Notstromversorgung Mobilfunknetz

  • Hallo,


    die Wahl des Mobilfunkanbieters richtet sich auch nach dem Netz.
    Von daher würde mich interessieren welche der großen Betreiber eine Notstromversorgung ihrer Basisstationen realisieren.


    Grund meiner Frage:


    In Berlin -Mitte gab es letzte Woche einen 5minütigen Stromausfall.
    Ergebnis war, das Vodafone funktioniere, O2 überhaupt nicht. Die original Basisstationen von Eplus gingen und Telekom war anscheinend teilweise verfügbar.


    Vodafone wird auch oft von Rettungsdiensten/ Krankentransporten verwendet.


    Anscheinend scheint Vodafone doch viel Geld in die Hand zu nehmen damit das Mobilfunknetz zumindest vorübergehend bei Stromausfall funktioniert.
    O2 scheint im Gegensatz dazu deutlich sparsamer zu sein. Deswegen sind deren Tarife wohl auch auch etwas billiger.


    Weis jemand genaueres wie es die Mobilfunkbetreiber mit der Notstromversorgung handhaben?


    Danke,
    Jürgen

  • In D sind die Mobilfunknetze nicht mit Netzersatzaggregaten abgesichert!

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Hallo,


    hierzu gibt es hier einen ganz interessanten Artikel aus dem Jahr 2007: "Nutzung von Mobilfunk im Rahmen des Krisenmanagements"


    Ein Mobilfunknetz besteht vereinfacht dargestellt aus den "Handymasten", Base Transceiver Station (BTS) genannt und Vermittlungsstellen, normalerweise als - Mobile Switching Center (MSC) bezeichnet. Die BTS haben lt. o.g. Artikel generell eine Betriebsreserve von 2h bei Stromausfall, dann fahren sie kontrolliert herunter. Die MSC, bei denen viele BTS aufgeschaltet sind, werden über Notstromaggregate versorgt. Die Betriebsdauer hängt hier von der vorhandenen Treibstoffmenge und der Möglichkeit, nachzutanken ab. 24h sollten aber drin sein.


    "Wichtige" BTS haben mittlerweile auch mit Notstromsysteme, die über Akkus hinausgehen: in Baden-Württemberg z.B. hat man ausgewählte BTS mit Brennstoffzellen ausgestattet.


    Der Artikel spricht aber ein ganz anderes Problem an, das über die reine Verfügbarkeit elektrischer Energie hinausgeht und die Verfügbarkeit von Mobilfunknetzen im Krisenfall stark einschränken kann: alle wollen plötzlich telefonieren und die Netze sind überlastet.


    Grüsse


    Tom

  • Das halte ich für geschönt.
    In ca. 30a Berufspraxis auf dem Gebiet Stromaggregate und davon ca. 18 als Serviceleiter ist mir kein Netzersatzaggregat bei einem Mobilfunkanbieter oder einer Mobilfunkanlage untergekommen.
    Und dies trotz Servicevertrag mit den großen Motorenherstellern von Bodensee, Augsburg, Italien, Schweden usw.

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Um mal eine Vorstellung zu bekommen:
    Eine BTS ist dort, wo ihr mit bloßem Auge auch deren Antennen erkennen könnt.


    Zum Beispiel in Innenstädten auf Wohngebäuden. Oft auch auf Autobahnrastplätzen.
    Dort unterhalb des Antennen-Mastes/Turms ist je nach Platzangebot nur ein Multifunktionsgehäuse (Outdoor Blechschrank, u.U. auf dem Dach),
    ein kleines Häuschen (Abstellkammergröße, nicht größer als die Bahnhäuschen von Littlewolf),
    oder ein Technikschrank im Dachgeschoss des Gebäudes.


    Und mit diesem Bildern im Kopf, jetzt mal ehrlich: Wo soll bei diesem geringen Platzangebot noch ein Generator nebst Tank und Abgasanlage eingebaut werden?


    Die Frage nach der flächendeckenden Notstromversorgung der BTS ist also zunächsteinmal ganz pragmatisch zu beantworten. Es ist nicht möglich und vorallem nicht wirtschaftlich.


