ertrag und Lagerfähigkeit muß man dann eben leben.

  • Also, ich hab mal Mitte Juli weggeworfene Kellerkartoffeln vom Dorfkompost gesetzt.
    Die waren nämlich enorm lecker und ich konnte ja schlecht ein Schild am Dorfkompost anbringen:
    "Lieber Kartoffelwegschmeisser, bitte im Haus Nr. 62 die Sorte mitteilen!".
    Deshalb zog ich sie an in der Hoffnung, wenigstens kleine Saatkartoffeln zu ernten.
    Das Kraut fror Mitte November grün ab und an jeder Pflanze war immerhin eine Handvoll kirsch- bis zwetschgengrosser Saatkartoffeln.