Hungerwinter 1946/47

  • Zitat von Elf;308207

    ...<50%...


    Zitat von KUPFERSALZ;308220

    ... >50%...


    =, > oder <?

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Kupfersalz. Du verwendest eine andere Definition von Selbstversorgungsrad als ich.
    Bei einer Gesamtenergiebilanzbetrachtung ist der Selbstversorgungsgrad in meiner Definition sogar unter 20%
    Überprüf es selbst nach.

  • Eine Quelle wäre hilfreich! Ich kenne nur eine Definition des Selbstversorgungsgrad der Landwirtschaft.


    Zitat

    Maß, mit dem angegeben wird, wie viel Prozent der benötigten Agrarerzeugnisse im eigenen Land hergestellt werden.

    Zitat

    Der Selbstversorgungsgrad erreichte 2012/2013 insgesamt 97 % - ohne Auslandsfutter 92 %. - Ein Landwirt "ernährte" 2012 155 bzw. 144 Menschen.

    http://www.agrilexikon.de/index.php?id=selbstversorgungsgrad

  • Der Knackpunkt ist einfach auch: wielange die Situation anhält. 1946/1947 war ja die letzte Stufe einer mehrjährigen Eskalation um die Ernährungssituation. Nahrung gab es nur gegen Lebensmittelmarken seit ca. 1939/1940. Wobei man nach Gruppe unterschied (kinder, Alte, Landbevölkerung mit Möglichkeiten der Serlbstversorgung, der klassische Angestellte in der Stadt usw.). Die Anzahl der Kalorien, die man bekam wurde regelmäßig gesenkt. Das bringt einen nicht um, aber es schwächt. Dann die Bombardierungen der Stadtgebiete, d.h. viele lebten in Ruinen mit nur beschränkten Möglichkeiten zum heißen. Die Wasserqualität war schlecht, folge Magen-Darm-Infekte. Man versucht schon in "guten" Kriegsjahren die Rationen zu strecken - Giersch, Brennessel, das Tote Pferd verendet um die Ecke.


    Und dann kommt ein harter Winter mit meterhohen Schneewehen, Überschwemmungen und zusammenbrechenden Versorgungsinfrastruktur. Man muss X Läden abklappern um eventuell wenigstens etwas von den Lebensmittelmarken einzutauschen. Geld hat man nicht mehr, Wertsachen sind beim ausbomben draufgegangen, die Kleidung zu dünn und aus der Stadt kommt man nicht raus, außer zu Fuß. Tja, und dann fängt das große Sterben an.


    Meine Großmutter wuchs auf einem Bauernhof auf, da war die Krise selber weniger ein Problem, allerdings konnte man in der Nachbarstadt fast alles bekommen - für Käse, Fleisch und Milch haben sich die Leute von ziemlich allem getrennt: Möbel, Kleider, Schmuck. .... Der Hungerwinter damals war vor allem ein großes Problem in den Städten.


    Heutzutage kommt es wohl vor allem drauf an, inwiefern die Versorgungsinfrastruktur aufrecht erhalten wird und wie lange die Krise dauert. Wenn man über mehrere Jahre starke Engpässe hat, wird ein harter Winter auch in den Städten wieder zuschlagen. Auf dem Lande nicht so stark, da das ganze schleichend passiert und man Zeit hat seinen Rasengarten allmählich wieder in einen Gemüsegarten zu verwandeln. Die Erträge werden am Anfang zwar nicht der Hit sein, aber die Versorgungslage ist am Anfang ja noch nicht ganz so katastrophal. Der Knackpunkt ist wie damals: hat man Land?
    Ist es nur ein harter Winter und man ist beispielsweise mal 4 Monate abgeschnitten von der Außenwelt (warum auch immer): als Prepper hat man wahrscheinlich Glück. Dem Rest geht es mies, da im Winter der Garten nutzlos ist und die wenigsten auch nur Nahrung für 2 Wochen daheim haben. Egal ob Dorf oder Stadt. Ist die Frage, wie realtistisch dies Szenario ist.

  • Zur Gesamtenergiebilanz hätte ich gerne mal eine Quelle. Mir scheinen die amtlichen Daten, die Kupfersalz geliefert hat, insgesamt plausibler.


    Die historischen Zahlen würde ich auch kritisch sehen. Beim Ersten Weltkrieg ist die Abgrenzung zur Spanischen Grippe schwierig: Wer fiel der Grippe zum Opfer, weil er unterernährt war und wer verhungerte "einfach nur"? Die Zahl nach dem Zweiten weltkrieg scheint mir deutlich zu hoch. Meines Wissens gibt es dazu keine verlässlichen Erhebungen. Es gibt lediglich für die schlimmste Phase im Winter 46/47 eine Schätzung von hunderttausenden Toten. Wenn man das als Höhepunkt der Unterversorgung annimmt, scheinen die 5,7 Mio. unplausibel, zumal die Zahlen von einem BWL-Professor aufgestellt werden, der keine Quellen nennt.


