Lebensmittelausgabe(stellen) - in "Notzeiten"

  • Ich denke das liegt auch daran wie man Haushaltsvorräte empfindet und beschreibt:


    Variante A = ich habe alles was immer ich essen will im Haus
    Variante B = Ich habe genug im Haus um gut, einfach aber vernünftig und gesund essen zu können
    Variante C = Tage in denen ich mit teilweise hohem Aufwand noch etwas habe, dass ich zumindets nicht verhungere

  • Da stimme ich [USER="6073"]witchcraft[/USER] zu. Aus meinem Freunde- und Bekanntenkreis (überwiegend Stadtbewohner) kenne ich folgende Typen:


    Typ Familie:
    Macht einen Wocheneinkauf, darüberhinaus sind relativ unverderbliche Sachen vorrätig. Hier vor allem Nudeln und Reis und einige Fertiggerichte (Dosen, Tüten) falls man mal keine Zeit oder Lust hat zu kochen. Alles in allem kann man mit den "Vorräten" sicher mindestens eine Woche ohne frische Lebensmittel gut zurecht kommen.


    Typ Single:
    Geht mehrmals die Woche bis täglich einkaufen, oder isst überhaupt nur auswärts bzw. bestellt jeden Abend. Da gibt es im Kühlschrank außer 2 Flaschen Bier und 1 Packung Feta-Käse vom letzten Diät-Vorsatz zu Neujahr nichts essbares im Haus.


    Fazit:
    Es gibt definitiv einen Unterschied zwischen Stadt- und Landbewohner was die Menge der bevorrateten Lebensmittel angeht. Als ich noch in der Stadt gewohnt habe, war ich auch öfter einkaufen, besonders was frische, leicht verderbliche Lebensmittel angeht. Es gibt aber auch einen Unterschied je nach Lebensabschnitt (Student oder berufstätig, Single/Beziehung/Familie mit Kindern), welcher Einflüsse auf die (unbewusste) Bevorratung hat.


    Die Frage ist bei einer Bevorratung ja immer: "Wie lange möchte ich alles da haben um ohne Einschränkungen mein gewohntes Essverhalten aufrecht erhalten zu können?". Das sind für einen z.B. 4 Wochen. Ab dann gibts nur noch NRG-5 Riegel. Für einen anderen sind das 5 Tage. Dann hat er nur noch Reis und Nudeln daheim.


    Beispiel aus meiner Vergangenheit:
    Als meine Frau und ich unsere Tochter erwarteten, war es ganz logisch für den Tag X, die Geburt unserer Tochter, alles zu bevorraten was man für so einen kleinen Menschen braucht. Das hatte auch wesentlichen Einfluss auf unsere Lebensmittelvorräte und unser Kochverhalten. Das Fast Food wurde gestrichen, es wurde jeden Tag frisch gekocht und auch Meal Prepping betrieben, damit meine Frau jeden Tag ein gesundes Mittagessen hat, ohne selbst dafür sorgen zu müssen.

  • Meine bisherigen Erfahrungen decken sich etwa mit denen von Ben.
    Ich hab Mal auf der Arbeit vorsichtig rumgefragt (ebenfalls einem der Zeitungsberichte)


    Dort ist es so, das die jungen alleinlebenden Städter wenig bis keine Vorräte haben.


    (einer dieser Kollegen musste mal länger arbeiten, sagte dann zu mir: toll muss gleich wieder nen Döner holen, einkaufen schade ich nicht mehr und Zuhause hab ich nix.
    Anderer Kollege sagte: warum meine Frau arbeitet doch bei einem der größeren Discounter. Sie bringt das immer von der Arbeit mit
    ..)


    Die älteren und teils eher ländlich lebenden Kollegen haben nach eigener Angabe schon "ein bisschen was" zuhause.denke die würden bequem eine Woche überstehen.



    Ich kann mir auch vorstellen, das viele ältere Menschen täglich einkaufen, nur um Mal ein wenig reden zu können oder weil sie größere Mengen einfach nicht mehr tragen können.


    LG Bulli

  • Wenn ich an die ursprüngliche Fragestellung denke ...
    * Wo wird eigentlich die nächste Ausgabestelle sein? Gibt es da jetzt schon Pläne oder wird das dann bei Bedarf entschieden?
    * Wird Wasser an den gleichen Stellen ausgegeben wie Lebensmittel?
    * Sind auch Ausgabestellen für andere Produkte möglich/wahrscheinlich (z.B. Seife, Klopapier, Zahnbürsten, ...)?


    Was ich sicher machen werde ist anstellen wie alle anderen. Unabhängig davon was ich noch an Reserven habe, nur nicht auffallen ...

