Biologische Kleinkläranlagen funktionieren im Sommer nur bedingt und im Winter praktisch garnicht.
Es gibt immer noch Ortschaften in D, die im 21. Jahrhundert noch nicht an eine kommunale Kläranlage angeschlossen sind. Da gibt es offiziell dann genau zwei Möglichkeiten der legalen Abwasserentsorgung: abflusslose Sammelgrube, die alle 2-6 Wochen ausgepumpt wird oder Kleinkläranlage.
Beides wird z.B. in Sachsen-Anhalt vom Staat finanziell gefördert. Sachsen strebte vor Jahren noch an, 95% der Haushalte an ein Abwassernetz anzuschließen und ist mittlerweile davon abgerückt und strebt jetzt nur noch an, 86% der Haushalte ans Netz zu bekommen. Kleinkläranlagen werden daher noch lange Zeit existieren. Sie müssen mittlerweile der EU-Wasserrichtlinie von 2015 entsprechen, was bedeutet, dass die klassische 2- oder 3-Kammer-Hauskläranlage aus dem 19. Jahrhundert um eine aktiv belüftete biologische Stufe nachgerüstet werden muss. Auch bei Kleinkläranlagen muss der Schlamm (wie bei den großen KA auch) aus der Absetzkammer abgepumpt werden. Das gereinigte Wasser ist bei der KKA nicht wesentlich schlechter als bei einer großen 3-Stufen-KA. Da sich eine Klein-KA deutlich unter der Frostgrenze im Erdreich befindet, funktioniert die biologische Stufe auch im Winter, die Kammern haben ganzjährig annähernd gleiche Temperaturen (die in 2m Tiefe ungefähr dem ganzjährigen Mittelwert der oberiridschen Lufttemperatur entspricht, bei uns in der Region Schwäbische Alb ca. 8°C).
Ein völlig zugefrorener Schilfteich arbeitet im Winter natürlich nicht so wie im Sommer, da die Schilfpflanzen bzw. die im Wurzelbereich siedelnden Mikroorganismen kaum Stoffwechsel machen. Aber der Schilfteich dient nach der letzten Stufe einer biologischen Kleinkläranlage ohnehin nur als weitere Nachbereitung (Stickstoffreduktion) und als Versickerungsfläche. Ein Versickerungsgraben in einer Wiese erfüllt nahezu den gleichen Zweck.
Da meine Schwiegereltern in genauso einer Kleinsiedlung leben, die auch in 100 Jahren nicht an ein Abwassernetz angeschlossen werden wird, hab ich das Thema schon intensiv durchgekaut. Am Ende hat man sich für die Sammelgrube entschieden, weil es bei dem Abwasseraufkommen von zwei Personen im Haushalt auch mittelfristig günstiger ist, als die knapp 5stellige Investition in eine Kleinkläranlage mit enormen Betriebskosten (Pumpen, Belüftung, Wartung, Prüfungen, Probennahmen).
Grüsse
Tom