    Richtig ist wie Tom es schrieb, dass im Einzelfall bei der Errichtung der BTS im Rahmen der Risikoabschätzung ermittelt wurde, ob eine Notstromversorgung erforderlich ist und/oder hergestellt werden kann.
    Z.B. durch:
    - akkugestützte USV (Pufferbatterien)
    - vorhandene NEA des Vermieters
    - Aufbau eines eigenes Generators o.ä. (Brennstoffzellen, BHKW)


    Ich habe die drei Möglichkeiten mal nach Leistung sortiert.


    Die meisten BTSen werden entbehrlich sein.
    In Innenstädten ist ihre Dichte höher, die größe der Funkzelle nimmt ab, die Versorgungsqualität je Zelle steigt.
    Kurzum: Es werden mehr BTSen aufgestellt, um die "Netzabdeckung" (gemeint ist aber die Netzkapazität) zu erhöhen.
    Denn eine BTSen kann nur eine bestimmte Menge an Gesprächen und Datenverbindungen händeln.
    Um einen einwohnerstarken Stadtteil ausreichend "abzudecken" sind also mehrere BTSen mit kleinen Funkzellen notwendig.
    Eine einzelne BTSen mit großer Funkzelle könnte (von einem dafür geeigneten Standort) die gleiche Fläche funktechnisch versorgen, aber die hätte zu wenig Kapazität.
    Wenn ich mal für meine Heimatstadt mit 50 Stadtteilen je 3 BTSen pro Stadtteil als Durchschnittswert ansetzte (genaue Karten gibt es bei der BNetzA), dan komme ich auf 150 BTSen.
    150x USV oder Geneator sind reine Illusion.

  • In Österreich gibt keiner der Netzbetreiber irgendwie geartete Verfügbarkeitsgarantien ab. Ich habe das mal für den Katastrophenhilfsdienst des RK eruiert.


    LG. Nudnik

  • Zitat von Nudnik;277521

    In Österreich gibt keiner der Netzbetreiber irgendwie geartete Verfügbarkeitsgarantien ab. Ich habe das mal für den Katastrophenhilfsdienst des RK eruiert.


    Mal spricht statt von Garantien aller höchstens von einem Service Level Agreement, welches z.B. eine Serviceverfügbarkeit von 99% beinhaltet.
    Das bedeutet aber im Klartext:
    - Der Service darf einmal im Jahr für 3,65 Tage ungestraft ausfallen. Oder dreimal im Jahr einen Tag, etc
    - Bei einer längeren Ausfalldauer (über's Jahr gesehen) handelt es sich um eine Vertragsverletzung. Dafür wird je nach Vertrag eine Pönale fällig.
    Daraus erfolgt eine Mischkalkulation. Die Netzbetreiber wägen ab und nehmen auch eine Pönale in Kauf.


    Das ist alles Vertragswerk. Und das ist Marktwirtschaft
    Nur nutzt es dir als Kunde (oder eben Rettungsdienst) nichts, wenn dein Betrieb drei Tage stillsteht, weil der Service (Datenleitung, Telefonanschluss, Mobilfunk) ausgefallen ist.

  • Interessante Antworten.


    Dann hatte ich letzte Woche vielleicht Glück das ich in der Nähe vorm Regierungsviertel war, und die BTS dort wohl etwas besser versorgt werden.


    Jedenfalls lernte ich an dem Tag, das nicht jeder Aufzug eine Notstromversorgung für den Alarmknopf/Notbeleuchtung besitzt. Aber immerhin konnte ich in die Freiheit telefonieren :)

  • Zitat von Smileyneu;277527


    Jedenfalls lernte ich an dem Tag, das nicht jeder Aufzug eine Notstromversorgung für den Alarmknopf/Notbeleuchtung besitzt. Aber immerhin konnte ich in die Freiheit telefonieren :)


    Oh, da sprichst du noch so heißes Eisen an.
    Diese Aufzugnotrufanlagen müssen über einen eigenen Telefonamtsanschluss laufen. Das gewährleistet, dass der Notrufanschluss immer frei ist. Den Anzugnotruf auf eine Nebenstelle einer TK-Anlage zu schalten ist daher nicht zulässig, es könnten ja im Notfall gerade keine Amtsleitungen mehr frei sein, weil auf allen Leitungen telefoniert wird.
    Bis die beste Lösung ist dabei ein analoger Anschluss oder ein Euro-ISDN-Anschluss. Das daran angeschlossene Telefon (im Fall des Aufzugs eine eine sehr rudimentäre Variante davon, mit der man nur eine Nummer anrufen kann) funktioniert auch bei Stromausfall.
    Aus dem Grund der Notspeisung fallen sowieso auch alle TK-Anlangen und was alle ISDN-Analog-Wandler weg.