  • Wenn ich an die ursprüngliche Fragestellung denke ...
    * Wo wird eigentlich die nächste Ausgabestelle sein? Gibt es da jetzt schon Pläne oder wird das dann bei Bedarf entschieden?
    * Wird Wasser an den gleichen Stellen ausgegeben wie Lebensmittel?
    * Sind auch Ausgabestellen für andere Produkte möglich/wahrscheinlich (z.B. Seife, Klopapier, Zahnbürsten, ...)?


    Was ich sicher machen werde ist anstellen wie alle anderen. Unabhängig davon was ich noch an Reserven habe, nur nicht auffallen ...


    glaube das es Pläne gibt, alle anderen Punkte werden sicher nicht nicht sein.

  • Historisch lief die Ausgabe über den herkömmlichen Einzelhandel. Außerdem gab es auch Seifen-, Tabak-, Kleiderkarten etc. sowie bestimmte Sonderrationen, also beispielswiese: "Auf Abschnitt xy der Fettkarte erhält jeder Haushalt in der ersten Dezemberwoche vier Adventskerzen."


    Wie das in der aktuellen Planung ist, weiß ich nicht.

  • Das setzt immer eine gewisse Planung und eine halbwegs funktionierende Infrastruktur voraus. Als es das letzte Mal Lebensmittelkarten in Deutschland gab, wurden auch noch Stealth "Nurflügler" , Jet -Bomber und Raketenflugzeuge in Serie gebaut, auch noch im Frühjahr 1945. Wenn aber ein "Fukushima" Event stattfindet, wird es nur noch den Abverkauf der vorhandenen Seife geben, befürchte ich,

  • Niemand weiss es und es hängt von der Situation ab. Ich denke bei einer solchen Ausgabe mehr an Rotes Kreuz, technisches Hilfswerk, evenutell die Bundeswehr (je nach Situation).


    Ich erinnere mich das wir solche Situationen bei der Bundeswehr durchgespielt haben...Aufbau von Hauptverbandplatz..plus Ausgabesysteme für Lebensmittel und Wasser.
    Damals war sogar über warme Mahlzeiten und heisse Getränke nachgedacht worden. also so richtig mit Feldküchen und allem zipp und zapp.
    Die Feldjäger sollten das damals sichern, damit es fair zugeht und es nicht zu Gewalt kommt in der Schlange.
    Irgendein System ,dass niemand zweimal kommt, war damals nicht vorgestellt worden.

  • Was vielleicht auch noch zu bedenken ist, grundsätzlich gibt es zwei Systeme mit Lebensmittelkarten.
    Einmal berechtigt man sich mit der Karte bestimmte Lebensmittel zu (meist festgelegten) Preisen zu
    kaufen. Das dürfte über den Lebensmitteleinzelhandel laufen.
    Die zweite Variante wäre eine bedingungslose Abgabe gegen die Karte. In diesem Fall denke ich wäre
    die Situation schon so weit eskaliert dass das Geldsystem weitgehend ausfällt. Da denke ich eher an
    Ausgabestellen von HiOrgs oder anderen staatlichen Stellen, der Ort könnte aber durchaus der gleiche
    bleiben, nur der Betreiber wechselt.

  • Gutes Thema


    Habe mich eben gefragt, wo die nächste Ausgabestelle sein könnte.
    Ich kann mir vorstellen, dass diese beim örtlichen Supermarkt eingerichtet würde, da dieser ja für die Güterausgabe eingerichtet ist, wenn auch für die ordentliche Lage.


    Übrigens scheint hier in der Schweiz der Bund die Grossisten zur Lagerhaltung zu verpflichten: Aus dem Landesversorgungsgesetz:

    Zitat

    Betriebe, die an der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern mitwirken, können unter Berücksichtigung ihrer Leistungsfähigkeit verpflichtet werden, Mindestvorräte zu halten.


    Ob es hier noch Lebensmittelmarken gibt, weiss ich nicht.


    Würden denn die Rationen von Beginn der Verteilung an alle verteilt werden, oder würde für den Bezug von Rationen vorausgesetzt, dass man den eigenen Notvorrat zuvor aufgebraucht hat?

  • Dass die Behörden dafür die Gebäude des Einzelhandels nutzen können, ist so in den entsprechenden Gesetzen und Verordnungen vorgesehen. Die Verteilung erfolgt an alle Karteninhaber, und das wird über die Einwohnermeldeämter gesteuert. Also kriegen alle was, unabhängig von ihren Vorräten zu hause.


    Soviel zumindest aus der laienhaften Außenansicht und für das große Nordkantönli.