    Mit der Versorgungskrise im Ersten Weltkrieg habe ich mich mal etwas näher befasst. Die lag sicher auch an der Blockade der Nahrungs- und Düngemittelimporte, ebenso aber an der Requirierung von Arbeitskräften und Pferden für das Militär, an einer überbordenden aber unfähigen Bürokratie (Reichskartoffelstelle :winking_face: ), in der ganz akuten Phase am Schluss aber vor allem am Zusammenbruch des Eisenbahnnetzes. Das war also im Wesentlichen ein Verteilungsproblem. Die Truppen waren in der Endphase des Kriegs teilweise besser versorgt als die Zivilbevölkerung. Auch aus dieser Erfahrung und der der Novemberrevolution als Folge des Hungers hatte das "Dritte Reich" es trotz der wesentlich stärkeren Kriegszerstörung im Binnenland größten Wert auf die Aufrechterhaltung der Versorgung gelegt.

  • Leute leute.


    Wollt ihr wirklich solch *zuverlässige* Informationen wie über die Nazi-Zeit oder die kurz darauf folgende Wohltaten-der-Alliierten-Zeit zur Grundlage einer Vorbereitung machen, die eventuell über euer Leben und Tod entscheidet?


    https://de.wikipedia.org/wiki/…n_Autoren_und_B%C3%BCcher


    ... und das ist die offizielle Version :)


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Moin Opa,


    entschuldige bitte, aber ich verstehe weder Sinn bzw. Inhalt noch Kausalzusammenhang Deines Posts. Es mag an meinem beschränkten Horizont liegen, wäre Dir aber dennoch für einige erklärende Worte sehr dankbar!


    Be prepared!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Ich glaube das wird jetzt alles etwas zu emotional Ich ziehe deshalb meinen gut gemeinten Post von oben zurück.
    Es tut mir leid, wenn ich durch die Aussagen irgendjemand "getriggered" habe. Es gibt einfach Themen, die eskalieren sehr schnell in eine unsachliche Richtung.
    Wer mag, kann Fakten und Zahlen gerne selbst auf eigene Faust nachprüfen. Es gibt ja genügend Literatur zum Thema auch ausserhalb des Internets.

  • Statistische Daten Landwirtschaft I: 1950 - 2009 Erträge NRW


    Grüß Gott zusammen!


    Ich habe einmal ein paar statistische Daten ausgegraben. Ich hoffe, dass die Dateigröße paßt:


    Zahlen 1950 - 2009: [ATTACH=CONFIG]39530[/ATTACH] (Seite 77 ...)


    Flächennutzungplan (siehe die Verluste an Anbaufläche): [ATTACH=CONFIG]39531[/ATTACH] (Seite 5 + 6)




    Waidmannsheil
    zero

  • Das ist alles im Prinzip irrelevant. Landwirtschaft wird heutzutage "industriell" betrieben, wenn irgendwo ein Glied im Produktionsprozess bricht, ist erstmal Dosenfutter angesagt. Natürlich betreiben einige Zeitgenossen traditionelle, fast autarke Landwirtschaft, aber damit bekommt man keine Millionen satt.


    Die Konsequenzen sollten sein :



    Vorräte (und diese geheim halten).


    Wissen aneignen, wie man hochkalorische und vitaminreiche Nahrung mit rudimentären Mitteln produziert.


    Wissen aneignen, was man aus dem öffentlichen Park, von der Wiese und aus dem Wald bedenkenlos futtern kann.


    Das Wissen durch Versuche untermauern/festigen.



    Alles andere ist nur Statistik und unnütze Diskussion, die Lebenszeit und Gedankenkraft kostet, aber zu nichts führt.



    Übrigens, ich habe eine kleine Tomatenpflanze auf meiner Fensterbank und es geht ihr prächtig - die kleinen Tomaten schmecken auch. Als Stadtmensch habe ich mich schon seit längerer Zeit auf Hunger eingestellt, zumindest mental (hoffentlich).

  • Danke Zero für die Daten interessant zu sehen wie stark die Produktivität angestiegen ist!


    Zitat von Elf;308238


    Es gibt einfach Themen, die eskalieren sehr schnell in eine unsachliche Richtung.
    Wer mag, kann Fakten und Zahlen gerne selbst auf eigene Faust nachprüfen. Es gibt ja genügend Literatur zum Thema auch ausserhalb des Internets.