    So weit die Vorschriften. Und kommt das Haufen-Smiley.
    Analoge und "echte" ISDN-Anschlüsse werden abgeschafft. Von den einen großen Gesellschaften am liebsten schnellstmöglich, andere lassen sich noch ein paar wenige Jahre Zeit. Danach sollen alle Telefonanschlüsse auf Basis von VoIP funktionieren.
    Konkret müsste jeder Aufzug mit einer Datenleitung (z.B. DSL) ausgestattet sein, an welcher ein VoIP-Router angeschlossen ist, an diesem wird die Aufzugnotrufanlage angeschlossen.
    Das Blöde ist nur: Bei Stromausfall funktioniert der Router nicht mehr. Eine Notspeisung durch die Telefongesellschaft ist nicht vorgesehen.
    Außerdem wissen wir ja alle oft aus eigener Erfahrung: So ein DSL-Router hängt sich schonmal auf.
    Wann fällt das dann auf?


    Zunächst erstmal Entwarnung: Im Leistungsumfang der Aufzugnotrufzentralen ist enthalten, dass das Notrufgerät im Aufzug regelmäßig von der Zentrale angerufen und auf Funktion getestet wird. Ein Ausfall würde auffallen.
    Großes ABER: Dieser Service kostet noch mal extra. Hier könnte der Aufzugbetreiber dann gespart haben.
    Dann fällt der Ausfall der Telefonleitung erst bei den vorgeschriebenen Wartungsintervallen vor Ort auf.


    Zu Berücksichtigen ist auch: Es muss gar keine Aufzugnotrufzentrale, also eine externe Firma, dafür bezahlt werden, um auf Notrufe zu warten. Der Notrufknopf im Aufzug kann auch einfach zum Handy des Hausmeisters verbinden, sofern eine ständige Erreichbarkeit gewährleistet ist.


    Und so schließt sich der Kreis wieder zum Ausfall des Mobilfunknetzes.

  • Meines Wissens liegt eine Petition im Bundestag die fordert das Notrufe auch bei Stromausfall funktionieren müssen und zwar im Fest- und Mobilfunknetz.

  • Zitat von Smileyneu;277551

    ...Petition im Bundestag ... Notrufe auch bei Stromausfall funktionieren müssen ... im Fest- und Mobilfunknetz.


    Da wird Nichts rauskommen.
    Das wäre zwar technisch umsetzbar, aber gerade im urbanen Bereich müssten viele Anlagen an anderen Standorten neu errichtet werden, da kein Platz für USV, NEA usw ist. Finanziell, genehmigungstechnisch und betriebstechnisch kaum realisierbar.

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Zitat von Rocky;277564

    Da wird Nichts rauskommen.
    Das wäre zwar technisch umsetzbar, aber gerade im urbanen Bereich müssten viele Anlagen an anderen Standorten neu errichtet werden, da kein Platz für USV, NEA usw ist. Finanziell, genehmigungstechnisch und betriebstechnisch kaum realisierbar.


    Erfordert denn ein funktionierender Notruf, dass im urbanen Gebiete deswegen alle Stationen funktionieren müssen? Kann ich mir kaum vorstellen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;277577

    Erfordert denn ein funktionierender Notruf, dass im urbanen Gebiete deswegen alle Stationen funktionieren müssen? Kann ich mir kaum vorstellen.



    Moin Cephalotus,


    nein, eigentlich nur die, in deren Gebiet Du dich gerade befindest, um den Notruf abzusetzen ... :peinlich:


    Dazu kommt, das gefühlt 21.735 andere Menschen in der selben Zelle auch gleichzeitig telefonieren, SMS senden und WhatsAppen wollen!


    Das ist jetzt nicht flapsig gemeint, aber genau das illustriert das Problem. Im übrigen haben Notrufe vom privaten Mobile phone AFAIK keinen Vorrang. Vorrangschaltungen sind an einzelne Rufnummern gebunden. Aber auch die funktionieren nur, wenn Netz da...


    Nachdenkliche Grüße vom


    Christian,


    der es hasst von zunehmend komplexer Technik abhängig zu sein!



    p.s.: Was die gute alte Phantomspeisung der Analog- und später der Basis-ISDN Anschlüsse wert sein kann, war anno 75 im Schneechaos in Schleswig Holstein gut zu sehen!