  • Aus einem text zur Revolutionszeit im alpenlädischen (1915-1919) Raum sehe ich folgendes:
    "Auf Grund der Vorratserhebung solle eine gleichmäßige Verteilung auf die Bevölkerung vorgenommen werden."
    vorhandene Vorräte wurden also aufgenommen und bei der Verteilung berücksichtigt, entsprechend waren vorhandene
    Vorräte den Behörden bekannt.
    1918 waren dann die Zuteilungen pro Person folgendermaßen (auf wichtige Dinge beschränkt):
    "Brot und Mehl: 3kg Brot oder 2kg Einheitsmehl sowie 1kg Haushaltsmehl für 16 Tage. Auf Mehlkarte 1 Pfund Kochmehl. Schwer- und Schwerstarbeiter wie auch im Wald nächtigende Holzarbeiter erhielten Zulagen.
    Kartoffeln: 7 Pund pro Woche
    Fleisch: 180g pro Woche oder 500g Wildbret oder 360g Frischwurst.
    In den fleischlosen Wochen: <Datumsangaben> gab es als Ersatz 180g Mehl oder 1kg Kartoffeln.
    Zucker: monatlich 650g
    Milch: Tagesmenge: Kinder bis zum vollendeten 2. Lebensjahr, falls sie nicht gestillt wurden, und stillende Mütter 1l, Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr sowie erwachsene weibliche Personen 0,5l, männliche Erwachsene 0,25l
    Fett: 100g pro Woche, davon maximal 50g Butter. Holzarbeiter erhielten bei Übernachtung im Wald 500g, bei Übernachtung zuhaise 250g.
    Eier: für drei Wochen zwei Stück.
    Teigwaren: ein Pfund pro Monat"


    Dabei war oft nicht immer alles verfügbar. Die Ausrichtung der Zuteilungen ist aber eindeutig: Getreideprodukte, Kartoffeln, Fett und Zucker. Milch für heranwachsende und Kinder.
    Beachtenswert ist der Hinweis auf die "Vorratserhebung". Genaues dazu konnte ich noch nicht finden, offensichtliche Vorräte wurden aber anscheinend in historischen Szenarien erhoben und bei der Zuteilung berücksichtigt.
    Es gibt auch ein Bild dazu, urheberrechtlich kann ich es nicht hinzufügen. Es zeigt die Kartoffelausgabe und scheint mit langer Schlange recht gesittet zugegangen zu sein. Die spezialisierung in der Bilduntrschrift auf die Kartoffelausgabe lässt schließen, dass es entweder verschiedene Orte oder verschiedene Zeiten für die Ausgabe einzelner Lebensmittel gab. In diesem Bild erfolgte die Ausgabe wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, Supermärkte oder ähnliches gab es aber damals auch nicht,


    Quelle: "Revolutionszeit 1918/1919 im Bezirk Garmisch", Josef Ostler, Seite 23-24


  • Beachtenswert ist der Hinweis auf die "Vorratserhebung". Genaues dazu konnte ich noch nicht finden, offensichtliche Vorräte wurden aber anscheinend in historischen Szenarien erhoben und bei der Zuteilung berücksichtigt.


    Das betraf in erster Linie Landwirtschaft, Handel und Nahrungsmittelproduktion, aber auch private Vorräte bestimmter Waren wurden erfasst und eventuell eingezogen. Wenn du unter dem Stichwort googelst, findest du ein paar Verordnungen sowie Beschreibungen, wie sowas ungefähr ablief.

  • Bezüglich der Situation in Garmisch 1918/19 gehe ich davon aus, daß zur damaligen Zeit vor Ort , eventuell im Bereich des Landkreises Getreide, Milchprodukte , Kartoffel produziert wurde . Kartoffelanbau erfolgte
    damals auf jedem Hof schon Selbstversorgung. Heute findet sich im Alpenvorland kein Kartoffelacker mehr .. Heute gibts auf Lebensmitelkarte vielleicht ein Kilo Gras- oder Maissilage.
    Gerade in der Revolutionszeit gabs in Bayern das Problem, daß die eher konservativ gestimmte Landbevölkerung keine große Lust hatte, Lebensmittel ind die revolutionären,roten Großstädte zu liefern.


    Bezüglich der Versorgungslage ist außerdem noch anzumerken, daß eine gewisse Grundproduktion von Mehl und Brot , Fleisch in vielen dezentralen Mühlen, Bäckerein , Metzgerein , kleinen Molkerein vor Ort erfolgte.
    Dazu waren keine komplexen Kommunikationsnetze erforderlich oder Energietransporte , Mühlen wurden weitgehend noch mit Wasserkraft betrieben, die Bäcker konnten mit Holzheizen , die Kuh wurde zum Metzger getrieben.


    Die Frage ist weniger, welche Lebensmittel gedruckt, vorgehalten und verteilt werden, sondern inwiweit in Krisensituationen Nahrungsmittel. vorrätig sind, hergestelt oder verarbeitet und wie vertelt werden kann.


    Selbst für die Situation nach 1944 muß man davon ausgehen, daß sowohl militärisch wie zivil in D überörtliche Transporte mit Dampflokomotiven und örtlich mit Zugpferden bewegt wurden.