    Spannend zu hören wie schnell einem hier Unsachlichkeit vorgeworfen wird von jemanden der keine Quellen liefern will oder kann, eine Sache anscheinend frei definiert

    Zitat

    Du verwendest eine andere Definition von Selbstversorgungsrad als ich.

    und einen auffordert doch selbst danach zu recherchieren, was soll das?

  • Je nach Art der Krise würde die Nahrungsmittelversorgung mehr oder weniger schnell zusammenbrechen. Fehlt Strom oder Treibstoff über längere Zeit, würde der Selbstversorgungsgrad auf ein Minimum schrumpfen, egal wie gross er heute ist.
    Wenn ein Bauer Lebensmittel von Hand oder mit Hilfe von Pferd oder Ochse anbauen muss, wird er nur wenig produzieren können.


    Die andere Frage die sich stellt ist ob die Armeen in Westeuropa überhaupt noch fähig sind die Ordnung über längere Zeit zu gewährleisten. Zur Zeit des zweiten Weltkriegs war das bestimmt kein Problem, entweder durch
    Besatzungsmacht oder einheimisches Militär. Flächendeckende Sicherheit gäbe es heute wohl kaum mehr, ich schätze man würde sich auf das Schützen von wichtiger Infrastruktur beschränken müssen.
    2005 wurden nach der teilweisen Zerstörung von New Orleans und dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung durch Hurrikan Katrina, innert kürzester Zeit zahllose Geschäfte geplündert, die Mordrate stieg rapide an.
    Die Bevölkerungsstruktur und vorherrschende Kultur dort lässt sich kaum mit der in Westeuropa vergleichen, trotzdem muss man sich bewusst sein das es in solchen Situationen immer Leute geben wird
    die alle Hemmungen fallen lassen. Wer sich vor der Katastrophe schon nicht in die Zivilgesellschaft einordnen wollte, wird das mit dem fehlen von Autorität noch viel weniger tun.
    Nach meiner Einschätzung wird sich aber wohl der Grossteil der Gesellschaft weiterhin mehr oder weniger zivilisiert verhalten. Rechnen sollte man aber trotzdem besser mit dem Schlimmsten.


    Sonnige Grüsse vom Bodensee :)

  • Zitat

    Fehlt Strom oder Treibstoff über längere Zeit, würde der Selbstversorgungsgrad auf ein Minimum schrumpfen, egal wie gross er heute ist.
    Den Satz verstehe ich nicht?


    Zitat

    2005 wurden nach der teilweisen Zerstörung von New Orleans und dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung durch Hurrikan Katrina, innert kürzester Zeit zahllose Geschäfte geplündert, die Mordrate stieg rapide an.


    Das steht wo?


    Ich denke mir gerade, wenn nicht mal die USA sowas verhindern kann, dann braucht es in Europa auch keine Armeen :) Weil wenn jemand fragen würde: Welches Land der Welt hat die effektivste, einsatzbereiteste Armee der Welt, würde ich auf die USA tippen.

  • Den Satz habe ich falsch formuliert, da hast du natürlich recht, entschuldige bitte.
    Korrekterweise müsste es heissen: Fehlt Strom oder Treibstoff über längere Zeit, würde die Lebensmittelproduktion auf ein Minimum schrumpfen, egal wie gross der Selbstversorgungsgrad heute ist.


    http://www.spiegel.de/panorama…-pluenderer-a-372290.html


    hier zb :)
    Amerika konnte die Plünderungen erst nach ein paar Tagen mithilfe der Nationalgarde verhindern. Als Katrina die Stadt verwüstete war die Armee nicht vor Ort.

  • Ja, es dauert halt ein paar Tage. Von Null auf Gleich geht das nicht. Von Morden hab ich da jetzt aber nicht viel gelesen (Ein Polizist wurde nieder geschossen)


    Wieso sollte die Armee und Polizei eines beliebigen westlichen Staates nicht in der Lage sein, sowas unter Kontrolle zu bekommen?
    mMn wäre eine Situation die ein Versagen des Polizei/ Armee Apparats zur Folge hat wesendlich massiver als ein Hochwasser alá New Orleans.


    Zitat

    Fehlt Strom oder Treibstoff über längere Zeit, würde die Lebensmittelproduktion auf ein Minimum schrumpfen, egal wie gross der Selbstversorgungsgrad heute ist.


    Ja, da stimme ich dir voll zu. Nach einiger Zeit würde sich die Anzahl der Menschen wohl oder übel an die Nahrungsproduktion anpassen. Diese Zeit gilt es zu überleben.