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo,


    in dem gestern von mir verlinkten Artikel heisst es zum Thema Notruf-Priorisierung:


    "Bei Unglücksfällen und Katastrophen droht schnell eine Überlastung der Mobilfunknetze, da sehr viele Nutzer Anrufe tätigen wollen, um sich oder andere zu informieren. Für Notrufe auf die Rufnummer 112 gibt es in diesen Fällen eine Bevorrechtigung. Ist kein Kanal frei, wird durch Beendigungen einer bestehenden Verbindung eine Verbindung zur Notrufnummer 112 ermöglicht."


    Das bedeutet, wenn alle gerade ihre Angehörigen anrufen, um sich zu erkundigen, ob sie ok sind und gleichzeitig jemand die 112 wählt, dann werden normale Gesprächsverbindungen abgebrochen, um einen Kanal für den 112-Anruf freizubekommen. Das macht ja auch Sinn.


    Aus meiner "kommunalen Praxis" u.a. bei der planerischen Begleitung von Windkraftanlagen weiss ich, dass es (in D) eine Vielzahl von nicht öffentlichen Richtfunkstrecken gibt, die z.B. die Innenministerien mit den Regierungspräsidien und Landratsämtern für ein eigenes Kommunikationsnetz verbinden (Lagezentren, Krisenstäbe). Diese Funkstrecken nutzen häufig die gleichen Funktürme wie die Mobilfunkbetreiber, sind jedoch separat abgesichert (USV, Notstromaggregate).


    Grüsse


    Tom

  • "...So gefährlich ist unsere Abhängigkeit vom Mobilfunk


    Als kürzlich das Netz der Telekom ausfiel, konnten die Deutschen über Stunden nicht telefonieren. Aber das war nur ein Vorgeschmack. Künftige Störungen bedrohen viel mehr als unsere Kommunikation...."


    http://www.welt.de/wirtschaft/…igkeit-vom-Mobilfunk.html


    Ich bin alles andere als glücklich über solche mMn völlig unnötige zusätzliche Risiken. Zumindest sollte es eine offline Notfallfunktion geben...

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo,

    Zitat von Cephalotus;277665

    Ich bin alles andere als glücklich über solche mMn völlig unnötige zusätzliche Risiken. Zumindest sollte es eine offline Notfallfunktion geben...


    mit Systemen und Komponenten fürs "Internet der Dinge" verbringe ich gerade einen grossen Teil meiner beruflichen Zeit...


    Mein Eindruck ist, dass viele - auch die Protagonisten von "Industrie 4.0" - die Vielschichtigkeit des Internet-of-Things (IoT) noch gar nicht begriffen haben.


    Es gibt eine IoT-Schule, die möchte am liebsten alles zentral in Clouds haben. Sozusagen dumme IoT-Clients, die brav Sensordaten einsammeln und an ihre Cloud weiterleiten. In der Cloud, die nichts anderes ist, als die Wiederkehr des guten alten Rechenzentrums, macht man dann mit den Unmengen hereingelieferten Daten "Big Data", "Deep Learning" usw. Solche Konzepte sind tatsächlich extrem risikobehaftet, weil die Clients draussen ohne die Verbindung zur Cloud nutzlos sind. Interessanterweise sind die Befürworter von IoT-Cloud-Lösungen auffallend oft die bislang noch etablierten Anbieter von Big-Data-Softwarehäusern (z.B. SAP), Data-Centern, Kommunikationsdienstleistern und Herstellern von Automatisierungstechnik. Die haben bis heute allesamt einen recht zentralistischen Denkansatz.


    Es gibt aber auch IoT-Strömungen, die eher das Prinzip von dezentraler bzw. verteilter Intelligenz umsetzen wollen. D.h. intelligente Clients, die ihre Messwerte selbst interpretieren und bewerten können und auf dieser Basis zu Entscheidungen fähig sind, ohne eine Cloud im Hintergrund haben zu müssen, die ihnen sagt, was sie tun sollen. Auch das Stichwort "Schwarmintelligenz" findet man hier wieder: einzelne Knoten, die z.B. untereinander in Funkreichweite sind, können sich ad hoc vernetzen und so ein grösseres "Lagebild" ermitteln und auf dieser Basis quasi gemeinsam eigenständig Entscheidungen treffen.


