Auf der Suche nach einer einfachen Lösung zum Thema Schutz für unseren Elektronikkram, bin ich im Web über eine Blechtonne mit Metallspannring gestolpert. Die sah recht vielversprechend aus und meine Hoffnung war, dass diese Tonne ohne weitere Maßnahmen die geforderte Schirmdämpfung von mindestens 50dB erreicht. Das entspricht einem Dämpfungsfaktor von 316. (Nur ein 316tel der Feldstärke kommt im Inneren an)
Ausgehend von einer Feldstärke von 50.000 Volt pro Meter bleibt von der Feldstärke nur 1/316tel also ~160V/m über. Das überleben auch Consumer Artikel unbeschadet.
Ich habe mir die Tonne also bestellt und ein paar Messungen durchgeführt, die ich euch hier präsentieren möchte.
Messequipment:
Rohde & Schwarz Signalgenerator SMA100
Rohde & Schwarz Spectrum Analyzer FSH4
Log Periodic 70cm Richtantenne
Als Frequenz habe ich 470MHz gewählt. Ausführlichere Labormessungen haben gezeigt, dass diese Frequenz repräsentativ für das Schirmdämpfungsverhalten über den bei einem relevanten Frequenzbereich ist.
Das erste Bild zeigt den Signalpegel ohne jede Abschirmung: -30,0dBm
Tonne offen.jpgAnalyzer in Tonne.jpg
Das ist der Ausgangspegel, sozusagen unser .
Das nächste Bild zeigt den Signalpegel in der Tonne mit geschlossenem Deckel, jedoch ohne Spannring: -63,0dBm
Tonne mit Deckel.jpgIMG_6982.jpg
Die Schirmdämpfung ist das Delta zwischen diesen beiden Werten. Dazu muss ich erwähnen, dass der Deckel durchaus sehr stramm sitzt und keine sichtbaren Schlitze aufweist. Ein kurzer Versuch hat gezeigt, dass er auch Wasserdicht ist. Dazu habe ich einen Liter Wasser eingefüllt, die Tonne umgelegt und herumgerollt. Es lief kein Wasser aus.
Dieser Aufbau ist mit allen ähnlichen Blechbehältern, die über einen Deckel verfügen, der keine sichtbaren Spalte aufweist, vergleichbar.
Die Schirmdämpfung beträgt 63 - 30 = 33dB. Das erfüllt nicht die Mindestforderung an die Schirmdämpfung von 50dB. 33dB entspricht einem Dämpfungsfakto von 45. Von den 50.000V/m bleiben immer noch 1.111V/m übrig. :Schlecht:
Das nächste Bild zeigt das Ergebnis der Messung mit geschlossenem Deckel und Spannring: -83,3dBm
Tonne mit Spannring.jpgAnalyzer mit Spannring.jpg
Die Schirmdämpfung beträgt jetzt 83,3 - 30 = 53,3dB. Das entsprich einem Dämpfungsfaktor von 462. Im Inneren der Tonnen bleiben also nur 108V/m übrig. Der Versuch zeigt, dass die Tonne ohne weitere Maßnahmen wie Abkleben mit Aluband über eine ausreichende Schirmdämpfung verfügt. :Gut:
Sehen wir uns zuletzt noch an, wie sich die Schirmdämpfung verhält, wenn wir den Deckel mit Aluklebeband abdichten:
Tonne mit Spannring und Aluband.jpgAnalyzer mit Aluband.jpg
Die Messung zeigt, dass das Aluklebeband die Schirmdämpfung nochmal um 3,4dB von -83,3 auf -86,7, also insgesamt 56,7dB verbessert und das obwohl man meinen sollte, dass mit dem Spannring schon eine absolut HF-Dichte Verbindung besteht.
3,4dB mag nach einer nur geringen Verbesserung der Schirmdämpfung klingen aber zu Erinnerung, wir haben hier keine lineare sondern eine loagrithmische Skala. Damit ergibt sich ein Dämpfungsfaktor von 648 und von den ursprünglich 50.000V/m bleiben in der Tonne nur noch 77V/m über.
Ich hoffe, das Ganze überzeugt den einen oder anderen von euch davon dass
1. Das Verbinden von Deckel und Boden mit einem Masseband keinesfalls ausreicht.
2. Ein Faradayscher Käfig für Prepper-Zwecke keinesfalls nur mit großem Aufwand realisierbar ist.
3. Ein Faradayscher Käfig nicht aus dickem Metall gebaut sein muss um die erforderliche Schirmdämpfung zu erreichen.
4. Eine einfache Blechdose keinen ausreichenden Schutz bietet.
5. Ein Faradayscher Käfig prinzipbedingt keine Erdung benötigt.
EDIT: Ich habe diesen 30L Eimer für €15,- gekauft: https://www.ebay.de/itm/170925…geName=STRK%3AMEBIDX%3AIT
Mit dem Verkäufer habe ich nichts am Hut.
LG. Nudnik