  • Von Mord und anderen Straftaten kannst du hier lesen:
    http://www.spiegel.de/panorama…r-jeder-art-a-372864.html


    Wenn so eine Katastrophe auf eine Stadt oder ein Ort beschränkt ist sollte sie jedes westliche Land unter Kontrolle bekommen, da hast du recht.
    Besteht das Problem aber flächendeckend, zb über ganze Länder, dürfte es eng werden für jede Ordnungsmacht, ob zivil oder militärisch.

  • An der Diskussion sind wir hier schon oft angekommen: Die einen sind davon überzeugt, dass es Mord und Totschlag gibt. Die anderen gehen von einer Selbstorganisation der Einwohnerschaft aus, um die Probleme gemeinsam zu bewältigen. Wieder andere meinen, dass es je nach örtlichen Gegenheiten unterschiedlich wird.


    Ich persönlich glaube, dass man da wenig voraussagen kann, weil die Rahmenbedingungen je nach genauem Ereignis zu verschieden sind und weil auch die historischen Gegebenheiten sich nur sehr begrenzt mit gegenwärtigen Situtionen verlgeichen lassen.

  • Wenn es zu Mord und Totschlag kommt , hilft die Option sich dauerhaft verteigen zu können auch nicht viel, wenn man dabei verhungert, eil man nix zu beißen hat.
    Wenn man nicht verhungern müsste , der Eigenanbau von umherziehenden Horden aufgefressen wird, und man nur zuschauen kann , verhungert an auch.


    Es bleibt dann bloß die Symbiose zwischen der Fähigkeit zur Selbstversorgung einerseits und zur Selbstverteidigung andererseits. .


    Bei ersterem hab ich heuer festgestellt,, daß sich trotz Einsatz von Pfug und Fräse eine jahrelang als Weide genutzte Wiese nicht von heut auf jetzt in einen ordentlichen
    Kartoffelacker umwandeln lässt, und die "Feuerkraft" von zwei Armbrustschützen zwar schon besser ist, als von einem , aber man das, genauso wie die Bodenqualität durchaus noch optimieren könnte.


    "Selbstorganisation" könnte ich mir auch durchaus vorstellen . ZB Mithilfe bei der demnächst anstehenden Getreideernte, wenn es keinen Diesel mehr für die Mähdrescher gibt. Das mähen 3 Sensen auch mehr als eine , von mir aus auch 2 Stunden für den Bauer mähen , 1 Stunde für uns. Da braucht es dann nur 2 Sensen, mit denen man umzugehen versteht. Da steht von einem Hektar nach einer Woche auch noch was für
    Städter, wenn die wissen was man damit macht..



    Frieder

  • Ich sehe das so, dass man in einer Gruppe eigentlich zu 90% die besseren Überlebenschancen hat.


    Zum Saatgut: Ich habe nun wirklich keine Ahnung vom Nahrungsmittelanbau. Aber bei mir schwirren da Begriffe wie Hybride durch den Kopf:


    Zitat

    Mit der Hybridzucht werden Inzucht-Probleme vermieden, siehe Inzuchtdepression. In der pflanzlichen Hybridzucht wird der Heterosis-Effekt ausgenutzt, der – im Vergleich zu reinerbigen Lebewesen – zu mehr Vitalität und Leistungsfähigkeit führt. So kann der Heterosis-Effekt beispielsweise bei Getreide-Arten wie dem Mais zur Verdopplung der Erträge führen. Dementsprechend ist der Anteil der Hybridsorten in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. So waren 1995 bei Brokkoli, Tomaten und Rosenkohl jeweils über 80 % der Sorten Hybridsorten. In den USA werden Hybriden auf mehr als 90 % der Maisfläche verwendet. In China wird mehr als die Hälfte der Reisfläche mit Hybriden gesät. In 16 asiatischen Ländern befinden sich Reishybriden in der Testphase. In Indien sind mehr als ein Drittel der Baumwollfläche Hybriden.[10]

    Um den Heterosis-Effekt vollständig zu nutzen, werden in der Hybridzucht reinerbige Inzuchtlinien als Elterngeneration verwendet. Die entstehenden Linienhybriden bilden die erste Filialgeneration (F1-Generation). Sie werden als F1-Hybriden bezeichnet und sind genetisch uniform.


    Die Verwendung von Hybriden hat für den Landwirt den Nachteil, dass Nachkommen von Hybriden deutlich an Fitness verlieren. Beim Anbau von aus Hybriden erzeugtem Saatgut kommt es beispielsweise bei Mais zu Ertragsreduktionen von etwa 30 %.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Hybride#Vitalit.C3.A4t



    Lässt sich damit eigentlich noch eine ordentliche Landwirtschaft über einen längeren Zeitraum betreiben? Aus der Sicht eines Laien eigentlich nicht.

    I feel a disturbance in the force...