    Auch wird das IoT immer weniger auf wenige etablierte Netze wie die (anfälligen) herkömmlichen Mobilfunknetze angewiesen sein. So werden derzeit diverse sog. low-power Netzwerke erprobt, z.B. LPWAN von Sigfox:
    "Das LPWAN der französischen Jungfirma Sigfox sieht vor, dass sich die eingebunden Geräte über die für industrielle, wissenschaftliche und medizinische Anwendungen (Industrial, Scientific and Medical, ISM) vorgesehen Frequenzen im Sub-GHz-Bereich nur hin und wieder melden. Pro Tag sind maximal 140 Meldungen vorgesehen, eine Meldung umfasst nur 12 Bytes. Sigfox-Geräte begnügen sich laut Firmenangaben beim Funkverkehr mit einem Tausendstel der Energie, die in der Mobiltelefonie üblich ist. Sie sollen mit zwei AA-Batterien während zwanzig Jahren in Betrieb bleiben können. Eine Basisstation sendet in ländlichen Gebieten bis zu 50 Kilometer weit und kann eine Million Geräte bedienen." (Quelle: NZZ vom 17.3.2016)


    Die swisscom arbeitet auch an Low-power Networks (LPN).


    Beim rasant wachsenden IoT kann man sich nicht auf bestimmte (zentrale) Netzwerke verlassen. Es wird mMn wesentlich mehr lokal/regional begrenzte IoT-Netze mit eigener Infrastruktur geben, daher wird die Wahrscheinlichkeit flächendeckender Ausfälle künftig eher kleiner werden, als jetzt, wo man noch auf wenige zentrale Netzbetreiber angewiesen ist.


    Viele Anwendungen machen dezentral auch viel mehr Sinn, als wenn man sie zentral (Cloud) verwalten würde. Beispielsweise Verkehrsflusssteuerung: wenn es im Winter an einem Autobahnabschnitt witterungsbedingt anfängt, rutschig zu werden, häufen sich die Eingriffe von ESP und ABS bei Autos, die in diesem Abschnitt unterwegs sind. Senden die Autos ihre ESP-/ABS-Aktivitäten drahtlos aus, dann genügt ein lokal begrenztes Mini-Netzwerk entlang des Streckenabschnitts, um daraus Entscheidungsdaten zu generieren, um z.B. auf elektronischen Verkehrsschildern das Tempolimit abzusenken, Warn-Texte auszugeben (auch drahtlos an die Navis/TMC-Empfänger in den Autos) oder falls vorhanden, automatische Taumittel-Sprüh-Anlagen in Gang zu setzen (wie es sie z.B. an der dt. A8 und A81 an einigen Stellen gibt). Die lokal begrenzte Auswertung von "live"-Fahrzeugdaten ist ein klassisches Beispiel für Internet der Dinge, das kein "grosses" Netzwerk oder zentrale Cloud-Architektur benötigt.


    Im kleinen wird IoT auch zwischen dem drahtlos auslesbaren Beipackzettel einer Tablettenpackung und dem Smartphone des Benutzers völlig autark stattfinden, ohne ein Mobilfunknetz oder Internetzugang zu benötigen: die Patienten- und Anwendungsinformation wird lokal in einem "elektronischen Etikett" gespeichert, das man per NFC ausliest.


    Vermutlich werden wir beim IoT beide Philosophien erleben: zentral gesteuerte, von der Verfügbarkeit der Kommunikationsnetze abhängige Systeme und sehr flexible, smarte Systeme, die selber klar kommen und sich in ihrer lokalen Umwelt einfügen und mit ihr direkt kommunizieren.


    Grüsse


    Tom

  • Ich muss das hier mal aus der Versenkung holen.


    Ich habe vor mehreren Wochen bei den drei Österreichischen Mobilfunkanbietern A1, t-mobile und drei (3) nachgefragt, wie es mit der Notstromversorgung aussieht.
    Diese drei sind die einzigen, die ein Physikalisches Netz betreiben. Alle anderen verwenden eines dieser drei Netze. (Nationales Roaming)



    3 (Hutchinson 3G) meldete sich mit einer Email und einem einfachen 'ham ma ned, brauch ma ned'.


    T-Mobile verwies in einer Email auf die AGB mit dem Punkt zur Verfügbarkeit. Darin stehen die üblichen Floskeln und ein hinweis auf 99% Verfügbarkeit.


    A1 hat am längsten (ca. 14 Tage) gebraucht um mir zu antworten, hat mich dafür aber angerufen.
    Lt. dem Techniker gibt es einige Notstromversorgte Masten, bei denen auch das Backend Akkugepuffert ist. Welche und wieviele das sind durfte er mir nicht sagen.
    Auch nicht welche dauer damit überbrückt werden kann.


    Er meinte auch, dass es keine Bevorzugung von A1 Kunden gegenüber Kunden von bob, Yesss!, und was weiß ich was noch alles über A1 roamt, gibt.


    Habe als ehemaliger bob Kunde aber schon das Gegenteil erlebt. Großes Festival, viele Personen. A1 funktionierte, bob nicht. Kann aber auch Zufall gewesen sein.


    Soviel dazu. Vielleicht hilft es ja jemandem.


    Lg :shit:

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • [I]Mobiltelefone sind Endgeräte von zellulär aufgebauten Funkdiensten, die in Deutschland von drei Anbietern betrieben werden. Zwar gibt es technische Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Netzen, die aber für diese Betrachtung vernachlässigt werden können.
    Prinzipiell sind alle Netze so aufgebaut, dass die mobilen Endgeräte Funkverbindungen zu Basisstationen aufnehmen, die die Telefonverbindungen erst innerhalb der jeweiligen drei Betreibernetze (Telekom, Vodafone, o2/E-Plus) und dann in das öffentliche Fernsprechnetz weiterverbinden. Die Funkzellen rund um eine Basisstation herum sind im Regelfall räumlich recht eng begrenzt (wenige hundert Meter in innerstädtischen Bereichen bis hin zu wenigen Kilometern im ländlichen Raum); beim Verlassen einer Funkzelle wird das Gespräch – vom Nutzer unbemerkt – vom Netz (MSC: Mobile Switching Center) an die nächste Funkzelle übergeben (Handover).
    Dabei erfolgt immer nur die Nutzung der betreibereigenen Basisstationen, ein sogenanntes „Netzroaming“, d. h. der Gebrauch der Basisstationen fremder Netzbetreiber bei Auslastung oder Nicht-Verfügbarkeit der anbietereigenen Basisstationen ist – außer bei Wahl der europaweit gültigen Notrufnummern 112 und 911 – nicht möglich.
    Zur Leistungsfähigkeit einer Basisstation soll beispielhaft eine GSM-Basisstation betrachtet werden. Diese besteht aus einem Controller (BSC: Base Station Controller), der ein bis vier Funksender (BTR: Base Station Transceiver) steuert. Jeder BTR sendet und empfängt mit einer Richtantenne, die einen 90° bis 120° breiten Bereich abdeckt, auf vier Frequenzpaaren (Up- und Downlink: Auf der höheren Frequenz sendet die Basisstation an die mobilen Geräte, auf der niedrigeren Frequenz senden die Mobilgeräte an die Basisstation). Dieser kuchenstückartige Sektor, der von der Basisstation aus abgeht, ist eine Funkzelle. Innerhalb jedes Frequenzpaares können durch Zeit- oder Codemultiplexing acht Verbindungen gleichzeitig geführt werden. Das bedeutet: In einer Funkzelle können unter Idealbedingungen – nach Abzug der Signalisierungskanäle - überschlägig 30 Telefonate gleichzeitig geführt werden.
    Um die Anzahl der Umsetzer aus wirtschaftlichen und technischen Gründen minimal zu halten, ist die Zellenabdeckung aller Betreiber so geplant, dass Endgeräte nur eine oder maximal zwei Basisstationen erreichen können, d. h. selbst unter Idealbedingungen können an jedem beliebigen Ort bei guter Netzabdeckung pro Netzbetreiber maximal 60 Telefonverbindungen gleichzeitig geführt werden. Die theoretisch denkbare maximale Verbindungskapazität bei drei Netzanbietern darf also mit circa 240 gleichzeitigen Verbindungen angenommen werden.
    Erschwerend kommt bei moderneren Netzen (UMTS) hinzu, dass sich die Größe einer Funkzelle lastabhängig ändert: Bei hohem Gesprächsaufkommen sinkt aus technischen Gründen die geographische Reichweite der Funkzelle, ein Effekt, der als „Zellatmung“ (cell breathing) bezeichnet wird.
    Empirische Erfahrung zeigt, dass Funkzellen schon im Regelbetrieb zu besonderen Gelegenheiten (Silvester, Fußballmeisterschaften, Stadtfeste) so überlastet sind, dass sie keine sicheren Telefonverbindungen mehr gewährleisten können. Bei verschiedenen Großschadenslagen der jüngeren Vergangenheit (ICE-Unglück Eschede 2001, Oderhochwasser), auch bei Veranstaltungen (Brand im Phantasialand Brühl 2001, Loveparade Duisburg 2010), brachen die Mobiltelefonnetze fast unmittelbar nach Ereigniseintritt zusammen: Zuerst unter der Last der abgesetzten Notrufe, dann durch Betroffene, die Angehörige informieren wollten, und dann durch die anrückenden Pressevertreter, die erste Berichte telefonisch absetzten.
    Ein weiterer Schwachpunkt der Funkzellen bzw. des Mobiltelefonnetzes ist die Abhängigkeit von der sicheren Stromversorgung. Basisstationen sind bestenfalls mit unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) ausgestattet, die einen Betrieb bei einem Stromausfall bis zu einer halben Stunde gewährleisten. Danach fällt die entsprechende Funkzelle aus, Telefonverbindungen – selbst zwischen zwei Mobiltelefonen, die sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander befinden – sind dann nicht mehr möglich.
    Das Katastrophenschutzkonzept des Landes Hessen zum Beispiel geht im Gefahrenabwehrplan für großflächige Stromausfälle von einem Ausfall aller öffentlichen Kommunikationsnetze innerhalb der ersten zwei Stunden nach Schadenseintritt aus. Es ist damit zu rechnen, dass die Mobiltelefonnetze deutlich früher ausfallen. Im Rahmen einer realistischen, nachhaltigen Gefährdungsbeurteilung muss mit einem sofortigen Ausfall gerechnet werden, da die betroffene Bevölkerung eventuelle Restkapazitäten des Netzes durch Notrufe blockieren wird. [COLOR="#0000FF"]Eine „Notstromversorgung“, d. h. externe Einspeisung der Basisstationen ist technisch nicht vorgesehen und logistisch weder durch Netzbetreiber noch durch Stellen der öffentlichen Gefahrenabwehr leistbar.[/COLOR]


    Klar soweit? :Cool:
    Beste Grüße vom Gefahren beurteilenden Hessen


    [COLOR="#FF0000"]Bitte nicht in rot schreiben, das macht nur das Team - daher habe ich die Farbe geändert.


    Grüße


    mueller[/COLOR]

  • Die letzte Telefonvermittlungsstelle, wo ich rein durfte, war nur teilweise mit Notstrom ausgestattet. Wenn ich Batterien gesehen hab, dann nur ganz wenige. Die Techniker gaben an, dass je nach Zustand und Alter der Akkus zwischen 2 und 6 Stunden der Betrieb funktioniert. Verwiesen wurde auf Systeme, wie z.B. die technischen Einheiten, die in Glasfaserkabel einspeisen, die teils gar nicht an einer Notstromversorgung hängen, mit einem verschmitztem Lächeln. Letztendlich bleiben kleinere Segmente für eine kurze Zeit betriebsfähig. Allerdings kann niemand sagen, in wie weit die Fernverkehrsstrecken noch funktionieren. Ob man also von seiner Vermittlungsstelle noch groß weit weg kommt, weiß auch keiner.


    Mit einigen, die sich damit viel besser auskennen, als ich, die ich gesprochen habe, glauben nicht, dass bei einem größeren Flächenstromausfall die Kommunikation im klassischen noch funktioniert, also klassisch ist so das Alltagszeug, was wir so benutzen. Wenn also in einer kompletten Stadt oder in einer Region, der Saft weg ist, ist die Kommunikation auch weg.


    Was dann noch funktioniert sind die recht unabhängigen Funkgeräte, sei es 2m, 4m und die ganzen CB/AFU Geräte. Man würde dann mit Funkwagen an exponierten Stellen Repeater aufbauen und gucken, dass man so zurande kommt.


    Daher sind die Notfunkgruppen auch recht wertvoll.


    Ich glaube dass es nicht schlecht ist, sich als Prepper nur ein klein wenig mit Funk zu befassen. Zumindest so, dass man zumindest ein CB Gerät mit einer externen Antenne in Betrieb nehmen kann.


    Gruß SBB

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-